35. Jahrgang. Nr. 12300. Vonn, Freitag, 24. Augusi 1925. Grändungsahr des Verlags 1123.

Streik bei der Reichsbahn?

MTB Berlin, 20. August. Die Verhandlungen zwi­schen der Hauptverwaltung der Reichsbahn und den Ge­werkschaften sind heute abgebrochen und auf Freitag nachmittag 3 Uhr vertagt worden. Wie wir von in­formierter Seite erfahren, ist die durch die heutigen Be­sprechungen geschaffene Lage keineswegs dazu geeignet, Hoffnungen auf eine schnelle und reibungslose Verständi­gung zu erwecken. Die Reichsbahn ist zwar bereit, in der Frage der Ortslohnzuschläge Zugeständnisse zu machen und bezüglich der Umgruppierung gewisser Orte vom Wirt­schaftsgebiet 1 in das Wirtschaftsgebiet 2 eine Aenderung eintreten zu lassen, doch gehen die Ansichten über die Not­wendigkeit einer Erhöhung der Stundenlöhne noch weit auseinander. Die Gewerkschaften haben jedoch be­tont, daß gerade hier eine Aenderung dringend notwendig sei, und daß ihres Erachtens nach die Eisenbahner mit einer Neuregelung der Tarife nicht einverstanden sein würden, wenn nicht eine angemessene, durch das Steigen der Le­bensmittelpreise begründete Erhöhung bewilligt werde. Die Gewerkschaften erklärten, daß man auch diesmal eventuell mit einem plötzlichen Aufflammen des Strei­kes rechnen müsse, wenn die Verwaltung nicht ein Ent­gegenkommen beweise.

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Vom Arbeitsmarkt im Reich.

Am 1. August d. J. betrug die Zahl der Empfänger von Erwerbslosenunterstützung 197000. Das bedeutet gegen­über dem Monat Juli eine Verschlechterung um etwa 1. v.., die Zahl aller Erwerbslosen dagegen dürfte wesentlsch höher liegen. Aus der Geschäftsstatistik der Ar­beitsnachweise ergibt sich, daß im Juni 1,1 Millionen Ar­beitsgesuche auf 645000 offene Stellen kamen. Die An­drangsziffer, d. h. die Zahl der Arbeitsgesuche auf je 100 offene Stellen, hat demnach durchschnittlich 171 betragen, und zwar bei den Männern 191, bei den Frauen 132. Das

soenche dalupse.

P Berlin, 21. Aug. In dem Arbeitszeitstreit der nordwestlichen Gruppe der Eisen= und Stahlindustrie er­klärten bei den Schlichtungsverhandlungen die Vertreter der Gewerkschaften, daß sie die Kündigung des Ar­beitszeitabkommens zurückziehen. Infolge­dessen wurde die Fällung eines Schiedsspruches über­flüssig.

P Berlin, 21. Aug. Der Arbeitgeberverband für das deutsche Baugewerbe hat gestern in einer Sonder­sitzung beschlossen, am 29. August die Gesamtaus­sperrung in ganz Deutschland in Kraft treten zu lassen. Das Reichsarbeitsministerium hat beide Parteien nochmals zu Freitag geladen, doch besteht wenig Aussicht auf Verständigung.

betrihenste Tapitel der Achestemerte Pue Das wobel en wiederholt zu Schießereien mit der Polize

der Angestellten. Im Aumi betrug die Apdranag. vas uumat dur Barze, ai, manzin,en Lodgrn Zelegpmnen

der Angestellten. Im Juni betrng die Andrangs, ziffer für männliche Büroangestellte 546, für weibliche 185, für männliche kaufmännische Angestellte 801, für weibliche 360, für Heizer und Maschinisten 449, für Techniker aller 848. Auch die Andrangziffer für freie Berufe ist mit sastia, den mäinnlichen und 154 bei den weiblichen wernig

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Sie wollen selbst sehen!

P Jena, 21. Aug. Die Belegschaft der Zeiß­werke hat beschlossen, eine Belegation nach Ruß­land zu entsenden, um die Zustände in Rußland, die von den Kommunisten so außerordentlich gerühmt werden, aus eigener Anschauung kennen zu lernen.(Wenn ihnen dort nichtPotemkinsche Dörfer vorgeführt werden, worauf dieRäteregierung sich ebenso gut versteht wie die zari­stische! Red.)

