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Lokal=Anzeiger

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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

Amtliches Kreisblatt für den Landtreis Köln, Rheintsche Dolkswacht Lokal-Auzeiger für die Erft- Mülhelmer Volkszeitung- Lokal-Auzeiger für den Kreis Bergheim

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Nr. 168| Montag, 20. Juni 1932

Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die dunte Welt Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Scholle. Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B

10 pfennig Jahrg. 47

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Das Ehrenkleid

Am Sonntag wollten die Nationalsozialisten ihre SA=Formationen marschieren lassen. Durch den Widerstreit der Auffassungen zwischen Reich und Einzelstaten ist es vorerst nicht dazu ge­kommen. Man beschränkte sich in Köln auf eine große Versammlung in der Rheinlandhalle, in der Gregor Straßer sprach.

Im übrigen aber entwickelte sich schon vom Morgen ab auf den Straßen ein reges unifor­miertes Leben. Die Angehörigen der SA=For­mationen zeigten sich zu großem Teile in den neuen Uniformen. Die Aufhebung des Uni­formverbots gab ihnen das Recht dazu.

Ein Soldat aus dem Weltkriege, der vier Jahre das Kriegserleben bis zur Neige ausgekostet hat, bat uns. zu diesem uniformierten Treiben auf der Straße seine folgenden Beobachtungen zu veröffent­lichen:

Es ist, besonders für sehr junge Men­schen, verlockend, eine Uniform zu tragen. Aber leicht und einfach ist es nicht. Wenn sie als Ehrenkleid getragen werden soll, wie es die Nationalsozialisten wollen, dann muß auch der letzte müssen alle dazu fähig sein, das mit Würde und Anstand zu tun. Um in Uniform zu stecken und gute Figur zu machen, um sich durch Haltung und Benehmen Sympathien zu erwerben, dazu gehört mehr als die Freude an der Aufhebung eines Verbotes und das Hineinschlüpfen in die Uniform.

Als wir Soldaten wurden und als wir das erste Mal in Uniformen gesteckt wur­den, fanden wir keine Gelegenheit und nicht die Erlaubnis, uns sofort in der Uni­form in der Oeffentlichkeit zu bewegen. Das wurde uns erst in wochenlanger Disziplin gelehrt; es erfordert eben Erziehung, als Uniformierter ein Ehrenkleid in der Oef­fentlichkeit so zu tragen, wie es dem Charakter eines solchen Kleides entspricht. Ich behaupte nicht, daß die Gesamtheit der Uniformierten, die gestern auf der Straße zu sehen waren, unfähig gewesen wäre, die Harmonie zwischen ihrem Ehren­kleid und ihrem Verhalten im Sinne des Gesagten herzustellen. Ich behaupte aber wohl, daß eine ganze Reihe dieser Leute, von meinem alten Soldatenstandpunkte aus und mit eigenen Augen gesehen, noch un­endlich viel dazulernen müssen, ehe sie als Träger des Ehrenkleides mit diesem Kleide sich in der Oeffentlichkeit Sym­pathien erwerben können.(Das wollen und sollen sie doch, nicht wahr?) Ich habe am Sonntagabend mit einer ganzen Reihe von alten Kriegskameraden gesprochen. Aber überall stieß ich auf das Urteil: Heute haben sich die Nationalsozialisten in der Bevölkerung sehr viel Sym­pathien verscherzt.

Der Sinn des Kampfes

Herr Gregor Strasser hat in der Rheinland­halle in Köln eine über zwei Stunden währende Wahlrede gehalten. Er richtete sehr scharfe An­griffe gegen das Zentrum. Obwohl er betonte, daß das Ziel des Wahlkampfes die Vernichtung des Marxismus sei(in Hessen haben die Sozial­demokraten aber Zuwachs bekommen), glaubte er doch, besonders hervorheben zu sollen, daß man die Schlüsselstellung des Zen­trums bei der Regierungsbildung zer­stören müsse.

