Nr. 194.
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Köln, Samstag, 15. Juli 1916 30. Jahrgang.
Hheute 12 Seiten.
Der deutsche Tagesbericht.
WIB Großes Hauptquartier, 14.Juli1916. (Drahtbericht.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Beiderseits der Somme ist von neuem heftiger Kampf entbrannt. Die Engländer griffen heute früh im Abschnitt Wald von Mametz=Lonqueval an und wiederholten ihre Anstrengungen im Wäldchen von Troues, wo sie gestern abend bereits durch einen schnellen Vorstoß unserer Reserven empfindlich getroffen waren. Nachdem die ersten Versuche blutig abgeschlagen waren, sind neue Angriffe im Gange.— Die Franzosen fügten mit ihren gestrigen vergeblichen Angriffen in Gegend von Barleux und westlich von Estrées den zahlreichen Mißerfolgen der letzten Tage eine neue Enttäuschung hinzu. Weder sie selbst, noch ihre schwarzen Freunde haben auch nur einen Schritt Gelände gewinnen können.
Oestlich der Maas sind französische Wiedereroberungsversuche gescheitert; sie wurden in der Gegend der Feste Souville durch unser Feuer unterbunden und bei der Feste Laufée glatt abgewiesen. Zahlreiche feindliche Patrouillen oder stärkere Erkundungsabteilungen wurden auf der übrigen Front zurückgeschlagen; deutsche Patrouillen brachten bei Oulches, Beaulne und westlich von Markirch Gefangene ein.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
S
Heeresgruppe des Generals von Linsingen
An der Stochod=Linie warf ein Gegenstoß bei Carecze (nördlich der Bahn Kowel=Sarny) über den Abschnitt vorgehende Russen zurück; 160 Mann wurden gefangengenommen, zwei Maschinengewehre erbeutet.
Unsere Flugzeuggeschwaber wiederholten mit Erfolg ihre An griffe östlich des Stochod.
Bei der
Armee des Generals Grafen von Bothmer
drang der Feind gestern abermals in die vorderste Verteidigungslinie ein und wurde wiederum durch Gegenangriff mit erheh lichen Verlusten geworfen.
Balkan=Kriegsschauplatz.
Keine wesentlichen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
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Der österreichisch=ungarische Tagesbericht.
WTB Wien, 14.Juli1916.(Drahtber.) Amtlich wird verlautbart:
der Kampf nordwestlich des Monte Rasta, wo der Feind zehn Stürme versuchte. Unsere Trupen schlugen wieder sämtliche Angriffe unter schwersten Verlusten des Gegners ab und behaupteten alle Stellungen. Unsere Linien nördlich des Posina=Tales standen unter heftigem Geschützfeuer; am Pasubio wurde ein feindlicher Nachtangriff abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Unverändert.
Ereignisse zur See.
Eines unserer=Boote versenkteam 10. Juli nachmittags in der Straße von Otranto einen italienischen Torpedobootszerstörer vom Typ Indomito. In der Nacht vom 13. zum 14. Juli belegte ein Seeflugzeuggeschwader militärische Objekte und Bahnhofsanlagen von Padna sehr wirkungsvoll mit zahlreichen Bomben. Die Flugzeuge, welche von Ab wehrbatterien heftig beschossen wurden, sind unversehrt zurückgekehrt.
Der amtliche französische Bericht.
WTB Paris, 14.Juli1916.(Drahtber.) Amtlicher Bericht vom Donnerstag nachmittag: An der Sommefront aussetzende Beschießung. In der Champagne drangen Franzosen an den Zugängen von Prosnes in einen deutschen Vorsprung ein und brachten Gefangene zurück. In den Argonnen brachen zwei deutsche Handstreiche nordöstlich des Vorsprunges von Bolante in unserem Feuer zusammen. Auf Fille Morte brachten die Franzosen eine Mine zur Entzündung und besetzten den Trichter. Auf dem rechten Maasufer keine Infanterietätigkeit. Im Laufe der Nacht heftige Beschießung im Abschnitte von Souville, Chenois, Laufée. In den Vogesen wurden deutsche Versuche südlich Carspach nach lebhaftem Handgranatenkampf abgeschlagen.
Amtlicher Bericht vom Donnerstaaavend: Außer ziemlich lebhaftem Bombardement im Abschnitt von Souville(rechtes Maasufer) ist kein Ereignis von der Front zu melden.
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Der amtliche englische Bericht.
