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N. 522 Samstag, 13. Okt.
Von„Sraf Zeppelins“ Fahrt
Abend=Ausgabe 45. fahrg.
„Graf Zeppelin“ nimmt Weg auf die Bermuda=Inseln.
WTB Paris, 13. Oktober. Havas berichtet aus New York, daß die Funkstation von Chatham im Staate Massachussetts folgende Botschaft des Luftschiffes„Graf Zeppelin“ aufgefangen habe:„Teiße Sommertempera
tur. Wir steuern auf die Bermuda=Inseln zu. Wenn das gute Wetter anhält, hoffen wir,
Sonntag mittag anzukommen. Geschwindigkeit beträgt 85 Meilen in der Stunde. Wir lassen über Funchal einen Postsack herunter.“
Kanada entsendet Beobachter
Ottawa, 12. Okt. Die kanadische Regierung hat zwei offizielle Vertreter nach Lakehurst entsandt, um bei der Ankunft des deutschen Luftschiffes Erfahrungen zu sammeln, die dem Empfang des britischen Luftschiffes R 100, das Anfang nächsten Jahres nach Montreal fliegen soll, zugute kommen sollen.
Miniaturzeppeline
Ein Auszug aus der Passagierliste: Die Zeitungswelt
verfügt über einen Vertreter, der ausnahmsweise dem weiblichen Geschlecht angehört, Lady Drummond=Hay, die die Fahrt im Auftrag eines amerikanischen Konzerns mitmacht.
WTB Lakehurst, 12. Okt. Angesichts der bevorstehenden Ankunft des Graf Zeppelin beginnen sich die Hotels in der Umgebung von Lakehurst bereits zu füllen. Für die 1800 Seelen zählende Einwohnerschaft bildet der Zeppelinflug das einzige Gesprächsthema. Ueberall auf den Straßen und in den Läden stehen Gruppen beisammen, die die Flugberichte auf das lebhafteste und mit größter Zuversicht besprechen. Alle Leute, auch die Offiziere des Lufthafens, sind davon überzeugt, daß das Luftschiff genau so fahrplanmäßig wie ein Ozeandampfer eintreffen wird. In der näheren Umgebung des Flugfeldes schießen Verkaufsstände pilzartig aus dem Boden. in denen Erfrischungen und die verschiedenartigsten Erinnerungsartikel zu haben sind. Besonders lebhaften Absatz finden Miniaturzeppeline. Dr. Arnstein, der frühere Konstrukteur der Zeppelinwerft in Friedrichshafen und jetzige Vizepräsident der Goodyear Zeppelin Company in Akrom (Ohio) erklärte, der Graf Zeppelin dürfte sehr bald seine Rückreise antreten, denn soviel er wisse, hoffe Dr. Eckener, noch in diesem einen zweiten Rundflug zu unternehmen. Auch auf seiner Rückreise werde das Luftschiff wahrscheinlich einige Passagiere mitnehmen. Es lägen bereits mehrere Anfragen von Personen vor, die die Rückreise mitmachen möchten.
Das Interesse der englischen Presse
WTB London, 12. Okt. Die gesamte Presse verfolgt mit dem größten Interesse den Flug des Graf Zeppelin und veröffentlicht eingehende Berichte darüber. Die Blätter erwarten, daß der Graf Zeppelin jetzt über dem Atlantischen Ozean rascher fliegen wird als in den ersten 24 Stunden seines Fluges.
Manchester Guardian schreibt in einem Leitaufsätz, das augenblickliche Unternehmen habe ausgezeichnete Aussichten auf Erfolg, trotz schlechter Wettervoraussagen. Die Bedeutung des Fluges werde sein, daß er bis zu einem gewissen Maß die Ansicht zahlreicher Sachverständiger bestätigen wird, daß das Luftschiff zwarals Waffe unbrauchbar(Trost für die Londoner Bürger) ist, aber in Zukunft die rascheste und eine der bequemsten Methoden für die Zurücklegung einer großen Entfernung bieten wird.
Die Spannung wächst
WTB New York, 13. Okt. Die hiesigen Meteorologen sind über den Zeitpunkt, an dem der Graf Zeppelin“ hier eintreffen dürfte, verschiedener Meinung. Einige Sachverständige weisen darauf hin, daß möglicherweise starker Gegenwind in der Nähe der amerikanischen Küste den Flug verlangsamen könnte, so daß die Landung erst am Sonntagabend zu erwarten wäre.
*
Interkonfessionelle Andacht
WTB New York, 13. Okt. Hier wurde eine durch Rundfunk verbreitete interkonfessionelle Andachtsübung abgehalten, bei der ein stilles Gebet für den Erfolg des Zeppelinfluges verrichtet wurde. Es sprachen katholische und protestantische Geistliche. Zum Schluß wurden die letzten Meldungen über den Flugverlauf verlesen.
