Kölner
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Lokal-Knzeiger
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General-Anzeiger für Köln und Umgebung.
Amtliches Kreisblatt für den kandkreis Köln. Kheinische Volkswacht. Organ der Tentrumspartei. Mülheimer Volkszeitung
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Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.
Nr. 379 Samstag, 28. Juli 1928
Beilagen Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden, bie ral in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere#inder. Soziaipolit: u. Wirtschaftsleben, Reise u. Wochenend, Kultur u. wegenwart, Musik. Gemüsebau u. Schrebergarten, Heimai u. Welt, Ill. Beil. zur Ausg. B
45. jahrg.
Lambach.
Warnung vor Rücksichtnahme auf den sozialreaktionären Hugenberg=Flügel.
Berlin, 28. Juli. Die Führer des hannoverschen Angestelltenausschusses der Deutschnationalen Volkspartei, der von der örtlichen Parteileitung aufgelöst worden ist, warnt aus Anlaß der Ausschließung Lambachs aus der Partei die Anhänger Lambachs unter Hinweis darauf, daß der Spruch des Landesausschusses Potsdam II nicht endgültig ist, davor, übereilte Schritte zu unternehmen, und erläßt eine Erklärung, in der es heißt:„Mit größter Sorge um die Zukunft der Deutschnationalen Volkspartei wird der endgültigen Entscheidung des obersten Parteigerichts entgegengesehen. Die hannoverschen Angestellten fürchten, daß dieser unabänderlich letzte Spruch zwar die Zurücknahme des Ausschlusses Lambachs bringe, aber nach Form und Inhalt wohl für die Gruppe Hugenberg, nicht aber für Lambach und seine Anhänger tragbar sein wird. Eine Wiederholung der Rücksichtnahme auf den sozialreaktionären Hugenberg=Flügel durch das Parteigericht würde von der überwältigenden Mehrheit der Angestellten als Verzicht der Partei betrachtet, weiterhin noch als Volkspartei gewertet und beachtet zu werden.“
Das
Auslieferungsbegehren.
Berlin, 28. Juli. Die Deutsche Allgemeine Zeitung und der Vorwärts kommen heute morgen noch einmal auf das Auslieferungsbegehren der französischen Besatzungsbehörde zurück. Das erstgenannte Blatt knüpft an eine Protestkundgebung des Deutschen Offiziersbundes folgende Bemerkung an:
Der Deutsche Offiziersbund geht bei dieser Kundgebung von der Meldung aus, daß die Reichsregierung beschlossen habe, dem Auslieferungsbegehren Folge zu leisten. Davon kann aber, wie wir zuverlässig erfahren, gar keine Rede sein.(Amtlich klang es anders.) Allerdings scheint die Rechtslage für die französische Auffassung günstig zu liegen. Eine Auslieferung darf jedoch— mag die
Rechtslage“ sein, wie sie will— unter keinen Umständen in Frage kommen. Die Reichsregierung wird daher alles aufbieten müssen, um in Koblenz und Paris eine Lösung dieser Affäre zu erreichen.
Der Vorwärts mißt heute der Angelegenheit nicht die Bedeutung bei, die ihr besonders von rechtsstehenden Organen gegeben worden ist. Das Blatt teilt mit, daß in Koblenz bereits seit längerer Zeit über den Fall verhandelt worden sei und eine für beide Teile durchaus befriedigende Lösung unmittelbar bevorgestanden habe, als die Tatsache der französischen
Forderung in sensationeller Aufmachung mitgeteilt worden sei. Das Blatt schreibt dann weiter:
Im vorliegenden Falle, der einen politischen Anstrich hat, muß natürlich ein Ausweg gefunden werden. Es mag sein, daß einige französische Leute in Koblenz, die ein Interesse daran haben, eine frühere Räumung zu verhindern und die deutsch=französischen Beziehungen zu trüben, es darauf angelegt haben, besondere Schwierigkeiten zu machen. Die französischen Regierungsstellen in Paris waren bis gestern über die Angelegenheit gar nicht informiert. Der Vorwärts weist dann auf die diplomatischen Schritte hin, die in der französischen Hauptstadt zu einer schnelleren Beilegung dieses„maßlos aufgebauschten Zwischenfalles" unternommen werden und erklärt: Auch auf französischer
Seite sind, wenn wir recht unterrichtet sind, ähnliche diplomatische Bemühungen im Gange.
