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Nr. 236

Montag, den 6. August 1934

Einzel=Preis 15 Pfg

Nächtlicher Trauerzug unter Fackelspalier

Für eilige leser

Das LuftschiffGraf Zeppelin ist Samstag früh.35 Uhr unter Führung von Kapitän Lehmann zu seiner fünften Südamerikafahrt dieses Jahres gestartet.

Der Streik auf dem Viehhof in Chicago ist nach mehrstündigen Verhandlungen zwischen General Johnston und den Arbeitgebern beigelegt worden.

Die englischen Blätter berichten aus Teheran über riesige Ueberschwemmungen in der Nähe von Firnnkuh an der Straße TeheranMesched. Ueber 300 Menschenleben seien verloren gegan­gen. Ebenso seien in der Stadt Täbris große Verwüstungen zu verzeichnen.

Mutterliebe

Mit ihren sechs Kindern verbrannt

DNB Madrid, 5. Aug. In Graus in der Pro­vinz Huesca fingen mehrere Filmrollen in einem Wagen eines Wanderzirkus Feuer, das schnell den ganzen Wagen erfaßte. Eine Mutter mit sechs Kindern kam in den Flammen um, da die Tür versperrt war. Die Mutter hätte noch durchs Fenster flüchten können, doch bemühte sie sich um die Rettung der Kinder, bis auch sie ein Opfer der Flammen wurde.

Geschwaderflug der russischen Zivilluftflokte

DRB. Moskau, 5. Aug. Ein Geschwader der Zivil­luftflotte, die der GesellschaftOssaviachim gehört, startete Sonntag zu einem Flug MoskauIrkutsk. Es handelt sich um mittelstarke Flugzeuge, die unter dem NamenDer fliegende Ford" bekannt sind. Der Flug dient der Ermittlung der Verwendungsmöglich keit dieser Flugzeuge im Heeresdienst. Im Hinblick auf die gespannte politische Lage in Ostasien wird ihm erhöhte Bedeutung beigemessen.

Die Einäscherung Holzwebers

DNB Wien, 5. Aug. Am Samstag fand die Ein­äscherung der Leiche des hingerichteten Franz Holz­weber statt. Das Krematorium war von einer star­ken Polizeiabteilung mit Maschinengewehren umstellt. Nur die engsten Angehörigen wurden zur Einäsche rung zugelassen. Die Gattin Holzwebers wollte auf den Sarg ein Lautenband werfen, das noch aus der Zeit der deutschnationalen(großdeutschen) Kämpfe vor dem Kriege stammte. Sie wurde jedoch von der Polizei daran gehindert. Auch wurde der evange­lische Pfarrer verwarnt, da er in der Trauerrede be­merkte, daß Holzwe er für sein deutsches Ideal ge­storben sei. Von den Behörden waren auch die Trauer­karten zensiert worden. Sie durften nur die Bemer­kung tragen:Franz Holzweber, der plötzlich ver­schied".

Schwerer Eisenbahnunfall in Amsterdam

Die Ueberführung nach Tannenberg

Deutsch=Eylau, 5. Aug. Die Trauerfeier für den verewigten Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg wird in Neudeck Montag, abends um 9 Uhr, stattfinden. Daran schließt sich die Ueber­führung des Sarges nach Tannenberg. Der Sarg wird auf eine Lafette gehoben und von dem unter Führung des Generals von Niebelschütz aus Allenstein stehenden Ehrenbataillon zwei Kilometer weit begleitet werden. Dort wird der Sarg auf die Lafette eines Motorgeschützes gehoben und von einer Motorbatterie, die von zwei Schwadronen eines Reiterregiments begleitet wird, bis kurz vor Hohen­stein gebracht werden. Am Morgen wird der Sarg dann wieder von einem Ehrenbataillon übernommen und in gleicher Weise wie von Neudeck aus zum Tannenbergdenkmal gebracht. Auf dem ganzen Wege von Neudeck über Deutsch=Eylau, Osterode und Hohenstein werden SA., SS., HJ. und andere Ver­bände mit Fackeln Spalier bilden, so daß der Trauer­kondukt sich durch ein einziges Fackelspalier bewegen wird.

Ueberall sind schon Girlanden mit schwarzen Schleisen gezogen. Die Straßen sind ein einziges Meer schwarz verhängter Fahnen. Der Weg wird teilweise mit Eichenlaub, Tannengrün und Blumen

bestreut werden. Der Trauerkondukt soll morgens am Feldherrnhügel bei Froegenau, etwa zwei Kilo­meter vor Hohenstein, eintreffen. Von dem Hügel aus hat Generalfeldmarschall von Hindenburg vor 20 Jahren die Schlacht von Tannenberg geleitet. Ueber Tannenberg und Mühlen, wo der Kampf am heißesten getobt hat, geht es dann weiter nach Hohenstein und die Anhöhe hinauf zum Tannenberg= denkmal.