Der Standort um.30 Uhr heute früh
WTB Friedrichshafen, 13. Okt.(Vom Sonderberichterstatter des WTB.) Bei der hiesigen Funkstation der Werft ist folgende Standortmeldung eingelaufen: Um.30 Uhr heute morgen befand sich das Schiff 32 Grad nördlicher Breite und 36 Grad westlicher Länge auf der Fahrt in Richtung der Bermuda=Inseln.
WTB New York, 13. Okt. Die Funkstation Chatham in Massachusetts hat heute nacht 1 Uhr mitteleuropäischer Zeit folgenden weiteren Funkspruch vom Graf Zeppelin aufgefangen:„Wir befinden uns 520 Kilometer westlich von Madeira in einer Höhe von 420 Metern mit einer Stundengeschwindigkeit von durchschnittlich 120 Kilometer. Das Wetter ist aut. Fahrtrichtung Bermudas. Wir hoffen, wenn das Wetter sich hält, Sonntagmittag einzutreffen. An Bord alles woyt.„Graf Zeppelin.“
Achtung, Achtung!
Kundfunkübertragung der Empfangsfeierlichkeiten in Lakehurst
Berlin, 13. Oktober. Bei der Ankunft des „Graf Zeppelin“ in Amerika, wird die Berliner Funkstunde versuchen, die Landung und Empfangsfeierlichkeiten in Lakehurst von amerikanischen Rundfunkstationen auch auf den Berliner Sender sowie alle übrigen angeschlossenen deutschen Sender zu übertragen.
Wie steht es um die Reichsfinanzen?
fleue Steuerlasten in Sicht?
Das Reichsverkehrsministerium wird durch den für die Luftfahrt zuständigen Referenten. den Ministerialdirigenten Dr. Brandenburg, repräsentiert.
Auch die Kunst
Fluge teil. Professor Ludwig Dettder bekannte Maler, der übrigens auch aus der Heimat Dr. Eckeners stammt, und der
durch seine Landschaftsschilderungen in Frei
ichtmaster sich eiten Gie gur Pon, Sger. e. chiffes, um die malerischen Augenblicke mit
seinem Griffel festzubalten.
Wenn der Zeppelin nach Amerika kommt, wird er vielleicht eine Landung am Mast vornehmen.
Die Wetterlage, die bisher schon nicht sehr günstig für den„Graf Zeppelin" war, wird ihn nach seiner Ankunft in Amerika vielleicht auch zwingen, keine Bodenlandung vorzunehmen, sondern eine Mastlandung. Aler Bild zeigt den Ankermast in Lakehurst mit dem Schwesterschiff des Zeppelin, der„Los Angelos“. Die Amerikaner bevorzugen an und für sich die Mastlandung, da das Ein= und Ausbringen des Luftschiffes eine ziemlich schwierige Sache ist, die die Quelle allerlei Gefahren bildet. Infolgedessen sind die Landungsmaste auch schon für diese Fälle konstruiert und besitzen einen Fahrstuhl, der zur Herabbeförderung der Passagiere und des Gepäcks dient.
WTB Berlin, 12. Okt. Auf der heutigen öffentlichen Kundgebung der Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels ergriff Reichsfinanzminister Dr. Hilferding das Wort zu einem Vortrag über Fragen der Finanzpolitik. Für den nächsten Etat sei eine Steigerung der Reparationsausgaben um etwa 312 Millionen Reichsmark zu erwarten, während auf der Einnahmeseite große Posten fehlten, die noch im vorigen Etat enthalten waren. So müsse in diesem Jahr für einen Ausfall von 600 Millionen Mark Ausgleich geschaffen werden. Hierbei seien noch die Forderungen der Ressorts unberücksichtigt. Zur Bilanzierung eines Etats gäbe es nur drei Wege:
1. Ersparnisse zu machen;
2. die Hoffnung auf vermehrte Einnahmen aus Steuern;
3. den Weg neuer Steuern.
Der Redner erörterte sodann die Möglichkeiten dieser drei Wege. Vom Bruttoetat von etwa 12 Milliarden gehe etwa die Hälfte als Ueberweisung an die Länder und Gemeinden, während dem Reich ein Nettobetrag von 6,3 Milliarden übrig bleibe. Der größte Teil hiervon werde durch zwangsläufige Ausgaben, die durch die bestehenden Gesetze gerufen sind, verbraucht. Der Weg einer Aenderung der Gesetzgebung sei aber kaum zu beschreiten. Weder Kriegsbeschädigte noch Beamte in ihren Gehältern, noch schließlich die Sozialversicherung könnten gekürzt werden. Unter Berücksichtigung der Reparationslasten von 1,2 Milliarden Mark blieben dann nur eine Milliarde Mark für Sachausgaben übrig. Ersparnisse auf diesem Gebiet bedeuteten also einen Verzicht auf Wünsche und gewisse Ausgaben im Interesse des Volkes.
