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Lokal-Anzeiger
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Nr. 23 Samstag, 23. Jan. 1932
Betlagen: Der Sonntag, Der Sport, Die bunte Welt, Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend, Die Scholle, Heimat und Welt, illustrierte Beilage zur Ausgabe B
Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47
* Louch
Kriegslärm durch Rundfunk
Am Ufer des Telang wurde die Schlacht bei Mukden geschlagen. Kanonendonner, Knattern und Rattern der Maschinengewehre, Geschrei und Lärm des Kampfgetümmels— alles das wurde nach Meldungen der englischen Zeitung Times den japanischen Rundfunkhörern als Unterhaltung geboten! Mikrophone und Sender waren am Ufer des Telang aufgestellt, um die Uebertragung zu ermöglichen.— Wenn sie sich bestätigt, ist diese Rundfunkübertragung eine der schlimmsten Verirrungen, die man sich vorstellen kann. Was mögen die Japaner damit erreichen wollen? Wenn nicht ihre eignen Soldaten im Kampfe ständen, könnte man an einen grausigen Abschreckungswillen glauben. Da es aber anders ist, bleibt nur die Vermutung übrig, daß die Uebertragung Kampfinstinkte und nationale Instinkte aufpeitschen soll.
Vielleicht bleibt uns Europäern dergleichen ein ungelöstes Rätsel, weil wir die japanische Volksseele nicht kennen. In Japan hat eine junge Frau Selbstmord begangen, weil ihr Gatte. der mitkämpfende Offizier in der Mandschurei, ihr glühende Liebesbriefe schrieb. Darin erblickte sie für ihn Ablenkung von der Erfüllung seiner Pflicht als Soldat. Vor dieser Ablenkung ihn fürderhin zu bewahren, ging in den Tod! Heroismus auf Irrwegen. Wir kennen die japanische Volksseele nicht.
Der ehemalige Kaiser
Am 27. Januar wird er 73 Jahre alt. Weil jüngst seine Schwester Sophie(in Frankfurt am Main) starb, wird der Geburtstag nicht in der üblichen Weise gefeiert So meldet Doorn.
Es meldet dazu, daß es nicht stimme, was ausländische Pressenachrichten wissen wollten. Danach sollte der ehemalige Kaiser fur kürzere oder längere Zeit nach Deutschland kommen wollen. Das„Hofmarschallamt“ im Hause Doorn bestreitet das entschieden.
Ob der Selbstverbannte in Holland jemals ungerufen nach Deutschland kommt? Ob er„ gerufen werden wird? Das Heimatrecht in Deutschland werden ihm ruhig denkende Menschen nicht bestreiten. Aber es gäbe keinen unpassenderen Augenblick als die Gegenwart, jenes Recht anzumelden. Dazu gehört innenpolitischer Friede, das Zukunftsideal einer fühlbar noch weiten Ferne.
Die Briese ihres Gatten
Frau R. in Berlin war in ihrer Ehe 52 Jahre alt geworden. Briefe, die ihres Mannes Anschrift trugen, öffnete sie und übergab si ihm abends nach seiner Heimkehr. Die Ehe z
brach, der Mann suchte Scheidungsgrunde. Er
erstattete Anzeige wegen Verletzung v. Brief
geheimnisses. Das Gericht mußte nach dem Buchstaben des Gesetzes die Frau belehren: du darfst die an deinen Mann gerichteten Briefe nicht öffnen. Dasselbe Gericht durchschaute aber auch den Mann, der in Zeiten ehelichen Friedens keinen Einwand erhoben hatte. Nun wollte er der Frau in sehr unvornehmer Gesinnung aus einer von iym vorher geduldeten Gewohnheit einen„Strick drehen. Die Strafe für die Frau lautete auf nur zehn Mark.— Immerhin; eine Frau darf eines Mannes Briefe nicht öffnen. Die geduldete Mißachtung des Gebotes ist zwar mei das Zeichen einer trefflichen Ehegemeinschaft, aber die Befolgung des Gebotes dient auch zuweilen noch trefflicher dem Ehefrieden.
