Hölner

TTIT

Lokal-Anzeiger

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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln, Kheinische Dolkswacht Lokal-Auzeiger für die Erft- Mülhetmer Dolkszetung- Lokal-Auzeiger für den Kreis Bergheim

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Nr. 193

Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die bunte Welt, Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend. Die Scholle. Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B

Jahrg. 47

Die Nebenabkommen von Lausanne

Es ist eine peinliche Ueberraschung, erfahren zu müssen, daß um den sogenannten Lausan­ner Vertrag noch schwerwiegendeswenn und aber sich rankt.

Man hat in Lausanne kein ehr­liches Spiel gespielt. Man hat der deutschen Delegation von der Vereinbarung über die bedingte Ratifizierung(bedingt durch vorherige Schuldenregelung mit Amerika) erst nach der Unterzeichnung des Vertrages Kenntnis gegeben!

Die Engländer, die sich viel darauf zugute tun, dem fair play zu huldigen, sind hier Mitschuldige einer Hinterhältig­keit, die in Deutschland große Enttäuschung bereitet.

Die englische Zeitung Times bedauert zwar auch, daß die britische Regierung sich damit einverstanden erklärt hat, diese Sonderverein­barung geheimzuhalten. Die Times behauptet aber, das Ganze sei nur einenatürliche und ehrliche Vorsichtsmaßnahme". Der Lausanner Vertrag sei an und für sich endgültig, nur müsse sein Inkrafttreten von anderen Schul­denvereinbarungen abhängen.

Das ist es ja gerade, diese Abhängigkeit von erfüllten Vorbedin gungen, die den Vertrag eben nicht als endgültig er­scheinen läßt.

Was will es demgegenüber bedeuten, wenn die englische Presse beteuert, Amerika habe keinen Grund zu Mißtrauen. Es gebe keine gemeinsamen Forderungen Europas. Eng­land beispielsweise habe ganz freie Hand, mit Amerika von sich aus über die Schuldenrege­lung zu verhandeln, ohne einen der früheren Alliierten um seine Meinung befragen zu müssen.

Aendert das irgendetwas an der Tatsache, daß der Lausanner Vertrag erst ratifiziert werden soll, wenn Amerika den europäischen Schuldnern, die Deutschlands Gläubiger sind, Streichung zu­gestanden hat? Es ändert nichts daran. Es wäre höchstens möglich, daß die Engländer großzügiger sind und auch ohne volle Streichung ihrer Schulden in Amerika den Lausanner Ver­trag ratifizierten, während etwa Frankreich die Ratifikation nur vornähme, wenn Amerika ihm im vollen Umfange entgegenkommt.

Jedenfalls: Man wird noch lange warten

können, bis der Vertrag ratifiziert wird. Da man nicht weiß, ob das überhaupt geschehen wird, ist für die Stärkung des Vertrauens in der Weltwirtschaft durch Lausanne wieder einmal nichts gewonnen. Herr von Papen kann auf das Ergebnis von Lausanne wirklich nicht stolz sein. Brüning hätte anderes heimgebracht.

Amerika

Als die Amerikaner erstmalig von der geheim­gehaltenen Sondervereinbarung hörten, haben sie sich aufgeregt. Sie vermuteten dahinter eine europäische Frontbildung. Sie glaubten sogar, daß Deutschland mit von der Partie sei. Als sie hörten, daß das nicht der Fall wäre, haben sie sich etwas beruhigt. Jetzt, nachdem die Verein­barung bekannt ist, erklären die Amerikaner auf dem Wege eines Briefes, den der Präsident Hoover an den Senator Borah schreibt, daß sie sich durch das Nebenabkommen von Lausanne zu nichts verpflichten lassen, zu nichts zwingen lassen, daß sie sich überhaupt in keiner Weise dadurch beeinflussen lassen werden.

Sie sprechen damit nicht aus, daß sie unter keinen Umständen an Schuldennachlaß denken. Sie sprechen aber wohl damit aus, daß die

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Bischöfe und

Ein Nahnwort an das katholische Volk

Wie wir dem am 14. d. M. versandten Kirchlichen Anzeiger für die Erzdiözese Köln (Stück 15, Erlaß Nr. 146) entnehmen, haben die in der Fuldauer Konferenz vereinig­ten Oberhirten der Diözesen Preußens zu den bevorstehenden Reichstagswahlen ein eigenes Mahnwort an die Gläubigen gerichtet. Der betreffende Erlaß hat folgenden Wortlaut:

Die bevorstehenden Wahlen der Abgeordneten zum Deutschen Reichstage sind nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch wegen des Einflusses der gesetzgebenden und Regierungs­gewalten auf Förderung und Schutz der religiösen Interessen und Stellung der Kirche im öffentlichen Leben von großer Bedeutung. Das legt allen katholischen Christen die vaterländische Pflicht auf, von ihrem Wahlrechte so Gebrauch zu machen, wie es der Verantwortung des treuen Staatsbürgers und treuen katholischen Christen entspricht,

Wählet Abgeordnete, deren Charakter und erprobte Haltung Zeugnis gibt von ihrem Ein­treten für Frieden und soziale Wohlfahrt des Volkes, für den Schutz der konfessionellen Schu­len, der christlichen Religion und der katholischen Kirche. Hütet Euch vor Agitatoren und Parteien, die des Vertrauens des katholischen Volkes nicht würdig sind. Schöpfet Eure Be­lehrung aus bewährten katholischen Blättern.

