Kölner
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Nr. 210 1 Montag, 1. August 1932
Betlagen: Der Sonntag Der Sport, Die dunte Welt, Die Frau in Famtlie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Scholle, Heimat und Welt. illustrierte Beilage zur Ausgabe B
Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47
Was nun?
Parlament und Regierung
Köln, am 1. August 1932. Der letzte Reichstag zählte 577 Abgeordnete. Die Zunahme der Stimmen hat diesmal mehr als 600 Sitze geschaffen; zum Teil ist das auch auf Listenverbindungen, also auf die Auswertung von Reststimmen zurückzuführen.
Jetzt werden die Rechenkünstler anfangen, Mehrheiten und Minderheiten festzustellen.
Nur drei Dinge sind im Augenblicke klar: weder die Weimarer Koalition noch die Rechte noch die Linke sind in der Lage, eine Regierungsmehrheit auf die Beine zu stellen.
Der Ausdruck„Schlüsselstellung" trifft bei solcher Lage für das Zentrum nicht mehr unbedingt zu. Aber Zentrum und Bayerische Volkspartei, die sich im Wahlkampfe wieder enger gefunden haben, sind eben doch ein Kernstück von beinahe hundert Abgeordneten, deren Entscheidung viel bedeuten kann. Beide Parteien zusammen könnten mit den Nationalsozialisten eine glatte Mehrheit bilden. Nein zahlenmäßig! Praktisch sieht es anders aus. Die Haltung der drei Parteigruppen zueinander, Zentrum und die Bayern einerseits und Nationalsozialisten anderseits ist durch der letzteren Schuld im Wahlkampfe so scharf gegensätzlich, so unversöhnlich gewesen, daß es in diesem Augenblicke schwer fällt, daran zu glauben, daß hier mit 328 Mandaten eine parlamentarische Mehrheit entstehen könnte, die die Regierung zu bilden in der Lage wäre.
*
Die sogenannte Weimarer Koalition ließe sich zahlenmäßig schon nicht errechnen. Aber davon abgesehen würde eine Arbeitsgemeinschaft des Zentrums mit den Sozialdemokraten bei den jetzigen Stimmungen im Volke we der den beiden Parteien und noch viel weniger dem Volke und Reiche dienlich sein.
Diesem Volke muß die Gelegenheit gegeben werden, in der Praxis zu erproben, ob eine rechtsgerichtete Regierung mehr und besseres zu leisten vermag als die bisherigen Regierungen.
Der Versuch, diese Prode zu hintertreiben, würde eine weitere unselige Verschärfung der Gegensätze im Volke zur Folge haben. Sie müssen aber einmal bis zu einem gewissen Grade zum Schweigen gebracht, besser noch, weitgehend überbrückt werden, wenn endlich deutsche Innen= und Außenpolitik, deutsche Wirtschaftsund Sozialpolitik mit bestimmten Gegebenheiten ollen rechnen und auf lange Sicht disponieren können.
Wir werden niemals an einen Aufbau in Deutschland denken können, wenn wir politische Agitation auch fernerhin Selbstzweck sein lassen, so wie es bei den Nationalsozialisten der Fall ist Sie trommeln und trommeln. Aber sie haben bisher im Reiche und in Preußen aus der gewonnenen Macht nicht die Nutzanwendung auf die Uebernahme von Pflichten und Verantwortung gezogen.
Sie haben sich in die Illusion hineingeredet, im Reichstage absolute Mehrheit erkämpfen zu können. Der Vertreter einer englischen Zeitung in Berlin chreibt seiner Zeitung mit Recht:
„Hitlers Traum, Deutschland mittels des Parlamentes zu behertschen, ist für immer dahin. Das Wahlergebnis zeigt, daß der hypnotische Zauber der nationalsozialistischen Propaganda endlich gebrochen ist.“
Es kommt also tatsächlich nicht mehr darauf an, daß die Hitlerbewegung ein reichliches Drittel aller Stimmen zurzeit noch auf sich vereinigt. An einigen Stellen ist sie schon etwas zurückgedrängt worden, an anderen ist ihr Stillstand
Fortsetzung Seite 3
So wird es im neuen Deutschen Reichstag aussehen:
607 Abgeordnete—bisher nur 577
Adolf Hitler tut, als ob er einen„gewaltigen Sieg“ errungen habe...“ Rekord=Wahlbeteiligung
Berlin, 1. Aug. Drahtm.
Der Reichswahlleiter teilt mit: Infolge nachträglicher Meldungen einiger Kreiswahlleiter — insbesondere durch Eingang der Ergebnisse aus den Bahnhofswahllokalen— hat sich die Stimmenzahl vermehrt. Dies wirkt sich auch in den Mandatszahlen aus. Die Gesamtzahl der Mandate beträgt nach dem jetzigen Stande 607.
Davon entfallen auf die Sozialdemokraten 133
Nationalsozialisten 230
Kommunisten(einschließlich SAP.) 89
Zentrum 76
Deutsche Volkspartei plus Deutschnationale Volkspartei plus Landvolk plus radikaler Mittelstand 45
Deutsche Staatspartei 4
Bayerische Volkspartei plus Wirtschaftspartei 22
Christlichsozialer Volksdienst 4
Deutsche Bauernpartei 2
Landbund 2
Zusammen: 607
In der Zahl der der Zentrumspartei zustehenden 76 Sitze sind enthalten zwei Sitze, die auf den Kreiswahlvorschlag im Wahlkreis 27 (Pfalz), Zentrum und Bayerische Volkspartei entfallen sind.
