Nr. 563 Dienstag, 1. VDezember 1

Duisburg Ferusprech-Ansch'dsse Nr. 237 und Nr 141(leistere nur für Redaktion).

Ausgabe.

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Durch dielieschafts­stellen des Viertel­zahr.60 M. f0r Ahmat 90 Pf. ein­schlicbl Traggeid durch die Posi de­#gen das Vieriet sohr.60 Ml

GetseinAnte

Duisburg a. Rhein. 1908.

Malhelm a. d. Ruhr: Ferusprech- Auschiönse Nr. 58 and t2.

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Täglich zweimal erscheinende Zeitung.

Kreisblatt für den ganzen Stadtkreis Duisburg(Duisburg-Ruhrort-Meiderich).

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Amtlicher Anzeiger für den Stadtausschutz Duisburg. Offizielles Blatt der Westdeutschen Binnenschiltahrts-Berutsgenossenschaft.

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61. Jahrgang.

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teueste Praht-Nachrichten.

Kaiser-Jubildum.

m Wien, 1. Dez Kaiser Krauz Joseph verlich aus Anlaß seines Regierungsjubtläums eine große Anzahl Auszeichnungen, darunter die Würde eines Geheimen Natco medreren Mitgliedern des Herrenhauses, den Statt­daltern von Tirol und Mähren, mehreren Kirchenfürsten und dem Wiener Burgermeister Dr. Lueger. Der Kaiser verlich das Großkreuz des Stephansordens dem Fürsten Joseph von Schwarzenberg, das Großkreuz des Leopoldsordens dem Fürsten Fürstenberg und dem Statthalter von Triest, dus Großkreuz des Kranz=Joseph-Ordens unter anderen dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Dr. Weißkirchner. Unter den übrigen Ausgezeichneten befinden sich zahlreiche Mit­glieder beider Häuser des Reichsrates sowie Beamte aller Kategorien, Vertreter der Wissenschaft und Kunst, der Presse, des Handels, der Industrie, der Finanzwelt und des Gewerbes.

Erkrankung des Papstes.

u Rom, 30. Nov. Gestern abend und heute früh empfing der Papst, der leichterkältet ist, den Besuch der Aerzte Petacc! und Marchiasava. Der Gesundheitszustand des Papstes bietet zu Besorgnissen keinen Anlaß. Audienzen sind jedoch für diese Woche abgesagt.

* Rom, 30. Nov. Nach Mitteilungen aus dem Vatikan hustet der Papst unter Begleitung leichter Fiebererscheinungen. Angesichts des Alters des Papstes haben die Aerzte Besorgnis vor Komplikationen. Vorderhand wurde Bettruhe verordnet. Der Papst hat heute einige Stunden geschlafen und fühlt da­durch etwas Erleichterung. Sein Gesamtzustand ist jedoch unverändert.

Das italienische Budget.

w Rom, 1. Dez. Im Senat wurde gestern über die

endgültigen Budgets von 1903/04 und 1904/05 verhandelt. Der Schatzmeister Carcano erklärte, nachdem er die guten Er­gebnisse der beiden Budgets hervorgehoben hatte, die Nachricht werde den Senat angenehm berühren, daß auch das Budget von 1907/08, das heute dem Parlament vorgelegt werde, gute Ergebnisse gezeitigt habe, da es mit einem Aktiv= bestand von 36 Millionen abschließe. Beide Budgets wurden hierauf angenommen und die Sitzung geschlossen.

Deutsches Reich.

