Kölner
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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung
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Nr. 89(Donnerstag, 31. März 1932
Berlagen: Der Sonntag. Der Sport, Die dunte Wer Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend. Die Scholle Heimat und Welt. illustrierte Beilage zur Ausgabe B
Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47
Deutschland wird siegen
Trotz des noch bis zum 3. April laufenden Osterfriedens spricht man viel vom zweiten Wahlgang für Hindenburg. Am 10. April werden 18 Millionen und einige hunderttausend ihren Stimmzettel wieder für Hindenburg in die Urne legen. Es werden voraussichtlich noch anderthalb bis zwei Millionen dazu kommen, die dasselbe tun. Jeder, der am 13. März davon überzeugt war, daß Hitlers Niederlage Deutschlands Sieg zum Guten sein wird, fand in der Zwischenzeit seine Ueberzeugung als richtig bestätigt. Andere, die am 13. März noch Zählkandidaturen unterstützten, stoßen am 10. April zur Mehrheit derer, die im Reiche Ordnung, Ruhe, Aufbau, Wirtschaftsgesundung und— keine Experimente von Illusionspolitikern wollen. So wird Hindenburg und mit ihm Deutschland siegen.
Die neuen Millionen
Die Nazis leben mangels sonstigen Daseinswertes nur von Agitation und wüsten Angriffen. Darum fällt ihnen die Wahrung des Osterfriedens schwer. Flugblätter, als Zeitungen frisiert, kommen in die Häuser. Man soll sich darüber nicht aufregen. Hitler muß die neuen Millionen, die er von gewissen Industriellen erhielt, verpulvern. In Düsseldorf sind jüngst zahlreiche Scheckbücher gezückt worden.(Hinter
gedanke: Die verfl..... Gewerkschaften.)
Papierfabriken und Druckerschwärzefabriken wollen auch leben und die 11 Millionen Hitlerwähler vom 13. März freuen sich des billigen Papiersegens.
Die Hindenburgwähler freuen sich seiner auch. Papier wird täglich gebraucht. Sie lächeln dazu ob der völlig danebengehenden Versuche, sie für den 10. April in den„Kreuz“=Zug für Adolf einzureihen. An der Parole„Hindenburg“ ist in den Häusern der Vernunft nicht zu rütteln. Auch nicht mit einfältigen Märchen(in Kampfzeiten nennt man sie faustdicke Wahllügen) von einer bevorstehenden Inflation, von erdrückenden Notverordnungen und anderem.
Der Naziluftballon, am 13. März etwas zusammengefallen, braucht Gas. Man riecht es!
Blinder Eifer
hat dem nationalsozialistischen Organ in Heidelberg einen Streich gespielt. Das Naziblatt hatte gegen den Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Weinhaus einen heftigen persönlichen Angriff gerichtet, weil er auf eine Eingabe aus der Bevölkerung, die Geschäfte namhaft zu machen, wo man sich mit Gasmasten versorgen könne, abgelehnt habe mit der Begründung, die Sache sei„zu geringfügig“. Es sei unglaublich, bemerkte das Blatt, daß der oberste Beamte der Stadt das Leben seiner Mitbürger, die sich auf Grund des Versailler Schandvertrages mit Gasmasken schützen wollten, zu gering erachte. Einen solchen Standpunkt werde man sich merken!
Jetzt berichtigt das Blatt kleinlaut, daß es sich gar nicht um Gasmasken gehandelt habe, sondern um Gasmarken!
Immerhin: die Sorge um die Gasmasken läßt Rückschlüsse auf die Sorgen der Nazis zu; sie sehen das Dritte Reich schon in neuem
Kriege. Fürchten sie ihn oder wollen sie ihn? Man weiß es nicht. Vorläufig behauptet Herr Severing, sie wollten den Bürgerkrieg. Nächste Woche wird man erfahren, ob es so ist.
