Hölner
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Lokal-Knzeiger
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Ausg.
Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung
Amtliches Kreisdlatt für den Landkreis Köln, Rheinische Dolkswacht
für die Erft- Mülhetmer Dolkszeltung Lokal-Auzeiger für den Kreis Bergheim
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üllungsort und Gerichtsstand Köln.
Nr. 111 I Freitag, 22. April 1932
Betlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die dunte Wel: Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten Reise und Wochenend, Die Scholle Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B
Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47
Womee
gprcht:
Zum zweitenmal Demobilmachung
Seitdem die Privatarmee des Herrn Hitler der Auflösung verfallen ist, unterhält man sich lebhaft über die Frage, was geschehen kann und soll, auch andere Organisationen verschwinden zu lassen. Natürlich versuchen die Nazis, das Reichsbanner anzuschwärzen. Sie wollen glauben machen, es sei auch eine Bürgerkriegsgruppe, wie die SA es waren.
Jedermann weiß, daß es anders ist. Gleichwohl, es gehört in den Rahmen der inneren Befriedung, daß alles das verschwindet, was vermeintlich oder zu Recht als„Parteigarde“ gilt. Dabei spielt der Groenersche Plan einer neuen großen Organisation für die Jugend nach wie vor eine Rolle.
Neuerdings sagt man, daß sich Einzelpersönlichkeiten unter Ausschaltung aller Politik ernsthaft bemühen, Brücken zu schlagen. Dankenswert. Man erzählt allerdings auch, daß sich bei dieser Gelegenheit schon wieder Eigendünkel von Führern geltend mache. Das heißt also wohl: Es gibt Streber, die im Rahmen einer neuen Organisation die erste Geige spielen möchten.
Der Abgeordnete Joos hat zweifellos im Namen und im Auftrage der Zentrumspartei gesprochen, wenn er in Kreuznach betonte, daß man zu einer allgemeinen„Abrüstung“. im Inneren kommen müßte.
Als der Krieg zu Ende ging und von Demobilmachung die Rede war, hat niemand geglaubt, daß einmal ein Demobilisierungsplan erörtert werden müßte, damit der innere Krieg von Deutschen gegen Deutsche ein Ende finde. Wer aber immer zu dieser notwendigen Demobilisation beitragen kann, muß es tun. Wer sie zustande bringt, wird sich um das deutsche Volk allergrößtes Verdienst erwerben. Echtes Führertum von deutschem Geiste sollte danach hungern, im Wettlauf um dieses hohe vaterländische Verdienst der erste zu sein! Wer tritt mit zum Start an?
Hitler und die Ausländer
Eine Berliner Meldung will wissen, daß der nationalsozialistische Pressechef Hanfstaengl mit dem Berliner Korrespondenten amerikanischer großer Zeitungen eine harte Auseinandersetzung hatte. Es sollen für Herrn Hanfstaengl einige Ohrfeigen abgefallen sein. Vor Boxzugaben wurde er nur durch das Dazwischentreten anderer Personen bewahrt.
Das hängt vermutlich zusammen mit Hitlers Verdächtigung des Reichskanzlers, für die er keine Beweise hat. Allmählich scheinen überhaupt die Pressevertreter des Auslandes die Tuchfühlung mit Hitler nicht mehr sehr zu schätzen. Der Korrespondent des Daily Expreß. Herr Delmer, war vor der Präsidentenwahl eifriger Begleiter Hitlers auf seinen Rundflügen. Er kabelte seinem Blatte begeisterte Berichte. Herrn Delmers Begeisterung muß beträchtlich abgekühlt sein, denn trotz ausdrücklicher Einladung. sich vor den Preußenwahlen Adolf, dem Fliegenden, wieder anzwschließen, hat er abgelehnt, mitzutun.
Herr Delmer wird nicht der letzte bleiben, üb; den die Ernüchterung kommt. Viele Deutsche werden über kurz oder lang ihm auf die em Wege folgen. Einstweilen schreiten noch viele im Nedel nationalinischer Phrasen. Wenn er zu zerflattern beginnt, wird man mit Nutzen an das erinnern, was in den Wahlkampswochen des Frühjahrs 1932 von Nationalsozialisten geredet und geschrieben worden ist.
Wortsetzung Seite 2
Giftmischer an der Arbeit
Ein übles Wahlmanöver
Die Nationalsozialisten haben die Hoffnung aufgegeben, auf geradem Wege zum Ziel zu kommen. Deshalb versuchen sie es in den letzten Stunden des Wahlkampfes mit einer üblen Giftmischerei unter Ausschlachtung einer Broschüre, die in den letzten Tagen unter dem niederträchtigen Titel erschienen ist:„Alkohol=König und Prälat oder Spritschiebungen, Fluchtkapital und Zentrum“.
