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General=Anzeiger für Köln und Umg

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Nr. 365/ Samstag, 27. Juli s928

Beilagen Der Sonntag, Dei Sport, Stille stunden Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder. Soztalpoliti u. Wirtschaftsleben, Reise u. Wochenend. Kultur u. Gegenwart, Musik. Gemüsebau u. Schrebergarten, Heimai u. Welt, 7II. Beil. zur Ausg. R

Morgen=Rusgabe 45. Jahrg.

Das Frankreich von heute.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Paris, 18. Juli.

Die veröffentlichte Note Briands an den amerikanischen Staatssekretär Kellogg, in der Frankreich sich zur Unterzeichnung des Anti­kriegspaktes bereit erklärt, findet in den Pa­riser politischen Kreisen eine lebhafte Erörte­rung. Wenn auch nach den voraufgegangenen Unterhandlungen der Beitritt Frankreichs seit Wochen mit Sicherheit vorausgesehen werden konnte, so gibt die neue französische Note der öffentlichen Meinung Frankreichs doch erneuten Anlaß, ihre Bedenken gegen die Tragweite des Weltfriedenspaktes zu äußern. Und diese Be­denken sind im Grunde keineswegs geringer ge­worden, im Gegenteil, sie werden heute mit größerer Bestimmtheit vorgebracht als bei der ersten Erörterung des Kelloggschen Projektes.

Es ist keine Frage, daß der neue Weltfrie­densvertrag sich außerordentlich schwer in das seit dem Kriege von Frankreich entwickelte politische System ein­fügen läßt. Der Sicherheitsgedanke war es, der seit 1918 das Leitmotiv der gesamten fran­zösischen Außenpolitik gewesen ist. Nicht so sehr die Grantierung des allgemeinen Weltfriedens als zunächst die Garantierung des Status quo in Europa ist die Veranlassung zur Schaffung des Völkerbundes gewesen, für dessen Methoden und Erfolge es bis jetzt symptomatisch geblieben ist, daß er im Versailler Vertrage seine Rechts­grundlage besitzt. Vor allem aber der Ausbau der nationalen Verteidigungsmittel und der Abschluß besonderer Bündnisverträge sind die Mittel gewesen, mit welchen Frankreich seine

gegenwärtige politische Situation zu sichern ge­ucht hat. in den programmatischen Erklärungen einer Außenminister mag der ideelle Gedanke es allgemeinen Friedens stärker betont gewesen sein, soweit Frankreich aber seit dem Kriege reale politische Handlungen vollzogen hat, sind sie vorwiegend. und unmittelbar in dem Ge­danken der eigenen nationalen Sicherheit orien­tiert gewesen. Mit besonderer Deutlichkeit zeigt sich die von französischer Seite vielleicht nur als vorläufig angesehene, aber immerhin doch vollzogene Unterordnung der allge­meinen Friedensidee unter das konkrete Ziel der eigenen Sicher­heit, wenn zugunsten der französischen Landes­verteidigung das Prinzip der allgemeinen Ab­rüstung ebenso leichten Herzens geopfert wurde, wie in der Anschlußfrage zugunsten der osteuro­päischen Verbündeten das Prinzip der natio­nalen Selbstbestimmung.

Auch der Antikriegspakt, der vor Jahresfrist den Vereinigten Staaten durch den QuaiOr­say in Vorschlag gebracht wurde, stand in seiner Grundtendenz zu dem Sicherheitsge­danken in engster Beziehung. Für die französische Anregung war es wesentlich, daß ein solcher Antikriegspakt erstmalig zwischen Frank­reich das sich als die moralische Vormacht der Welt empfindet und Amerika als der stärksten politischen und wirtschaftlichen Macht geschlossen wurde und auf diese beiden Mächte beschränkt blieb. Die monopolisierte moralische Stellung als die erklärte Friedensmacht Euro­pas war das Ziel der französischen Diplomatie, die darüber hinaus gern eine gewisse Bindung der Vereinigten Staaten an den territorialen Status quo in Europa vorgenommen hätte. Mit der durch Kellogg vorgenommenen Umwandlung des Vorschlages in einen allgemeinen Pakt mit gleichzeitiger Unterzeichnung durch alle Großmächte hat die in ein nationales Sicher­heitssystem verfälschte Friedensidee Frankreichs eine Korrektur erfahren, welche die Diploma­tie des Quai'Orsay bis jetzt noch nicht ver­wunden hat. In allen Lobpreisungen, mit denen jetzt dasgroße französisch=amerikanische Frie­denswerk gefeiert wird, klingt ein Unter­ton der Verstimmung durch. Vielen Stellen in Frankreich wäre es nach der durch Kellogg vorgenommenen Verbreiterung des Paktvorschlages viel lieber gewesen, wenn das ganze Projekt eines sanften Todes entschlafen wäre. Nachdem aber einmal die amerikanische Regierung sich für die zugrundeliegende Idee erwarmt hatte, war es dem unglücklichen An­reger nicht mehr möglich, den eigenen Gedanken zu verleugnen. Es ist also weit mehr Resignation als Enthusiasmus, mit dem Frankreich sich heute der Proklamation des allgemeinen Weltfriedens anschließt. Völkerbund, Sonderbündnisse, mili­tärische Machtmittel sind in den Augen Frank­reichs die erprobten Mittel zur Sicherung seines gegenwärtigen Besitzstandes, eindeutiger und bestimmter auf die besonderen Bedürfnisse der französischen Nation zugeschnitten und fest ein­gefügt in die Reichweite seiner eignen poli­tischen Entscheidung Auf ihnen beruht vor­läufig noch das volle Schwergewicht seiner Sicherung, nicht aber auf einer allgemeinen Aechtungsformel des Angriffskrieges. Das Ge­fühl der Bedrohtheit, welches die psy­chologische Wurzel der gesamten französischen Nachkriegspolitik bildet, ist vorläufig noch viel

