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Amtliches Kreisblatt für den Landkreis.) Kheinische Dolkswacht. Organ der Tentrumspartei. Ulülheimer Vold

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i.. an Werktagen zweimal. an Sonn= und Leiertagen einmal.

Nr. 99 Sonntag, 24. Februar 1929

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Bailagen: Der Sonntaa. Der Sport, Stille Stunden. Die

nsere Kinder, Rundsunk=Nachrichten Soziales u Wirtschaft, Keise u Wochenend. Kultur und Gegenwart. Musik Gemüseba und Schrebergarten Hermat und Welt ill Beilage zur Ausg B

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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.

Morgen=Ausgabe 44. Jahrg.

Muß es so weit kommen?

Fraktur zum parlamentarischen Elend in Berlin

0 Köln, am 24. Februar 1929.

Heute ist Volkstrauertag. Wem er gilt, jedermann. Daß eine sittliche Pflicht zu solchem Gedenken an die im Weltkriege Gefallenen be­steht, fühlt auch jeder, der nicht allzu vergeßlich ist. Das Opfer ihres Lebens brachten die Toten dem Vaterland. Im Frieden sollte es wieder Wohlfahrt und Glück für alle Deutschen bieten

aber wiltd sie erschmer, durch uni nen­

politischen Zustände.

Mit der Trauer um die Toten müßte man heute zugleich Trauer verknüpfen um die schmerzliche Tatsache, daß wir als ein Volk Not auf dem Wege zur Volksgemeinschaft in zehn Jahren noch nicht weitergekommen sind.

Der Mangel an vollsgemeinschaftlichem Heiste gilt zwar als deutschgeschichtlicheüberliefert, als eine sehr üble Eigenschaft des deutschen Volkes ganz allgemein. Aber ob sich damit erklären oder gar mit Milderungsgründen belegen läßt, was zurzeit in Berlin sich abspielt, das möchten wir doch sehr bezweifeln. Wir sind im Gegen­teil der Auffasung, doß der Parsganertarsnus zurzeit auf dem Wege ist, den letzten Rest an Sympathie: den er noch hat, zu ver­* z1. Sympathien leider nur noch bei den­jenigen, die grundsätzlich für den Parlamen­tarismus sind, weil sie ihn für einen Wesens­bestandteil des Volksstaates halten. Aber diese grundsätzilchen Anhänger stellen sich die Lebene: äußerungen eines Volksstaates ganz beträchtlich anders vor, als sie bisher zu verzeichnen waren Sie stellen sich auch unter einem Parlament etwas ganz anders vor als das, gzz#as Reichsparlament immer mehr auf abgleitender Linie zu werden droht.

Wenn schon diese im Grundsatz dem Voli: staat und dem Parlamentarismus ernsthaft, zu­getanen Staatsbürger angesichts der Berliner Vorgänge jetzt ihr Haupt in Trauer ver­hüllen möchten wieviel mehr müssen sich diejenigen mit Widerwillen von den parlamen­tarischen Erscheinungen der letzten Tage ab­wenden, deren politisches Interesse gering ist, die anderen, die ohnehin geneigt sind, die tau­send Nöte unserer Zeit und unseres Volkes auf das Konto der neuen Staatsform und des Par­

lamentarismus zu setzen.

Ob man sich in den Fraktionen in Ber­lin über diese verhängnisvolle Wirkung jam­merlicher Haltung in den letzten Wochen und Monaten nicht klar ist? Jedenfalls steht fest, daß die deutsche Nationaleigentümlichkeit, mog­lichst uneinig zu sein und sich diesen,Purus eiht dann zu gestatten, wenn das Volk in tieister Not sitzt, daß dieser Fehler in den breiten Volks­massen weit weniger sich auswirkt, als dort. wo man, besseres Beispiel gebend und führend, der Verwirklichung der Volksgemeinschaft dienen sollls.

