Kölner
TTIT
L L Einzelpreis 10 pfg.
Lokal=Anzeiger
Bezugspreis:
Frei Haus, monatlich: Ausgabe A.85.4. Aus
gabe 8 feeit der Freitags erscheinenden Muste. Beilage„Heimat und Welt“.05 M.
Bei den deutschen Postanstalten: Ausgabe A.85.4 Ausgabe B.05.K. ausschl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 J. Freitag: Ahendausgabe
General-Anzeiger für Köln und Umgebung.
Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln, Kheinische Volkswacht. Organ der Zentrumspartet. Mülheimer Volkszeitung
Hauptgeschäftestelle und Redaktion: Neumarkt 18a—24, Fernruf Anno 6620—29. Regaktionz=Sprechkunden:
12—1 Uhr. Zweigstelle. Mülheim, Regentenstr. 16, Fernruf Mülheim 61 866.— General=Vertretung für Süddeutschland: Ann.=Exp. Koch& Münzberg, Frankfurt(Main) Liebfrauenstraße 4. Fernruf Taunus 3422.
Anzeigenpreis: se mm Höhe Platzanzeigen 12 4. auswärtige 15 zweite und letzte Seite 134. auswärtige 18. rubrizierte Gelegenheitsanzeigen, Familienanzeigen und Stellengesuche.4. Reklamen 704, auswärtige 80.4, zweite Seite 80 J. auswärtige.00.4 Platzvorschriften werden nur mit einem Zuschlag von 10% auf die Preise berücksichtigt.
größten Fabrikbesitzern Krieges organisierte er laiens Versorgung mit
Der belgische Kothschild.
Alfred Löwenstein,
der belgische Finanzmann, der in den letzten Jahren sowohl durch seine Finanztechnik wie durch seine persönlichen Handlungen stark von sich reden machte, der ganze Industrien in seine Gewalt brachte und alte Konzerne gegen ihren Willen dazu zwang, sich mit ihm zu verständigen, ist eines merkwürdigen Todes unerwartet gestorben: Er stürzte bei einem Flug von Croydon nach Dünkirchen über dem Kanal aus dem Flugzeug ins Wasser und ertrank.
Der Tod dieses Finanzmannes, der vor zwei Jahren der belgischen Regierung das Angebot machte, ihr eine Anleihe zur Stabilisierung des belgischen Franken zu geben, wird auf den internationalen Geldmarkt nicht ohne Einfluß bleiben. Löwenstein, der jahrelang Inhaber des Weltrekords im Hochsprung war, hatte auch für jeden andern Sport Interesse. So war er wohl der einzige Privatmann, der sich eine eigene Luftflotte hielt, und der seine Geschäftsreisen stets in einem tausendpferdigen Fokker ausführte.
*
Vor einigen Jahren erregte es in der ganzen Welt das größte Erstaunen, als der belgische Industriemagnat Alfred Löwenstein der belgischen Regierung ein zweijähriges zinsfreies Darlehn von 200 Millionen Mark zur Stabilisierung des belgischen Franken anbot. Der Franken wurde stabilisiert, aber Löwensteins Anerbieten wurde nicht angenommen, obwohl es zinsfrei, aber an Bedingungen geknüpft war, die Löwenstein zum Diktator über die Industrie des Landes, über Banken, Telephon und Telegraph gemacht hätten.
Die amerikanischen Multimillionäre kennen wir alle dem Namen nach, ich möchte sagen: bei uns weiß jedes Kind, wer Rockefeller und Ford, Schiff und Kahn und gar Morgan sind,— von unsern europäischen Millionären wissen wir viel weniger, obwohl sie uns im Grunde näher liegen. Seit Stinnes' Tode besitzt Europa noch zwei Milliardäre, die aus eigener Kraft das geworden sind, was sie heute darstellen. Der eine ist ein Grieche, der jetzt in England lebt, namens Basil Zaharoff. Sein Name wurde allgemein genannt, als er eine Zeitlang Besitzer der Aktienmajorität von Monte Carlo war. Der zweite Großkapitalist war der Belgier Löwenstein, der sich im Winter meist in Biarritz aufhielt, wo ihm sieben Villen gehören, und der im Sommer auf seinem Gute Melton Mowbray in England wohnte, d. h. so weit man bei ihm von einem Daueraufenthalt überhaupt sprechen konnte, da er unendlich viel auf Reisen war und in allen Großstädten eingerichtete Häuser oder Wohnungen besitzt. Er hat nicht weniger als vier Riesenflugzeuge, mit denen er fast alle Reisen unternahm.
