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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

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Nr. 95

Mittwoch, 6. April 1932

Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Die dunte Wer Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Scholle Heimat und Welt. illustrierte Beilage zur Ausgabe B

Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47

Wertzuwachs

Auf einer Hindenburgkundgebung in Berlin sagte Reichsverkehrsminister Treviranus:Wir müssen denen, die mit dem 13. März ein Kartenhaus innenpolitischer Träume verfallen sahen, klar machen, daß die Wiederwahl Hindenburgs mit steigender Stimmenzahl einen außenpolitischen Wertzuwachs für die gesamte Nation bedeutet, dem nichts anderes gleichgesetzt werden kann.

Wer noch nicht vergessen hat, daß im Jahre

1932 um Deutschlands erstrebten Aufstieg im außenpolitischen Becher gewürfelt wird, der muß dafür sorgen helfen, am 10. April jenen Wertzuwachs" zu sichern. Er hat die an­genehme Eigenschaft, nicht versteuert werden zu müssen. Im Gegenteil: er wird in seiner Auswirkung notwendige Steuerminde­rungen erst ermöglichen. Also auch wirt­schaftliche Klugheit gebietet Stimm­abgabe für Hindenburg.

Zuwachs

Der ehemalige Kronprinz Wilhelm hat für gut befunden. die Mitwelt wissen zu lassen, daß er am 10. April seine Stimme Hitler geben wird. Was mag ihn dazu bewogen haben? Man sagt, Doorn habe in der Hitlerbewegung Ka­pital angelegt. Will der Vater, daß es sich im Sohn verzinse? Wilhelm=Vittorio Emanuele neben Hitler=Mussolini wo man viel Zeit hat, Phantasien auszuspinnen, wäre solcher Ge­dankenkomplex immerhin möglich. Gedanken sind zollfrei. Ein gegebenes Ehren­wort aber ist mit dem Zoll der Verpflichtung des Gentleman belastet. Als seinerzeit Dr. Stresemann dem ehemaligen Kronprinzen die Rückkehr nach Deutschland ermöglichte, hat es einen sehr guten Eindruck gemacht, daß Wilhelm von Hohenzollern dem damaligen Kabinett gegenüber die formelle, nicht zeitgebundene Er­klärung abgab, daß er sich von politischer Be­tätigung fernhalten werde. Da gerade der ehe­malige Kronprinz als Hohenzoller noch Sym­pathien über den Krieg herüber ins neue Deutschland gerettet hatte, brachte jeder vor­urteilslose Deutsche ihm Vertrauen für diese Zu­sage entgegen. Nun ist man enttäuscht. Be­

dauerlich!

Die Hitlerpartei hat Zuwachs bekommen. Deutschland braucht aber am 10. April Wert­zuwachs: Hindenburg!

Bauern sind keine Hafenarbeiter

Den Funktionären Hitlers ist in Rothenburg o. Tauber ein böses Mißgeschick passiert. Kommt da ein stattliches Flugblattpaket an, dessen In­halt man sofort an die Bauern zu verteilen begann. Diese waren sehr erstaunt, darin vomDritten Reich zu lesen:Es gibt in

Deutschland keinen Faszismus. Der Faszismus in Italien ist... ein kapitalistisches Gebilde, der Nationalsozialismus dagegen ist ein so­z alistisches Gebilde.

Die mittelfränkischen Bauern schwärmen nun zwar ganz und gar nicht für den Sozialismus Aber sie haben bei dieser Gelegenheit wenigstens deutlich erkannt, wie vielfarbig der Na­tionalsozialismus ist. Seine Rezeptesammlung ist unerschöpflich. Für jeden Stand hat er eins; ob es zu dem für den anderen Stand sich ver­hält wie ein Stopfmittel zu Rizinusöl, das macht in einer politischen Kurpfuscherapotheke nichts. Die Hauptsache ist, daß der vertrauens­selig gemachtePatient am 10. April mit sei­ner Stimme für Hitler zahlt

Ein vorzüglicher Wagen

Die Berichterstatter der Nazis sind unter die Byzantiner gegangen. Ihre Berichte über Hit­lers Werbereise triefen von Verhimmelung des

(Fortsetzung Seite 2

Bahn frei für Hindenburg!

