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cal-Anzeiger
General-Anzeiger für die rbeinische Hauptstact.* Kölner Fremdenblatt.
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Köln, Samstag, 18. Dezember 1915 29. Jahrgang. Heute 24 Seiten.
Ergebnis der 4. Isonzeschlacht.
WTB
Der deutsche Tagesbericht.
Großes Hauptquartier, 18. bez.1915. (Vormittags. Drahtber.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Keine wesentlichen Ereignisse.
Auf Metz wurde ein feindlicher Fliegerangriff ausgeführt, bei dem das städtische Museum schwer beschädigt, sonst aber kein Schaden angerichtet wurde.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Die Zahl der zwischen Narose= und Miadziol=See eingebrachten Gefangenen hat sich auf zwei Offiziere und 235 Mann erhöht.
Die Lage an der ganzen Front ist unverändert. Es fanden nur kleine Patrouillengefechte statt.
Balkan=Kriegsschauplatz.
Beim Kampfe um Bilielopolje wurden im ganzen 1950 Mann, darunter eine geringe Zahl Montenegriner, gefangen genommen.
Das Gebiet nordöstlich der Tara abwärts von Mojkovac ist vom Feind gesäubert. Den österreichisch=ungarischen Truppen sind bei den erfolgreichen Kämpfen der letzten fünf Tage in dieser Gegend 13 500 Gefangene in die Hände gefallen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch=ungarische Cagesbericht.
WTB Wien. 17.Dez.1915.(Drahtber.) Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz.
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz.
An der küstenländischen Front haben die Italiener ihre großen Angriffe, die nach verhältnismäßig kurzer Pause am 11. Nodember von neuem einsetzten und bis Ende des Monates dauerten und noch in der ersten Dezemberwoche an einzelnen Stellen hartnäckig fortgeführt wurden, bisher nicht wieder aufgenommen. Die Kämpfe können daher als die vierte Isonzoschlacht zusammengefaßt werden. Mehr noch als in den früheren Schlachten galten diesmal die Anstrengungen des Feindes der Eroberung von Görz. Demgemäß waren schließlich gegen den Brückenkopf allein etwa sieben italienische Infanleriedivisionen angesetzt worden. Die Stürme dieser starken Kräfte scheiterten jedoch ebenso wie alle Massenangriffe nn den Nachbarabschnitten an der bewährten Standhaftigkeit niserer Truppen, die den Brückenkopf von Görz, die Hochfläche von Doberdo und überhaupt alle Stellungen fest in ihren Händen behielten. Durch die Zerstörung der Stadt wurde die Bevölkerung schwer getroffen, auf die militärische Lage hatte die Aeußerung ohnmächtiger Feindeswut keinerlei Einfluß. In dem bierten Waffengange im Küstenlande verlor das italienische Heer nach sicheren Feststellungen 70 000 Mann an Toten und Verwundeten. Gestern wurde an der Isonzofront ein Angriffsversuch gegen den Nordhang des Monte San Michele und an der Tirolerfront ein Angriff eines Alpini=Bataillons auf den Col di Lana abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Südöstlich von Celebic vertrieben wir die Montenegriner aus dem letzten Stücke bosnischen Bodens, das sie noch besetzt gehalten haben. Unsere Truppen erreichten auch in diesem Raume die Taraschlucht. Bijelopolje ist seit gestern nachmittag in unserem Besitz. Die k. und k. Streitkräfte
nahmen die Stadt in umfassendem Angriff nach heftigen Kämpfen und brachten bis zum Abend 700 Gefangene ein. Die Verfolgung des westlich von Ipek weichenden Gegners ist im Gange. Die Montenegriner zünden auf dem Rückzuge überall die von Moslims bewohnten Ortschaften an.
Die Lage auf dem Balkan.
Die Erbitterung der Griechen gegen England.
Zürich, 17.Dez.1915. Aus Athen in der Schweiz eingetroffene Griechen von hoher sozialer Stellung versichern nach den Neuen Zürcher Nachrichten, daß in ganz Griechenland eine bis zum Hasse sich steigernde Erbitterung gegen England Platz greife, wozu noch wesentlich der Umstand beitrage, daß die Ententetruppen auf ihrem Rückzug nach Saloniki alles zerstören, in griechischen Finanzkreisen sehe man zwar dem wahnsinnigen Gebaren mit einer gewissen Ruhe zu. Die Entente habe sich Griechenland gegenüber verpflichtet, für allen Schaden, der durch die Invasion in Griechenland auf griechichem Boden direkt oder indirekt, sei es durch ihre eigenen Truppen oder durch die Truppen des Vierbundes entstehen würde, aufzukommen. Griechenland werde genaue Rechnung stellen und habe es in der Hand, sich bezahlt zu machen, indem es einfach den Betrag des Schadens von den ihm gewährten Anleihen in Abzug bringt. Nach Ansicht der genannten Gewährsleute stellen die Deutschen, Oesterreicher und Bulgaren an der griechischen Grenze eine Armee auf, die nachdem sie ihre Vorbereitungen getroffen hat, mit der gleichen niederschmetternden Wucht gegen die Ententearmeen in Griechenland vorgehen wird, wie im Oktober gegen die Serben. Man rechnet in diesen Kreisen damit, daß Saloniki bis Ende Januar in den Händen des Vierbundes sein dürfte, der es sofort den Griechen zurückgeben werde. In Saloniki werde sich eine große Tragödie für die Entente abspielen.