Die Verteitung der Mandate im alten, 1930 gewählten Reichstag war folgende:
Sozialdemokraten 136, Nationalsozialisten 110, Kommunisten 78, Zentrum 69, Deutschnationale
42, Deutsche Volkspartei 27, Wirtschaftspartei 21, Konservative 4, Chrisstlich=Sozialer Volksdienst 14, Deutsch=Hannoveraner 3, Bayerische Volkspartei 19, Deutsches Landvolk 18, Staatsparteil.
Fraktionsgemeinschaft 16, Sozialistische Arbeiterpartei 6, Volksnationale Reichsvereinigung 6, Deutsche Bauernpartei 5. Bei keiner Fraktion 3. Insgesamt: 577.
Ein Verlegenheitsaufruf Hitlers
München, 1. Aug. Drahtm.
Adolf Hitler hat folgenden Aufruf erlassen, in dessen flauer Formulierung die Ratlosigkeit des Braunen Hauses deutlich zum Ausdruck kommt:
„Nationalsozialisten! Nationalsozialistinnen! Ein großer Sieg ist errun
gen! Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter= partei ist nunmehr zur weitaus stärksten Partei des Deutschen Reichstages emporgestiegen. Diese in der Geschichte unseres Volkes einzig dastehende Entwicklung ist das Ergebnis einer ungeheuren Arbeit, einer immer gleichbleibenden Beharrlichkeit. Es kann angesichts dieses großen Erfolges unserer Bewegung für uns alle nur die Pflicht geben, den Kampf nunmehr mit erneuter Kraft anzunehmen und fortzuführen.“
Weiter kämpfen, das heißt weiter agitieren und weiter schwindeln, obwohl das deutsche Volk in wiederholten Wahlen eindeutig genug bewiesen hat, daß es eine einseitige Parteiregierung Hitlers ablehnt. Die Zeit der Wahlen ist vorüber. Das Volk will sich endlich mit dem Einsatz der vollen, ungeteilten Kräfte für den notwendigen Wiederaufbau der Wirtschaft einsetzen. Es lehnt ab, sich weiter aus dem Braunen Hause in München aufputschen zu lassen.
Zusammentritt voraussichtlich Ende August
Nach dam Artikel 23 der Weimarer Versissung tritt der neugewählte Reichstag zum erstenmal spätestens am 30. Tage nach der Wahl zusammen. Demgemäß kann angenommen werden, daß der neue Reichstag sich erst Ende August versammeln wird. Es muß berücksichtigt werden, daß die Kreis=Wahlausschüsse und in Verbindung damit der Reichs=Wahlaueschuß die Aufgabe haben, das Engebnis der Wahlen im einzelnen festzustellen. Die Vorbereitung und die Bestimmung des Tages des ersten Zusummentritts des neugewählten Reichstags steht gemäß Artikel 27 der Verfassung dem Präsidenten der letzten Tagung zu.
Der Präsident des Reichstages muß den Reichstag allerdings früher einberusen, wenn es der Reichspräsident oder mindestens ein Drittel der Reichstagmitglieder verlangt. Mit einer früheren Einberufung ist indessen kaum zu rechnen, da einma: die Festellung des Wahlengehnisses geraume Zeit beansprucht, und da außerdem die Mitglieder der Reichsregierung beabsichtigen, bis zum Verfassungstag einen burzen Urlaub zu nehmen.
Wahlbeteiligung höher als zur Weimarer Nationalversammlung
Die Wahlbetektigung ist mit 82.3 Prozent die größte die es je in einer deutschen Parlamentswahl gegeben hat. Sie war sogar höher als die Beteiligung an der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung, die 82.68 Prozent erreichte. Dabei war die Wahlbeteiligung in der Republik immer haher als im Kaiserreich. Nur die Präsidentenwahlen haben eine nach höhere Beteiligung zu buchen. Die Waylbeteitigung betrug: zur Nationalversamtung 1919 82,68 v.., zum 1. Reichs tag 1920 78.43 v.., zum 2. Reichstag em Mai 1924 76,30 v.., zum 3. Reichstag im Dezember 1924 77,69 v.., zum 4. Reichstag 1928 74.53 v.., zum 5. Reichstag 1930 8200 v. H. Seither hat es im Reich und in Preußen drei Wahlgange gegeben. Bei der ersten Reichspräsidentenwahl sind 86,2 v. H. aller Stimmen obgegeben worden. Damit ist die hochste Beteiligungsziffer erreicht worden. Bei der zweiten Präsidentenwahl waren es nur noch 83,5 v. H. bei der preußischen Landtagswahl 82,10 v. H.
520 aus Kreiswahlvorschläge gewählt
Die Zahl der auf Kreiswahlvorschläge gewählten Abgeordneten beträgt 520. Diese ungewöhnlich hohe Zahl von Abgeordneten, die nicht auf Kreisverbände oder Reichslisten angewiesen sind, ergibt sich daraus, daß die Stimmen sich diesmal im wesentlichen auf vier oder fünf Parteien konzentrieren, von denen zwei — die Sozialdemokratische und die Nationalsozialistische— in sämtlichen 35 Wahlkreisen ihre Kandidaten unmittelbar durchbringen konnten. Auch bei der Kommunistischen und der Zentrumspartei, bei dieser unter Einbeziehung der Bayerischen Volkspartei für die drei bayerischen Kreise, sind in fast sämtlichen Wahlkreisen Stammandate erreicht worden. Schon den Deutschnationalen ist das nur noch in einem Teil der 35 Wahlkreise gelungen, alle übrigen Parteien haben Stammandate nur mit Hille von Wahlkreisvorschlägen erweichen können