Kölner
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Lokal-Anzeiger
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Amtliches Kreisblatt für den Laudkreis Köln.
Kheinische Volkswacht. Organ der Tentrumspartet. Uülheimer Volkszeitung
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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.
Nr. 505 Donnerstag, 4. Okt. 1928
„Nlicht aufregen
wenn keine tlachrichten kommen!“
Abend=Ausgabe 43. Jahrg.
Friedrichshafen, 4. Okt.
(Vom Sonderberichterstatter des W. T..)
Wir sitzen in Dr. Eckeners großem Arbeitszimmer, wie nun schon so oft in diesen Wochen. Dr. Eckener soll von der Amerikafahrt erzählen. Seine Augen werden ernst, und man fühlt, wie seine Gedanken über den Ozean schweifen, zum 3. R.“, zu der Fahrt vor vier Jahren. Sein Gesicht hat jetzt wieder diese friesischen Holzschnittzüge, die in so seltsamem Kontrast zu dem lachenden Bild des württembergischen Grafen stehen, das dort, fast lebensgroß, über dem Schreibtisch hängt.
Wir werden 50 bis 80 Stunden brauchen, bis wir drüben sind“, beginnt Dr. Eckener nach einer Pause, während der er bedächtig die unvermeidliche Seemannspfeife in Brand gesetzt hat.„Es kommt ganz auf Wind und Wetter an. Denn Luftschiffnavigation ist meteorologische Navigation. Man muß sich nach den gegebenen meteorologischen Situationen richten und sie ausnutzen. Davon hängt die Route ab, die wir einschlagen werden. Natürlich nehme ich am liebsten den kürzesten Weg über den Ozean, dafür würde ich über dem Festland sogar sehr schlechtes Wetter in= Kauf nehmen. Das ist die nördliche Route, der sogenannte„größte Kugelkreis“. Wir würden dann über Holland, Mittelengland und Nordirland fahren, dann im nördlichen Bogen über den Atlantik bis Neufundland, die Küste entlang über Boston nach New York.
Aber leider liegt auf dieser Linie meist böses Wetter, so daß diese idealste Strecke auch am seltensten möglich ist. Dann muß man sich einen anderen Weg suchen, entweder noch nördlicher oder— und das ist meist der Fall— tiefer nach Süden. So bogen wir ja auch damals mit dem 3. R. 3 nach Süden ab, über die Azoren. Wenn das Wetter es gestattet, kann man immer noch versuchen, auf den kürzesten Weg zu kommen. Betrachtet man die Fahrtdauer, so muß man sich übrigens vor Augen halten, daß wir zunächst einmal neun Stunden bis zur Küste brauchen, die eigentliche Ueberfahrt, die sich vielleicht mit den Dampfern vergleichen läßt, dauert etwa 45 bis 70 Stunden. Zurück geht es sehr viel schneller. Da hat man meist Rückenwind, so daß der
Graf Zeppelin“ es wohl in zwei Tagen schaf fen kann. Dieser Vorteil wirkt sich natürlich auf der Hinfahrt entgegengesetzt aus. Man muß sich nur einmal die riesigen Flächen des Schiffes ansehen, dann versteht man, daß der Wind bei ihm eine erhebliche Rolle spielt. Nehmen wir einen durchschnittlichen Gegenwind von acht Sekundenmetern an— beim Z. N. 3 hatten wir eine ganze Reihe von Stunden sogar 14 Sekundenmeter gegen uns—, so bedeutet das, daß die Geschwindigkeit des Schiffes sich um etwa 30 Kilometer vermindert, also bei einer Marschgeschwindigkeit von 120 Kilometern auf 90 Kilometer sinkt. Auf dem Rückweg erhöht sie sich dann entsprechend. Gewöhnlich werden wir über den Ozean in einer Höhe von 300 bis 350 Metern fahren. Bei Rückenwind geht man höher, bei Gegenwind tiefer, weil der Wind sich nach oben verstärkt.
