SC C 2

Nr. 357 Samstag, 1. Xuaust.

Mittag­

Ausgabe.

Duisburg: Fernsprech-Anschlüsse Nr. 237 und Nr 141(letzierer nur für Redaktion).

Hnisburg a. Rhein. 1908.

Pemerreis:

Durch die Geschäfts­steilen das Viertel­jahr.40., für Monat 80 Pf., ein­schließl. Traggeld; surch de Fesk be­zogen das Viertel­jahr.40 M.

Täglich zweimal

.44141

erscheinende Zeitung.

Mülheim a. d. Ruhr: Fernsprech-Anschlüsse Nr. 58 und 50

Anzeigenpreis:

Die Borgiszeile oder deren Raum 20 Pfg., im Reklamenteil die Petitzeile 60 Pig. Freitags wird ein Illustr. Unterhal­tungsblattkosten­trei beigegeben.

Kreisblatt für den ganzen Stadtkreis Duisburg(Duisburg-Ruhrort-Meiderich).

Amtlicher Anzeiger für den Stadtausschutz Duisburg. Offizielles Blatt der Westdeutschen Binnenschiffahrts-Berufsgenossenschaft.

Druck und Verlag:Rhein- und Ruhrzeitung, G. m. b.. Duisburg.

61. Jahrsang.

Schluss der Anzeigen- Annahme für die Mitag-Ausgabe spätestens 7% Uhr vormitags, für die Abend-Ausgabe spätestens 212 Uhr nachmittags Für Aufnahme von Anzeigen in bestimmten Aussaben ader an destimmten Stellen kang keine Gewähr geleistet werden.

Pradinachr.=ddruse

Rheinruhr, Duisburg.

Haupt-Geschäftsstellen: Duisburg, Rhein- u. Ruhrzeitung. G. m. b.., Casinostr. 14. D. Ruhrort: Andrese& Co..-MNeiderich: W. H. Schweer. Mülheim(Ruhr): Julius Bagel. Geschäftsstellen: Oberhausen: Max Ungert. Herm. Rosendahl. Homberg a. Rh.: Hermann Meister. Friemersheim: Johannes Pannen. Nörs Gerh. Pannen. Dinslaken: H. Terbrüggen. Wesel: K. Kühler. Rotterdam: Anton Meudt, Gr. Draaisteeg 12.

Diese Mittagausgabe umfaßt 10 Seiten.

Veschon Sshantich u uer he Entschluß ist ihnen aber recht schwer geworden, und es ist, wie die Verhandlung über die zehnte Kreisschulinspektion bei der Beratung des diesjährigen Kultusetats beweist, ein hoher Grad von Empfindlichkeit zurückgeblieben. Dieses psuchologische Mo­ment wird bei der Behandlung der Frage im nächsten Abge­ordnetenhause voll berücksichtigt werden müssen, wenn man nicht die Geschäfte des Zentrums machen und dessen Absicht, die Konservativen zu sich hinüberzuziehen, die Wege ebnen will. Die Erreichung des Zieles ist ja den Verzicht auf Reden aus dem Fenster auch wert. Es bedarf also vorerst nur eines ge­wissen Maßes von politischem Takte und der Vermeidung grober Ungeschicklichkeiten, wie sie bei verständigen Politikern eigentlich selbstverständlich sein sollten, um der Gesahr eines kundgebungen woraus eine Prügelei entstand. Die Polizei näheren Aneinanderrückens von Konservativen und Zentrum schritt ein, sperrte den Ringplatz ab und nahm zehn Verhaftun= vorzubengen. Hinsichtlich der Wahlrechtsfrage macht der frei­gen vor....... konservative Führer eine Reihe taktischer Vorschläde. Er meint:

Ruhe in Niederländisch=Indien. Was die Wahlfragen anlangt, so stehen Konservative und Zen­

Hagg, 1 Nr: Dach ainar amtsichen Reldung kat:; trum auf demselben ablehnenden Standpunkte betreifs der

Aug. Nach einer amtlichen Meldung hat die Forderung einer Neueinteilung der Wahlkreise, vertreten da­Bevölkerung von Kapan(Ober=Padang), die wieder voll= gegen in der Wahlrechtsfrage den diametral entgegengesetzten

Standpunkt. Die Konservativen wollen das geltende Wahl­recht im allgemeinen und die öffentliche Stimmabgabe im be­sonderen nach Mäglichkeit aufrecht erhalten, das Zentrum sor­

keurste Brahl-Rachrichten.

Deutschseindliche Kundgebungen.

