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Nr. 360
Mittwoch, 18. Juli 1928
Betlagen Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden. Die Frau in jamilie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Sozialpoliti u. Wirtschaftsleben, Reise u. Wochenend, Kultur u. Gegenwart, Musik Gemüsebau u. Schrebergarten, Heimat u. Welt, III. Beil. zur Ausa. B
Abend=Rusgabe 43. fahrg.
Aus Mexiko kommt Schreckenskunde. Es ist allerdings traurig genug, sagen zu müssen, daß es nur für europäische Begriffe Schreckenskunde ist. In Mexiko selbst gehören dergleichen Dinge schmachvoller Weise seit Jahr und Tag fast möchte man sagen zu den„Selbstverständlichkeiten“. Politik wird dort nicht mit Geist und nach Rechtsbegriffen gemacht, sondern nur, wie man sieht, mit roher Gewalt, bei der es auf Menschenleben nicht anzukommen scheint. Zuweilen steht man unter dem Eindrucke, daß das Töten des politischen Gegners in Mexiko von vielen als ein„Recht" betrachtet wird, etwa so wie es in Deutschland Menschen gibt, die sich für berechtigt halten, den politischen Gegner durch Verleumdung moralisch zu töten. Der kurz angedeutete Lebenslauf des ermordeten Obregon beleuchtet für sich schon mit grellen Streiflichtern die traurigen politischen Verhältnisse in Mexiko. Es ist vom katholischen Standpunkte aus dazu in der letzten Zeit vieles zu sagen gewesen. Obregon wollte am 1. Dezember als Nachfolger von Calles die Präsidentschaft auf Grund der auf ihn gefallenen„Wahl“ übernehmen. Er hatte schon angekündigt, daß er die Politik des Präsidenten Calles fortführen werde. Das bedeutete für die Katholiken Fortsetzung der Knechtung, bei der auch mit Menschenleben und Menschenrechten gespielt wird, als ob sie nichts seien. Daraus wird sich jetzt die Vermutung herleiten, daß der Mörder den Katholikengegner Obregon töten wollte. Ob sich diese Vermutung als richtig erweist, muß man abwarten. Wäre es so, dann würden die Katholiken Deutschlands, die sich für die Rechte ihrer Glaubensbrüder in Mexiko eingesetzt haben, es doppelt tief bedauern müssen. Einmal deshalb, weil die deutschen Katholiken ganz selbstverständlich jeden politischen Mord, wer ihn auch begehen mag, und weshalb er auch begangen werden möge, auf das entschiedenste verwerfen und verurteilen. Zweitens weil man mit Gewalt gegen Gewalt niemals dem Rechte zum Siege verhilft. Nur die zähe Ausdauer die für das vergewaltigte Recht dessen Freiheit fordert, führt zum Ziele. Gewalttaten Heißblütiger werfen zurück; dafür
gibt es in der Geschichte unzählige Beispiele.
*
In Amerika ist man über das Vorkommnis erschreckt. Man befürchtet politische Erschwerungen des Verhältnisses zwischen Amerika und Mexiko. Warum, das ist eigentlich nicht recht ersichtlich, es sei denn, daß man mit dem General Obregon zu angenehmerer Zusammenarbeit zu kommen hoffte, als sie zuweilen mit Calles vorhanden gewesen ist. Amerika hat in seinem Erdteil seine politischen Sorgen, die wesentlich wirtschaftlich beeinflußt sind. Gegenüber Europa und der übrigen Welt kann sich Amerika die Volitik der großen Ideale erlauben. Kellogg ist zurzeit der Vertreter dieser Politik, die sich in dem bekannten Kriegsöchtungspakte, der geschlossen werden soll, verkörpert. Zustimmende Erklärungen liegen u. a. vor von Deutschland und Frankreich. Deutschlands Zustimmung könnte als Muster dafür gelten, wie man diesen Kriegsächtungspakt aus der bloßen Theorie weitgehend hineinzuführen versucht in die praktische Auswirkung. Aber die Franzosen sind davon weit entfernt. Sie träumen noch immer von Kriegen, von Angriffen, denen sie und ihre Freunde ausgesetzt sein könnten, von notwendiger Verteidigung und dazu notwendiger Rüstung. Sie huldigen sogar noch dem Satze, daß man den Krieg vorbereiten müsse, wenn man den Frieden wolle. Daraus geht schmerzlich genug für jeden ehrlichen Friedensfreund hervor, daß der Weg zur ernstwilligen Völkerverständigung und zur praklischen Kriegsächtung noch weit und beschwerlich ist. Falsch ist es aber, daraus die Folgerung zu ziehen, daß man sich von der Friedensidee abwenden müsse und lieber versuchen solle, das Recht auch auf starke deutsche Rüstung zurückzugewinnen. Wenn der dauernde Friede als Abschaffung des Faustrechtes zwischen den Völkern Wirklichkeit werden soll, dann kommt es gerade darauf an, daß eine große Nation wie Deutschland mit stets wiederholter Berufung auf seine Abrüstung immer und immer wieder im Völkerbunde für die Friedensidee wirken kann. Sie ist viel zu bedeutsam, viel zu wichtig für das Glück der gesamten Menschheit, als daß man sie aufgeben dürfte deshalb, weil nationalistische Engstirnigkeit, imperialistischer Geist oder Angst und Mißtrauen tausend Hemmnisse in den Weg legen. Für das Glück der Menschheit wird es ebenso wichtig sein, im echt christlichen Geiste den Imperialismus zu überwinden, wie man seinen Bruder, von dem er inspiriert wird, den Kapitalismus zu überwinden trachten muß.
