Hölner
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Lokal-Anzeiger
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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung
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Nr. 131
Freitag, 13. Mai 1932
Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die bunte Welt. Die Frau in Familte und Volksgemeinschaft. Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Schoüle Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B
pressestimmen
Einzelpreis 10 pfennig
Jahrg. 47
Der schlechte Ausklang
Wenn man variieren will, kann man sagen: Ende schlecht, alles schlecht. Auf die viertägige Reichstagssitzung trifft es zu. Wegen ihres üblen Ausganges bleibt sie in unangenehmer Erinnerung, obwohl es zwei Tage gab, an denen der parlamentarische Anstand sein Regiment angetreten zu haben schien. Es war ein Scheinregiment. Mit einem Krach im Restaurant des Parlamentes fing es am Donnerstag an, mit üblesten Szenen im Sitzungssaal hörte es auf. Mitten in die Szene dort hinein riefen Kommunisten:„Jetzt überlegen die Nazis, wie sie aus dem Schwindel herauskommen“. Dieser Zwischenruf mag treffend gewesen sein. Es wird amüsant sein, wenn man sich nicht darüber ärgern will, heute und morgen die gefärbte Darstellung der Vorkommnisse in nationalsozialistischen Blättern zu lesen. Das Wort Provokation wird dabei vermutlich eine große Rolle spielen.
Was ist Provokation?
Als der überfallene Kapitänleutnant a. D. Klotz in den Sitzungssaal geführt wurde, um diejenigen zu bezeichnen, die ihn überfallen haben, rief Goebbels:„Kommt das Schwein hierher und provoziert!“ Die Ausdrucksweise ist nationalsozialistisch. Aber es geht doch sehr weit, jemandem den Vorwurf der Provokation zu machen, wenn er irgendwo erscheint, um Leute festzustellen, die ihn mißhandelt haben.
Vermutlich haben die Nationalsozialisten, von denen Klotz im Restaurant überfallen wurde, schon seine dortige Anwesenheit als eine„Provokation“ angesehen. Klotz war früher Nationalsozialist. Er steht jetzt den Sozialdemokraten nahe. Er hat, ein Renegat im Sinne der Nationalsozialisten, Broschüren veröffentlicht, die sich besonders mit dem SA=Führer Röhm beschäftigten und die man ihm sehr übel genommen hat. Ein politischer Renegat läuft zwar immer Gefahr, von seinen ehemaligen Freunden nicht liebenswürdig behandelt zu werden. Aber ob man es als Provokation ansehen darf, wenn er dort erscheint, wo die ihm zürnenden Freunde von ehedem neben anderen Menschen sich aushalten? Das ist doch wohl eine beträchtliche Uebertreibung des Begriffes provozieren.
Man wird sehen, was die verhafteten Nationalsozialisten heute zur Begründung ihrer Haltung vor dem Schnellrichter sagen.
Groeners Entschluß
Das Gesamtkabinett hat mit 30 Stimmen über die Opposition eine Ablehnung der Mißtrauensanträge erzielt. Das geschah gerade noch, bevor der Reichstag aufflog.. Es ist gut, daß die Abstimmung noch unter Dach kam, sonst ware die Situation jetzt mißlich. So, wie sie nun ist, kann man den Krach vom Donnerstag, auf den die Nationalsozialisten vielleicht stolz sind, abgetrennt vom Verlauf der Reichstagssitzung an sich betrachten. Man braucht ihm nicht mehr Bedeutung zuzumessen, als jedem Radau und jeder Schlägerei, die sonst unter ungezügelten Menschen sich vollziehen.
Aber der Rücktritt Groeners vom Reichswehrministerium ist doch eine sehr ernste Angelegenheit. Selbstverständlich kann man den Mann ersetzen. Ernst wird der Rücktritt durch die Begleiterscheinungen.