Kellogg winkt ab.
WTB New York, 27.Juli. In der Meldung der Associated Preß aus Washington über die französische Einladung an Staatssekretär Kellogg, zur Unterzeichnung des Kriegsächtungspaktes nach Paris zu kommen, heißt es weiter: Staatssekretär Kellogg hat bereits beschlossen, mit dem ersten nach der Unterzeichnung des Vertrags verfügbaren Dampfer nach Amerika zurückzureisen. Der Staatssekretär beabsichtigt nicht, eine Europareise zu informellen Besprechungen mit den verschiedenen Ministern des Aeußern über die Amerika angehenden Fragen auszunutzen. Im Staatsdepartement wurde erklärt, der einzige Zweck der Reise Kelloggs sei die Unterzeichnung des Antikriegspaktes. Kellogg gedenke nicht, von diesem Programm abzuweichen und an irgendwelchen Unterredungen teilzunehmen, die über beiläufige Besprechungen internationaler Fragen hinausgehen, die naturgemäß bei einer Zusammenkunft von Außenministern so vieler Länder in einer Stadt stattfinden werden. Ausdrücklich wurde im Staatsdepartement erklärt, Kellogg werde in Paris nicht die Schuldenfrage erörtern. Meldungen aus europäischen Hauptstädten hätten angedeutet, einige der Außenminister, besonders Dr. Stresemann würden eine Erweiterung der Unterzeichnungszeremonie zu einer allgemeinen informellen Erörterung von Fragen, wie der Reparationsfrage und der Frage der Zurückziehung der Truppen aus dem Rheinlande, erstreben. Staatssekretär Kellogg beabsichtige jedoch nicht, an derartigen Erörterungen teilzunehmen.
Die französische Einladung an Kellogg.
WTB New York, 27.Juli. Wie die Associated Preß aus Washington meldet, erhielt Staatssekretär Kellogg von der französischen Regierung die Einladung, Paris am 27. oder 28. August
Der Deckeneinsturz im Weimarer Telegraphen= amt.
Ein Blick in den Saal des Telegraphenamtes. Unter der Dachkonstruktion war während des Krieges eine Rabitzdecke gezogen worden, die sich vermutlich durch Reparaturarbeiten gelockert
hatte und während des Betriebes plötzlich in den darunter liegenden Saal stürzte. Ein Beamter wurde getötet, mehrere Beamtinnen verletzt. Nur dadurch, daß sich die Decke über die Klappenschränke legte und die Beamtinnen die Schränke als Deckung benutzen konnten, wurde ein größeres Unglück verhütet.
zu besuchen, um persönlich an der Unterzeichnung des Kriegsächtungspaktes teilzunehmen. Kellogg wird, wie verlautet, falls auch die andern Signatarmächte durch ihre Außenminister in Paris vertreten sein werden.(Was wird Herr Stresemann tun?)
„Sehr dumm, sehr absurd“.
WTB London, 28.Juli. Daily Herald bezeichnet das Geschrei der tschechoslowakischen und französischen Presse anläßlich der deutsch=österreichischen Anschlußbegeisterung als „sehr dumm und sehr absurd“ und be
merkt: Der Himmel mag wissen, weshalb in einem Europa, das behauptet, seine Landkarte in Uebereinstimmung mit dem Nationali
tätenrecht und dem Grundsatz der Selbstbestimmung umgebildet zu haben, der österreichischen Regierung nicht gestattet sein soll, sich den Reichsdeutschen anzuschließen. Nach Ansicht des Blattes wird sich der Anschluß selbstverständlich vollziehen. Deutschland und Oesterreich werden sich in den nächsten Jahren in jeder Hinsicht außer dem Namen nach vereinigen.