Die Rückkehr zur Sparsamkeit

empfiehlt der freikonservative Abg. Frhr. v. Zedlitz und Neu­kirch in der Nr. 1 der neuen Zeitschrift für nationale Politik Das deutsche Volk, welche zu ihren Mitarbeitern Mitglieder aller Blockparteien zählt. Der Frhr. v. Zedlitz weist zum Belege seiner Mahnung auf die verschieden ötonomische Ver­anlagung der Hohenzollernfürsten hin und insbesondere auf die Sparsamkeit Friedrich Wilhelms I. im privaten wie ini Staatshaushalt. In Parallele mit dem prunkvollen Hofhalt des ersten Hohenzollernkönigs Friedrich I. erinnert er an den Widerspruch des Finanzministers Scholz, als bei dem Re­gierungsantritt unseres Kaisers dieLakeientracht mit Knie­hosen und Wadenstrümpfen für die Zivilbeamten eingeführt werden sollte. Bismarck, der doch so feinfühlig die politische Bedenklichteit der Einführung einer besonderen Hoftracht er­kannt hatte, sei mit dem Bemerken darüber hinweggegangen, ihn berühre die Sache nicht, denn er trage ja Uniform. Dies­mal sei Herr Scholz der weitsichtigere gewesen, der in diesem Plane die erste Betätigung eines vornehmlich auf äußere Glanz= und Prunkentsaltung gerichteten Sinnes erblickt habe, dessen Wirkungen sich nur zu bald über den Hof hinaus in allen Zweigen der Staatsverwaltung geltend machen würden. Der Zug nach kostspieliger Repräsentation, welcher in unserem Staatsleben hervortritt, steht in ursächlichem Zusammenhange mit der übertribenen Wertschätzung äußeren Glanzes an der

hochsten Stelle. Wenn auch unter den Ursachen unserer Imanznot die Lust an Glanz und Prunk am Hose nicht so antscheidende Bedeutung hat wie im Anfange des achtzehnten Jahrhunderte bei der Finanznot Preußens, so bildete sie doch eine der bedeutendsten Triebkräfte für den Uebergang von der altpreußischen Sparsamkeit zu dem Wirtschaften aus dem Vollen, das zu unseren finanziellen Schwierigkeiten wenigstens beigetragen hat. Friedrich Wilhelm I. begann eingedenk des Sapes:Verba ducunt, exempla trahunt sein Reformwerk mit der Säuberung seiner Hoshalts von allem prunkhaften Beiwerk und machte ihn zum Muster einer bürgerlich=spar­samen Wirtschaft. Nach dem Vorhilde des eigenen Haushalts rcorganisierte er dann die ganze Staatswirtschaft in allen ihren Zweigen in einer für jene Zeit geradezu mustergütigen Weise.

Bei uns liegt jetzt die Sache insosern anders, als die Parole der Rückkehr zu altpreußischer Sparsamkeit nicht von dem Herrscher selbst, sondern von dem Reichskanzler und Minister­präsidenten ausgeht. Aber es erhellt ohne weiteres, daß die ohnehin so großen Schwierigkeiten, welche der passive Wider­stand der dadurch aus ihrer bequemen Geschäftsführung un­liebsam aufgestörten Beamtenschaft der Durchführung jener Parole bereitet, noch in der bedenklichsten Weise sich steigern auch die Gegenwirkung der auf Glanz= und Prachtentfaltung gerichteten Neigung des Herrschers un­geschnecht fortdauert. Ohne Mithilfe des Hoses werde sich die Parole Rückkehr zur altpreußischen Sparsamkeit nur schwer durchführen lassen. Die Geschichte habe nicht dem prunkhaften Regiment des ersten Preußenkönigs, wohl aber dem streng baushälterischen seines Nachfolgers einen unver­gänglichen Ruhmeskranz geslochten.

Um den Sprachenparagraphen.

