C eR Hntenge..,
31. Jahrgang.
Königsvinter.
Erscheint Mittwoch und Samstag.
Preis vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg.
Anzeigen:
die 6spaltige Garmond=Zeile oder deren Raum 10 Pfg.
Redaction, Druck und Verlag
Mittwoch den 29. September 1897.
Agentur:
Niederdollendorf. Wittwe Weder.
Expedition:
Königswinter, Hauptstraße Nr. 69.
von A. Zillewein in Rönigswinter.
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erste Enkel des Fürsten Bismarck aus der Ehe des Grafen Herbert Bismarck mit der Gräfin Hoyas, da das gräfliche Paar bisher nur zwei 1893 resp. 1896 geborene Töchter besaß. Aus der Ehe des Grafen Wilhelm Bismarck leben drei 1886, 1888 und 1892 geborene Töchter und ein 1896 geborener Sohn.
— Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe kehrt in diesen Tagen nach Berlin zurück.
— Der„Reichsanzeiger“ meldet die Verleihung des Schwarzen Adlerordens an den russischen Kriegsminister Wannowski und den General=Adjutanten Grafen MussinCuschkin, Ober=Commandirenden des Militärbezirks Odessa.
— Nachdem Herr v. Bennigsen eine Candidatur für den z Reichstag definitiv abgelehnt hat, ist Dr. Sattler als natiol### nalliberaler Candidat im 18. Hannoverschen Wahlkreise proclamirt worden.
— Samstag fand im Reichsamt des Innera unter dem Vorsitz des Staatssccretärs Grafen v. Posadowsky die Besprechung über handelspolitische Maßnahmen statt. Die anwesenden Vertreter der Landwirthschaft, der Industrie und des Handels beschlossen, daß ein Zusammengehen der drei Erwerbsgruppen erfolgen solle, um die Reichsbehörden bei der Ausarbeitung eines neuen autonomen Zolltarifs, wie bei der Vorbereitung neuer Handelsverträge mit sachverständigem Beirath zu unterstützen. Die Zuziehung von Vertretern anderer wirthschaftlicher Vereinigungen soll in Aussicht genommen werden. Die Verhandlungen werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.
— Die deutsche Post= und Telegraphen=Verwaltung hat vom Beginn des laufenden Etatsjahres 1. April bis Ende August d. I. 128008 435 Mark d. i. 9262 136 Mark mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres vereinnahmt. Die Einnahmen der Reichseisenbahnverwaltung betrugen gleichzeitig 31 519000 Mark oder 1 696 000 Mark mehr gegen die vorjährigen vorläufigen Einnahmen und 1 177 159 Mark mehr gegen die endgültigen.
— Die„Nordd. Allg. Ztg." erklärt die zahlreichen Nachrichten über beabsichtigte Postreformen für Phantasieartikel.
— Der frühere Handelsminister v. Berlepsch hat bei dem in Cöln abgehaltenen Festmahl des Vereins für Socialpolitik eine Rede gehalten, welche er in folgender bemerkenswerthen Weise schloß: Er fühle sich frei von allen socialdemocratischen Gedanken, soweit sie sich gegen die Grundlagen unserer heutigen Cultur richteten; ihm stehe die Geschichte viel zu fest, als daß er glauben könnte, daß eine Gefahr für unsere geistigen und sittlichen Errungenschaften, die die Jahrhunderte überliefert hätten, bestehe. Aber wenn man mit dem nebelhaften Programm der Socialdemocratie zugleich die Berechtigung des Kampfes der Arbeiter um eine bessere Existenz, um Theilnahme an diesen geistigen und sittlichen Errungenschaften verwerfen wolle, so wäre das ein großer, verhängnißvoller Irrthum, vielmehr müsse man sich auf den Standpunct stellen, daß die gebildeten und besitzenden Klassen
das Emporkommen eines vierten Standes zu dulden und zu fördern haben. Er schließe in der Hoffnung, daß unsere arbeitendr Bevölkerung sich immer mehr der Erkenutniß zuwenden werde, daß der Verein und seine Freunde der Arbeiter wahres Wohl im Auge haben, und in diesem Sinne trinke er auf das Wohl des vierten Standes.
