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General-Anzeiger fur Köln und Um

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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.

Nr. 500 Dienstag, 2. Oktober 1928

Betlagen Dei Sonntag, Der Svort. Stille Stunden. Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft. Für unsere Kinder. Sozialpolitik u Wirtschafts! Reise u Wochenend Kultur u Gegenwant. Musik, Gemüsebau u Schrebergarten, Heimat u Welt. IIl Beil z Ausg B

Morgen=Ausgabe 43. jahrg.

Der Reichspräsident 81 Jahre alt

*

0 Köln, am 2. Oktober 1928.

Heute feiert der Herr Reichspräsident v. Hin­denburg seinen 81. Geburtstag. Unzählige gute Wünsche werden ihm dargebracht werden. Nicht aus Gründen staatsbürgerlicher Höflichkeit. Auch nicht deshalb, weil ein Alter von 81 Jahren zum Ungewöhnlichen unserer Tage gehört, be­sonders dann, wenn sich damit soviel Rüstigkeit, soviel seelische und geistige Lebendigkeit verbin­det, wie sie dem Herrn Reichspräsidenten eigen ist. Natürlich, auch dieser Anlaß zur Freude spricht bei der Beglückwünschung für den Herrn Reichspräsidenten mit. Aber im tiefsten Grunde ist es doch weit mehr die erhebende Kraft, die von Herrn v. Hindenburg im vaterländischen Sinne, und zwar im besten vaterländischen Sinne ausströmt, wenn alle Deutschen, die guten Willens sind, ihn und sich heute von Her­zen beglückwünschen.

Der 81. Geburtstag des Herrn Reichspräsiden­ten fällt mitten in eine Zeit, in der die innen­politischen Wogen hochgehen. Gerade die letzten Tage haben in unerfreulicher Weise und in den verschiedensten Formen gezeigt, was uns Deut­schen fehlt, wieviel uns fehlt zu jener Einheit und Geschlossenheit, die sich im Charakterbilde des Herrn Reichspräsidenten verkörpert.

Ohne solche Charakterzüge würde gerade ein Mann wie Herr v. Hindenburg sich nicht ent­schlossen haben, aus der Reserve seiner wohlver­dienten Ruhe nach dem Kriege hervorzutreten, um das Amt, oder sagen wir besser, die schwere Bürde der Reichspräsidentschaft zu übernehmen. Die Zahl der Jahre, die er trug, hätte ihm das Recht gegeben, in seiner ersten Ablehnung be­harrlich zu bleiben. Seine Vergangenheit mit ihren engen Beziehungen zur ehemaligen Staatsform hätte ihn gleicherweise dazu be­rechtigt. Herr v. Hindenburg hat die wohlver­

diente Ruhe vertauscht mit der Lebgrghge hoher Verantwortung und reichlicher Arbeits und Repräsentationslast. Wichtiger nech: er

hat die Uebernahme jener Lasten bezahlt mit dem sicher nicht leichten Verzicht auf liebgewor­dene Auffassungen und Meinungen, die durch jahrzehntelange Haltung grundgelegt waren. Auf dem Schwuraltar für Republik und Wei­marer Verfassung hat er ne als gelegt. Er tat es nicht, um Reichspräsidentzu werden, oder weil er Reichspräsident geworden war. Er tat es rasch fühlbar deshalb. weil ihm auch in diesem Falle das Wohl des gesamten Volkes und des deutschen Vaterlandes über die Rücksichtnahme auf die eigene Person ging. Das ist derselbe Hindenburg, der in den Tagen des militärischen Zusammenbruches jene selbstlose Pflichterfüllung gegen Volk und Va terland hochhielt. Was er mit der geordneten Zurückführung der Truppen damals der Gesamt­heit als Dienst erwiesen hat, läßt sich in seiner Größe und Bedeutung heute nur ahnen, wenn man sich jetzt, zehn Jahre später, vergegen­wärtiat, was im anderen Falle sich damals hätte ereignen können.