Zweierlei Recht
Also wer seinen Rundfunkanschluß aufgeben will, muß einen Monat kündigen— so wurde in diesen Tagen mitgeteilt. Wer demnach dank der Einstellung des Kölner Senders nichts mehr hört und die Kosten für einen neuen Apparat oder eine Hochantenne nicht aufbringen kann, der darf im April trotzdem noch 2 Mark bezahlen. Gegenleistung? Null! Oder gibt es eine postalische Kulanz, die den Aprilbetrag streicht? Dann soll man das der Oeffentlichkeit mitteilen. Viele dachten, sie hätten mit der Reichspost
(Fortsetzung Seite 2)
Ein Berliner beim Bau des„Turms von Babylon“ für Chicago
Der Altmeister der Modellkunst, Ernst Stegemann in Berlin, baut gegenwärtig ein interessantes Modell, welches für das Chicagoer Oriental=Institut bestimmt und von dem dortigen leitenden Professor James H. Brendsted in Arbeit gegeben worden ist. Es handelt sich um eine Rekonstruktion des Turms von Babylon, der bekanntlich jedem Menschen aus der biblischen Erzählung von dem Sprachenwirrwarr, der beim Bau geherrscht haben soll, bekannt ist. Die Konstruktion hält sich genau an die Pläue des inzwischen verstorbenen Professors Dr. Koldewy, der 20 Jahre lang die Ausgrabungen der Berliner Museen und der Deutschen OrientGesellschaft leitete und in jahrelangem Studium und Forschungen die Form und Größe des Turms von Babylon rekonstruieren konnte.
Das Ringen um den Donauraum
rz Berlin, 30.März. Der französische Ministerpräsident Tardieu hat mit seinem Donauplan die Dinge unnötig kompliziert. Sie liegen in Wirklichkeit viel einfacher. Es handelt sich schließlich nur darum, daß die ausgesprochen agrarpolitisch ausgerichteten Donauländer ihren natürlichen Absatzmarkt in Deutschland finden, während umgekehrt Deutschland gerade nach Südosteuropa einen ausgedehnten Industrie=Export betreiben könnte, wenn nicht Frankreichs Wirtschaftspolitik bisher diese natürlichen, organisch entstandenen Wirtschaftsbeziehungen zu verhindern bestrebt gewesen wäre.
Frankreichs Gründe sind nur allzu durchsichtig. Es handelt sich für Paris darum, vorzubeugen, daß aus den engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und den Donauländern eines Tages ein wirtschaftlich starker, weil autarker, geschlossener, mitteleuropäischer Wirtschaftsraum entstehen könnte, dessen Führung bei Deutschland läge und der eines Tages Frankreichs beherrschende wirtschaftliche Stellung in Europa illusorisch machen könnte.
Bei alledem verfolgt Frankreich mit seiner Donaupolitik noch wesentlich andere, machtpolitische Ziele. Würde es der franzosischen Politik gelingen, die Donaukonföderation zustande zu bringen, gegebenenfalls sogar unter Einbeziehung der im deutschen Reichsverband vorhandenen Donauländer jüdlich der berüchtigten Mainlinie, dann allerdings wäre Frankreichs Stellung auch gegenüber dem zu dauernder wirtschaftlicher Ohnmacht verurteilten Deutschland so überragend, daß der deutschen Politik zwangsläufig nichts anderes mehr
Muß Hindenburg nochmals vereidigt werden?
CNB Berlin, 31. März. Da an der Wiederwahl des Reichspräsidenten von Hindenburg kein Zweifel besteht, so wird im Reichsinnenministerium als dem Verfassungsministerium zurzeit die Frage geprüft, ob nach der endgültigen Wahl eine nochmalige Vereidigung des Reichspräsidenten von Hindenburg erfolgen muß.
In maßgebenden Kreisen wird einer Korrespondenz zufolge die Auffassung vertreten, daß eine erneute Eidesleistung unnötig ist, und daß die Eidesleistung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom 12. Mai 1925 vollkommen genügt.
übrig bliebe, als bedingungslos sich der französischen Politik unterzuordnen
Aber gerade weil für Frankreich im Donauraum wichtige Interessen auf dem Spiele stehen und weil anderseitst auch in den Donauländern der Gedanke sich Bahn gebrochen hat. daß die Donaufrage nicht gegen Deutschland, sondern nur mit Deutschland zu lösen ist, zeigen sich hier für die deutsche Außenpolitik Möglichkeiten zu einer Aktivität, die wenigstens auf dieser Ebene des politischen Geschehens eine Wendung der Dinge herbeiführen könnten.
pariser bressestimmen
In der Ere Nouvelle schreibt Herriot, die französisch=englische Entente sei zwar die Voraussetzung für den europäischen Wiederaufbau, man müsse aber vor Improvisationen warnen und vor allem vor einer Rückkehr zur alten Politik der Allianzen, die Briand gerade habe ausschalten wollen Er hätte es lieber gesehen, wenn man die Donaustaaten sich zunächst untereinander hätte beraten lassen.