— Der Pastor a. D. Kötzschke soll anläßlich seines Auftretens in einer socialdemocratischen Versammlung durch das königliche Consistorium in Magdeburg darauf aufmerksam gemacht sein, daß eine Fortsetzung seiner Thätigkeit, die ihn in Berührung und Beziehungen zur Socialdemocratie brächte, dahin führen würde, ihm die Rechte des geistlichen Standes zu entziehen. Der Pfarrer Kötzschke ist ohne Pension aus seinem Amte entlassen, weil er auf eine Strafversetzung nicht eingehen wollte.
Die Pfarrer Göhre, Naumann, Herr v. Egidi bitten in einem Aufrufe für den gemaßregelten Pfarrer.
—(Ordensverleihung.) Dem katholischen Bischose von Utrecht(Holland) Migr. H. van te Wetering ist das Ehrenkreuz erster Klasse des Fürstlich Hohenzollern'schen HausOrdens vom Fürsten von Hohenzollern verliehen worden, wozu der Kaiser Allerhöchst seine Genehmigung ertheilt hat.
Oesterreich=Ungarn.
Sonnabend fand in Wien zwischen dem Ministerpräsidenten Grafen Badeni und dem deutschnational=antisemitischen Abgeordneten Wolf ein Pistolenduell statt, wobei Graf Badeni am rechten Oberarm durch eine Kugel leicht verwundet wurde. Graf Badeni hatte Wolf fordern lossen, weil dieser ihm wegen der angeblichen Verstärkung der Parlamentsdiener durch Polizisten zurief:„Schufter.!!" Wolf ist unverletzt geblieben. Graf Badeni reichte dem Gegner nach dem Duell die Hand. Die Bedingungen des Duells waren schwere: dreimaliger gleichzeitiger Kugelwechsel auf 25 Schritte Distanz mit ungezogenen Pistolen. Die Verwundung erfolgte bei dem ersten Kugelwechsel. Die im Oberarme stecken gebliebene Kugel wurde operativ entfernt.— Der Kaiser hat telegraphisch dem Grafen das Duell erlaubt und erkundigt sich eingehend nach seinem Befinden.
—. Die„Neue Freie Presse" tadelt das Vorgehen Badenis, der zur Hütung der Gesetze berufen sei. Wenn er nicht die Nerven besitze, die durch ihn hervorgerufenen Ausbrüche wilder Leidenschaften mit Ruhe zu ertragen, so hätte er den Kampf nicht anfangen oder lieber zurücktreten sollen, als sich eines im Gesetz als Verbrechen verpönten Vergehens schuldig machen, weungleich aus achtenswerthen Gründen. Die halbamtliche„Wiener Abendpost“ nimmt von der ganzen Duellsache keinerlei Notiz.
— Graf Badeni ist seit dem 2. October 1895 österreichischer Ministerpräsident. Er ist am 14. October 1846 zu Lemberg geboren und trat 1886 in den österreichischen Staatsdienst ein. Im Jahre 1888 wurde er zum Statthalter von Galizien ernannt und erwarb sich in dieser Stillung den Ruf eines außerordentlich energischen und schneidigen
Deutschland.
Berlin, 27. September.
Der Regent von Mecklenburg, Herzog Johann Albrecht, hat den Tod des Herzogs Friedrich Wilhelm durch folgenden Erlaß bekannt gemacht: Einen neuen schweren Verlust hat unser großherzogliches Haus nach Gottes Willen erlitten. Unser viel geliebter, theurer Bruder, die Freude und der gerechte Stolz seiner nun so tiefgebeugten Mutter, Seine Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg, hat am gestrigen Tage in der Blüthe seiner Jahre im Dienste der kaiserlichen Marine den Tod in den Wellen gesunden. Wir geben uns der tröstlichen Ueberzeugung hin, daß der Seemannstod dieses braven Sohnes Mecklenburgs im ganzen Lande den schmerzlichsten Widerhall findet, und verordnen, daß in hiesiger Residenz zwei Wochen hindurch, im übrigen Lande aber am Tage der Beisetzung ein Trauergeläute mittags von 12 bis 1 Uhr in allen Kirchen anzustellen ist.
— Die„Meckl. Ztg.“ veröffentlicht folgendes BeileidsTelegramm des Kaisers an die Großherzogin Maria anläßlich des Todes des Herzogs Friedrich Wilhelm: Trakehnen, 23. September: Der schwere Schlag, der Ihr Mutterherz getroffen, berührt auch Mich auf's schmerzlichste. Ich werde Ihrem geliebten Sohne, auf dessen Character und Tüchtigkeit Ich hohe Hoffnungen setzte, ein treues Andenken bewahren. Gott stärke Sie in Ihrem schweren Leid.
