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Rst sul diheitscher Pelkkell und Aben

Beilage für Bergische Wacht, Lindlarer Zeitung, Overather Volksblatt, Mucher Tageblatt

Verlag:Der Sonntag, Aachen. Geschäftsstelle: Aachen, Pontstraße 80.

#d. Zehngeng

Sonntag, den 16. Juni 1929

Nr. 24

I. Soontag nach Wgoten

Evangelium(Tub. 5,11). Iu jener Zeit, als sich oas Volk zu Jesus drängte, um das Wort Gottes zu hören, und er am See Genesareth stand, sah er zwei Schiffe am User des Sees liegen; die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Deße. Da stieg er in das eine der Schiffe, das dem Simon gehörte, und bat ihn, etwas vom Lande abzufahren. Oann setzte er sich und lehrte das Volk aus dem Schiffe. Als er zu reden aufgehört hatte, sprach er zu Simon: Fahr hin­aus in die Ciefe und werft eure Dete zum Fange aus. Da antwortete ihm Simon: Heister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und doch nichts gefangen: aber auf dein Wort will ich das Deß auswersen. Als sie dies getan hatten, singen sie eine große Menge Fische, so daß ihr Detz zerriß, setzt winkten sie ihren Genossen im andern Schiffe, daß sie kommen und ihnen helfen möchten. Sie kamen und füllten beide Schifflein, so daß sie beinahe versunken wären. Als Simon Detrus das sah, siel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch! Staunen hatte ihn und alle, die bei ihm waren, ergriffen über den Fischfang, den sie gemacht hatten; desgleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Lebedäus, die Simons Genossen waren. Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an sollst du Menschen fangen. Dann zogen sie ihre Schiffe ans Land, ver­ließen alles und folgten ihm.

Epistel(Röm. 8, 1823). Brüder! Ich halte dafür, daß die Lei­den, dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der zukünftigen Herr­lichkeit, die an uns offenbar wird. Denn die Erwartung der Schöp­sung harrt auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Die Schöpfung wurde der Eitelkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern um dessen Pllesz., der. sie unterworsen hat, mit der Hofnung, daß auch das Geschöpf von der Dienstbarkett der Verderbtheit befreit wird zur Freihett der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß

alle Geschöpfe seufzen und in Geburtswehen liegen immer noch.

nicht allein sie, sondern auch wir, die wir die Erstlinge des Geistes besitzen, auch wir seufzen in uns und warten auf die Kind­schaft Goties und auf die Erlösung unsres Leides in Christus Jesus, astem Sern.. ason Lebden u chrigun Iiaur,

Liturgischer Wochenkalender

Sonntag, 16. Juni. 4. Sonntag nach Pfingsten. Gl., 2. Gebet: A cunctis, 3. Gebet: nach freier Wahl, Cr., Präf. von der allerhl. Dreifaltigkeit.

Montag. 17. Juni. Vom Tage, Messe vom 4. Sonntag nach Pfingsten, kein Gloria, 2. Gebet:A eunctis 3. Gebet:Fidelium,

4. Gebet: nach freier Wahl, kein Credo, gewöhnl. Präf. Gr.

Dienstag, 18. Juni. Fest des hl. Bekenners u. Kirchenlehrers Ephrem des Syrers. MesseIn medio, Gl., Gebet, 2. Gebet;

Gedächtnis der hl. Martyrer Markus u. Marcellianus, Cr., gewöhnl.

Präs.

gat t S;. Junt.Fest der hl. Jungfrau Juliana von Fal­conieri. MesseDilexisti, Gl., Gevet, 2. Gebet: Gedächtnis der hl. Mariyrer Gervasius u. Protasius, kein Credo, gew. Präf. W.

Donnerstag, 20. Juni. Fest des hl. Papstes und Martyrers Silverius. MesseStatuit, 2. GebetA cunctis, 3. Gebet: nach freier Wahl, Epistel, kein Credo, gewöhnl. Präf. R.

Freitag. 21. Juni. Fest des hl. Bekenners Aloysius von Gon­zaga, Gl., kein Credo, gewöhnl. Präf.. W.

Samstag, 22. Juni. Fest des hl. Bischofs u. Bekenners Pau­linus, Gl., 2. Gebet: Gedächtnis der Vigil der Geburt des hl. Johannes des Täufers, kein Credo, gewöhnl. Präf., letztes Evang. von der Vigil.