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Was Edmund Stinnes sagt.

DerNewyork American veröffentlicht eine Unterre­dung seines Berliner Berichterstatters O. D. Tolischus mit Dr. Edmund Stinnes, in welcher letzterer u. a. fol­gendes ausführte:

Die ganze deutsche Finanzwelt ist verrückt geworden. Aus persönlichem Haß einiger Führer, aus Prestigegründen und aus Machtsucht ruiniert sie finanziell das ganze deutsche Wirtschaftssystem und sich selbst. Mein Kampf ist ein Symbol für den Kampf der ganzen deutschen Industrie gegen die Beherrschung und die Kon­trolle durch die Banken, die diese nicht nur mit ihren eigenen, auch mit dem Deutschland vom Aus­lande geliehenen Gelde auszuüben versuchen. Mein Kampf ist ähnlich dem Kampfe Henry Fords gegen Wallstreet, als Wallstreet versuchte, die Fordwerke an sich zu reißen, nur daß Ford stärker war als ich und mehr Erfahrung besaß. Es ist ein Kampf bis aufs Letzte. Die Aga=Werke mögen zusammenbrechen, Tausende von Arbeitern durch die Handlungsweise der Banken brotlos werden, aber ich werde mich nicht vernichten lassen, noch vor den Banken kapitulieren.

Dr. Stinnes enthüllte dann dem Berichterstatter die wahren Gründe für das Zerwürfnis mit dem jüngeren Bruder Hugo und fuhr fort:

Das deutsche Geschäftsleben kracft tatsächlich an den hohen Zinssätzen, die die Banken verlangen. Dieser hohe Zinssatz hat auch dem Stinnes=Konzern das Grab gegraben, gerade wie anderen Konzernen. Kleine Schulden laufen durch diesen Satz enorm an. Ich habe immer darauf bestanden, daß wir unsere Schulden selbst bezahlen und die Kontrolle in unseren Händen be­halten müßten, anstatt uns bedingungslos an die Banken auszuliefern. Ich war der Ansicht, daß es besser sei, einen Teil seines Besitzes zu verlieren, wie groß er auch sein mag, als alles einschließlich der Unabhängigkeit ver­lieren. Aber ich konnte mich mit meinen Ansichten nicht durchsetzen. Darum verließ ich den Konzern. Was da­rauf folgt ist Wahnsinn, absoluter Wahnsinn. Die unge­heuern internationalen Hilfsquellen des Stinnes=Konzerns wurden über Nacht vernichtet in dem Augenblick, als die Banken sich darauf stürzten. Jetzt wird der wertvollste Besitz einfach weggeworfen. Der ungeheure Reichtum des Stinnes=Konzerns scheint dahinzuschmelzen. Ich sage nicht, daß die Banken dabei profitieren im Gegenteil, sie werden dabei verlieren und haben bereits verloren dadurch, daß sie Deutschlands Kredit vernichtet haben. Das ganze Vorgehen ist ein verfehltes Bemühen, die deutsche Industrie zu beherrschen. Mein Konzern ist dabei ebenso viel schuld wie andere. Ich sage nicht einmal, daß der Zinssatz übermäßig hoch ist. Aber die Gesamtkosten an Spesen sind zu hoch. Die Banken haben es erst mit legalen Mitteln, dann mit einem Bluff versucht; als bei­des fehlschlug, sind sie zum Kreditboykott übergegangen. Sie sind Amokläufer und haben jeden Sinn für Verant­wortlichkeit verloren, der mit Macht gepaart sein soll.

Dr. Stinnes hob dann hervor, daß der Direktor der Darmstädter und Nationalbank, Jakob Goldschmidt, hinter dem Kampf gegen ihn stehe.Goldschmidt verdankt alles, was er hat, meinem Vater. Er ist meinem Vater nach­gelaufen. Jetzt versucht er, die Söhne zu ruinieren. Aber ehe ich ihm einen Pfennig gebe, werde ist lieber die ganze Fabrik meinen Arbeitern geben. Ich habe den Weg zu meinen Arbeitern immer leicht ge­funden. Ich war mit ihnen im Kriege zusammen und kenne sie so gut, wie sie mich. Wir werden bis aufs Letzte zusammenhalten.

