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Nr. 174 1 Montag, 27. Juni 1932
Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die bunte Welt, Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend. Die Scholle, Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B
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Herr von papen wurde„mißverstanden“.
Die unglückliche Rede vor den französischen presse
vertretern zurechtgerückt
Der Rest war Schweigen
aus
die zu einer für die geverheerenden Fragen
WTB Berlin, 25Juni. Reichskanzler von Papen gab einem Vertreter des WTB unter Bezugnahme auf die Veröffentlichungen in der französischen Presse über die Unterhaltungen in Lausanne am Freitag folgende Erklärung:
Es war mir selbstverständlich äußerst wertvoll, daß ich in Lausanne Gelegenheit hatte, nicht nur mit den verantwortlichen Staatsmännern der an der Reparations= und der Kriegsschuldenfrage interessierten Mächte persönlichen Gedankenaustausch zu pflegen, sondern auch mit den Vertretern der ausländischen Presse mich zu unterhalten.
In einem Teil der französischen Presse ist aber der Niederschlag der letzten Unterhaltung vor meiner Abreise aus Lausanne in mißverständlicher Form wiedergegeben worden. Besonders gilt das von dem Passus, der von einem Recht Frankreichs auf weitere Reparationszahlungen handelt. Schon in der Rede, die ich in der ersten Plenarversammlung gehalten habe, habe ich darauf hingewiesen, daß es sich in Lausanne nicht darum handeln kann, die juristischen Grundlagen des Reparationsproblems zu erörtern, sondern schließlich die tatsächliche Lage, endgültigen Beseitigung dieses samte Weltwirtschaft komplexes zwingt.
In diesem Zusammenhang habe ich gegenüber den Vertretern der französischen Presse wiederholt betont, daß die Wiederaufrichtung der Weltwirtschaft ein Zusammenarbeiten besonders zwischen Deutschland und Frankreich fordere— eine Zusammenarben, aus der für Frankreich bessere und greifbarere Vorteile erwachsen würden, als die Fortführung irgendwelcher Reparationszahlungen. Die unfähigkeit Deutschlands sei bekanntlich nicht von Deutschland herbeigeführt worden, sondern eine Folge des Runs auf unsere Kavi
talreserven, der Verstopfung aller normalen Kreditwege und der Zollmauern, die jedes Land um sich errichtet habe. Wenn man also die Weltwirtschaft wieder in Ordnung bringen wolle, dürfe man nicht bei der Beseitigung der politischen Tribute und Zahlungen stehen bleiben, sondern müsse konstruktive Maßnahmen ir Auge fassen. Zu dieser gemeinsamen Anstrengung sei Deutschland bereit, zu seinem Teile nach Kräften beizutragen.
Ich bin der Ansicht, daß der Entschluß der europäischen Großmächte, ihre eigenen Angelegenheiten auf solcher Grundlage zu ordnen, den besten Eindruck in den Vereinigten Staaten machen würde und ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß trotz der in Angelegenheiten der Tribute sehr großen deutsch=französischen Meinungsverschiedenheiten der Weg zu einer gemeinsamen Aktion der europäischen Mächte gefunden werden wird.
*
Diese Berichtigung ist keine. Herr von Papen läßt die Sätze, auf die es ankommt, unbeanstandet. Er bestreitet nicht, den Franzosen zugestanden zu haben, daß„Frankreich ein Anrecht“ auf Kompensationen habe. Er bestreitet auch nicht die ganz unglücklich formulierten Sätze, die er mit Bezug auf deutsche Außenpolitik ausgesprochen hat. von Papen hatte bekanntlich erklärt, er vertrete alle nationalen Kräfte Deutschlands, was seine Vorgänger nicht hätten erklären können.(!) von Papen umschreibt jetzt nur mildernd, was er in Lausanne kraß ausgesprochen hat. Seine Worte in Lausanne holt er damit nicht zurück!