So ragt der Einundachtzigjährige als das leuchtende Vorbild restloser Hingabe an das Volk und das Vaterland empor. So hoch und so weit, daß nicht nur alle Deutschen sich in Ehr­erbietung und größter Hochachtung vor ihm z verneig haben, sondern daß sich auch die ganze

eh she echcsen

dem Wiederaufleben der deutschen Kaiserkrone. Gleichzeitig hat der Jungdeutsche Orden aus Anlaß des morgigen Geburtstages des Reichs­präsidenten einen Brief an Hindenburg ge­schrieben, in dem er ebenfalls hörbar von dem Stahlhelm abrückt. Der Haßpredigt der letzten Stahlhelmproklamation setzt der Jungdeutsche das Bekenntnis des Dienstes am Volke entgegen.

Mit diesem Programm weiß der Stahlhelm allerdings nichts anzufangen und er wird auch bei seinerneuen Aktion auf die Hilfe jener Kreise verzichten müssen, auf die er sicher im Stillen gerechnet hatte.

Welt, die Anteil genommen hat an den Ge­schicken Deutschlands, sei es mit Sympathie oder mit Neid, ihre Hochachtung diesem zweiten Re­präsentanten der deutschen Republik ebenfalls nicht versagen kann.

Herr v. Hindenburg ist für jeden, der sehen und hören will, einer der vorzüglichsten Träger der Idee von der Volksgemeinschaft. Es hat sich bei seiner Wahl mancher anderes von ihm versprochen. Die Haltung des Herrn Reichs­präsidenten hatte aule segensreich zur Ordnung gerufen, sowohl diejenigen, die für ihn stimmten als auch die anderen, die nicht für ihn stimmten. Wenn der Geist, in dem das hohe Amt der Reichspräsidialgewalt im Deutschen Reiche wahrgenommen wird, erblich wäre, dann könnte man nur wünschen, daß er erblich würde aus­gehend von Herrn v. Hindenburg und befruchtet von den Vorbildern, die von ihm zusammen mit dem ersten Reichspräsidenten, Herrn Ebert, ge­schaffen worden sind. Diese Bilder sind, wenn man Herkunft und politische Anschauung beider Herren sich vergegenwärtigt, zwei Gegenstücke, wie sie vortrefflicher sich ergänzend nicht zu denken find. Aus diesen einander ergänzenden Bildern läßt sich schon eine reichspräsidiale Tra­dition formen, wertvoll und reif für die Weiter­gabe an künftige Generationen und an die Reichspräsidenten, die sie haben werden. Heute freuen wir uns, ganz der Gegenwart lebend, des Vorzuges, Herrn v. Hindenburg in erstaunlicher Frische auf seinem Posten zu sehen. Die aufrichtigen Wünsche des deutschen Volkes werden getragen sein von der Hoffnung, daß wir uns jenes Vorbildes zum Wohl und

zur Ehre Deutschlands noch lange er­

freuen dürfen.

WTB Berlin, 1. Okt. Reichspräsident v. Hindenburg wird seinen morgigen Geburtstag, wie wir erfahren, in aller Stille in der Nähe von Berlin auf dem Lande verbringen.

Das Reichskabinett

ehrt Hindenburg

WTB Berlin,.Okt. In der heutigen Sitzung des Reichskabinetts gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung der Reichskanzler des morgigen Geburtstages des Herrn Reichspräsidenten, dem er die herzlichen Glückwünsche der Reichsregierung übermittelt hat.

Das Kabinett nahm alsdann den Bericht des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes von Schubert über die Arbeiten der Völkerbunds­versammlung und des Völkerbundsrats in der Zeit nach der Abreise des Reichskanzlers von Genf entgegen. Ferner beschloß das Reichs­kabinett die Ernennung eines Nachfolgers im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat für den aus­geschiedenen Reichsfinanzminister Dr. Hilfer­ding in der Person des Leiters der Forschungs­stelle für Wirtschaftspolitik, des früheren Redak­teurs des Handelsteils der Frankfurter Zeitung, Navhtali. Des weiteren wurde als Ter­min für die Tagung des Ausschusses für Verfassungs= und Verwal­tungsreform die Zeit vom 22. bis 24. Ok­tober festgesetzt.

Deutschlandfahrt

desGraf Zeppelin

WTB Friedrichshafen, 1. Oktober. Wie

Sonderberichterstatter des WTB von Dr.

