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Gegründet 1882(71. Jahrg.)

Donnerstag, 24. Juli 1952

Nr. 171

Militärputsch in Kairo.

Offiziere ergreifen die Macht. Ali Maher mit der Kabinettsbildung beauftragt.

Kairo, 23. Juli. Durch einen Staatsstreich hat in der Nacht zum Mittwoch General Mohammed Nagib Bey die Macht in Aegypten an sich gerissen. Feld­marschmäßig ausgerüstete Heereseinheiten und Panzer umstellten alle öffentlichen Gebäude in Kairo und in anderen Städten, Rundfunkstationen und Verkehrsknoten­punkte und besetzten sie. General Nagib Bey hat sich zum Oberbefehlshaber aus­gerufen und 20 Offiziere, die dem bisherigen Oberbefehlshaber Haidar Pascha er­geben waren, verhaften lassen.

macht sich eine feindliche Stimmung auch gegen die Politik der USA bemerkbar. Anhänger derNationalen Front behaup­ten, der amerikanische Botschafter habe Ghavam kurz nach seiner Ernennung auf­gesucht und ihm Wirtschafts- und Waf­fenhilfe versprochen. Empörung hat auch ausgelöst, daß der amerikanische Richter am Haager Internationalen Gerichtshof sich

Der Putsch ist nach den bisher vorlie­genden Meldungen unblutig verlaufen. Zu einem kurzen Gefecht soll es nur im Abdin-Palast in Kairo mit der Palast­wache gekommen sein. König Faruk hält sich ebenso wie die Regierung in der Sommerresidenz Alexandrien auf.

Das Kabinett Hilali Pascha, das erst einen Tag im Amt war, trat am Nach­mittag zurück. Mit der-Bildung einer neuen Regierung hat der König Ali Maher Pascha, der nach den blutigen Unruhen vom Januar eine ägyptische Einheitsfront zu bilden versucht hatte, beauftragt. Ge­neral Nagib soll zugestimmt und erklärt haben, für Aegypten und seine Armee sei es gut, wenn an der Spitze der Regierung ein wirklich unabhängiger Politiker wie Ali Maher Pascha stehe.

Die Lage in Aegypten ist noch unge­klärt und undurchsichtig. Generalmajor Nagib, der von Faruk nicht als Kriegs­minister des voraufgegangenen Kabinetts Sirri Pascha zugelassen worden war, hat in einer Rundfunkansprache erklärt, sein Vorgehen sei rein militärischer und nicht politischer Natur. Es gehe darum, die Korruption zu beseitigen. Das Heer werde in Zusammenarbeit mit der Polizei die Verantwortung für Gesetz und Ordnung übernehmen. Leben und Eigentum der Ausländer würden geschützt werden. Im Rahmen der Verfassung wolle sich die Armee ausschließlich für das Wohl des Landes einsetzen.

Schüsse auf Faruks Flugzeug.

" Beirut, 23. Juli.(dpa) Fluggäste, die am Mittwochnachmittag von Kairo auf dem Beiruter Flugplatz eintrafen, wußten zu berichten, daß König. Faruks Privatflug­zeug am Verlassen des Kairoer Flug­platzes gehindert worden sei. Der Hub­schrauber des Königs sei trotz der An­ordnungen gestartet und abgeschossen worden. Der Pilot des Hubschraubers Kö­nig Faruks soll den Abschuß der Maschine: überlebt haben. Ob sich der König in der Maschine befand, ist nicht bekannt.

Tumult in Persien.

Teheran, 23. Juli.(dpa) Der aus der Hauptstadt geflohene ehemalige Minister­präsident Ghavam es Sultanch war nach einer amtlichen Mitteilung in einer 90 km südöstlich von Teheran gelegenen kleinen Stadt bei einem Freunde, der ihm Zuflucht gewährte, festgenommen worden. Es ge­lang ihm jedoch, zu entkommen. Nach un­bestätigten Gerüchten soll er die Grenze nach dem Irak überschritten haben.