Meister, auf dein Wort hin...

Mann kann unsere Zeit mit vielem Recht als eine Zeit ganz Mißerfolge bezeichnen. Das öffentliche Leben der Völkersamilien spricht davon, denn noch immer will es nicht gelingen, die Folgen des Krieges zu überwinden. So mancher Lolitiker, der sich aufrichtig Mühe gegeben hat, dem Frieden zu dienen, wie ost hat er wohl aufgeseufzt:Wir haben die ganze

und nichts gefangen... Die Probleme des

wirtschaftlichen Lebens, denen ebenfalls so viel Mühe zugewen­det worden ist, wie weit sind sie von einer Lösung entfernt! Immer noch der Klassenkampf und der Klassenhaß. Und wie im öffentlichen Leben, so geht es im privaten. Wir arbeiten heute mehr, als je eine Zeit gearbeitet hat. Ja, wir sind gerade­zu Sklaven der Arbeit geworden. Dennoch geht es mit so vie­len Geschäften nur schwer voran. Mag für die Gehälter auch das Menschenmögliche geschehen sein, wie zerrinnt alles wieder den großen Ausgaben gegenüber, die das Leben heute fordert.

Allüberall Familien, die keine Wohnungen haben oder nur eine unzureichende, denen es an Arbeit sehlt und an allem. Dazu die geistige Not und die seelische. Einer der Verfasser der neue­ren Kriegsromane, Renn, bekennt es von sich, wie er sich um die letzten Fragen und um den eigentlichen Sinn des schreck­lichen Kriegsgeschehens bemüht habe. Er studierte ganze Bände moderner Philosophie, um am Schlusse sagen zu müssen: Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, aber nichts gesangen... Es gibt keine Wahrheit, das war das Ergebnis seiner Stunden, also ein leeres Netz.

In diese Zeit der Mißerfolge ruft nun das Evangelium hin­ein das Geheimnis des Erfolges.Meister, auf dein Wort hin will ich das Netz auswersen... Denken wir einmal nach. Ha­den wir das hinreichend getan? Hat man in Versailles etwa im Namen dieses Meisters gehandelt? Haben die Friedensbe­strebungen unter den Völkern wirklich ihren Ausgang genom­men von dem Friedenswort Christi? Oder muß man nicht viel­mehr bekennen, daß wir auch heute noch allen Fortschritt er­warten vom Menschen allein und von seiner Vernunst? Stehen wir nicht geradezu vor der Tatsache, daß ganze mächtige Be­wegungen, zumal im sozialen Leben, gegen die Religion und gegen den Meister arbeiten? Wurde Christus nicht zurückge­drängt aus dem öffentlichen Leben und hat sich nicht auch das private Dasein weithin von den Traditionen des Christentums

Was laufen doch heutzutage die jungen Leute mit trübseligen, abgelebten, genußmüden Gesichtern herum! Auf ihren Mienen steht zu lesen:Ich habe die Welt satt Ich weiß alles Das Leben ist nichts als Qual und Enttäuschung Es lohnt sich nicht zu leben Ich möchte am liebsten sterben: Das ungefähr sagen die lässigen, schlaffen Glieder, die abgestumpften Gesichtszüge und naserümpfenden Gebärden der heutigen Groß­stadtjugend. Es ist das keineswegs eine Folge der trostlosen Kriegszeit: der Krieg hat vielleicht sogar einiges daran gebessert. Die Krankheit sitzt tiefer: die jüngste Generation hat zu schnell gelebt und ist dadurch zu rasch gealtert.