Brand in der Irrenanstalt.
WTB Nashville(Tennessee), 27.Juli. In der letzten Nacht wurden die zwei obersten Stockwerke des Zentral=Staatshospitals für Geisteskranke durch Feuer zerstört. Der 1772 Insassen bemächtigte sich eine gewaltige Aufregung. 300 Irrsinnige, darunter eine größere Anzahl gefährlicher geisteskranker Verbrecher, entflohen, von Panik ergriffen, in die Umgebung der Stadt und irrten auf den Landstraßen, den Feldern und längs der Bahndämme umher. Drei Stunden nach der Löschung des Brandes war die Mehrzahl der Entflohenen in die Anstalt zurückgebracht worden. Mit Hilfe der Polizei organisierten die Beamten der Anstalt eine systematische Suche nach den noch vermißten Kranken. Soweit bekannt, ist bei dem Brand niemand umgekommen oder verletzt worden.
Abkehr von Karl Marx.
Unter der Ueberschrift„Karl Marx führt“ beschäftigt sich Wilhelm Sollmann. M. d.., in der sozialdemokratischen Presse mit der Gründung der katholischen Arbeiterinternationale. Pater Maconen aus Holland und Nuntius Pacelli(weil er am Privateigentum festhält) erhalten darin eine schlechte Note, während Pater Pergy aus Belgien, der von der Solidarität der Arbeiter im Leiden sprach, als ein Schüler von Karl Marx reklamiert wird. Ueberhaupt kommt Karl Marx, wie die Gründung der neuen„Internationale“ beweise, immer mehr in die Führung auch der katholischen Arbeiterschaft.
Merkwürdigerweise beschäftigt sich Sollmann nur mit diesen drei Persönlichkeiten des Auslandes und nicht mit der programmatischen Hauptrede des Deutschen Letterhaus. Hier hätte er genau gefunden, was die katholische Arbeiterschaft will und wieso sie sich keineswegs als Gefolgschaft von Karl Marx fühlt. Karl Marx hat vieles richtig gesehen was andere, z. B. Bischof Ketteler, schon vor ihm richtig gesehen haben, Karl Marx hat jedoch Folgerungen daraus gezogen die sich in Sowjetrußland gerade als unmöglich erweisen, während die Programme Kettelers und Leo XIII. von der Sozialgesetzgebung des Staates und der Selbsthilfe der Arbeiter immer mehr zum praktischen Programm auch der Sozialdemokratie geworden sind. Aus dem einfachen Grunde, weil sie vernünftig sind, während der Kommunismus von Karl Marx ein Hirngespinnst ist Die Sozialdemokratie hat gelernt. Zum Kommunismus, dem eigentlichen Vollstrecker Karl Marx' steht sie in einem unversöhnlichen Gegensatz, während ihre wirkliche Politik der christlichen Sozialpolitik folgt. Weil die christlichen Gewerkschaften und die christlichen Sozialpolitiker zuerst die praktische Sozialreform propagiert haben, deshalb kann keine Rede davon sein, daß sie etwa den Sozialdemokraten folgen, sondern es ist genauumgekehrt.
Und was die katholische Internationale anlangt, so ist zunächst der Katholizismus von jeher international gewesen, sodann haben aber die katholischen Arbeiter niemals in volitischer Hinsicht das internationale Denken dem Bekenntnis zum eigenen Vaterland unvergeordnet.
hitzwelle auch in Spanien.
WTB Paris, 28.Juli. meldet, daß auch ganz
Aus Madrid wird geSpanien unter einer
drückenden Hitze leidet. Die waldreichen Gegenden in Andalusien und Kastilien werden von Bränden verheert
Der
Kriegsanleiheskandal.
Weitere Betrüger.