zu stark, als daß Frankreich in absehbarer Zeit sein sorgfältig durchkonstruiertes System eigener nationaler Sicherheit vorbehaltlos in einen all­gemeinen Weltfriedensvertrag aufgehen ließe.

Dr. F. A. Kramer.

Das Münchener Eisenbahnunglück

Freilassung der Beschuldigten.

WTB München, 20. Juli. Gestern vormittag hat eine Gerichtskommission auf dem Münchener Hauptbahnhof einen Lokaltermin abgehalten zwecks Besichtigung der Betriebshütte 1 bei der Hackerbrücke und der Blockstelle bei der Don­nersberger Brücke, sowie zur Aufnahme verschie­dener Lichtbilder. Am Abend hat ein weiterer Lokaltermin stattgefunden, um die Beobach­tungsmöglichkeit auf dem Stammzug zu prüfen, der bekanntlich auf den Vorläufer aufgefahren ist. Von der Reichsbahndirektion wurde dafür eine gleiche Zua=Garnitur, wie die des Stamm­zuges zur Verfügung gestellt. Mit diesem Zuge wurde von der Gerichtskommission die Beobach­tungsmöglichkeit auf der Maschine geprüft und ein Bremsversuch im Anschluß daran vorgenom­men. Bei dem Termin waren die drei ange­schuldigten Stellwerksbeamten, sowie der Loko­motivführer und Heizer des Stammzuges, gegen die die Voruntersuchung gleichfalls eröffnet worden ist, zugegen.

Auf Grund der Vernehmung der verhafteten Angeschuldigten und im Zusammenhang mit dem Lokaltermin, konnte die Aufhebung des Haftbefehls und die Freilassung der drei ver­

Ein Blick in die Wiener Riesenhalle. Der Turm in der Mitte ist vier Meter hoch!

hafteten Angeschuldigten noch gestern erfolgen, da eine Verdunkelungsgefahr nicht mehr bestehr. Die Voruntersuchung gegen die drei Stellwerks­

beamten, sowie gegen den Lokomotivführer und Heizer des Stammzuges, wie auch die allge­meine Untersuchung zum Zweck allgemeiner Aufklärung der Schuldfrage nimmt ihren Fort­gang.

Der fall sakubowskl.

WTB Berlin, 20. Juli. Der Polizeipräsident teilt mit: In der Mordangelegenheit Jaku­bowski hat der mecklenburgische Untersuchungs­richter heute den Berliner Polizeipräsidenten ersucht, ihm einen höheren Polizeibeamten zur Verfügung zu stellen. Der Polizeipräsident hat mit Zustimmung des preußischen Innenmini­sters diesem Ersuchen umgehend entsprochen und den Kriminalpolizeirat Gennat ange­wiesen, sich noch heute beim Untersuchungs­richter in Neustrelitz zu melden.

Die Sängerhalle in Wien wird man in Zu­kunft in der gleichen Reihe nennen wie den Funkturm in Berlin oder den Eiffelturm in Paris. Sie ist zum Wahrzeichen der schönen Stadt an der Donau geworden und wird es, wenn die 150 000 Sänger von diesem größten Sangesfest aller Zeiten wieder heimkehren, erst recht bleiben, denn die gewaltigen Ausmaße dieses Baues kann man nur ermessen, wenn man die Halle selbst gesehen hat. Der photo­graphischen Aufnahme des Innern stellten sich naturgemäß schwere Hindernisse entgegen, da

Licht und Perspektive einen Gesamtüberblick fast unmöglich machten. Unserm Photographen ist es trotz aller Schwierigkeiten schließlich doch gelungen, ein Bild festzuhalten, aus dem die Größe wenigstens etwas erkennbar geworden ist. Einen guten Maßstab gibt der Turm des Dirigenten ab, der in der Mitte steht und der vier Meter hoch ist, sich in der riesigen Weite dieses Baues aber wie ein Spielzeug ausnimmt. Vor dem Turm ist der Standplatz der 40 000 Sänger, dahinter sind die Sitzplätze für 30000 Zuhörer.

Skandalös.

