Wochenschrift für tatholisches Denten und Leben
Beilage für Bergische Wacht, Lindlarer Zeitung, Overather Volksblatt, Mucher Tageblatt
Verlag: C. van Gile, West. utsche Vereinsdruckerei. G. m. v.., Getlennrchen.
Ge chüftestelle Nachen. Por lstraße 80
23. Jahrgang
Sonntag, den 14. Oktober 1928
Nr. 42
Zwanzigster
Sonntag
nach
* Dfingsten
Evangelium(Joh. 4, 46—53). In jener Zeit war in Kapharnaum ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank lag. Da er gehört hatte, daß sesus von Judäa nach Galiläg gekommen sei, begab er sich zu ihm und bat ihn, daß er hinabkomme und seinen Sohn heile; denn dieser war dem Code nah. Da sprach selus zu ihm: Denn ihr nicht Seichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht. Der Königliche beamte bat ihn: Herr, geh hinab, ehe mein Sohn stirbt Jesus antworlete ihm: Geh hin, dein Sohn lebt. Der Mann glaubte dem was Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging. Als er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und teilten ihm mit, daß sein Sohn lebe. Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es mit ihm besser geworden war Sie gaben ihm zur Antwort: Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber. Da erhannte der Dater, daß es um dieselbe Stunde war, da jelus zu ihm gesagt hatte: Oein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem gangen Hause.
Epistel(Eph. 3, 15—21). Brüder! Seht zu, da ihr vorsichtig wandelt, nicht wie Toren, sondern wie Weise, und erkaufet die Zeit; denn die Tage sind böse. Werdet darum nicht unverständig, sondern verstehet, was der Wille Gottes ist. Berauschet euch nicht mit Wein. worin Ausschweifung liegt, werdet vielmehr voll im Heiligen Geiste. Redet zueinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, sing und spielt dem Herrn in euren Herzen; dankt allzeit für alles Gott dem Vater im Namen Jesu Christi. Seid einander untertan in der Furcht Christi.
Liturgischer WDochenkalender
Sonntag, 14. Oktober. 20. Sonntag nach Pf. Gl, 2. Or. Hl.
Kailistus. Er, Präf. von der hl. Dreifaltigkeit. Gr.
Montag, 15. Okt. Hl. Theresia, Gl., Gewöhnl. Präf. W. * Dienstag, 16. Okt. Hl. Elisius, Gl., 2. Or. a cunctis, 3. Or. nach Bel. Gewöhnl. Präf. Votiv= u. Requiemsmessen erlaubt. R.
* Mittwoch, 17. Okt. Hl. Hedwig, wie gestern. W.
Donnerstag, 18. Okt. Hl. Lukas, Gl., Cr. Präf. von den
Aposteln..
Freitag, 19. Okt. Hl. Petrus von Alcantara, Gl. Gewöhnl. Biät. 90
Samstag, 20. Okt. Hl. Johannes Cantius, Gl. Gewöhnl. Präf.
W.
Der Heiland der Kranken
Es ist rührend zu sehen, wie unser göttlicher Herr bei seinem Erdenwandel sich besonders der Kranken so gerne angenommen hat. Wie ein Morgenrot, wie ein Früh ingswind ging es über die Dächer und Hütten, über die Betten und Maiten, durch die Herzen und Augen der Kranken, wenn der gönliche Freund der Kranken auf der Wanderung war. Dann war er umringt von den Hilflosen, den Krüppeln, den Siechen, den Aussätzigen, den Besessenen. Dann tat sich das Heilandsherz weit auf, oft ging es Stunde um Stunde weiter mit Heilungen und Tröstungen. Es war sein Schmerz, wenn er nicht seinem Herzen die Befriedigung geben konnte, allen geholsen zu haben. Wehmütig sagt einmal das Evangelium:„Und er konnte dort keinerlei Wunder tun, außer, daß er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. Diesmal hatte fast niemand an ihn glauben wollen. Wenn er keinen Erfolg gesunden, sonst kein Wunder hätte tun können, so will er doch wenigstens die Hoffnungen der Kranken nicht enttäuschen.„Er rief seine Zwölfe zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle Geister und zur Heilung der Krankheiten Dann sandte er sie aus, das Reich Gottes zu predigen und die Krankheiten zu heilen.“ (Luk. 10,.)