Die wenigsten haben eine Ahnung davon, daß auch die menschliche Genußfähigkeit gar sehr beschränkt ist und weiser Schonung bedarf. Früher, als der Lebenslauf der Menschen noch durch eingebürgerte Sitten und Gebräuche geordnet und gebunden war, wurden dem jungen Manne und Mädchen die Freuden und Überraschungen des Lebens in kargen, bekömm­lichen Portionen zugemessen. Dadurch wurden sie frisch und aufnahmefähig erhalten; ihre Herzen hatten immer noch eine Hoffnung, in ihren Augen blieb bis ins späte Alter der leuch­tende Glanz seliger Erwartung. Dieser tropsenweise Lebens­genuß ist der Jugend von heute zu langweilig und spießbür­

gerlich; sie. Tell. das Dasein rascher und gründlicher auskosten, will sich die Genüsse der Erde nicht wie eine Arznei löffelweise geben lassen, sondern mit eigenen Händen zufassen und mit tiefen Zügen in sich hineintrinken. Sie ahnt nicht, daß der Freudenbecher der Welt so erschreckend rasch zur Neige geht und dem gierig Trinkenden den bittern Nachgeschmack der Hefe zinterläßt. Darum die arge Enttäuschung der übereiligen Ge­Bicb 3. ihre sauern Mienen und verächtlichen Außerungen über

Der Großstadtmensch unserer Tage, der vorsichtig genug war, sich reiche Eltern auszuwählen, hat bereits im Alter von etwa zwanzig Jahren so ziemlich alles genossen, was die Welt zu bieten vermag. Er ist schon als Baby in die Nordseebäder, in die Schweiz und an die Riviera geschleppt worden und hat also das Schönste von der Welt gesehen; er hat die Lecker­bissen aller Erdteile verkostet, und keine noch so raffiniert zu­sammengestellte Speisekarte eines Grand Hotels kann noch sei­nen Gaumen kitzeln; er hat im Laufe einiger Jahre alle Mode­narrheiten an seinem Leibe erprobt und ist ärgerlich über die

entsernt? Und nun sind die Netze leer, es ist gegangen, wie er Petrus gegangen ist und wie es immer ging. wenn man das Sprüchlein vergaß: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das s Der beste Lebenslauf.. 00,

Wir wissen aber das Geschäftsgeheimnis des Erfolges. Auf das Wort des Meisters hin werden wir schaffen. Und auch heute noch geschehen die Wunder der alten Zeit. Schüttele nur nicht ungläubig den Kopf. Hundertfältig spricht hier die Er­fahrung des christlichen Lebens. Ich kenne christliche Geschäfts­leute, die es ganz offen sagen, wie oft sie den Segen Gottes erfahren haben. Es gibt kinderreiche Familien, wo man nicht begreift, wie alles so gut geht und wie alle gesund sind, und doch geht es, geht sogar vortrefflich, geht gegen alle Berech­nung tadellos, denn es ist da das Geheimnis des Gottessegens. Man braucht nicht einmal an ein besonderes Wunder zu denken. Denn wo die Religion blüht, da werden so gleich Kräfte wach,

waont die reue Rehest. 24 kommt die Gewissenhastgtet, da da kommt die Ehrlichkeit, da kommt die Reinheit der Gesinnung und auch des Körpers, da kommt das Herzensglück. Von selber entsteht eine Atmosphäre, die wie ein Frühlingswind überall Blüten weckt.

Du verzweifelter Mensch von heute, der du zu denen gehörst, die immer gefischt und doch nie etwas gefangen haben, wirf noch einmal das Netz aus auf das Wort des Meisters. Nimm Die. Last, des Lebens einmal wieder auf deine Schultern mit

eth.s richtigen guten Meinung. Du wirst sehen, es geht. Du t dein Kreuz nicht allein, sondern Christus trägt es mit dir. Schöpfe Mut aus dem Gotteswort dieses Evangeliums, das so recht geschrieben ist für eine Zeit der Mißerfolge, der es wieder­um das Geheimnis des Erfolges zeigt. F.

Glaube ist Gabe und Aufgabe

Von Dr. G. Kremer.

Der Glaube ist unverdiente Gottesgabe; mag er uns über­kommen sein als heiliges Erbe katholischer Familientradition, mag er errungen sein in heißem Ringen, er ist Gnade und Gabe Gottes. Darum freut sich der katholische Christ seines Chri­stenglaubens in demütiger Gesinnung und beharrlicher Dank­barkeit. Jede von Gott kommende Gnade schließt eine Aufgabe in sich. Gott teilt Talente nicht aus, damit sie vergraben wer­den, sondern daß mit ihnen gewirkt und gewuchert werde. Ist der Glaube eine große Gottesgabe, dann legt er auf die Schul­tern des Christenmenschen eine heiligernste und verantwortungs­schwere Aufgabe. Das Reich Gottes ist darum für uns nicht ruhiger, tröstlicher Besitz, sondern drängende Lebensaufgabe. Müßten wir nicht erschauern vor der Größe dieser uns durch den Glauben gesetzten Aufgabe und unserm so geringen Werk?