Das ist die Mahnung Eurer Bischöfe, die dem politischen Parteienkampfe den Eintritt in das Heiligtum der Kirche verwehren, aber an Ereignissen, die für Vaterland und Kirche von so tiefer Bedeutung sind, nicht ohne ein Wort der Mahnung vorübergehen dürfen.

Fulda, den 12. Juli 1932.

Die Oberhirten der Diözesen Preußens

Für die Erzdiözese Köln:

Karl Joseph Kardinal Schulte,

Erzbischof von Köln.

Die politik der Straße

In Berlin mehrere Verletzte

CNB Berlin, 15.Juli. Zusammenstöße zwi­schen Anhängern extremer Richtungen forderten in der vergangenen Nacht wiederum mehrere Opfer. Bei einer Schießerei zwischen Natio­nalsozialisten und Kommunisten im Norden Ber­lins wurde ein keiner Partei angehörender Bäcker durch einen Bauchschuß schwer verletzt. Zwei Polizeibeamte wurden durch Steinwürfe leicht verletzt.

In Schöneberg wurde ein Schlosser von Natio­nalsozialisten niedergestochen, er mußte in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus ge­bracht werden.

Warum Belagerungszustand?

Wie war zu Köln es doch vordem mit den Verboten! so bequem.

CNB Kassel, 14.Juli. Der Präsident des Preußischen Landtages, Kerrl, machte heute in einer nationalsozialistischen Wahlversammlung eine aufsehenerregende Mitteilung. Er sagte, daß er noch neute ein Schreiben an den Reichskanzler richten werde, in dem eine Aenderung der Verhältnisse in Preußen gesor­dert wird. Die Nationalsozialisten verlangten, daß der Staat und, wenn dieser Staat nicht in der Lage sei, das Reich für geordnete Zustände sorge und daß die Ordnung in Deutschland wiederhergestellt werde, sei es auch durch Ver­kündung des Belagerungszustandes.(Früher war es einfacher: Uniformverbot und

Demonstrationsverbot genügten!)

Staatsschutz oder Selbstschutz?

CNB Düsseldorf, 14 Juli. Der Aktionsaus­schuß der Eisernen Front, der aus den Führern der Freien Gewerkschaften, des Reichsbanners, der Arbeitersportler und der Sozialdemokrati­schen Partei besteht, entsandte am Mittwoch, den 14. Juli. eine Deputation zum Re­gierungspräsidenten, um dort auf den Ernst der Situation in Düsseldorf hinzuweisen.

Sie übergab dabei dem Herrn Regierungs­prasidenten das Material von Ueberfällen. die sich seit der Aufhebung des Uniformverbots in Düsseldorf ereignet haben.

Das Material umfaßt Hunderte von Fällen, von denen jeder durch mehrere Zeugen belegt wurde.

Die Deputation verlangte ein starkes Ein­greifen der staatlichen Organe im Interesse der Staatsautorität und wies den Herrn Re­gierungspräsidenten auf die außerordentlich schwerwiegende Gefahr hin, die eintrete, wenn die Eiserne Front notgedrungen zur Or­ganisierung des Selbstschutzes schrei­ten müsse.

Mehrjährige Zuchthausstrafen für politische Ueberfälle

WTB Nürnberg, 14.Juli. Das Schöffengericht verurteilte heute zwei Kommunisten, die an einem Ueberfall auf Nationalsozialisten am 11. Juli beteiligt waren, zu fünf und drei Jahren Zuchthaus.(Wird endlich durchgegriffen?)

Das größte Landpassagierflugzeug, die in Rußland erbauteAmeise 14, wird, wie es heißt, in den nächsten Tagen zu einem Demonstrationsflug(Etwas anderes alsDemonstration kennen die Bolschewisten kaum) aussteigen, der auch nach Berlin füh­ren soll. Das Flugzeug wird 40 Passagiere und eine Ladung russischer Pelze im Gewicht von 2000 Kilogramm an Bord haben.

Die Anabhängigkeit der Mandschurei

WTB London, 15.Juli. Times meldet aus Tokio: Die Völkerbundskommission hatte gestern eine abschließende Besprechung mit dem japani­schen Außenminister Graf Ushida. Sie wird jetzt unverzüglich nach China zurückkehren, da sie zur Abfassung ihres Berichtes die Bot­schaftsarchive in Peking benötigt. Eine amt­liche Mitteilung ist zwar nicht herausgegeben, es verlautet aber, daß der japanische Außen­minister der Kommission klar gemacht hat, daß die japanische Politik sich auf die end­gültige Loslösung der Man­dschurei von China und ihre Unab­hängigkeit festgelegt hat und diese Politik nicht aufgeben wird. was auch immer die Kommission dem Völkerbunde vorschlagen mag.