Löwenstein war geborener Brüsseler, Sohn eines Bankiers, der es aber nie zu besonderem Reichtum brachte. Schon als Kind zeichnete er sich durch Energie und geistige Regsamkeit aus, deshalb beschloß der Vater, einen Geschäftsmann aus ihm zu machen. Als ganz junger Mensch machte er sich selbständig, indem er in einer Nebenstraße in Brüssel eine kleine Bank aufmachte. In Finanzkreisen nahm man ihn nicht ernst, sondern sah ihn über die Achsel an, aber der junge Mann war fest entschlossen, sich in der belgischen Finanzwelt die Führerstellung zu erobern. Er knüpfte feste VerUndungen mit zahlreichen südamerikanischen Geschäftsleuten an, die bei den belgischen Großbanken kein Glück gehabt hatten. Gleichzeitig begann er sich für die Ausnutzung der Wasserkraft für Elektrizität zu interessieren. Im Jahre 1897 legte er sein erstes Wasserelektrizitätswerk an später sind dann viele weitere von ihm begründet worden.
Lowenstein war einer der ersten, die die Herstellung von Kunstseide aufnahmen. Schon 1901 richtete er eine Fabrik dafür ein;
nun gehörte er zu den
Europas. Während des Krieges.
von London aus Belgiens Versorgung Lebensmitteln.
In der Kriegszeit wie auch in den darauffolgenden Jahren wuchs sein Vermogen ungeheuer an, und im Gegensatz zu der Hochfinanz manches anderen Landes wußte er sein Geld zusammenzuhalten, als die Krisenzeiten kamen. So wurde er Besitzer von Kohlengruben im Saargebiet, von Manganbergwerken in Schlesien, von Marmorbrüchen in Italien, von Gummipflanzugnen am Kongo, von Eisenbahnen in Brasilien und Fabriken in Kanada.
Im Gegensatz zu vielen amerikanischen Milliardären, wie z. B. Rockefeller, die äußerst bescheiden leben, war Löwenstein ein Mann, der mit Pomp aufzutreten liebte. Die Juwelensammlung seiner Frau ist viele Millionen wert. Durch Riesengehälter hat er den berühmtesten Hotels von Paris und London ihre Meisterköche wegengagiert. Für Wohltätigkeit spendete er beträchtliche Beiträge. Die Unterhaltungskosten für seine Villen in Biarritz beliefen sich wöchentlich auf 100 000 Mark. Als er sich kürzlich in New York aufhielt, hat er mit seinem Stab von Sekretären, Dienern, Chauffeuren und Pikkolos eine Zimmerflucht im Ambassador=Hotel bewohnt, die ihn 1600 Mark täglich kostete.—
In Biarritz war er häufiger Gast in den Spielsälen, und beim Bakkarat machte er die höchsten Einsätze. Hier hatte er vor etwa einem Jahr ein Erlebnis, das die Telegraphendrähte der ganzen Welt in Bewegung setzte. In seinem Golfkostüm wollte er sich eines Abends in das Kasino begeben, in dem Frack und weiße Binde vorgeschrieben ist. Seiner Weisung gemäß wollte der Portier ihm den Eintritt verwehren, ihm, dem Geldfürsten von Europa! Das konnte Löwenstein sich nicht bieten lassen, und
er schlug den aufsässigen Portier mit einem wohlgezielten Boxerstoß zu Boden. Er wurde zu einer Geldstrafe von 500 Francs verurteilt.
Einen großen Posten in seinem Ausgabenbudget nahmen seine Flugzeuge ein. Schon mehrmals ist er in Gefahr gewesen, abzustürzen, aber immer ist er unbeschädigt davongekommen. Nun wurden sie sein Schicksal.
„Unmöglich“, aber doch geschehen.
WTB Paris..Juli. Wie Havas aus Brüssel berichtet, hat ein fachmännisch gebildeter Beamter des Flughafens von Haeren zu dem Verschwinden des Bankiers Löwenstein aus dem Flugzeug erklärt, daß es materiell unmöglich sei, unabsichtlich aus einem Flugzeug zu fallen, und daß es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich sei, auch absichtlich aus dem Flugzeug zu stürzen.
Luftwaffe im Kriege.
WTB London, 6. Juli 1928. Der Luftfahrtminister Sir Samuel Hoare hob in einer gestern gehaltenen Rede die Unwirksamkeit der Völkerbundsmaschinerie zur Behandlung einer plötzlichen Mobilisierung einer Luftwaffe in Fällen künftiger internationaler Streitigkeiten hervor. Er sagte, während England seit 1925 seine Luftvoranschläge vermindert habe, hätten die anderen Hauptmächte ihre Ausgaben für Luftrüstungen ständig vermehrt. Die Entwicklung der Luftwaffen und der Begriff„Ueberraschungskrieg“ hätten einen ganz neuen Faktor eingeführt. Hoare fügte hinzu, ich würde gerne Beschränkungen für die Zahl der Militärflugzeuge aller europäischen Länder innerhalb der Reichweite der großen Bevölkerungsmittelpunkte sowie der großen Hauptstädte Europas sehen.
vom Sturm in Berlin.