Machtvolle Kundgebung in der Kölner Messehalle professor Hoetzsch sprach Tausende waren erschienen Die Ressehalle überfüllt Glänzender Auftakt

zum zweiten Wahlgang

et= Köln, 6. April.

Hindenburgkundgebung in der Messehalle. Tausende waren erschienen. Unübersehbar reibte sich Kopf an Kopf in dem weiten Rund des großen Saales. In feierlich würdigem Schmuck prangte der gewaltige Raum. Von den getäfelten Wänden grüßten die schwarz­rot=goldenen Farben des Reiches, die grun­weißen des Rheinlandes und die hanseatischen Farben der alten Reichsstadt Köln.

Von der lorbeerumrankten Empore herab fluteten deutsche Weisen in den menschenstar­renden Raum, und vor dem Rednerpult, von grünen Palmen umwoben, stand ein Sym­bol der machtvoll feierlichen Kundgebung in schneeigem Weiß die Büste Hindenburgs. Als der Redner des Abends, Herr

Professor Hoetzsch

sprach, lauschten die Massen im Saale, an den Seiten, auf den Rängen und der Emyore, mit Aufmerksamkeit. Der dort stand, war kein polemisierender Demagoge dort stand ein Mann. der aus tiefen, reichen Quellen wahrer staatsmännischer, politischer Erfahrung schöpft. Keine lockende Versprechung, keine betörende Phrase kam aus seinem Munde. Aus Tat­sachen baute er ein starkes Gerüst, mit wirk­lichkeitsnahen, vernunftbejahenden Ideen und Gedankengängen, befestigte er es zu monumen­

taler Größe, schuf so, in sachlich hämmernden Worten, ein Bild der Zeit, wies in reiner Klarheit den einzigen Weg, den Schick­salsweg, den ein darniederliegendes, gefessel­tes Volk gehen muß, um zum Lichte und zum Wiederaufstieg zu gelangen.

Ein Name war es, der in seiner Rede im­mer wiederkehrte. Um eine Gestalt rankten sich die Bilder der politischen und wirtschaft­lichen Geschehnisse, die er entwarf, und rückten sie in den Vordergrund die ehrfurcht­

gebietende, Reckengestalt des Siegers von Tannenberg.

Aus des Redners Worten wurde der Gene­ralfeldmarschall lebendig, der in Deutschlands schwerer Zeit in Ruhe und Besonnenheit den geordneten Rückzug des Heeres geleitet hatte, lebendig aber auch wurde der Reichspräsident und Staatsmann, der in Deutschlands schwer­ster Zeit mit sicherer Hand das gefährdete Schiff durch alle Brandungen hindurch zum ruhigen Hafen steuerte.

Hindenburg. Beim Klang dieses Na­mens strömte über alle das Gefühl sicherer Ge­borgenheit. Vor aller Augen erstand im Geiste das Bild des Treuesten der Deut­schen und in die Erinnerung zurück drangen seine Worte:Ich will, wie bisher, der Treu­händer des ganzen deutschen Volkes sein und nicht der Beauftragte einer Partei oder einer Parteigruppe.... Bei seinem Namen blitzte aus allen Augen gläubiges Zukunftshoffen und in stolzer Zuversicht auf den Paladin des Rei­ches klang am Ende der Kundgebung das Deutschlandlied gen Himmel.

*

Ueber 5000 Kölner Männer und Frauen hatten sich im Großen Saal der Kölner Messe­halle versammelt, als Schriftleiter Max Horndasch im Auftrage des Hindenburg­Ausschusses die Kundgebung eröffnete. Er be­grüßte den Redner des Abends und dankte allen Anwesenden für das zahlreiche Erscheinen, durch das sie den Beweis und den Willen erbracht hätten, in einem reinen und makel­losen Siege Hindenburgs der Welt zu zeigen, daß sich das tapfere und arbeitsame deutsche Volk nicht in das graue Dunkel des Abenteuers stürze.