: Empfinden wir den Glauben als Aufgabe? Gewiß soll der Glaube das Gefühl des Geborgenseins uns schenken, er soll uns tröstend und helfend durchs Leben geleiten, er soll im Dunkel der Leiden uns Licht und Führer sein; aber er soll mehr sein. Er soll uns drängen und aufrütteln, damit wir Pflichten tun und Aufgaben erfüllen, er soll uns erleuchten und sehend ma­chen, damit wir an den Dingen und Menschen nicht vorbei­gehen; er soll uns beweglich und unruhig machen, damit wir eine Sorge und Verpflichtung verspüren in uns um das Reich Gottes auf Erden.

Empfinden wir Menschen von heute den Glauben so als Auf­gabe? Oder wird er uns nicht allzu oft lästig im Tagewerk des Lebens? Möchten wir ihn nicht lieber vergraben, damit unser Leben sorgloser und ruhiger werde? Möchen wir ihn nicht lie­der ins Herzenskämmerlein verschließen, damit seine Stimme uns nicht verrate? Möchten wir ihn nicht ablegen, wie man einen Sonntagsanzug ablegt, wenn der Werktag kommt?

uninteressante Wiederkehr des längst Gesehenen; er hat in wise senschaftlichen Museen und Kunstausstellungen so viele Kennt­nisse erworben, daß er mit geistreichen Phrasen über alles zu reden versteht; er kennt das Leben in seinen intimsten Geheim­nissen und läßt sich nichts mehr vormachen; er ist ein Wissender, der jedem Neunzigjährigen schlagend beweist, daß das Leben keinen Schuß Pulver wert ist

Dieser Lebensüberdruß und Ekel, diese Kulturmüdigkeit und Kunstsattheit der überfütterten, verlebten modernen Jugend ist die Strafe für ihre naturwidrige, selbstgewollte Frühreife. Die Natur rächt sich an jedem Trinker und Schlemmer und Aus­schweifenden, das ist allbekannt; aber weniger bekannt ist die Tatsache, daß auch verfrühte Lebensentfaltung und vorzeitige Überreizung der Sinne und des Innenlebens eine Zerrüttung der Körper= und Geisteskräfte zur Folge haben und so dem Menschen zum Verderden werden. Niemand kann ohne Schaden die normale Stufenfolge der Altersentwicklung überspringen. Junge Pferde, die zu früh an den Wagen gespannt werden, verkrüppeln; junge Menschen, die sich zu früh ins Leben stürzen, verkümmern an Seele und Leib.

Jedem Lebensalter sind als Ausgleich für die Mühen und Strapazen des Daseins auch besondere Annehmlichkeiten, kör­perliche und geistige Genüsse zugedacht; das Kind freut sich an

ais en Baie Predienn dien Rtnobng bet andenr Ziele als der Lreiz., Erst die moderne Genußsucht hat der bugend alle Schleusen der Lustbarkeit geöffnet, ohne die eng­begrenzte Aufnahmefähigkeit zu berücksichtigen. So sind die zahllosen jugendlichen Greise, die unzufriedenen, abgestumpften Weltdamen entstanden, wie sie in ihrer altklugen Blasiertheit durch die Straßen unserer Städte trotten und in ihrer faden Abgeschmacktheit jeden gesunddenkenden Menschen anwidern. Ihnen gegenüber erscheinen siebzigjährige Männer und Frauen, die in Arbeit und Sorgen grau geworden sind, trotz äußer­licher Gebrechlichkeit noch jugendfrisch.

Gutzkow hat recht:Die Frühreife des Selbstbewußtseins ist das moderne Unglück. Der einseitigen verfrühten Er­kenntnis= und Genußreise müßte eine ebenso frühzeitige hohe Charakterreise entsprechen. Andernfalls wird die junge Seele von dem Übermaß des Wissens und Begehrens zugrunde ge­richtet, wie es heute tausendfach geschieht.

Aus Hellmann, Stunden der Stille.