In der vergangenen Woche haben Sozialdemokraten und andere polenfceundliche Abgeordnete im Reichstage sich dar­über beklagt, daß das Vereinsgesetz nicht so gehandhabt würde, wie Staatssekretär v. Bethmann=Hollweg es ausgelegt habe, besonders würde die Anwendung der polnischen Sprache in öffentlichen Versammlungen von polnischen Gewerkschaften ver­boten, obwohl der Staatssekretär versprochen hatte, daß die Gewerkschaften nicht beeinträchtigt werden sollten. Herr von Bethmann, der im Reichstage nur kurz Antwort gab, begründet jetzt in der Nordd. Allg. Zeitung diese durchaus gerechtfertigte Maßregel, die den Polen nur die Gelegenheit zu deutschfeind­lichen Agitationen erschweren soll, u.., wie folgt: In den Sitzungen des Reichstages vom 24. und 25. November ist von verschiedenen Seiten behauptet worden, in Preußen stehe die Ausführung des§ 12 des Vereinsgesetzes, des sog. Sprachen­paragraphen, mit den vor seinem Zustandekommen abgegebenen Zusicherungen der verbündeten Regierungen nicht im Einklang und widerspreche den Erklärungen des Staatssekretärs des Innern. Diese Unterstellungen erfordern die nachdrücklichste Zurückweisung. Die verbündeten Regierungen haben niemals einen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß die durch§ 12 dargebotene Waffe zur Abwehr von deutschfeindlichen fremd­nationalen Bestrevungen nicht nur im Osten, sondern in be­sonderem Maße und unmittelbar auch im Westendes Reiches dienen solle. Unter diesem Gesichtspunkte haben sie bei den Kompromißverhandlungen über das Sprachenverbot mit Entschiedenheit jeden Versuch bekämpft, die inmitten der kerndeutschen preußischen Westprovinzen auftretenden natio­nalpolnischen Prätentionen direkt oder indirekt der Anwendung des§ 12 zu entziehen. Unter die verschiedenen politischen Richtungen der Gewerkschaftsbewegung fallen die polnischen Gewerkschaften nicht, da sie nicht die ihnen mit allen übrigen Arbeitern gemeinsamen wirtschafts­politischen Interessen in den Vordergrund stellen, sondern für ihren Zusammenschluß lediglich die Stammes= und Spcachen­gemeinschaft sowie die sich darin ausdrückenden fremdnationalen Aspirationen bestimmend sein lassen. Die Ablehnung der Zu­lassung der polnischen Sprache in öffentlichen Versammlungen polnischer Gewerkvereine durch die preußischen Verwaltungs­behörden entspricht also durchaus den im Reichstage kundge­gebenen Auffassungen der Reichsregierung. Von einem Gegen­satz oder gar von einem Desavouieren des Staatssekretärs des Innern durch den preußischen Minister des Innern kann keine Rede sein.

Stimmungsbild aus dem Reichstag.

Arbeiterinnenschutz.

## Berlin, 30. Nov.

Zwischen Steuervermehrungs= und Verjassungswünschen hat sich der Reichstag mit dem weniger aufregenden Gebiete bes Arbeiterschutzes zu beschaftigen. Aus der großen Gewerbenovelle, deren Verabschiedung eine immer neue Fiui von Anträgen für diese Tagung in Frage stellt, mußte wenig­siens der auf die Verhältnisse der weiblichen und der jugend­lichen Arbeiter bezügliche ubschnitt herausgegriffen werden, denn seine sosortige Erledigung ist notwendig, wenn die Ber­ner internationale Arbeiterschutz=Konvention zu Neujahr, am bestimmungsmäßigen Termin, in Kraft treten soll. Die Haupt­teile dieses Noveuenstückes betreffen die gesetzliche Festlegung des Zehnstundentages für Arbeiterinnen, das Verbot der Nachtarbeit und in Verbindung damit die Erfüllung der von den Frauenvereinen ausgehenden Bün­schen nach einem weitgehenden Mutterschug. Daneben wird, wenigstens für die Frage des Arbeiterschutes, die alte, bisher nicht gelöste Streitfrage der Abgrenzung von Fabrik und Handwerk dahin entschieden, daß Berriebe mit regelmäßig mehr als zehn Arbeitern als Fabrikbetrieb im Sinne der Gewerbeordnung gelten sollen. Die Kommission hat in fleißiger Arbeit die soziale Fürsorge der Regierungsvorlage noch in einigen Punkten erweitert, zum Teil freilich unter lebhaftem Widerspruch der Industrie, der auch jetzt bei der zeiten Lesung im Plenum in Anträgen zum Ausbruck kommt. Schon in der Kommission wurden von Sachverständigen der industriellen Praxis schwerwiegende Gründe dafür geltend gemacht, daß die soziale Beglückungstätigkeit des Zentrums und der Sozialdemokratie mit einzelnen der in schwerem Wert­bewerb auf dem Geldmarkt ringenden Industrien auch das Wohl und Wehe der bereiligten Arbeiterschaft in das Pro­krustesbett zwängt und ihr eine Fürsorge aufdrängt, die statt eine Besserung ihrer Lage zu bringen sie in ihrer Lebens­haltung leicht zurückwerfen würde. Während im allgemeinen für den Samstag der Zehnstundentag auf eine Höchstarbeits­bauer von acht Stunden herabgesetzt ist, hat die Kommission für diejenigen Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu besorgen haben, die Arbeitszeit um noch zwei weitere Stunden verkürzt. Hiergegen wird von den Vertretern der Industrie und be­sonders von der Textilindustrie der auch dem Laien verständliche Einwand gemacht, daß dies in den meisten Fällen die Schließung des Berriebes für den Samstag Nachmittag überhaupt zur Folge haben müsse, da die Tätigkeit der ver­schiedenen Arbeiter ineinandergreift. Freisinnige und Natio­nalliderale, vertreten durch den Bamberger Fabrikbesitzer Manz und den Generalsekretär des Bundes der Indu­striellen, Dr. Stresemann, forderten daher die Beseitt­gung dieses Kommissionsbeschlusses und fanden nachdrückliche Unterstützung durch den Staatssekretär v. Bethmann­Hollweg und den Bevollmächtigten der lächsischen Regie­rung, den Gesandten Vitzthum v. Eckstädt. Das Zentrum versuchte mit einem aus betriebstechnischen Gründen allsettig für unannehmbar erklärten Vermittelungsantrag den Rück­zug anzutreten, und so blieben denn die Sozialdemokraten, die neben dem Arbeitersekretär Schmidt=Berlin auch Herrn Stadthagen auf die Tribüne sandten, schließlich völlig vereinsamt: denn der Wortführer der wirtschaftlichen Ver­einigung, Schack, der in der Kommission auf ihrer Seite gestanden hatte, erklärte sich durch die Gründe überzeugt. Die Stellungnahme der Polen bedarf nicht erst einer besonde­ren Erwähnung, da diese Partei seit geraumer Zeit aus Fraktionsgrundsatz in allen Dingen genau so stimmt wie die Sozialdemokraten. So erklärte denn Derr Kulerski auch sein Einverständnis selbst mit der agitatorischen Forderung des Achtftundentages, die seine roten Genossen durch Partei­tagsbeschluß genötigt sind, bei solchen Gelegenheiten herauszu­