Blutige Jusammenslöße im Pariser Bankbeamtenstreik.

TU Paris, 20. Aug. In Paris fanden heute große Kundgebungen der streikenden Bankbeam­ten statt. Die Demonstranten versuchten die Schließung der noch arbeitenden Banken mit Gewalt zu erzwingen, wobei es wiederholt zu Schießereien mit der Polizei

stoß unweit der Börse. Die Polizisten trieben die Menge mit vorgehaltenem Revolver auseinander. Ein Polizei­beamter und mehrere Demonstranten wurden verletzt. Am Vormittag hatte der Arbeitsminister eine Abordnung der Streikenden empfangen. Ueber die Unterredung verlautet, daß die Möglichkeit der Beilegung des Konflikts in greif­bare Nähe gerückt sei. Die Streikenden haben in einer Ent­schließung die sofortige Einberufung des Par­laments gefordert. Die Entschließung wurde an den Präsidenten der Kammer und des Senats telegraphiert.

F Paris, 20. Aug. Dem von der Vereinigung der Gewerkschaften in Marseille für heute ausgegebenen Auf­ruf zum Generalstreik als Ausdruck der Solidarität für die streikenden Bankangestellten ist all­gemein Folge geleistet worden. Sämtliche Läden sind geschlossen und auch die Märkte konnten nicht abgehalten werden. Der Trambahnverkehr liegt still, selbst die städtischen Büros und die Post mußten wegen Mangel an Personal schließen. Das Streikkomits in Paris ist heute vormittag von dem Arbeitsminister empfangen worden, der die Versicherung gab, daß er seine Versuche, die Bankleitungen zum Eintritt in Verhandlungen zu be­wegen, fortsetzen werde. Der Arbeitsminister hatte heute nachmittag eine Unterredung mit den Direktoren der gro­ßen Kreditinstitute, über deren Ergebnis jedoch noch nichts bekanntgegeben wurde.

Eigenkum ist anvertrautes Gut.

WTB Stockholm, 20. August. Am zweiten Tag der Stockholmer Kirchenkonferenz erstattete der Dompropst von Worchester den Bericht des ersten Ausschusse: über die wirtschaftlichen und industriellen Probleme. Er führte u. a. aus:

Die Kirche ist nicht schuldlos hinsichtlich der sozialen Schäden, die oft zu leicht genommen werden. Sie darf sich in dieser Hinsicht ihrer Verantwortung nicht entziehen Liebe, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit sind nicht leer Redensarten, sondern göttlichen Ursprungs. Eigentun istanvertrautes Gut, daher ist Gewinn ohne Arbeit zu verurteilen. Ein Zusammenarbeiten zwischen Arbeit­nehmern und Arbeitgebern ist nötig. Eine Beteiligung der Arbeiter an den Unternehmungen ist wünschenswert. Die Frage der Arbeitslosigkeit ist mit Tatkraft anzufassen.

Wann wird die Note überreicht?

F Berlin, 21. Aug. Die Note der französischen Re­gierung zur Sicherheitsfrage ist zwar in der französischen Botschaft in Berlin bereits eingetroffen, aber es ist noch nichts darüber bekannt geworden, wann sie der Reichsregierung überreicht wird. Meldungen einzelner Blätter, daß für morgen bereits ein Besuch des Botschafters im Auswärtigen Amt angemeldet sei, eilen den Tatsachen voraus.

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Meldung der Frankfurter Zeitung. Die Uebergabe der französischen Antwort auf das deutsche Garantieangebot soll nach den bei der dortigen Regierungspresse vorliegen­den Mitteilungen an den Reichskanzler Dr. Luther erfolgen und zwar in einer Audienz, die die diplomakischen Ver­treier Frankreichs, Großbrikanniens, Italiens und Belgiens gemeinschaftlich erbitten werden. Da der Außenminister Dr. Stresemann, der nicht in Berlin weilt, dieser Audienz beiwohnen möchte, nimmt man an, daß sie frühestens Dienstag nächster Woche stattfindet. Die Veröffentlichung der Note erfolgt dann nach einer Verabredung zwischen Berlin und Paris.