Ob es wahr ist, daß Attentatspläne gegen Groener geschmiedet waren, ob es wahr ist, daß sein Dienstauto zu diesem Zwecke schon gekennzeichnet gewesen ist, wie man in Berliner politischen Kreisen erzählt, und daß deshalb die polizeilichen Sicherungen im Reichstagsgebäude und in seiner Umgebung am Mittwoch verschärft waren, das wird schwerlich mit Sicherheit jest
(Fortsetzung Seite 2
zu Groeners Rücktritt
Der Bayerische Kurier schreib., Groeners Rücktritt als Reichswehrminister kann nicht bedeutsam und schwer genug eingeschätzt werden. Tatsache ist und bleibt, daß andere Gründe als der freie Entschluß in erster Linie maßgebend waren. Noch um zwei Uhr mittaas wurde amtlich eine Groenerkrise mit aller Entschiedenheit dementiert. Das war zu derselben Zeit, als aus den Rotationsmaschinen derjenigen Rechtspresse, die schon immer gute Beziehungen zum Reichswehrministerium hatte, bereits die Blätter kamen, in denen die Tatsuche des bevorstehenden Rücktritts enthalten war.
Aus dieser Tatsache kann man unschwer die richtigen politischen Schlüsse ziehen. Weiter heißt es in dem Blatt, die Tatsache, daß Groener als Innenminister bleibe, lasse erkennen, daß die Reichsregierung sich stark genug fühle, und entschieden gewillt sei, die Situation zu meistern.
Die Germania nennt den Rücktritt in Verbindung mit den Vorgängen im Reichstag eine Verdunkelung der politischen Situation und sagt, es sei unfaßbar, wie Regierung und Reichstag in einem Augenblick, wo
gie
sich
sich die konzentrierte Kraft des ganzen Volkes und seiner parlamentarischen Vertretung den außenpolitischen Entscheidungen zuwenden sollte, in diese Verwirrung gestürzt werden konnten. Das Blatt betont mit Nachdruck, daß der Bestand und die Politik des Kabinetts Brüning in keiner Weise berührt werden.
*
Die Deutsche Allgemeine Zeitung ist der Ansicht, daß es fraglich sei, ob Gröner nicht richtiger gehandelt hätte auch das Innenministe= rium abzugeben. Es sei die Frage, ob Generalleutnant von Schleicher, der schon bisher neben dem Minister die politische Seele der Bendlerstraße gewesen sei, nicht auch nach außen mit der sichtbaren Verantwortung bekleidet werden müsse. Vor allen Dingen, so schreibt das Blatt, heraus mit der Armee aus der Parteipolitik! Fort mit dem Gerede von Militärkamarilla und Generalskomplotten! Das ist das letzte, was die Nation heute vertragen kann!
Die englische presse
CRB London. 13.Mai. Die meisten Blätter bringen den Rücktritt Groeners in Zusammenhang mit dem Verbot der SA und schreiben von einem angeblichen Mißtrauensvotum hoher Offiziere im Reichswehrministerium.
Der Berliner Times=Vertreter dagegen, der das gestern abend veröffentlichte Dementi wiedergibt, sagt, er höre von gut unterrichteter Seite, daß der Rücktritt tatsächlich auf Gesundheitsrücksichten zurückzuführen war. Der Korrespondent fügt hinzu, es sei ein offenes Geheimnis, daß das ursprüngliche Ziel der Intrigen auf eine Umbildung der Reichsregierung mit dem„begabten und ehrgeizigen“ General von Schleicher als Kanzler und Dr. Brüning als Außenminister hinausging. Diesem Plan scheine aber Einhalt geboten worden zu sein.
Französische Stimmen
CNB Paris, 13.Mai. Nach Ansicht des Berliner Korrespondenten des Petit Parisien ist der Rücktritt Groeners als überwältigender Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung zu werten, während der Berliner Korrespondent des Petit Journal darauf hinweist, daß der Entschluß Groeners, wenn auch nicht die Reichswehr, so doch die Polizeistreitkräfte in der Hand zu behalten, beweise, wie ernst er die Stunde beurteile.
