Kölner

FTIT

Lokal-Knzeiger

Bezugspreis:

Frei Haus monatlich: Ausgabe A.85#. Ausgabe B(mit der Samstags erscheinenden illustr. BeilageHeimat und Welt).05 M.

Bei den deutschen Postanstalten: Ausgabe A .85#. Ausgabe B.05 A ausschl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Pfennig. Postscheckkonto Köln 1065.

Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln,

Kheinische Dolkswacht. Mülheimer Dolkszeitung Hauptgeschäftsstelle und Redaktion: Neumarkt 18a24 Fernruf Sammelnummer 21 09 21. Redaktions­Sprechstunden: 121 Uhr. Zweigstelle: Mülheim Regentenstraße 16, Fernr. Mülh. 6 18 66. General= Vertretung für Süddeutschl.: Ann.=Exp. Koch& Münzberg, Frankfurt(.) Liebfrauenstr. 4. Fernr. Taunus 3422. Rücksendung unverlangter Zuschriften und Manuskripte erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Erscheint an Werktagen zweimal, an Sonn- und feiertagen einmal

Anzeigenpreis:

je mm Höhe Platzanzeigen 12 J, auswär­tige 15 J, zweite und letzte Seite 13 4, aus­wärtige 18 J, rubrizierte Gelegenheitsanzeigen, Familienanzeigen und Stellengesuche 8 4. Reklamen 70 J. auswärtige 80 J. zweite Seite 80 J, auswärtige.00 M. Platzvorschriften 10% Zuschlag.

Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.

Nr. 527] Mittwoch, 16. Okt. 1929

Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden. Die Frau, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Soziales u. Wirtschaft, Reise u. Wochenend, Kultur und Gegenwart, Musik, Gemüsebau und Schrebergarten, Heimat und Welt ill. Beilage zur Ausg. B

Abend=Ausgabe 44. Jahrg.

Der Kampf um das Rathaus

Das wahre Gesicht der Sozialdemokratie:

Heraus mit dem Kruzinr Sozialdemokratische Herrschaftsgelüste

Köln, den 16. Oktober 1929.

Die gestrige letzte Sitzung der Stadtverord­neten vor den Neuwahlen am 17. November war ebenso lehrreich wie bemerkenswert. Die Sozial­demokratie ließ nicht nur durch den Lehrer Länge, mehr noch durch ihren Fraktionsführer, Herrn Görlinger, ihr wahres Gesicht er­kennen. Die konfessionellen Schulen sind den Sozialdemokaten nun einmal ein Dorn im Auge. Die privaten höheren Mädchenschulen, sowohl die katholischen als auch die evange­lischen, entsprechen aber einem dringenden Be­dürfnis der christlichgesinnten Elternschaft. Be­wiesen wird das durch die Tatsache, daß die Schulen von nicht weniger als 3500 Kindern besucht werden.

Das spielt bei derduldsamen Sozialdemo­kratie ebensowenig eine Rolle, wie der weitere Umstand, daß durch diese Schulen der städtische Haushalt um erwa 1,4 Millionen entlastet wird.

Müßte die Stadt bei Fortfall der privaten höheren Schulen diese Kinder in ihren Schulen aufnehmen, dann würden dafür natürlich min­destens drei bis vier Anstalten zu erbauen sein. Was das bei den heutigen angespannten Fi­nanzverhältnissen aller Städte, auch der Stadt Köln, bedeutet, kann jeder sich ausmalen. Für die Sozialdemokratie ist das von keinerlei Be­deutung. Die Bürgerschaft kann ja Steuern zahlen bis zum Weißbluten.

Mehr noch war es dem sozialdemokratischen Fraktionsführer, Herrn Görlinger, unter be­sonderem Beifall seines Kollegen Ransenberg, darum zu tun, noch rechtzeitig den Beweis dafür zu erbringen, daß er der christlichen Le­bens= und Weltanschauung schroff ablehnend gegenübersteht, und daß er von einem unwiderstehlichen Drang nach Herrschaft erfüllt ist. Wer das ganze Verhalten des Füh­rers der sozialdemokratischen Fraktion, dessen Fleiß und Fähigkeit in keiner Weise verkannt werden soll, in den letzten Jahren zu beobachten Gelegenheit hatte, sah, daß sein Bestreben in erster Linie dahin ging, an allen wichtigen Maßnahmen der Verwaltung schärfste Kritik zu üben und die Bürgerschaft gegen die städtische Verwaltung voreingenommen zu machen.