Berlin, 28.Juli. Die Skandalaffäre mit dem betrügerischen Umtausch von Kriegsanleihe=Neubesitz in Altbesitz nimmt immer größeren Umfang an. Wie das Berliner Tageblatt mitteilt, ist nicht nur die Voruntersuchung gegen Kunert und v. Waldow eingeleitet worden, sondern es schweben noch weitergehende Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft 1 Berlin gegen eine beträchtliche Anzahl sehr bekannter Persönlichkeiten der Berliner Finanz= und Bankwelt, die in heimlicher Weise, wie Waldow und Kunert, Anleihe=Neubesitz als Altbesitz angemeldet haben. Die Vernehmungen in dieser Angelegenheit sind zurzeit in vollem Gange; über ihr Ergebnis ebenso wie über die Persönlichkeit der Beteiligten wird strengstes Stillschweigen bewahrt. Die Finanzbehörden, die die Anleiheschiebungen aufgedeckt haben, haben eine annähernde Schätzung des Schadens vorgenommen, der dem Reich durch die Betrügereien zugefügt werden sollte. Es soll sich um eine Summe
zwischen 25 und 30 Millionen Mark
handeln. Ob irgendeine Schädigung des Reiches bereits eingetreten ist, oder ob es gelungen ist, alle Schiebungen noch vor ihrer Abwicklung aufzudecken, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Eine gründliche Nachprüfung aller Umtauschanträge und aller bereits durchgeführten Transaktionen ist eingeleitet worden.
herr Dorpmüller hat Pech.
WTB Nürnberg, 28.Juli. Gestern abend ist bei Baiersdorf der von Bamberg kommende Personenzug auf einen Güterzug aufgefahren. Die Lokomotive des Personenzuges ist mit der Vorderachse entgleist. Der Betrieb erlitt Stockungen. Verletzt wurde niemand. Der Sacschaden ist gering. Die Aufräumungsarbeiten sind im Gange.
Verstopfung einer Eisenbahnstrecke.
WTB Nürnberg, 27.Juli. Kurz nach der Ausfahrt eines Personenzuges aus der Station Kersdach(Strecke Pforzheim—Erlangen) merkte der Lokomotivführer heute nachmittag, daß ein Schaden an der Maschine entstanden war. Er brachte den Zug zum Halten und stellte fest, daß an der linken Seite der Lokomotive ein Rahmengestell, in dem das Lager der Zugstangen ruht, gesprungen und die Hälfte des Lagers verloren gegangen war. Der Heizer ging die Strecke zurück und fand die fehlenden Lagerteile bei der Station Kersdach. Infolge der Sperrung der Strecke war der Bahnhof Pforzheim mit Güterzugen verstopft. Der bei Kersdach liegen gebliebene Zug wurde nach reichlich einer Stunde in den Bahnhof Pforzheim zurückgeschleppt. Der um.05 Uhr von Bamberg abgelassene Schnellzug und sein Nachläufer wurden vor der Einfahrt in die Station Pforzheim gestoppt. Die Schnellzüge erlitten fast einstündige, die Personen= und Güterzüge noch größere Verspätungen. Die Reisenden des bei Kersdach liegen gebliebenen Zuges benutzten zum großen Teil die Schnellzüge zur Weiterfahrt.
Benzinexplosion.
WTB Düsseldorf, 27.Juli. Heute abend erfolgte auf dem Lagergrundstück der Vineta G. m. b.., Rostschutzfarben und Walzfettfabrikation, Ecke Germania= und Sternwartstraße, eine große Benzinexplosion. Etwa zwölf Benzinfässer, die gerade gelagert worden waren, flogen in die Luft. Die Flammen hüllten ein benachbartes Grundstück ein und zerstörten die Wohnungen der drei Stockwerke größtenteils. Eine Frau, die in der Badewanne saß, konnte sich nur mit Mühe vor den hereinschießenden Flammen retten. Ein Angestellter der Firma wurde schwer verletzt, ebenso ein Hausbewohner, dem ein Schrank auf die Brust fiel. Beide mußten dem Krankenhaus zugeführt werden.
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