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Kölner
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Lokal-Anzeiger
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Nr. 576 Dienstag, 12. Nov. 1929
Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden, Die Frau, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Soziales u. Wirtschaft, Reise u. Wochenend Kultur und Gegenwart, Musik, Gemüsebau und Schrebergarten. Heimat und Welt ill. Beilage zur Ausg. B.
Abend=Ausgabe 42. Jahrg.
Der deutsche Botschafter bei Briand
Paris, 12. Nov. Ueber die gestrige Unterredung des deutschen Botschafters von Hösch, mit Außenminister Briand berichtet der Matin:
Man kann annehmen, daß der deutsche Botschafter auf Grund der kürzlichen Erklärungen Tardieus und Briands in der Kammer über die Räumung der 3. Rheinlandzone von seiner Regierung beauftragt worden ist, den französischen Minister um gewisse Aufklärungen zu bitten. In Berlin habe man den Sinn der Rede Tardieus bekanntlich verkannt. Ein Teil der Presse habe vor allem geglaubt, sie dahin verstehen zu sollen, daß nach Ansicht des Ministerpräsidenten der Zeitpunkt, der 30. Juni 1930, der im Haag für das Ende der Besetzung der dritten Zone vorgesehen war, wegen der Verhältnisse nicht mehr in Frage kommen könne.
Briand habe Herrn von Hösch darauf hingewiesen— wofür ja auch die im Journal officiel erschienenen Berichte sprächen—, daß Tardieu keine von der seinigen abweichenden Ansicht habe. Der Ministerpräsident und der Außenminister hätten klar und übereinstimmend zum Ausdruck gebracht, daß die Räumung erst nach Ingangsetzung des Youngplanes beginnen könne, und der Ministerpräsident habe hinzugefügt, daß man, wenn die Bedingungen erfüllt seien, räumen werde, ohne die Dinge in die Länge zu ziehen.
Der deutsche Botschafter habe erwidert, daß es in diesem Falle von Interesse wäre, die Formalitäten des Verfahrens zu beschleunigen und an die schnelle Einberufung der 2. Haager Konferenz zu denken, damit die Inkraftsetzung des Youngplanes nicht verzögert werde. Herr von Hösch habe nicht verfehlt, zu betonen, daß die Zahl der von den Gegnern des Young= planes in Deutschland anläßlich des Referendums aufgebrachten Stimmen ein sicherer Garant für die Ergebnisse der kommenden Volksabstimmung(also für die Ablehnung des Hugenbergschen Entwurfes) sei.
Der Matin gibt der Erwartung Ausdruck, daß Deutschland in dem Wunsche, die Endbeschlüsse
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Die Riesenausmaße des„G 38“
Wie kaum ein anderes, vermittelt unser Bild einen tiefen Eindruck von den riesigen Abmessungen des neuen Junkersflugzeuges„G 38“, das jetzt in Dessan den Pressevertretern vorgeführt wurde. Man erkennt das Zwillingsradgestell, das die Größe von Lokomotivenrädern hat und mit einer Preßluftbremse ausgerüstet ist, die ein sicheres und rasches Landen ermöglicht. Wie Augenzeugen des ersten Probefluges übereinstimmend berichten, ist gerade die Landung des Flugzeuges mit noch nicht gesehener Eleganz bewerkstelligt worden.
der Haager Konferenz unter Dach und Fach zu bringen, sicher das Mittel finden werde, den Zeitpunkt der Volksabstimmung zu beschleugen. Die Tatsache, daß Außenminister Briand gestern auch mit dem englischen Botschafter und am Nachmittag mit verschiedenen Ministerkollegen in Anwesenheit des Gouverneurs der Bank von Frankreich, Moreau, verhandelte, lasse erkennen, daß tatsächlich gestern die Vorbedingungen für die Einberufung der 2. Haager Konferenz erörtert worden seien.