Herr Straßer wird am 31. Juli erkennen müssen, daß das nicht leicht ist. Das Organ der bessischen Nationalsozialisten, die Hessische Lan­deszeitung, schreibt zu dem gestrigen Wahl­ergebnis, der Zentrumsturm sei zwar etwas rissig geworden und angebröckelt. aber er stehe noch. Ihn zu stürzen müsse also weiter gearbeitet werden.

Von Rissen im Zentrumsturm, von Löchern im Mauerwerk und wie sonst die Bilder alle heißen, ist in den verflossenen Jahrzehnten oft und immer mit viel Zuversicht bis Prahlerei

Fortsetzung Seite 2

Amerika und die Weltschulden

Vor einer amerikanischen Kampagne für Revision des Kriegsschulden= und Reparationsproblems

WTB New York. 20.Juni. Die Blätter be­fassen sich eingehend mit einer Erklärung des Präsidenten der Völkerbundsgesellschaft Georges Wickersham. In dieser Erklärung wird eine ausgedehnte Werbekampagne angekündigt, um die bisherige Haltung des Kongresses zur Re­vision der Kriegsschuldenfrage zu ändern und das gesamte amerikanische Volk davon zu über­zeugen, daß es in seinem eigenen Interesse eine Erörterung des Kriegsschulden= und Repara­tionsproblems sowie der Frage der Zollschranken verlangen müsse.

Des weiteren bringen die Blätter die end­gültigen Ergebnisse über die bereits vor einigen Tagen erwähnte Umfrage bei über 4000 Bank­präsidenten. Darnach tritt die Mehrheit

der befragten Wirtschaftsführer für eine Ein­beziehung des Schuldenproblems in den Aufgabenkreis einer Weltwirtschaftskonfe­renz ein.

New York Times schreibt: Sollte Europa

schließlich mit einem Plan über die Schulden­bereinigung an die Vereinigten Staaten heran­treten, dann werde für Amerika die Gelegenheit gegeben sein, zu zeigen, ob seine oft betonte Be­reitwilligkeit ebenso weit gesteckt sei, als Ame­rika es von den anderen Mächten erwarte. Hof­fentlich setze sich bis dahin die wiederholt ge­äußerte Ansicht Mellons durch, daß Europa für die Vereinigten Staaten wichtiger sei als alle seine Schulden bei dem Schatz­amt.

Keine Mehrheit der Nationalsozialisten

Das Ergebnis der hessischen Wahl

CNB Frankfurt a. M. Nach dem Ergebnis der heutigen hessischen Landtagswahl wird die Regierungsbildung im neuen Hessischen Land­tag aller Voraussicht nach auf die gleichen Schwierigkeiten stoßen wie nach der letzten Landtagswahl. Die Nationalsozialisten können für die Bildung einer Rechtsregierung zu den von ihnen jetzt errungenen 32 Mandaten mit Sicherheit nur noch auf den einen deutschnatio­nalen Abgeordneten rechnen, so daß sich also nur eine Minderheit von 33 von insgesamt 70 Abgeordneten ergäbe.

Wie weit sich die auf derNationalen Ein­heitsliste gewählten beiden Abgeordneten Dr. Niepoth(DV) und Dr. Glaser(Landbund) eventuell bereit fänden, mit den Nationalsozia­listen zusammenzugehen, ist noch unbestimmt, zumal besonders der an zweiter Stelle gewählte Dr. Glaser sich bisher über eine solche Koali­tion wiederholt ablehnend ausgesprochen hat.

Aber selbst für diesen Fall hätte eine Rechtsregierung noch keine Mehrheit im neuen Hessischen Landtag, sondern nur Stimmengleich­heit(35 von 70 Abgeordneten). Es bleibt also dabei, daß zur Bildung einer parlamentarischen Regierung die Zusammenarbeit zwi­schen Zentrum und Nationalsozia­listen erforderlich wäre. Aber...

nur ungefähr der geringeren Wahlbeteiligung entspricht; relativ hat seine Stärke noch etwa zugenommen(14,6 gegen 14,3 Pro­zent) und seine Mandatszahl bleibt mit 10 unverändert.