stecken. Obgleich auch die konservativen Parteien durch die Avgg. Henning und Schmidt=Altenburg, zum Teil sogar mehrfach zu Wort kamen, führte die fünsstündige Verhandlung heute noch zu keiner Abstimmung und man beschließt, die Ver­handlungen morgen fortzusetzen.

ratung des Lehrerbesoldungsgesetzes, die gestern ihre Arbeiten wieder aufnahm, lag ein von den National liberalen, Konservativen und Freikonservativen gemeinsam gestellter Antrag vor, nach welchem an Staatszuschüssen für Orte mit mehr als 25 Stellen mindestens 7 Millionen ausge­setzt und die festen Zuschüsse nur noch den Eemeinden bis zu 7 Stellen gewährt werden fellen Im übrigen erfolgt ein

Staatszuschuß nur noch bei dem Nachweis wirklicher Bedürf­tigkeit; auch den kleinen Gemeinden bis zu 7 Stellen kann der Zuschuß entzogen werden, wenn sie leistungsfähig sind. End­lich will der Antrag sicherstellen, daß keine Gemeinde Zuschösse erhält, die nicht auch wirklich zur Aufbesserung der Gehälter verwendet werden.

Die Staatsregierung macht einstweilen nur unerhebliche Bedenken geltend. Der Finanzminister erklart: Die bisheri­gen Beschlüsse der Kommission bedeuten einen Mehraufwand von 9,8 Millionen, nämlich:

1. die Erhöhung des Grundgehalts von 1350 auf 1406 Mark gleich 3,3 Millionen. 2. die Erhöhung des Grundgehalts der Lehrerinnen von 1050 auf 1200A gleich 1,9 Millionen, 3 die Zulagen für alleinstehende und erste Lehrer gleich.,5 Mill. 4. Erhöhung des Grundgehalts für einstweilig angestellte Lehrer gleich.0 Millionen. zusammen 9,7 Millionen Mark.

