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Nr. 568 Freitag, 8. Nov. 1929

Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden. Die Frau,

Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten. Soziales u. Wirtschaft, Reise u. Wochenend. Kultur und Gegenwart, Musik. Gemüsebau und Schrebergarten. Heimat und Welt ill. Beilage zu: Ausg B.

Morgen=Ausgabe 44. Jahrg.

Gegen rote Diktatur!

Zum Kampfe um

Köln, am 8. November 1929.

In der Rheinischen Zeitung nimmt Herr Wilhelm Sollmann das Wort zu den Stadtratswahlen. Er beklagt anfänglicheMerk­würdigkeiten im Auftakte zum Wahlkampfe. Wir wissen, daß es Herrn Sollmann besonders geschmerzt hat, daß gegen den sozialdemokra­tischen Stoß persönlicher Natur vom Zentrum her der entsprechende Gegenstoß kam. Es war noch immer so, daß es so aus dem Walde schallt, wie es hineinschallt!

Begrüßen wir mit Herrn Sollmann was wahr werden möge: es ging vorüber.

Aber wie kommt es, daß man den Auftakt persönlich papriziert gab? Fehlte auf soziali­stischer Seite die Ueberzeugung dem Zentrum sachlich beikommen zu können? Die Vermutung liegt nahe. Bestätigt wird sie durch das Fehlen einesSündenregisters. Wäre die Sozialdemo­kratie in der Lage, es der Zentrumsfraktion vorzuhalten: die erste Seite der Rheinischen Zeitung hätte längst dazu dienen müssen.

*

Herr Sollmann prägt für seinen Parteifreund Görlinger eine nicht üble Bezeichnung: Der flinke Görlinger=David. Herr Görlinger ist flink. Im Wort nicht zuweilen zu flink? Die Schleuder, die er handhabt, ist zu groß. Er zielt darum oft vorbei. Steine, die treffen sollen, gehen ins Leere. Oder will Herr Gör­linger damit die Millionen vom Him­mel herunter holen, die er auf der Erde nicht findet, um alle seine schönen kommunalen Pläne durchzuführen?

Herr Görlinger setzt mit dem flinken Wort die Straßenbahntarife herunter. Herr Görlinger schafft mit dem flinken Wort Be­triebsüberschüsse ab, die man braucht, um Defizit an notwendiger Stelle zu decken. Herr Görlinger streicht mit dem flinken Wort zur Freude seiner Freunde vieles auf der Einnahmeseite des städtischen Kassabuches. Herr Görlinger läßt mit flinkem Worte Privat­schulen verschwinden und schafft dafür städtische, die viel teurer sind. Er baut Markthallen, Bäder, Kindergärten, Kremato­rien und anderes. Er läßt auf der Aus­gabenseite ebenso viele Millionen auf­marschieren, wie er auf der Einnahmeseite streicht. Er ist und bleibt eben flink. Er jong­liert gleichsam mit Millionen. So rasch und gewandt, daß selbst ein wohlgeübter städtischer Finanzminister mit dem Blick gar nicht mit­kommt. Nur das gläubig lauschende sozialdemo­kratische Publikum ist restlos entzückt über seinen David. Es sieht nur ihn, seine Forderungen und seine Ziffern. Städtische Kassabuchsorgen kennt es nicht. Beneidenswerte Schaufreude!

Wie kommt Herr Görlinger zu so frisch=fröh­lichem Tun? Sehr einfach: weil Herr Görlinger Vertrauen zum Zentrum hat. Man muß ihm das hoch anrechnen. Er ist der Ueberzeugung, daß das Zentrum die praktische Rechnung schon ins Reine bringen wird, wenn sie mit seiner theoretischen Rechnung nicht überein­stimmt. Seine Theorie ist vielleicht gar nicht immer für die Praxis bestimmt. Görlinger­David ist nämlich in punkto partei=agitato­rischer Kraftentwicklung im Kreise seiner Freunde ein Goliath.