Sprechen wir einmal ganz sinnfällig: Am

90. Mai 1928 hatten wir Reichstagswahl, und am 24. Februar 1929 also nach beinahe einem Jahr, ist noch keine Regierung gebildet, die der guten parlamentarischen, Gepflogenheit ent­spricht. der Regierung breite Grundlage bei Parteien zu geben, die sich verantwortungs, bereit Regierungsparteien nennen. Das ware noch zu ertragen wenn das Parlament selber inzwischen Arbeit geleistet hätte, die erkennen läßt, daß unsere Parlamentarier frei sind von kindischem Konkurrenzneid, ganz erfüllt von der Pflicht zur Gemeinschaft daß sie nur die eine Frage kennen: wie dienen wir dem

Statt dessen finden große Fraktionen die stärksten Antriebe für ihre Haltung nur in der Frage; wie dienen wir unserer Paxtei?, Wie können wir bei einer nächsten Wahl mit dem Hinweis auf unsere Forderungen. die wir ge­stellt haben. Anhänger zurück= oder neue An­hänger hinzugewinnen? Das ist die kleinlichste und die erbärmlichste Grundeinstellung, die eine parlamentarische Gruppe haben kann.

Man braucht gar nicht weit zurüchzugreisen, um zu beweisen, daß es solche beklagens wer.e Grundeinstellung bei verschiedenen Frak­tionen, gibt. Da kommen in den letzten Tagen die Demokraten mit einem Siedlungsantrag der 250 Millionen Mark erfordert. Da kommt die Deutsche Volkspartei mit einem

Kleinrentnerantrag, dessen Durchführung noch mehr kostet. Da kommen die Sozialdemokraten, die im Anträgestellen Weltmeister ohne Kon­kurrenz sind, und verlangen einen Ausbau der Invalidenversicherung, der nach den Feststellun­gen des sozialdemokratischen Arbeitsministers annahernd zwei Milliarden Mart er­fordern würde!

Solche Anträge bringen Parlamentarier ein,

die für sich in Anspruch nehmen, besonderen Weitblick in politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Dingen zu haben! Sie bringen sie ein oder halten sie aufrecht bis zur Beratung, trotzdem rund um dieses ganz nutzlose parlamen­tarische Getue die ernste Frage schwebt: wo neh­men wir die Mittel für das mehrere hundert Millionen betragende Defizit im Reichshaushalt her? Wo nimmt das deutsche Volk die Gelder her, die es nach den von der Pariser Konferenz zu erwartenden Beschlüssen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte aufbringen soll?

*

Da faßt man sich wirklich an den Kopf und fängt an, irre zu werden an der Reife un eres Volkes für das parlamentarische System. Wer wie wir seit nunmehr zehn Jahren sich immer wieder mit Vollblutbekenntnis eingesetzt hat fur den Volksstaat und seine Grundlage im Par­lamentarismus, dem fällt es bitter schwer, jenen eben niedergeschriebenen Zweifel auszusprechen. Aber im gegenwärtigen Augenblick kann man sich des Zweifels fast nicht mehr erwehren.

*

Woher kommt es, daß es in unserem Reichsparlamente so traurig aussieht? Es liegt durchaus nicht am parlamentarischen System an sich. Es kommt wesentlich daher, daß sich bei der Auswahl der Volksvertreter teils das radikal­parteipolitische uno zu noch größerem Teile das

interessenpolitische Wollen vorge­drängt hat. Das Staatspolitische, die Idee des großen politischen Zuges, die zu ihrer Vertretung der entsprechenden Köpfe bedarf, ist tiefbedauerlicherweise immer wieder zurück­gedrängt worden. So sitzen im Parlamente viel zu wenig Männer, die nach den großen Bei­spielen aus dem parlamentarischen Wirken ver­flossener Zeiten mit weitem staatspolitischen Blick zuerst volksgemeinschaftlich, besser nur volksgemeinschaftlich zu denken vermögen. Eine Großzahl hat ihr Mandat von der Gnade partei­politischer Bürokratie oder interessen=politischer Organisationsmacht. Auf diese Weise haben wir auch zu viele Berufsparlamentarier be­kommen. Berufsparlamentarier entfernen sich. ohne es zu wollen, viel zu weit vom Ideenkreis des Volksvertreters, wie man ihn als Ideal sich dachte zur Zeit der Einführung des Reichstags­wahlrechtes und wie man ihn in früheren Jahr­zehnten auch beglückend erlebt hal.