Einen besonderen Wetterdienst haben wir nicht eingerichtet. Er ist uns angeboten worden, aber uns genügt der normale Dienst, der für die Dampfer gemacht wird. Im ersten Teil der Fahrt stützen wir unsere Navigation auf Norddeich und Königswusterhausen, später auf die amerikanischen Küstenstationen, die den internationalen Verkehr bedienen, und besonders auf die große Wetterwarte bei Washington. Wir selbst geben wahrscheinlich nur von Zeit zu Zeit kurze Standortmeldungen an die Werft.“
Hier kommt Dr. Eckener nun auf einen Punkt zu sprechen, der von besonderer Bedeutung ist. „Es kann sehr leicht vorkommen“, sagt er,„daß man einmal längere Zeit überhaupt keine Nachricht von uns hört. Beim Z. R. 3 war es auch so. Das fing abends an und dauerte neun oder zehn Stunden, und später wurde mir erzählt, daß man sich in der ganzen Welt aufgeregt und schon geglaubt habe, uns sei ein Unglück passiert. Der Grund liegt einfach darin, daß man in die Nähe des Golfstromgebietes kommt, in eine Atmosphäre, die starke elektrische Aufladung hat, ohne daß es gleich Gewitter zu sein brauchen, immerhin stark genug, daß man nicht gut durchkommt. Dieser Zeitpunkt wird etwa nach 40 Stunden eintreten. Aber wenn dann wieder nichts von uns gehört wird, soll man sich nicht gleich aufregen.
Er redet bei der Rheinlandräumung mit.
General Guilleaumat, der Oberkommandierende der Rheinlandtruppen, ist von Briand empfangen worden, der mit ihm eine längere Besprechung hatte. Es dürfte in dieser Unterhaltung zweifellos die Rheinlandräumung und die damit zusammenhängenden Fragen besprochen worden sein, wobei der General die Ansichten der militärischen Behörden wiedergegeben haben wird.
Was Deutschland Zahlen soll
WTB Paris, 4. Okt. Der Quotidien stellt seinerseits, wie gestern der Intransigeant, Betrachtungen über die möglichen Forderungen an, die die Alliierten an Deutschland hinsichtlich der endgültigen Festsetzung der Reparationsschuld stellen werden. Auch dieses Blatt kommt zu einer Summe, die, wie es sich ausdrückt, 45 bis 50 Milliarden Goldmark nicht überschreiten dürfe.(Ist viel zu hoch berechnet.) Das Blatt vertritt den Standpunkt, daß der finanzielle Sachverständigenausschuß, der sich mit der Reparationsschuld beschäftigen soll, nicht vor dem Monat Dezember zusammentreten und daß er in Paris tagen werde.
In den Redaktionsstuben
der Morning post ist es zu heiß
Gespräche zwischen Erde und Himmel
Glänzende Verständigung zwischen der ZeppelinFunkkabine und den deutschen Rundfunkstationen.
Die große Deutschlandfahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ hat vielen Rundfunkhörern eine freudige Ueberraschung gebracht, die die Erinnerung an diese beiden Flugtage allen denen, die sie miterleben durften, zu einer unauslöschlichen machen werden. Es war das erste Mal, daß ein großer Hörerkreis an der wechselweisen Verständigung zwischen einem Luftschiff
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des Luftschisses dei weitem besser, wie die der
Funkstation; was den Zuhörer aber sicherlich am meisten überraschte, war die Schnelligkeit, mit der die Umschaltung vom Empfang auf Senden= Uzogen wurde. Kaum hatte die Funkstation die Ankündigung gegeben:„Wir schalten um—,“ so war auch schon die Funkkabine des„Graf Zeppelin“ wieder zu vernehmen, und zwar so klar und deutlich, als säße jemand im Zimmer und unterhalte sich mit seinem Nachbar.
Es wird nicht mehr allzu lange dauern, und wir haben auch den sogenannten TelephonieVerkehr zwischen Luftschiff und Erde, das heißt, es braucht dann nicht mehr umgeschaltet zu werden, sondern es kann Rede und Gegenrede Schlag auf Schlag folgen. Was das bedeutet, von einem Zeppelin=Luftschiff an einem beliebigen Punkt der Erde zwanglos mit irgendeinem anderen Punkt sprechen zu können, braucht nicht näher erklärt zu werden. Dieses Verfahren und seine Anwendung in den großen Reiseluftschiffen lassen die größte Weltreise zu einer Bequemlichkeit werden, die nicht mehr wochenlange Lücken reißt, sondern es auch dem beschäftigsten Industriellen und Politiker ermöglichen, in Verbindung mit seiner täglichen Arbeit zu bleiben.
