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Nr. 128

Tageszeitung für Köln und Umgetung

Kmtliches Kreisblatt für den Landkreis Kötn, Rheintsche Volkswacht Lokal-Auzeiger für die Erst Müthelmer Dolkszettung Lotal-Auzeiger für den Kreis Bergheim

und Redaktton: Neumarkt 18324. Fernruf. Sammelnummer 2109#. Redaktions= 121 Uhr. Zweigstelle: Mülheim, Adamsstraße 1. Fernruf Mülheim 61866 Rücksendung unverlangter Zuschriften und Manustripie erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist.

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Dienstag, 10. Mai 1932

Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die dunte Wei

Frau in Familie und Volksgemeinschaft. Für unsere Kinder. Rundfunk=Nachrichten Reise und Wochenend. Die Scholle Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B

10 pfennig Jahrg. 47

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Florett 6

Die mit Spannung erwartete Wiederaufnahme der Arbeit im Reichstage hat Sensationslüsterne erfreulich enttäuscht. Der erste Tag brachte kei­nen Krach. Wenn es bis Donnerstag so bleibt, könnte das Reichsparlament Wunden seines verletzten Ansehens zum Vernarben bringen. Wenn...

DieRuhe" der äußerlichen. Sachlichkeit kann

nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Opvo­sit einen scharfen Kampf gegen die Reichs­regierung führt. Mit anderen Mitteln als bisher. Der reglementmäßige Fechter kann gefährlicher werden als der Knüppel läger. Ein varlamen­tarisch geführter Angriff erfordert schärfere Auf­merksamkeit als ein unparlamentarischer. Es wird in diesen Tagen mancher Gegenstoß zu führen sein. In der Regierungsfront stehen die Fechter bereit.

Preußen

Der Vorsitzende der Fraktion der National­sozialisten im Preußischen Landtage, Herr Kube, hatabgesagt". Keine Koalitionsbildung mit dem Zentrum so erklärte er in Kassel. Die Kommunisten werden von ihm schon jetzt freund­lich eingeladen, den Landtag wieder auflösen zu helfen. wenn der NSDAPnicht die Macht der Staatsführung übertragen werde". Man denkt dabei zuerst an den Ministerpräsidenten. Herr Kube weniger: er sagte, die Nazis kämpften vor allem um den Posten des Polizeiministers und würden den Land­tag so lange auflösen, bis sie ihr Ziel erreicht hätten.

Glaubt Herr Kube im Ernste daran, daß sich die Wählerschaft einVergnügen daraus machen wird, alle zwei bis drei Monate zur Wahl zu gehen, statt in Preußen Politik gemacht zu sehen? Er könnte sich beträchtlich verrechnen.

Am 24. Mai tritt der Landtag zusammen. Daß irgendwelche Fühlungnahme über Arbeits­gemeinschaften stattgefunden hätte, wird von allen Seiten mit Eifer bestritten. Je weiter die Kluft, desto schwerer der Brückenschlag.

Antisemitismus

Vor einiger Zeit ist ein Auszug aus dem Pro­gramm der Nationalsozialisten erschienen. Darin heißt es unter 4:Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht auf Konfession. Kein Jude kann daher Volks­genosse sein.

Das ist Antisemitismus in Reinkultur. Der Abgeordnete Breitscheid hat im Reichstage gestern Herrn Hitler zitiert. Herr Hitler hat danach einem amerikanischen Pressevertreter er­klärt:Wir wollen die Rechte der Juden nicht aufheben, aber wir anderen wollen nicht weniger Rechte haben als die Juden.

Wenn diese Erklärung so gefallen ist, dann widerspricht sie dem zitierten Programmsatze. Man soll sich kein Vergnügen daraus machen, den Widerspruch festzustellen, sondern vielmehr der Freude Ausdruck geben, daß Fortschritte zur Besinnlichkeit gemacht werden. Menschen, die mit ihren Familien Hunderte von Jahren in Deutsch­land ansässig sind, Menschen, die im Kriege als Deutsche wie jeder andere ihren Mann gestanden und ihr Blut vergossen haben, denen kann man tatsächlich nicht sagen, ihr seid keine Volks­genossen, weil ihr nicht ursprünglich deutschen Blutes seid. Man kann ihnen nur das sagen, was Hitler dem Amerikaner gesagt hat: Eure Rechte, die ihr euch in der langen Zugehörigkeit zum deutschen Volke erworben habt, sollen nicht aufgehoben werden, nur wollen wir anderen nicht weniger Rechte haben, als ihr.