*

Wenn wir uns recht erinnern, hat die Rhei­nische Zeitung vorige Woche einen beträcht­lichen, rein persönlich gefärbten Angriff gegen Dr. Adenauer gerichtet. Zweck: Dr. Adenauer sollte in den Augen stadtkölnischer Bürger her­abgesetzt werden.

Sonderbar, daß Herr Sollmann es sonderbar findet, wenn man in einer Zentrumsversamm­

lung gegen diese gewollte Mißkreditierung den Nachweis setzt, daß Herr Adenauer sogar noch einiges mehr ist als schlechthinein tüchtiger Mann, wie Herr Sollmann es ihm zugesteht. Man verteidigt zuerst den hervorstechend An­gegriffenen. Da der Angriff gegen Adenauer ging, mußte sich die Verteidigung mit ihm be­schäftigen. Wenn das Kölner Zentrum einen als Persönlichkeit starken Oberbürgermeister stellt Herr Sollmann sagt es so dann gebietet dem Zentrum Treue um Treue, die Verdienste dieser Persönlichkeit herauszu­stellen. Je bedeutsamer sie sind, desto stärker dürfen sie herausgestellt werden. Der Gegner tut es nicht, er wird ihm nicht gerecht.

Adenauer ist noch der Kopf der Verwaltung und er war in den verflossenen Jahren tat­sächlich ein Kopf der Verwaltung. Wie wichtig das ist, zeigt der Fall Boeß in Berlin. Aber Dr. Adenauer selber hat bei keiner Ge­legenheit versäumt, auch die zu Ehren kommen zu lassen, denen Ideen für das Gute, was in Köln erreicht worden ist. zu verdanken waren.

Herr Sollmann wirft dem Zentrum vor. daß es sich gegenüber dem Oberbürger­meister bekenne zumGeyorsam der Klei­nen gegen den Großen. Er hat etwas ver­gessen. Er hat nicht dabei gesagt, wo die Uebereinstimmung des Zentrums mit den An­sichten, Plänen und Zielen, die Dr. Wenauer vertrat und zu verwirklichen suchte, der Stadt Schaden gebracht hätte. Damit schrumpft seine Formulierung auf die Feststellung der Tatsache zusammen, daß alles das Gute, darunter man­ches Große, Beispielgebende, was unter Adenauers kommunalpolitischer Führung ge­schah, im Zentrum verständnisvolle Förderer hatte. Wer Großes und Gutes schafft, macht sich verdient. Wer es fördert, hat Teil am Verdienste. Würde rote Opposition zum Selbstzweck, weil der hochbefähigte Füh­rer, weil der tüchtige Mann, weil die starke Persönlichkeit den Mut hat, sich zum Zentrum zu bekennen, dann würde sie um dieses Parteigegensatzes willen die Aus­führung des Großen und des Guten hemmen wollen.

Was ist die vernünftige Folgerung? Es war ein Glück für Köln, daß der Ober­bürgermeister, den das Kölner Zentrum stellte, im Stadtparlamente ein Zentrum hatte, das mit ihm ging. Es ging mit ihm nicht um seiner Person willen, nicht wegen seines Partei­bekenntnisses. Hätte der Zufall gewollt, daß ein Adenauer rot war und er wäre sonst der­selbe gewesen das Zentrum hätte auch dann hinter ihm gestanden! Genau so wie es sich hinter tüchtige: Verantwortliche in Reich und Staat stellt auch wenn sie Sozial­demokraten sind. Es fällt aber in Deutschland von jeher schwer, dem Zentrum tüchtige Män­ner, starke Persönlichkeiten neidlos zu gönnen. Sollte auch Herr Sollmann unter diese Klei­nen im Geiste gegangen sein? Wir hoffen es nicht.

*

Gegen schwarze Diktatur!" Das ist der Schreckruf, mit dem Herr Sollmann für kommenden Sonntag den großen Messesaal mit Sozialdemokraten füllen will. Das Bestreben ist sein gutes Recht. Gutes Recht des Zen­trums bleibt das Bestreben, im Stadtparla­mente so viele Mandate zu erringen, wie eben möglich ist. Daran sollte selbst Herr Sollmann keinen Anstoß nehmen. Wir haben das Ver­trauen zu ihm, daß er folgenden Satz beding­ungslos unterschreibt:

Jede ernstzunehmende Partei, jede Par­ihrem Wollen die naturgegebene Ueber­

zeugung hat, daß beides der Gesamtheit der Bürger ohne Unterschied des religiösen und politischen Bekenntnisses dient, würde sich selbst aufgeben, wenn sie kein Machtstreben hätte!