Populaire spricht ironisch von dem „Sieg". Tardieus. Tardieu habe der englischen Regierung seinen Beschluß aufgezwungen. aber Frankreich habe eine schlechte Presse in England wie in Deutschland. Tardieu wolle nicht zugeben, daß er eine Dummheit begangen habe. Er ziehe es vor eher seinen ganzen Plan aufzugeben als ihn für Deutschland und Italien annehmbar zu machen,
Auch das Gewerkschaftsblatt Le Peuple meint, Tardieu werde scheitern, weil er bei England nichts durchsetzen werde.
Diese Auffassung stützt sich auf den Art. 42 der Reichsverfassung, wonach der Eid bei der Uebernahme des Amtes des Reichspräsidenten zu erfolgen hat. Sollte die andere Auffassung Platz greifen, die dahin geht, daß nach dem Ende der Amtsdauer am 5. Mai eine erneute Amtsübernahme vorzunehmen ist, so wäre für diesen Fall mit einer Einberufung des Reichstages zu rechnen, da nach dem Art. 42 die Eidesleistung vor dem Reichstag zu erfolgen hat.
Unabhänaig aber von der Frage der Eidesleistung kann angenommen werden, daß der Reichstaa bei der Amtsübernahme des Reichspräsidenten von Hindenburg versammelt sein wird. Ein Termin für den Zusammentritt ist zwar noch nicht bestimmt, doch ist die Reichsregierung bemüht, den Haushaltsplan für 1932 sobald als möglich fertigzustellen und dem Reichsrat und dem Reichstag vorzulegen.
Die Volksfront
ruft alle christlichen Arbeiter und das gesamte christliche Volk von Köln und Umgegend zur öffentlichen Kundgebung auf. Die Kundgebung, die sich in der Form eines Umzuges vollzieht, soll ein offenes Bekenntnis für den Volkskandidaten von Hindenburg und ein Protest gegen die politische Verrohung. gegen Bürgerkrieg und Brudermord und gegen jede Entrechtung sein.
Die Kundgebung erfolgt am Mittwoch, den 6. April, nachmittags.30 Uhr. (Sammelplatz und Ausgangspunkt:
Sportplatz, am Westbahnhof.)
Kein Hauch
von ernsthaftem„Sammlungswillen“
CNB Berlin, 30.März. Die Pressestelle der Deutschen Volksvartei erklärt heute zu dem Vorschlag Hugenbergs. obwohl sie den allgemeinpolitischen Forderungen Hugenbergs grundsätzlich zustimme, seien doch dessen parteipolitische Vorschläge undiskutabel. Seine Vorschläge, so heißt es. lassen„keinen Hauch von ernsthaftem bürgerlichen Sammlungswillen verspüren". Wollte Herr Hugenberg als Sammlungspolitiker ernst genommen werden, so würde er eine weniger parteiegoistische Offerte haben machen müssen.
„parteitaktisches Manöver“
Der zweite Reichsführer des Christlichsozialen Volksdienstes, Hülser glaubt, daß es sich beim Vorschlag Hugenbergs um ein parteitakisches Manöver handle, zumal dort Bedingungen gestellt würden, die für Parteien, die sich nicht schon zu 99 Prozent aufgegeben hätten. unannehmbar seien. Es handle sich um einen wohlüberlegten Stoß. um in den Reihen der Mittelparteien, die sich gerade zu formieren im Begriffe seien. Verwirrung und Unsicherheit hervorzurufen und die Wähler dieser Parteien dann auf seine Seite zu ziehen.
Der stets gutunterrichtete Innenpolitiker des Echo de Paris glaubt bestätigen zu können, daß die französischen Kammerwahlen am 1. und am 8. Mai stattfinden werden.
Der älteste Katholik Borneos besucht seinen Missionar