Kölner

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General=Anzeiger für Köln und Umgebung.

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Korn.

Kheinische Dolkswacht. Organ der Tentrumspartet. Ulülheimer Dolkszeitung

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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.

Nr. 614 Montag, den 3. Dez. 1928

Beilagen: Der Sonntag. Der Sport. Stille Stunden. Die Frau, Für unsere Kinder, Rundsunk=Nachrichten. Soziales u Wirtschaft, Reise u. Wochenend. Kultur und Gegenwart, Musik. Gemüseba­und Schrebergarten. Heimat und Welt, ill Beilage zur Ausg B

Abend=Ausgabe 43. Jahrg.

Die Beisetzung des Admirals Scheer. aus in Bewegung. Der Sarg wird von Marine­Der Trauerzug setzt sich von der Herderkirche offizieren getragen.

Eine gründliche Abfuhr

In Schweidnitz(Schlesien) sollte eine vom Tannenberg=Bund, der bekannten Ludendorff­Organisation, geplante Versammlung mit dem früheren Abg. Oberstleutnant a. D. Ahle­mann als Redner stattfinden. Die Plakate prunkten:Eine Aussprache findet nicht statt. Juden, Freimaurer und Jefuiten haben keinen Zutritt. Einberufer war ein Oberstleutnant a. D. Kaulbach. Die Herrschaften waren aber diesmal an den Unrechten gekommen. Der Schriftleiter des Schweidnitzer Zentrums­blattes, derMittelschlesischen Zeitung", Herr Kuß, wandte sich in einemOffenen Brief, den er in seinem Blatte veröffentlichte, gegen Kaul= bach und sein Plakat. Er führte aus, daß alle Katholiken die Sache der Jesuiten als die ihre betrachten und daß daher der Text der Plakate von den Schweidnitzer Katholiken als Beleidi­gung und Verächtlichmachung empfunden werde; dadurch, daß man die Katholiken ausschließe, versuche man, diese zu national unzuverlässigen Staatsbürgern zu stempeln.Das ist, gelinde ausgedrückt, eine Anmaßung sondergleichen, die wir uns in aller Form auf das entschiedenste verbitten!". Von dem Geist der Kameradschaft und der Vaterlandsliebe, der dem deutschen Heer bei Tannenberg den Sieg gebracht habe, sei in der Ankündigung Kaulbachs nichts zu merken. Sehr treffend fährt der Verfasser dann fort:

Ich weiß nicht, ob Sie an der Schlacht bei Tannenberg teilgenommen haben. Wahr­scheinlich nicht; wenn ja, dann frage ich Sie fol­gendes: Als Sie die Kommandos=Seitengewehr pflanzt aufle und=Sprung auf, marsch, marsch! gaben und die Soldaten sich auf Ihr Kommando in den Tod stürzten, haben Sie da vorher auch gesagt:Juden, Freimaurer und Jesuiten haben keinen Zutritt? Oder haben Sie sich gefreut über den Schneid derKerls­und mit Stolz die dafür verliehenen Orden ge­tragen? Wenn Sie das damals nicht gesagt haben, so zeugt das davon, daß Sie damals alle Leute Ihrer Kompagnie oder Ihres Bataillons ohne Rücksicht auf die Konfession gleichmäßig be­werteten. Warum denn heute diese Unter­

scheidung, diese Selbstüberhebung, dieser Kastengeist, diese Beleidigung des weitaus größten Teiles Ihrer Kameraden?

Herr Kaulbach ist begreiflicherweise nicht in der Lage, auf diese peinlichen Fragen eine Ant­wort zu geben. In seiner kläglichenErwide­rung", die dieMittelschlesische Zeitung mit all ihren stilistischen und gedanklichen Holprigkeiten loyalerweise ebenfalls abdruckt, geht er auf die an ihn gerichteten unangenehmen Fragen mit keinem Worte ein, sondern beschränkt sich darauf, aus Herrn Ludendorffs Zettelkasten den ab­geschmacktesten Unsinn über die Jesuiten zu re­produzieren, so u. a. die epochale Entdeckung, der hl. Ignatius von Loyola se ein Rassenjude gewesen!