Wien, 1. Aug. In Teplitz veranstalteten vorgestern abend 80 bis 100 tschechische Handwerker deutschfeindliche Straßenkundgebungen. Die Deutschen antworteten mit Gegen­

kommen frie gierungsbea

Ober­

ziedliche Gesinnung bekundet, in Gegenwart von Re­samten und Offizieren ein großes Unter­erfungsfest gefeiert, an dem fünfhundert Frauen teil­hmen. Die Besetzung von Kamang, das auch in dang liegt, ist aufgehoben worden.

Fallières in Norwegen.

u Christiania, 1. Aug. Das französische wader mit dem Präsidenten Fallières

ist

gestern nachmittag um Uhr unter dem Salut der Festung Akershus und der Kriegsschiffe hier eingetroffen. Der König fuhr auf einer Schaluppe unter Salut nach der Verité, um den Präsidenten zu begrüßen. Nach der Begrüßung ging Prä­sident Fallières mit Gefolge an Land. Er wurde von der Menschenmenge begeistert begrüßt. Der König stellte die Mi­nister, das Präsidium des Storthings und die Spitzen der Be­hörden vor. Darauf fuhren die Herrschaften von Kavallerie eskortiert nach dem Schloß. Kurz nach der Ankunft sich Präsident Fallières und der König auf dem Balkon. Ihr Erscheinen rief bei der zahlreichen Menge begeisterten Jubel hervor.

Cholera.

(2 Petersburg, 1. Aug. Auch in Astrachan sind wiederum acht neue Cholerafälle vorgekommen, von denen fünf tödlich verliefen. Außerdem werden aus den Kreisen Ser­holk und aus der Stadt Samara mehrere Fälle gemeldet.

Russisches.

I Simferovol, 1. Aug. Das Kriegsgericht verur­teilte sechzehn Arrestanten, die angeklagt waren, bei der im Mat dieses Jahres versuchten Massenflucht aus dem Gefängnis vier Gefängnisbeamte ermordet zu haben, zum Tode; für zwei der Verurteilten wird Umwandlung der Strafe in Zwangsarbeit nachgesucht werden.

Die Unruhen in Persien.

2 Täbris, 1. Aug. Die Scharmützel zwischen den Anhängern der Regierung und den Revolutionären haben vier Tage, vom 25. bis 28. Juli, gedauert. Seit dieser Zeit herrscht Ruhe. Die Regierungstruppen nahmen an den Plünderungen teil. Das Handelslager eines russischen Staatsangehörigen wurde geplündert und verbrannt, wobei auch die letzten Ein­richtungsstücke der russisch=persischen Schule in Flammen auf­gingen. Ferner wurde ein Lager von Nähmaschinen und ein solches der Deutschen Osthandelsgesellschaft ausgeraubt. Ueber die Frage, wen die Verantwortlichkeit für diese Zwischenfälle trifft, finden zwischen dem Gouverneur und dem russischen Generalkonsul Verhandlungen statt.

dert die Einführung des Reichswahlrechts in Preußen und ins­besondere die geheime Wahl. Die Vorliebe für das Reichs­wahlrecht ist bei dem Zentrum rein platonisch, aber die Forde­rung der gebeimen Stimmahgabe ist ernst gemeint. Die An­hänger des Reichswahlrechts sind auch im neuen Abgeordneten­hause stark in der Minderheit, dagegen ist es möglich, vielleicht selbst wahrscheinlich, daß ein Antrag auf Einführung der ge­heimen Stimmabgabe nicht mehr, wie noch am 10. Januar d.., abgelehnt, sondern wenn auch mit knapper Mehrheit an­genommen würde. Dieser Umstand ist, wie im allgemeinen, so auch für die vorliegende Frage von großer Bedeutung. Ein Auscinanderstimmen von Zentrum und Konservativen in einer Abstimmung rein demonstrativer Natur, wie die über die Uebertragung des Reichswahlrechts auf Preußen, kann das Verhältnis beider Parteien schwerlich trüben, wohl aber kann dies der Fall sein, wenn durch die Stimmen des Zentrums

65

sigten würde und dann vielleicht für die Lösung des Wahlrechts­probleuts praktische Bedeutung gewönne. Ein Antrag auf Einführung der geheimen Stimmabgabe, über den für sich ab­gestimmt werden müßte, wäre daher seitens der Linken voraus­sichtlich ein wirkungsvoller Schachzug gegen einen festeren Zu­sammenschluß der Konservativen und des Zentrums. Daß ein

Teheran, 1. Aug. sten Anschlag verließd starker Bedeckung ein

etroffenen Kurden wohn

Zume

rsten

seit dem gegen ihn socschah und machte

K denkt die Regierung die neue Strafprozeßordnung schon im Oktober 1910 in Krait treten zu lassen.