Es erhellt daraus, daß die Klage nicht genügend unter­richteter Lehrerkreise, daß die Kommission bis dahin nichts durchgesetzt habe, durchaus nicht begründet ist, zumal auch Deckung für diese.7 Millionen Mark noch nicht vorhanden ist. Daß es wünschenswert ist, und daß das Bestreben der Nationalliberalen dahin geht, weitere Vorteile durchzusetzen, ist selbstverständlich. Der Kompromißantrag, der nach aller­dings recht komplizierten Berechnungen mindestens 4 Mill. flüssig machen will, verfolgt diese Tendenz.

Das Zentrum will Alierszulagekassen für Stadt und Land getrennt errichten. Das würde die Freizügigkeit der Lehrer aufheben, auch zwei Klassen von Lehrern schaffen.

Nachdem alle auch die älteren auf Besoldungs­kassen bezüglichen Anträge mit 11 gegen 10 Stimmen, der des Zentrums gegen 5 Stimmen abgelehnt waren, wurde der Kompromißantrag mit zwei kleinen Modifikationen mit 18 gegen 8 Stimmen angenommen.

Damit ist die Grundlage für eine praktische Förderung des Entwurfs gewonnen.

Fortsetzung: Dienstag, 1. Dezember, vormittags 11 Uhr.

Kurze politische Meldungen.

n Aus dem angeblichen Verlauf der letzten Tagung des Bundesratsausschusses für auswärtige Angelegen­heiten folgern Zentrumsblätter,daß im Bundesrat gegen eine Regulierung der Kanzlerverantwortlichkeit sich Bedenken kaum erheben werden und daß die diskutable Verfassungs­änderungsvorschläge des Reichstages schwerlich Widerstand der Regierungen finden werden. Dieser Auffassung gegen­über ist festzustellen, daß der Bundesratsausschuß die Frage einer Aenderung der verfassungsmäßigen Regelung der Kanzlerverantwortlichkeit überhaupt nicht erörter: hat.

Parlamentarisches.

Lehrerbesoldung.

mb. Der Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vorbe­

Verfasungsänderungsanträge.

Für die Verfassungsdebatte, die am Mittwor stattfindet, sind bisher folgende Redner gemeldet: Für die Nationalliberalen Junck, für das Zentrum Spahn, für die Freißunigen Müller=Meiningen und Friedrich Raumann, fü­die Sozialdemokraten Ledebour, Singer und Heine.

Der Antrag der freisinnigen Fraktionsge­meinschaft auf Abänderung der Verfassung des deut schen Reiches ist jetzt dem Reichstag zugegangen. Danach sos Im Artikel 17 der Verfassung, der lautet:Dem Kaiser steh ; die Ausfertigung und Verkundigung der Reichsgesetze und Ueberwachung der Ausführung derselben zu. Die Anord­nungen und Verfügungen des Kaisers werden im Namen des Reichs erlassen und bedürsen zu ihrer Gültigkeit der Gegen­zeichnung des Reichskanzlers, welcher dadurch die Verantwort­lichkeit übernimmt, die Wortewelcher dadurch die Verant­wortlichkeit übernimmt, gestrichen werden. Hinter diesem Ar­tikel soll eine Anzahl Bestimmungen eingefügt werden, die wir in unserer Abend=Ausgabe veröffentlichen werden.

Auf dem Spielplatz im Walde.

... In leuchtendem Sonnenschein liegt der städtische Epielplatz Duisburgs da. In frischem Grün umrahmen ihn die stattlichen Bäume des Duisburger Waldes. Vor dem Hintergrund der Baumkronen flattern Jahnen, Girlanden bilden einen reizvollen Schmuck.

Leuchtender Sonnenschein liegt auch auf den Gesichtern der Meuschen, die zu vielen Tausenden den Platz beleben. Man sieht ihnen an: ein seltenes, freudiges und bedeutsames Ereignis ist es, das sie hier unter Gottes freiem Himmel zusammen geführt hat. Lebhaftes Interesse spiegelt sich in den Gesichtszügen der Besucher wieder, wenn sie bei ihrem Umherwandern auf dem Platze auf turnerische und sportliche Vorführungen stoßen....