Gegen 5 Uhr wird der Sarg dort eintressen. Die begleitenden Reiterschwuoronen werden links. und rechts vom Eingangsturm. in dem sich eine Jugendherberge befindet, Aufstellung nehmen. Unter Vorantritt der Fahnenkompagnie wird dann der Sarg in den Feldherrnturm gebracht werden. Erst kurz vor Beginn der Trauerfeier wird der Sarg auf den Katafalk vor dem großen Kreuz gesetzt werden, unter dem 20 unbekannte Soldaten aus der Tannenbergschlacht ruhen.

*

In die im Verwaltungshause von Neudeck ausge­legte Besucherliste haben sich zahlreiche Persönlich keiten eingetragen, die gestern und heute zum Abschied an der Bahre des Feldmarschalls weilten. Neben den Gutsnachbarn und vielen alten Freunden des Ver storbenen finden sich in der Liste auch Eintragungen von Besuchern aus allen Volkskreisen, die von weither nach Neudeck kamen und denen ebenfalls Gelegenheit gegeben wurde, vom Toten Abschied zu nehmen.

Einige alte Damen aus Hamburg, Kiel und Mün­chen haben die weite Reise nicht gescheut, um den Ver­storbenen noch einmal zu sehen; auch die Oberprima des Adols=Hitler=Gymnasiums in Recklinghau­sen ist zum Sterbehause gekommen.

Im Berliner Dom

DNB. Berlin, 5. Aug. In allen Berliner Kirchen hatte sich am Sonntag eine gläubige Gemeinde zu­sammengefunden, um noch einmal im Geiste Abschied zu nehmen von dem verewigten Reichspräsidenten. Besonders stark war der Andrang zum Berliner Dom, wo schon eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes der mächtige Raum so überfüllt war, daß schließlich Polizei zur Absperrung herangezogen werden mußte. Da nicht alle Kirchenbesucher im Schiff Platz fanden, verharrte ein großer Teil vor den Portalen, um von dort aus dem Gottesdienst zu folgen.

Der evangelische Reichsbischof Ludwig Müller, der den Gottesdienst abhielt, predigte auch.

In der Kirche zu Freystadt

DNB Freystadt, 5. Aug. In der hiesigen Kirche, wo Reichspräsident von Hindenburg von Neudeck aus regelmäßig dem Gottesdienst beizuwohnen pflegte, hielt Hosprediger D. Döhring aus Berlin heute vormittag einen Trauergottesdienst ab. Die Kirche, ein Backstein­bau von schlichter und doch wuchtiger Schönheit, ist vor Jahrhunderten aus einem alten Ordensschloß entstanden. Die Mauern zeugen noch von trutzigem Behaupten gegen alle Stürme, die über das ostpreu­ßische Land hinweggebraust sind. Neben der Kanzel hängt an der grauen Wand die Ehrentafel mit den Namen der Gefallenen aus den Kriegen von 1813, 1870 und 1914/18. Daneben sieht man verschiedene milienwappen, obenan die derer von Beneckendorff und von Hindenburg.

Dem Gottesdienst wohnte der Sohn des Feld­marschalls, Oberst von Hindenburg, mit seiner Gattin bei. Um ihn scharte sich wie eine große Familie das Gutspersonal von Neudeck. Hofprediger Döhring sprach ergreifende Worte von der Treue, die zuerst und zu­letzt im Himmel und auf Erden stehe.

Das ungarische Hindenburg­Regiment gedenkt seines Inhabers

DRB Budapest, 5. Aug. Der Kameradschaftsver­band des ehemaligen k. und k. Infanterieregiments Nr. 69, dessen Inhaber Generalfeldmarschall von Hindenburg war, veranstaltete am Sonntag vor dem Heldendenkmal in Stuhlweißenburg, dem ehemaligen Sitz des Regiments, eine Trauerfeier. Etwa 200 ehemalige Offiziere und Mannschaften des Regiments hatten sich vor dem Denkmal eingefunden, dessen Sockel ein Relief des Generalfeldmarschalls trägt. Die Trauerrede hielt der ehemalige Bürger­meister=Stellvertreter der Stadt Stuhlweißenburg und ehemalige Reservelentnant des Hindenburg=Regi­ments, Alexander Simon. Anschließend daran legte der letzte Regimentskommandeur Adalbert Leisz einen Kranz vor dem Denkmal nieder.