Da der Oberbürgermeister nun einmal Haupt und verantwortlicher Träger der Vewaltung ist, so richtete sich diese uferlose Kritik natür­lich in erster Linie gegen ihn. Tribünenbesucher hätten zuweilen zu der Meinung kommen kön­nen, daß der Stadt Köln kein größeres Glück widerfahren könne, als wenn Herr Dr. Adenauer mit seinen Beigeordneten möglichst bald Herrn Görlinger und dessen Gesinnungs­genossen ihren Platz einraumen vürden. Dann würden die schwierigsten Probleme der Gegenwartmit Leichtigkeit" zu lösen sein. Nur schade, daß Theorie und Praxis zu oft und allzu schwer in Einklang zu bringen sind.

Kritik ist billig. Sie darf keinem Stadtver­ordneten verwehrt werden, wenn sie objektiv ist und sich von verletzenden Unterstellungen freihält. Aber gerade hier hat der sozialdemo­kratische Fraktionsführer sehr oft über das Ziel hinausgeschossen. Auch gestern in einer Form, daß Herr Dr. Adenauer sich veranlaßt sah, diesem Herrn klarzumachen, daß die Mitglieder der städ­tischen Verwaltung ein Recht haben, zu ver­langen, in der gleichen Weise behandelt zu werden, wie die sonst so besonders empfind­lichen Herrschaften der linken Seite das für sich beanspruchen.

Zu den am meisten, nicht nur von den Kom­munisten, sondern auch von der Sozialdemokratie, angegriffenen Beigeordneten gehört Herr Dr. Schwering, der Dezernent des Wohlfahrts­amtes. Ohne Uebertreibung wird man sagen dürfen, daß er in einer Zeit, wo Zehntausende von Menschen auf dieses Amt angewiesen sind, wenn nicht das, so doch eines der schwierigsten, verantwortungsvollsten und unangenehmsten Dezernate zu verwalten hat.

Man könnte es verstehen, wenn Herr Schwe­ring, der für seine Tätigkeit Dank und An­erkennung in vollstem Maße verdient, den Wunsch hätte, Dezernent eines anderen Amtes zu werden. Bekanntlich geht das Bestreben der Sozialdemokraten ja dahin, die Wohlfahrts­ämter in ihrem Sinne politisch zu gestalten. Es braucht nur daran erinnert zu werden, daß auf der letzten Konferenz derArbeiterwohlfahrt". in der der Führer der Kölner sozialdemokra­tischen Stadtverordnetenfraktion eine maß­gebende Rolle spielt, mit Nachdruck verlangt wurde, man wolle aus politischen Gründen nicht

nur die leitenden Stellen der Arbeits­ämter, sondern auch die Wohlfahrts­ämter beherrschen.Nicht nur, so wurde verlangt,sollten die leitenden Stellen von Sozialisten besetzt werden, es komme ebenso sehr darauf an, daß die Menschen, die hier unmittel­bare Arbeit leisteten, in sozialistischem Sinne wirkten.

Man kann sich ausmalen, wie es in dem Riehler Stift, um das es sich gestern bei den An­griffen des Herrn Görlinger handelte, aussehen würde, wenn die Sozialdemokratie in die Lage versetzt würde, entsprechend den in Frankfurt ausgesprochenen Anschauungen sich auszuwirken. Herrn Görlinger und seinen Freunden geht jedes Verständnis dafür av, daß ins­besondere ältere Leute das Bedürfnis nach reli­giöser Betätigung in vielen Fällen in viel stär­kerem Maße haben als die lebensfrohe Jugend, und daß es geradezu grausam wäre, wenn man ihnen nicht die Gelegenheit bieten wollte, in diesem Sinne ihr Leben zu führen.

