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Lobal-Knzeiger

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General=Anzeiger für Köln und Umgebung.

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln. Kheinische Volkswacht. Organ der Tentrumspartei. Ulülheimer Volkszeitung

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* und Feiertagen einmal.

Nr. 242 Sonntag, 13. Mai 1928

Erscheint an Werktagen zweimal, an Sonn­

Betlagen Der Sonntag, Der Sport, Stille Stunden. Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Sozialpolitil u. Wirtschaftsleben, Reise u. Wochenend, Kultur u. Gegenwart, Musik, Gemüsebau u. Schrebergarten, Heimat u. Welt. Ill. Beil. zur ausg. B

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Morgen-Rusgabe(43. Jahrg.

Die Diplomatie soll sprechen.

China.

Japan will diplomatische Mittel anwenden.

WTB Tokio, 12. Mai. Ministerpräsident Ta­naka erklärte heute, er habe, nachdem jede un­mittelbare Gefahr in Tsinanfu jetzt beseitigt sei. den zuständigen Behörden Anweisung ge­geben, diplomatische Mittel zur Regelung des Zwischenfalles anzuwenden. Tanaka, der die Ansicht aussprach, daß der Konflikt durch Kom­munisten in der südchinesischen Armee hervor­gerufen worden sei, wiederholte die Versiche­rung, daß Japan keineswegs beabsichtige, sich in die militärischen Operationen in China ein­zumischen.

Die Lage in Tsinanfu.

WTB London, 12. Mai. Reuter meldet aus Tsingtau: Tsinanfu ist jetzt von den südchinest; schen Truppen geräumt. Der japanische Konsul und die Militärbefehlshaber haben die chinesi­sche Handelskammer aufgefordert, die Verwal­tung der Stadt einschließlich des Telegraphen­und Telephonbetriebes, der Lichtversorgung und des Polizeiwesens ganz zu übernehmen. Die Japaner schlagen vor, das Räuberunwesen durch Polizisten, die sich in Zivil unter die Menge mischen, in Schach zu halten. Die großen Geschäfte sind in Tsinanfu noch geschlossen, während in kleineren Läden und Restaurants der Betrieb wieder der übliche ist.

Tschangtsolin soll in einem Aufruf an die

Nordtruppen diesen empfohlen haben, die Feindseligkeiten gegen die Südtruppen einzu­stellen und gemeinsam mit ihnen gegen die japanische Armee zu ziehen.

Ein Spitzenkandidat der Christlich=Hozialen.

Mannheim, 10. Mai 1928.

Die Christlich=Soziale Reichspartei des Herrn Vitus Heller weist in ihrer Wahlpropaganda mit ganz besonderem Nachdruck darauf hin, daß an der Spitze ihrer badischen Reichstags­wahlliste ein katholischer Geistlicher kandidiere. Nicht nur in Baden selbst, sondern auch außer­halb des Landes wird auf diese Tatsache, die natürlich besonders auf Katholiken Eindruck machen soll, immer wieder abgehoben.

In Mannheim hatte man dieser Tage genheit, den badischen Spitzenkandidaten, der als der hochwürdige Herr Missionsprokurator August Lehman aus St Blasien(Schwarzwald) angekündigt wurde, kennen zu lernen. Selten hat man in einer politischen Versammlung eine derart niederschlagende Rede gehört. Manche Ausführungen aus dem Munde dieses katholi­schen Geistlichen klangen sowohl nach Form als nach ihrem Inhalt außerordentlich befremdlich. Die Widersprüche in den Ausführungen waren so auffällig, daß sie auch dem oberflächlichsten Zuhörer nicht entgangen sein konnten. So er­klärte er, daß er gar keine Zeitungen lese, weil doch alles verlogen sei. Nicht allles sei aber, so fügte er dann gleich hinzu, verlogen, wsa man in der kommunistischen Presse lese. Es sei überhaupt zu bedauern, daß unter den 3000 deutschen Zeitungen nur 30 kommunistische seien.(!!) DasNeue Volk, das Organ seiner Partei, liest der Kandidat erst seit einigen Wochen. Dort hätte er manches erfahren, was er vorher nicht gewußt habe. Dieses Einge­ständnis braucht allerdings nicht wunder zu nehmen, wenn man weiter von ihm hört, daß er sich früher um Politik überhaupt nicht ge­kümmert habe! Wie er zur Christlich=Sozialen

