Hölner
Lokal-Anz
Katholische Tageszeitung für Köln und U
Bezugspreis:
Bei Botenzustellung Ausgabe A monatlich
1,70 RM zuzügl 30 4 Beitrag z. Zustellgeld: Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln, Kheinische
Veil„Heimat u. Welt“).85 RM., mzugl Lokal-=Ruzeiger für die Erst Mülheimer Volkszeiung Lokal=Anzeiger für den Krei
30 4 Beitrag z Zustellgeld; bei deutschen Post. Hauptgeschäftsstelle und Redaktion: Neumarkt 18a—24. Fernruf: Sammelnummer 210921
anstalt. Ausg A.70 RM Ausg B 1,85 RM.: Sprechstunden 12—1 Uhr. Zweigstelle: Mülheim, Adamsstraße 1. Fernruf Mülheim 61
jede Ausgade einschl. 60 4 Postzeitungs. Rücksendung unverlangter Zuschriften und Manustripte erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt
gebühr und znzügl 42 4 Zustellgeld der Post Wöchentlich Ausgaben.
preis:
Anzeige 10 J, endwürnge Gelegenheits= und Familien= ellengesuche 6 J, Reklamen 70 J Platzvorschriften 107
— Kleine rubrizierte Anzeigen nach Auswahl auch in Neben
— Postscheckkonto Köln 1065. Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln
Nr. 59
Montag, 29. Febr. 1932
Beslagen. Dei Sonntag Dei Sport, Die dunte We. Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft Fur unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten Reise und Wochenend. Die Scholle Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B
Einzelpreis 10 pfennig
Jahrg. 47
Ein lebender Wall gegen den Krieg?
Religiöse Führer aus England sind bereit, sich unbewaffnet zwischen Chinesen und Japaner zu stellen
ENB London, 28.Febr. Von einer Reihe eligiöser Führer des Landes ist dem Völkerbund ein neuer Plan unterbreitet vorden, um dem Krieg zwischen Japan und Thina ein Ende zu machen. Die einzig wirungsvolle Maßnahme zur Beendigung des Kampfes könne, wie die Autoren des Planes neinen, nur darin bestehen, daß sich friedliesende Männer und Frauen freiwillig unbevaffnet zwischen die Kämpfenden stellen.
Der Geistliche Gray erklärte: Wir sind bekeit, nach China zu gehen und einen lebenen Wall zwischen Chinesen und Japanern uu bilden. Ich kenne eine ganze Reihe von Peronen, die entschlossen sind, mit uns zu gehen. Wir haben an Sir Eric Drummond geschrieben und hn gebeten, unser Anerbieten anzunennen. Es ist uns ganz ernst damit; denn wir ühlen, daß der Krieg eingestellt werden muß.
Japans Bedingung zur Einstellung der Kämpfe
WTB Tokio, 27.Febr. Wie man hier zu wissen glaubt, hat das Ministerium des Aeußern die japanischen Vertreter Schigeitsu in Schanghai und Natsudeira in Genf beauftragt, den in Frage kommenden Behörden zu gegebener Zeit mitzuteilen, daß Japan geneigt st. die Feindseligkeiten in Schanghai einzustellen, sobald die Chinesen in gender Weise dartun, daß sie willens sind sich 20 Kilometer von der vorgeschlagenen neutralen Zone zurückzuziehen.
Japan würde die Verpflichtung übernehmen, seine Truppen gleichfalls eine gewisse Strecke zurückzunehmen, nachdem die Chinesen die Rückwärtsbewegung tatsächlich ausgeführt haben.
Zunächst aber Krieg!
Schanghai, 28.Febr. Wenngleich der Eindruck sich immer mehr verstärkt, daß die japanische Regierung bei einem freiwilligen Rückzug der Chinesen zu einem Friedensschluß bereit sei, so herrscht in hiesigen einflußreichen jedoch unoffiziellen japanischen Kreisen Zweifel, ob ein Frieden zustande kommen werde, ehe der japanische Generalstab seine für das Gebiet um Schanghai vorgesehenen Feldzugspläne durchgeführt habe.
Die Japaner haben den Ort Kiangwan den Chinesen entrissen. Der japanische Oberst Hayashi hat dort bereits sein Hauptquartier aufgeschlagen. Von den sich zurückziehenden chinesischen Truppen soll eine Reihe von Bränden angelegt worden sein. Die chinesischen Verluste bei den Kämpfen um Kiangwan sollen nach Schätzungen etwa 500 betragen.