Herr Görlinger verlangt aber nicht mehr und nicht weniger, als daß das erhabenste Zeichen des Christentums, das Kruzifix, aus dem Riehler Stft und natürlich auch aus allen der Karitas und der sozialen Fürsorge dienenden Anstalten ver­schwinde! Er ist so gnädig, zu gestatten, daß die Schwestern ein Kruzifix oder ein Heiligenbild in ihren Zimmern aufhängen dürfen. Dabei hat Herr Görlinger, wie selbst der kommunistische Führer Stahl gestern festgestellt hat, in keiner Weise Material dafür erbracht, daß die Insassen des Riehler Stiftes in ihrer Freiheit in irgend­einer Weise beschränkt würden.

Mit Recht führte Stadtverordneter Rings gestern aus, daß die katholischen Arbei­ter, um deren Seele sich die Sozialdemokratie so sehr bemühe, durch Herrn Görlinger belehrt

B03 Berlin, 15. Okt. Die Deutschnationale Reichstagsfraktion faßte heute folgende Ent­schließung:

Die Deutschnationale Reichstagsfraktion mißbilligt die Beziehungen des Ab­geordneten Bruhn zu den Gebrüdern Skla­rekum so entschiedener, als sie seiner politischen Vergangenheit und seiner in Wort und Schrift betätigten völkischen Einstellung wider­sprecher.(!). Die Fraktion stellt dabei fest, daß der Abgeordnete Bruhn mit dem Verwal­tungsskandal der Stadt Berlin nichts zu tun gehabt hat. Was die in der Oeffentlichkeit gegen ihn erhobenen Vorwürfe betrifft, so hat der Abgeordnete Bruhn den größten Teil davon aktenmäßig als unrichtig nachgewiesen. Im übrigen hat er Schritte unternommen, um die Unhaltbarkeit der seine Ehre berührenden Angriffe öffentlich darzutun. Die Fraktion gab dem Antrag des Abgcordneten Bruhn statt, die ihn bis dahin aus der Fraktionsgemeinschaft beurlaubt.

Im Hinblick auf die in der Oeffentlichkeit er­hobenen, von ihm bestrittenen Vorwürfe hat der Abgeordnete Wolf=Ovveln die Deutsch­nationale Reichstagsfraktion gebeten, ihn bis zur vollständigen Klorstellung der Sachlage aus der Fraktionsgemeinschaft zu beurlauben. Die Fraktion hat diesem Gesuch entsprochen und gleichzeitig dem Abgeordneten Wolf ihre Miß­billigung darüber zum Ausdruck gebracht, daß er zu Persönlichkeiten wie den Brüdern Sklarek gesellschaftliche Beziehungen unter­halten hat.

Die Fraktion hat sich von der völligen Unhalt­barkeit der gegen den deutschnationalen Reichs­tagsabgeordneten Graef erhobenen Vorwürfe überzeugt.

Der Bürgermeister mit dem Abkehrschein

WTB Berlin, 16. Okt. Der Berliner Bezirks­vorstand der Sozialdemokratischen Partei hat in seiner gestrigen Sitzung den Bürgermeister Schneider nach beendeter Prüfung neu bei­

worden seien, was man in Wirklichkeit von so­zialdemokratischen Versicherungen zu halten habe.

Wenn es sich um die Stimmen der katholi­schen Arbeiter handelt, dann weiß man in Presse und Versammlungen schöne Worte zu finden. So führte z. B. der sozialdemokratische Ab­geordnete Sollmann in einer Versammlung in Frielingsdorf nach der Rheinischen Zeitung (Nr. 282, 13. 11. 28) folgendes aus:

In der sozialistischen Bewegung weiß man längst, daß die Wissenschaft durchaus nicht alle Rätsel löst, daß wir zwar sehr viel mehr als früher, aber doch lange nicht alles und nicht einmal das Entscheidende über das Leben, die Welt, über Geist und Seele wissen können. Es besteht Verständnis für die religiöse Deutung: wie sie die Kirche ER

Herr Görlinger, der Führer der sozialdemo­kratischen Stadtverordneten, der sich im Geiste bereits als der entscheidende Faktor in der am 17. November zu wählenden Stadtverordneten­versammlung betrachtet, hat gestern den Nach­weis dafür erbracht, daß ihm nicht nur jedes Verständnisfür die religiöse Deutung, wie die Kirche sie gibt.(Worte des Herrn Sollmann), abgeht, sondern daß er von tiefster, ja fanatischer Abneigung gegen die Betätigung religiösen Lebens erfüllt ist.