Die Mitteilung von der Verhaftung wurde in Teheran von einer großen Men­schenmenge mit Jubel begrüßt. Da fana­tische Anhänger Mossadeks gedroht hat­ten, Ghavam zu lynchen, sind Vorkeh­rungen gegen etwaige Uebergriffe getrof­fen worden. Bei Trauerfeiern in den Mo­scheen für die Opfer der Unruhen wurde der Kopf Ghavams und die Aufteilung seines großen Vermögens unter die Ange­hörigen der Opfer gefordert.

Bei Kundgebungen in den Straßen wur­den wieder feindliche Rufe gegen den Schah laut. Auch die Schließung der bri­tischen Botschaft und die Ausweisung der Prinzessin Aschraf, einer Schwester des Monarchen, wurde gefordert. Im Lande

für die Zuständigkeit des Gerichts im britisch-iranischen Oelkonflikt ausgespro­chen hat.

Wettlauf um Oel.

London, 23. Juli.(dpa) Mossadeks Sieg in Teheran und im Haag wird durch Be­richte unterstrichen, nach denen ein Wett­lauf von Tankern um das persische Oel eingesetzt habe. Sieben Tankschiffe sollen aus italienischen Häfen nach Abadan aus­gelaufen sein. Die Anglo-Tranische Oel­gesellschaft erklärt, daß sie trotz der Ent­, scheidung des Haager Gerichtshofs wei­terhin alles tun werde, um den Verkauf persischen Oels zu verhindern.

Der Anwalt Persiens vor dem Haager Gerichtshof, der belgische Professor Rolén, gab bekannt, Persien sei immer noch bereit, über Kompensationen für die Oelanlagen in Abadan zu verhandeln.

London ist ratios.

Beunruhigung über die Entwicklung im vorderen Orient.

London, 23.

Juli. In London wird die jüngste Entwicklung im vorderen Orient mit wachsender Besorgnis beobachtet. Man ist der Auffassung, daß sowohl in Aegypten wie in Persien die Gefahr einer revolutionären Entwicklung gestiegen ist. Vor dem Unterhaus hat Premierminister Churchill eine Erklärung zur Lage in Aegypten abgegeben. Dazu hat der Spruch

des Haager Gerichtshofes die Ratlosigkeit, die ohnehin schon zur persischen Frage herrschte, noch vergrößert. Man glaubt jetzt, daß ein ganz neuer Anfang gemacht werden muß.

Das Foreign Office hat mit der ameri­kanischen Botschaft wegen der Lage in Persien und in Aegypten Fühlung ge­nommen.

Schumans überraschender Vorschlag:

Saarbrüicken Sol Furopa-Mauptstadt werden.

Adenauer:Sehr vager Vorschlag.

erklärte Bundeskanzler Adenauer nach Schluß der Sitzung:Der Vorschlag ist

Paris, 23. Juli. Die Mittwochkonferenz der Außenminister in Paris nahm einen unerwarteten Verlauf. Zur allgemeinen Ueberraschung hat Frankreichs Außen­minister Schuman selbst das Hauptanlie­gen des deutschen Bundeskanzlers, die Saarfrage, aufgegriffen und Saarbrücken als späteren Sitz der Schumanplan-Behör­den vorgeschlagen. Vorher möge, nach dem französischen Vorschlag, Straßburg Haupt­stadt der Montanunion und damit auch der europäischen Verteidigungsgemein­schaft sein.

Bei dieser Frage prallten die Meinun­gen der Minister allerdings hart aufein­ander, so daß diese Frage erst am Don­nerstag entschieden werden kann. Die Minister wollen dann ohne ihre Berater und Mitarbeiter versuchen, eine Lösung zu erreichen.

Während Schumans Vorschlag in poli­tischen Kreisen großes Aufsehen erregte,

sehr vage.