Dem Herrn war es so bitter ernst mit der Krankenliebe, daß er sie in die große Gerichtstafel eingetragen hat:„Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters,... ich war krank, und ihr habt mich besucht. Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan, das habt ihr mir getan.“(Math. 25.)
Da ist es nicht zu verwundern, daß der Herr die Krankensorge auch fest in das Programm seiner Kirche eingebaut hat, die Krankensorge zu einem Sakrament erhoben hat, in der heiligen Olung. Hauptsächlich hat er, wie auch in seinem eignen Wirken, an die Gesundung, Heilung der Seelen gedacht. „Predigt das Reich Gottes und heilet die Kranken.“ Man esiht, wie der Heiland ganze Sache macht, wie er alles vollendet, wie er nicht ruht, bis unsere Seele ganz versorgt, ganz gesichert ist, bis ihr gründlich und ganz geholfen ist. Im Sakrament der Olung kommt uns die ganze Liebenswürdigkeit Christi so recht zum Bewußtsein, wie er uns gar nicht vergessen will, wie er an alles gedacht hat, auch an die kranken Stunden, die trüben Tage unseres Lebens. Um das Sakrament der heiligen Olung recht zu schauen, müssen wir die Sorge des gütigen, göttlichen Krankenfreundes darin erblicken, ein Geschenk aus der liebsten Hand, eine Wohltat aus dem treuesten Herzen, ein Trost= und Heilmittel der allmächtigen und liebevollsten Vorsehung Gottes.
Im heutigen Evangelium bittet ein besorgter Notar den Herrn um die Heilung seines Sohnes:„Komm herab, ehe mein Sohn stirbt.“ Zwar muß der Heiland Klage erheben über den Unglauben seiner Zeitgenossen, aber doch wird dem bekümmerten Notar die Bitte gewährt:„Geh hin, dein Sohn lebt.“ Diese Bitte des Notars klingt tausendmal in Priesterohren, wenn er gerufen wird, Christi Krankenliebe zu üben. Wir wissen aber auch, wie schwer man sich dazu entschließt,
diese Bitte zu sprechen, wie man es scheut, den Priester an das Krankenbett zu rufen. Man sollte meinen, daß solche ihren Glauben, die Liebe Christi, die Pflicht der Sorge für das Heil der Kranken nicht recht begriffen hätten. Lassen wir als Katholiken doch alle die nichtssagenden und unbegründeten Widerstände und Redensarten fahren, die sich zwischen die Krankenliebe Christi und die Kranken hemmend stellen. Und seien wir uns unserer Verantwortung bewußt, die wir um das Seelenheil unserer Kranken haben. Durch unsere Schuld darf keiner ohne die Tröstungen und unersetzlichen Gnaden des Krankensakramentes in die Ewigkeit gehen. Vielleicht müssen wir eine ganz andere Auffassung von dieser Salvung haben, um sie recht zu verstehen. Sie hat gar nichts von Schrecken und Schauern an sich, nichts von Tod und Trauer; ist ja ein Krankensakrament, das nach Gottes Willen sogar die Gesundheit wiedergibt, sicher aber eine frohe, friedvolle, glückliche, geklärte Seele schafft.
Die Messe des heutigen Tages scheint leise und zart, aber doch ganz deutlich auf die heilige Olung gestimmt zu sein, wie das Alleingespräch eines Kranken, der sein Leben überdenkt und sich getrost in Gottes Hände gibt.
„Alles, was du uns getan, Heir, tatest du in wahrem Recht, denn wir haben vor dir gesündigt, deinen Geboten nicht gehorcht. Aber nun gib Ehre deinem Namen, und tu mit uns
nach deiner vielgroßen Barmherzigkeit— Selig, die unbe
fleck ihres Weges gingen, die wandeln im Gesetz des Herrn.“ (In oius.)