Ausdehnung der Operationen?
WTB Tokio, 28.Febr. Die japanische Oberste Heeresleitung beabsichtigt, ihre Seeund Luftkräfte zu Angriffen gegen entfernte Orte Chinas zu gebrauchen, um eine Verstärkung der chinesischen Streitkräfte bei Schanghai möglichst aufzuhalten.
Interessantes von der Abstimmung im Reichstage am Freitag
B93 Berlin, 27.Febr. Mit 554 anwesenden Abgeordneten wies der Reichstag bei den Abstimmungen am Freitag eine außerordentliche starke Besetzung auf. fehlten doch von 577 Reichstagsmitgliedern nur 23. Die weitaus größte Fehlziffer hatte die Deutsche Volkspartei aufzuweisen, von der allein acht Abgeordnete beurlaubt waren und zwei weitere. Dr. Curtius und von Kardorff, nicht zur Abstimmung erschienen. Die übrigen 13 Abgeordneten, die gefehlt haben, verteilen sich auf alle Parteien. Es handelt sich dabei fast durchweg um Abgeordnete, die wegen schwerer Krankheit beurlaubt sind.
Die Abstimmung über den Mißtrauensantrag gegen das Gesamtkabinett ergab nach der endgültigen Feststellung des Ergebnisses für die Regierung eine Mehrheit von 24 Stimmen Es wurden 288 Stimmen gegen 264 für die Mißtrauensanträge abgegeben.
Für die Mißtrauensanträge haben außer den gemeldeten Parteien auch die beiden anwesenden Abgeordneten der deutsch=hannoverschen Partei gestimmt. Beim Landvolk haben im Gegensatz zur Fraktionsmehrheit die Abgeordneten Dorsa=Hessen und Minister Schlange gegen die Mißtrauensanträge ge
der Abstimmung über den Mißtrauensantrag gegen Minister Groener hat Abg. Dr. Cremer(DVp) im Gegensatz zur Fraktion gegen das Mißtrauen gestimmt. Dr. Kalle hat sich an der Abstimmung nicht be
Auch bei dem Mißtrauensantrag gegen Minister Dietrich hat Dr. Kalle nicht mitabgestimmt; dagegen hat Dr Cremer in diesem Falle mit der Fraktion für das Mißtrauen gestimmt
Von besonderem Interesse ist das Ergebnis der Abstimmungen über die kommunistischen Anträge auf Einstellung der Zahlungen von Polizeikostenzuschüssen an Braunschweig und auf Aufhebung des letzten Reichswehrerlasses der den Nationalsozialisten den Eintritt in Reichswehr öffnet Beide Anträge wurden großer Mehrheit angenommen.
Für die Einstellung der Zahlungen an Braunschweig stimmten geschlossen Sozialdemokraten und Kommunisten, ferner die Mehrheit der Staatspartei Nur Minister Dietrich und die Abga. Hillebrano und Schneider stimmten von
die
mit
der Staatspartei gegen den Antrag, während Dr. Jaenicke Stimmenthaltung übte.
Die Mehrheit der Zentrumsfraktion übte Stimmenthaltung. Nur 14 Zentrumsabgeordnete stimmten gegen den kommunistischen Antrag, während neun für den Antrag eingetreten sind.
Dafür waren die Abgeordneten Fahrenbrach. Groß, Imbusch, Dr. Kühler, Riesener, Tremmel, Frau Dr. Weber, Wieber und Winkler.
Gegen den Antrag stimmten u. a. Reichskanzler Dr. Brüning und Dr. Bolz.
Auch für die Aufhebung des Reichsweyrerlasses stimmten geschlossen Sozialdemokraten und Kommunisten, ebenso die Mehr
heit der Staatspartei. Die Abgg. Dr. Heuß, Dr. Jaenicke, Dr. Külz und Winschuh von der Staatspartei enthielten sich der Stimme. Abg. Hillebrand stimmte gegen die Aufhebung des Erlasses und Minister Dietrich stimmte überhaupt nicht ab.
Vom Zentrum stimmte diesmal die Fraktionsmehrheit gegen den kommunistischen Antrag. Dafür trat nur Abg. Fahrenbach ein. 16 Zentrumsabgeordnete enthielten sich der Stimme, nämlich die Abgg DeckerArnsberg, Dr. Brauns, Dr. Dessauer, Frau Drießen, Esser, Groß. Hofmann=Ludwigshafen, Joos, Dr. Kaas. Dr. Klöckner, Dr. Köhler, Dr. Marx, Neyses. Schlack, Tremmel und Wieber.