Die Deutschnationalen machen Hintertreppenpolitik. Sie beabsichtigen, auf diesem unmöglichen Wege für den Herbst Regierungsschwierigkeiten heraufzubeschwören. Sie haben dazu im Reichstag einen Schulgesetzentwurf eingebracht, der sich eng anlehnt an die Vorlage, die seinerzeit Keudell erfolglos einbrachte. Die neue Reichsregierung hat selbst die Einbringung eines Reichsschulgesetzes in Aussicht gestellt. Sie tat es auf die Forderung des Zentrums hin. Es wäre schon klug gerade auch von den Deutschnationalen gewesen, wenn sie sich geduldet hätten bis zu dem Tage, an dem die neue Regierung diesen Entwurf vorlegen wird. Dann wird es an der Zeit sein, daß sich diejenigen finden, denen Schulpolitik in christlichem Sinne eine Sache des Herzens und der Grundsätze ist. Der Antrag,
den die Deutschnationalen schon für die erste schwierige Zeit im Herbst vorlegen, trägt jedenfalls die Gefahr in sich, wie es die Kölnische Volkszeitung ausdrückt,„als Sprengpulver für die Regierung und als Hemmnis für die Entwicklung zur Großen Koalition zu wirken“. Damit soll sicher nicht gesagt sein, daß das Zentrum, so wie die Dinge zurzeit liegen, es nicht abwarten könne, diese Große Koalition gebildet zu sehen und vollberechtigt mit hineinzukommen. Das ist keine Angelegenheit„der Zeit“ oder des „glücklicheren Augenblickes“, sondern eine sehr ernste Angelegenheit, bei der das Zentrum im Herbst mit Nachdruck erinnern wird an das, was bei der Regierungsbildung im Sommer sich abgespielt hat und bei der es seine klar formulierten Bedingungen zu stellen haben wird. Die Wählerschaft im Lande erwartet das.
Der mord an Obregon.
WTB Mexiko, 17 Juli. Als der Mörder feuerte, spielte ge ili. Viele überhörten infolgedessen die See und fahen Obre
gon plötzlich auf seinem Stun zusammensinken Als Obregons Freunde über den Mörder fallen wollten, um ihn zu lynchen, wurden sie von dem Polizeipräsidenten der Stadt Mexiko daran gehindert, der ausrief: Nein, wir wollen ihn am Leben lassen, um festzustellen, wer dahinter steckt. Präsident Calles ordnete sofort eine Untersuchung unter Mitwirkung der Polizei und Armeebehörden an, um festzustellen, ob der Meuchelmord die Tat eines einzelnen oder die Folge einer tiefgehenden politischen Verschwörung ist. Wie gemeldet wird, dürfte der Mörder bereits in wenigen Stunden: hingersch tet werden.
1920 aus Mexiko fliehen. In Tlaxcalatongo wurde er dann auf Befehl des Generals Herrero, bei dem er Schutz gesucht hatte, im Schlaf ermordet. Obregon seinerseits hatte ausdrücklich Befehl gegeben, Carranza zu schonen. Es wurde dann zunächst de la Huerta provisorisch als Präsident eingesetzt, bei der endgültigen Wahl am 5. 9. 1920 jedoch O. mit 90 Prozent aller Stimmen gewählt.
Am 1. 12. 1920 trat er sein Amt an Seine Amtszeit verlief, abgesehen von einigen Aufständen, ohne besondere Vorkommnisse. Am 30. 11. 1924 lief sie in normaler Weise ab und es wurde E. P. Calles sein Nachfolger.
Prüher mißlangen Attentate.
WTB Mexiko, 17 Juli. Obregon war erst am Sonntag von seinem Heim in Sonora nach Mexiko City zurückgekehrt, wo er eine der größten politischen Kundgebungen der letzten Jahre leitete. Er hatte gestern abend Pressevertretern erklärt, er werde voraussichtlich vor Antritt der Präsidentschaft am 1 Dezember eine Reise nach den Vereinigten Staaten antreten.
Nach einer Mitteilung aus dem Hauptquartier Obregons, ist dieser unmittelbar nach dem Attentat seinen Verletzungen erlegen. Auf Obregon waren in den letzten Monaten verschiedene Attentate verübt worden. San Angel liegt zwölf Meilen südlich von der Stadt Mexiko.
Juan Escapulario.
