Kölner
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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung
Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln,
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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.
Nr. 527] Mittwoch, 16. Okt. 1929
Beilagen: Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden. Die Frau, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Soziales u. Wirtschaft, Reise u. Wochenend, Kultur und Gegenwart, Musik, Gemüsebau und Schrebergarten, Heimat und Welt ill. Beilage zur Ausg. B
Abend=Ausgabe 44. Jahrg.
Der Kampf um das Rathaus
Das wahre Gesicht der Sozialdemokratie:
„Heraus mit dem Kruzinr— Sozialdemokratische Herrschaftsgelüste
Köln, den 16. Oktober 1929.
Die gestrige letzte Sitzung der Stadtverordneten vor den Neuwahlen am 17. November war ebenso lehrreich wie bemerkenswert. Die Sozialdemokratie ließ nicht nur durch den Lehrer Länge, mehr noch durch ihren Fraktionsführer, Herrn Görlinger, ihr wahres Gesicht erkennen. Die konfessionellen Schulen sind den Sozialdemokaten nun einmal ein Dorn im Auge. Die privaten höheren Mädchenschulen, sowohl die katholischen als auch die evangelischen, entsprechen aber einem dringenden Bedürfnis der christlichgesinnten Elternschaft. Bewiesen wird das durch die Tatsache, daß die Schulen von nicht weniger als 3500 Kindern besucht werden.
Das spielt bei der„duldsamen“ Sozialdemokratie ebensowenig eine Rolle, wie der weitere Umstand, daß durch diese Schulen der städtische Haushalt um erwa 1,4 Millionen entlastet wird.
Müßte die Stadt bei Fortfall der privaten höheren Schulen diese Kinder in ihren Schulen aufnehmen, dann würden dafür natürlich mindestens drei bis vier Anstalten zu erbauen sein. Was das bei den heutigen angespannten Finanzverhältnissen aller Städte, auch der Stadt Köln, bedeutet, kann jeder sich ausmalen. Für die Sozialdemokratie ist das von keinerlei Bedeutung. Die Bürgerschaft kann ja Steuern zahlen bis zum Weißbluten.
Mehr noch war es dem sozialdemokratischen Fraktionsführer, Herrn Görlinger, unter besonderem Beifall seines Kollegen Ransenberg, darum zu tun, noch rechtzeitig den Beweis dafür zu erbringen, daß er der christlichen Lebens= und Weltanschauung schroff ablehnend gegenübersteht, und daß er von einem unwiderstehlichen Drang nach Herrschaft erfüllt ist. Wer das ganze Verhalten des Führers der sozialdemokratischen Fraktion, dessen Fleiß und Fähigkeit in keiner Weise verkannt werden soll, in den letzten Jahren zu beobachten Gelegenheit hatte, sah, daß sein Bestreben in erster Linie dahin ging, an allen wichtigen Maßnahmen der Verwaltung schärfste Kritik zu üben und die Bürgerschaft gegen die städtische Verwaltung voreingenommen zu machen.
Da der Oberbürgermeister nun einmal Haupt und verantwortlicher Träger der Vewaltung ist, so richtete sich diese uferlose Kritik natürlich in erster Linie gegen ihn. Tribünenbesucher hätten zuweilen zu der Meinung kommen können, daß der Stadt Köln kein größeres Glück widerfahren könne, als wenn Herr Dr. Adenauer mit seinen Beigeordneten möglichst bald Herrn Görlinger und dessen Gesinnungsgenossen ihren Platz einraumen vürden. Dann würden die schwierigsten Probleme der Gegenwart„mit Leichtigkeit" zu lösen sein. Nur schade, daß Theorie und Praxis zu oft und allzu schwer in Einklang zu bringen sind.
Kritik ist billig. Sie darf keinem Stadtverordneten verwehrt werden, wenn sie objektiv ist und sich von verletzenden Unterstellungen freihält. Aber gerade hier hat der sozialdemokratische Fraktionsführer sehr oft über das Ziel hinausgeschossen. Auch gestern in einer Form, daß Herr Dr. Adenauer sich veranlaßt sah, diesem Herrn klarzumachen, daß die Mitglieder der städtischen Verwaltung ein Recht haben, zu verlangen, in der gleichen Weise behandelt zu werden, wie die sonst so besonders empfindlichen Herrschaften der linken Seite das für sich beanspruchen.
Zu den am meisten, nicht nur von den Kommunisten, sondern auch von der Sozialdemokratie, angegriffenen Beigeordneten gehört Herr Dr. Schwering, der Dezernent des Wohlfahrtsamtes. Ohne Uebertreibung wird man sagen dürfen, daß er in einer Zeit, wo Zehntausende von Menschen auf dieses Amt angewiesen sind, wenn nicht das, so doch eines der schwierigsten, verantwortungsvollsten und unangenehmsten Dezernate zu verwalten hat.