Es wird schwerlich einen Juden geben, der

(Fortsetzung Seite 20

Die heutigepräsidentenwahl in Frankreich

Die erste Aufgabe des neuen Mannes wird schwierig sein

WTB Paris. 10.Mai. Die Aufgabe des

neuzuwählenden Präsidenten ist eine der schwie. rigsten, die je einem Präsidenten der dritten Republik zugefallen ist. Das Kabinett Tardieu muß, der Gepflogenheit entsprechend, nach der Präsidentenwahl zurücktreten. Der Gepflogen­heit entspricht es aber auch, daß mit Rücksicht auf die tragischen Ereignisse, die sich am Frei­tag abgespielt haben, das Kabinett neuerlich betraut wird.

Das Kabinett hat aber keine tragfähige Par­lamentsmehrheit, weshalb es gestern beschlossen hat, nur zur Erledigung der laufenden Ge­schäfte im Amte zu bleiben. Wird das unter den gegebenen Umständen genügen? DieGe­schäftsführung" dauert nämlich bis zum 10. Juni; inzwischen sind aver wichtige Vorbereitungen zu treffen, da am 16. Juni die Lausanner Konferenz beginnt und schon vorher in Genf schwerwiegende Entschei­dungen in der Abrüstungsfrage fallen. Der neugewählte Präsident hat also heute abend oder spätestens morgen eine sehr ernste Ent­scheidung zu treffen.

Die Republique Daladiers verneint die Mög­lichkeit einer sofortigen Uebernahme der Macht durch die Radikale Partei und meint, ein Senatorenkabinett wäre die Lösung, die am angebrachtesten sei. Allerdings steht diese Auf­fassung, die sachlich viel für sich hat und sich vielleicht auch durchführen lassen wird, vorläufig noch vereinzelt da.

Wie man in Frankreich benutzt

WTB Baris. 10.Mai. Die Ere Nouvelle ver­

öffentlicht einen Artikel Herriots, der schreibt: Die Radikalen mußten jedes laute Sie­gesgeschrei vermeiden; sie hätten ja

Hessen vor Neuwahlen

Sein Landtag aufgelöst

WTB Darmstadt,.Mai. Der hessische Staatsgerichtshof, der sich aus fünf Berufsrichtern und sieben Parlamentariern zusammensetzt, hat heute nachmittag eine Wahlanfechtung der Wirtschafts­partei gegen die hessischen Landtagswahlen vom 15. November 1931 als berechtigt aner­kannt und diese Wahl für ungültig er­klärt.

Durch diesen Beschluß ist der hessische Land­tag aufgelöst. Die Neuwahlen müssen nach der Verfassung innerhalb von zwei Monaten statt­finden.

Die Begründung

WTB Darmstadt,.Mai. In der Begründung zur Nichtigkeitserklärung der hessischen Land­tagswahlen heißt es u..: Der Staatsgerichts­hof schließt sich nicht der Auffassung des Landes­wahlausschusses an, daß die 500 Wähler für die Wirtschaftsparteiliste nicht glaubhaft gemacht seien. Der Wahlausschuß hätte bedenken müssen, daß die aus formalen Gründen für ungültig er­klärten Stimmen in Wirklichkeit eristierten. Der Beweis, daß durch die Nichtzulassung der wirtschaftsparteilichen Liste eine Aenderung des Wahlergebnisses nicht herbeigeführt werden könnte, sei nicht erbracht. Die Frage, ob die Notwendigkeit, in Hessen jetzt Neuwahlen vor­zunehmen, politisch oder finanziell bedauerlich sei, dürfte bei der Entscheidung des Staats­gerichtshofs nicht berücksichtigt werden.

