Hölner

FTIT

Lokal-Anzeiger

Bezugspreis:

Bei Botenzustellung: Ausgabe A monatlich 1,70 RM. zuzügl. 30 4 Beitrag z. Zustellgeld; Ausg. B(mit d. Samstags erscheinend. illustr. Beil.Heimat u. Welt) 1,85 RM., zuzügl. 30 4 Beitrag z. Zustellgeld; bei deutschen Post­anstalt.: Ausg. A 1,70 RM. Ausg. B 1,85 RM.; jede Ausgabe einschl. 56 4 Postzeitungs­gebühr und zuzügl. 42 4 Zustellgeld der Post.

Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln, Kheinische Volkswacht Lokal-Auzeiger für die Erft- Mülhelmer Dolkszeitung- Lokal-Auzeiger für den Kreis Bergheim

Hauptgeschäftsstelle und Redaktion: Neumarkt 18a24. Fernruf: Sammelnummer 210921. Redaktions­Sprechstunden 121 Uhr. Zweigstelle: Mülheim, Adamsstraße 1. Fernruf Mülheim 618 66. Rücksendung unverlangter Zuschriften und Manuskripte erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist.

Wöchentlich 7 Rusgaben.

Anzeigenpreis:

Je mm Höhe Platzanzeige 10 J, auswärtige 13 J, rubrizierte Gelegenheits- und Familien= anzeigen 7 J, Stellengesuche 6 J, Reklamen 60 J, auswärts 70 J, Platzvorschriften 10% Zuschlag. Kleine rubrizierte Anzeigen erscheinen nach Auswahl auch in Neben­ausgaben. Postscheckkonto Köln 1065. Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln

Nr. 131

Freitag, 13. Mai 1932

Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die bunte Welt. Die Frau in Familte und Volksgemeinschaft. Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Schoüle Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B

pressestimmen

Einzelpreis 10 pfennig

Jahrg. 47

Der schlechte Ausklang

Wenn man variieren will, kann man sagen: Ende schlecht, alles schlecht. Auf die viertägige Reichstagssitzung trifft es zu. Wegen ihres üblen Ausganges bleibt sie in unangenehmer Er­innerung, obwohl es zwei Tage gab, an denen der parlamentarische Anstand sein Regiment angetreten zu haben schien. Es war ein Schein­regiment. Mit einem Krach im Restaurant des Parlamentes fing es am Donnerstag an, mit üblesten Szenen im Sitzungssaal hörte es auf. Mitten in die Szene dort hinein riefen Kommunisten:Jetzt überlegen die Nazis, wie sie aus dem Schwindel herauskommen. Dieser Zwischenruf mag treffend gewesen sein. Es wird amüsant sein, wenn man sich nicht darüber ärgern will, heute und morgen die gefärbte Darstellung der Vorkommnisse in nationalsozia­listischen Blättern zu lesen. Das Wort Provo­kation wird dabei vermutlich eine große Rolle spielen.

Was ist Provokation?

Als der überfallene Kapitänleutnant a. D. Klotz in den Sitzungssaal geführt wurde, um diejenigen zu bezeichnen, die ihn überfallen haben, rief Goebbels:Kommt das Schwein hierher und provoziert! Die Ausdrucksweise ist nationalsozialistisch. Aber es geht doch sehr weit, jemandem den Vorwurf der Provokation zu machen, wenn er irgendwo erscheint, um Leute festzustellen, die ihn mißhandelt haben.

Vermutlich haben die Nationalsozialisten, von denen Klotz im Restaurant überfallen wurde, schon seine dortige Anwesenheit als einePro­vokation angesehen. Klotz war früher Natio­nalsozialist. Er steht jetzt den Sozialdemokraten nahe. Er hat, ein Renegat im Sinne der Nationalsozialisten, Broschüren veröffentlicht, die sich besonders mit dem SA=Führer Röhm beschäftigten und die man ihm sehr übel ge­nommen hat. Ein politischer Renegat läuft zwar immer Gefahr, von seinen ehemaligen Freunden nicht liebenswürdig behandelt zu werden. Aber ob man es als Provokation an­sehen darf, wenn er dort erscheint, wo die ihm zürnenden Freunde von ehedem neben anderen Menschen sich aushalten? Das ist doch wohl eine beträchtliche Uebertreibung des Begriffes provozieren.

Man wird sehen, was die verhafteten Natio­nalsozialisten heute zur Begründung ihrer Hal­tung vor dem Schnellrichter sagen.