Oder ist Machtstreben eine Sünde, wenn man Dienst am Volk und an der Bürgerschaft leisten will? Mit Diktatur hat das nichts zu tun. Gerade dem Zentrum liegt Diktatoren­neigung am wenigsten. Wer hat sich ge­freut, als es nach dem Kriege endlich dahin kam, daß die Sozialdemokratie aus der Nur­Oppositionsstellung heraus den Weg zur ver­antwortlichen Mitarbeit fand? Wer hat es ge­fördert und gestützt? Nur das Zentrum! Der Grund ist sehr einfach. Vom Zentrum her gilt jeder, der positive Mitarbeit leisten will, in den Parlamenten als willkommen.

Der flinke Görlinger=David hat bestimmt mehr Drang zum Diktator in sich, als alle tüch­tigsten Zentrumsmänner zusammengenommen.

*

Verstehen heißt verzeihen. Wenn man vor fünf Jahren von 43 auf 11 Mandate zurück­geschleudert wurde, und wenn man glaubt, auch seinerseits einer großen Gemeinde etwas geben zu können, dann muß man den Willen haben, jene elf zu verdoppeln und zu verdrei­fachen. Der Wille besteht bei der Sozialdemo­kratie. Da solcher Wille laut Herrn Sollmann Diktaturgelüste birgt, machten wir uns seine Ueberschrift zum Artikel in der Rheinischen Zeitung mit Farbenänderung zu eigen. Sein Autorenrecht an jener Ueberschrift soll mit die­ser Feststellung ungeschmälert anerkannt blei­ben.

Wir sind einig mit Herrn Soll­mann in einem seiner Schlußsätze:Kein

Diktatorentum, Kölns Bürger sind keine Un­tertanen.

Da das Volk sich selbst regiert, sollen alle Gruppen von Bedeutung an der Regierung be­

professor Dr. Moldenhauer

wird Reichswirtschaftsminister?

Der Kölnischen Zeitung wird aus Düsseldorf gemeldet:

Wie aus Kreisen der rheinisch=west­fälischen Wirtschaft auf Grund zu­verlässiger Unterrichtung an Berliner amt­

licher Stelle versichert wird, wird Reichstagsabgeordneter Professor Dr. Molden­hauer(Köln) Reichswirtschaftsminister. Mit seiner Ernennung ist bereits am Sams­tag zu rechnen. Wie wir weiter erfahren, hat Professor Moldenhauer, der am 9. Nov. von seiner Amerikareise zurückkehrt, bereits telegraphisch seine Zustimmung gegeben, den Posten des Reichswirtschaftsministers zu übernehmen.

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Professor Moldenhauer vertritt als Reichs­tagsabgeordneter den Wahlkreis Köln­Aachen seit dem Jahre 1920, von 1919 bis 1921 war er Mitglied der Preußischen Ver­fassunggebenden Landesversammlung. Ge­boren ist Prof. Moldenhauer am 2. Dezember 1876 in Köln. Er besuchte hier das Gym­nasium, studierte von 1896 bis 1899 Rechts= und Staatswissenschaften in Bonn und Berlin, er­warb 1899 den Dr. jur. in Göttingen sowie das Diplom für Versicherungssachverständige, und arbeitete sodann praktisch bei Versicherungs­gesellschaften in Aachen und Köln bis 1902. Im. Jahre 1901 ließ sich Prof. Moldenhauer als Privatdozent für Versicherungswissenschaft an der Handels=Hochschule Köln nieder, wurde 1907 Professor und 1919 ordentlicher Professor für Versicherungswissenschaft an der inzwischen errichteten Universität Köln. Im Reichstage ist Moldenhauer verschiedentlich als Sachver­ständiger für soziale und Wirtschaftsfragen her­vorgetreten.