Darauf erteilte er Professor Hoetzsch das Wort, der unter spontanen Beifallskund­gebungen das Rednerpodium betrat.

müßten für Hindenburg zu den vom 13. März hinzukommen, damit kraftvoll bewiesen werde, daß im deutschen Herzen das edle Gefühl der Dankbarkeit nicht ausgestorben sei. Herr Horn­dasch schloß mit dem Aufruf:

Bahn frei für Hindenburg!

Bahn frei für Deutschland!

Wir lieben dieses Land, und weil wir es lie­ben, darum wählen wir seinen Schirmherrn und treuen Behüter, darum wählen wir Hindenburg.

professor Dr. Otto Hoetzsch:

Selbstverständlich wird Hindenburg gewählt, aber er muß die denkbar höchste Stimmenzahl erhalten, damit diese Wahl den Ausdruck ge­winnt, der in ihr liegen soll. Nach innen und nach außen muß damit kundgetan werden: Ge­wählt wird ein Mann und Führer soll weiter­hin der Mann sein, der uns Bürge und Leiter einer ruhigen und organischen Durch­führung der gewaltigen Umgestaltung ist,

in der sich Deutschland befindet. Nur er kann dafür bestimmender und ruhender und einigen­der Mittelpunkt sein; alle anderen Kandidaten treiben das Volk auseinander.

So wählen wir in Hindenburg den Mann der organischen Umgestaltung im Innern, ohne Bruch oder gar Bürgerkrieg, und der rücksichts­losen, aber besonnenen Befreiungspoli­tik nach außen. Die Außenpolitik stellt uns in den nächsten Monaten vor die schwersten Ent­scheidungen: In der Reparationsfrage, in der Abrüstungsfrage, in der Donaufrage und vielen anderen. In Wille und Richtung ist das Volk Deutschlands ja eins, dank auch Hindenburg, unter dem zuerst das entschlossene Nein in der Reparationsfrage und der ebenso entschlossene Anspruch auf Gleichberechtigung in der Ab­rüstung so fest hingestellt wurde, daß keine Re­gierung dahinter zurückgehen könnte.

Für diese Entscheidungen aber muß Deutsch­land im Innern so einig wie möglich sein und draußen als Faktor auftreten können, mit dem überhaupt zu rechnen ist. Der Führer allein kann der Feldmarschall sein. Jede Prü­fung der Lage Deutschlands heute, danach, was es gerade im Augenblick in der Reichspräsi­dentenfrage brauche, kommt zu dem zwingen­den Schluß: nur ihn allein! Die Persön­lichkeit und die Leistung sprechen dafür aufs stärkste.

Zur Mitarbeit an der Zukunft ist jeder be­rufen, aber die Grundlage dafür kann nur der schaffen, der sich schon bewährt hat.

Nachdrücklich und ausführlich sprach der Red­ner von Hindenburgs Leistung als Staats­mann von 1925 bis heute, in Krisen und Not­verordnung, in Innen= und Außenpolitik. Er ist nicht nur der große Soldat der Vergangen­heit, sondern er ist auch der Staatsmann

der Gegenwart und der Zukunft, dem eine gottbegnadete Körper= und Geistes­frische ermöglicht, seine letzten Jahre in den Dienst des Volkes zu stellen. Aus allem Lügen und Raunen hebt sich so die Gestalt des Mannes hervor, dem das Volk unbedingt Vertrauen entgegenbringt, daß er allein ohne Bürgerkrieg durch die Wogen der Zeit das Schiff des Reiches steuern könne. Warum nicht auch vom Staats­mann Hindenburg sprechen, der er doch ist und als der er sich bewährt hat? Charakter und Geist in einem, ist er nicht nur ein Symbol, sondern eine aktive Kraft zugleich.

Der Vergleich mit Wilhelm I. paßt und paßt auch nicht ganz. Denn Kaiser Wilhelm hatte einen Bismarck an seiner Seite, Hindenburg steht allein, an ihn lehnt sich alles an, bei ihm suchen sie alle Stütze und Rat. So ist er der Damm vor einer extremen Sturmflut, die Deutschland nicht zum Heile sein könnte, und hinter dem allein das neue Deutschland in entschlossener Reform nach innen und Freiheits­politik nach außen aufgebaut werden kann.

