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Dienstag, den 1. Januar

1850.

Der Ratinger Anzeiger, welcher den gesecpmäbigen Zorischrit und die verfsassungsmäßige Freiheit, die Rechte und Interesen des Volles vertritt, die bedeutendsten Zeit=Ereignisse, Gemeinde=, Gewerbe= und landwirthschaftliche Angslegettheiken berichtet, und zugleich auf belehrende und erheiternde Unterhaltung Rücksicht nimmt, erscheint vom 1. Januar dieses Jahr ab jeden DienstagDoßnerstag und Samstag und kostet für Ratin= gen und die nächste Umgebung vierteljährig inel. Traglohn 15 Sgr. Durch die Königl. Postäm###bezogen 17 Sgr. 6=Pf. Man abonnirt bei der Erpedition in Ratingen und bei allen Königl. Postämtern. g mmi 4 Sur keinn

Insertionen werden mit 1 Sgr. die Garmondzeile oder deren Raum; und einzelne Nummern ma 1 Sgr. berechnet.

Zum neuen Jahre.

Wir glauben am heutigen Tage denRatinger Anzeiger wohl nicht passender und zweckdienlicher bei unsern geehrten Lesern einzuführen, als daß wir ihn dieseiben herzlich grü­ßen und zum neuen Jahre gratuliren lassen, einem vielver­sprechenden Jahre, dessen Streben dahin gerichtet sein wird, die sowohl in politischer als auch socialer Beziehung allsei­tig gehegten und offen ausgesprochenen Wünsche wenigstens theilweise zur Verwircklichung zu bringen. Ja die Zeit naht herau, wio wir Alle das erlittene Ungemach vergessen, wo wir zu der Ueberzeugung gelangen werden, daß unsere Worte nicht vergeblich gesprochen wurden und unsere Mü­hen und Anstrengungen einen guten Erfolg versprochen, kurzum eine Zeit, welche die erfreuliche Aussicht auf glücklichere Tage eröffnet. Denn angebahnt und eingeschlagen ist der dahin führende Weg, auf welchem auch nur einzuhalten; geschweige denn zurückzukehren, fast zur Unmöglichkeit ge­worden ist. Darum aber schon dürfen wir noch nicht glau­ben, daß der Erreichung dieses schönen Zieles Richts mehr

Diege stcbe und mir uns der Sarolosiakeit überlassen konnten: wir müssen vielmehr unverdrossen dem betretenen Wege folgen und alle Kraft zur Beseitigung der uns auf demselben entgegentretenden Hindernisse aufbieten. Wir müssen soziel an uns liegt, mit dahin zu wirken suchen, ei­nerseits daß die Wiedergeburt Beutschlands zu einem gro­ßen Kaiserreiche baldigst und ohne Schmerzen vor sich gehe, anderererseits daß Ruhe und Ordnung erhalten, Handel und Ackerbau gefördert, die heimis he Industrie geschützt und vornehmlich dem Arbeiterstand die größtmögliche Berück­sichtigung geschenkt werde. Dann und nur dann dürfen wir der Lösung der politischen und socialen Frage näher zu rt##en gewiß sein.

Unter dieser Voraussetzung rusen wir:Glück auf zum neuen Jahre! D. Red.

Tagesereignisse.

Deutschland.

Düsseldorf, Am 28. vor. Mon. ist die hiesige Rhein­brücke wegen der Eisganges abgebrochen worden.