— Der Kaiser beabsichtigt, die zum Andenken an Kaiser Wilhelm I. den Großen gestiftete Medaille unter gewissen Ausnahmefällen allen rechtmäßigen Inhabern der preußischen Kriegsdenkmünze für 1864, des preußischen Erinnerungs= kreuzes für 1866 oder der Kriegsdenkmünze von 1870/71 ohne Rücksicht auf ihr Combattanten= oder Nichtcombattanten= Verhältniß zu verleihen.
— Fürst Bismarck hatte Sonnabend einen rechten Freudentag. In Kiel wurde das mächtige Panzerschiff„Ersatz Leipzig“ vom Stapel gelassen und erhielt auf Befehl des Kaisers, wie Staatssecretär Tirpitz in der Taufrede sagte, „den Namen des größten Staatsmannes unseres Jahrhunderts, den Namen, der untrennbar mit der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches verbunden ist.“ An der Feier nahmen theil Prinz Heinrich, Graf und Gräfin Bismarck, Graf Rantzau, Finanzminister Dr. von Miquel, Staatssecretär von Thielmann und Oberpräsident von Köller. Nach der Taufrede sagte die Gräfin Bismarck:„Im Namen Sr. Majestät des Kaisers taufe ich dich„Fürst Bismarck!" Nach dem Stapellauf begaben sich Graf und Gräfin Bismarck sowie Graf Rantzau gemeinsam mit dem Vicepräsidenten des Staatsministeriums Dr. v. Miquel und den Staatssccretären Tirpitz und Freiherr v. Thielmann nach Friedrichsruh. Die Kaiserliche Marine hat dem Fürsten ein vier Meter großes Schiffsmodell des neuen Panzerkreuzers zur Erinnerung verehrt, welches Admiral Tirpitz überreichte.— An demselben Tage ist die Gemahlin des Grafen Herbert Bismarck in Schönhausen von einem Knaben glücklich entbunden worden. Das ist der
Auf der Spur.
Erzählung von Lady Majendie.
Autorisirte deutsche Uebertragung.
(Nachdruck verboten.)
(32. Fortsetzung.)
Arthur schien es, als ob in ihrer Haltung. in der Zusammenpressung ihrer kleinen Hände auf ihrem Schoße ihr Leid sich ausdrücke. Er war von Natur theilnehmend; für dieses vereinsamte, liebliche Mädchen aber quoll seine Theilnahme so unwiderstehlich hervor, daß er fühlte, er müsse, selbst auf die Gefahr hin, sie zu beleidigen, sie fragen, was sie so kleinlaut mache.
„Sicherlich, theueres Fräulein,“ sagte er sanft,„müssen Sie Etwas auf dem Herzen haben, sonst,“ setzte er lächelnd hinzu,„glaube ich kaum, daß Sie gegen den Zug, den wir im Rücken sühlen, oder die unaufhörlich klappernde Thür oder die Wolken von schändlichem Tabak und den Absinth= geruch, den unsere früheren Reisegefährten zurückgelassen haben, so gleichgiltig sein wücden.
Sie fuhr leicht auf.„Ich bedauere sehr, daß Sie sich so unbehaglich fühlen," versetzte sie.„Bitte, bleiben Sie nicht bei mir. Ohne Zweifel würden Ihre Mittel Sie in den Stand setzen, ganz anders zu reisen. Es war selbstsüchtig von mir, es zu gestatten. Auf der nächsten Station also.“ „Nicht um die Welt!" rief Arthur.„Nur Ihretwegen habe ich daran gedacht, mich zu beklagen. Bitte, verzeihen Sie mir. Ich kann nicht umhin, zu fürchten, etwas Trauriges beschäftigt Ihre Gedanken. Vielleicht sollte ich dies nicht sagen; es ist dreist von mir."