Turnerische und sportliche? höre ich fragen. Was ist denn los? Wie kommt es, daß Turner, Spieler, Leicht­athleten, Athleten usw. einträchtig nebeneinander wirken und zu friedlichem Wettstreit zusammengekommen sind? Was ist das vereinigende Band, das sie über alle trennenden Gegen­sätze hinweg auf einem gemeinschaftlichen Boden vereinigt?

Die Antwort später!

Wersen wir zunächst einen Blick auf die Darbietungen.

Hier haben die Turner ihr Lager aufgeschlagen. Ein reich belebtes turnerisches Bild zeigt sich den auf= und nieder­wogenden Menschenmassen. Geräteturnen, volkstümliches Turnen, Spielen. An anderer Stelle stehen sich zwei Spiel­vereine im Fußballwettspiel gegenüber, weiter werden Faust­ballwettspiele ausgesochten; die Leichtathleten erproben ihr Können im Stafettenlauf. im Diskuswersen, im Springen usw.; die Athleten geben Proben hoch entwickelter Körperkraft.

Plötzlich werden die Einzelvorführungen unterbrochen, der Platz wird frei gemacht, und die Turner rücken zu Massen­vorführungen ein. Wie immer, versehlt, diese wirksame Dar­bietung auch diesmal ihren tiefen Eindruck nicht.

Dann geht das Turnen und Spielen weiter, bis der Abend

sich leise herniedersenkt.

*

. Das erste vaterländische Turn=, Spiel= und Sportfest in Duisburg ein Königreich für einen kurzen und erschöpfen­den Ausdruck! nähert sich seinem Ende. Schon acht Tage vorher hatte das Fest mit wassersportlichen Vorführungen inde begonnen. Die Schwimmer und Ruderer hatten ier Bürgerschaft in buntem Wechsel gezeigt, was sie zu leisten vermögen.

Und dann gab es am Vormittag des Hauptfesttages Wett­kämpfe in verschiedener dorm, an denen alles sich beteiligte, was springen, lauser utm konnte. Ein edler, friedlicher Wettkampf war es, der die Anhänger der verschiedenen Be­strebungen auf dem Gebiete der Leibesübungen vereinigte und so einander näher brachte.

*

Rux nahte das Fest seinem Ende. Die Verteilung der Preise begann, und in dichten Scharen branden die Volks­gengeg an dem Bodinm, aus dem Ausprachen gehalten wer­

ven. Nur bruchstückweise ist's in der allgemeinen Erregung

und Unruhe verständlich...

.... Nicht vom Zweck und der Bedeutung eines Spiel­

platzes für die Volksgesundheit will ich sprechen, tönt es herunter, sondern auch davon, was er in natio­naler und sittlicher Hinsicht Gutes wirken kann. Als die Stadtverwaltung den Plan saßte, den Spielplatz zu schaffen, da begrüßten alle Freunde von Leibesübungen diesen Plan mit aufrichtiger Freude. Und sie entschlossen sich, den Spiel­platz zu einer Stätte wahrhaft edlen Strebens zu machen. Gegeneinander zu arbeiten hatten sie damals schon ver­lernt. Gegenseitiges Kennen= und Verstehenlernen hatte die Gegensätze, wie sie z. B. viele Jahre zwischen Turnerei und Sport bestanden, allmählich mehr und mehr abgeschliffen. Das Gegeneinanderarbeiten wurde von einem Neben­einanderarbeiten abgelöst, und jetzt sind wir soweit, daß wir eine Grundlage gesunden haben zum Miteinanderarbeiten für die Gesundheit des Volkes und für sein Glück....

Freudiger Beifall erstickte die folgenden Worte.

.. Einmal im Jahre, hört man weiter, wollen wir alle, die wir in nationalen Landesverbänden organisiert sind, zusammenarbeiten, gleichviel, ob wir Turner oder Ruderer oder Radfahrer oder Athleten sind. Ueber den Sonderbestre­bungen der einzelnen Gruppe steht uns der einigende natio­nale Gedauke, den wir hegen und pflegen wollen. Und daß wir alle darin einig sind, das wollen wir auf unseren natio­nalen Spielfesten vor aller Oessentlichkeit durch treues Zu­sammenarbeiten zum Ausdruck bringen. So geben wir unse­rem Fest die notwendige innere Berechtigung....