Der fremde Musikus
Dänemark verabschiedet kraft eines justizministeriellen Erlasses alle nichtdänischen Musikkapellen Begreiflich, weil unter den dänischen Musikern schlimme Beschäftigungslosigkeit herrscht Sieben fremdländische Orchester werden allein in Kopenhagen von der„Ausweisung betroffen. Vielleicht wird man hervorragenden Einzelmusikern von außergewöhnlichem Rufe, die im Rahmen eines dänischen Orchesters spielen, eine gewisse Rücksichtnahme nicht versagen. Gleichwohl, der dänische Schutz für beschäftigungslose dänische Musiker könnte deutsche
Die Reichsregierung antwortet Hitler
WTB Berlin, 23.Jan. Die Reichsregierung veröffentlicht die Antwort der Reichsregierung an Hitler. In der Antwort heißt es u..:
Sie begründen Ihre Haltung mit verfassungsrechtlichen und politischen Bedenken. Ihre verfassungsrechtlichen Bedenken sind unbegründet. Sie gehen von nicht zutreffenden Voraussetzungen aus.
Es hat sich niemals, wie Sie meinen, um ein„Aufheben“ der die Wahl des Reichspräsidenten betreffenden Bestimmungen der Weimarer Verfassung gehandelt. Meine Absicht ging vielmehr von vornherein dahin, die Amtsdauer der geschichtlichen Gestalt des jetzigen Herrn Reichsprasidenten aus Gründen des Gesamtwohls des deutschen Volkes im Wege der Gesetzgebung zu verlängern.
Die Frage, ob eine derartige Verlängerung Bedenken unterliegt, ist
verfassungsrechtlichen Bedenken unterliegt, selbstverständlich von der Reichsregierung geprüft worden. Nach dem Ergebnis dieser Prüfung ist die Verlängerung der Amtsdauer durch ein verfassungsänderndes Gesetz zu
Das ergibt sich aus Artikel 76 der Reichsverfassung, der ausdrücklich bestimmt, daß und in welchen Formen die gesetzgebenden Körperschaften die Verfassung ändern können.
Um ein solches verfassungsänderndes Gesetz handelt es sich und nicht, wie Sie in Verkennung der Rechtslage anzunehmen scheinen, um eine„Wahl“ des Reichspräsidenten durch den Reichstag, durch die der Reichspräsident den wechselnden Zufällen parlamentarischer Majoritäten ausgeliefert werden würde".
Die grundsätzliche Bestimmung des Art. 41 Abs. 1 der Reichsverfassung, wonach der Reichspräsident vom ganzen deutschen Volke gewählt wird, würde also durch ein Gesetz, wie es die Reichsregierung im Auge hatte,„in keiner Weise berührt, geschweige denn aufgehoben“ werden.
Es geht auch deshalb fehl, wenn Sie meinen, daß man bei einer bloßen Verlängerung der Amtsdauer im Wege der Gesetzgebung folgerichtig auch ein Recht des Reichstags, den Reichspräsidenten abzusetzen, anerkennen müßte.
Schließlich darf nicht übersehen werden, daß zum Zustandekommen eines Reichsgesetzes die Beschlußfassung des Reichstages allein nicht genügt, und daß bei einem verfassungsändernden Gesetz, wie es hier in Frage gestanden hätte, nicht nur dem Reichspräsidenten, sondern auch dem Reichsrat das Recht zugestanden haben würde, das vom Reichstag beschlossene Gesetz zum Volksentscheid zu stellen.
Ihre politischen Argumente muß ich als unsachlich zurückweisen. Während meine Anregung in der Präsidentschaftsfrage ausschließlich von nationalen, überparteilichen Gesichtspunkten diktiert war. halten Sie mir eine ausschließlich von Ihrem parteivolitischen nationalsozialistischen Gesichtspunkt gesehene. in allgemeinen Wendungen sich ergehende Darstellung der deutschen Nachkriegsentwicklung entgegen.
Diese Darstellung geht an den wichtigsten Vorgängen dieser Zeit vorbei.