Groeners Entschluß

Das Gesamtkabinett hat mit 30 Stimmen über die Opposition eine Ablehnung der Mißtrauens­anträge erzielt. Das geschah gerade noch, bevor der Reichstag aufflog.. Es ist gut, daß die Ab­stimmung noch unter Dach kam, sonst ware die Situation jetzt mißlich. So, wie sie nun ist, kann man den Krach vom Donnerstag, auf den die Nationalsozialisten vielleicht stolz sind, ab­getrennt vom Verlauf der Reichstagssitzung an sich betrachten. Man braucht ihm nicht mehr Bedeutung zuzumessen, als jedem Radau und jeder Schlägerei, die sonst unter ungezügelten Menschen sich vollziehen.

Aber der Rücktritt Groeners vom Reichswehrministerium ist doch eine sehr ernste Angelegenheit. Selbstverständlich kann man den Mann ersetzen. Ernst wird der Rücktritt durch die Begleiterscheinungen.

Ob es wahr ist, daß Attentatspläne gegen Groener geschmiedet waren, ob es wahr ist, daß sein Dienstauto zu diesem Zwecke schon gekennzeichnet gewesen ist, wie man in Berliner politischen Kreisen erzählt, und daß deshalb die polizeilichen Sicherungen im Reichstagsgebäude und in seiner Umgebung am Mittwoch verschärft waren, das wird schwerlich mit Sicherheit jest­

(Fortsetzung Seite 2

zu Groeners Rücktritt

Der Bayerische Kurier schreib., Groeners Rücktritt als Reichswehrminister kann nicht bedeutsam und schwer genug eingeschätzt wer­den. Tatsache ist und bleibt, daß andere Gründe als der freie Entschluß in erster Linie maßgebend waren. Noch um zwei Uhr mittaas wurde amtlich eine Groenerkrise mit aller Entschiedenheit demen­tiert. Das war zu derselben Zeit, als aus den Rotationsmaschinen derjenigen Rechts­presse, die schon immer gute Beziehungen zum Reichswehrministerium hatte, bereits die Blätter kamen, in denen die Tatsuche des be­vorstehenden Rücktritts enthalten war.

Aus dieser Tatsache kann man unschwer die richtigen politischen Schlüsse ziehen. Weiter heißt es in dem Blatt, die Tatsache, daß Groener als Innenminister bleibe, lasse er­kennen, daß die Reichsregierung sich stark genug fühle, und entschieden ge­willt sei, die Situation zu meistern.

Die Germania nennt den Rücktritt in Ver­bindung mit den Vorgängen im Reichstag eine Verdunkelung der politischen Si­tuation und sagt, es sei unfaßbar, wie Re­gierung und Reichstag in einem Augenblick, wo

gie

sich

sich die konzentrierte Kraft des ganzen Volkes und seiner parlamentarischen Vertretung den außenpolitischen Entscheidungen zuwenden sollte, in diese Verwirrung gestürzt werden konnten. Das Blatt betont mit Nachdruck, daß der Be­stand und die Politik des Kabinetts Brüning in keiner Weise berührt werden.

*

Die Deutsche Allgemeine Zeitung ist der An­sicht, daß es fraglich sei, ob Gröner nicht rich­tiger gehandelt hätte auch das Innenministe= rium abzugeben. Es sei die Frage, ob Ge­neralleutnant von Schleicher, der schon bisher neben dem Minister die politische Seele der Bendlerstraße gewesen sei, nicht auch nach außen mit der sichtbaren Verantwortung bekleidet wer­den müsse. Vor allen Dingen, so schreibt das Blatt, heraus mit der Armee aus der Parteipolitik! Fort mit dem Gerede von Militärkamarilla und Generalskomplotten! Das ist das letzte, was die Nation heute vertragen kann!

Die englische presse

CRB London. 13.Mai. Die meisten Blätter bringen den Rücktritt Groeners in Zusammen­hang mit dem Verbot der SA und schreiben von einem angeblichen Mißtrauensvotum hoher Offiziere im Reichswehrministerium.

Der Berliner Times=Vertreter dagegen, der das gestern abend veröffentlichte Dementi wie­dergibt, sagt, er höre von gut unterrichteter Seite, daß der Rücktritt tatsächlich auf Gesundheitsrücksichten zurückzuführen war. Der Korrespondent fügt hinzu, es sei ein offenes Geheimnis, daß das ursprüngliche Ziel der Intrigen auf eine Umbildung der Reichs­regierung mit dembegabten und ehr­geizigen General von Schleicher als Kanzler und Dr. Brüning als Außenminister hinausging. Diesem Plan scheine aber Einhalt geboten worden zu sein.