.... Zum ersten Male wird heute der Spielplatz benutzt. Heute kennt man hier keine Unterschiede des Standes und Ranges, deute weilt die ganze Bürgerschaft hier. So soll es bieiben. Und wenn wir jetzt den Spielplatz seiner Be­stimmung feierlich übergeben haben, dann taten wir es mit dem Wunsche, daß nie Disharmonien das gute Verhältnis zwischen allen, für die er geschaffen wurde, trüben möge, son­der: daß Arm und Reich, Hoch und Niedrig hier eine Stätte der Erholung und des Friedens nach den Beschwerden und Mühen der Arbeit sinden werden. Deshalb wollen wir den Lag der Spielplatzweihe in der Erinnerung festhalten und vollen, wie es andere Städte uns vorgemacht haben, immer wieder bei vaterländischen Spielfesten zeigen, daß wir das Trennende in den Hintergrund zu drängen und das Einigende besonders zu betonen vermögen, um damit unseren Dank für den Spielplatz abzustatten....

.... Mit wachsender Besorgnis, so klang es jetzt ernst und nachdrücklich von der Tribüne herunter, verfolgten Freunde unseres Volkes die Erscheinungen, die nach Ansicht vieler auf eine Abnahme der Volksgesundheit hindeuten. Die Abpandgrung vom Lande nach den Großstädten ist auf die für die Existenz eines Volkes außerordentlich wichtige Militär= tauglichkeit nicht einflußlos geblieben. Wohl ist nach einer der letzten Statistiken der Durchschnitt der Diensttauglichkeit im allgemeinen nicht zurückgegangen(er betrug in den Jahren 1894 bis 1904 57,3 Proz., in den früheren Jahren schwankte er zwischen 55,8 und 30.9 Proz.), aber es steht un­bestreitbar fest, daß sie in den Großhödten und unser Duis­burg ist sa bekanntlich eine Großstadt abnimmt. Berlin und Hamburg weisen die niedrigsten Zahlen der Militär­dienstanglichen auf. Seit Johren treibt man soziale Hygiene in mannigsucher Form. Die Schglingssterblichkeit, die Lun­gentuderkulose usw. haben ebeldenkende Männer und Frauen

auf den Plan gerufen; große Anstrengungen sind nötig, große Opfer müssen gebracht werden, um den Wirkungen dieser ver­heerenden Volkskrankheiten zu begegnen. Weiche erheblichen Summen stehen für Wohlfahrtseinrichtungen aller Art, Nervenheilstatten, Gesundheitsämter, Schulärzte, bakteriolo­gische Untersuchungsstationen, Krankenhäuser Rekonvales­zentenheime usw. in den Etats der Städte! Aber nicht ent­standenen Schaden zu bessern, muß unsere Aufgabe sein, son­dern viel wichtiger ist das Vorbeugen. Ja glaube, was wir für Schaffung und Unterhaltung des Spielplatzes au zu­wenden haben, das ersparen wir an anderer Stelle für Wohl­fahrtseinrichtungen... Und nicht zuletzt wollen wir der Jugend einen guten Tummelplatz schenken. Wem blutere nicht das Herz, wenn er sieht, wie man sich heute vielfach mit dumpfen Räumen zum Turnen behelfen muß, in denen es an Licht und Luft fehlt. Hier wird es anders sein....

... Und unser schönes teures Vaterland... hoch!

Brausende Hochruse erfüllten die Luft und pflanzten sich fort.

Ja, was ist denn passiert? Wie Just imGötz von Berlichingen erweckt mich eine Bewegung aus einem Traum. Ich hatte geträumt geträumt vom Duisburger Spiel­platz....

Und eingeschlafen war ich beim Studium der Tagesord­nung für die Stadtverordnetensitzung Punkt 3:Verlegung des Spielplatzes im Duisburger Walde. W. Fest.

Prolog

zur Einweihung des neuen Konzertsaales imBurgacker.