Der Schwerpunkt des ganzen Verfahrens soll in der ersten Instanz liegen, ihr Urzeil soll die Notwendigkeit einer Berufung eventuell ausschließen. Das Vernfungsrecht soll beiden Parteien zustehen. Nicht allein auf die Verhandlungs­protokolle soll sich das endgültige Urteil der höheren Instanz gründen, dem Angeklagten ist auch das Recht zugestanden, das Entlastungsmaterial aus der ersten Instanz, eventuell seinen Richtern neues, in mündlicher Verhandlung vorzutragen. Schon in der Voruntersuchung werden dem Angeklagten und seinem Verteidiger weitgehende Rechte eingeraumt und es darf dem Angeklogten die Möglichkeit, sich in weitestgehendem Maße zu entlasten, nicht beschnitten werden. Dagegen kann die Reichsregierung dem von mancher Seite geäußerten Wunsche, die Berusungsgerichte auch mit Laienrichtern zu be­jetzen, nicht nachkommen. Sie wird auch im Reichstage ent­schieden dagegen Stellung nehmen, salls von einzelnen Par­teien nach dieser Richtung hin Forderungen erhoben werden sollten. Außer den vielen Gründen, die dagegen sprechen, ist der Mangel an geeigneten Beisitzern auch für die Regierung ausschlaggebend gewesen. Die Regierung mußte auch darauf Rücksicht nehmen, daß die berufliche Betätigung des einzelnen durch Heranziehung zum Richterdienst nicht allzusehr unter­

dessen Strafverfahren

bunden werde. Selbst in England uns vielseitig als Muster hingestellt wird Berufungsinstanz kein Laienelement.

existiert in der

Aus dem Parteileben.

* München, 31. Juli. Die Liberalen bringen für die durch den Tod Ehrharts erledigten Reichs= und Landtags­mandate Ludwigshafen und Kaiserslautern den antiultramon­tanen katholischen Pfarrer Tremmel aus Volksbach in Vor­schlag.

den Werkstätten der Sozialdemokratie.

Ein sozialdemokratisches Flugblatt, das in Berlin ver­kteitet wurde, gibt hoffentlich der Staatsanwaltschaft Veran­lassung zum energischen Einschreiten. Anknüpfend an die Er­gebnisse der Landtagswahlen heißt es darin:

.... Dazu könnt Ihr sehr viel beitragen, wenn Ihr alle

diejenigen Geschäfte meidet, deren Inhaber ein solches System unterstützen. Es sind dies:(hier folgen die Namen von 4 Schuhmachermeistern, 3 Grünkramhandlungen, 2 Gastwirten, 2 Kohlenhändlern, 2 Milchgeschäften, 2 Naterialien= und Ko­

solcher Antrag von dem linken Flügel des Blocks gegen den lonialwarenhändlern und je 1 Drogisten, Friseur, Uhrmacher,

3lumengeschäft, Zigarrenhändler, Barbier, Wäsche= und Plätt­geschäft. Dann heißt es weiter:

Diese Euren lieben Mitbürger haben bei der Landtags­wahl ihre Stimmen zu Gunsten der Dreiklassenschmach abge­geben. Run ihr kleinen Beamten und Arbeiter laßt diesen Herrschaften ihren Ramsch verkaufen, an wen sie wollen; mögen die erst= und zweitklassigen Wähler bei ihnen kaufen, meidet sie. Kauf nur in Geschäften, deren Inhaber ihre Stimmen zu Gunsten des aülgemeinen geheimen und gleichen Wahlrechts abgegeben haben:

Boykottiert diese Volksverräterl

Es wäre traurig um die Rechtspflege in Preußen bestellt, wenn man diesen terroristischen Gelüsten übermütiger so­zialistischer Agitatoren nicht die Spitze bieten konnte.

05

Kell

rechten mit Hilfe des Zentrums, der Polen und der Sozial­

demokraten durchgedrückt würde, wäre allerdings vom Stand­punkte der Blockpolitik äußerst unerwünscht, und es würde da­her vor dem Entschlusse auch diese Seite der Sache sorgsamst zu erwägen sein. Diese Erwägung selbst aber liegt ganz außer­halb des Rahmens dieser Untersuchung.