IVTB London, 14.Juli1916.(Drahtber.) Seit dem letzten Be richt kam es an gewissen Abschnitten des Kampfgebietes zu hef tigen Artillerieduellen. Der Kampf wurde an verschiedenen Punkten fortgesetzt. An keinem Punkte unserer Linie veränderte Lage. Deutsche Versuche, Ueberfälle auf unsere Laufgräben bei Wytschaete und La Bassée zu unternehmen, wurden zurückgewiesen. Flugzeuge waren beiderseits tätig. Das Wetter ist ungünstig.
IITZ London, 14.Juli1916.(Drahtber.) Die gegenseitige Artillerietätigkeit hielt den ganzen Tag an. Das Ergebnis der scharfen Infanteriekämpfe bestand darin, daß wir den feindlichen Druck nicht nur aushielten, sondern unsere Linien an verschiedenen Punkten wesentlich vorschoben. Wir erbeuteten einige deutsche Haubitzen und Munition, die gegen den Feind verwandt wurden.
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Die Kriegführenden und die Neutralen.
Russischer Kriegsschauplatz.
In der Bukowina stehen unsere Truppen nach Erfüllung der ihnen erteilten Aufgabe wieder in den alten Stellungen auf den Höhen westlich der oberen Moldava. Westlich und nordwestlich von Buczacz setzten die Russen gestern die Angriffe fort. Am Nachmittag wurden zwei breit angelegte Angriffe zurückgeschlagen: gegen Abend gelang es einem dritten Ansturm des Feindes, nordwestlich von Buczacz einzubrechen; in erbitterten Nachtkämpfen wurde der Gegner durch deutsche und österreichisch= ungarische Truppen wieder vollends hinausgeworfen. Nördlich der von Sarny nach Kowel führenden Bahn nisteten sich russische Abteilungen auf dem linken Stochodufer ein. Sie wur den spät abends von unseren Truppen überfallen und vertrieben, wobei 160 Gefangene und zwei Maschinengewehre in unserer Hand blieben.— Sonst bei völlig unveränderter Lage nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die lebhafte Gefechtstätigkeit an der Frout zwischen der Brenta und der Etsch hält an. Nach Artilleriefeuer setzten gegen mehrere Stellen unseres Verteidigungsabschnittes zwischen der Cima Dieci und dem Monte Rasta wiederholte Angriffe sehr bedeutender italienischer Kräfte ein. Besonders hartnäckig war
Der russische Druck auf Rumänien.
TU Lugano, 14.Juli1916.(Drahtbericht.) Das Giornale
'Italia behauptet, der Zar habe an den rumänischen Ministerpräsidenten Bratiann ein Telegramm gesandt, wonach ein sofortiges Eingreifen des rumänischen Heeres Rußland sehr willkommen sein würde. Später wurde Rußland keinerlei Interesse mehr daran haben.
TU Stockholm, 14.Juli1916.(Drahtber.) Der rumänische Gesandte in St. Petersburg hatte mit dem Minister des Aeußeren. Sassonoff, eine zweistündige Beratung, worauf der Minister des Aeußeren unmittelbar nach dem Hauptquartier reiste, dort eine Besprechung mit den Spitzen der Heeresleitung hatte und den rumänischen Gesandten telegraphisch nach dem Hauptquartier entbot. Die St. Petersburger Presse verschweigt den Gegenstand der Unterhandlung. Wie jedoch zuverlässig verlautet, gab das Folgende zu den Verhandlungen Veranlassung. Ende Juni war in Rußland für Rumänien ein größerer Posten amerikanischer Munition in Archangelsk angekommen. Die russische Eisenbahn verweigerte wegen angeblicher Ueberlastung die Beförderung, in Wahrheit aber aus politischen Gründen. Sassonoff erklärte jetzt dem Gesandten, die Beschlagnahme sei aus Kriegsnotwendigkeiten erfolgt. Rußland sei zur Zahlung der Munition bereit, eine Ersatzlieferung sei jedoch nicht möglich. Hiermit wird sich, wie verlautet, Rumänien nicht zufrieden geben.
Deutsche=Boot=Erfolge.
Ein englischer Hülfskreuzer und drei Bewachungs
fahrzeuge versenkt.
WTB Berlin, 14.Juli1916.(Drahtber. Amtlich.) An 11. Juli hat eines unserer=Boote in der Nordsee einen en lischen Hülfskreuzer von etwa 7000 Tonnen vernichtet. An dem selben Tage wurden an der englischen Ostküste durch=Boots angriffe drei bewaffnete englische Bewachungsfahrzeuge versenkt Die Besatzungen derselben wurden gefangen genommen und ei Geschütz erbeutet.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
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E Die amerikanische Entscheidung.