In dem Konzert des Duisburger Lehrergesangvereins am Sonntag wurde von Frl. Käthe Herrlich aus Düsseldorf folgender gehaltvolle, von Herrn Rektor Brinkmann gedichtete Prolog gesprochen, in dem es u. a. heißt:

Verjüngt in wohlgemessinen, edlen Formen Und vornehm setkisiertem Farbenkleid,

Nach jugendlichen, wohlgefäll'gen Normen,

Genuß vereinend mit Behaglichkeit,

Erstand aus öden, trauernden Ruinen,

Die kündeten von gier'ger Flammen Raub,

Dies Haus, von neuerwachtem Glück beschienen,

Wie Phönix aus der Asche nicht'gem Staub.

Mit seiner Schönheit, die wir froh entdecken,

Und die verheißungsvoll zum Herzen spricht, Gewachsen ist das Haus in seinen Zwecken;

Das Morgenrot der Kunst durch Wolken bricht Nicht mehr geöffnet sind des Hauses Hallen Den Jüngern Jahns und ihrem Ziel allein,

Die Leier Pelyhymnias soll hier erschallen Im neuen Heim, das unserem Verein Bereitet ist an altehrwürdiger Stätte,

Vom Hauch vergang'ner Herrlichkeit berührt Geheiligt durch der Jahre lange Kette,

Die zu dem Ursprung ihres Namens führt

Im Geiste seh' ich hier vorüberziehen Zur Königsburg des Landes Ritterschaft,

Die Helden kühn in Kampfeslust erglühen

Dort zu erproben ihres Armes Kraft.

Und wenn die Bürger, edlen Sinns und wacker Begrüßten hohen Herrn auf weiter Au Der schönen Ruhr, so ward auf diesem Acker Auf dem sich jetzt erhebt der stolze Bau,

Mit höflichen, ergebungsvollen Worten Vom Bürgermeister und dem Magistrat Der Schlüssel übergeben zu den Pforten Der Burg und Stadt, die trugen Festesstaat. Denn dicht am Eingang zu der Burg gelegen War dieses Reichshofs Feld, am Stapeltor, Begrenzt von wicht'gen, vielbelebten Wegen Und üpp'ger Gärten, Wiesen reichem Flor.

Versenkt sind diese Bilder nun schon lange Ins tiese, uferlose Meer der Zeit,

Gewichen unabweisbar starkem Drange Des en'gen Wechsels, der Verzänglichkeit.

Doch sieh! Wie einstmals finden wir bereitet Auf gleichem Boden festlichen Empfang,

Und hohe Freude jeden Busen weitet,

Und weckt im Herzen festlich frohen Klang.

Denn eines gottgesandten Gastes Straße Führt heut in dieses neuerstand'ne Haus,

Und aus des gold'nen Füllhorns Uebermaße Streut er die ersten reichen Gaben aus.

Wohlan, in Ehrsurcht laßt uns ihn begrüßen, Vertrauensvoll erbittend seine Gunst,

Und ihm die prächt'ge Halle dann erschließen Als einen Tempel deutscher Sangeskunst.

Willkommen heiß ich Dich, Du Himmelsspende, Die Du dem Menschen Engelschwingen leihst, Daß er vom Staub des Irdischen sich wende Jur ew'gen Schönheit, die in Dir sich preist! Musik! Du gibst voll Huld in unfre Hände Ein Märchen, das uns Wunderwelten weist, Geheimnisvolle Weisen hör ichs künden,

Im Ton der Menschheit Rätsel uns ergründen.

Wo Du verweilst, dort Trost und Tugend walten. Der Lebensmut aus tausend Bronnen fließt, Gemeinsinn, Freundschaft ihr Panier entsalten, Aus Dir, Musik, des Frohsinns Blume sprießt. Und sollt ein Weh die Brust uns schier zerspalten, Du bist's, der Balsam in die Wunde gleßt,

Du bist's, der uns den Göttersunken spendet,

Der aus Elysium uns ward gesendet.

Willkommen heiß ich Dich, mit Segen lohne Das Streben, das sich Deiner Gunst empfahl! In hoher, zaubermächt'ger Würde throne

Als Königin fortan in diesem Saal!

Als hellster Edelstein in Deiner Krone,

Als schönster Schmuck das deutsche Lies erstraßt! In Ehrfurcht wir die Schlüssel überreichen,

O möge nie des Tages Glanz erbleichen!

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