Wenn das richtig ist und es wird schwer widerlegen sein, dann erweist sich. unser Wahlrecht einer gründlichen Ummodelung bedarf. Es erweist sich weiter, daß im Parla­mente selbst das Parteiagitatorische und das Interessenpolitische, zurückgedrängt, werden müssen zugunsten des Staatspolitischen. Ge­länge das dann würde die zahlenmäßige Zu­sammensetzung des Kabinetts eine viel geringere Rolle spielen, als man die Dinge hierzu anzu­sehen sich gewöhnt hat. Gelänge es, dann kämen wir vielleicht auch endlich dahin, die je­weiligen Oppositionsparteien nicht als Gegner der jeweiligen Regierung am Werke zu sehen. sondern als kritische Mitarbeiter zwar, aber doch eben als verantwortungsbewußte, auch staats­politisch handelnde Mitarbeiter, die die besondere Aufgabe haben. alle gesetzgeberischen Maßnahmen von der Kehrseite zu beleuchten. Das hat nicht zu geschehen mit dem blöden

Achtung! Siehe Seite 5.

Ziele, die Regierungsarbeit um jeden Preis in Mißkredit zu bringen, sondern mit dem hohen Ziele, durch eine gesunde oppositionelle Mit­arbeit das Beste für die Gesamtheit zustande kommen zu lassen.

Das Zentrum hat durch seine Haltung in den letzten Wochen sich verdienstvoll bemüht, einmal in die parlamentarischen Unmöglich keiten des parteiagitatorischen und interessen­politischen Mißbrauches des parlamentarischen Betriebes kräftig hineinzuleuchten. Es geschah so wirkungsvoll, daß die Minister aus den­jenigen Parteien, die die oben erwähnten An­träge gestellt haben, einmütig sich dahin aus­sprechen mußten: die Anträge sind absolut unmöglich, weil absolut untragbar und un durchführbar!

Diese Tatsache kennzeichnet die parlamen tarische Haltung großer, zur Verantwortung be­rufener Fraktionen so erschreckend, daß man meinen sollte, das gesamte Parlament würde sich im Eiltempo darüber klar, daß es um seine Ehre und um seine Daseinsberech­tigung spiell.

Wenn die kommende Woche keine Ansätze rascher Gesundung und grundlegenden Wandels bringt, dann verfällt das deutsche Parlament nicht nur im eigenen Lande. sondern auch in der Welt draußen dem Fluche der Lächerlichkeit. Mußes soweit kommen?

Katholische Aktion

Die Weltgefahr

der bolschewistischen Weltanschauung.

Aufklärung tut not!

Alle Kölner Katholiken kommen deshalb am Dienstag, 26. Febr. und Mittwoch, 27. Febr., abends 8 Uhr in die geheizie große Messe­halle.

Der hochwürdige Herr Weihbischof Hammels hat sein Erscheinen zugesagt.

P. W. Mariaur S. J.

spricht über: 1. Krieg gegen Gott im Bolsche wismus; 2. Bolschewismus und die christliche Kultur Europas.

Eintrittskarte.30 Pfg. Karten sind an beiden Abenden an der Kasse zu haben.

* Köln, 24. Februar 1929.

In den Pfarreien der Alt= und Neustadt Köln soll im Herbst dieses Jahres eine große Volksmission stattfinden. Jetzt schon gilt es, dafür Kräfte mobil zu machen, Besinnung zu wecken. Ziele zu stecken. Die katholische Presse will dabei nicht fehlen. Wir werden in einer Reihe von Aufsätzen die dringendsten Aufgaben des Katholizismus im gegenwärtigen Deutsch­land und in Köln insbesondere aufzuzeigen versuchen.

Einige Gedanken über die Katholische Aktion, die nach dem Magdeburger Katholikentag in Deutschland endlich einmal mit Energie und zielsicherer Folgerichtigkeit zum Durchbruch ge­bracht werden muß. mögen die Grundlage bil­den, denn eine moderne Mission wird über ihre seelsorgerischen Ziele hinaus die Betätigung der geweckten und gestärkten katholischen Ge­sinnung mit allen Mitteln erstreben müssen; nur das verbürgt eine erfolgreiche Nach­wirkung in eine fernere Zukunft hinein. Nach schwachen Ansätzen im einzelnen kann so die große Volksmission in Köln Auf­takt und erste Etappe der Katho­lischen Aktion für die Gesamtheit der Kölner Katholiken werden.

