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General-Anzeiger für die rheinische Hauptstadt.„ Kölner Fremdenblatt.
Nr. 51. Fernspr. Geschzätstelleng. Redaktion Marzelenstr. 37. A 8920„ gg2s Köln, Samstag, 20. Februar 1915 29. Jahrgang. Heute 12 Seiten.
Der Tagesbericht von Samstag.
WIB Großes Hauptquartier, 20. Febr. 1915. (Vormittags. Drahtber.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Champagne nördlich Perthes und nördlich Le Mesniel griffen die Franzosen gestern mit sehr starken Kräften an. Alle Versuche des Gegners, unsere Linie zu durchbrechen, scheiterten. An einigen kleinen Stellen gelang es ihm, in unsere vordersten Gräben einzudringen. Dort wird noch gekämpft.
Im übrigen wurde der Gegner unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Auch nördlich Verdun wurde ein französischer Angriff abgeschlagen.
Bei Combres machten die Franzosen nach heftiger Artillerie=Vorbereitung erneute Vorstöße. Der Kampf ist noch im Gange.
In den Vogesen nahmen wir Idie feindliche Hauptstellung auf den Höhen östlich Sulzern in einer Breite von zwei Kilometern, sowie den Reichsackerkopf westlich Münster im Sturm. Um die Höhe nördlich Mühlbach wird noch gekämpft. Metzeral und Sondernach wurden nach Kampf von uns besetzt.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
In der Gegend nordwestlich Grodno und nördlich Suchawola ist keine wesentliche Aenderung eingetreten.
Südöstlich Kolno ist der Feind in die Vorstellungen von Lomza zurückgeworfen.
Südlich Myßniec und nordöstlich Eratzuyß und östlich Racionz fanden Kämpfe von örtlicher Bedeutung statt.
Südlich der Weichsel nichts neues.
Oberste Heeresleitung.
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Das Lauchtal von den Franzosen geräumt.
Aus Basel, 18.Febr.1915 wird der B. Z. gemeldet:
Trotz heftigen Schneegestöbers kam es im Lauchtale zu heftigen Nahkämpfen. Nach hartnäckigem Ringen mußten die Franzosen alle Dörfer des Tales räumen. Schritt für Schritt mußten die deutschen Truppen sie aus den waldigen Tälern vertreiben. Das kleine Dorf Remspach, das von den Franzosen mit zäher Ausdauer verteidigt wurde, mußte im Bajonettkampf genommen werden. Die Zahl der Opfer an Toten und Verwundeten war bei den Franzosen sehr groß.
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Noch ein Zeppelinluftschiff verloren gegangen.
WTB Berlin, 19.Febr.1915.(Drahtber.) In dem schweren Südsturm, dem am 17. Februar das Luftschiff L 3 zum Opfer fiel, ist, wie wir erfahren, auch das Luftschiff L 4 verloren gegangen. Es ist infolge von Motorenschaden bei BlaavandsHuk in Dänemark gestrandet und später nach See angetrieben. Von der Besatzung sind elf Mann gerettet, darunter der Kommandant, vier Mann werden vermißt. Die Geretteten sind vorläufig in Vaarde untergebracht worden.
(Wiederholt, weil nur in einem Teile des gestrigen Blattes enthalten.)
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Ein russisches lenkbares Luftschiff.
Die Frankf. Ztg. meldet aus St. Petersburg: Der Stadthauptmann gibt zur Vermeidung von Bennruhigung bekannt, daß der neue Lenkballon Giaant. der angeblich größer als jeder Zeppelin sein soll, am 15. Februar Probeflüge begonnen habe.
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Die befreite Bukowina.