Man könnte es verstehen, wenn Herr Schwering, der für seine Tätigkeit Dank und Anerkennung in vollstem Maße verdient, den Wunsch hätte, Dezernent eines anderen Amtes zu werden. Bekanntlich geht das Bestreben der Sozialdemokraten ja dahin, die Wohlfahrtsämter in ihrem Sinne politisch zu gestalten. Es braucht nur daran erinnert zu werden, daß auf der letzten Konferenz der„Arbeiterwohlfahrt". in der der Führer der Kölner sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion eine maßgebende Rolle spielt, mit Nachdruck verlangt wurde, man wolle aus politischen Gründen nicht
nur die leitenden Stellen der Arbeitsämter, sondern auch die Wohlfahrtsämter beherrschen.„Nicht nur,“ so wurde verlangt,„sollten die leitenden Stellen von Sozialisten besetzt werden, es komme ebenso sehr darauf an, daß die Menschen, die hier unmittelbare Arbeit leisteten, in sozialistischem Sinne wirkten.“
Man kann sich ausmalen, wie es in dem Riehler Stift, um das es sich gestern bei den Angriffen des Herrn Görlinger handelte, aussehen würde, wenn die Sozialdemokratie in die Lage versetzt würde, entsprechend den in Frankfurt ausgesprochenen Anschauungen sich auszuwirken. Herrn Görlinger und seinen Freunden geht jedes Verständnis dafür av, daß insbesondere ältere Leute das Bedürfnis nach religiöser Betätigung in vielen Fällen in viel stärkerem Maße haben als die lebensfrohe Jugend, und daß es geradezu grausam wäre, wenn man ihnen nicht die Gelegenheit bieten wollte, in diesem Sinne ihr Leben zu führen.
Herr Görlinger verlangt aber nicht mehr und nicht weniger, als daß das erhabenste Zeichen des Christentums, das Kruzifix, aus dem Riehler Stft und natürlich auch aus allen der Karitas und der sozialen Fürsorge dienenden Anstalten verschwinde! Er ist so gnädig, zu gestatten, daß die Schwestern ein Kruzifix oder ein Heiligenbild in ihren Zimmern aufhängen dürfen. Dabei hat Herr Görlinger, wie selbst der kommunistische Führer Stahl gestern festgestellt hat, in keiner Weise Material dafür erbracht, daß die Insassen des Riehler Stiftes in ihrer Freiheit in irgendeiner Weise beschränkt würden.
Mit Recht führte Stadtverordneter Rings gestern aus, daß die katholischen Arbeiter, um deren Seele sich die Sozialdemokratie so sehr bemühe, durch Herrn Görlinger belehrt
B03 Berlin, 15. Okt. Die Deutschnationale Reichstagsfraktion faßte heute folgende Entschließung:
„Die Deutschnationale Reichstagsfraktion mißbilligt die Beziehungen des Abgeordneten Bruhn zu den Gebrüdern Sklarekum so entschiedener, als sie seiner politischen Vergangenheit und seiner in Wort und Schrift betätigten völkischen Einstellung widersprecher.(!). Die Fraktion stellt dabei fest, daß der Abgeordnete Bruhn mit dem Verwaltungsskandal der Stadt Berlin nichts zu tun gehabt hat. Was die in der Oeffentlichkeit gegen ihn erhobenen Vorwürfe betrifft, so hat der Abgeordnete Bruhn den größten Teil davon aktenmäßig als unrichtig nachgewiesen. Im übrigen hat er Schritte unternommen, um die Unhaltbarkeit der seine Ehre berührenden Angriffe öffentlich darzutun. Die Fraktion gab dem Antrag des Abgcordneten Bruhn statt, die ihn bis dahin aus der Fraktionsgemeinschaft beurlaubt.“
Im Hinblick auf die in der Oeffentlichkeit erhobenen, von ihm bestrittenen Vorwürfe hat der Abgeordnete Wolf=Ovveln die Deutschnationale Reichstagsfraktion gebeten, ihn bis zur vollständigen Klorstellung der Sachlage aus der Fraktionsgemeinschaft zu beurlauben. Die Fraktion hat diesem Gesuch entsprochen und gleichzeitig dem Abgeordneten Wolf ihre Mißbilligung darüber zum Ausdruck gebracht, daß er zu Persönlichkeiten wie den Brüdern Sklarek gesellschaftliche Beziehungen unterhalten hat.
Die Fraktion hat sich von der völligen Unhaltbarkeit der gegen den deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Graef erhobenen Vorwürfe überzeugt.
Der Bürgermeister mit dem Abkehrschein
WTB Berlin, 16. Okt. Der Berliner Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei hat in seiner gestrigen Sitzung den Bürgermeister Schneider nach beendeter Prüfung neu bei
worden seien, was man in Wirklichkeit von sozialdemokratischen Versicherungen zu halten habe.