Französische Stimmen

CNB Paris, 13.Mai. Nach Ansicht des Ber­liner Korrespondenten des Petit Parisien ist der Rücktritt Groeners als überwältigender Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung zu werten, während der Berliner Korrespondent des Petit Journal darauf hinweist, daß der Entschluß Groeners, wenn auch nicht die Reichs­wehr, so doch die Polizeistreitkräfte in der Hand zu behalten, beweise, wie ernst er die Stunde beurteile.

Journal zieht den Schluß, daß Brüning nur an der Regierung werde bleiben können, wenn er die Forderungen der Nationalsozialisten übernehme. Der immer gebieterischere Ton mache deutlich den Eindruck, daß der Kanzler bei seinen Genfer Unterredungen mit Stimson und MacDonald Versprechun­gen erhalten habe. die es ilm ermög­lichen, sich keine Zurückhaltung aufzuerlegen.

Das Oeuvre schreibt, wenn man den Rücktritt Groeners als Reichswehrminister mit Intrigen gegen das preußische Kabinett und mit der letz­ten Rede des Reichskanzlers in Zusammenhang bringe, so müsse man sich fragen, wohin diese Ereignisse führen sollten. Solle das Zentrum bestimmt werden, sich in der Frage eines Bünd­nisses mit der Hitlerbewegung entgegenkom mender zu zeigen oder soll auf Genf, auf Lau­sanne, auf Danzig und auf Memel ein Druck ausgeübt werden? Wenn die deutsche Politik über holprige Wege führe, so sei dies manchmal auf große, dauerhafte Beweggründe zurückzu­führen, manchmal aber auch auf ganz kleine, vorübergehende.

Tragödie im Hause Lindbergh

WTB New York, 13.Mai. In den letzten zehn Jahren hat kein Ereignis einen derart erschüt­terten Eindruck auf alle Schichten der amerika­nischen Bevölkerung gemacht, wie die Auffin­dung von Lindberghs totem Kind, insbesondere, nachdem es sich herausgestellt hat, daß der Kleine längst nicht mehr am Leben war, als die Eltern noch sich der Hoffnung hingaben, durch Verhandlun­gen mit den Entführern ihn zurückzuerhalten.

Ganz allgemein macht sich flammende Ent­rüstung über den Zynismus geltend, mit dem die Entführer versucht haben, den Eltern einen rie­sigen Geldbetrag zu entlocken, indem sie in ihnen vergebliche Hoffnungen erweckten.

Hinzu kommt, daß es sich nicht um einen Ein­zelfall handelt. In den letzten Jahren häufen sich die Entführungen, um von den Ange­hörigen der Opfer große Geldsummen zu er­pressen.

Im Kongreß wird nunmehr sofort die Be­

Gregor Straßer festgenommen

WTB Berlin, 13. Mai. Der nationalsoziali­stische Abgeordnete Gregor Straßer, der nach Zeugenaussagen an der gestrigen Schlagerei im Reichstagsgebäude beteiligt sein soll, wurde heute früh auf dem An­halter Bahnhof, als er im Begriff war, ab­zureisen, von Beamten der Politischen Polizei festgenommen und nach dem Polizeivräsidium geschefft.

Reichstagsabgeordneter Krause haftentlassen

WTB Berlin, 12. Mai. Einer der heute nach mittag wegen der Vorfälle im Reichstag durch die Polizei festgenommenen vier nationalsozia­listischen Reichstagsabgeordneten, und zwar der Abgeordnete Krause(Ostpreußen), ist nach ein­gehendem Verhör heute abend wieder ent­lassen worden. Die drei anderen Festgenom­menen wurden weiter in Haft behalten.

Admiral Erich Raeder

CNB Berlin, 12.Mai. Admiral Dr. phil. h. c. Erich Raeder, der als Nachfolger Dr. Groeners im Amt des Reichswehrministers ge­nannt wird, steht im 57. Lebensjahre.