WTB Mexiko, 17. Juli. Obregon hatte sich nach San Angel begeben, um an einem ihm zu Ehren im Labombilla=Restaurant veranstalteten Bankett teilzunehmen. Als er an der Tafel saß, näherte sich ihm der in den zwanziger Jahren stehende Juan Escapulario, angeblich, um Obregon Zeitungkarikaturen zu zeigen; er feuerte dann aus etwa 30 Zentimeter Entfernung aus einer.5 Millimeter=Pistole.
Rlvaro Obregon.
Alvaro Obregon, der aus dem Indianerstaat Sonora stammt, trat erstmals im Jahre 1920 als Gegner des Präsidenten Carranza hervor. Als Haupt der Militärpartei, das er als General war, kandidierte er gegen den von Carranza begünstigten Diplomaten Bonillas und erregte daher Aufstände im Süden gegen Caranza. Er hatte Erfolg, zumal auch der Gouverneur von Sonora, Adolfo de la Huerta, gegen Carranza auftrat. Carranza mußte am 7. 5.
Einzelheiten.
WTB Mexiko, 17. Juli. In einigen Kreisen wird angenommen, daß Präsident Calles infolge der Ermordung seines Nachfolgers noch eine weitere Amtsperiode hindurch im Amte verbleiben werde.
WTB Mexiko, 17. Juli. Der Mörder Obregons wurde sofort nach der Tat verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Ueber die Einzelheiten des Attentats herrscht noch keine Klarheit. Obregons Leiche wurde anscheinend heimlich
Der Schauplatz der Münchener Katastrophe.
Die Lokomotive war in den letzten Wagen hineingefahren und hatte ihn fast völlig zertrümmert. wie unser Bild zeigt. Da dieser
Wagen auch noch in Brand geriet, war die Bergung der Verunglückten nicht möglich, ehe der Brand gelöscht war.
Kellogg, der Kriegsächter.
nach seiner Wohnung in der Stadt Mexiko gebracht, wo sich nachmittags eine große Menschenmenge ansammelte. Polizei und Soldaten sperrten die Straßen in der Umgebung des Wohnhauses ab. Niemanden wird der Zutritt gestattet, nicht einmal Beamten.
WTB Mexiko, 18. Juli. Das Militär hat Befehl erhalten, sich in den Kasernen bereit zu halten, um sofort eingreifen zu können, wenn es etwa zu Ruhestörungen kommen sollte. Die Theater und Kaffeehäuser sind geschlossen, die Presse unterliegt der Zensur,
Die bestürzten Amerikaner.
WTB Washington, 18.Juli. Die Nachricht von der Ermordung des mexikanischen Generals Obregon hat hier tiefe Bestürzung hervorgerufen. Man befürchtet, der Tod Obregons werde innenpolitische Schwierigkeiten in Mexiko hervorrufen, und als deren Folge werde erneut eine Spannung in den erst kürzlich wieder in normale Bahnen geleiteten Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko eintreten. Präsident Coolidge und Staatssekretär Kellogg sandten sofort herzlich gehaltene Beileidstelegramme an die mexikanische Regierung. Die Zeitungen sprechen die Hoffnung aus, Calles werde die Lage in der Hand behalten.
freude am Geschenk
der verhaßten Parteien.
WTB Berlin, 17. Juli. Zum Empfang ber kommunistischen politischen Gefangenen aus dem Zuchthaus Sonnenburg, die heute abend auf dem Schlesischen Bahnhof eintrafen, hatten die K. P.., der Rote Frontkämpferbund, die Rote Hilfe und ähnliche Organisationen ihre Anhänger zu einer Demonstration zusammengerufen. Schon lange vor dem Eintreffen der Amnestierten war der Vorplatz des Schlesischen Bahnhofs von Demonstranten besetzt, die dort unter Mitführung von roten Fahnen und Transparenten Aufstellung genommen hatten. Die Polizei hatte ein sehr großes Aufgebot von Beamten in Bereitschaft gestellt und außerdem umfangreiche Absperrungen vorgenommen. Die Amnestierten wurden auf den Schultern von Roten Frontkämpfern durch ein Spalier von roten Fahnen zu einem bereitgestellten, mit roten Fahnen geschmückten Wagen getragen. Während die Kapellen des Roten Frontkämpferbundes die Internationale intonierten, formierte sich ein langer Demonstrationszug, der, begleitet von zahllosen Mitläufern, seinen Weg nach der Weberwiese nahm, wo Vertreter der kommunistischen Organisationen und auch einige der Amnestierten selbst das Wort nahmen.
Aufsehenerregende Verhaftung.
WTB Zweibrücken, 17. Juli. Der Polizekoberkommissar Franz Bauer wurde heute abend durch einen französischen Gendarmen auf die französische Gendarmeriestation beordert. Von dort wurde er in einem geschlossenen Auto unter Bedeckung in der Richtung Landau abtranspor
tiert. Ueber die Gründe der Verhaftung ist noch nichts bekannt.
Gewitterschäden in Krankreich.
WTB Paris, 18. Juli. Gestern sind über Frankreich Gewitter niedergegangen, die großen Schaden anrichteten. In den Vogesen wurde ein Teil der Ernte vernichtet.