Ich bedauere dieses Nachspiel unserer, einer großen nationalen Aufgabe gewidmeten Aussprache, muß aber zur Steuer der Wahrheit Ihren Theorien durch den Hinweis auf die Tatsachen entgegentreten.
Sie behaupten, meine Anregung. in der Präsidentschaftsfrage habe letzten Endes die Erhaltung des„heutigen Systems“ bezweckt. Dieses „System“ habe in 13jähriger planmäßiger Zerstörungsarbeit Deutschland zum Ruin Nur die Ueberwindung dieses„Systems“ verspreche innere Gesundung und außenpolitische Erfolge.
Deshalb mußten Sie sich meiner Anregung versagen.
Brüning lehnt es mit Recht ab, mit Hitler über Schlagworte zu diskutieren
Ich muß es ablehnen, mit Ihnen in eine Diskussion über Schlagwortbegriffe einzutreten. Wer den Ernst einer schweren Aufgabe völlig erkennt, wird niemals die Flucht zu einem Schlagwort nehmen. Vom vaterländischen Standpunkt aus muß ich es auffällig finden, daß Sie die Hauptursache der deutschen Not auf parteipolitische Verhältnisse zurückführen. Nach fast allgemeiner Auffassung ist ein außenpolitischer Tatbestand, der Versailler Vertrag mit seiner politischen und wirtschaftlich=finanziellen Ungerechtigkeit und Unvernunft, der entscheidende Grund unserer deutschen Not uno zum großen Teil auch der Weltnöte. Wenn das Reich gerettet wurde, so ist das nur geschehen durch das Zusammenstehen aller Volksgenossen ohne Unterschied der Parteien.
Sie gehen an diesem wesentlich durch außenpolitische Verhältnisse geschaffenen Sachverhalt ebenso vorbei, wie Sie die heutige deutsche Wirtschaftsnot vom Standpunkt Ihrer
Parteiideologie aus kurzer Hand dem von Ihnen bekämpften„System“ zur Last legen. Auch hier verschließen Sie sich den Tatsachen.
Eine ungeheure Wirtschaftskrise hat, wenn auch in verschiedenem Ausmaße, die meisten Länder der Erde erfaßt. Sachkundige Männer aller Länder haben sich über die Ursachen dieser Krise geäußert und führen sie auf gewaltige Strukturwandlungen zurück, die die Weltwirtschaft durch den Krieg selbst und seine Folgeerscheinungen erfahren hat. Die industriell fortgeschrittensten Länder trifft diese Krise am schärfsten durch die Geißel der Arbeitslosigkeit.
Daß unter diesen Ländern Deutschland am härtesten erfaßt wurde, ist die Folge davon, daß der deutsche Wirtschaftskörper durch die Blutentziehungen des Versailler Vertraas in seiner eben gekennzeichneten langjährigen Handhabung sowie durch die Reparationsleistungen in seiner Widerstandskraft besonders geschwächt war,
Schicksalsgenossen mit Recht auf den Gedanken bringen: Kann man uns nicht auch so helfen?
Fürsten der Volksgunst
Ein Tonfilm. der die Schicksale der„Königin Luise“ auf der Flucht vor Napoleon geschichtlich nahebringt, läuft zurzeit in Köln, Darstellerin der Königin ist Henny Porten. Freitag und Samstag ist sie persönlich in Köln. Filmfreunde ein besonderes„Ereignis, weil die Großzahl unter ihnen Henny Porten besonders schätzt. Darum viel Interessierte am Bahnhof. noch mehr auf dem Hohenzollernring am Filmtheater beim Empfang.
Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige Also verkündete ein geschickter Reklamechef, der das liebe Publikum kennt: Ankunft auf dem Bahnhof.50 Uhr morgens. Ankunft vor dem
Theater, die verfilmt wird, um 15.45 Uhr. Presseempfang 16.10 Uhr. Ganz wie bei Fürsten,
alles programmäßig.