Schneller, als man nach einer Meldung der letzten Tage, die annahm, daß die Russen in befestigten Stellungen vor Czernowitz Halt machen und neuen Widerstand leisten würden, erwarten durfte, ist nun auch Czernowitz, die am Pruth gelegene Hauptstadt der Bukowiua, von unseren Verbündeten besetzt worden. Auch der russische Generalstabsbericht gibt zu, daß die russischen Truppen über den Pruth zurückgegangen sind. Offenbar hat die Einnahme von Kolomea, das weiter oberhalb— auf galizischer Seite— am Pruth liegt, die Russen bestimmt, auf weiteren Widerstand südlich des Pruth zu verzichten, denn sie sahen sich jetzt nicht nur südlich des Pruth von den aus der Serethlinie nachdräugenden österreichisch=ungarischen Heeresabteilungen bedroht, sondern sie mußten auch fürchten, daß nördlich des Pruth von Kolomea her eine andere Gruppe unserer Verbündeten vordringen und ihre Rückzugslinie abschneiden würde. Sie zogen es daher vor, östlich, in der Richtung auf den Grenzort Nowosielitza, auszuweichen, d. h. nach jener Dreiländerecke, wo die Grenzen der österreichischen Bukowina, des russischen Bessarabien und Rumäniens zusammenstoßen.
Man kann daher jetzt wohl annehmen, daß die ganze Bukowina— höchstens noch ein kleiner Strich nördlich des Pruth bis zum Dnjester ausgenommen— vom Feinde frei ist, während in Galizien, an den Karpathenpässen, noch heftige Kämpfe im Gange sind. Die Befreiung der Bukowina darf gleichwohl schon mit der Befreiung der ostpreußischen Grenzbezirke verglichen werden, denn strategisch stellte sie den äußersten linken, wie unser ostpreußisches Grenzland den äußersten rechten Flügel der russischen Kampffront dar. Ein Vordringen der Russen nach Süden, in das östliche Ungarn, hätte nicht nur die Stellung unserer Verbündeten in Galizien beeinflußt, sondern sollte auch dazu dienen, über Ungarn hinweg den Serben die Hand zu reichen, damit aber weiterhin auch einen starken Druck auf die Haltung Rumäniens und Bulgariens ausüben. Die Befreiung der Bukowina ist daher politisch wie militärisch von großer Bedeutung. und wir dürfen daher unseren Verbündeten zu dieser mit zähem Nachdruck durchgeführten Aktion mit froher Geungtuung unsere Glückwünsche darbringen.
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WTB Wien, 19.Febr.1915.(Drahtber.) Die Blätter besprechen mit großer Genugtnung die Wiedereroberung von Czernowitz und heben hierbei die Greueltaten hervor, die die Russen in der Bukowina begingen. Das Fremdenblatt sagt: Es ist eine eigene Sache, daß in dem Augenblick, in dem die deutschen und österreichisch=ungarischen Truppen von Sieg zu Sieg schreiten, die russischen Staatsmänner mit einer bemerkenswerten Offenheit die Eroberung Konstantinopels und der Meerengen als das eigentliche Kriegsziel Rußlands verkünden. Das Blatt schließt: Wenn wir und die Deutschen auf den blutgetränkten Gefilden der Bukowina und Galiziens sowie Polens mit dem Aufgebot aller unserer Kräfte kämpfen, dann fechten wir für Freiheit und Unabhangigkeit der Balkanstaaten. und zwar derjenigen Balkanstaaten, die sich nicht schon früher zu selbstlosen Werkzeugen der gewalttätigen und eroberungssüchtigen Politik des Zarenreiches erniedrigten.
Der österreichisch=ungarische Tagesbericht.
WTB Wien, 19.Febr.1915.(Drahtber.) Amtlich wird verlautbart: 19.Febr.1915 mittags: An der Front in RussischPolen herrschte gestern lebhaftere Gefechtstätigkeit, da die Russen zur Verschleierung von Bewegungen hinter der Gefechtslinie ihr Artillerie= und Infanteriefeuer verstärkten. Hieraus entwickelten sich in mehreren Abschnitten Gefechtsaktionen, die zur Vertreibung vorgeschobener russischer Abteilungen führten.