WTB London, 13.Juli1916.(Drahtber.) Die Times meldet aus Washington vom 12. Juli: Die Besichtigung der Deutschland durch drei Seeoffiziere hat mit der Entscheidung geendet, daß sie ein unvewaffnetes Handelsschiffist, und daß sie nicht auf hoher See in ein Kriegsschiff verwandeltwerden kann.
Die Regierung gibt zu, daß es unausführbar ist, ein Unterseeboot auf hoher See anzuhalten und zu durchsuchen, und erklärt, daß sie nicht protestieren würde, wenn die Verbündeten auf der Hohe der Chesapeake-Bai, außerhalb der Dreimeilenzone, Kriegsschiffe versammeln würden.
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Nach einer Meldung der Times, an deren Richtigkeit zu zweifeln wir keinen Anlaß haben, hat die Besichtigung des deutschen Unterseefrachtschiffes Deutschland durch drei amerikanische Seeoffiziere mit der Entscheidung geendet, daß es ein unbewaffnetes Haudelsschiff ist und sie auch auf hoher See nicht in ein Kriegsschiff umgewandelt werden kann. Die Untersuchung des Charakters der Deutschland, die nach den von englisch=französischer Seite ausgegangenen Anfechtungen unvermeidlich und notwendig war, ist also von zuständigen und sachverständigen Beauftragten der Washingtoner Regierung vorgenommen worden und hat das für uns selbstverständliche Ergebnis gehabt. Das, was wir in den letzten Tagen von Entente=Seite an böswilligen und zugleich lächerlichen Thesen über die Erfordernisse eines„echten“ Handelsschiffes gelesen haben, gestattet allerdings nicht die Annahme, daß das brave Schiff nun dem von London und Paris heraufbeschworenen Streit entrückt sein werde. Was will es gegenüber so auf Recht und Vernunft pfeifenden Leuten, wie unsere Herren Feinde es sind, besagen, daß die Deutschland makelloser und unaufechtbarer in ihrem Charakter als Handelsschiff dasteht wie irgend ein englisches und französisches Handelsschiff? Letzteres nimmt„zur Verteidigung“ Geschütze an Bord. Die Deutschland ist unbewaffnet und kann auch auf hoher See nicht bewaffnet werden. Trotzdem wird, wie kaum bezweifelt werden kann, die Angelegenheit mit der Entscheidung der amerikanischen Regierung— man darf doch wohl annehmen, daß sie sich dem Votum ihrer Offiziere anschließen wird— nicht abgetan sein.„Weitere Schritte“ sind ja schon dieser Tage für den nun eingetretenen Fall angekündigt worden. Welcher Art sie sein werden, ist kein Geheimnis mehr. Schon am 3. Juli hatte ja der britische Geschäftsträger in Washington erklärt, Untersee=Handelsschiffe könnten deshalb nicht als richtige Handelsschiffe angesehen werden, weil sie sich durch ihre Gestalt und Bauart„den Untersuchungen, denen gewöhnliche Handelsschiffe unterliegen, entziehen können“, weil sie„offensichtlich nicht im Einklang mit den Erfordernissen der völkerrechtlichen Vorschriften gebaut sind“ und deshalb außerhalb des Völkerrechtes stehen. Lohnt es sich überhaupt, auf eine derartig dumm=dreiste Begründung sachlich einzugehen? Nun, wir wollen uns auch dieser Arbeit nicht entziehen, die eine Danaiden=Arbeit wäre, wenn wir die angeblich so Unwissenden belehren wollten; aber man weiß ja nicht, ob die geistreichen Definitionen der Entente=Diplomaten nicht zum Gegenstand eines Noten=Austausches gemacht werden. Darum folgende Bemerkungen. Also die neuen Unterseeschiffe können sich der Untersuchung durch feindliche Kriegsschiffe entziehen. Das soll wohl eine Völkerrechtsverletzung sein? Wo steht denn geschrieben, daß dem Rechte der feindlichen Kriegsschiffe, zu untersuchen, die Pflicht der Handelsschiffe der Gegenpartei entspricht, sich zur Untersuchung sozusagen direkt anzubieten? Ein Schiff, das einer solchen Untersuchung entaehen kann, wird es doch sicher tun, wobei man durchaus nicht an eine gefährliche Flucht zu denken braucht. Was die„völkerrechtlichen Vorschriften“ angeht, au die sich die Entente=Diplomaten berufen, so möchten wir wissen, wo und wann die Bauart von Handelsschiffen zum Gegenstand derartiger Vorschriften gemacht worden ist.
Eine Stellungnahme der amerikanischen Regierung zu den Einwendungen Englands und Frankreichs ist übrigens nach
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