Allen Fragen gegenüber, was die Katholische Aktion sei, welche Organisation sie tragen solle, welche konkreten Ziele sie sich setze, allen Zweifeln gegenüber, ob und inwieweit es in Deutschland möglich und tunlich sei, sie zu ver­wirklichen, allen Bedenken gegenüber, die einer­seits vor der Gefahr eines Klerikalismus, anderseits vor den Irrtümern eines Laizismus warnen zu müssen glauben, kann man nur immer wieder betonen:

Die Katholische Aktion ist das, was wir. d. h. die vom Papste dazu auf­

gerufenen katholischen Laien in ver­trauensvoller Zusammenarbeit mit dem Klerus daraus machen. Sie ist groß und stark, wenn wir stark sind im Glauben. Sie ist einflußreich in der Politik, wenn wir als lebendige Katholiken im politischen Leben stehen. Sie wird wirksam auf allen Gebieten der Kultur, wenn wir uns als konsequente Katholiken an der deutschen Kulturarbeit verantwortlich beteiligen.

Nuntius Pacelli charakterisierte in Magdeburg treffend das Wesen der Katholischen Aktion in folgenden Sätzen:

Was die Katholische Aktion vor allem anderen dem ganzen Zellenbau des katholischen Lebens geben will. das ist die Seele: katho­lisches Selbstbewußtsein, katholische Grundsatztreue, einheitliches katholisches Denken, Wollen und Wirken.

Der Katholik trägt wesensgemäß ein starkes Hemmnis aller aktivistischen Strebungen in sich. Er ist eingebunden in die Gemeinschaft der Kirche. Er weiß sich mit ihr im Besitze der Wahrheit und ungeheurer geistiger und seeli­scher Werte. Erfüllt er die Gebote dieser Kirche, folgt er den Weisungen dieser Kirche, so darf er hoffen, daß er sein Daseinsziel erreicht. Er ist mit Schätzen geistiger Art gesättigt und es sind in moralischer und religiöser Hinsicht sicher nicht die Schlechtesten, die sich damit zu­frieden geben und in der Ruhe der Sattheit leben. Als Besitzende vergessen sie aber die Ver­pflichtung des Besitzes, die Verantwortung für den Nichtbesitzenden. Katholische Aktion ist Aufweckung aus dieser egoisti­schen Zufriedenheit. Aufweckung zu katholischer Tat im Dienste des Mitmenschen und der Gemeinschaft.

Seit den ungeheuren Erschütterungen des deutschen Katholizismus durch den Kultur kampf haben die Katholiken mehr oder weniger in der Defensive gestanden, die gewiß manche heldenhafte Tat zeitigte. Der Liberalismus war aktiv, wir verteidigten unseren Besitz, der Liberalismus öffnete Wege in die Zukunft, wir folgten immer in Abwehrstellung. Die Kata strophe des Weltkrieges, die Umschichtungen der Revolution haben alles in liberaler Geistes­haltung Errungene im Wert zweifelhaft wer­den lassen. Das weckte Besinnung nicht nur im katholischen Lager. Ueber den Trümmern des 19. Jahrhunderts leuchtete eine Gottes­morgendämmerung auf. ein Suchen nach neuen Werten, nach neuen Zielsetzungen, das den deutschen Katholizismus zu größerer Aktivität auf den Plan rief. Die deutschen Katholiken besannen sich darauf. daß sie die Schätze be­sitzen und hüten, die in entstandene Leerräume zu füllen sind, daß sie in einer Offen­sive der verantwortungsbewuß­ten Aposteltat, den deutschen Volksgenossen von dem in harten Kämpfen bewahrten seelischen und geistigen Reichtum spenden müßten. So drängte die politische und kulturelle Situation naturnot­wendig zur katholischen Tat, die in der Katho­lischen Aktion bewußt, zielbewußt werden will.

Katholische Aktion ist nach der Idee und den Worten des Heiligen Vaters, Teilnahme der Laien am hierarchi­schen Apostolat. Vertrauen auf beiden Seiten ist die unumgängliche Voraussetzung dieser Zusammenarbeit. Priester und Laie sind gleich wertvolle Glieder des mystischen Leibes Christi. Der Priester wirkt im Bereiche des Sakramentalen; er ist der Vermittler der überirdischen Kräfte, der berufene Führer in allen religiösen Fragen Der Laie steht durch seine Berufung in den verschiedenen Sach­