Glaube will Wegweiser sein, wir müssen den Mut haben, diesem Wegweiser zu folgen, auch wenn er über steinige Wege führt. Glaube will Leuchte und Licht sein; wir müssen diesem Lichte auch dann treu bleiben, wenn der Glanz der Welt vor ihm verblaßt. Glaube will eine Kraft sein; wir müssen mit dieser Kraft vorwärts stürmen, auch wenn eine Welt von Teufeln sich uns entgegenstellt.

Solche Glaubensauffassung bewirkt von selbst eine aktive Hal­tung des katholischen Menschen gegenüber den Fragen der Ge­genwart; sie erzeugt in ihm eine heilige Bereitschaft, mit den Kräften und Werten des Glaubens sich der Zeit und den Men­schen zur Verfügung zu stellen; sie läßt in ihm eine christliche Unruhe wach bleiben, die eine Verantwortung gegenüber dem Reiche Gottes fühlt. Der von solcher Glaubensauffassung ergrif­fene Mensch weiß, das die Religion Jesu Christi mehr von ihm verlangt als teilnahmloses Bekenntnis und träge Ruhe, daß sie vielmehr mit einem ungeheuren Ernst vor ihm steht und Forderungen an ihn stellt, denen er sich nicht zu entziehen ver­mag. Unbenützte Gnade zieht des Verhängnis nach sich: uner­füllte Glaubensaufgabe wandelt Glaubensglück in Unglück und Fluch. Das Volk Israel, das dem Messias und seinem Reich ##gagte, mußte seinen Untergang auf den Trümmern der heiligen Stadt beweinen. Katholisches Volk, dem sein Glaube totes Kapital bleibt, trägt die Schuld am religiösen und sitt­lichen Niedergang.

Der gläubige Mensch wird von einer innern Unruhe um das Reich Gottes erfüllt sein. Der Christ ist in das Leden, so wie es ist, hingestellt, und diesem Leben gegenüber mit all seinen Beziebungen und Auswirkungen hat er als Christenmensch da zu stehen. Hier hat er seine Aufgabe als gläudiger Christ zu erfüllen. Und je gläubiger ein Mensch ist, je mehr er von seiner Christenaufgabe durchdrungen ist, um so schmerzlicher wird er es empfinden, wenn das Geschehen um ihn so gar nicht den Stempel des Christlichen an sich trägt. Dieser gläubige Christ wird das Verhängnis der Glaubensspaltung schmerzlich mit­empfinden und sich seine Sorge darum machen; er wird an den sozialen Spannungen und Dissonanzen schwer tragen, da sie dem Geiste seines Giaubens widersprechen; er wird durch den nationalistischen Haß der Völker gegeneinander bedrückt sein, da sein Glaube das Eoangelium der Liebe predigt. Solche Betrachtungsweise darf ihn nicht zu einem unfruchtbaren Pessi­mismus führen, muß ihn vielmehr mit neuer Energie und neuem Tatwillen erfüllen. Nicht der Mensch wirs seinem Christenglau­den gerecht, der sich bequem und ruhig mit den Dingen und Gewohnheiten der Welt abfindet, sondern der Mensch, der mit stärkster Anteilnahme und schmerzlicher Unruhe die Dissonanzen innerlich miterlebt und empfindet.

Es ist eine traurige Tatsache, daß weite Kreise im Katholi­zismus den großen Zeitpcoblemen mit Kälte und Interesse­losigkeit gegenüberstehen. Ist das nicht geistige Blindheit und toter Glaube? Ein Beweis dafür, daß katholische Pflichten und Aufgaben nicht gesehen werden? Kann dann nach des Herrn Wort in Erfüllung gehen:Das Himmelreich ist gleich einem Sauerleig?

Der religiöse Mensch soll in seiner Gegenwart darinstehen, mit ihren Kämpfen und Problemnen sich auseinandersetzen. Oder soll er fluchen und seinen Glauben aus dem Lärm der Welt zurückzlehen in die Einsamkeit? Der gläubige Mensch steht in der Welt; da soll er seine Gläubigkeit betätigen. Oder soll er sich wegwenden und seinen Glauden verleugnen?

O, daß doch die Glaubensaufgabe erkannt würde. O, daß doch die geistige Trägheit aus unsern Reihen schwinden möge! 9, daß doch eine Unruhe über uns kommt, die uns anfeuert und treibt und nicht losläßt!