Kann die nachdrückliche Geltendmachung der Forderung der Einführung der geheimen Stimmabgabe seitens der Libe­ralen ein wirksames Schutzmittel gegen einen engeren Zu­

sammenschluß der Konservativen und des Zentrums abgeben, so wäre umgekehrt das Drängen auf Neueinteilung der Wahl­kreise nur zu geeignet, die Konservativen geradezu in die offenen Arme des Zentrums zu treiben. Ein dahin abzielender Antrag hätte an sich keine praktische, sondern nur demonstrative Bedeutung, wäre aber unter diesem Gesichtspunkte ein schwerer taktischer Fehler.

Sowohl auf dem Gebiete der Schule, wie dem des Wahl­rechts liegen die Dinge also so, daß die Lieberalen, wenn sie ihre Kraft auf praktische Ziele konzentrieren und es vermeiden. für die konservativen besonders empfindliche Punkte zu be­rühren, sehr viel zur Verhütung eines engeren Zusammen­schlusses zwischen Konservativen und Zentrum beitragen, daß sie umgekehrt aber durch ein mehr auf die Wirkung nach außen berechnetes Vorgehen mit Schlagworten nur zu leicht die Gefahr eines solchen heraufbeschwören können. Wäre das

Zentrum in derselben Lage, so würde sicher der erste Weg gewählt, der andere sorgsältig vermieden werden.

schenden Klasse. So heißt es beispiels Zum Falle Schücking. an dieFräntische Tagespost- u..:

In der Presse ist in dieser Woche das Disziplinarver=]Die Begnadigung war unmöglich. Denn der König ist fahren gegen den Bürgermeister der Stadt Husum sehr lebhaft nach der Unterzeichnung des Todesurteils auf eine Nordland­kritisiert worden. Die Tatsachen lassen sich mit Sicherheit reise gegangen. Er mag der Erholung bedürftig sein: wir

ab die gönnen ihm gewiß gerne jedes Vergnügen. Aber er sollte die Berater aus seiner Umgebung entfernen, die ihm rieten. in

*

Grete Beier und die Sozialdemokratie.

Welche Verwirrung der Klassenhaß anrichten kann, zeigt recht drastisch die Bewegung, welche anläßlich der Hinrichtung der Mörderin Grete Beier ganze Volksschichten ergriffen hat Es soll hier gar nicht untersucht werden, ob eine Begnadigung germeistersaochter angebracht war: nur die Begleit­

Re nach dem Gottesdienst am Fenster seines Kiosks noch mehr­mals dem Volke zeigte. Später empfing der Sulian das diplomatische Korps, das mit Ausnahme der Vertreter Ruß­lands und der Balkanstaaten vollzählig erschienen war, in Audienz. Nach einer kurzen Ansprache des derzeitigen Doyens Marquis Imperiali begrüßte der Sultan besonders herzlich den deutschen Vertreter, der Grüße des Kaisers und Aller­höchstdessen Wünsche ausrichten konnte, daß der neue, vom Sulian mit soviel Weisheit und so rückhaltlos betretene Weg seiner Regierung und seinem Lande zum Glück und Segen

gereichen möge. Dan

selbst­

der bewunderungswürdigen Selbst­

zucht und Ordnung des ottomanischen Volkes verlief dieser Tag, wie die vorhergehenden, in der harmonischsten Weise.

Die Blätter veröffentlichen eine amtliche Bekanntmachung, daß der Minister Selim Pascha Melhame durch ein Jrade des Sultans abgesetzt worden ist. Sein Gehilfe wird interimistisch die Geschäfte des Ackerbauministeriums führen. Der Divisionsgeneral Riza Pascha wurde zum Großmeister der Artillerie ernannt, der Unterrichtsminister Haschim Pascha reichte seine Abdankung ein. Zu seinem

Nachsolger wurde Hakki Bey ernannt. Der Wali von Adrianopel Siver Bey wurde zum Polizetminister er=, nannt. Einer amtlichen Bekanntmachung zufolge wurde ein Jrade erlassen, das den Beschluß des Ministerrats betreffend Abschaffung der Geheimpolizei sanktioniert. Der neue Unterrichtsminister Hakki Bey, ein Mann von hervor­

ragenden Eigenschaften, wird in diplomatischen Kreisen sehr geschätzt. Er vertrat die Türkei auf der ersten Haager Kon­ferenz.

Nach einer Meldung derKölnischen Zeitung" aus Kon­hall Fuad Pascha, der Sieger über die Russen bei Elena, der vor sieben Jahren nach Da­maskus verbannt wurde, aus dem Exl zurüc.