Die Deutschnationalen haben ab­solut und relativ(11000 Stimmen) ihre Stim­menzahl und ihren bisherigen Sitz behaup­tet. Bei der Reichstagswahl 1930 erreichten sie mit 11900 Stimmen oder.6 Prozent eine nur wenig höhere Stimmenzahl. Beim ersten Wahlgang der Reichspräsidentenwahl wurden für Düsterberg 16 203 Stimmen oder 12 Pro­zent abgegeben.

Die hessischen Demokraten haben, aller­dings auf niedriger Basis, ihren Besitzstand gut behalten(4925 oder 0,7 Prozent gegen 4613 oder 0,6 Prozent bisher).

Das politisch bedeutsamste Ergebnis der bessischen Landtagswahl, ebenso wie der beiden vorangegangenen Landtagswahlen in Mecklen­burg und Oldenburg ist aber der fortschrei­eenoeZer, all d. bürgerlichen

rerparteien. Obwohl sie sich diesmal alle sechs von der Staatspartei bis zum Land­volk zu einer Nationalen Einheitsliste zusam­

mengeschlossen hatten, konnten sie von ihren bisherigen, beim letzten Wahlkampf noch ge­trennt errungenen fünf Mandaten nur zwei retten. Ihre Stimmenzahl ging von 187 112 oder 25,1 Prozent im Jahre 1930 auf 68 208 oder 8,7 Prozent im Jahre 1931 auf jetzt 25 175 oder 3,4 Prozent der gültigen Stimmen zurück.

Reichskommissar für Hessen?

CNB München, 20. Juni. In seinem heuti­gen Leitartikel betont der Völkische Beobachter zu dem Erfolg der Nationalsozialisten in Hes­sen, es sei selbstverständlich, daß die NSDAP nun erst recht ihre alte Forderung nach einem nationalsozialistischen Staatspräsidenten in Hessen erneuern werde. Sollte das Zentrum sichunbelehrbar zeigen, dann werde, wie das Blatt glaubt, die Einsetzung eines Reichskom­missars kaum mehr einen Aufschub vertragen

Der Deutsche Richterbund gegen die Amnestievorlage

CRB Leipzig, 20.Juni. Der Deutsche Richter­bund wendet sich in einer Erklärung gegen den vom Ausschuß für das Gerichtswesen im Preu­ßischen Landtag beschlossenen Amnestiegesetz­entwurf. Grundsätzlich wird in der Erklärung das Bedenken erhoben, daß eine zu häufige Amnestierung und Niederschlagung stets die Gefahr in sich berge, daß in weiten Kreisen die Achtung vor dem Strafgesetz und dem Richter­spruch herabgemindert werde. Das Amnestie­gesetz müsse bei vielen die Erwartung erwecken, daß nach gewisser Zeit oder gar regelmäßig ein solches Gesetz erneuert würde.

Kameradschaft

CRB Washington, 20.Juni. Acht deutsche Krieasteilnehmer, die jetzt als ameri­kanische Bürger in New Jersey ansässig sind, brachten den hungernden Veteranen zwei­einhalb Tonnen Lebensmittel. Die Spender erklärten, sie wollten mit ihrer Gabe einen bescheidenen Dank für die Schiffsladun­gen von Lebensmitteln abstatten, die nach Kriegsende aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland gesandt worden sind.

Aubiln hup der Wirtschaftsparte

Schwerte, 19.Juni. Der Wahlkrei Westfalen=Süd der Wirtschaftspartei beschlo einstimmig seinen Austritt aus der Partei un den Anschluß an die Partei derNeuen Mitte (Nationalliberale Partei).

Die blutige Straßenpolitik

In Berlin

Wahlmüdigkeit

CNB Berlin, 19. Juni. Bei einer Wahl­beteiligung von nur rund 77 Prozent gegen­über 82,4 Prozent bei der vorjährigen Land­tagswahl und von 86,2 Prozent bzw. 84,7 Pro­zent bei den beiden Präsidentschaftswahlgängen hat die heutige hessische Landtagswahl in erster Linie den Nationalsozialisten Erfolge gebracht. Der Anteil ihrer Stimmen stieg von 37,1 Prozent bei der Landtagswahl des Jahres 1931 auf 44 der gültigen Stimmen und ihre Mandatszahl von bisher 27 auf 32.