Das zur Teilnahme an der Leichenfeier des ver­ewigten Generalfeldmarschalls und Reichspräsiden­ten bestimmte Offizierkorps des Honved=Infanterie= Regiments Nr. 103, das Traditionsregiment des k. und k. Infanterie=Regiments Nr. 69 ist, trat am Sonntag unter Führung des Regimentskomman­deurs, Oberst Otto Koos, die Fahrt nach Tannen­berg an.

Ehrensold für Arbeitsveteranen

RWD. Gütersloh, 3. August. Der Begründer und Seniorchef der Mielewerke AG, Carl Miele, konnte vor einigen Tagen seinen 65. Geburtstag begehen. Aus diesem Anlaß fand jetzt eine Feier statt, die so recht der Ausdruck echter Werksgemein­schaft zwischen Betriebsführer und Gefolgschaft war. Nachdem für die Betriebsleitung und die Gefolgschaft Herrn Miele herzliche Glückwünsche zu seinem Geburtstag ausgesprochen worden waren, nahm Herr Miele jun. das Wort zu einer längeren Ansprache an die Gefolgschaft. Er teilte dabei u. a. mit, daß sein Vater und dessen Teilhaber Zinnkann sich entschlossen hätten, einen Ehrensold für Ar­beitsveteranen zu stiften. Dieser Ehrensold solle denen gezahlt werden, die infolge Erreichung der Altersgrenze aus dem Berufsleben ausscheiden müßten, sowie denen, die durch Arbeitsunfähigkeit in den Ruhestand träten. Weiter sollten auch die Witwen verstorbener Werksangehöriger in den Ge­nuß des Ehrensoldes kommen. Für die Höhe des Ehrensoldes ist die Dauer der Zugehörigkeit zum Betriebe der Mielewerke maßgebend. Nach einer 25jährigen Tätigkeit z. B. beträgt der Ehren­sold 25 Mark monatlich. Die Schaffung des Ehrensoldes tritt neben die vor einigen Jah­ren bereits erfolgte Gründung einer Pensionskasse für die Angestellten und einer Unterstützungskasse für die Arbeiterschaft.

Eine Ortschaft in der Bretagne eingeäschert.

DNB. Paris. 5. Aug. Die Ortschaft La Haie=en­

Crossac in der Bretagne ist durch ein Großfeuer ver­nichtet worden. Die Feuerwehr konnte des Brandes nicht Herr werden, da kein Wasser zur Stelle war. Vier ePrsonen wurden bei den Löschungsversuchen verletzt. Ein großer Teil des Viehbestandes und der Getreide= und Strohlager ist ein Raub der Flammen geworden. Der Brand soll durch einen Schornstein­brand entstanden sein, der sich auf das Strohdach des Hauses übertragen hatte.

Zwölf Verletzte

DNB Amsterdam, 5. Aug. In der Nähe des Wees­verport=Bahnhofs überfuhr ein Dieselmotorenzug ein Haltesignal und stieß mit einem in voller Fahrt ein­laufenden Dampfzug zusammen. Einer der Diesel­motorenwagen wurde in der Flanké von dem Tender der Lokomotive erfaßt und vollständig aufgerissen. Ver­schiedene Abteile wurden ineinandergeschoben und die Reisenden durcheinander gewirbelt. Zwölf Per­sonen wurden verletzt. darunter sieben schwer. Die meisten der Verletzten haben Beinbrüche erlitten. Daß die Zahl der zu Schaden gekommenen Personen nicht höher ist und keine Toten zu beklagen find, wird auf die solide Stahlkonstruktion des Dieselzuges zu­rückgeführt.

Den Sohn erdrosselt

Der Vater erhängt aufgefunden DNB Krefeld. 5. Aug. Am Samstagnach­mittag wurde der 13jährige Heyer in Orbroich bei Hüls im Bett erdrosselt aufgesunden. Die polizeilichen Nachforschungen lenkten sich auf den Vater des Erdrosselten, der seit der Tat verschwun­den war. Sonntagnachmittag fand man ihn im Hülser Bruch erhängt auf. Ueber das Motiv der Tat ist bisher nichts genaueres bekannt, jedoch wird angenommen, daß der Vater aus Gram über den vor einigen Tagen erfolgten Tod seiner Frau zu diesem Verzweiflungsschritt kam.

DerStürmer beschlagnahmt

DNB Nürnberg, 5. Aug. Die Nr. 31 der WochenschriftDer Stürmer wurde wegen der darin enthaltenden Beleidigung eines fremden Staatsoberhauptes polizeilich beschlagnahmt und eingezogen. Die WochenschriftDer Stürmer wurde auf die Dauer von 14 Tagen poli­zeilich verboten.

Der bekannte Bildhauer Professor Josef Thorak, der Schöpfer der letzten nach dem Leben model­lierten Büste Hindenburgs hat auch die Toteumaske geschaffen.

Totenmaske des Reichspräsidenten von Hindenburg