Sofort nach Erscheinen der Broschüre, die das Uebelste darstellt, was bisher im Kampfe gegen den Prälaten Kaas versucht worden ist, hat Prälat Kaas gegen die Verfasser Rechtsanwalt Dr. Hermann Schmidt(Opladen, Rhld.), den ehemaligen Abgeordneten Walter Bacmeister und den Verleger Dr. Richard Pape Strafantrag gestellt und sofort eine einstweilige Verfügung erwirkt, durch die der Verlag angehalten worden ist, das irreführende Titelblatt mit der ungeheuerlichen Gemeinheit„Alkohol=König und Prälat“ nicht weiterzuverbreiten.
Sämtliche im Bezirk des Amtsgerichts BerlinMitte befindlichen Vorräte sowie die Matern und Platten dieser Umschläge und des Titelblattes mußten einem Gerichtsvollzieher zwecks Sicherstellung ausgeliefert werden.
Trotzdem scheuen sich die National
sozialisten nicht, in ihrer Presse und in Flugschriften aus diesem Machwerk zu schöpfen und die Ungeheuerlichkeiten weiterzuverbreiten.
Wie in der Broschüre, so wird auch in den Presse=Auszügen durch raffinierte Nebeneinanderstellung von an sich nur sehr äußerlich zusammenhängenden Tatsachen der Anschein zu erwecken verlucht. als ob Prälat Kaas in einer intimen geschäftlichen Verbindung mit einer Firma Peter Schwartz(Monheim, Rhld.) gestanden habe, die später wegen ihrer Geschäftsgebarung mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. ist.
Was die Verfasser der Broschüre über den Prälaten Kaas zusammengebraut haben, ist giftiger Metholalkobol, mit dem die Wähler in letzter Stunde besinnungs= und urteilslos gemacht werden sollen.
Prälat Kaas erläßt zu diesen ungeheuerlichen Anschuldigungen nachstehende Erklärung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt.
Erklärung:
„Gegenüber der in der Broschüre aufgestellten unwahren und irreführenden Behauptungen stelle ich folgendes fest:
1. Auf den Rat des Herrn Oberregierungsrat Heyden(Trier) habe ich seinerzeit das mir nicht persönlich gehörende, sondern von mir verwaltete Geld, für das ich eine kurzfristige, leicht abrufbare Anlage suchte, verrn Peter Schwartz geliehen. Die Einzahlung des Geldes erfolgte durch Vermittlung des Herrn Oberregierungsrats Heyden, dem ich das Geld in bar übergab.
2. Zu dieser Zeit war mir von irgend welchen weniger günstigen Nachrichten über die genannte Firma absolut nichts bekannt, da ich sonst selbstverständlich die Anlage anders plaziert haben würde.
3. Durch die später eintretende Zahlungsunfähigkeit des Schuldners bin ich ebenso überrascht worden wie andere.
4. Während des Auslandsaufenthalts des Schuldners ist die Forderung an ihn auf eine ausländische Bank eingetragen worden.
5. Dieses ausländische Konto besteht zurzeit nicht mehr. Die Rückzahlung der mir noch zu
stehenden Restsumme ist angesichts der Vermögenslage des Schuldners nicht erreichbar gewesen.
6. Die Besichtigung der Monheimer Anlage. insbesondere der Pappefabrik, ist auf Anregung des Herrn Oberregierungsrats Heyden erfolgt. Auch damals war mir von irgendwelchen Unregelmäßigkeiten nicht das geringste bekannt.
7. Die Behauptung, ich sei bis in das Jahr 1931 ständig Gast in der Familie Schwartz gewesen, ist unwahr: weder in Köln noch in Berlin bin ich ihr Gast gewesen. Das kurze Frühstück gelegentlich der Besichtigung in Monheim fand im Kasino der Monheimer Fabrik statt.
8. Von den ganzen, in gehässiger Form aufgezogenen und zur politischen Hetze mißbrauchten Darlegungen der auf Skandalerhebung ab
gestellten Schrift bleibt, soweit meine Person in Frage kommt, lediglich die Tatsache, daß ich mit einer auf sachmännischen Rat hin gemachten Geldanlage Unglück gehabt habe, eine Tatsache, die so ungezähllen Hunderttausenden widerfahren ist, daß sie jeder Sensation entbehrt.“
*
Daß in der Broschüre und in den in der natto nalsozialistischen Presse erschienenen Auszügen die alten Vorwürfe gegen den Prälaten Kaas wiederaufgenommen werden, er sei ein Freund der Bestrebungen auf Loslösung des Rheinlandes gewesen,
zeigt nur die Gemeinheit, mit der hier gearbeitet wird. Wegen dieser
Vorwürfe hat Prälat Kaas vor Wochen Strafantrag gestellt.