Auch wenn man die Reichspräsidentenwahl zum Vergleich heranzieht, zeigt sich ein An­wachsen der nationalsozialistischen Stimmen von 314 039(38,3 Prozent) im zweiten Wahl­gang auf nunmehr 328313.

Günstig haben beim Wahlkampf auch die Sozialdemokraten abgeschnitten. Ihr Stimmenzuwachs beträgt etwa 4400, und die Zahl ihrer Abgeordneten erhöht sich infolge der feststehenden Mandatswahl und der geringeren Wahlbeteiligung von 15 auf 17. Anteilmäßig fielen ihnen diesmal 23,1 Prozent der Stimmen zu gegen 21,4 Prozent bei der letzten Land­tagswahl, während sie bei der Reichstagswahl von 1930 noch 28,9 Prozent der Wähler hinter sich hatten.

Die Kommunisten haben starke Ein­bußen erlitten; von bisher 13.6 Prozent und 10 Mandaten sind sie auf 11 Prozent und 7 Mandaten zurückgegangen. Da die mit der Sozialistischen Arbeiterpartei zusammengehende Kommunistische Opposition bei gleichfalls star­kem Stimmenverlust sich ihr bisheriges Mandat erhalten konnte, so haben die Linksparteien ins­gesamt jetzt einen Sitz weniger als zuvor(25 gegen 26).

Einen leichten Stimmenrückgang (3800) hat das Zentrum erfahren, der aber

CNB Berlin, 19.Juni. Ein kommunisti­scher Stoßtrupp feuerte in der ver­gangenen Nacht auf ein Lokal in Treptow, in dem sich Nationalsozialisten zu einer Feier ver­sammelt hatten. 12 bis 15 Schüsse ab, durch die vier Nationalsozialisten ver­letzt wurden Der Polizei gelang es, zehn Personen festzunehmen, von denen eine im Be­sitz einer Pistole und 15 Schuß Munition war.

Angehörige des Bismarck=Bundes wurden in der vergangenen Nacht im Treptow=Park in Berlin=Friedrichsfelde überfallen und durch Messerntiche verletzt Einer der Messer­stecher, der angeblich parteilos ist, wurde fest­genommen.

Bei einer Messerstecherei im Humboldt=Heim wurde eine Person verletzt. Vier Täter, eben­falls angeblich parteilos, wurden festgenommen.

In Hamburg

WTB Hamburg, 20 Juni. Zwischen National= sozialisten und Kommunisten kam es gestern nachmittag vor dem Hafenkrankenhaus zu einer Schlägerei, bei der ein Nationalsozialist durch einen Messerstich in den Rücken schwer verletzt wurde. Ein Nationalsozialist hatte mehrere Re­volverschüsse abgegeben; doch wurde anscheinend niemand getroffen. Mehrere Personen wurden festgenommen.

Bei Aachen

WTB Aachen. 20.Juni. Ein Trupp Natio­nalsozialisten aus Baesweiler, die sich nach Merkstein begeben hatten um die dortigen Nationalsozialisten, die sie gerufen hatten, weil sie sich von Kommunisten bedroht fühl­ten, zu verstärken, wurden auf dem Rückwege von Kommunisten angegriffen. Ein National­sozialist wurde durch einen Bauchschuß tödlich verletzt.

Bei Halle

WTB Halle a. d. S. 20.Juni. In Ammen­dorf=Beesen wurde vergangene Nacht von Kommunisten ein Ueberfall aus Natio­nalsozialisten verübt. Ein Nationalsozialist erhielt einen Schuß in die Schulter Die Polizei verhaftete 19 Personen.

Wollen die Kommunisten

mutwilligen Streit?

CNB München. 20.Juni. Die National­sozialistische Korrespondenz will aus zuver­lässiger Quelle erfahren haben, daß am 16 Juni in Berlin eine Sitzung der Reichsführung des Rotfrontkämpferbundes stattgefunden habe, auf der beschlossen worden sein soll, durch Steigerung des bisherigen Ter­rors gegen die SA= und SS=For­mationen für diese ein neues Verbot zu erzwingen.