Tausende waren zur Stelle, dem Empfang am Theater beizuwohnen und durch ihre Anwesenheit der(allerdings aus vielen Gründen wirklich schätzenswerten) Filmschauspielerin zu huldigen.„Brot und Spiele“— noch immer und immer wieder ein Geschenk für die Massen. Man soll es ihnen nicht vorenthalten. Man kann es auch nicht. Sport und Film sind in diesem Sinne Hauptzugkräfte unserer Zeit. Hier wachsen die„Fürsten der Volksgunst“. Der Widerspruch gegen übertriebenen Personenkult zerschellt an diesen Zugkräften für das Interesse der Massen. Verstehende, wenn auch vielleicht gütig lächelnde Duldung ist die beste Form, sich damit abzufinden und im übrigen — an der Sache selbst ernste Mit
arbeit! Harras.
Prof. Karl Muth,
der besonders als Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift Hochland bekanntgewordene hervorragende Schriftsteller, feiert am 31. Januar seinen 65. Geburtstag. Prof. Muth hat sich als Verfasser vieler bedeutender kulturhistorischer und literarischer Werke einen Namen erworben.
Ich muß Sie deshalb davor warnen, diese Dinge ausschließlich von Ihrem parteipolitischen Gesichtspunkte aus darzustellen. Auch eine Reichsregierung, die eine Ihrer Auffassung entsprechende Zusammensetzung hätte, stünde vor den genannten wirtschaftlichen Tatsachen und müßte auf dem Wege weiterschreiten, der der von mir geleiteten Regierung durch eben die Tatsachen aufgenötigt worden ist.
Wenn Sie im übrigen meine Anregung in der Präsidentschaftsfrage als ein Produkt der Angst des„Systems“ vor der politischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, bezeichnen, so können Sie damit meine Mitarbeiter und mich nicht treffen. Durch das Vertrauen des Herrn Reichspräsidenten auf unseren Posten gestellt, tun wir nach besten Kräften unsere Pflicht. Wir kennen nur ein Ziel: Rettung des Vaterlandes aus seiner großen Not.
Ueber unsere Erfolge steht jedem das Urteil frei. Unser gutes Gewissen aber lassen wir uns von niemand bestreiten. Es gibt uns die Kraft, ohne Furcht den Weg zu gehen, den es uns vorschreibt. Wir scheuen daher auch das Urteil des deutschen Volkes über unsere Maßnahmen nicht.
Wenn Sie die von Ihnen gewünschte Be seitigung des„herrschenden Systems“ als einen außenpolitischen Gewinn Deutschlands bewerten zu sollen glauben, so muß ich Ihnen die Verantwortung für diesen An
griff auf eine Regierung, die alle Kraft an die Besserung der Lage des deutschen Volkes in den kommenden Verhandlungen zu setzen entschlossen ist, überlassen.
Es muß Ihnen bekannt sein, wie die ganze Arbeit dieser Regierung von dem Primat der Außenpolitik beherrscht wird.
Ebenso aber werden Sie nicht leugnen wollen, daß der außenpolitische Erfolg zum Teil durch die Geschlossenheit bedingt ist, mit der die Nation hinter ihren Unterhändlern steht. Ich kann nur bedauern, daß Sie selbst in dieser kritischen Lage nicht die Folgerung aus dieser Wahrheit ziehen, die sich von selbst ergibt.
Wenn Sie zum Schluß meine Fühlungnahme mit Ihnen als dem Führer einer, wie Sie sagen, jährelang verfemten Partei vom Gesichtspunkt der Moral aus beanstanden, so kann ich Ihnen nur erwidern, daß es nicht das erste mal war, daß ich mit Ihnen politische Probleme besprach, und daß es anderseits sich für mich von selbst verstand, daß ich mich in einer die ganze Nation tiefbewegenden Frage auch mit dem Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei unmittelbar in Verbindung setzte.
Arteil im Kaphengst=prozeß
Drei Jahre Zuchthaus
WTB Altona, 23.Jan. Das Schwurgericht verurteilte Alfred Kaphengst, den Verfertiger der Sprengkisten für die Bombenanschläge in Schleswig=Holstein, Hannover und Oldenburg zu drei Jahren Zuchthaus.