Partei kam, das ging nach seiner Erzählung folgendermaßen zu:

In München kam er in eine Versammlung der Partei, in der er auch das Wort ergriffen habe. Da sei man auf ihn zugekommen und habe erklärt: Wir sind dankbar, daß auch mal ein Geistlicher die Wahrheit sagt!! Deshalb sei er nun dieser Partei beigetreten, um dem Volke die Wahrheit zu sagen Später gab dann der Redner wieder zu, daß er den größten Respekt vor dem Zentrum habe, aber es sei doch fraglich, ob dieses immer das Richtige ge­troffen habe. Merkwürdig klang dann noch die Offenbarung, wenn alle Zentrum wählen würden, auch die Sozialdemokraten und Kommunisten, dann sei die Christlich=Soziale Reichspartei nicht notwendig.

Diese Stilproben aus dem unglaublich verworrenen Referat dürften genügen, um die politische Harmlosigkeit des Spitzen­kandidaten zu beweisen.

In der Aussprache betonte daher der Bezirks­präses der katholischen Arbeitervereine Mann­heims. Religionslehrer Allrich, daß er selten mit einer solchen Beklommenheit wie heute das Pult betrete. Er wünschte dem Referenten, daß er in den Reichstag komme. Aber wehe ihm nach einem Jahre. Dieses Wehe würde be­stimmt nicht ausbleiben, dafür bürge die Men­talität der Anhänger der Christlich=Sozialen Reichspartei. Der Bezirkspräses betonte die dringende Notwendigkeit, daß die Katholiken einig und geschlossen zusammenstehen. Mit der Kritik sei es wirklich nicht getan. am aller­wenigsten mit einer Zersplitterung der Kräfte. starke Bekenntnis, das der Bezirkspräses

tor zu Unrecht. Ihm sind auch Vorträge über Missionen in der Erzdiözese Freiburg von der Kirchenbehörde schon seit längerer Zeit untersagt worden. Die erforderlche Genehmi­gung seiner Kirchenbehörde zur Annahme einer Kandidatur hat Lehmann weder nachgesucht noch erhalten

Der Kolmarer Prozeß.

Paris, 12. Mai. Die französische Oeffentlich­keit, welche mit sichtlichem Unbehagen den sich lange hinziehenden Autonomistenprozeß in Kol­mar verfolgt, hat endlich die gewünschte Sen­sation, die das Interesse von den tieferen Ur­sachen der gesamten Autonomistenbewegung im Elsaß ablenken kann. Die französische Mentali­tät verträgt es nun einmal nicht, zu hören, daß ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung mit der Art unzufrieden war, wie Frankreich die Provinzen regiert und verwaltet. Auch die Tat­sache, daß zehn Jahre nach Friedensschluß vier Autonomisten als Vertreter der Bevölkerung der wiedergewonnenen Provinzen in das fran­zösische Parlament ziehen, wird äußerst peinlich empfunden. Aus dieser Situation gab es für die Mehrzahl der hiesigen Presse eben nur den Ausweg, nachzuweisen, daß die Autonomisten­bewegung mit deutschem Gelde finanziert wor­den ist, und diesen Nachweis glaubt man heute erbracht zu haben. So kümmerlich und lücken­haft auch der Beweis für eine solche Behaup­tung ist, so nimmt man doch hier die Verlesung des bei dem Angeklagten Heil vorgefundenen Briefes, welcher seine Beziehungen zu Deutsch­land dokumentieren soll, zum Anlaß, in großen Ueberschriften zu verkünden. derBeweis sei nunmehr erbracht, daß das Geld für die autonomistische Bewegung von Deutsch­land kam. Durch diese sensationelle Nachricht hofft man zu erreichen, was man seit langem wünscht, nämlich die Aufmerksamkeit von den eigenen Schwächen abzulenken und Deutschland als Störenfried in den wiedergewonnenen Pro­vinzen hinzustellen. Nur das linksstehende Oeuvre ist zurückhaltend mit seinem Urteil. Es sagt:Der Brief beweist zum mindesten, daß die Begründer des AutonomistenblattesDie Volksstimme nicht ohne jede Hilfe von Deutsch­land waren. Das genügt aber nicht zum Nach­weis, daß die Angeklagten von Kolmar deutsche Agenten seien. Man wird sich darauf gefaßt machen müssen, daß diese sogenannten Enr­hüllungen des Kolmarer Prozesses noch weid­lich ausgebeutet werden.