Journal zieht den Schluß, daß Brüning nur an der Regierung werde bleiben können, wenn er die Forderungen der Nationalsozialisten übernehme. Der immer gebieterischere Ton mache deutlich den Eindruck, daß der Kanzler bei seinen Genfer Unterredungen mit Stimson und MacDonald Versprechungen erhalten habe. die es ilm ermöglichen, sich keine Zurückhaltung aufzuerlegen.
Das Oeuvre schreibt, wenn man den Rücktritt Groeners als Reichswehrminister mit Intrigen gegen das preußische Kabinett und mit der letzten Rede des Reichskanzlers in Zusammenhang bringe, so müsse man sich fragen, wohin diese Ereignisse führen sollten. Solle das Zentrum bestimmt werden, sich in der Frage eines Bündnisses mit der Hitlerbewegung entgegenkom mender zu zeigen oder soll auf Genf, auf Lausanne, auf Danzig und auf Memel ein Druck ausgeübt werden? Wenn die deutsche Politik über holprige Wege führe, so sei dies manchmal auf große, dauerhafte Beweggründe zurückzuführen, manchmal aber auch auf ganz kleine, vorübergehende.
Tragödie im Hause Lindbergh
WTB New York, 13.Mai. In den letzten zehn Jahren hat kein Ereignis einen derart erschütterten Eindruck auf alle Schichten der amerikanischen Bevölkerung gemacht, wie die Auffindung von Lindberghs totem Kind, insbesondere, nachdem es sich herausgestellt hat, daß der Kleine längst nicht mehr am Leben war, als die Eltern noch sich der Hoffnung hingaben, durch Verhandlungen mit den Entführern ihn zurückzuerhalten.
Ganz allgemein macht sich flammende Entrüstung über den Zynismus geltend, mit dem die Entführer versucht haben, den Eltern einen riesigen Geldbetrag zu entlocken, indem sie in ihnen vergebliche Hoffnungen erweckten.
Hinzu kommt, daß es sich nicht um einen Einzelfall handelt. In den letzten Jahren häufen sich die Entführungen, um von den Angehörigen der Opfer große Geldsummen zu erpressen.
Im Kongreß wird nunmehr sofort die Be
Gregor Straßer festgenommen
WTB Berlin, 13. Mai. Der nationalsozialistische Abgeordnete Gregor Straßer, der nach Zeugenaussagen an der gestrigen Schlagerei im Reichstagsgebäude beteiligt sein soll, wurde heute früh auf dem Anhalter Bahnhof, als er im Begriff war, abzureisen, von Beamten der Politischen Polizei festgenommen und nach dem Polizeivräsidium geschefft.
Reichstagsabgeordneter Krause haftentlassen
WTB Berlin, 12. Mai. Einer der heute nach mittag wegen der Vorfälle im Reichstag durch die Polizei festgenommenen vier nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten, und zwar der Abgeordnete Krause(Ostpreußen), ist nach eingehendem Verhör heute abend wieder entlassen worden. Die drei anderen Festgenommenen wurden weiter in Haft behalten.
Admiral Erich Raeder
CNB Berlin, 12.Mai. Admiral Dr. phil. h. c. Erich Raeder, der als Nachfolger Dr. Groeners im Amt des Reichswehrministers genannt wird, steht im 57. Lebensjahre.
1894 ist er in die kaiserliche Marine eine getreten. Nach seiner Beförderung zum Leutnant z. See 1897 wurde er zunächst dem Ostassengeschwader zugeteilt. Als Oberleutnant kam er 1900 als Adjutant zur 1. Marinedivision, von 1901 bis 1903 war er Wacht; offizier auf Linienschift„Kaiser Friedrich III“
und wurde anschließend zwei Jahre zur Marineakademie abkommandiert. 1906 wurde er als Kapitänleutnant ins Reichsmarineamt berufen, wo er bis 1908 tätig war. Nach mehrjähriger Frontdienstzeit, darunter zwei Jahre auf der Kaiserjacht„Hohenzollern“ wurde er 1911 als Korvettenkapitän Offizier beim Stabe des Befehlshabers der Aufklärungsschifse, Vizeadmiral Hipper. Während des Krieges wurde er Chef des Stabes auf dem Kreuzer„Seydlitz" und übernahm 1918 als Kommandant den Kreuzer „Köln“.