1894 ist er in die kaiserliche Marine eine getreten. Nach seiner Beförderung zum Leut­nant z. See 1897 wurde er zunächst dem Ost­assengeschwader zugeteilt. Als Oberleutnant kam er 1900 als Adjutant zur 1. Marine­division, von 1901 bis 1903 war er Wacht; offizier auf LinienschiftKaiser Friedrich III

und wurde anschließend zwei Jahre zur Marine­akademie abkommandiert. 1906 wurde er als Kapitänleutnant ins Reichsmarineamt berufen, wo er bis 1908 tätig war. Nach mehrjähriger Frontdienstzeit, darunter zwei Jahre auf der KaiserjachtHohenzollern wurde er 1911 als Korvettenkapitän Offizier beim Stabe des Be­fehlshabers der Aufklärungsschifse, Vizeadmiral Hipper. Während des Krieges wurde er Chef des Stabes auf dem KreuzerSeydlitz" und übernahm 1918 als Kommandant den Kreuzer Köln.

Nach dem Umsturz war er von 1918 bis 1920 Chef der Zentralabteilung des Reichs­marineamts und dann bis 1922 dem Marine­archiv zugeteilt

Während eines längeren Urlaubs betätigte er sich als Mitarbeiter an dem Gesamtwerk der Marineleitung über den Seekrieg.

Auf Grund seiner Leistungen als Verfasser der Bände über den Kreuzerkrieg im Ausland verlieh ihm die Universität Kiel die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie.

1922 zum Konteradmiral befördert, übernahm er die Inspektion des Bildungswesens der Marine, war dann von 1921 bis 1925 Befehls­haber der leichten Seestreitkräfte der Nordsee und seit seiner Beförderung zum Vizeadmiral im Januar 1925 Chef der Ostseestation Als Nachfolger des Admirals Zenker wurde Admiral Raeder dann am 1. Oktober 1928 zum Chef der Marineleitung ernannt.

Abbé Haegr ist in Kolmar in einem Kloster in dem er sich ärztlicher Behandlung unterzog. einer Herzkrise erlegen.

handlung einer Vorlage ausgenommen werden. die die Verbringung von Entführten aus einem Einzelstaat in den anderen unter Todesstrafe stellt. Die Verfolgung solcher Verbrechen wird damit das ist der Sinn der Vorlage zu einer Bundesangelegenheit, die es der Zentralregierung in Washington ermöglicht, unabhängig von den Bemühungen der regionalen und lokalen Behörden ihre wesentlich durch­greifenderen Machtmittel zur Bekämpfung dieser speziellen Sorte von Verbrechern einzusetzen.

Schon lange tot

WTB Trenton(New Jersey), 12.Mai. Aus Lindberghs HausHopewel! wird mitgeteilt, daß von der Leiche des Söhnchens Lindberghs infolge fortgeschrittener Verwe­sung wenig mehr als das Skelett übrig war. Es dürfte also schon längere Zeit an der Fund­stelle gelegen haben.

Die Leiche wurde durch die Kleidung und an­dere Merkmale identifiziert; sie war fast völ­lig mit Baumblättern und Erde bedeckt. In der Schädeldecke, gerade oberhalb des Stirnknocens, befand sich ein Loch ungefähr in der Größe eines Markstückes. Anscheinend war versucht worden, die Leiche mit dem Gesicht nach unten einzugraben.

WTB Trenton(New Jersey). 12.Mai. Die Aerzte sind der Meinung, daß der komplizierte Schädelbruch des Söhnchens Lindberghs ertwe­der von einem furchtbaren Schlag mit einem stumvfen Instrumert herrühr: oder dadurch ver­ursacht ist, daß das Kind aus einem fah­renden Wagen herausgeschleudert wurde. Nach dem Urteil erfahrener Aerzte dürfte das Kind seit zwei Monaten an Ort und Stelle gelegen haben. Es ist daher durchaus möglich, daß sein Tod bereits in derselben Nacht erfolgt ist, in der es geraubt wurde.

Verstärkte Suche

nach den Mördern

WTB Néwark(New Jersey), 13. Mai. Oberst Schwartzkopf von der New Jerseyer Polizei hat alle Vorbereitungen getroffen um der Verbrecher habhaft zu werden, die an dem Tode des Söhn­chens Lindberghs Schuld tragen Das Schreiben. mit dem ein Lösegeld gefordert wurde, befindet sich im Besitze der Staatsanwaltschaft, die eine Veröffentlichung seines Inhaltes durch die Presse untersage.

Der Ort, wo die Leiche gefunden wurde liegt etwa fünf Meilen südwestlich von Lindberahs Haus. In seiner unmittelbaren Nähe führt eine Straße zur Hauptverkehrslinie nach New York Alle Leute, die sich mit den Nachforschungen be­faßten, mußten seit Monaten täglich diese Stellein unmittel barer Nähe passiert haben.