Aeber die Streikversicherung der Arbeit­geber in Frankreich

macht in der neuesten Nummer derSozialen Praxis Pierre Saint Girons, Advokat an der Cour d Appel in Paris, inter­essante Angaben. Nach ihnen bewirkten im Jahre 1906 die Kämpfe um den 1. Mai, daß zwei mächtige Arbeitgeberver­bändeUnion des Industries Metallurgiques et Minières en des Industries qui sspratlachent undLa FFedération des Ins dustries et Commercants francais, den Plan einer Organi­sation berieten, die den Industriellen bei unberechtigten Streiks zu Hilfe kommen sollten. Nach langen Verhandlungen, an denen bedeutende Juristen teilnahmen, entschied man sich für die Streikversicherung und gründete 1907 zwei Gesellschaften auf Gegenseitigkeit, die unter dem Schutze des ersteren Ver­bandes stehendeCaisse Centrale Metallurgique und die Caisse Mutnelle industrielle et commerciale, die ihre Enr­stehung dem anderen Verbande verdankt. Beide haben ihren Sitz in Parts und gewisse Grundzüge gemeinsam. So sichern beide ihren Mitgliedern unter Ausschluß der materiellen Schäden und der Konventionalstrafen wegen verspäteter Ab­lieferung die allgemeinen Unkosten und schützen sie gegen die zivilrechtlichen Folgen der Prozesse, die Arbeiter und Ange­stellte aus Anlaß des Streiks anstrengen. Unter allgemeinen Unkosten sind die verstanden, die trotz der Unterbrechung der Arbeit weiterlaufen, ohne durch den rechtmäßigen Ertrag einer. normalen Produktion gedeckt zu werden. Die Industriellen können ihre gesamten Allgemeinkosten oder einen Teil ver­sichern. Die Leistungen der Versicherten sind, dem Grunssatze der Gegenseitigkeit entsprechend, in der Hauptsache beweglich: sie richten sich nach dem Bedürfnis, wie die Entschädigungen nach den Hilfsmiteln und bewegen sich überdies zwischen zwei Grenzen. Der Höchstbetrag, über den hinaus die Versicherten nicht mehr zu Leistungen verpflichtet sind, wird durch die Satzungen bestimmt. Die Summe der Höchstbeiträge bildet

erscheinungen der Tragödie, soweit sie sozialpolitisches Interesse den Garantiefonds: der Hilfssonds wird durch Abführung gusweisen, wollen wir festhalten. Die Sozialdemokratie, eines Teiles der Höchstbeiträge, ein Reservefonds aus den Er­

welche skrupellos die Klassenhetze betreibt, hat sich auch bereits diesesFalles bemächtigt. DerFall wird zu einer Haupt­und Staatsaktion gestempelt und dieArbeitergenossen wer­den auf die Schanzen gerufen gegen die Brutalität der herr­

elsweise in einer Zuschrift

ngriff au sglückt

noch nicht übersehen. Soviel scheint aber festzustehen, daß in den Schriften Schückings betätigte politische Gesinnung der Zentralinstanz keinen Anlaß zur Anordnung eines dis­ziplinarischen Einschreitens geboten hat. Im Ministerium ist bisher ausschließlich derWahlen auf dem Lande überschrie­bene Artikel des Bürgermeisters aus dem besonderen Gesichts­punkte zu prüsen gewesen, inwieweit darin ein allgemeiner Vorwurf gegen den Stand der preußischen Landräte, die Wahlen in unzulässiger Weise zu beeinflussen, erblickt werden Die weitere Behauptung, der Minister des Innern habe

Peausche

Ueber die Gefahr einer konservativ=klerikalen Mehrheit im preußischen Landtag

bringt der freikonservative Führer Freiherr v. Zedlitz­

Neukirch in derNeuen Nevue einen beachtenswerten Ar­tikel. Frhr. v. Zedlitz stellt zunächst die Tatsache fest, daß müsse.

auf die konservativ=kerikale Mehrheit bei auf den Bürgermeister Dr. Schücking einen Druck ausgeübt ist. Beide Glieder dieser Mehrheit ziehen oder ausüben lassen, um ihn zur Niederlegung einer Land­verstärtt, die, Iveralen geschwächt in das neue Abgeordneten= tagskaudidatur für die freisinnige Volkspartei zu veranlassen, ellen diese nicht zu völliger politischer Ohnmacht sentbehrt anscheinend der tatsächlichen Begründung. Man wird

zerazisigt e, üsen sie zu verhindern trachten, daß Kon= sonach gut tun, in seinem Urteil über diesenFall vorsichtig servative und Zeutrum sich zu einer ständigen Mehrheit ver= zu sein. Die Regierungserklärung in derNordd. Allgem.