Caillaux Angebot.

TU Paris, 20. Aug. Der französische Finanzminister Caillaux.wird nach den Morgenblättern unter Be­rufung auf die finanziellen Schwierigkeiten Frankreichs den Vorschlag machen, daß Frankreich jährlich 13 Millionen Pfund Sterling zahle anstatt der 30 Millionen, die die englische Regierung ver­lange. Caillaux wird außerdem die englische Regierung ersuchen, die Schätzung des Ergebnisses der Einkänfte aus dem Dawesplan einer Nachprüfung zu unterziehen, die er­geben werde, daß England aus dem Dawesplan nicht zehn, sondern fünfzehn Millionen Pfund zugeflossen seien.

MTB London, 20. Aug. Wie die Times aus Jeru­salem melden, erhielt der französische Geveral Soule bei einer Inspektion militärischer Posten etwa 15 Meilen südlich Damaskus einen Schuß in den Schenkel. Eine Strafexpedition wurde sofort in das benachbarte Dorf Mirsane gesandt. 20 Einwohner des Dorfes wurden getötet.

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Unter uns.

WIIB Paris, 21. Aug. Wie der Matin mitteilt, unter­nimmt Caillaux seine Reise nach London auf Einladung des englischen Schatzsekretärs. Churchill habe neulich Briand bei seinem Aufenthalt in London gesagt: Sagen Sie Ihrem Finanzkollegen, daß er mich besuchen soll. Wir werden zweifellos unter uns das in Ordnung bringen, was die Sachverständigen nicht tun konnten.

Von der Weltkirchenkonferenz.

Der Vortrag Dr. Luthers.

MTB Berlin, 20. Aug. Wie aus Stockholm gemeldet wird, wird der Vorsitzende der allgemeinen Konferenz für praktisches Christentum, Erzbischof Sorderblom, den ihm vom deutschen Reichskanzler Luther zugegan­genen Vortrag selbst verlesen. Bekanntlich hatte Dr. Luther

im Sinne seines Namensträgers und Vorfahren für die Be­tätigung praktischen Christentums einzusetzen. Die bevor­stehende Ueberreichung der französischen Note vereitelte diese Absicht. Wie es heißt. umfaßt der nach Stockholm übermittelte Vortrag etwa 8 Schreibmaschinenseiten. Es wird darin das Verhältnis des Handwerkers zu seiner Arbeit be­handelt und hervorgehoben, daß durch die Mechanisierung des Wirtschaftslebens der Arbeiter die innige Fühlung­nahme mit dem Ganzen verloren habe.

Der Handwerker des Mittelalters stand infolge seiner universalen Betätigung in engster Beziehung zu seinem Werke selbst. Die Mechanisierung der Arbeit habe als logische Folge eine gewisse innere Leere für die große Masse der Arbeiterschaft erzeugt. Dem Christentum biete sich daher Gelegenheit, gerade an dieser Stelle zur prak­tischen Betätigung einzusetzen. Die Vorlesung des Vor­trages wird in deutscher Sprache erfolgen.

TU Stockholm, 20. Aug. Heute nachmittag wurde Pfarrer Neander aus Stockholm wegen seiner außer­ordenlichen Verdienste um die Vorbereitung der Konfe­renz in einem kleineren Kreise zum Dr. der Theologie der Universität Marburg promoviert. Dr. Ne­ander hat zusammen mit Erzbischof Soederblom seit lan­gem eine enge Arbeitsgemeinschaft für das Zustandekom­men der Weltkonferenz gehabt und hatte persönlich dem Papst die Einladung des internationalen Komitees über­bracht.

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Verkreierversammlung des Bundes deutscher Verkehrs­vereine.