Eckener erfährt, ist der Aufstieg zur großen Deutschlandfahrt nunmehr auf Dienstag früh

7 Uhr angesetzt. Die Fahrt nach Berlin geht voraussichtlich über Ulm. Nüxphers, Plauen, Leipzig. wobei allerdings noch kleinere Abstecher gemacht werden können. In wird derGraf Zeppelin etwa um 1 Uhr nachmittags eintreffen und Glückwünsche zum Geburtstage des Reichspräsidenten abwerfen Dann kommt es darauf an, ob es möglich ist Ostpreußen mit Königsberg noch bei Tageslicht zu streifen. Ist das nicht der Fall, so würde der Graf Zeppelin über den westlichen Teil der Ostsee gehen und dort übernachten. Ueber die Rückfahrt läßt sich noch nichts sagen, ob West­oder Ostdeutschland berührt wird Es kommt aber nur eines von beiden in Eckener will noch abends vor Dunkelheit wieder in Friedrichshafen sein Was die Amerikafahrt anlangt, so bleibt es auch gegenüber anderslautenden Nachrichten dabei, daß Dr. Eckener unter allen Umständen sobald wie moglich starten will. Das Schiff wird Ende der Woche für die

Amerikafahrt klar sein und spätestens Anfang nächster Woche abfahren, wenn die Wetter­verhältnisse es irgendwie gestatten.

70 Personen an Bord

WTB Friedrichshafen, 1. Oktober. Der Graf Zeppelin wird bei seiner morgigen Fahrt etwa 70 Personen an Bord haben, und zwar außer der Besatzung etwa 30 Gäste. Außer den bereits genannten Persönlichkeiten nehmen an der Fahrt noch teil als Vertreter des Reichs­rats Dr. Badt und Ministerialdirektor Loth­holz vom Reichsfinanzministerium. Es steht fest, daß Reichsverkehrsminister v. Guérard an der Fahrt nicht teilnimmt. Die An­nahme, daß er doch noch kommen würde, grün­dete sich auf eine Verwechselung, da ein Ver­wandter des Herrn v. Guérard für die Fahrt angemeldet ist. Im übrigen bleibt es bei den Dispositionen, wie sie bereits gemeldet wurden.

Leiche eines Arztes im Eisenbahnzuge.

WTB Augsburg,.Okt. Gestern wurde gegen .30 Uhr früh in dem Toilettenraum des Schnellzuges BerlinMünchen der 27jährige praktische Arzt Karl Sievers aus Dahme (Mark) tot aufgefunden Es wird vermutet, daß Selbstmord vorliegt. Die Leiche wurde auf An­ordnung der Polizei nach dem Westfriedhof ge­bracht.

Stahlhelm und jungdo

Berlin, 1. Oktober. Der Stahlhelm kann bei seinem Volksentscheid über die Aenderung der Reichsverfassung offenbar nicht auf die Unter­stützung des Jungdeutschen Ordens rechnen. Dieser hat gestern eine Erklärung beschlossen, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß der neue Weg des Stahlhelms den Jungdeutschen Orden mit ernsten Bedenken erfüllt. Die Er­klärung sagt weiter, daß der Jungdeutsche sich nicht endgültig entscheiden könne, ehe er nicht die Pläne des Stahlhelm kenne In der Er­klärung werden eine Reihe Forderungen auf­gestellt, die erfüllt werden müßten, sofern der Stahlhelm auf die Unterstützung des Jung­deutschen Ordens rechnen will. In diesen Forde­rungen wird die politische Gleichheit aller Staatsbürger und die gerechte Behandlung aller in kultureller und wirtschaft­licher Hinsicht verlangt, das Koalitionsrecht aller Stände und Berufe proklamiert und schließlich gesagt:Jedes Spiel mit der Wiederherstellung der Dynastien auf dem Boden des Legitimismus muß unmöglich gemacht werden. Mit dieser Forderung stellt sich der Juna­deutsche in direkten Gegensatz zu dem Stahl­helm, dessen Redner in der Berliner Versamm­lung am letzten Montag erklärt haben, die Stahlhelmbewegung müsse ihr Ziel finden in

Das vernichtende Element

Dammbruch bei Nieuport.