Was den zweiten Weg betreffe, so entspreche die bisherige Entwicklung der Einnahmen voll den Erwartungen. Die Steuereinnahmen des ersten Halbjahres hätten mit rund .5 Milliarden Mark das Etat=Soll um etwa 100 Millionen überschritten. Die weitere Entwicklung der Einnahmen sei aber von der Konjunkturentwicklung abhängig. Bei optimistischer Beurteilung könnte so eine gewisse Reserve erhofft werden, doch dürfe nicht vergessen werden, daß sich im Rückgang gewisser Zolleinnahmen anderseits wieder ein Ausfall ergeben werde.
Der Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß durch das Beschreiten der ersten beiden Wege die Schritte auf dem dritten Wege(neue Steuern) nicht allzu zahlreich und stark zu werden brauchen. Nähere Einzelheiten über diesen letzten Punkt zu geben, sei vor endgültiger Stellungnahme des Kabinetts nicht möglich. Der deutsche Steuerdruck sei hoch, und die neuen Steuern müßten so gewählt werden, daß der Druck auf die Wirtschaft nicht durch eine falsche Technik oder falsche Auswahl des Steuerobjektes unerträglich würde. Der Minister streifte in diesem Zusammenhang die
Frage des Steuervereinheitlichungs
gesetzes. Die Widerstände der Länder gegen das Gesetz seien sehr groß. Es sei aber zu hoffen, daß der Reichsrat die dritte Lesung des Gesetzes rechtzeitig erledigen werde, damit es dem Reichstag bei seinem Zusammentritt vorgelegt werden könne. Zu den Sorgen über den ordent
lichen Etat komme aber noch die Sorge für den außerordentlichen Etat. Aus dem Jahre 1926 bestände noch ein Fehlbetrag von 661 Millionen Mark, der aus dem Etat für ordentliche Ausgaben entnommen worden sei und dadurch die Geldlage des Reiches beengt habe. Es dürften daher in diesem Jahre keine neuen nennenswerten außerordentlichen Ausgaben entstehen. Aus reparations= und währungspolitischen Gründen könne ein Defizit nicht zugelassen werden. Wenn aber auch das bevorstehende Etatsjahr, das erste der Reparationsvollzahlung, schwer sein werde, so brauchten wir deshalb den Mut nicht sinken zu lassen. Die Genfer Verhandlungen hätten zur Einsetzung eines Expertenkomitees geführt, das sich mit der Endlösung der Reparationsfrage zu beschäftigen habe. Bei der heutigen Verflechtung der Weltwirtschaft könne kein Land gesunden, wenn Deutschland krank bleiben würde. Der Dawesplan sei ein Provisorum. Deshalb erfordere dieselbe Vernunft, die ihn geschaffen habe, seine Ueberprüfung und damit die Befreiung aus einer Unsicherheit, die den weitern Wiederaufbau Deutschlands und damit das Wiedererstarken der gesamten Weltwirtschaft hindere,
Schweres
Kanonier: Lloud George
WTB London, 13. Okt. In seinem bereits gemeldeten heftigen Angriff auf die Außenpolitik der Regierung in seiner gestrigen Rede in Yarmouth erklärte Lloyd George noch, Lord Cushendun sei nur eine„ausgestopfte und aufgezogene Figur“. Er wiederhole nur die Mitteilungen, die„in sein Grammophon gesetzt werden". Lloyd George kritisierte die Art, in der die Abrüstungskonferenzen geführt worden sind, und sagte, England habe, um ein Abkommen zu erreichen, das Frankreich ermöglichen werde, den Kanal mit Unterseebooten zu füllen, etwas gebilligt, was den Frieden in Europa und in der Welt unmöglich machen werde. Dies bedeute ein völliges Abgehen von dem feierlichen Friedensvertrag, den Großbritannien unterzeichnet habe, und der Deutschland auferlegt worden sei. Bei diesem Friedensvertrag handele es sich keineswegs um einen Vergleich oder einen Kontrakt, sondern um etwas, was von Deutschland erstrebt worden ist, und um etwas,„von dem wir damals sagten, daß wir es tun werden. und von dem wir jetzt sagen, daß wir es nicht tun werden“, Lloyd George rief:
„Schande auf ein großes Land!“
und fuhr fort: Großbritannien hat einen Fetzen Papier unterschrieben, Großbritannien hat niemals in seiner großen Geschichte sein Wort gebrochen; jetzt aber reißt es den Vertrag in Stücke. Er kündigte an, daß eines Tages Rußland wieder auferstehen und wieder in die Kombination der europäischen Nationen eintreten werde. Lloyd George betonte, daß, wenn der augenblicklichen Politik nicht Halt geboten werde, die Völkerbundsatzung eine Komödie sei und Locarno eine Falle.