Auch die Fraktion der Bayerischen Volkspartei enthielt sich der Stimme mit Ausnahme der Abgg. Dr. Bayersdörffer und Schlittenbauer, die gegen die Aufhebung des Erlasses stimmten.
*
Deutsche Volkspartei Baden Hinter Curtius
ENB Karlsruhe, 28.Febr. Der Reichstagswahlkreis Baden der Deutschen Volkspartei hat an den Spitzenkandidaten der DBP, den früheren Außenminister Dr. Curtius, folgendes Telegramm gesandt: Wahlkreis Baden steht nach wie vor hinter Ihnen und billigt Ihre Haltung bei der Abstimmung.
Und die Regierung?
Sie sieht„Entschließungen“ aber keine Beschlüsse
B03 Berlin, 27.Febr.: Die am Freitagabend im Reichstag erfolgten Abstimmungen wurden am Samstag in politischen Kreisen lebhaft erörtert. Dabei spielte besonders die Frage eine Rolle, welche Auswirkungen die Abstimmungen über die kommunistischen Anträge auf Aufhebung des Erlasses des Reichswehrministers, der den Nationalsozialisten den Zutritt zur Reichswehr eröffnet und auf Einstellung der Zahlung von Polizeikostenzuschüssen an Braunschweig haben werden.
Formell laufen die Dinge so, daß Präsident Löbe die erfolgten Reichstagsbeschlüsse nunmehr der Regierung zuleiret, die dann Stellung dazu nehmen muß. Bisher hat sich deshalb auch die Regierung mit den gestrigen Beschlüssen nicht befaßt. Immerhin wird aus Kreisen der Regierung erklärt, daß es sich, ähnlich wie bei der Panzerkreuzerabstimmung im vorigen Jahr, bei den angenommenen Anträgen ihrer ganzen Formulierung nach nur um Entschließungen handelt, die einen Wunsch des Reichstags zum Ausdruck bringen, der aber keine Verpflichtung der Regierung in sich schließt, daß diesem Wunsche nachgekommen wird.
Insbesondere wird dem Nachrichtenbüro des BD3 aus dem Reichswehrministerium erklärt, daß für das Reichswehrministerium zurzeit kein Anlaß bestehe, an dem Reichswehrerlaß etwas zu ändern. In Kreisen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion
Wahlterror wird unterbunden
Eine Ansprache Severings vor den preußischen Oberpräsidenten
WTB Berlin, 28.Febr. Im preußischen Ministerium des Innern fand eine Konferenz der preußischen Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten unter der Leitung des Ministers des Innern. Severing, statt, an der auch Ministerpräsident Braun und die Staatsminister Steiger und Grimme teilnahmen.
Die Beratungen wurden von Minister Severing mit einer längeren Ansprache eröffnet. Er sagte darin u..:
Das unmittelbar vor uns liegende wichtigste politische Ereignis ist die Wahl des Reichsprasidenten. Die preußische Verwaltung wird und darf keine Wahlbeeinflussung treiben. Nichtsdestoweniger aber ist die Haltung der preußischen Staatsregierung ganz klar und eindeutig und muß auch die Stellung der preußischen politischen Beamten klar und eindeutig sein. Den Kandidaten der staatsfeindlichen Parteien darf kein Erfolg beschieden sein! Es gibt nur einen ernsthaften Kandidaten, das ist der jetzige Reichspräsident von Hindenburg.
Zu den Parteien, die unentwegt ihren Vernichtungswillen dem heutigen Staat gegenüber zur Schau tragen, kann es keine andere Einstellung für preußische Beamte
geben als die bisherige ablehnende. Daran kann auch eine wirklich oder scheinbar andere Beurteilung einzelner Stellen der Reichsregierung nichts ändern. Deshalb ist es die Auffassung der Staatsregierung, daß bei aller Wahrung der parteipolitischen Neutralität den Bestrebungen staatsfeindlicher Parteien auch im Kampf um den Reichspräsidentenposten entschieden entgegengetreten werden muß. Vor allem aber muß es Aufgabe der Verwaltungsbehörden sein, in den kommenden Wochen mit allen Mitteln den Versuchen terroristischer Beeinflussung der Wähler entgegenzutreten. Ich bitte Sie daher, von der Möglichkeit, Verleumdungen der Reichsund Staatsregierung in der Presse durch Auflage von Berichtigungen entgegenzutreten, weitgehenden Gebrauch zu machen. Jede Ruhestörung größerer Art muß auf jeden Fall verhindert werden. Ich werde den Ausschank von Branntwein usw. für den 12. und 13. März verbieten.