Nazis in der Verantwortung

WTB Neustrelitz, 14.Juli. Nach zweitägigen Verhandlungen wurde heute abend der Etat für Mecklenburg=Strelitz für das Jahr 1932 33 mit den Stimmen der Deutschnationalen und der Nationalsozialisten angenommen. Wenn auch hinsichtlich der Deckungsfrage für einen bestehenden Fehlbetrag in Höhe von rund 150000 Mark zunächst gewisse Schwierigkeiten bei den Koalitionsparteien aufgetreten waren, so wurden diese doch in letzter Stunde besei­tigt. Zur Deckung wurde die Regierung er­machtigt, eine Gehaltskürzung der Beamten nach dem Muster der letze ten preußischen Notverordnung vor­zunehmen. Die Sozialdemokraten stimmten ge­meinsam mit den Kommunisten gegen die An­nahme des Haushaltsplanes.

Strafantrag gegen einen Verleumder

CNB Berlin, 15.Juli. Reichskanzler a. D. Dr. Brüning hat, der Germania zufolge, seinen Rechtsbeistand beauftragt, gegen den Füh­rer der NSDAP in Jena, Postinspektor Schmidt, Strafantrag zu stellen.

Schmidt hatte behauptet, daß Dr. Brüning beabsichtigt habe. Ostpreußen für zwei Milliar­den Mark an Polen und das Saargebiet für 99 Jahre an Frankreich zu verpachten.

Minister Hirtsiefer zum Gruß!

Heute abend spricht im Großen Saale der Bürgergesellschaft der stellvertretende preußische Ministerpräsident, Herr Wohlfahrtsminister Dr. h. c. Hirtsiefer in einer Versammlung der Kölner Arbeiterzentrumswähler. Aus deren Reihen wiro uns geschrieben:

Daß für diese Kundgebung der Arbeiterschaft im Kölner Zentrum als Redner Preußens stell­vertretender Ministerpräsident, Wohlfahrts­minister Hirtsiefer gewonnen wurde, ist bestimmt keine Zufälligkeit. Die Wahl dieses Redners ist für die Kölner christliche Arbeiterschaft be­wußter Gesinnungs= und Willensausdruck. Hirt­siefer ist ein Mann aus dem Volke. Er stand am Schraubstock. Er kam in die christliche Gewerk­schaftsbewegung und wurde ihr Führer. In rastloser, unausgesetzter Willensanstrengung und mit unermüdlichem Fleiß erwarb auch er sich die geistigen Qualitäten, die ihn zu einem Amte in verantwortlicher Staatsführung befähigten.

Auch in seiner exponierten Stellung hat Hein­rich Hirtsiefer immer die Verbindung mit dem arbeitenden Volke aufrecht erhalten. Seine staatspolitische Tätigkeit war und ist getragen von dem Grundsatz, einen freien Arbeiterstand organisch in das staats­politische und volkliche Leben einzugliedern. Die­sen Grundsatz zur praktischen Verwirklichung zu führen, gab ihm sein Amt als preußischer Volks­wohlfahrtsminister vornehmlich die Möglichkeit.

In unwandelbarer Treue grüßen heute die

Kölner christlichen Arbeiter ihren Minister Hirtsiefer. Er hat mit den anderen aus der deutschen Arbeiterschaft kommenden Männern in der deutschen Staatsführung den Beweis er­bracht, daß nicht Privilegium von Rang und Bildung allein die Befähigung zu verantwort­lichem Posten in der Staatspolitik mit sich bringen. Mußte doch kürzlich selbst ein na­tionalsozialistisches Organ aner­kennen, daß die Autodidakten(aus der Ar­beiterschaft) ein ungleich höheres Maß seelischer Kräste und Opfer in ihr Amt mitgebracht haben, als sogenannte Berufene aus den exklusiven Ständegruppen vorkriegszeitlichen Regimes.

Weil die deutsche und nicht zuletzt die christ­liche Arbeiterschaft nach wie vor will, daß auch nach dem 31. Juli ihr maßgebliche Mitbe­stimmung und Mitverantwortung im Staats­leben gesichert und erhalten bleibt, deshalb grüßt sie Minister Hietsiefer in Köln mit beson­deren Stolze.

Die christliche Arbeiterschaft weiß, daß in den Plänen der Herrenklubkreise und im Ziel des Nationalsozialismus für ein Staatsministerium der Art, wie es vom Wohlfahrtsminister Hirt­siefer verwaltet wird, kein Platz mehr ist. Weil aber die christliche Arbeiterschaft mit dem ge­samten sozial denkenden Volke aller Stände und Schichten der Meinung ist, daß eine wahrhaft nationale Politik eine soziale Staatspolitik vor­aussetzt, die dem Bedürftigen die Hilfe zuerst zuteil werden läßt, darum grüßt sie mit Dank und Anerkennung den Zentrumsminister Hirt­siefer, den Wohlfahtrsminister.0a