Herrn Kuß ist es diesem kindischen, Gestam­mel gegenüber ein Leichtes, die Kaulbach'schen Weisheiten zu widerlegen. Er sagt unter ande­rem:Es scheint Methode darin zu liegen, daß alles, was Ihrem Bunde nicht paßt, zum Ju­den, Freimaurer und Jesuiten gestempelt wird. Sie dürfen versichert sein, daß eine Blutprobe ergeben würde, daß bei den Jesuiten bestimmt weniger jüdisches Blut vorhanden ist als bei manchen Führern des Tannenberg=Bundes... Als Milderungsgrund lassen wir nur gelten, daß der Jesuitenwahn sie ebenso beherrscht wie Herrn Ludendorff"

Wenn hier vom katholischen Standpunkt aus mit vollem Recht gegen die Verächtlichmachung eines Teiles der Katholiken Front gemacht wird, so ist diese entschiedene Ablehnung der Methoden des Tannenberg=Bundes mittelbar natürlich ebenso dagegen gerichtet, daß neben den Freimaurern weiterhinauch die Ju­den als Subjekte hingestellt werden, denen man den Eintritt in eine Versammlung vonDeut­schen nicht gestatten könne. Der gehässige Ver­such, alle Nicht=Ludendörffler als Menschen min­derer Art zu kennzeichnen und verächtlich zu machen, zeugt von einer erbärmlichen Ueber­heblichkeit und Selbstgerechtigkeit; und es ist sehr erfreulich, wenn sich die Angehörigen ande­rer Gruppen, die mi den Juden in denselben Topf der Aechtung beworfen werden, dagegen so energisch verwahren, wie es hier geschehen ist,

(Aus den Mitteilungen des Vereins zur Ab­wehr des Antisemitismus vom 1. Dezember.)

präsident Hoover und die Katholiken

Washington. Es wird hier als sicher an­genommen, daß der gewählte Präsident Hoover einen Katholiken in sein Kabinet berufen wird, um vor aller Welt zu zeigen, daß die fa­natische Bigotterie, die wie heute überall zu­gegeben wird Smith zu Fall gebracht hat, keineswegs die Politik seiner neuen Verwal­tung bilden wird. Hoover will damit auch die Ehrlichkeit seiner Erklärung beweisen, daß Gleichheit in der Aufstiegsmöglichkeit das Recht eines jeden Amerikaners, ob arm oder reich, ob fremdbürtig oder alteingesessen, ohne Rücksicht auf Rasse oder Religion ist". Der an­dere Weg, auf dem Hoover die Mißstimmung über die antikatholische Bigotterie beseitigen möchte, ist sein Besuch der katholischen Staaten Lateinamerikas, die Ansicht, wonach der offi­zielle Besuch des neuen Präsidenten in Süd­amerika nur aus handelspolitischen und wirt­schaftlichen Gründen unternommen werde, wird hier nicht geteilt. Die Politiker geben offen zu, daß Lateinamerika nicht allzu freundschaftlich auf denKoloß des Nordens schaut; sie möch­ten es deshalb verhindern, daß bei diesen katho­

lischen Ländern die irrtümliche Meinung die Oberhand gewinnt, die neue Verwaltung sei zu Hause antikatholisch und befolge deshalb die gleiche Politik auch im Auslande

(Kipa)

Ein Hochstapler im Bischofsgewand

Aus Warschau wird derKipa von besonderer Seite gemeldet:

Im November tauchte in Belgien und Frank­reich ein Individuum in Bischofskleidung auf, das sich jedoch binnen Kurzem mit dem Range eines Kanonikus begnügte, da die Simulierung der Bischofswürde schließlich doch höchst gefähr­lich hätte werden können. AlsKanonikus Tar­lowski fand der betreffende Hochstapler bald Eingang in katholische Kreise, um so mehr, als er behauptete, soeben aus bolschewistischer Ge­fangenschaft entflohen zu sein, wo man ihn als früheren Sekretär des Erzbischofs Cisplack zum Tode verurteilt, nachhet jedoch begnadigt hätte. Zudem gab er an, mit der polnischen Grafen­familie Lubienski verwandt zu sein, von der