Er hätte das Recht zur Ruhe, aber noch ist sein Werk nicht vollendet, sein Volk will und braucht ihn, ihn, der uns Ehrfurcht und Ver­trauen zugleich ist. Frei von jeder Partei, nur seinem Gott und seinem Vaterland verant­wortlich, steht er bereit, das Letzte seines Le­bens für die große Aufgabe hinzugeben.

Selten in der Geschichte trifft es sich so, daß Mann und Aufgabe so aufeinander passen und füreinander da sind in einer geradezu göttlichen und Schicksalsfügung. Darum also muß ihm am 10. April die denkbar höchste Stimmenzahl zu­fallen, als dem wahrhaftigen Führer des deut­schen Volkes!

Im Schlußwort betonte Schriftleiter Max Horndasch, die Kölner Bürgerschaft habe am 13. März ein bewunderungswürdiges Beispiel politischer Reise gegeben. Aber noch seien 100000 Nichtwähler in Köln; diese Tausende und aber Tausende müßten aufgerüttelt werden. Mindestens 2 Millionen Stimmen

Der Moskauer prozeß

Stern und Wassiljew werden hingerichtet

Moskau,.April. Der Oberste Gerichtshof verurteilte am Mittwoch die wegen des Attentats gegen den deutschen Botschaftsrat angeklagten Stern und Wassiljew zum Tode.

Graf Zeppelin.

WTB Friedrichshafen,.April. Wie der Luft­schiffbau Friedrichshafen mitteilt, befand sich das LuftschiffGraf Zeppelin um 21 Uhr ME3 25 Seemeilen westlich vom Kap Finisterre. Die Stundengeschwindigkeit beträgt 75 Seemeilen. Guter Rückenwind begünstigt die

Fahrt.

Flugzeug

beim Landen in Brand geraten

WTB Wien,.April. Auf dem Flugfeld Aspern geriet beim Landen der Motor eines Flugzeugs der Linie Berlin- PragWien plötz­lich in Brand. Der Pilot brachte das Flug­zeug noch glatt auf den Boden; Passagiere und Pilot wurden unversehrt herausgehoben. Auch die Fracht und Post konnte geborgen werden. Dann wurde der Brand gelöscht.

Das Flugzeug ist betriebsunfähig geworden. Die aus den Löschapparaten ausströmenden Chlorgase wurden durch heftigen Wind den an der Löschung Beteiligten ins Gesicht getrieben, wodurch sieben Personen leichte Gasvergiftun­gen erlitten.

Krach in Neufundland

WTB St. Johns(Neufundland), 5. April. Schwere Ausschreitungen einer mehrere tau­send Personen zählenden Menschenmenge ha­ben heute zum Rücktritt der Regierung ge­führt. Die Menge stürmte das Parlaments­gebäude, zerschlug die Fensterscheiben und warf amtliche Schriftstücke auf die Straße. Der Premierminister Sir Richard Squires ent­kam mit Hilfe von drei Geistlichen, die seine Flucht deckten.

Den unmittelbaren Anlaß zu den Unruhen gab der Umstand. daß die Zulassung einer Abordnung zum Parlament sich verzögerte. Um welche Frage es sich dabei handelte, geht aus den vorliegenden Berichten nicht hervor. Im Februar war der Premierminister von Arbeitslosen, die eine größere Lebensmittel­ration verlangten, mißhandelt worden, und kürzlich war er nach einer amtlichen Unter­suchung von der Anschuldigung, Schriftstücke im Zusammenhang mit der Verwaltung öffent­licher Gelder gefälscht zu haben, freigesprochen worden.

Daily Telegraph zufolge hofft Premier= minister MacDonald. Ende dieses Monats an der Abrüstungskonferenz in Genf teilneh­men zu können. Da es heißt, daß Stimson mindestens bis Anfang Mai in Genf bleiben werde, würde MacDonald dann Gelegenheit haben, mit dem amerikanischen Staatssekretär persönlich zusammenzutreffen.