Der Tag der Wahl des Reichspräsidenten muß zu einem Tag des Sieges der Vernunft und des Willens zum Aufbau werden.
Neue Beleidigung
CNB Berlin, 27.Febr. Der Polizeipräsident
hat an die Nationalsozialistische Deutsche rbeiterpartei ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt:
„In letzter Zeit sind durch die nationalsozialistische Presse und durch Versammlungsredner der NSOAP Teile der Bevölkerung mehrfach öffentlich des Landesverrates bezichtigt und dadurch auf das schwerste beleidigt worden. Soeben habe ich mich veranlaßt gesehen, Ihre Parteizeitung für Berlin Der Angriff wegen einer Versammlungsankündigung mit dem Thema„Der Kandidat Crispiens“ auf sechs Tage zu verbieten, weil mit dieser Bezeichnung der Herr Reichspräsident von Hindenburg getroffen werden sollte.
Es ist hier die immer wieder in sinnentstellender Form wiedergegebene angebliche Aeußerung des Abg. Crispien:„Ich
kenne kein Vaterland, das Deutschland heißt“ nunmehr auch zur Kennzeichnung des Herrn Reichspräsidenten verwendet worden. Die direkte oder indirekte Bezeichnung als Landesverräter gegenüber Staatsbürgern und ganzen Teilen des deutschen Volkes ist eine rohe Aeußerung der Mißachtung und verfolgt den Zweck, zu kränken und Deutsche als der Achtung des deutschen Volkes unwürdig hinzustellen.
Ich bin nicht gewillt, diese Form des politischen Kampfes, von der der nunmehr von allen Kreisen des deutschen Volkes als Kandidat für die Reichspräsidentenwahl proklamierte Herr Reichspräsident von Hindenburg betroffen worden ist, in meinem Arttsbereich weiterhin zu dulden, und werde dieser Methode entgegentreten. In Zukunft werde ich daher sowohl Presseerzeugnisse verbieten wie auch öffentliche Versammlungen auflösen, in denen deutsche Staatsbürger gemeinhin öffentlich durch Bezeichnung als Landesverräter mittelbar oder unmittelbar grob beschimpft und böswillig verächtlich gemacht werden.
wird der Reichstagsbeschluß als eine sehr starke Unterstützung der von der Partei immer betonten Gegnerschaft gegen diesen Erlaß aufgefaßt. Man sieht darüber hinaus in dem Ergebnis der Abstimmung eine Bekräftigung des Versprechens des Reichskanzlers, daß, sobald sich die Voraussetzungen des Erlasses nicht erfüllen sollten, dieser so schnell wieder beseitigt werden würde, wie er herausgekommen sei. Ob unmittelbare Schritte der Sozialdemokratie bei der Reichsregierung in der Richtung einer Aufhebung des Erlasses erfolgen werden, läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen, wird aber wohl im wesentlichen von der weiteren Entwicklung der politischen Lage abhängig sein.
Auch der mit großer Mehrheit gefaßte Reichstagsbeschluß auf Streichung der Polizeikostenzuschüsse für Braunschweig wird, wie das Nachrichtenbüro des B03 hört, zurzeit kaum Konsequenzen haben. Schon bei der zeitweisen Einbehaltung der Polizeikostenzuschüsse für Thüringen hat sich gezeigt, daß die Rechtslage auf diesem Gebiete sehr schwierig ist.
Ebensowenig ist damit zu rechnen, daß die Reichsregierung der gleichfalls angenommenen Entschließung nachkommen wird, wonach die Butterzollerhöhung wieder rückgängig gemacht werden soll.
Schweres Grubenunglück
WTB Bluefield(Westvirginia), 27.Febr. In einer hiesigen Kohlengrube ereignete sich eine Explosion 30 Bergarbeiter werden vermißt.
Rettungsmannschaften arbeiten fieberhaft daran, mit den verschütteten Bergarbeitern Verbindung herzustellen. Bisher ist es ihnen jedoch noch nicht gelungen.
Der deutsche Botschafter von Hoesch hatte eine einstündige Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu. in der alle die deutsch=französischen Beziehungen berührenden Probleme besprochen wurden.