MTB Düsseldorf, 20. Aug. Die Vertreterver­sammlung des Bundes Deutscher Verkehrsvereine tagte heute in Düsseldorf. Gestern fanden vorbereitende Be­ratungen in Wiesbaden statt. Die Tagung in der Ton­halle wies einen überaus starken Besuch auf. Der erste Vorsitzende, Fabrikant Karl Miller=Magdeburg, eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßungsan­sprache. Besonders herzliche Worte widmete er den Ver­tretern des niederländischen Verkehrsverbandes, der mit seinen 50000 Mitgliedern eine enge Zusammenarbeit mit dem deutschen Verkehrsverband sucht. Ueber die Tätigkeit des Bundes im ersten Halbjahr 1925 berichtete der Ge­schäftsführer Dr. Vester=Stuttgart. Er betonte, daß der Bund eine energische Propaganda für das Rheinland getrieben habe. Die Bordzeitung des Bundes soll weiter geführt werden. Der Bund tritt für eine Vorverlegung des bisherigen Sommerfahrplanes im Interesse der Bäder und Kurorte ein. Dann wurde der Haushaltsplan für 1925 genehmigt. Verkehrsdezernent Marx=Düsseldorf hielt einen Vortrag überHemmungen der Verkehrsentwicklung durch die deutsche Wirtschafts­und Steuerpolitik. Die Presse und Verkehrspropaganda bildeten einen weiteren Verhandlungsgegenstand. Ueber die Tätigkeit des deutschen Ausschusses für Vorortverkehr berichtete Bürgermeister Dr. Wittgenstein=Begesack. Die Forderungen und Wünsche des Bundes fanden ihren Niederschlag in einigen Entschließungen. Eine dieser Ent­schließungen wendet sich gegen die Ueberfüllung der Eisen­bahnzüge.

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Auf dem Zionisten-Kongreß in Wien teilt der Berichterstatter Dr. Weizmann über die Lage der jüdischen Bevölkerung in Palästina u. a. folgendes mit:

Die jüdische Bevölkerung Palästinas sei heute auf 130 bis 135000 Seelen zu schätzen. Die Einwande­rung sei auf 3000 im Monat angestiegen. Was die Beziehungen zwischen den Juden und Arabern betrifft,

so sind sie nach Dr. Weizmanns Ansicht weniger scharf;

geworden. Das Problem könne jedoch keineswegs als irgendwie beseitigt bezeichnet werden. Im Gegenteil müsse man sich ernster denn je damit beschäftigen. Nicht zu be­streiten sei jedoch, daß Palästina im mittleren Orient der ruhigste Teil sei. Die Araber müßten überzeugt sein, daß die Zionisten es mit dem Wiederaufbau ihres Heims in Palästina ernst meinten. Sie müßten gleichfalls über­zeugt sein, daß der Geist, in dem der Wiederaufbau ge­schehen soll, ein Geist der Freiheit, der Toleranz und der Brüderlichkeit sei. Durch die neue Universität in Jerusa­lem, die nicht nur ein Sammelpunkt jüdischer, sondern auch arabischer Lehrkräfte werden solle, werde man mehr als bisher kulturpolitische Eroberungen machen können.

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Das 25jährige Jubiläum des Jeppelinbaues.

TU Friedrichshafen, 20. Aug. Die große Fest­veranstaltung zum 25jährigen Jubiläum des ersten Zep­pelins begann heute abend mit einer Begrüßungsfeier im Saale der Zeppelin=Luftschaffbaugesellschaft. Die Stadt Friedrichshafen hatte reichen Flaggenschmuck angelegt. Der Saalbau war festlich mit Grün und den blauweißen Hausfarben des Grafen Zeppelin geschmückt. Auch die Angestellten und Arbeiter des Werkes mit ihren Familien nahmen an der Feier teil, wobei den Mitarbeitern, die bereits von Anfang an an dem Werke mitbauten, besondere