Urteil
im Schachty=Prozeß.
WTB Moskau,.Juli. Im Schachty=Prozeß wurde heute früh das Urteil verkündet. Die deutschen Angeklagten Meyer und Otto wurden freigesprochen; der deutsche Angeklagte Badstieber wurde unter Zubilligung von Bewährungsfrist zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Das Urteil im Schachty=Prozeß wurde vom Obersten Gerichtshof heute früh nach insgesamt 52stündiger Beratung verkündet. Von den 53 Angeklagten wurden elf zum Tode verurteilt, nämlich: Gorletzki, Bojarinow, Krschischanowski, Jussewitsch, Budny, Matow, Bratanowski, Beresowski, Bojarchinow, Kasarinow, Schadlun. Gericht beschloß jedoch in Bezug auf die sechs Letztgenannten angesichts ihrer Reue und ihrer hohen technischen Fähigkeiten beim Zentralexekutivkomitee der Sowjetunion um Milderung der Strafe nachzusuchen. 34 Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von einem bis zu zehn Jahren, darunter Rabinowitsch sechs und Kusma drei Jahre; vier Angeklagte wurden unter Zubilligung von Bewährungsfrist verurteilt und vier Angeklagte freigesprochen.
Der Freispruch Meyers und Ottos erfolgte, da das Gericht die gegen sie erhobenen Beschuldigungen nicht für erwiesen erachtete. Badstieber wurde von der Anklage der Zugehörigkeit zu der gegenrevolutionären Organisation freigesprochen, dagegen der Bestechung schuldig befunden. Freigesprochen wurden außer Otto und Meyer Potemkin und Stelbring. Alle Freigesprochenen und unter Zubilligung von Bewährungsfrist Verurteilten wurden sofort auf freien Fuß gesetzt.“
Der Tempelhofer Flughafen
hatte ganz besonders unter den Einwirkungen der Luftverschiebungen zu leiden. Eine Flugzeughalle, in der sich drei Flugzeuge und das Modell eines Lilienthalschen Gleitfliegers befanden, das von dessen 82 Jahre altem Bruder in mühevoller Arbeit angefertigt worden war,
Gelungener Klug.
Italienische Flieger in Brasilien gelandet.
WTB New York. 5. Juli. Das italienische Flugzeug S 64 ist um.50 Uhr abends auf dem Strande bei Port Natal(Brasilien) glücklich gelandet.
Das stalienische Militärluftgeschwader.
WTB London. 6. Juli. Das italienische Militärluftgeschwader, das aus zwölf Militärflugzeugen besteht, ist heute vormittag.05 Uhr unter Führung des italienischen Unterstaatssekretärs Balbo von London nach Berlin gestartet, wo es gegen mittag auf dem Tempelhofer Flughafen eintreffen wird.
Rusbootung
mit hilfe von Wasserflugzeugen.
WTP Paris,.Juli1928. Wie Havas aus Le Havre berichtet, wird auf dem Dampfer „Isle de France“, der zwischen Amerika und Frankreich verkehrt, nach abschließenden Versuchen nunmehr ein Katapult eingebaut, das dazu bestimmt ist, ein Wasserflugzeug von Bord des Dampfers in der Nähe der Küste vom Schiff aus starten zu lassen, um so die Ausbootung von eiligen Passagieren oder dringenden Paketen zu beschleunigen.
Im Polareis.
stürzte ein und begrub sämtliche Apparate unter sich, die teilweise völlig zerstört wurden.
Unsere Aufnahme zeigt eines der„erschlagenen“, Verkehrsflugzeuge und einen Teil der 18 Meter breiten Halle, deren Konstruktion Winde mit Leichtigkeit geknickt wurde.
vom
Keine Spur von der„Latham".
WTB Oslo, 5. Juli 1928. Das italienische Wasserflugzeug„Marina I“ unternahm heute einen Erkundungsflug der Küste enlang von Tromsö nach Vardö. Auf dem Rückflug nach Tromsö nahm das Flugzeug den Weg über das offene Meer, ohne jedoch eine Spur von der „Latham" zu erkennen. In zwei Tagen wird die Marina von der Bäreninsel aus einen längern Flug unternehmen, um wiederum nach der„Latham" Ausschau zu halten.
Zehn Sturmopfer in Oberschlesien.
Berlin. 6. Juli. Nach einer Meldung der Vossischen Zeitung aus Breslau hat das gestrige Unwetter in Oberschlesien, soweit bis jetzt zu übersehen ist, zehn Tote und 32 meist Schwerverletzte gefordert.