Nur rhetorische Entgleisung
Paris, 11. Nov. Die französische Presse scheint unter offiziöser Einwirkung dem Zwischenfall in der Räumungsfrage eine Behandlung geben zu wollen, welche die Bedeutung der Erklärungen auf ein Mindestmaß herabzusetzen und den peinlichen Eindruck in Deutschland abzuschwächen sucht. In keiner Zeitung sind die Protestäußerungen zu finden, die in Deutschland gegen die Interpretation der Haager Abmachungen durch Tardieu laut geworden sind, und auch der Einspruch der englischen liberalen Blätter findet— mit Ausnahme des Echo de Paris— keine Wiedergabe. Statt dessen sind alle Organe der französischen öffentlichen Meinung bemüht, die Bedeutung der großen Rede Briands hervorzuheben und die Zustimmung zu registrieren, welche dieses Bekenntnis zum Frieden auch jenseits des Rheins gefunden hat. Es wäre nun zu begrüßen, wenn die Aeußerungen Tardieus als rhetorische Entgleisung einer aufgeregten Kammerdebatte aufgefaßt werden könnten, wie sie durch Streichung im Sitzungsstenogramm bereits eine gewisse Korrektur erfahren haben.
Freundliche Aufnahme
WTB Paris, 12. Nov. Zur Ernennung von Dr. Curtius zum Reichsaußenminister schreibt „Peuple“: Die Ernennung kann gut ausgenommen werden. Die Locarno=Politik wird unter Dr. Curtius fortgesetzt. Es gibt übrigens keine andere, die Deutschland betreiben könne, ohne sich einer neuen Katastrophe auszusetzen und ohne seine Bemühungen um den Wiederaufstieg unnütz zu machen. Aber es darf als nicht unwesentlich bezeichnet werden, daß einer der Arbeiter dieser Politik nunmehr beauftragt worden ist, sie fortzusetzen in der Stunde, in der die Endentscheidungen getroffen werden müssen.
„Homme Libre“ schreibt: Als der, der die Politik Stresemanns fortsetzt, wird Dr. Curtius von Gesamteuropa als der Mann begrüßt werden, der den wirklich europäisch denkenden Staatsmännern helfen werde, das Werk von Locarno zu vollenden. Sein Nachfolger im Reichswirtschaftsministerium wird Professor Dr. Moldenhhauer. Man kann hoffen, daß er für Dr. Curtius ein treuer Mitarbeiter bei der Regelung der schwebenden Fragen, die sich aus der endgültigen Annahme des Young= planes ergeben, sein werde. Durch die Ernennung dieser beiden Männer habe Deutschland noch einmal seine Hingabe arl das Friedenswerk und seine Anhänglichkeit an die Grundsätze von Locarno bewiesen.
Auch das Echo de Paris ist überzeugt, daß durch Dr. Curtius die Politik Stresemanns fortgesetzt werden wird. Der neue Reichsaußenminister ähnle seinem Vorgänger. Er habe
eine sehr gute juristische Ausbildung erhalten und besitze eine tiefe Kenntnis der Wirtschaftsfragen. Auch er gehöre der Deutschen Volkspartei an. Auch er habe den Willen, sich des Völkerbundsstatus zu bedienen, um den Wiederaufstieg Deutschlands vorzubereiten, und auch er fördere zugunsten Deutschlands den Grundsatz der Gerechtigkeit der Staaten.
Buisson
Paris, 11. Nov. Unter festlichen Veranstaltungen, wie sie seit dem 11. November 1918 üblich geworden sind, hat Varis heute die elfte Wiederkehr des Waffenstillstandstages gefeiert. Auch in den übrigen Städten Frankreichs ist der Tag unter großen Feierlichkeiten begangen worden. Unter den Reden, die im allgemeinen nicht von dem üblichen Tenor abwichen, sind die Ausführungen des Kammerpräsidenten Buisson besonders zu erwähnen, der in Charleville die Gedenkrede hielt. Seine Ausführungen waren zum größten Teil den neuen Beziehungen Frankreichs zu Deutschland gewidmet. Er hob vor allem hervor, welch breiter Kontakt zwischen wirtschaftlichen, intellektuellen und künstlerischen Kreisen beiderseits des Rheins bereits hergestellt ist. Er verwies auch auf die zahlreichen literarischen Publikationen Deutschlands über die Kriegsjahre, die ein besseres Verständnis der deutschen Vorgänge während des Krieges gestatteten. Sein Wunsch galt der Entwicklung des Vertrauens zwischen den beiden Völkern, wie es durch das Werk Briands so vorteilhaft gefördert werde.