Berlin. Hansemann hat eine Schrift erscheinen lassen, in welcher er hartnäckig auf seinem Widerspruch gegen den Bundosstatt beharrt und vor jeder Benutzung der Be­schlüsse der Paulskirche bei der Regelung der künftigen Ver­hältnisse Deutschlands warnt. Wenn aber dennoch der Ent­wurf vom 26. Mai und das Bündniß mit den kleinen Staa­ten Deutschlands zur wirklichen Mediatisirung derselben und ihrer förmlichen Vereinigung mit der preußischen Monarchie führen könnten, so hält er dennoch den eingeschlagenen Weg zur Machtvergrößerung Preußens für ungeeignet und gefähr­lich. Der Zuwachs von einigen zwanzig demokratisch unter­wühlten Staaten mit 6 Mill. Einwohner würde, nach seiner Ansicht, eine solches=Auflösuug der politischen Organisation

Die Redaction des Ratinger Anzeigers.

und mithin eine solche Schwächung Preußens zur Folge ha­ben, daß es gerathen sei, ihn um diesen Preis van der Fand zu weisen.

Berlin. Das Personal des hiesigen diplomatischen Korps beläuft sich mit Inbegriff der Dienerschaft auf 285 Personen.

Köln. Im Gegensatze zu dem Beschlusse der allgemei­nen Karnevals=Gesellschaft, dieses Jahr nicht zu feiern, wird die große Karnevals=Gesellschaft das Fest begehen. Auch in Düsseldorf haben sich schon einige kleinere Karnevals=Comite's gebildet.

Elberfeld, vom 28. des v. I. Die Vorstellung, wel­che die in der Bürgerversammlung vom 11. v. M. dazu er­wählte Deputation, bestehend aus Friedensrichter Brüning, Handelsrichter Peter Schieper und Handelsrichter Alexander Siemons unserm Könige in einer Audienz persönlich über­reichte, lautet wie folgt:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr!

Ew. Majestät haben sich auf den Bericht des hohen Staats­ministeriums bewogen gefunden, durch Allerhöchsten Erlaß v. 5. Nov. einen großen Theilder Gemeinderäthe der Stadt El­berfeld zur Fortführung und ferneren Liebernehme des von

ihnen bisher bekleideten Ehrenamtes auf bestimmte Zeit für unfähig zu erklären. 290

Die unterzeichneten Bürger von Elberfeld, wohlfühlend, wie wenig es ihnen gelingt, den von Ew. Majestät gefaßten Beschluß irgend einer Kritik zu unterziehen, wissend auf der andere Seite, wie der bisherige Gemeinderath in schweren ren aufopfernd für die Stadt gewirkt hat, und wenn bei dem Aufruhr sein Handeln nicht im Einklang mit den Gesetzen war, das doch die höchste Gefahr betheiligte und unabschba­res Untheil zu einer Zeit abwandte, fern war.

Vertrauensvoll werden sich die Bürger von Elberfeld an Ew. Majestät mit der Bitte, daß in Berücksichtigung der besondere Umstände, unter welchen jener Beschluß gefaßt wor­den, in Berücksichtigung der auch von dem Staatsministerium anerkannten Ehrenhaftigkeit jener Männer: es Ew. Majestät gefallen wolle, die Wirksamkeit der auf eine resp. sechs Jahre in ihrer Wählbarkeit suspend. Bürger der Stadt nicht zu entziehen.

Trotz jener unglücklichen Ereignisse glaubt Elberfeld in Treue und Ergebenheit zu Ew. Majestät Person und zu dem ganzen theuren Vaterlande keiner andern Stadt nachzustehen, und dieses anch bewiesen zu haben; es ist dieselbe Stadt, welche Ew. Majestät gekannt, seit sie Preußen angehört.

Wir berufen uns auf die Erinnerung einer langen Reihe von Jahren und auf das Zeugniß indem Herzen Ew. Majestät.

Im Vertrauen hierauf nahen sich Ew. Majestät die un­terzeichneten Bürger mit der ehrfurchtsvollen Bitte, Ew. Ma­jestät wolle geruhen, die uebenbezeichneten 20 Mitglieder des aufgelösten Gemeinderathes für die bevorstehende Neuwahl wieder wählbar zu erklären.

Mit tiefster Ehrfurcht

Ew."Najestät

tren unterthänige.

Elberfeld, den 11. December 1849