Ehrenplätze zugewiesen wurden. Nach kurzen Begrü­ßungsworten Dr. Eckeners nahm Kommerzienrat Colz­mann das Wort zu längeren Ausführungen, die er vor allem an die Wegbereiter und Mitarbeiter des Zeppelin­werkes richtete. Er erinnerte daran, daß die erste Feier dieser Art im Jahre 1913 zum 75. Geburtstag des Grafen veranstaltet worden sei, als es nach Jahren schweren Rin­gens gelungen war, das Unternehmen auf feste Füße zu stellen. Inzwischen seien die Stürme des Krieges und der Nachkriegszeit über Deutschland gezogen, und über dem Werke Zeppelin hängen die drohenden Wolken der Bestim­mungen des Friedensvertrages. Trotzdem sei heute das Empfinden: Glaube, Liebe und Hoffnung. Der Redner erwähnte, daß das Werk während de sKrieges, als zu er­kennen war, daß die Armeeluftschiffahrt nur Opfer an Men­schenleben und Material kostete, Ludendorff gebeten habe, sobald wie möglich ein Ende zu machen, weil diese Waffe nur in der Hand der Marine Wert habe. Vier Wochen später war die Armeeluftschiffahrt aufgegeben. Die Er­zeugung des Werkes wurde auf die Hälfte herabgesetzt. das sei nicht geschäftsmäßig, doch im Geiste Zeppelins ge­wesen.

P München, 19. Aug. Wie dieVoss. Zeitung er­.fährt, ist am Totenkirchl der 26jährige Bankbeamte Fer­dinand Hartmann verunglückt und schwer verletzt gebor­gen worden. Sein Zustand ist bedenklich.

Die französische Offensive.

TU Paris, 20. Aug. Nach dem amtlichen Heeresbe­richt breiten sich die französischen Erfolge auf der gani zen Front aus. Verschiedene Stämme haben sich unterworfen und deswegen Verhandlungen aufgenommen. Von allen Seiten bedrängt, wollen sich die feindlichen Truppen im Gebiete von Tsouls ergeben. Die französischen Bedingungen zur Uebergabe sind bereits angenommen. Der große Stamm der Branes hat ebenfalls um Verhandlungen gebeten. Ueber die Pläne des französischen Oberkommandos in Ma­rokko erfährt derIntransigeant, daß man nicht in das Innere des Rifgebietes eindringen, sondern sich nach einigen wirksamen Vorstößen mit dem Ausbau der jetzigen Befestigungen begnügen wolle. Für die französische Armee, die sich auf 130.000 Mann beläuft, werden befestigte Winterlager angelegt. Nörd­lich von Fes begann gestern die Artillerievorbereitung zum Generalangriff. Wie weit sich die spanischen Truppen am Angriff beteiligen werden, steht noch nicht fest. DerIn­transigeant betont, daß diese Frage von größter Bedeu­tung sei.

Die französisch-spanische Vereinigung vollzogen.

TU Madrid, 20. Aug. Die Vereinigung der fran­zösischen und der spanischen Truppen ist jetzt völlig voll­zogen. Lyantey hat dies zum Anlaß genommen, an eine Reihe spanischer Offiziere Auszeichnungen zu verteilen. Im Abschnitt von Larache werden spanische und franzö­sische Truppen gemeinsame Operationen durchführen. Nach den letzten Meldungen soll Abd el Krim starke Truppen bei Uezzan zusammengezogen haben. Die Kabylen heben an der ganzen Front Schützengräben aus und richten sich zur Verteidigung ein. Die französischen Truppen haben ihre Vorbereitungen für die große Offensive bei Taza be­endet.

P Paris, 20. Aug. Wie aus Tanger gemeldet wirh, sind die beiden Agenten Frankreichs und Spaniens, die in Tanger und Mellilla seit mehreren Wochen die Abge­fandten Abd el Krims erwarteten abgereist, ohne daß sie ihre Mission erfüllen konnte. Man schließt daraus, daß Abdel Krim nach wie vor nicht die Ab­sicht hat, in Friedensverhandlungen ein­zutreten.

Die Typhusepidemie.

P Hermeskeil, Bez. Trier, 21. Aug. Nachdem im hiesigen Krankenhaus 20 Typhuskranke unterge­bracht wurden, sind in den jüngsten Tagen weitere 50 Personen in isolierten Privathäusern untergebracht worden.

P Breslau, 21. Aug. Die Typhuserkrankungen in Langenbühlau im Eulengebirge haben weiter um sich gegriffen. Bisher sind etwa 60 Fälle zu verzeichnen, von denen bisher drei tödlich verliefen. Die Ursache ist in den schlechten Wasserverhältnissen zu suchen.

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43000 Kllometer tägliche Ilugleistung.