Neuwahlen am 3. Juli

WTB Darmstadt, 9. Mai. Das hessische Ge­samtministerium hat heute abend, nachdem das heutige Urteil des Staatsgerichtshofes die Landtagswahlen vom 15. November 1931 für ungültig erklärt hat, für die Neuwahlen zum Hessischen Landtag den 3. Juli bestimmt.

auch während des Wahlfeldzuges von lärmen­den Schlachtrufen abgesehen; also müßten sie sich auch jetzt jeder übertriebenen Begeisterung enthalten. Die Macht, die die Wähler­massen den Radikalen verliehen, würden diese nur im Dienste des Landes ausüben. Hinsichtlich der Frage, welche Haltung die Ra­dikale Partei im einzelnen einzunehmen ge­denke, erklärt Herriot, diese werde eher sehr zu­rückhaltend sein; denn die Radikalen würden erst nach reiflicher Ueberlegung handeln.

Brüning, der Gebieter.

Französische Blätter zu seiner Rede

CRB Paris, 10.Mai. Zu der Rede, die Reichs­kanzler Dr. Brüning am Sonntag gehalten hat, schreibt der Außenpolitiker des Echo de Paris, die Rede erinnere Frankreich daran, daß es eine divlomatische Partie spiele, bei der zwei wesent­liche Kapitel des Versailler Vertrages, nämlich die Revarationen und die Abrüstung, denEin­satz" bildeten. Der Reichskanzler suche nicht mehr (hat er nie getan!) durch Finten den Widerstand Frankreichs zu umgehen. Da er in Genf wert­volle Beziebungen angeknüpft habe und da er an der Zustimmung Englands und Amerikas nicht mehr zweisele, mache er den Franzosen klar, daß die Stunde geschlagen habe, in der das Buch der finanziellen Abrechnung des Krieges geschlossen werden müsse und Deutschland das moralische Recht habe, für seine nationale Ver­teidigung ebenso zu sorgen, wie jedes andere Land. Brüning spreche von Befreiung, aber be­deute Befreiung unter den gegenwärtigen Um­ständen in der Praxis nicht Ueberlegenheit?

Das Journal schreibt, der Ton sei viel mehr gebieterischer geworden und jede Schonung sei aus der Rede, die den Auftakt zu der Reichs­tagstagung bildete, verschwunden.

gottlose Sowjetrußland

Nach der Isaakskathedrale wird nun auch die Kathedrale der Mutter Gottes in Kasan in Leningrad in ein Internationales Museum für den Atheismus umgewandelt werden. Das neue Museum soll anläßlich der 15. Jahresfeier des Sowjetregimes im November dieses Jahres er­öffnet werden. Das Direktorium des Museums wird zahlreiche antireligiöse Ausstellungen in der ganzen Sowjetunion veranstalten. Das ehemalige Michaelskloster in Archangelsk wird auf Beschluß der Sowjetregierung in eine Re­paraturwerkstätte umgewandelt. Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange. Der Verband der Gottlosen der Sowjetunion hat eine anti­religiöse ABC=Fibel herausgegeben, die für Sowjetschulen bestimmt ist. Jeder Buchstabe des Alphabets wird durch eine antireligiöse Paroleerläutert.

RiesenluftschiffAkron in schwerem Sturm

WTB Forkworth(Texas), 10.Mai. Das RiesenluftschiffAkron geriet bei der Stadt San Angelo in einen schweren Sturm. Sämtliche Einwohner der Stadt wurden alarmiert, um bei einem Landungsversuch des Luftschiffs Hilfe zu leisten. Alle Versuche, das Luftschiff auf die Erde zu bringen, schlugen jedoch wegen des bef­tigen Sturmes sehl. DieAkron treibt steuerlos(?) in der Richtung auf Christo­bal. Man ist über ihr Schicksal in größter Unruhe.

Graf Zeppelin in Friedrichshafen

Starker Sturm verhindert Landung

WTB Friedrichshasen 10.Mai. Das Luftschiff Graf Zeppelin ist auf der Rückfahrt von sei­ner vierten Amerikafahrt um.27 Uhr vormit­tags über dem Werftgelände erschienen und warf um.45 Uhr zwei Postsäcke mit zusammen 130 Kilo ab. Wegen starken Südwest=Sturmes mußte die Landung hinausgeschoben werden. DerGraf Zeppelin kreuzt zurzeit über dem Werftgelände.