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Aus Zentrumskreisen in Berlin erhielten wir am Spätabend eine Bestätigung der hohen Wahrscheinlichkeit der Ernennung Molden­hauers.

teiligt sein, auch im Stadtparlamente. Wer die Führung haben wird und soll, muß der 17. November zeigen. Wenn die Kölner So­zialdemokratie des Zentrums Willen zur Führung als eine Herausforderung be­trachtet und sie annimmt gut! Noch zehn Tage wird man auf dem Fechtboden stehen. Die blanken Klingen zu sachlichem und ehr­lichem Kampfe heraus! Dann wird sich am 17. November jeder echte Demokrat dem Vo­tum des Volkes beugen und es wohl beachten.

Der Mißtrauensantrag gegen Boeß

Tumult mit Prügeleien

WTB Berlin, 7. Nov. In der heutigen Stadtverordnetensitzung kam der Fall Boeß zur Verhandlung.

Bürgermeister Scholz beantwortete zunächst eine demokratische Anfrage nach den Kosten der letzten Amerikafahrt des Magistrats da­hin, daß diese Ausgaben insgesamt rund 58 500 Mark betragen. Bürgermeister Scholz teilte hierauf im Namen des Magistrats mit, daß der Oberpräsident der Provinz Brandenburg be­schlossen habe, nach der Vernehmung des Ober­bürgermeisters Boeß gegen diesen, seinem eigenen Antrag entsprechend, ein Disziplinar­verfahren mit dem Zwecke der Amts­enthebung einzuleiten und dem Ober­bürgermeister vier Wochen Urlaub erteilt habe. Der Magistrat werde zu dem heute zur Ver­handlung kommenden kommunistischen Antrag Schwenke betreffend Amtsenthebung des Ober­bürgermeisters ohne Pensionsgewährung sich heute der Aeußerung enthalten. Nach Eröff­nung des Disziplinarverfahrens wolle der Ma­gistrat nicht in ein schwebendes Verfahren eingreifen.

Bei diesen Worten erhob sich großer Tu­mult bei der kommunistischen Fraktion. Zwi­schenrufe wieSchiebung",Das war nicht anders zu erwarten, wurden laut.

Den kommunistischen Mißtrauens­antrag begründete Stadtverordneter Lange Wenn Oberbürgermeister Boeß erkläre, er habe nichts von dem Monopolvertrag mit den Skla­reks gewußt, so sei dies angesichts der eidlichen Aussage des Stadtverordneten Schalldach eine infame Lüge. Auf einen Zuruf erklärt Lange,

daß die Kommunistische Partei es begrüße, wenn die beiden Banditen Gäbel und Degener hinter Schloß und Riegel säßen.

Zum Schluß seiner Ausführungen verlas Lange dann eine eingehende Erklärung, in der gegen alle Parteien der Vorwurf der Korrup­tion erhoben wurde.

Für die Deutschnationalen sprach der Frak­tionsvorsitzende Stadtverordneter Lüdicke. Zu dem ArtikelSrtarers Schweigegelder an Deutschnarionale in dem Wochen­blatt Die Wahrheit verlas Lüdicke eine Erklä­rung seiner Fraktion, in der derartige Unter­stellungen mit Entrüstung zurückgewiesen wer­den. Sollte ein Mitglied der Fraktion sich ver­gangen haben, so werde gegen dieses Mitglied rücksichtslos vorgegangen werden. Dem kommunistischen Mißtrauensantrag gegen Boeß stimme die Fraktion zu mit Ausnahme des Teiles, der die Entlassung ohne Pension verlange, da dies nur das Disziplinar­gericht beschließen könne. Der Fall Sklarek be­deute Zusammenbruch der Berliner Stadtver­waltung.

Bemerkenswerterweise haben sich außer den Deutschnationalen auch die Redner der Deut­schen Volkspartei, der Wirtschaftspartei, des Zentrums und der Völkischen für das von den Kommunisten eingebrachte Mißtrauens­votum gegen den Oberbürgermeister ausge­sprochen.

Die Vertreter der Demokraten und Sozial­

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