WTB Nieuport,.Okt. Ein Damm, der ge­baut worden war, um die Ausbesserung der Vserschleuse von Nieuport zu ermöglichen,

brach unter dem Druck der starken Flut. Die Felder an der Yser sind schon über­schwemmt. Pioniere sind zu Schutzarbeiten an Ort und Stelle eingetroffen. Nach späteren Meldungen nahm die Ueberschwemmung be­deutenden Umfang an. Der Schaden ist be­trächtlich. Personen sind nicht umgekommen.

Flutschaden am Eisenbahndamm in Zeebrügge.

WTB Zeebrügge,.Okt. Als bei heftigem Nordostwind starke Flut eintrat, gab der Ober­bau der Eisenbahn auf dem Watt in einer Breite von zehn Metern und einer Länge von 30 Metern dem Druck der Wassermassen nach. Es wurden sofort Arbeiten zum Schutz der Bahnstrecke in Angriff genommen. Der Güter­verkehr auf der Mole wird umgeleitet.

Schiffbrüche auf der Nordsee.

WTB Ostende,.Okt. Infolge des in der letzten Nacht auf der Nordsee herrschenden Sturmes müssen sich zahlreiche Schiffbrüche er­eignet haben, denn viele Kisten mir Lebensmitteln und Weinfässer wurden an der flämischen Küste ange­schwemmt.

Gewitter mit Schnee

WTB Erfurt,.Okt. Heute mittag ging über Erfurt und Nordthüringen bei verfinstertem Himmel ein starkes Gewitter nieder, das von schwerem Hagelschlag und Schneetreiben beglei­tet war. Die telephonischen Verbindungen waren kurze Zeit unterbrochen.

Die Verletzten in Geesthacht

WTB Hamburg,.Okt. Nach einer Meldung des Hamburger Fremdenblattes beträgt die Zahl der bei dem gestrigen blutigen Wahlkampf in Geesthacht schwer verletzten Personen 16 und die Zahl der Leichtverletzten etwa 80. Die Schwerverletzten sind in den Hamburger und Bergedorfer Krankenhäusern untergebracht. Keiner von ihnen soll in Lebensgefahr schweben. Ein Beschluß über den nächsten Wahltermin ist noch nicht gefaßt; doch dürfte die Wahl am kom­menden oder übernächsten Sonntag stattfinden. Berlin,.Okt. In Hamburg hat die Erregung über die Geesthachter Vorkommnisse bereits der­artig Platz gegriffen, daß es heute auch im Hamburger Hafen, wo die streikenden Werft­arbeiter debattierend zusammenstanden, zu einem blutigen Zwischenfall kam. Ein Reichs­bannermann, der Flugblätter verteilte, wurde von Rot=Frontkämpfern überfallen und durch Schläge auf den Kopf zu Boden gestreckt. Er mußte schwer verwundet abtransportiert werden.

Flugverkehr und Seuchengefahr

Durch nichts verbreitet sich eine Epidemie schneller als durch den Verkehr, wurde auf dem Hamburger Naturforschertag festgestellt. Trotz­dem ist bisher fast gar nichts oder nur sehr wenig geschehen, um zu verhüten, daß die ver­schiedenen Seuchen durch den Luftverkehr von einem Kontinent auf den andern verschleppt werden. Nun soll dies anders werden. Das Madrider Gesundheitsamt hat eine Aktion in die Wege geleitet, um dieser Gefahr zu begeg­nen. Man will eine internationale Konferenz einberufen und die Maßregeln besprechen, die in der Zukunft zu ergreifen wären. Es wird darauf hingewiesen, daß in nicht allzuferner Zeit zwischen den einzelnen Kontinenten ein regelmäßiger Flugverkehr statt­finden werde. Heute sei es beispielsweise fast unmöglich, daß die Cholera oder die Pest aus dem Wasserweg nach Europa gelangten. Der Luftweg stehe ihnen jedoch bisher offen. Da aber die Verhängung einer Quarantäne, wie sie bei den Schiffen üblich, im Luftverkehr unmög­lich sei, will man eine internationale Verein­barung treffen, nach welcher alle Apparate vor ihrem Abflug gründlich desinfiziert werden sollen.ml.