Es wird jetzt, trotzdem diese Dinge auch schon in der Oeffentlichkeit behandelt worden sind. aus einer Rede des Prälaten Kaas vom 22. September 1919 in einer Zentrumsversammlung in Trier ein Zitat gebracht, das durch Weglassung der anschließenden Sätze und durch Aenderung einiger Worte den Sinn des von Kaas Gesagten in sein Gegenteil verkehrt.
Diese Fälschung
ist, wie die Broschüre Köhlers„Deutsches Zentrum— deutscher Rhein" nachweist, zum erster Mal in der Zeitschrift Die neue Front(Essen Nr. 24 vom 14. Dezember 1928, begangen worden und durch die Gegenüberstellung der wörtlichen Wiedergabe der Rede in der Trierischen Landeszeitung vom 23. September 1919 entlarvt worden.
Trotzdem arbeitet man mit solchen Fälschungen und Wahllügen weiter. Das tun die Nationalsozialisten, die von sich behaupten, daß sie für Wahrheit und Anständigkeit kämpften! Fürwahr, treffender konnte diese Behauptung nicht widerlegt werden als durch das Gebaren der nationalsozialistischen Presse selbst.
Wer zu solchen Mitteln in den letzten Stunden des Wahlkampfes greift, der scheint an sich selbst zu verzweifeln!
*
Die befreundete Presse wird um Abdruck gebeten.
Die Genfer Konferenz
Angenommener Entwurf
WTB Gens. 22 April. Der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz hat heute vormittag den englischen Entschließungsentwurf über den Grundsatz der qualitativen Abrüstung angenommen. Zu Beginn der mit großer Spannung erwarteten Aussprache schlug der englische Außenminister Sir John Simon einen Kompromiß zwischen der französischen Auffassung und derjenigen der Konferenzmehrheit in Form eines Abänderungsantrages seines eigenen Entschließungsentwurfes vor.
Dieser Kompromiß besteht darin, daß als mögliche Methode der qualitativen Abrüstung nicht nur das Verbot, sondern auch die Internationalisierung bestimmter, näher zu bezeichnender Wafsen erwähnt wird. In der Entschließung heißt es u..:
Unbeschadet anderer Vorschläge erklärt die Konserenz ihr Einverständnis mit dem Grundsatz der qualitativen Abrüstung, d. h. der Herausgreifung gewisser Arten oder Typen von Waffen zu dem Zweck. durch ein allgemeines Abkommen ioren Besitz oder Gebrauch allen Staaten zu verbieten oder sie zu internationalisieren
Der rumänische Delegierte Titulescu zog seinen gestrigen Obstruktionsantrag mit dem Ausdruck der Befriedigung über die jetzt erfolgte Klarstellung zurück. Auch Tardieu sprach seine Genugtuung aus
Der ungarische Graf Apponyi stellte fest, dast zwischen dem ursprünglichen und dem jetzigen Entwurf kein sachlicher Widerspruch bestehe
Darauf ergriff der deutsche Delegierte
Botschafter Nadolny
das Wort.
Der deutsche Vertreter erklärte, daß er sich
mit dem englischen Antrag einverstanden erkläre. Nadolny hob aber nochmals, und zwar diesmal noch stärker als in seiner vorgestrigen Rede, hervor, daß nach deutscher Auffassung die Abschaffung der schweren Angrifsswaffen nicht durch eine Internationalisierung zu erfolgen habe, sondern durch Zerstörung dieser Waffen.
Er halte es für seine Pflicht, sagte Nadolny, keinen Zweifel über die Auffassung der deutschen Delegation aufkommen zu lassen. Die qualitative Abrüstung könne nicht durch die Internationalisierung, sondern nur durch die Zerstörung der Angriffswaffen erreicht werden und durch absolutes Verbot der Herstellung und der Anschaffung solcher Waffen.
Was die Frage angehe, welche Wafsengattun. gen unter die Begriffsbestimmung„schwere Angriffswafsen“, fallen, so sei diese Frage bereits vorentschieden worden durch die einseitige Entwaffnungsbestimmung des Versailler Vertrages. Die hier vorgenommene, einzelnen Staaten auferlegte Abschaffung der schweren Angriffswaffen habe sich als praktisch durchführbar erwiesen. Die deutsche Delegation sei bereit, über weitergehende Verbote zu verhandeln.
Litwinow stimmte gleichfalls der Entschließung zu mit der Begründung, daß sie die ursprüngliche Entschließung in keiner Weise abändere
Darauf wurde, wie bereits gemeldet, die Entschliefung von dem Hauptausschuß, und zwar einstimmig angenommen.
Auf dem Bahnhof Becon=les=Bruyeres hat sich ein Eisenbahnunfall ereignet. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sollen etwa zehn Personen verletzt worden sein.