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Nr. 229 I Samstag, 20. August 1932

Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nach­richten, Reise und Wochenend, Die Scholle, Heimat und Welt, illustrierte Beilage zur Ausgabe B

Einzelpreis 10 pfennig

Jahrg. 47

Die Konfiskation des Eigentums der spanischen Monarchisten

Deutschland als das böse Beispiel

Mit dem Hinweis auf die Lohalität der deutschen Republik besiegte Azana die Opposition

shicht:

Der Außenseiter

Ehe Professor Piccard zum ersten Male auf­stieg, hielten manche ihn für einen eitlen Re­kordjäger. Er wäre nur einer von vielen ge­wesen und man hätte es ihm leichter ver­ziehen, als das, was er in Wirklichkeit ist: ein stiller, in sich gekehrter Mensch, der nur der Wissenschaft und seiner Familie leben will. Seine Forschermethode bringt ihn mehr, als ihm selber lieb ist, mit der Oeffentlichkeit in Berührung. Vor dem Aufstieg in Zürich hat er sich darüber beklagt. Das ist Außergewöhn­liches in einem Zeitalter der Rekord= und Ruhmsucht.

Oder stimmt es nicht, daß es große Mode ist, sich in der Oeffentlichkeit feiern zu lassen bis zur Götzendienerei, die im übelsten Personen­kult ihren Ausdruck findet? Reklame steht hoch im Kurs. Im Geschäftsleben gut und notwen­dig, also für Dinge. Aber abstoßend, wenn sie sich der Personen bemächtigt, sei es, daß man allzeit wacher Eitelkeit entgegenkommt oder schlummernde weckt.

Leute wie Piccard werden vermutlich noch so lange Außenseiter bleiben, wie es jeder kleinen oder großen Eitelkeit schmeichelt, den eigenen Namen genannt, ihn gedruckt zu sehen, sich deshalb für einen Zeitgenossen von Bedeutung zu halten. In der Wissenschaft sind solche Rasch­beglückte selten. Um so zahlreicher in der Poli­tik, im Sport und im Bereiche des Films. Beweiskräftige Namen kennt jeder.

Flucht vor der Oeffentlichkeit

Gibt es so etwas mitten in den eben an­gedeuteten Zeiterscheinungen noch? Ja, denn es gibt Mißvergnügte, die es satt zu werden be­ginnen, mit ihrem Bekannt= und Berühmtsein Mißbrauch getrieben zu sehen. Zu ihnen ge­hört der durch die Erstmaligkeit seiner Leistung berühmt gewordene amerikanische Ueber­seeflieger Oberst Lindbergh.

Er hat an die besonders sensationslüsterne amerikanische Presse geschrieben. Sie soll seinen soeben geborenen zweiten Sohn mit derOef­fentlichkeit" verschonen. Zuviel davon nahm ihm grausam den Erstgeborenen, so schreibt Lindbergh. Und er fügt hinzu:

Wir nehmen für unsere Kinder das

Recht in Anspruch, daß man ihnen gestattet,

wie andere Kinder normal und unbehelligt

von der Oeffentlichkeit auszuwachsen.

In diesem Schrei eines gequälten Va­ters liegt mehr als die Verwahrung eines ein­zelnen Er ist allgemeingültige Anklage gegen den mit pressegeschäftlichen Hintergedanken ge­förderten Sensationshunger. Wie albern wird oft dabei gehandelt: man ging jetzt wieder so­weit, zu vermelden, in welchem Hause Frau Lindbergh ihren zweiten Sohn zur Welt brachte und warum gerade dort!

Man fühlt in Lindberghs begreiflichem Ein­spruch das gesunde Widerspiel gegen den Groß­unfug, ureigenste Angelegenheiten eines Volks­genossen wider dessen Willen in die Oeffent­lichkeit zu zerren.

Fröhliche Zuversicht

Herr von Schleicher kennt Herrn von Pa­pen. Wenn er gesagt hat, der Herr Reichs­kanzler sei im glücklichen Besitze einesgesunden Leichtsinns, dann wird es wahr sein. Leichter, unbeschwerter Sinn(sonst mehr im Rheinlande, als in Westfalen zu Hause), ist keine Leicht­fertigkeit, sondern die Grundlage optimistischer Schauweise. Daß sie Herrn von Papen eigen ist, hat er jetzt der Weltöffentlichkeit bezeugt. Er rechnet auf Bestand seines Kabinetts. Nach der Tagesmeinung durfte ein Kanzler in seiner Lage nicht sagen: ich werde lange im Amte bleiben!

Die Leute mit dem Rechenstifte, angesetzt an Mandatszahlen und in berechtigter Erwartung von Mißtrauensanträgen, nennen solchen Aus­spruch unverständliche Kühnheit. Der Ketzer gegen den Glauben an die Auferweckung eines gesunden Parlamentarismus sieht es anders, weil es ihm zwecklos erscheint, sich in den Ge­

(Fortsetzung Seite 2)

Madrid, 20. August, Drahtm. Die Annahme des spanischen Konfiskations­gesetzes, nach dem die monarchistischen Ver­schwörer ihrer Güter verlustig gehen, mit der überwältigenden Mehrheit von 262 gegen 14 Stimmen, über die wir kurz berichteten, hat in der ganzen spanischen Oeffentlichkeit das größte Aufsehen erregt. Besonders die Haltung der größten bürgerlichen Partei, deren Führer Ler­roux ist, hat großen Eindruck auf die Oeffent­lichkeit gemacht.