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Staatsminister von Reibnitz,

der Chef der Mecklenburg=Strelitzer Regierung, der mit allem Nachdruck die erneute Unter­suchung des Falles Jakubowski durchsetzte.

im Namen der katholischen Arbeiterkchaft für das Zentrum ablegte, löste bei den Anwesenden gehässige Zwischenrufe aus, die man aber leicht erklärlich findet, wenn man weiß, daß ein großer Teil der Zuhörer aus Kommunisten be­stand, sodaß auch der folgende kommunistische Diskussionsredner ohne jede Behelligung spre­chen konnte.

Der Spitzenkandidat Lehmann hinterließ den Eindruck eines außerordentlich verbissenen und verärgerten Menschen, der sich mit Leidenschaft der Kritik hingibt. Die Erkläruno hierfür gibt dasNeue Mannheimer Volksblatt, daß über den Kandidaten interessante Aufschlüsse gibt. Danach handelt es sich bei dem Reichstags­kandidaten um den am 24. September 1876 in Oberbarmersbach geborenen, 1905 zum Priester geweihten katholischen Geistlichen August Leh­mann. der bis 1918 als Vikar und Pfarrver­weser im Kirchendienst der Erzdiözese Freiburg stand und dann auf eigenes Ansuchen beurlaubt wurde, um sich dem Dienste der Propaganda für die Heidenmission zu wdimen. Als solcher stand er einige Jahre in Verbin­dung mit einer in Wien errichteten Missions­gesellschaft für IndienKönigin der Apostel und hielt alsMissionsprokurator an vielen Orten zahlreiche Werbepredigten und Vorträge für dieIndische Mission". Seit Jahren ist sein Verhältnis zu der Wiener Missionsgesell­schaft gelöst und Herr Lehmann auch keiner anderen Missionsgesellschaft verpflichtet. Er führt also den TitelMissionsprokurg­

Presseempfang

beim österreichischen Generalkonsulat.

WTB Köln, 12. Mai. Das österreichische Ge­neralkonsulat veranstaltete gestern abend einen Presseempfang, um den beteiligten Kreisen Aufschluß zu geben über den Aufbau und die Ziele der österreichischen Sonderschau auf der Pressa. An dem Empfang nahmen u. a. teil: Oberbürgermeister Dr. Adenauer, Regierungs­präsident Elfgen, Reichsminister a. D. Külz, Polizeipräsident Bauknecht, Prälat Monsignore Dr. Paschen, der Rektor der Universität Köln, Professor Dr. Walb, die Beigeordneten der Stadt Köln. Matzerath, Bönner und Meerfeld, Generaldirektor Esch, Geheimrat Neven Du­Mont, Kommerzienrat Ahn, Generaldirektor Kruse, der Schlichter für Rheinland und West­falen, Oberregierungsrat Dr. Joetten, Ober­landesgerichtspräsident Reichartz, Landes­finanzamtspräsident v. Brandt, der Präsident der Oberpostdirektion Köln, Geheimrat Kraiger, Generalmusikdirektor Professor Abendroth, Ge­neralkonsul Schoeller.

Von den österreichischen Herren waren u. a. anwesend der Bundesminister Schürff, Sektions­chef Fuchs und der österreichische Gesandte in Estland, Menning. Die Ansprache an die An­wesenden hielt Generalkonsul Wildner.