Unser Bild symbolisiert die neue Errungenschaft: Links die Funkkabine des neuen
Zeppelin=Luftschiffes, rechts der Funkturm in Berlin. Die größten Entfernungen zwischen einer erdgebundenen Station und dem über den Erdteilen und Meeren schwebenden Luftschiff werden durch die Welle überbrückt, die der Mensch seinen Zwecken dienstbar gemacht hat.
WTB London, 4. Okt. In einem Leitartikel bespricht Daily Telegraph das kurze Erscheinen des„Graf Zeppelin“ über der englischen Küste. Das Blatt bezeichnet das Wiederaufleben der Zeppelinluftfahrt zu friedlichen Zwecken als ein Beispiel für die bewunderungswürdigen technischen Leistungen Deutschlands und weist darauf hin, daß der ursprüngliche Plan eines regelrechten Besuchs in England, zu dem das britische Luftfahrtministerium eingeladen habe, noch nicht ausgeführt sei.
Im Gegensatz zu diesen friedlichen Ausführungen steht ein gereizter Artikel der Morning Post, in dem es heißt, sie wüßten nicht, was das teutonische Gemüt dazu veranlaßt habe, England eine solche Erinnerung an die furchtbaren Kriegsereignisse zukommen zu lassen. „Der Besuch erscheint uns,“ so schreibt das Blatt, „nicht als taktvoll zu einer Zeit, da man uns versichert, daß die Geistesauffassung in Deutschland sich vollkommen geändert habe und daß jede Vorsichtsmaßregel unnötig sei. Da noch immer Luftschiffe gebaut werden und da sie offenbar noch immer unsere Küste entlang gesteuert werden können, ist es wichtig, unsere Verteidigungseinrichtungen nicht zu vernachlässigen.“
Die letzten Botschaften des„Jungdeutschen Ordens“, der Brief an Hindenburg, die Erklärung des Hochkapitels und der Artikel des Hochmeisters Artur Mahraun, in dem er seinen Aktivismus gegen den der Rechtsradikalen scharf und eindeutig abgrenzt, sind, als Angriffshandlungen gegen die staatsfeindliche Front der Alldeutschen, Stahlhelmer und Hugenbergfreunde auf alle Fälle von einer gewissen Bedeutung. Auch der muß diese Bedeutung bejahen, der nicht an die Zukunft der bündischen Sache glaubt, sondern überzeugt ist, daß die Existenz von— sauberen—, politischen Parteien die wesentlichste Voraussetzung für jeden gesunden Volksstaat ist, und daß auch die Bünde, wenn sie nicht mit nur Sauerteig wirken, sondern praktisch politisch tätig sein wollen, den Weg vom Bund zur Partei beschreiten müssen. Was jetzt vom Jungdeutschen Orden unternommen wird, ist ein groß angelegter Versuch, den ideologischen Nebel, in den die rechtsradikalen Drahtzieher die Geister ihrer Gefolgschaft gehüllt haben, zu teilen und den Getäuschten zu zeigen, wohin sie geführt werden sollten. Die Führer der rechtsradikalen Bewegung, die Hugenberg, Claß, Seldte und Düsterberg, haben sich bei der psychologischen Bearbeitung ihrer Anhängerschaft der Fiktion bedient, Aktivismus und Extremismus seien miteinander untrennbar verbunden. Sie propagierten die Meinung, nur der sei tapfer und der in Wahrheit aktiv, der sich für radikale Lösungen entscheide. Da diese Botschaft vielen unkomplizierten Kraftmeiernaturen nun einmal angenehm in die Ohren klingt, hat sie gläubige Anhänger gefunden.