Die Lage in Saloniki— Erbitterung gegen den Vierverband.
WTB Sofia. 17.2ez.1915.(Trahtber.) Dem Vertreter des Wolffschen Telegraphen=Bureaus berichten aus Saloniki eingetroffene Reisende, daß dort infolge des brutalen und rücksichtslosen Auftretens der Engländer und Franzosen furchtbare Zustände herrschen. Da die Truppen nicht genügend mit Lebensmitteln versehen sind, haben sie alle erreichbaren Lebensmittel aufgebraucht und so eine große Teuerung, ja eine Hungersnot unter der ärmeren Bevölkerung verursacht. Die auf etwa 100 000 geschätzten serbischen Flüchtlinge haben die Not ins ungeheuere gesteigert. Aber die„Beschützer der kleinen Nationen“ kümmern sich nicht um die Opfer ihrer Politik, und da die griechische Bevölkerung nicht imstande ist, den Unglücklichen zu helfen, so kommen viele vor Hunger und Kälte auf der Landstraße um. Als vor etwa 14 Tagen ein scharfer Frost eintrat, nahmen die Engländer und Franzosen alles Brennmaterial, einschließlich Holzbuden und Lattenzäune fort, sodaß die Bevölkerung unter der für jene Gegend ganz ungewöhnlichen Kälte sehr stark litt. Man fand viele erfroren auf. Die Engländer und Franzosen machen sogar die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide aus Bulgarien unmöglich, indem sie die bulgarischen Eisenbahnwagen, welche für die Getreidetransporte bestimmt sind, beschlagnahmen. Nach dem griechisch-bulgarischen Vertrage sollen nämlich immer 20 Wagen in Griechenland unterwegs sein. Jetzt aber werden schon 49 Wagen von den Engländern und Franzosen zurückgehalten und zum Pferdetransport benutzt. Die griechische Bevölkerung, die am eigenen Leibe erfahren muß, wie der Vierverband nicht einmal aus Not, sondern lediglich infolge von Unfähigkeit und Bequemlichkeit die Rechte der kleinen Staaten mit Füßen tritt, ist auf das höchste erbittert und sehnt die Befreiung von der Gewaltherrschaft der„Vorkämpfer für Freiheit und Fortschritt“ herbei.
Rücktritt des griechischen Generalstabschefs?
TU Pest, 17.Dez.1915.(Drahtber.) Wie verlautet, hat der Chef des griechischen Generalstabs, General Dusmanis, dem König sein Abschiedsgesuch eingereicht. Als Grund hierfür hat er angegeben, daß er nicht geneigt sei, die Verantwortung für die jüngsten militärischen Ereignisse zu übernehmen, welche in Griechisch=Mazedonien entgegen seinem Standpunkt erfolgten. Der König habe noch keine Entscheidung getroffen und offiziell sei noch kein Bericht über dieses angebliche Rücktrittsgesuch ausgegeben worden.
Englische und französische Dumdumgeschosse.— Ein bulgarischer Protest.