Die Katholiken und das Zentrum können Herrn Görlinger nur dankbar dafür sein, daß er die

Maske zeitig gelüftet

hat. Aber auch alle übrigen, die nicht ledig­lich auf dem materialistischen Diesseitsstand­punkt stehen, sondern den Glauben an Gott in ihrem Herzen tragen, werden wissen, wohin die Reise geht, wenn die Sozialdemokratie, mit den Kommunisten vielleicht, Herrscherin im Kölner Rathaus sein würde.

gebrachten Materials aus der Partei aus­geschlossen und ihn aufgefordert, sein Amt als Bürgermeister niederzulegen.

Leipart operiert

Der frühere Staatsminister und Vorsitzende des A. D. G.., Theodor Leipart, der bei einem Autounfall auf der Avus einen schweren Schädel­bruch erlitten hatte, ist am Dienstagnachmittag im Hildegardkrankenhaus operiert worden. Die Operation ist befriedigend verlaufen. Das Be­finden ist jedoch nach wie vor ernst, wenn auch die Aerzte bestimmt damit rechnen, den Ver­unglückten am Leben zu erhalten.

Mordversuch

eines 15jährigen Fürsorgezöglings

WTB Düsseldors, 16. Okt. In Einbrungen verübte in der Nacht von Montag zum Diens­tag der 15jährige Fürsorgezögling Salz im Graf=Recke=Stift einen Ueberfall auf ein 40­jähriges Dienstmädchen. Nach einer Geburts­tagsfeier versteckte er sich in dem Schlafzimmer zweier Dienstmädchen unter den Betten und wartete, bis die Mädchen eingeschlafen waren. Darauf stürzte er über eins der Mädchen her und brachte ihm vier bis fünf Stiche mit einem Taschenmesser bei. Auch das andere Mädchen, das Hilfe leisten wollte, warf er zu Boden. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten An­gestellte des Stiftes herbei, die den Zögling überwältigten. Dieser gab an. daß er das über­fallene Mädchen schon lange habe töten wollen. Einen triftigen Grund konnte er allerdings nicht angeben. Die Ueberfallene wurde in das Diakonissen=Krankenhaus in Kaiserswerth ge­bracht. Ihre Verletzungen sind nicht lebens­gefährlich.

Im Zusammenhang mit den Angriffen, die von der Berliner Stadtverordnetenversamm­lung gegen Oberbürgermeister Dr. Boeß unter­nommen wurden, ist jetzt die Amerikareise des Oberbürgermeisters und des Magistratsdirigen­ten sowie der drei begleitenden Stadträte be­anstandet worden. Namentlich von der deutsch­nationalen und kommunistischen Seite wird der dienstliche Charakter der Reise bestritten. Die Reisekosten sollen 80000 M. betragen.

Für die Saarverhandlungen, die vom 16. auf den 28. Oktober vertagt worden sind, sind die Vorbereitungen auf beiden Seiten bereits in vollem Gange. Die französische Delegation, deren Zusammensetzung feststeht, hat mit ihren Vorbesprechungen in Paris begonnen. An ihrer Spitze steht der Generalinspekteur der französi­schen Grubenverwaltung, Arthur Fontaine, dem zwei Assistenten für politische und wirtschaftliche Fragen beigegeben sind. An der Spitze der deut­schen Delegation steht Staatssekretär a. D. v. Simson.

v. Simson

Katholiken, Augen auf!! Am 17. November jede Stimme dem Zentrum!

Fraktionsbeurlaubungwegen der Sklareks.