Aus Genf wird berichtet:
Es bedarf keiner Erwähnung, daß das Interview in den Kreisen der Konferenz die Wirkung einer Bombe hatte, ja zunächst völlig konsternierte. Dem zu erwartenden Dementi ist entgegenzuhalten, daß Stephane Lauzanne auf mündliche Befragung hin für jedes einzelne Wort der Erklärung. die er sich zum Teil dreimal habe wiederholen lassen, garantiert und Herr von Papen sich anderseits mehreren Korrespondenten deutscher und französischer Blätter gegenüber in dem gleichen Sinne geaußert hat.
Die Samstagssitzung des Reichskabinetts
CNB Berlin, 26.Juni. Wie wir erfahren, hat der Reichskanzler bei seinem gestrigen Vortrag über die Lausanner Verhandlungen vor dem Reichskabinett eingehend auch den Inhalt all der internen Gespräche wiedergegeben, die er selbst oder andere Mitglieder der deutschen Delegation mit den fremden Staatsmännern gehabt haben. Ueber das, was der Kanzler weiter zu tun beabsichtiat. wird selbstverständlich aus taktischen und außenpolitischen Gründen strengstes Stillschweigen bewahrt.
Zu den Verhandlungen mit den Länderregierungen. über die der Reichsinnenminister im Hinblick auf alle damit zusammenhängenden Probleme ein ausführliches Exposee erstattete, ist noch zu bemerken, daß sich das Kabinett bereits über die Notwendigkeit und die Art einer einheitlichen Regelung im Falle
ablehnender Antworten einzelner Länder schlüssig wurde.(Bayern hat bekanntlich bereits abgelehnt.) Die erforderlichen Maßnahmen werden alsdann in Form einer Ergänzungsnotverordnung getroffen werden.
„Nazis ohne Staatsidee“
Eine Feststellung des„Verbündeten“ Hugenberg
Auf der deutschnationalen Reichsführertagung in Berlin hielt Hugenberg eine Rede, in der er auch auf das Verhältnis der Deutschnationalen zu den Nationalsozialisten einging. Er sagte darin u.., dem Nationalsozialismus fehle eine klare Staatsidee. Er habe noch nicht Stellung genommen zu dem Problem: Republik oder Monarchie“. während zu der klaren Staatsidee der Deutschnationalen das Bekenntnis zur monarchischen Staatsform gehöre.
Wenn die Deutschnationalen kein starker Faktor würden, bestehe die Gefahr, daß Nationalsozialisten und Zentrum zusammengingen und daß im Grunde das fortdauern würde, was bisher das deutsche Geistes= und Wirtschaftsleben zugrunde gerichtet habe(!) Ebenso bestehe dann aber auch die andere Gefahr der Alleinherrschaft der Nationalsozialisten.
(O„schöne“ Harzburger Front wohin bist du entschwunden?).
Die Botschaft hör' ich...
Ein neuer plan zur Lösung des Mitteleuropa=problems
für den Devisenverkehr die
WTB Paris, 26.Juni. La République veröffentlicht aus der Feder ihres Direktors Roche einen Artikel, der eine Lösung des mitteleuropäischen Problems auf folgender Grundlage anregt:
1. Zollunion zwischen den Donaustaaten,
2. internationale Kontrolle der Budgets der in Zahlungsschwierigkeiten befindlichen Staaten, Organisation eines Zahlungsclearings zwischen den Teilnehmern an der Wirtschafts=Union,
3. wirtschaftliche Abrüstung.
Roche hält diesen dritten Punkt für noch wichtiger als die militärische Abrüstung. Die wirtschaftliche Abrüstung würde sich seiner Ansicht nach die Beseitigung parasitärer Industriezweige und die Verpflichtung der unterstützten Staaten. keine neuen Industrien zu schaffen, zum Ziele zu setzen haben. Als Schema für eine wirtschaftliche Union schlägt Roche vor: die Annahme eines einheitlichen Zollinhaltsverzeichnisses, einen einheitlichen, auf der Goldwährung beruhenden Zolltarif für die Teilnehmerstaaten, gegenseitige 20prozentige Zolltarifermäßigung, zollfreien Austausch notwendiger Waren in den Grenzen bestimmter Kontingente.