VTB Sofia, 16.Dez.1915.(Drahtber. Meldung der Bulgarischen Telegraphenagentur.) Die Regierung hat den Vertretern der verbündeten und der neutralen Staaten nachstehende Note überreicht:
Im Laufe der Kampfhandlungen, die sich auf der Südfront Mazedoniens abgewickelt haben, ist wiederholt in einer gänzlich unbestreitbaren Weise festgestellt worden, daß entgegen den Kriegsgebrauchen und entgegen den entschiedenen Vorschriften der Haager Abkommen sowie ungeachtet der wiederholten Einsprüche der bulgarischen Regierung die englischen und französischen Truppen von sogenannten Dumdum=Kugeln und einer anderen Art von Geschossen mit doppeltem Mantel Gebrauch machen, die beim Aufschlagen auf das Ziel platzen. Die Berichte der maßgebenden königlichen Behörde stellen nämlich fest, daß die Kugeln, indem sie buchstäblich das Fleisch zerreißen, die Knochen in Stücke zersplittern und furchtbare Wunden hervorrufen, die sehr leicht infizieren und deren Heilung durch die gewöhnlichen Methoden fast unmöglich ist, so daß in der Mehrzahl der Fälle, wo es sich um Verwundungen von Gliedmaßen handelt, zur Amputation geschritten werden muß, wenn man das Leben des Verwundeten retten will. Die Krankenhäuser von Mazedonien, insbe sondere jene in Skoplis(Uesküb) sind auf diese Weise mit Verwundeten überfüllt, die wahrhaft unaussprechliche Grausamkeiten und die quälendsten Leiden aufweisen. Diese Art, wie die englischen und französischen Truppen den Krieg führen, erweckt den Abscheu jedermanns, der die Opfer zu sehen bekommt. Im Namen der heiligen Pflicht, die ihr die Gefühle der Menschlichkeit auferlegen, erhebt die Königliche Regierung zum dritten Male seit dem Beginn des Feldzuges entrüsteten Einspruch gegen diese barbarischen Mittel, die die Zivilisation aus der Welt geschafft zu haben glaubte. Die Regierung erklärt ferner, daß sie, da sie weder die Mittel noch den Wunsch hat, zu einem Vorgehen gleicher Art zu greifen, genötigt sein wird, gegen die englischen und französischen Kriegsgefangenen und Staatsangehörigen die strengsten Vergeliungsmaßnahmen anzuwenden in der Hoffnung, diejenigen, die die Truppen des Vierverbandes in Maze donien befehligen, zur Achtung der Kriegsgebräuche der von ihren Regierungen unterzeichneten Abkommen zu bestimmen.
Was nun kommen wird.
VI BSofia. 17.Dez.1915.(Drahtber.) Der bulgarische Generalstabschef Jostow erklärte einem Vertreter der Balkanska Tribuna auf die Frage, ob der Krieg bald beendet sei: Der Feind ist hinausgejagt. Das bedeutet aber nicht, daß der Krieg aus ist. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir nicht nur mit Serbien Krieg führen, sondern auch mit dem Vierverbande. Solange es Engländer und Franzosen in Griechenland gibt, dürfen wir nicht denken, daß der Krieg beendet ist. Vielleicht geht der Krieg in einen neuen Abschnitt über. Indem wir uns auf alle Möglichkeiten vorbereiten, werden wir noch stärker, um ihnen zu begegnen. Jetzt warten wir darauf, daß uns die Diplomatie sagt, bis wohin und wie wir den Feind verfolgen sollen. Nach unserer Kenntnis sind die Engländer und Franzosen gänzlich desorganisiert und keines ernsten Widerstandes fähig. Wahr scheinlich werden sie sich bei Saloniki verschanzen, um dort den letzten Widerstand zu leisten.
Die italienische Landung in Albanien.
'TB Mailand. 17.Dez.1915.(Drahtber.) Der Secolo meldet aus Rom, die glückliche Landung in Albanien sei allerseits mit wahrer Befriedigung ausgenommen worden. Man dürfe aber ihre Bedeutung nicht übertreiben, um nicht unverhältnismäßig große Hoffnungen zu erwecken. Bekanntlich erlaube die Natur des Landes in Albanien keine größere Expedition, durch welche man die Offensive ins Herz Mazedoniens tragen könne. Der sicherste Weg dazu bleibe Saloniki. Die Truppenlandung sei hauptsächlich eine Hypothek Italiens auf diejenigen Gebiete, die ihm besonders am Herzen lägen und ein Beweis für die Solidarität Italiens mit dem serbischen-Heere. Hoffentlich würden Ausschiffungen in größerem Maßstabe nicht nötig, da Italien nützlichere und wichtigere Aufgaben habe.
Japanische Spione an der bulgarischen
U Pest, 17.Dez.1915.(Drahtber.) Aus Adrianopel wird nach Sofia gemeldet: Bulgarische Patrouillen verhafteten
zwischen Dedeagatsch und Porto Lagos mehrere japanische Spione, die unter dem Vorwand, sich au fder Arbeitssuche zu befinden, aus Griechenland kamen. Bei der Durchsuchung fanden sich bei ihnen Karten und militärische Zeichnungen, die in ihren Kleidern eingenäht waren.
Die österreichischen Kriegsgefangenen.
1U Haaa. 17.Dez.1915.(Drahtber.) Das Bureau Reuter meldet aus Athen: Von amtlicher Seite wird gemeldet, daß 18000 österreichische Kriegsgefangene unter serbischer Bewachung in Tirana und Elbassan angekommen sind.