Gegen Aushungerungskrieg
WTB Washington, 11. Nov. Präsident Hoover hielt anläßlich des Waffenstillstandstages vor der American=Legion eine eindrucksvolle Friedensrede, in der er ausführte, leider starre auch heute noch die Welt von Waffen; Furcht und Mißtrauen herrschten noch immer zwischen den Völkern. Die Ursachen des Mißtrauens und der Eifersucht müßten durch Abschaffung des Wettrüstens beseitigt werden, das dem Nationalvermögen Gelder für Aufgaben entziehe, die das Leben lebenswerter machen würden. Deswegen habe er Verhandlungen über die Beschränkung der Seerüstungen eingeleitet und vertraue fest auf den Erfolg der Januar=Konferenz. Inzwischen aber stelle er folgenden Vorschlag zur Debatte:
Schiffe mit Nahrungsmitteln sollten genau wie Lazarettschiffe in Kriegszeiten unbelästigt verkehren dürfen. Das würde das Aushungern von Frauen und Kindern als Kampfmittel beseitigen und die Kriege stark beschränken, wenn nicht ganz verhüten; gleichzeitig würde es die Unterhaltung einer großen Flotte zur Sicherung der Lebensmittelbeförderung unnötig machen. Sobald das Vertrauen und die Freundschaft zwischen den Völkern durch das oben gekennzeichnete Mittel fest verankert sei, werde der Gedanke an Krieg immer mehr aus dem Bewußtsein der Menschheit verschwinden.
Die neue Beamtenbank
Berlin, 12. Nov. Die durch die Insolvenzfälle der letzten Zeit in der Beamtengeldwirtschaft in Fluß gekommene Umschichtung wird, laut Vossischer Zeitung, noch heute ein erstes abschließendes Ergebnis zeitigen. Die von der Dresdner Bank seit einigen Tagen geführten Verhandlungen mit den verschiedenen Beamtenorganisationen sind soweit gediehen, daß zur Gründung des neuen Beamtenbank=Instituts geschritten werden kann. Das Unternehmen, das voraussichtlich„Spar= und Kreditbank für deutsche Beamte und Angestellte, .=.“ firmieren wird, soll mit einem Aktienkapital von einer Million Mark, das zunächst voll von der Dresdner Bank übernommen werden wird. ausgestattet werden. Es ist aber vorgesehen, daß Aktien auch an einzelne Beamte abgegeben werden können.
Das neue Institut wird zunächst ohne Uebernahme einer der bestehenden Beamtenbanken ins Leben treten. Die Verhandlungen, die mit
der Zentralbank für deutsche Beamte,.=., und dem ihr nahestehenden Beamtenwirtschaftsbund geführt wurden, sind noch nicht zum Abschluß gekommen. Dagegen wird das neue Institut die Organisation der insolventen Bank für deutsche Beamte und die der ebenfalls in Schwierigkeiten befindlichen Reichsbundbank aufnehmen können.
Das Institut soll nach der Absicht seiner Gründer lediglich das reine Beamtengeschäft pflegen, das heißt sich auf die Hereinnahme der Beamtengelder, vor allem durch Gehaltsüberweisungen, und auf der anderen Seite auf Beamtendarlehen beschränken. Die Dresdner Bank. die bisher schon mit einer Reihe Beamtenbanken im Reich zusammenarbeitet, hat sich für die Neugründung auch die freundschaftliche Unterstützung der größten Beamtenbank=Genossenschaft, der Badischen Beamtenbank, e. G. m. b.., gesichert, ohne daß diese an der Gründung finanziell beteiligt ist.
Am Dienstag, den 12. November, abends.15 Uhr. im katholischen Vereinshaus in Kalk sprechen unser Kandidat für die Stadtverordnetenwahl, Herr Dr. Karl Hilgers, ferner Herr Beigeordneter Dr. Schwering, wozu freundlichst einladet die Arbeitsgemeinschaft der Kölner rechtsrheinischen Zentrumsbezirke Brück, Rath, Ostheim, Merheim rrh., Höhenberg, Vingst, Gremberg, Humboldt, Poll, Kalk St. Joseph, Kalk St. Marien.