Gefahr einer solchen Mehrheitsbildung ist nicht Ztg. läßt eine den Regeln des Verwaltungsrechts und der

.wkizischen Vernunft entsprechende Lösung erwarten. Die Auffassung, daß ein Bürgermeister nicht für die freisinnige solkspartei kandidieren dürfe, kann nun wohl durch das Ein­greifen der höheren Instanz als ausgelöscht gelten. Die andere weiteren Annäherung beider Par= Frage betrifft die Kritik des Bürgermeisters an den Landräten. unterschätzende Gegenwirkung Wir sind nicht der Ansicht, daß amtierende Bürgermeister in

jeder beliebigen Form Kritik an dem ihnen vorgesetzten ein­

binden.

zu bestreiten, aber sie ist nicht unabwendbar. Die Unterstützung, politi welche das Zentrum den Konservativen überall gegen Liberale Auffa und Freikonservative gewährte, ist sicher von dem Wunsche Volks diktiert, eine solche Mehrheitsbildung anzubahnen; sie hat auch oreis­

teien gewit hat aber

eben

Polen und sei rheinisch=west der mit der

im Sinne einer ., Eine nicht zu

nso gewiß das Bündnis des Zentrums mit den in Zusammengehen mit den Sozialdemokraten im fälischen Montaurevier geübt. Das Bewußtsein Zahl gestiegenen Verantwortlichkeit, insbesondere auch betresfs der Reichsvolitik, bei der konservativen Fraktion und ihrem Führer wirkt naturgemäß sehr stark in derselben Richtung. Ebenso die Machtstellung, welche der konservativen Fraktion bei Wahrung ihrer Bewegungsfreiheit die Möglich­keit sichert, mit verschiedenen Mehrheiten zu arbeiten. Das Gewicht der beiden letzten Momente ist so groß, daß die Be­fürchtung einer festen konservativ=klerikalen Verbindung schwinden könnte, wenn man sicher wäre, daß die Konservativen nicht bei den Verhandlungen in die aufnahmebereiten Arme des Zentrums getrieben werden. Zu untersuchen, wie zu ver­fahren sein wird, um eine solche Wendung zu verhüten, ist daber nicht ohne praktisches Interesse. Diesenigen Fragen, bei

deren Behandlung die Gefahr einer Annäherung der Konser­vativen an das Zentrum am größten ist, liegen auf dem Ge­Schule und des Wahlrechts. Dazu sagt Jedlitz u..:

wird unter den Arbeiten des neuen Ser Pchrerbesg vorragende Rolle pielen. Zunicht git es, Sinse: he###g uchgemäß neu zu ordnen. In dieser Hinsicht bestehen, wie die einstimmigen Beschlüsse der Unter­

Hungsgesen demeiter i Leisape für das neue Lehrerbesol.

dungsgesetz beweisen, keinerlei grundsätzliche Meinungsver­schiedenheiten: über verschiedene Auffassung in einzelnen Zweck­

mäßigkeitsfragen wird unschwer hinwegzukommen sein. Hier also droht, wenn sie nicht durch besondere Ungeschicklichkeit geratem berausbeschworen wird, keine Gesahr.ichteit

Die zweite große Aufgabe auf dem Gebiete der Schule, die Lezentralisation der staatlichen Schulverwaltung, findet servative und Zentrum auf entgegengesetzter Seite, jene find Freunde, die Klerikalen Gegner dieser Reform.

zeinen Landrat oder an dem ganzen Stande der Landräte üben können. Das ginge nicht an, wie es auch nicht anginge, daß ein Landrat an dem ihm unterstellten Bürgermeister oder an dem ganzen Stande der Bürgermeister beschimpfende Kritik übt. Beide Teile sind auf ein Zusammenarbeiten, das von gegenseitiger Achtung getragen sein muß, angewiesen. Die Kritik, deren Ausübung an sich keineswegs verwehrt sein darf, muß in angemessener Form erfolgen. Ob diese Forderung durch Bürgermeister Schücking verletzt worden ist, kann man nur auf Grund des gesamten Materials entscheiden.