Die Minister werden am Donnerstag über Sitz und Personalien weiterberaten. Ueber den politischen Zusammenschluß wird nach Mitteilung informierter Kreise nichts Endgültiges entschieden werden können, da sich Außenminister Stikker wegen der holländischen Regierungskrise nicht binden kann. Die Konferenz soll Donnerstagabend beendet sein.

Adenauer wird am Donnerstagmittag den französischen Ministerpräsidenten Pinay zum Essen treffen und damit die Reihe von Einzelaussprachen fortsetzen, die am Dienstagabend mit einer Begegnung mit Schuman begonnen hatte. Am Mittwoch­vormittag hatte er den italienischen Mi­nisterpräsidenten de Gasperi und den hol­ländischen Außenminister Stikker ge­troffen.

Der Papst appelliert an Rußland.

Vatikanstadt, 23. Juli. Zum ersten Male

in der Kirchengeschichte hat Papst Pius XII. eine Botschaft an die Völker Rußlands gerichtet und sie aufgefordert, zur Wahrheit und auf den rechten Weg zurückzukehren.

In seinem heute vomOsservatore Ro­mano, veröffentlichten Apostolischen Rundschreiben vom 7. Juli schreibt der Papst, daß ein unmittelbarer Zusammen­hang mit der Verkündung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel im Jahre 1950 bestehe. Nach die­sem Ereignis seien Bittschreiben aus der ganzen Welt an den Hl. Stuhl gelangt, in denen eindringlich darum angehalten wurde, in Anbetracht der ernsten Weltlage das gesamte russische Volk dem unbefleck­ten Herzen der allerseligsten Jungfrau Maria zu weihen. Wenn auch geschichtliche Begebenheiten Rußland zum größten Teil vom Apostolischen Stuhl getrennt hätten und hinterhältige und verderbliche Me­chenschaften es geradezu drängten, den Begriff Gottes und den Glauben an ihn zu verneinen, so habe er, sagt der Papst, doch dieses Ansuchen gern aufgenommen. Ge­

wiß seien Irrtümer des gottlosen Kommu­nismus zurückgewiesen worden, sagt der Papst.Die Irrenden weisen wir aber kei­neswegs zurück. Noch viele hätten in

Wichtigstes vom Tage.

Severing gestorben. Bielefeld, 23. Juli. Der ehemalige preu­Bische und Reichsminister Carl Severing ist am Mittwoch im Alter von 77 Jahren in Biele­feld nach längerer Krankheit an einem Gal­lenleiden gestorben. Er wird am Samstag auf dem Sennefriedhof bei Bielefeld beigesetzt.

Die Landesregierung hat für den Regie­rungsbezirk Detmold die Beflaggung der staatlichen Gebäude auf halbmast angeord­net. Der DGB-Vorsitzende Fette betont in einem Telegramm an die Hinterbliebenen, daß die Gewerkschaftsbewegung durch das Hin­scheiden Severings einen großen Verlust er­litten habe.

Die SPD-Landtagsfraktion von Nordrhein­Westfalen erklärte, Severings ganze Arbeit seit 1945 habe darin bestanden,ein in sei­ner Weisheit bescheidener Lehrmeister zu sein. Am Ende eines kampferfüllten Lebens habe er keine Feinde besessen und auch sei­nen Gegnern alsVorbild parlamentarischer Pflichterfüllung, persönlicher Würde und Auf­richtigkeit gegolten.

Silbermedaille für deutschen Zweier. Helsinki, 23. Juli. Die zweite Silber­medaille für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Helsinki holte das Vegesacker Boot, Zweier m. St., in der Besetzung Manchen, Heinholdt, Noll.

Zwei phantastische Weltrekorde wurden am vierten Tag bei den leichtathletischen Wett­bewerben aufgestellt: Ueber 80 Meter Hürden lief die Australierin Strickland 10.8 Sekunden, und im Dreisprung schraubte der Brasilianer Da Silva seinen eigenen Weltrekord von 16.01 auf 16.22 Meter.