Die Rheinische Zeitung von gestern berichtet:

Der Hein=Prozeß in Koburg hat unversehens mit einem erschütternden Kulturbild geendet. Als die alte Mutter Heins schluch­zend das Gefängnis verließ, wurde sie von der wartenden Menschenmenge erkannt, umdrängt und mit höhnischen Zurufen und gemeinen Bemerkungen bedacht. Stunden­lang wurde der Gasthof, in dem die alte Frau

übernachtete, von einer Menge belagert, die nicht aufhörte, zu johlen und schmutzige Redensarten zu schreien. Die alte Frau, die vom Schicksal grausam betroffen worden ist, wurde von einer rohen Menge noch grausamer gestraft. Eine traurige Erscheinung, dieser Aus­bruch primitiver und schlechter Instinkte in einer Masse, diese pharisäische Selbstgerechtigkeit, die vor dem grenzenlosen Unglück einer Mutter nicht haltmacht und mit dem Täter zugleich seine An­gehörigen aus der menschlichen Gesellschaft aus­stößt und für vogelfrei erklärt!

Wenn die Dinge sich so zugetragen haben, was zu bezweifeln kein Anlaß besteht, verdient das Verhalten der Menge jedweden tiefsten Abscheu, denn es ist skandalös im höchsten Grade und solche Rohheit kann kaum überboten werden. Wo aber mag vor jenem Gasthofe die Polizei gewesen sein?

Aus der Begründung.

Wie aus Edingburgh der Präsident des

WTB London, 20. Juli gemeldet wird, erklärte

schottischen Berufungsgerichtes bei Verkündi gung der Aufhebung des U.

Slater freigesprochen.

Berlin, 20.Juli. Das Appellationsgericht in Edinburgh, das heute die Entscheidung im Be­rufungsverfahren gegen Oskar Slater bekannt­gab, hat einstimmig beschlossen, das gegen Slater vor zwanzig Jahren gefällte Urteil wegen Irreführung der Geschworenen aufzuheben.(Beinahe zwei Jahrzehnte war er unschuldig im Zuchthaus.)

Schweres Unwetter im Tal von Oberammergau.

Durch ein furchtbares Gewitter im Tal von Oberammergau ist die Straße von Oberammer­gau nach Kloster Ettal durch entwurzelte Bäume, Felsmassen und Geröll, die der Sturm von den Berghängen warf, für längere Zeit un­passierbar gemacht worden. Unsere Aufnahme zeigt das von Kloster Ettal nach Oberammer=

gau fahrende Reichspostauto, das bei dem Ver­suche, Oberammergau noch zu erreichen, auf halbem Wege beinahe verschüttet worden wäre. Die Fahrgäste des vollbesetzten Wagens muß­ten sich durch die Fenster in Sicherheit bringen, nachdem sie die Scheiben eingeschlagen hatten.

E##### Urteils gegen Oskar

Slater, nach Ansicht des Berufungsgerichtes habe der damalige Richter in seiner Rechtsbelehrung an die Geschwo­renen einen Fehler begangen, in­dem er ungünstige Einzelheiten aus Slaters Leben erwähnte, die in keinem direkten Zu­sammenhang mit der Mordtat Slaters standen. Dies hätte gerade in einem derartigen Falle wo die Geschworenen naturgemäß große Mühe hatten, zu einer Entscheidung für oder wider zu gelangen, vermieden werden müssen.

Die Entscheidung des Berufun gerichtes erfolgte einstimmig. erwähnte Punkt war der einzige, auf den sich die Aufhebung des Urteils gründete. In gut unterrichteten Kreisen verlautet, daß der Sekre­tär für Schottland den König ersuchen wird Slater eine endgültige Begnadigung zu gewahren, und daß die Regierung hier­auf die Frage einer Entschädigung erwagen wiro.=8018

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Besuch Hindenburgs in Kiel.

Berlin, 20.Juli. Herr Reichspräsident von Hindenburg trifft, laut Germania, am 8. August vormittags zu einem Besuch der Flotte in Kiel ein. Der Reichspräsident wird an Bord des LinienschiffesSchleswig=Holstein, Schiffs­übungen beiwohnen und am Abend desselben Tages die Rückreise nach Berlin mit der Bahn antreten.

Rügen wirdFestland.

Berlin, 20. Juli. Ueber die geplante Ver­bindung der Insel Rügen mit dem Festlande ist nach einer Stettiner Meldung der B3. jetzt die Entscheidung zu Gunsten eines Dammes gefallen, der zwischen Alte Fähr und Stral­sund verläuft. Der Rügendamm wird eine Breite von 20 Meter haben und neben einer zweigleisigen Bahnanlage, auch Raum für Auto=, Wagen= und Fußgänger=Verkehr bieten. Zwei Ausfahrten werden ihn unterbrechen, um den Schiffsverkehr nach Stralsund zu sichern. Die Kosten sind auf 18 Miblionen Mark veranschlagt, von denen das Reich bis 12 Milli­onen und der preußische Staat, die Provinz Pommern, Gemeinden und Kreise 6 Millionen Mark decken sollen. Die endgültige Bewilligung dieser Summen steht noch aus.

Nur das Geld fehlt noch.

WTB Berlin, 20. Juli. Gegenüber dieser Meldung ist zu sagen, daß eine endgültige Be­willigung der dazu notwendigen Summe noch aussteht, und daß an eine solche Bewilligung vorläufig noch nicht zu denken ist.