Der Reichspräsident.

WTB Nordhausen, 12. Mai. Auf eine An­frage aus Nordhausen in Berlin, ob die Deutsche Volkspartei berechtigt sei, sich als die Partei Hindenburgs zu bezeichnen, antwortete das Büro des Reichspräsidenten, daß der Reichspräsident der Deutschen Volkspartei nicht angehört und der Vorstand der Deutschen Volks­partei, Kreisverein Nordhausen, nicht berechtigt ist, die Deutsche Volkspartei alsdie Partei Hindenburgs zu bezeichnen. Der Reichspräsi­dent ist bei keiner Partei Mitglied.

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Die Deutschnationalen haben, wie bei frü­heren Gelegenheiten, so auch jetzt im Wahlkampf des öfteren versucht, den Reichspräsidenten, der bekanntlich nach der Verfassung über den Par­teien steht, für ihre Partei mit Beschlag zu be­legen. Ein deutschnationales Wahlplakat, das in allen Städten an den Anschlagssäulen zu sehen ist, ruft auf diese Weise nach:Mehr Macht dem Reichspräsidenten!, eine Parole, von der die Deutschnationalen selber wissen, daß für ihre Verwirklichung sich in keinem Par­lament die erforderliche Mehrheit finden wird und die um so unehrlicher ist, als die Deutsch­nationalen in den Jahren ihrer Regierungs­tätigkeit keine Schritte unternommen haben, dieses angebliche Ziel, das sie ihren Wählern jetzt im Wahlkampf vorheucheln wollen, zu ver­wirklichen. Der Reichspräsident v. Hindenburg, dessen Amtsführung bisher in voller Ueberein­stimmung mit der Reichsverfassung unparteiisch ist, hat denn auch, wie bekannt geworden ist, den Deutschnationalen sein Mißfallen gegen­über dem neuesten Wahlplakat, das mit seinem Namen Mißbrauch treibt, zum Ausdruck ge­bracht.

Der Eifer der Deutschnationalen hat natürlich die Deutsche Volkspartei nicht ruhen lassen. Das volksparteiliche Blatt mit dem Kirchturm, vor den sich ausgerechnet die Deutsche Volks­partei schützend zu stellen vorgibt, auch das Poetische Blatt Was gehen mich die andern an, ich wähle Gustav Stresemann! haben offenbar noch nicht den erwarteten Eindruck auf die Wählermassen gehabt. Darum versuchte man jetzt nach deutschnationalem Muster den Reichspräsidenten als den Mann der Deutschen Volkspartei zu reklamieren. Der Kreisverein Nordhausen hat sich aber gefallen lassen müssen, ebenso wie die Deutschnationalen, sich eine deut­liche Abfuhr seitens des Reichspräsidenten zu holen.

Komer.

WTB Las Palmas, 12. Mak. Der deutsche Seemann Romer, der am 8. Mai Arrecife in seinem 6 Meter langen Boot verlassen hatte, ist hier eingetroffen. Er beabsichtigt, seine Fahrt nach New York demnächst fortzusetzen.

Prinz Carol in England.

WTB London, 12. Mai. Wie mitgeteilt wird, ist Prinz Carol in Begriff, sich von einer mit Fieber verbundenen Erkältung, die ihn befallen hat, zu erholen. Das Gebäude, in dem der Prinz Wohnung genommen, wird dauernd von einem starken Polizeiaufgebot bewacht. Wie man glaubt, wird der Prinz bis zum letzten Augenblick der ihm bewilligten Frist in England bleiben. Wie erinnerlich, hat der Minister des Innern der Erwartung Ausdruck verliehen, daß der Prinz am kommenden Montag den Boden Englands verlassen haben wird.

Zur AusweisungKönig" Carols von Rumänien aus England.

Das bewachte Landhaus, in dem der Prinz mit seiner morganatischen Gattin Frau Lupescu wohnt, der Landsitz Oakhurst Court in South Godstone, wo sich Prinz Carol bei seinem in­timen Freund Jonescu aufhält.

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