Nach dem Umsturz war er von 1918 bis 1920 Chef der Zentralabteilung des Reichsmarineamts und dann bis 1922 dem Marinearchiv zugeteilt
Während eines längeren Urlaubs betätigte er sich als Mitarbeiter an dem Gesamtwerk der Marineleitung über den Seekrieg.
Auf Grund seiner Leistungen als Verfasser der Bände über den Kreuzerkrieg im Ausland verlieh ihm die Universität Kiel die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie.
1922 zum Konteradmiral befördert, übernahm er die Inspektion des Bildungswesens der Marine, war dann von 1921 bis 1925 Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Nordsee und seit seiner Beförderung zum Vizeadmiral im Januar 1925 Chef der Ostseestation Als Nachfolger des Admirals Zenker wurde Admiral Raeder dann am 1. Oktober 1928 zum Chef der Marineleitung ernannt.
Abbé Haegr ist in Kolmar in einem Kloster in dem er sich ärztlicher Behandlung unterzog. einer Herzkrise erlegen.
handlung einer Vorlage ausgenommen werden. die die Verbringung von Entführten aus einem Einzelstaat in den anderen unter Todesstrafe stellt. Die Verfolgung solcher Verbrechen wird damit— das ist der Sinn der Vorlage— zu einer Bundesangelegenheit, die es der Zentralregierung in Washington ermöglicht, unabhängig von den Bemühungen der regionalen und lokalen Behörden ihre wesentlich durchgreifenderen Machtmittel zur Bekämpfung dieser speziellen Sorte von Verbrechern einzusetzen.
Schon lange tot
WTB Trenton(New Jersey), 12.Mai. Aus Lindberghs Haus„Hopewel!“ wird mitgeteilt, daß von der Leiche des Söhnchens Lindberghs infolge fortgeschrittener Verwesung wenig mehr als das Skelett übrig war. Es dürfte also schon längere Zeit an der Fundstelle gelegen haben.
Die Leiche wurde durch die Kleidung und andere Merkmale identifiziert; sie war fast völlig mit Baumblättern und Erde bedeckt. In der Schädeldecke, gerade oberhalb des Stirnknocens, befand sich ein Loch ungefähr in der Größe eines Markstückes. Anscheinend war versucht worden, die Leiche mit dem Gesicht nach unten einzugraben.
WTB Trenton(New Jersey). 12.Mai. Die Aerzte sind der Meinung, daß der komplizierte Schädelbruch des Söhnchens Lindberghs ertweder von einem furchtbaren Schlag mit einem stumvfen Instrumert herrühr: oder dadurch verursacht ist, daß das Kind aus einem fahrenden Wagen herausgeschleudert wurde. Nach dem Urteil erfahrener Aerzte dürfte das Kind seit zwei Monaten an Ort und Stelle gelegen haben. Es ist daher durchaus möglich, daß sein Tod bereits in derselben Nacht erfolgt ist, in der es geraubt wurde.
Verstärkte Suche
nach den Mördern
WTB Néwark(New Jersey), 13. Mai. Oberst Schwartzkopf von der New Jerseyer Polizei hat alle Vorbereitungen getroffen um der Verbrecher habhaft zu werden, die an dem Tode des Söhnchens Lindberghs Schuld tragen Das Schreiben. mit dem ein Lösegeld gefordert wurde, befindet sich im Besitze der Staatsanwaltschaft, die eine Veröffentlichung seines Inhaltes durch die Presse untersage.
Der Ort, wo die Leiche gefunden wurde liegt etwa fünf Meilen südwestlich von Lindberahs Haus. In seiner unmittelbaren Nähe führt eine Straße zur Hauptverkehrslinie nach New York Alle Leute, die sich mit den Nachforschungen befaßten, mußten seit Monaten täglich diese Stellein unmittel barer Nähe passiert haben.