MTB Berlin, 20. Aug. Nach der beträchtlichen Er­weiterung des Streckennetzes des deutschen Luft­verkehrs erreicht die Zahl der im Verkehr mit Junkers­flugzeugen geflogenen Kilometer rund 26000 täglich. Da für den Betrieb des Aero=Lloyds=Konzerns eine Zahl von 17 000 Kilometern angesetzt ist, ergibt sich eine Gesamt­flugleistung von 43.000 Kilometern täglich. Die Bedeutung dieser Zahl ermißt man in dem Vergleich, daß das gesamte Streckennetz der deutschen Reichsbahn heute nur auf 52.000 Kilometer berechnet wird.

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Korsische Blutrache in Deutschland!

F Kreuznach, 21. Aug. Die Mordtat, die jüngst in dem Hunsrückdorf Steinberg ein 19jähriger Bursche aus Rache für seinen ermordeten Vater verübte, hat jetzt eine weitere Mordtat im Gefolge gehabt. Ein junger Verwandter der erschossenen Frau hat jetzt aus Blutrache einen Verwandten des jungen Mannes ums Leben ge­bracht.

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Der Jugendtag der Hermannsfeier.

TU Detmold, 20. Ang. Im Rahmen der Hermanns­feier fand gestern in Detmold und am Hermannsdenkmal ein großer Jugendtag der Lippischen Schulen statt, an dem über 7000 Kinder teilnahmen. Anschließend daran bewegte sich ein Festzug mit mehreren Musikkapellen und vielen Fahnen durch die festlich geschmückte Stadt zur Grotenburg, wo am Hermanns=Denkmal eine große Kundgebung stattfand.

MTB Koblenz, 20. Aug. Bei seiner Rundreise durch die rheinischen Weinbaugebiete traf Staatssekretär Hage­dorn nach dem Besuch der Moselweingebiete auch bei den Ahrwinzern ein. In seiner Begleitung befanden sich der stellvertretende Vorsitzende der Hauptlandwirtschaftskam­mer, v. Oppen, der Vorsitzende der rheinischen Landwirt­schaftskammer, Frhr. v. Lüninck, Regierungspräsident Dr. Brandt und der Vorsitzende des Rheinischen Winzerver­bandes, v. Stedman. Der Staatssekretär, der in Nieder­heimbach und Ahrweiler die Wünsche der Winzerschaft ent­gegennahm, versprach wohlwollende Prüfung ihrer haupt­sächlich Steuer= und Kreditfragen betreffenden Wünsche.

MTB Trier, 20. Aug. In einer Verordnung nimmt der Bischof von Trier Stellung gegen die Ver­wendung der Instrumentalmusik beim Got­tesdienst. Wenn auch die Kirche immer den Fortschritt der Kunst anerkannt und begünstigt habe, so bezeichne doch die Kirchengesetzgebung die reine Vokalmusik als die der Kirche eigentümliche Musik. Die Erfahrung habe bewie­sen, daß durch die Instrumentalmusik eine Verweltlichung in die religiösen Gesänge hineingetragen werde. Richard Wagner habe selbst gesagt:Der erste Schritt zum Zerfall der wahren katholischen Kirchenmusik war die Einführung der Orchesterinstrumente in dieselbe. Die Orgel jedoch besitze von altersher Hausrecht in der Kirche. Die Ver­wendung von Orchesterinstrumenten in der Kirche wird verboten. In Ausnahmefällen ist vorherige bischöfliche Genehmigung erforderlich.

F Essen, 20. Aug. Der preußische Innenminister Severing weilte heute in Essen, um zusammen mit dem Regierungspräsidenten Bergemann und andern Vertretem über die Neuorganisation der Schupo und über die Frage der Uebernahme der bisherigen Ersatz­polizei zu verhandeln. Anschließend machte der Minister dem Essener Oberbürgermeister Bracht auf dem Rathaus einen Besuch.

F Fulda, 20. Aug. Die am Dienstag hier zusammen­getretene deutsche Bischofskonferenz ist heute abend mit einer feierlichen Andacht an der Bonifaziusgruft geschlossen worden.

Die hentige Nummer umsaßt 10 Seiten