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er sich jedoch losgesagt hätte, sobald er zur Ueberzeugung gekommen sei, daß nur polnische, aber keine russischen Geistlichen sich dem Bol­schewismus in die Arme geworfen hätten(!). Gerade diese Erklärung verschaffte ihm in gewissen antipolnisch eingestellten Kreisen der Union des Eglises viele Freuno#, veranlaßte jedoch auch den Rektor der katholischen polnischen Emigrantenmission, die Personalien des eigenartigen Kanonikus zu erforschen, der sich je nach Bedarf bald als Pole, bald als Russe ausgab. Während nun z. B. dieLibre Belgique" begeisterte Artikel über den angeb­lichen Kenner der Ostfragen, Kanonikus Tar­lowski, veröffentlichte, leugnete Graf Lubienski

jegliche Verwandtschaft, mit dem angeblichen Kanonikus und Erzbischof Ropp, Primas von Rußland, erklärte, einen Geistlichen des Na­ens Tarlowski nicht zu kennen. Auch die Be­hauptungen, er sei früher Sekretär des Erz­bischofs Cieplack gewesen und zum Tode verur­teilt worden, erwiesen sich als unwahr, worauf Kardinal van Roy. Erzbischof von Mecheln, die Libre Belgique darauf aufmerksam machte, daß dieser Mensch nicht das geringste Ver­trauen besitze". DieLibre Belgique druckte diese Erklärung am 24. Nov. ab. was wohl ver­hüten wird, daß der Hochstapler sein gehässiges Werk im französischen und deutschen Sprach­gebiet wird weiter betreiben können.

Menschen und Schicksale

Der kranke König

Verschlimmerung der Krankheit

WTB London, 2. Dez. Die Aerzte verließen den Buckingham=Palast kurz nach 9 Uhr abends und kehrten um 10.30 Uhr dorthin zurück. Um 11.30 Uhr hatten sie den Palast noch nicht ver­lassen. Es wird für möglich gehalten, daß heute nacht noch ein dritter Arzt zugezogen wird. Der Herzog von York ist unterwegs nach dem Palast, wo die Königin und die Prinzessin Mary weilen.

Besorgniserregende Herzschwäche

WTB London, 2. Dez. Im Buckingham=Pa­last wurde zum ersten Male ein nächtliches Bul­letin ausgegeben, das nicht, wie bisher, von zwei Aerzten, sondern von vier Aerzten, unterzeichnet ist. Es ist von 12.10 Uhr morgens datiert und besagt: Seine Majestät der König hat wäh­

rend der letzten drei Stunden etwas Schlaf ge­nossen. Eine weitere Konsultation bestätigt die in dem letzten Bulletin zum Ausdruck gebrachte Ansicht, und trotz der Besserung in der Lunge besteht weiterhin Sorge bezüglich der Stärke des Herzens.

Das Erdbeben in Chile

Weitere Opfer.

WTB Santiago, 3. Dez. Ein amtliches Tele­gramm besagt, daß in Port Constitucion bei dem Erdbeben 57 Personen getötet und 100 verletzt wurden. Das Rathaus und eine An­zahl anderer öffentlicher Gebäude sind zerstört worden.

Zwei Raubüberfälle auf Frauen

Berlin, 3. Dez.(Privatmeldung.) Zwei räuberischse Ueberfälle wurden am Samstag­abend von jungen Burschen verübt. In der Kölnischen Allee wurde in einem Kaufladen die Ladeninhaberin und die Reinemachefrau von zwei maskierten, mit Revolvern bewaffneten Männern überfallen. Beide Frauen flüchteten, um Hilfe zu holen. Inzwischen nahmen die Räuber eine Zigarrentiste mit 180 Mark an sich und entkamen

Der zweite Ueberfall wurde auf eine 74jährige Produktenhändlerin in der Fruchtstraße verübt. In ihrem Laden erschienen zwei Burschen, die etwas bestellten. Als die Frau sich bückte, um die Ware in einen Sack zu tun, faßte der eine Bursche sie plötzlich im Genick, drückte sie zu Boden und schlug ihr mit den Fäusten ins Gesicht. Der andere ergriff inzwischen einen Kasten, den er wohl für eine Blechkasette hielt, und dann eilten beide mit dem Raube davon. In Wirklichkeit hat der Räuber kein Geld, sondern den Nähkasten der alten Frau erwischt.

Bestialische Burschen

WTB Bingen a. Rh., 3. Dez. Drei auf Wanderschaft begriffene junge Leute waren auf der Rheinchaussee zwischen Bacharach und Bin­gen in Streit geraten. Zwei der Handwerks­burschen stellten sich gegen den einen und warfen ihn, als ein Auto vorüberfuhr, kurzerhand vor das Fahrzeug, während sie Reißaus in die Berge nahmen. Der junge Mann wurde durch das Auto so schwer verletzt, daß er zum Hospital in Bingen gebracht werden mußte. Die Verfolgung der Täter wurde sofort ausgenommen.