„Nein,“ sagte Antoinette.„Sie sind sehr gütig. Ja, Sie haben ganz Recht. Etwas beschäftigt meine Gedanken sehr stark und schmerzlich, ich weiß aber nicht, ob ich es Ihnen wittheilen kann; Sie würden mich vielleicht auslachen.“
„Sie auslachen? Um des Himmelswillen, wofür halten Sie mich?“ rief er verletzt aus.„Habe ich Etwas gesagt oder gethau, was Sie zu denken veranlaßt, daß ich so hartherzig, so gefühllos, noch dozu gegen Sie sein könnte, für die ich vom ersten Augenblick an, wo ich Sie in meinen Schutz nahm, das tiesste Interesse empfunden habe, die äußerste—“
Er hielt an sich, er hätte sonst zu viel sagen können; sein besorgtes Antlitz und sein einstes Wesen aber ergriff sie.
„Sie wollen mich also nicht für sehr thöricht halten?“
„Stellen Sie mich auf die Probe,“ sagte er.
Sie blickte ihn einen Moment zweifelhaft an, dann sagte sie:„Herr Denstone, ich habe Sie erst seit kurzer Zeit kennen gelernt; ich bin aber so völlig verlassen, und Sie sind so gut gegen mich gewesen, daß ich in Folge dessen vielleicht mehr wage, als ich sollte.“
„Alles auf der Welt, was ich habe oder thun kann, steht zu Ihren Diensten,“ sagte er rasch.
„Ich danke Ihnen,“ erwiderte sie, wobei ein Lächeln von seltener Schönheit ihr süßes Gesicht verklärte.„Dann will ich Ihnen das seltsame, schreckliche Geheimniß mittheilen, welches mich nicht allein durch sein eigenes Gewicht erdrückt, sondern auch mit beängstigenden Ahnungen erfüllt.“ Sie hielt inne, als wollte sie eine Empfindung des Druckes von sich abschütteln, schöpfte tief Athem und fuhr dann fort. „Haben Sie vielleicht zufällig je von Aymar, Jaques Aymar, aus Cröle, gehört?"
„Nein, ich glaube nicht, daß ich je von ihm gehört; doch halt! ich kann es nicht ganz bestimmt sagen. Sie meinen doch nicht den Mann, der mit der Wünschelruthe genannt war? Ich erinnere mich, einst vor langer Zeit über iyn gelesen zu haben. Wenn mich mein Gedächtniß nicht täuscht, so hatte seine Gabe die Eigenthümlichkeit, daß die Ruthe in seinen Händen nicht nur in der gewöhnlichen Weise wirksam war, das Vorhandensein von Wasser oder Mineralien an
irgend einer Stelle aufzufinden, sondern er gab vor, sie befähige ihn auch, Diejenigen, welche Verbrechen begangen hätten, anzudeuten und Verbrechen zu entdecken. Mein Vater interessirte sich früher einmal sehr für den Mesmerismus und alle Geheimnisse dieser Art und verschaffte sich merkwürdige Auskunft über Jaques Aymar, der am Ende, wie ich glaube, als Betrüger sich erwies. Ist das der Mann, den Sie meinen?"
„Sie glauben, er war ein Betrüger?" fragte sie sehr gespannt.
„Das weiß ich nicht, es ist unmöglich, ein Urtheil darüber zu fällen,“ erwiderte er, erstaunt über ihren Eifer.„Ich glaube, Medien und solche Leute finden zuweilen, daß ihre natürlichen Gaben sie im Stich lassen, und dann nehmen sie ihre Zuflucht zum Betruge, um die Thatsache zu verbergen. Es kann so mit Aymar sich verhalten haben. Ich denke mir, er war nichts als ein einfacher Landjunker, als er zuerst seine Gabe entdeckte; die Umständlichkeiten der Behörden und Gensdarmes und neugierige Menschen haben dieselbe wahrscheinlich vertrieben; ich spreche jedoch nur nach Muthmaßungen. Interessirt Sie die seltsame Geschichte dieses Mannes?"
„Ich glaube nicht, daß es Betrug war,“ sagte sie, indem sie die Hände nervös zusammenfaltete.„Der Himmel aber weiß, wie gern ich es glauben würde, wenn ich nur könnte. Sie sind erstaunt; aber vielleicht werden Sie mein Interesse an ihm besser verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß meine Mutter Jaqueline Aymar hieß, und daß bei Vielen in unserer Familie, und, ich fürchte sehr, in mir selbst die Gabe sich als erblich erwiesen hat.“
„Der Gebrauch der Wünschelruthe?“ rief Arthur.„Ist es möglich, daß Sie wirklich solchen Unsinn glauben können? Bitte, verzeihen Sie mir, daß ich das sage.“
(Fortsetzung folgt.)