Faltbootfahrt über den Ozean

WTB Paris, 10. Mai. Wie Havas aus Lissa­bon berichtet, hat der österreichische Faltboot­fahrer Theodor Helm nunmehr die Erlaubnis erhalten, mit seinem sechs Meter langen Falt­boot allein die Fahrt über den Ozean anzutre­ten. Er nimmt Lebensmittel für drei Monate mit und beabsichtigt, Kurs über die Antillen zu nehmen.

Winterwetter im Riesengebirge

WTB Hirschberg..Mai. Im Riesengebirge und in den Vorbergen ist in der letzten Nacht zum Montag Schnee gefallen, der stellenweise bis zu 8 Zentimeter hoch liegt. Heute früh herrschten auf dem Kamm 8 Grad und in den Vorbergen 2 Grad Kälte

In den Bergen herrscht laut Meldung aus Oberstdorf wieder Winterwetter. Am Nebel­born liegen 40 Zentimeter, stellenweise sogar bis zu 50 Zentimeter Neuschnee. Dienstag früh wurden dort etwa 8 Grad Kälte gemessen.

Erdrutsch auf der Straße LyonGenf

WTB Paris, 10. Mai. Nach einer Meldung des Journal aus Boury=en=Brenne ist die Straße LyonGenf an einer Stelle bei Torcieu=Ambe­rieu durch einen Erdrutsch aus dem Gebirge unterbrochen. Auch die Telephonverbindungen sind abgeschnitten.

Gefährliche Reise

UP Charbin,.Mai. Die Völkerbundskom­mission unter der Leitung Lord Luttons ist hier um.30 Uhr nachmittags eingetroffen. Außer­ordentliche Vorsichtsmaßnahmen wurden er­griffen, um irgendwelche Zwischenfälle zu ver­hüten. Längere Zeit vor der Ankunft des Zuges waren alle Zugänge zum Bahnhof ge­sperrt und niemand, nicht einmal. Vertreter der Presse, waren zugelassen, um der Ankunft bei­zuwohnen. Ueber 2500 Mann besondere Sicher­heitswache hatte den Bahnhof, sowie die Bahn­anlagen besetzt.

Danzig ruft die Entscheidung des Völkerbundes gegen polen an

WTB Danzig, 10. Mai. Die Pressestelle des Senats teilt mit: Auf der bevorstehenden Gen­fer Ratstagung wird der Völkerbundsrat vor­aussichtlich eine Entscheidung treffen müssen, die nicht nur für die Danziger Wirtschaft, son­dern auch für die völkerrechtliche Stellung Dan­zigs von höchster Tragweite ist.

Bekanntlich hat der Hohe Kommissar des Völkerbundes in Danzig in Sachen des Dan­ziger Veredelungsverkehrs entschieden, daß Polen mit dem Ausschluß der Danziger Ver­edelungswaren vom polnischen Gebiet eine gegen den Sinn des Zollvereins verstoßende action directe beginnt. Polen hat diese Ent­scheidung bis heute ignoriert. Auch nach dem Spruch des Hohen Kommissars werden Danziger

Veredelungswaren in Polen nach wie vor be­schlagnahmt. Polen ist in seiner Nichtachtung der Entscheidung des Hohen Kommissars soweit gegangen, daß es eine neue Finanzstrafbestim­mung gegen die Einfuhr von Danziger Verede­lungswaren nach Polen erlassen hat.

Danzig erblickt in der Nichtachtung der er­gangenen Entscheidung des Hohen Kommissars, ferner in dem Erlaß einer neuen Finanzstraf­bestimmung eine neue action directe Polens, Danzig erwartet, daß die Völkerbundsinstanzen ihm den feierlich verbrieften Schutz gewähren und zugleich ihren Entscheidungen die notwen­dige Geltung verschaffen.

Der Hohe Kommissar hat den Antrag an den Völkerbundsrat weitergegeben.

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