„Spende reichlich, wir bitten, Herr, deinen Gläubigen in Versöhnung Nachlaß und Frieden; so möchten wir von allen Beleidigungen gereinigt sein und ruhigen Geistes dir dienen.“ (Oration.)
Es klingt wie ein Kommuniongebet, eine Vorbereitung auf die heilige Wegzehrung, das uralte liturgische Tischgebet:„Die Augen aller warten auf dich, Herr, du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand und füllest alles Lebendige
mit Segen.“— O wie groß und heilig ist unsere himmlische
Krankenspeise.
„Bereit ist mein Herz, o Gott, bereit ist mein Herz, singen und preisen will ich dich, meine Seligkeit. Allelusa.“(Geaduale.)
Leise Sehnsuch: kommnnt über die mit Gott versehene Seele; wie einst über Israel in der Verbannung:„An den Flüssen Babylons, dort saßen wir und weinten, wenn wir Sions gedachten.“ Himmelslicht liegt in der Seele des Kranken.„Wir bitten dich, Herr, diese Geheimnisse mögen uns schenken himmlische Medizin und mögen ausreinigen die Fehler unseres Herzens.“(Sekret.) Ein schönes Versehganggebet. Eine innige Erinnerung an Gottes tröstende Verheißungen klingt aus der Kommunion:„Gedenke, Herr, für deinen Diener deines Wortes, darin hast du mir so frohe Hoffnung gegeben. Sie tröstet mich in meiner Demut." Ja, warten und glauben wir an den Heiland der Kranken.
Korinth
Paulus will die Welt, die ganze Welt für Gott erobern. Er beschränkt sich nicht auf eine Mission, der er seine Lebensarbeit widmet. Mit heiliger Unrast drängt es ihn, weiterzuerobern. Und scheut nicht die schwersten Probleme, die verzweifelisten Verhältnisse. Er wagt es, den Samen des Christentums nach Korinth zu tragen, in die größte Handelsstadt Griechenlands. Die geruhsame Philosophenstadt Athen hat ihn mit fast leeren Händen gehen lassen, wird er in der unruhigen Geschäftsstadt etwas erreichen? Dazu hatte Korinth einen schlechten Namen. Leichsinniges Genußleben, das fremde Schiffsvolk mußte sich nach den langwierigen Seefahrten durch Freudentaumel entschädigen. Daß Unsittlichkeit hier ein warmes Rest hatte, versteht sich von selbst. Dazu schwere soziale Probleme moderner Art: reiche Schiffsreeder und Handelskapitalisten, daneben ein Heer von Sklaven und Proletariern aus aller Herren Länder. Mancher moderne Großstadtseelsorger wird seine schweren Bedenken haben, unter solchen Umständen eine Mission zu beginnen. Paulus macht es in der Liebe Christi.
Wie schon mehrmals, ist es eine Familie, die die Brücke und den Haltepunkt bildet zur apostolischen Arbeit, wie es in unserer Diaspora auch der Fall ist.
Eine aus Rom vertriebene Judensamilie Aquila und Priseilla wird der Stützpunkt der Mission. Dort sand Paulus Unterkunft und Arbeit.„Und weil er das gleiche Handwerk betrieb, blieb er bei ihnen, und sie arbeiteten zusammen, sie waren nämlich ihres Zeichens Zeltmacher.“ Also treibt der Weltapostel, der große Bischof, ein Handwerk, um das tägliche Brot Es ist die Klugheit die Demut Christi, gie da weiterlebt.