In finanzieller Hinsicht regt der Verfasser des Artikels an: Kontrolle der Finanzen der mit Zahlungsschwierigkeiten kämpfenden Donaustaaten, und zwar dadurch, daß der Völkerbund oder ein von ihm abhängiger Organismus mit der Verringerung und Kontrolle der Ausgaben, der Einziehung der Einnahmen usw. betraut wird; 2. Schaffung einer Komvensationskasse für den Wirtschaftsverkehr zwischen den Staaten der DonauUnion. Diese Kasse müßte mit einer von den nationalen Währungen unabhängigen Währung ausgestattet sein.
Eine Europa-Bank?
WTB Paris, 26 Juni. Paris midi meldet aus Genf, daß gegenwärtig ein neuer Entwurf zur Sanierung Eurovas in Form einer Anlehnung an den Briandschen Europa=Union=Entwurf zirkuliere. Der Entwurf sei der französischen, der englischen und der italienischen Regierung mitgeteilt worden und könnte eotl. in Lausanne in Erwägung gezogen werden.
Die Grundlage des Entwurfs bestehe in der Schaffung einer wahrscheinlich mit der Internationalen Zahlungsbank zu verbindenden Europa=Bank, die als Gründungskapital den Rest der Reparationen erhalten solle. Deutschland würde nach Maßgabe der wirtschaftlichen Wiederbelebung in diese Eurova=Bank Einzahlungen leisten. Der so gebildete Finanzerganismus würde somohl als Unterstützungslasse für die mit der Krisis kämpfenden europäischen Länder als
auch als Regulator
(Ein„Reparations=Rest“ kommt für Deutschland nicht in Frage.)
Zusammenstöße in Belgien
Flamen gegen belgische Nationalisten CNB Antwerpen, 26.Juni. Bei einem Umzug, den die Union der belgischen Regimentsvereine(ein Frontkämpferverband nationalistischer Richtung) heute vormittag als Abschluß ihrer Tagung veranstaltete, kam es zu den befürchteten Zusammenstößen mit flämischen Nationalisten und Kommunisten, die gemeinsam versuchten, den Umzug zu stören. Selbst die Fenster der Wagen, in denen sich Schwerkriegsverletzte befanden, wurden durch Steinwürfe zertrümmert. Die Polizei mußte mit blanker Waffe den Platz vor dem Kriegerdenkmal säubern, wobei mehrere Demonstranten verletzt wurden. Auch innerhalb der Zuschauermenge entstanden zwischen Flamen und Leuten, die„Hoch Belgien!“ riefen, Schlägereien.
Severing und von Gahl
Die Aussprache zwischen Reichsinnenminister und preußischem Innenminister
B03 Berlin, 25.Juni. Wie das Nachrichtenbüro des B03 meldet, legt der preußische Innenminister Severing Wert darauf, Aeußerungen in der nationalsozialistischen Presse entgegenzutreten, die eine falsche Darstellung seiner heutigen Aussprache mit dem Reichsinnenminister Frhr. von Gayl enthielten.
In einem Teil der nationalsozialistischen Presse werde mitgeteilt, daß der preußische Innenminister Severing dem Reichsinnenminister die Uebernahme der preußischen Polizei durch das Reich angetragen und den Reichsinnenminister gebeten habe, möglichst rasch einen Reichskommissar einzusetzen, oder doch wenigstens die preußische Polizei der Reichsgewalt zu unterstellen, da er die preußische Polizei nicht mehr fest in der Hand habe.
Von diesen Behauptungen, so wird dem Nachrichtenbüro des B93 an maßgebender Stelle weiter erklärt, sei nicht ein Wort wahr. In einer Unterredung zwischen den beiden Innenministern habe der preußische Innenminister die Reichsregierung vielmehr dringend gewarnt, ohne durchschlagende legale Gründe die Reichsaussicht oder gar die Einsetzung eines Reichskommissars einem Lande oder mehreren Ländern gegenüber in Anwendung zu bringen. In Preußen sei und bleibe die Polizei fest in der Hand des Ministers. Die Disziplin, insbesondere auch im Offizierkorps, der Polizei sei niemals auch nur im geringsten erschüttert, obgleich es bei gewissen Elementen nicht an Versuchen gefehlt habe, die Autorität der Dienststellen zu untergraben. Hierzu gehöre u. a. das Bestreben der Nationalsozialisten, durch die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen und durch Anträge auf Abberufung von Beamten Unsicherheit in die Dienststellen der Polizei zu tragen.