Flunkereien
Ein alter Parteifreund schreibt uns:
Von den Parteien, die am 17. November um die Kommunalmandate kämpfen, macht am meisten Reklame für sich die Sozialdemokratie. Auf einige Flunkereien mehr oder weniger kommt es ihr nicht an. Denn sonst könnte die sozialdemokratische Presse nicht behaupten, daß heute die Wähler„ihre Gleichberechtigung einzig und allein der sozialdemokratischen Partei verdanken". Wie bescheiden! Ist nicht auch das Zentrum von altersher für eine Reform des früheren ungerechten Dreiklassenwahlrechts eingetreten? Und hat nicht umgekehrt die Sozialdemokratie für die Kommunalwahlen vor dem Kriege teilweise ein geringeres Interesse gezeigt?
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Flunkerei ist es auch, wenn die Sozialdemokratie hier und da so tut, als ob ihr letztes Ziel auch in der Gemeinde das Allgemeinwohl sei. Das stimmt nicht! Auch in der Gemeinde will die Sozialdemokratie ausschließlich ihren Parteiwillen durchsetzen. Das Endziel auch in der Gemeinde ist der parteiamtlich abgestempelte Sozialismus. In der„Gemeinde", Nr. 14(Halbmonatsschrift für sozialistische Arbeit in Stadt und Land), wird unter der Parole des„Großwahlkampfes“ dem„schaffenden Volk“ verkündet, daß sich der Kampf als ein„Kampf zur Umschichtung der Machtverhältnisse darauf konzentriere, die einst geflissentlich von aller Verwaltung ausgeschalteten Kreise des Proletariats zu ausschlaggebenden Faktoren in der kommunalen Verwaltung zu machen“.„In demselben Maße,“ so heißt es weiter,„ist die einst unterdrückte Klasse ihrer Selbstemanzipation entgegengereift, in welchem Maße sie den Kampf um die Kommune als einen wichtigen Teil des allgemeinen politischen Kampfes um die Macht in der Gesellschaft, in Staat und Wirtschaft erkannte“.— Genau wie im Staat, so will auch in den Gemeinden die Sozialdemokratie die politische Macht erobern, um ausschließlich ihre Ideale und Anschauungen hier durchzusetzen.
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Noch deutlicher wird der ehemalige preußische Minister und jetzige Bürgermeister von Dortmund, Paul Hirsch, der in der neuen Wochenschrift der Sozialdemokratie:„Das freie Wort“. schreibt:„Die Gemeinden mit sozialistischem Geist zu durchdringen, war das Streben der Sozialdemokratie, seitdem zum ersten Male ihre Anhänger in Gemeindeparlamente, insbesondere solche von größerer Bedeutung, eingezogen sind.“ Dieser Parteigeist soll nicht nur das Wirtschaftliche und Soziale durchdringen, sondern vor allem auch die Kulturgebiete und die Wohlfahrtspflege, für die konfessionelle Gesichtspunkte ausdrücklich abgelehnt werden. Für die Sozialdemokratie sind die Gemeinden bedeutsame Zellen für den Aufbau des Staates. „Hohe Aufgaben haben die Gemeinden zu lösen, aber dazu bedarf es neben einer starken sozialdemokratischen Vertretung, einer Vertretung in den gesetzgebenden Körperschaften, die von der Bedeutung der Kommunen im Staatsorganismus durchdrungen ist, die dafür sorgt, daß die Zellen nicht verkümmern, deren Gesundung die unerläßliche Voraussetzung für die Gesundung des Körpers bildet, die den Gemeinden die Möglichkeit gibt, sozial und freiheitlich zu wirken. Freie Gemeinden im freien Staate!“ Durch die sozialdemokratische Herrschaft in den Gemeinden soll diejenige im Staat um so fester verankert werden. Nicht im Sinne der Volksgemeinschaft, nein, die Sozialisten wollen Diktatoren sein!
Das neue Krankenkassengesetz
Berlin, 11. Nov. Heute vormittag hat, dem Berliner Tageblatt zufolge, im Reichsarbeitsministerium eine Konferenz über den neuen Referentenentwurf zur Krankenkassenversiche