In Westgalizien gingen Teile unserer Gefechtsfront zum Angriff über und nahmen einige Vorstellungen der feindlichen Schützenlinie. In ihrem Gefechtsabschnitt erstürmten die Tiroler Kaiserjäger in überraschendem Anlauf eine vom Gegner seit Wochen befestigte und mit Hindernissen umgebene Ortschaft und nahmen 300 Mann gefangen.
Die Kämpfe in den Karpathen werden mit großer Hartnäckigkeit weitergeführt. Nördlich Nadworna und Kolomea wiesen unsere Truppen Vorstöße der Russen unter großen Verlusten des Gegners zurück. Die Kämpfe nehmen an Heftigkeit zu.
Am südlichen Kriegsschauplatz haben die Serben in letzter Zeit wiederholt ofjene Städte an unserer Grenze mit Geschütz beschossen. So wurden auf Semlin am 10. Februar etwa 100 Schüsse aus schweren Geschützen abgegeben. Hierdurch wurden mehrere Gebäude, darunter das Hauptpostamt, beschädigt und Zivilpersonen verwundet. Auch
zwei Kinder wurden getötet. Am 17. Februar wurde Mitrowitza beschossen. Das Kommando der Balkanstreitkräfte ließ hierauf Belgrad durch schweres Geschütz kurze Zeit bombardieren. Durch einen Parlamentär wurde der Höchstkommandierende verständigt, daß in Zukunft jede Beschießung einer offenen Stadt mit einem gleichen Bombardement beantwortet wird.
Der Reichskanzler und Baron Burian beim öster
reichischen Armee=Oberkommando.
WTB Wien, 19.Febr.1915.(Drahtbericht.) Meldung des Wiener Korresp.=Bureaus. Der Minister des Aeußeren, Baron Burian, begibt sich heute in Begleitung des Legationsrates Grafen Hoyos an den Sitz des Armee=Oberkommandos. Dort trifft morgen früh auch Reichskanzler von BethmannHollweg ein, um den Besuch zu erwidern, den Baron Burian vor kurzem dem deutschen Hauptquartier abgestattet hat.
Französische Hülfe für Montenegro oder Serbien.
Der Berliner Lokalanzeiger meldet aus Wien vom 19. Februar: Der Osmanische Lloyd in Konstantinopel erfährt zu der Landung französischer Truppen in Antivari, daß diese aus einem Bataillon bestanden haben. Bei der Landung während der Nacht kippte eine Schaluppe um, wobei acht Mann ertranken. Die französischen Truppen werden in die montenegrinische Armee eingereiht.— Der russische Kreuzer Askold landete mehrere französische Generalstabsoff ziere.
WIB Zürich, 19.Febr.1915.(Drahtber.) Die Neue Züricher Zeitung schreibt über Hülfeleistung Frankreichs für Serbien: Der Bericht des Generals Pau hat bewirkt, daß man gegenwärtig Kaders zusammenstellt, die nach Serbien gehen sollen; ferner soll ein französisches Landungskorps nach Syrien gehen. Man setzt auf das geplante Unternehmen in Serbien große Hoffnungen, weil man glaubt, daß man bei dem Widerstande, den man an anderen Teilen des Kriegsschauplatzes fand, durch Oesterreich=unaarn hindurch um so sicherer und kräftiger ins Herz Deutschlands vorstoßen könne.(Die Franzosen sind eben Phantasten.) Gegenwärtig werden täglich drei= bis viertausend Engländer auf französischem Boden ausgeschifft. Auf die Unterstützung der Inder scheint man nicht mehr stark zu rechnen, da sich diese nicht an das Klima gewöhnen können. Von den 30000 Indern, die nach Marseille
gebracht worden sind, hört man gar nichts mehr.
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Die entmenschte russische Armee.
WTB Konstantinovel, 19.Febr.1915.(Drahtber.) Der Korrespondent der Agence Milli in erzerum meldet: Die russische Armee treibt ihre Wildheit bis zur Niedermetzelung von Frauen und Kindern. Mehrere solcher unglücklichen Opfer befinden sich in den Städten Tauschkerd und Artwin.