Der Minister lege ferner Wert auf die Erklärung, daß die im Preußischen Landtag wiederholt angenommenen Anträge auf Abberufung von Polizeibeamten und Einleitung von Dienststrafverfahren lediglich demonstrative und agitatorische Bedeutung hätten, da nach der preußischen Verfassung und den Reichsgesetzen das Parlament kein Recht habe, in diese Dinge sich einzumischen. Die preußische Staatsregierung sei nicht gewillt, unbegründeten und ungesetzlichen Forderungen in irgendeiner Weise nachzugeben.
Der„Angriff“ auf fünf Tage verboten
CNB Berlin, 25.Juni. Der Polizeipräsident hat den Angriff bis zum 30. Juni verboten.
Gleichzeitig ist die Sozialistische Arbeiterzeitung wegen Beschimpfung des Reichspräsidenten auf fünf Tage verboten worden.
Kampf im Vorwärts=Gebäude
Schießerei zwischen Nationalsozialisten und Reichsbanner
CNB Berlin, 25.Juni. Kurz vor 17 Uhr kam es in der Lindenstraße in der Nähe des Vorwärts=Gebäudes zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerleuten. Im Laufe der Auseinandersetzungen ist geschossen worden, wobei zwei Nationalsozialisten schwer verwundet wurden.
Zu den Zusammenstößen wird vom Polizeipräsidium mitgeteilt:
„Gegen 16.15 Uhr wurde ein Zeitungshändler des Alarms an der Ecke Friedrich= straße—Belle=Alliance=Platz, der schon öfter von Nationalsozialisten überfallen wurde, heute von einem Trupp von etwa 30 bis 50 Nationalsozialisten überfallen und mißhandelt. Der Zeitungsverkäufer flüchtete hierauf nach dem Vorwärtsgebäude. Er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, die bis in den ersten pof des Vorwärtsgebäudes gelangten, wo es zu einem Handgemenge mit dort anwesenden Reichsbannerleuten kam, denen es gelang, die etwa 50 Mann starke Gruppe der Nationalsozialisten wieder hinauszuwerfen. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer Schießerei, wobei ein Reichsbannermann und ein Nationalsozialist verwundet wurden. Wer zuerst geschossen hat, steht bisher noch nicht fest.
Wie bisher feststeht, sind drei Personen durch Schüsse verletzt worden, und zwar ein Nationalsozialist schwer durch Bauchschuß, ferner sind zwei weitere beteiligte Personen, die Schußwunden davongetragen haben, auf dem
Belle=Alliance=Platz zusammengebrochen. Einer von ihnen trug das Reichsbannerabzeichen. Die Parteizugehörigkeit des dritten Verletzten konnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden.
Weitere Zusammenstöße am Sonntag
CNB Berlin, 26.Juni. Zahlreiche Zusammenstöße— vorwiegend zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten— haben sich in Berlin in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag abgespielt. Im Westen der Reichshauptstadt, an der Bülowstraße, fielen bei einer Schlägerei zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten einige Schüsse. Drei Nationalsozialisten wurden festgenommen. Im Süden der Stadt kam es zu Reibereien, bei denen ein Kommunist Kopfverletzungen davontrug. Gegen Morgen wurde die Schaufensterscheibe der Lesehalle der SPD in Neukölln eingeschlagen. Beim Verteilen von Flugblätter am Sonntagmorgen wurde ein Nationalsozialist in Pankow von Kommunisten zu Boden geschlagen In Wittenau überfielen fünf Kommunisten einen Nationalsozialisten, der auf seinem Fahrrad saß. rissen ihn herunter und schlugen auf ihn ein, bis er zu Boden stürzte.
Schießerei in Trier
WP Trier, 26 Juni. Zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten kam es auf dem Hauiptmarkt und in den angrenzenden Straßen zu