Die Presse hat sich, nach anfänglicher Unsicherheit im Ur­teil zum großen Leil gegen die Einleitung einer Staatsaktion erklärt. DieKreuzzig und dieDeutsche Tageszta. haben durchschlagende Gründe gegen das Einschreiten der Regierung vorgebracht. Es zeigte sich hier schließlich doch recht viel guter Wille, die Regeln der politischen Vernunft und der Block­politik gewahrt zu sehen. Auch die nationalliberale Presse hat, obwohl Schücking Gegenkandidat des nationalliberalen Bewer­bers im Bahlkreise Tondern ist, den grundsätzlichen Gesschts­punkt anlegend, für die staatsbürgerlichen Rechte des Bürger­meisters sich lebhaft eingesett. Die Blockparteien haben also zusammengehalten und sich bemüht, Schaden und Ungerechtigkeit vom Freisim abzuwenden. Schücking selbst versendet jetzt eine Erklärung an die Presse, daß die Publikation seiner An­klage ohne seinen Willen und ohne sein Wissen erfolgt sei. Da­mit kann man wohl vorläufig sich über den Fall Schicking be­ruhigen.

Die neue Strafprozeßordnung.

Ueber die dem Bundesrat vorliegende neue Strafprozeß­ordnung wird noch folgendes offiziös mitgeteilt:Ende August wird der Entwurf mit dem umfangreichen Motivenbericht im Reichsanz der Kritik der Lefsentlichkeit unterbreitet wer­den. Der am 9. September in Karlsruhe zusammentretende Juristentag wird jedenfalls Gelegenheit haben, sich mit dem Entwurf zu beschäftigen. Dem Reichstage wird er sofort nach seinem Zusammentrin vorgelege werden,

diesem Augenblick(1) rine Vergnügungsfahrt anzutreten. ahnt er selbst ebenso wenig, wie seine Umgebung, welchen Ein­druck dieser Nebenumstand auf das Volk machen muß, auch auf jene Schichten, die bisher noch sich zu den Königstreuen rechneten? Tatsache ist, daß eine zitternde Empörung sich der Massen bemächtigt hat.... Und wenn heute betriebsame Hofschranzen dem Könige die Stimmung des Volkes verheim­lichen, wenn sie ihn in ein Gespinst von Lüge und Täuschung verstricken die Stunde kommt doch, wo die Volksmeinung sich ihren Ausdruck suchen und wo sie ihn finden wird. Sie hat ihn ja auch in der Kronprinzessinnenaffäre gefunden, und zwar so, daß es den Monarchisten in Sachsen noch heute schwer in den Gliedern liegt! Denn nur mit jenen Tagen elemen­tarer Aufregung und Empörung läßt sich diese Zeit vergleichen. Wie damals, so steht auch heute die Masse des Volkes im denk­bar schrofften Gegensatz zu dem Kreise der Wenigen, die um den König sind.. Ein Blick in die junkerliche und feu­dalkapitalistische Presse zeigt, wer ein Interesse an der Bar­barei hat. Dieselben Blätter, die auch die Arbeiterbewegung in Ketten würgen und in Blut ersaufen wollen.

Man wird sich verwundert fragen, was die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterschaft mit der Hinrichtung der Grete Beier zu tun haben. Die sozialbemokratische Partei, welche vorgibt, einen so großen Einfluß auf die Massen besonders in den dichtbevölkerten Industriegegenden zu haben, sollte diesen Einfluß doch in erster Linie auf die Erziehung der

sparnissen gebildet. Was die Besonderheiten der beiden Ge­sellschaften betrifft, so müssen wir auf die ausführlichen Mit­teilungen von Girons selbst verweisen.

Der Arbeiteraufsland in Villenenve.

(2) Paris, 1. Aug. Die Unruhen in Vigneux trugen einen

ausgesprochen revolutionären Charakter. Der Minister­rat wird sofort nach der Rück'ehr des Ministerpräsidenten Fallières zusammentreten und die Auflösung der Consederation Generale du Traveil beschließen. Die repu­blikanische Presse hofft auf die Festigkeit der Regierung gegen­über dem revolutionaren Treiben der Arbeiterführer. Nach einer Mitteilung des Kriegsministecs sind bei dem vorgestrigen Zusammenstoß in Villeneuve 69 Offiziere und Soldaten ver­wundet worden. Ferner sollen 14 Arbeiter getötet und über hundert verwundet worden sein.

sen,

im

95

Ueberlaßfung minde Zentrum gefordert. sidenten ein Grund eine dritte Vizep: Bachemsche Ausfuh beher als eine Son­

Jugend anwenden. Dann würden so scheußlich wie die der Grete Beier sicherlich seltener werden

Meldung des Hannov. Couriers sind nach der Hinrichtung der Mörderin viele Tausende an Grete Beiers Grab gepilgert und haben es mit Rosen überschüttet. Ein Kranz fand sich auch ein, der auf einer roten Schleife die Inschrift trug:

Von buman denkenden Arbeitern. Wir glauben nicht, daß unter diesen human denkenden Arbeitern ein einziger ist, dessen Humanität je so weit ging, die von den Schreckensmännern der französischen Revolution an Marie Antoinette, Charlotte Cor­

day und anderen Damen vollzogene Todesstrafe als inhuman zu mißbilligen, bei der sittlich so unvergleichlich viel tiefer stehenden Grete Beier aber wallte ihr Blut so voll Mitge­fühl auf, daß sie ihre Proletariergroschen für einen Kranz vergendeten. Diese ganee Humanität ist eben nur eine höchst widerwärtige Heuchelei, berechnet, gegen einen König Stim­mung zu machen, der den sittlichen Mut hatte, das Wort von dem gleichen Recht für alle, das zene so prahlend im Munde führen, wirklich eine Wahrheit sein zu lassen. Wie sagte jener geistreiche Franzose, als wieder einmal das Geschrei nach Ab­schaffung der Todesstrafe erscholl?Que messieurs les assassins commencent!

Der Mörderin, die aus den niedrigsten Motiven und mit kaltblütigster Grausamkeit einen Giftmord verübte, ist nur

ihr Recht gescheben.

Die jungtürkische Lewegung.

9 Konstantinopel, 1. Aug. Gestern sand in der Hamidie­

Moschee unter Bereitligung von 60000 Personen das Selam­lißt statt, das ohne Zwischenfall verlief und einen großarti­gen Verlauf nahm. Der Sultan der im Wagen stebend vor­fuhr, wurde mit begeistertem Jubel begrüßt Trotz des un großen Gebrünges herrschte eine musterhafte Orönung. Die keiten desselbe

Arbeiterbewegung.

() Hamburg, 1. Aug. Die aus Stettin verbreitete dung, daß die dem Arbeitgeberverband der tigen Firmen alle Arbeiter aussperren den, bis die Streitigkeiten bei dem Vulkan beigelegt seien, von zuständiger Stelle als gegenstandslos bezeichnet. In Sache haben überhaupt noch keine Beratungen innerhalb

den, auch sei unwahr­

inlich, daß so weitgehende Beschlüsse gefaßt werden.

Aug., Sicherem Vernehmen nach wird von

Bulkan­

rft und ihren Arbeitern einem Einigungsamte zu unter­

sten, bevor man zum äußersten Mittei der Generalaus­rung der deutschen Werftarbeiter griffe, wovon Hamburg erster Linie mitbetroffen würde.

Dresden, 1. Aug. Die durch den Streik in Gorns­in einer Anzahl von Orten des Erzgebirges erfolgte sperrung von 4000 Strumpfwirkern, wurde nach fast bjähriger Dauer aufgehober, nachdem man sich über Arbeitskedingungen geeinigt hatte.

Hamburg,

aus versucht,

Aurgze politische

Zent

entrums, Dr. Julius Bachem hat zuch noch etwas verschämt, als Preis der rums an der Reichsfinanzreform die estens einer Vizepräsidentenstelle an das Da für die im Amte befindlichen Prä­zum Rücktritt nicht vorliegt, so müßte alse zepräsidentenstelle geschaffen werden. Die suhrung darf man, deshalb wohl auch nicht ommerplauderei einschäßen. Andere Zentrums­irieren das Thema: nur in voller Opposition bei Beratung der neuen Steuervorlagen fruchtbringend gestalten". ürgermeister Meyer in Walscheid(Lothrin­Umt bereits 12 Jahre bekleidet hatte, soll, wie meldet, von dem zuständigen Bezirkepräst­ppelin=Aschhausen die

seiner Betätia

1

Bestätigung versagt wor­

als Zentrumsmann bei Der Bezirkspräsident soll nach

dem Zentrumsblatt dem Bürgermeister erklärt haben:

kannten die Intentionen der Regierung bei der Reichstags.

wahl und Sie durften diese Intention nicht bekämpfen. Dies kann nicht gebilligt werden; denn die Bügermeister sind dit Vertrauensmänner der Regierung. Die Bestätigung der Meldung muß abgewartet werden.

* In der neuestenZukunft bringt Harden wieder einen längeren Artikel über den Prozes Eulenburg. Untei

weiterer Schilderung der Charaktereigenschaften Eulenburgs

tie der künsterischen und dickterischen Fäbig. cht Harden die Unwahrhaftigkeit und Un­

2281