Einen neuen deutschen und europäischen Rekord erzielte Maria Sander-Domagalla in ihrer Spezialübung, dem 80-Meter-Hürden­lauf. Hinter der Australierin wurde sie Zweite und unterbot erstmals mit 10.9 Sekunden die 11-Sekunden-Grenze. Der alte Rekord, von ihr selbst gehalten, stand auf 11,2. Auch die zweite deutsche Vertreterin, die Nürnbergerin Sconbuchner, kam in den Endlauf, der am Donnerstag ausgetragen wird. Die Holländerin Fanny Blankers-Koen qualifizierte sich eben­falls.

Auch die deutschen 3000-Meter-Hindernis­läufer enttäuschten nicht. Sowohl Gude wie Hesselmann gelangten ohne Mühe in den End­Janf.

Bundesrat am 31. Juli über das Betriebsverfassungsgesetz.

Bonn, 23. Juli. Der Bundesrat wird in sei­ner letzten Sitzung vor den Ferien am 31. Juli das vom Bundestag verabschiedete Betriebs­verfassungsgesetz behandeln. Wie aus Krei­sen des Bundesrates verlautet, ist damit zu rechnen, daß einzelne Länder die Anrufung des Vermittlungsausschusses beantragen. Ob dieser Antrag eine Mehrheit erhält, werde von den Vertretern Baden-Württembergs ab­hängen.

Rußland den christlichen Glauben, die Hei­ligkeit des Gewissens bewahrt.

Das Rundschreiben ist der Versuch eines religiösen Brückenschlages in den bedräng­ten Osten und gleichzeitig einer religiösen Vertiefung der Bemühungen um den Welt­frieden.

Trauerfeier für Elly Heuss-Knapp.

Bonn, 23. Juli.(dpa) Mit einer Trauerfeier in der Bonner Lutherkirche nahm das deut­sche Volk am Mittwochnachmittag Abschied von der am Samstag verstorbenen Gattin des Bundespräsidenten, Frau Elly Heuss-Knapp. Während im Bundesgebiet die Fahnen auf Halbstock wehten, ehrten dort zum letztenmal höchste Vertreter der Bundesrepublik Deutsch­land und neben ihnen das diplomatische Korps die Frau, die es sich nicht erst als erste Frau des Landes zur Aufgabe gemacht hatte, über­all zu raten und zu helfen, wo Not und Sorge waren.

Mehrere hundert Trauergäste erhoben sich in der Kirche, als Bundespräsident Professor Theodor Heuss, begleitet von seinem Sohn und nächsten Familienangehörigen, unter Or­gelklängen die Kirche betrat. Rote Rosen be­deckten den Sarg mit der sterblichen Hülle der Verschiedenen. Weiße Blumen und vier­

zehn hohe Kerzen standen ihm zur Seite. Nach dem LiedBefiehl du deine Wege, dem Ge­bet und Chorgesang würdigte der geistliche Prof. Dr. Gollwitzer das Leben der Verstor­benen. Er erinnerte daran, daß Elly Heuss­Knapp Blumen, Gedichte und alles Schöne auf der Erde geliebt habe, daß ihr Blick aber nie auf das Irdische begrenzt blieb. In einer von ihr herausgegebenen Gedichtsammlung habe sie den Vers Rückerts hervorgehoben:Mir ist die Erde schön, den Himmel zu erwarten.

In dem von ihr gegründeten Müttergene­sungswerk habe sie sich in den Herzen deut­scher Mütter das schönste Denkmal gesetzt. Bischof Dr. Dibelius sprach anschließend den Segen.

Nach der Trauerfeier geleiteten die Trauer­gäste unter dem Geläut der Bonner Kirchen die sterblichen Ueberreste durch die Straßen der Stadt zum Bahnhof für die spätere Bei­

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