Lerrour hatte sich sehr scharf gegen die Vor­lage ausgesprochen, stimmte schließlich doch mit der Regierung und gab gleichzeitig eine Er­

klärung heraus, nach der keine Partei in der Stunde der Gefahr die spanische Republik im Stiche lassen dürfe. Gleichzeitig ist das spanische SchlachtschiffEspana V nach Cadiz beordert worden, um die verhafteten monarchistischen Verschwörer an Bord zu nehmen. Sie werden außer Landes gebracht und in einem Deporta­tionsgebiet abgesetzt werden. Ihre Güter, deren Konfiskation nunmehr schlossen worden ist, wer­den aufgeteilt und sollen für die Armen, die sich ansiedeln wollen, bereitgestellt werden.

Auf Vorhaltungen der Juristen hin, wonach die Konfiskation des Eigentums der Monarchi­sten ganz unhaltbar sei, erklärte Azana ohne

Umschweife in der Kammer, er wisse sehr wohl, daß es sich um nichts anderes als eine rein politische Maßnahme handele. Eine Klasse habe sich als Feind des Staates aus­gesprochen und nun sei es die Pflicht, mit allen und auch den drastischsten Mitteln gegen diese Leute vorzugehen und ihnen jede Tätigkeit in aller Zukunft unmöglich zu machen. Azana rief aus:Wir kämpfen um die Existenz der Re­publik. Wir befinden uns in offenem Krieg mit einem Feinde, der uns eines Tages nieder­zwingt, wenn wir ihn nicht entwaffnen.

Diese Erklärungen veranlaßten einen wahren Begeisterungsausbruch in der spanischen Kam­mer. Minutenlang tobte der Beifall für Azana.

In Regierungskreisen erklärt man, Beob­achtungen, die man gerade auch in Deutsch­land habe machen können, hätten den Ent­schluß zum unnachgiebigen Vorgehen gegen die Ruhestörer veranlaßt. Man habe gesehen, daß die deutsche Republik, die nicht nur mehr als loyal gegen ihre Feinde gewesen sei, sondern sie auch noch finanziell unterstützt und ausge­halten habe, einen sehr schlechten Dank dafür ernte. Spanien wolle sich von vornherein da­gegen sichern. Selbstverständlich sei, daß eine Kaste, die über Nacht ihres Vorrranges und ihrer Vormachtstellung beraubt sei, nicht ruhe und raste, bis sie die alten Zustände wieder her­beigeführt und ihre Vorrechte wieder erobert habe. Aufgabe des Staates müsse daher sein, den zu Unruhe und Revolution stets bereiten Krei­sen von vornherein das Handwerk zu legen.

Unter den Betroffenen befinden sich nicht nur Leute, die offen gegen die spanische Republik agitiert haben, sondern eine große Zahl sehr beliebter und angesehener spanischer Aristokra­ten. Besonders im Hinblick darauf hat die Par­tei Lerroux' gegen die Gesetzesvorlage Stim­mung gemacht. Es soll aber in einer persön­lichen Aussprache Azana gelungen sein, den Führer der Partei, Lerroux, umzustimmen und ihm klar zu machen, daß ohne scharfe Mittel eine Befriedung des Landes nicht eintreten könne. Auch in diesem Zusammenhange soll Deutschland als abschreckendes Beispiel genannt worden sein. Der Führer der sozialistischen Partei, Cordero, erklärte nach der Annahme des Gesetzes im spanischen Parlament, Spanien habe den revolutionärsten Akt seit dem Be­stehen der Republik vollzogen.

Im Lande selbst ist wieder eine Beruhigung eingetreten. Nicht zu verkennen ist jedoch, daß seit dem mißglückten monarchistischen Putsch eine wesentliche Radikalisierung der Volksmassen festzustellen ist. Noch immer kommt es zu Aus­schreitungen gegen aristokratische Kreise, die man vor dem Versuch, die Republik zu stürzen, völlig unbehelligt gelassen hatte. Der Grenz­verkehr, der gesperrt war, ist auf Anordnung der Madrider Regierung wieder freigegeben worden.

Unbekannte Inseln

Moskau. 15. Aug. Drahtm. Die Funkstation des EisbrechersRussanoff meldet, daß die sowjetrussische Nordlandexpe­dition in der Gegend 75 Grad 48 Minuten nördlicher Breite und 81 Grad 20 Minuten öst. licher Länge bisher unbekannte Inseln entdeckt habe. Die Inseln sollen 90 Meter hohe, felsige Steilufer besitzen.

Der schlesische Heimatdichter Paul Keller, der Autor des bekannten RomansFerien vom Ich ist 60jährig in Breslau gestorben. Seine Werke haben sich weit über die engere Grenze seiner Heimat hinaus große Verbreitung und Ansehen verschafft.

Wieder ein geglückter Ozeanflug

Der englische Flieger Mollison, der Gatte der bekannten Sportfliegerin Amy Johnson, hat auf einem Eindecker den Ozean überflogen. Er landete um 12.50 Uhr auf Neubraunschweig und wird heute nach New York weiterfliegen. Er erklärte nach seiner Landung, er habe wohl noch genügend Brennstoff für den Weiterflug besessen, sei jedoch so ermüdet und erschöpft, daß er erst ausspannen müsse Den Rückflug nach England, den Mollison nach kurzem Aufenthalt in New York wieder antreten wollte, wird er erst nach Ablauf einer Woche beginnen. Grund da­für ist der niedrige Bau der Maschine, wodurch der Flieger in unbequemer Haltung den Ap­parat zu steuern gezwungen ist. Mollisons Flug ist bemerkenswert, da er die erste Ueber­fliegung des Atlantischen Ozeans mit einem leichten Eindecker darstellt.