Jeden Sabbat sprach er in der Synasoge— wobei er den Namen des Herrn Jesus einflocht.— Der energische, feurige
Apostel füht sch lese voran— und suchte Juden und Heiden zu gewinnen Noch mußte er vorsichtig sein, denn er ist allein; nur Juden und Heiden und eine lasterhafte Großstadt um sich, und muß noch für sein Brot sorgen. Da kommt Hilse: seine Getreuen. Silas und Timotheus, treffen aus Mazedonien ein Jetzt kann Paulus freier auftreten. Er widmete sich nun ganz der Predigt, wird deutlicher, weist den Juden nach, daß Jesus der wahre Messias ist. Aber da ist's vorbei. Das war ein Fehlweg. hier die Juden gewinnen zu wollen.„Da sie sich dagegen auflehnten, und Lästerungen ausstießen, schüttelte er seine Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt! Mich trifft keine Schuld. Von nun an werde ich zu Heiden gehen.“
Es ist, wie wenn in der heiligen Messe das Meßbuch von der Epistelseite zum anderen Ende getragen wird. Wie ein verhängnisvoller Wendepunkt in der Missionsgeschichte. Der Weliapostel rechnet nicht mehr auf seine Stammesgenossen, von nun wird er nur noch Heidenapostel sein. Damit wird er sich noch mehr Feinde schaffen. Aber das Reich Gottes muß weiter kommen. Es ist eine sinnvolle, erschütternde Zeremonie, die Paulus da vornimmt. Das Schütteln seines Mantels, als wolle er die Juden von sich weisen wie Schmutz und Ungezieser. Und geradezu furchtbar klingt sein Wort, wie ein Fruch Gotes, das Wort des Apostels, der ein andersmal sagen konnte, er wünsche verworsen zu weiden, um alle zu retten. Wie die zähe Geduld und der ehrliche Seeleneiser eines Paulus hat auch die Gnade Gottes einmal ein Ende, wenn sie keinen Boden, keinen guten Willen mehr findet.
„Er ging von da weg und begab sich in das Haus eines gottesfürchtigen Mannes mit Namen Titus Justus, dessen Haus an die Synagoge stieß.“ Das mußte die Juden ärgern. Dazu kam noch ein„Argernis". Der Synagogenvorsteher Krispus nahm mit seinem ganzen Hause den Glauben an
den Herrn an. Auch viele andere Zuhörer in Korinth wurden gläubig und ließen sich taufen. Der Herr sprach des Nachts in einer Erscheinung zu Paulus: Fürchte dich nicht, rede nur weiter und schweige nicht. Ich bin mit dir und niemand wird dich antasten, um dir ein Leid anzutun. Denn viel Volk in dieser Stadt ist mein. So blieb denn Paulus ein Jahr und sechs Monate dort und predigte unter ihnen das Wort Gottes.
Es scheint, daß Paulus Seelennot gelitten hat, als ob ihm der Mut auszugehen drohte. Oder fühlte er sich vor einem Richts? Mit den Juden hat er abgerechnet, ob in der verrufenen Stadt sonst noch etwas zu erwarten ist? Was soll er sich einem nutzlosen Kampf aussetzen? Die Bekehrung des Synagogenvorstehers, sein Aufenthalt neben der Synagoge müssen wirken wie ein rotes Tuch auf den Stier. Darum wohl kommt Gott seinen tapferen Getreuen zu Hilse mit einem lieben, tröstenden Wort, mit der herrlichen Verheißung, daß eine ganze Christusgemeinde hier entstehen wird trotz allem.
Solche Stunden mögen über manchen kommen, der vor Mißerfolg und drohender Zukunft sich nicht zu helfen weiß. Die dann bei Gott stehen, für Gott sogar leben und schaffen können eines stillen Trostes ihres Herrgotts gewiß sein und seiner weiter helfenden Gnade. Was zu erwarten war, kam auch. Aber des Herrn Tröstung erfüllte sich; es kam zu einem großen Krawall ohne Ersolg. Als Gallio Stadthalter von Achaja war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor den Richterstuhl und klagten ihn an: Dieser verführt die Leute zu einer gesetzwidrigen Gottesverehrung. Schon war Paulus im Begriffe, zu erwidern, da sagte Gastio zu den Juden:„Wenn ein Unrecht oder Verbrechen vorläge, so würde ich euch nach Gebühr annehmen. Wo es sich aber um Streitsragen über Lehre, Namen oder ein neues Gesetz