Artur Mahraun hält dem entgegen, daß eine unmögliche, extreme Zielsetzung kein Zeichen von Tapferkeit sei, sondern„ein Ausweichen vor Verantwortung und Tat“ bedeute. Unmögliche Dinge zum Zielvunkt zu erheben, das ist doch viel eher eine Feigheit als eine Tapferkeit. Es ist besonders feige im Sinne des Führers, denn er weicht damit jeder Rechenschaftslegung aus.“ Und dann folgt der Satz:„Der wirkliche Aktivismus ist im Gegenteil dort zu suchen, wo Wort und Tat in Einklang gebracht werden. Er ist dort. wo sich der Kampf in positiven Bahnen bewegt“
Soweit könnten auch wir dem Führer des Jungdeutschen Ordens unsere Zustimmung geben. Aber zu dem, was der Orden praktisch erreichen will, muß doch noch etwas gesagt werden.
Grundsätzlich trennt das Zentrum vom Orden — vorläufig, solange er nicht erkennt, daß am Ende seiner Laufbahn die Parteibildung notwendig stehen muß— die verschieden geartete Einstellung zum Problem der politischen Parteien. Das Zentrum bejaht die Partei, sieht in ihr die notwendige Grundlage des demokratischen Staatsgebäudes und bemüht sich, die Parteien von den ihnen noch anhaftenden Schlacken zu säubern und sie aktionsfähig zu machen zu jenem wahrhaften Dienste am Volk, zu dem sie berufen sind. Der Jungdeutsche Orden bekämpft die Parteien als solche, er will an ihre Stelle ein anderes System der Führerauslese setzen, von dem man zum mindesten sagen kann, daß seine Brauchbarkeit für große staatliche Verhältnisse noch nicht praktisch erprobt ist.
Glückwunsch der Reichsregierung
für Dr. Klöckner
WTB Berlin, 4. Okt. Reichskanzler Müller hat namens der Reichsregierung dem Reichstagsabg. Dr. h. c. Florian Klöckner zur Vollendung des 60. Lebensjahres seine herzlichsten Glückwünsche übermittelt.
Haus Doorn nicht überflogen.
Berlin, 4. Okt. Zu der Meldung, daß der „Graf Zeppelin“ auch Haus Doorn und zwar
ganz, niedrig überflogen habe, wird in der ischen Zeitung bemerkt: Man wird in Doorn über diese Information des Lokal=Anzeigers ebenso erstaunt sein, wie wir Zeppelin=Passagiere; denn„Graf Zeppelin“, der bei Nijmwegen die holländische Grenze passierte, flog in gerader Linie nach Rotterdam, kam also, wovon sich jeder Mensch auf der Karte überzeugen kann, auch nicht in Fernstecherweite von Doorn,
Deutscher Dampfer gesunken
WTB Hamburg, 4. Okt. Der deutsche Dampfer Maria Pinango der Nordischen Schiffahrts.=G. Hamburg ist, einem Telegramm des Kapitäns zufolge, in der Nähe der Azoren im Sturm gesunken. Das Schiff befand sich mit einer Ladung Schrott für die Frankfurter Firma Adler jr. auf der Reise von Havanna nach Italien. Bereits vor einigen Tagen hatte die Maria Pinango, wie das Hamburger Fremdenblatt meldet, Kesselschaden und mußte von einem englischen Dampfer geschleppt werden. Die gesamte Besatzung ist gerettet. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.
Blutige Zusammenstöße
Berlin, 4. Okt. In Alt=Ruppin kam es, nach einer Meldung der Germania, zwischen Zivilisten und Reichswehrangehörigen zu schweren Zusammenstößen. Aus bisher noch ungeklärten Gründen, entstand eine Schlägerei, in deren Verlauf die Soldaten ihre Seitengeweyre zogen und auf die Zivilisten einschlugen. Drei Personen wurden schwer, mehrere leicht verletzt.
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Arbeiterentlassungen bei Blohm& Doß
WTB Hamburg, 3. Okt. Die Hamburger Werft Blohm und Voß gibt die Entlassung derjenigen Arbeiter bekannt, die am 1. Oktober die Arbeit niederlegten. Die Firma fordert die betreffenden Arbeiter zur Abholung ihrer Paviere und des restlichen Lohnes auf.
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