Wenn es sich um die Stimmen der katholischen Arbeiter handelt, dann weiß man in Presse und Versammlungen schöne Worte zu finden. So führte z. B. der sozialdemokratische Abgeordnete Sollmann in einer Versammlung in Frielingsdorf nach der Rheinischen Zeitung (Nr. 282, 13. 11. 28) folgendes aus:
„In der sozialistischen Bewegung weiß man längst, daß die Wissenschaft durchaus nicht alle Rätsel löst, daß wir zwar sehr viel mehr als früher, aber doch lange nicht alles und nicht einmal das Entscheidende über das Leben, die Welt, über Geist und Seele wissen können. Es besteht Verständnis für die religiöse Deutung: wie sie die Kirche ER
Herr Görlinger, der Führer der sozialdemokratischen Stadtverordneten, der sich im Geiste bereits als der entscheidende Faktor in der am 17. November zu wählenden Stadtverordnetenversammlung betrachtet, hat gestern den Nachweis dafür erbracht, daß ihm nicht nur jedes Verständnis„für die religiöse Deutung, wie die Kirche sie gibt.“(Worte des Herrn Sollmann), abgeht, sondern daß er von tiefster, ja fanatischer Abneigung gegen die Betätigung religiösen Lebens erfüllt ist.
Die Katholiken und das Zentrum können Herrn Görlinger nur dankbar dafür sein, daß er die
Maske zeitig gelüftet
hat. Aber auch alle übrigen, die nicht lediglich auf dem materialistischen Diesseitsstandpunkt stehen, sondern den Glauben an Gott in ihrem Herzen tragen, werden wissen, wohin die Reise geht, wenn die Sozialdemokratie, mit den Kommunisten vielleicht, Herrscherin im Kölner Rathaus sein würde.
gebrachten Materials aus der Partei ausgeschlossen und ihn aufgefordert, sein Amt als Bürgermeister niederzulegen.
Leipart operiert
Der frühere Staatsminister und Vorsitzende des A. D. G.., Theodor Leipart, der bei einem Autounfall auf der Avus einen schweren Schädelbruch erlitten hatte, ist am Dienstagnachmittag im Hildegardkrankenhaus operiert worden. Die Operation ist befriedigend verlaufen. Das Befinden ist jedoch nach wie vor ernst, wenn auch die Aerzte bestimmt damit rechnen, den Verunglückten am Leben zu erhalten.
Mordversuch
eines 15jährigen Fürsorgezöglings
WTB Düsseldors, 16. Okt. In Einbrungen verübte in der Nacht von Montag zum Dienstag der 15jährige Fürsorgezögling Salz im Graf=Recke=Stift einen Ueberfall auf ein 40jähriges Dienstmädchen. Nach einer Geburtstagsfeier versteckte er sich in dem Schlafzimmer zweier Dienstmädchen unter den Betten und wartete, bis die Mädchen eingeschlafen waren. Darauf stürzte er über eins der Mädchen her und brachte ihm vier bis fünf Stiche mit einem Taschenmesser bei. Auch das andere Mädchen, das Hilfe leisten wollte, warf er zu Boden. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten Angestellte des Stiftes herbei, die den Zögling überwältigten. Dieser gab an. daß er das überfallene Mädchen schon lange habe töten wollen. Einen triftigen Grund konnte er allerdings nicht angeben. Die Ueberfallene wurde in das Diakonissen=Krankenhaus in Kaiserswerth gebracht. Ihre Verletzungen sind nicht lebensgefährlich.
Im Zusammenhang mit den Angriffen, die von der Berliner Stadtverordnetenversammlung gegen Oberbürgermeister Dr. Boeß unternommen wurden, ist jetzt die Amerikareise des Oberbürgermeisters und des Magistratsdirigenten sowie der drei begleitenden Stadträte beanstandet worden. Namentlich von der deutschnationalen und kommunistischen Seite wird der dienstliche Charakter der Reise bestritten. Die Reisekosten sollen 80000 M. betragen.
Für die Saarverhandlungen, die vom 16. auf den 28. Oktober vertagt worden sind, sind die Vorbereitungen auf beiden Seiten bereits in vollem Gange. Die französische Delegation, deren Zusammensetzung feststeht, hat mit ihren Vorbesprechungen in Paris begonnen. An ihrer Spitze steht der Generalinspekteur der französischen Grubenverwaltung, Arthur Fontaine, dem zwei Assistenten für politische und wirtschaftliche Fragen beigegeben sind. An der Spitze der deutschen Delegation steht Staatssekretär a. D. v. Simson.
v. Simson
Katholiken, Augen auf!! Am 17. November jede Stimme dem Zentrum!
Fraktionsbeurlaubung„wegen der Sklareks“.