Resserstecherei beim Leichentrunk

WTB Nürnberg, 3. Dez. In Lohberg bei Furth im bayerischen Wald saßen vier Brüder, sämtlich Holzhauer, beim Leichentrunk. der in eine wüste Schlägerei ausklang. Der Wirt und anwesende Gäste wollten den Streit schlichen, wurden aber selbst von den Holzhauern mit Mes­

sern schwer bearbeitet. Der Wirt und vier am Raufhandel unbeteiligte Gäste trugen erhebliche Verletzungen durch Messerstiche im Gesicht und Oberkörper davon. Ein Holzhauer erhielt u. a. einen Stich in die Herzgegend.

Kohlenorydgasvergiftung

WTB Breslau. 3. Dez. In der Parterre=Won­nung eines Neubaues in der Glogauerstraße wurden gestern abend der 42jährige Bauarbeiter Wodars, sowie dessen 42jährige Ehefrau und ihr 10jähriges Pflegekind in ihren Betten liegend tot aufgefunden. Das Ehepaar hatte die kaum fertiggestellte Wohnung erst am Freitag­nachmittag bezogen. Alle drei Personen sind anscheinend einer Kohlenoxydgasvergiftung zum Opfer gefallen

Rätselhafter Tod

WTB Bonn, 3. Dez. In der Nacht zum Sonn­tag verstarb hier unter Umständen, die den Ver­dacht eines unnatürlichen Todes rechtfertigen, in ihrer Wohnung eine frühere Krankenpfle­gerin. Der bei ihr zu Besuch weilende, seit einem Jahr in Bingen als Spezialist für Kopf­und Ohrenleiden tätige praktische Arzt Dr. Richter erstattete selbst die Todesanzeige bei der Polizei. Die Leiche der Frau wurde beschlag­nahmt und soll heute, Montag, obduziert werden. In der Binger Wohnung des Arztes fand gestern eine Haussuchung statt. Der Arzt wurde vor­läufig in Haft genommen, bis das Ergebnis der Untersuchung vorliegt.

Raubüberfall auf eine Stationskasse

WTB Bamberg, 3. Dez. In der Sonntag­nacht drangen drei Räuber in den Dienstraum der Bahnstation Oberhaid ein, hielten den diensthabenden Beamten mit Revolvern in Schach und versuchten den schweren Geldschrank auszurauben. Da dies nicht gelang, weil der Beamte den Schlüssel zum Geldschrank nicht besaß, mußten die Räuber mit einer Beute von nur 30 Mark abziehen.

Wenn ein Schiff brennt

WTB Stettin, 3. Dez. Im Motorraum eines in Stolzenhagen=Kratzwieck liegenden schwedi­schen Motorschoners brach gestern vormittag Feuer aus, das einen riesigen Umfang anzu­nehmen drohte. Die Stettiner Feuerwehr fand das Schiff mit brennendem Oel förmlich über­flutet, weil die Rohrleitungen des Motors ab­geschmolzen waren. Die Feuerwehr mußte mit Gasmasken und Rauchapparaten vorgehen. Nach mehr als vierstündiger Arbeit gelang es unter Anwendung von Schaumlöschern, des Feuers Herr zu werden.

Von einem Bullen getötet

WTB Plathe(Pommern), 3. Dez. In Zowen wurde der 74jährige Altsitzer Prechel. der in der Wirtschaft seines Sohnes das Füttern des Viehs besorgte, von einem Bullen so schwer ver­letzt, daß er bald darauf an den Verletzungen starb. Prechel hatte eine schwere Kopfverletzung davongetragen; auch mehrere Rippen waren ihm gebrochen.

SOS. Steinwurf.

WTB Wien, 1. Dez. Heute vormittag erklet­terte ein Mann die Parlamentsrampe und schleuderte gegen die Fenster des Salons des Bundeskanzlers sechs große Schottersteine, die vier Spiegelscheiben vollständig zertrümmerten. Der Mann wurde verhaftet und gab an, ein arbeitsloser Chauffeur zu sein und mit Frau und Kind in größtem Elend zu leben. Er habe durch die Tat die Aufmerksamkeit der Oeffent­lichkeit auf sich lenken wollen.