Erscheint täglich

ausschließlich der Sonn= und Festage.

Bezugspreis

für den Monat 65 Pfg. einschließlich illustrierter Sonntagsbeilage; mit acht­seit. illustriertem Familienblatt 75 Pfg., Postbezug vierteljährlich 2.25 Mk.

Aeheelter

Ternsprech=Anschlnß Nr. 193.

Einrückungsgebühren

für die einspaltige Petitzeile oder deren 15 Pfg., im Reklamen=Teils 40 Pfg. Anzeigen von auswärts mas Prlache hosariet die Vertizelle.

Bei Wiederholungen wird entsprechender Nachlaß gewährt.

Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Mülheim a. d. Ruhr.

: Broich, Lümpten, Heissen, Gaarn, Speldorf und Etyrum.)

Sel.=

L.-hr: Beitung Sitlihnkurer.

A###hefredgkteur: G. Ottweiler, Mülheim(Ruhr). Verlag: Mülheimer Zeitung G. m.

weschafrostelten: M.Broich: Julius Kurtz, Schloßstr. 3. M.=Heißen: Franz Klostermann, Ra

Dus aun Grng werte an Mitzencheteh, Haupzelsststelle: Hoigztr Srtse 2. Dusburger Str. M. Styrum: Joß. Schulten, Mülhelmer Str. 62 und 9294. Oberhausen=Alstaden: Aug. Briem, Wilhelmstr. 9.

N 207

Montag, 5. September 1910

38.

Deutsches Reich.

Berliner Nachrichten.

Nach der 600=Jahrfeier der Stadt Stolp in Pom­mern, die in den kommenden Tagen stattfindet, trifft der Kaiser am 5. September zu einem etwa 2=tägigen Jagd­aufenthalt beim Fürsten zu Dohna=Schlobitten in Pröckel­witz ein. Vom 8. bis 10. ist Kaisermanöver. Nach dessen Beendigung fährt der Kaiser nach Jagdschloß Paith, wo er drei Tage lang in den Oberförstereien Remonien und Pavellninzken auf Elchwild zu jagen gedenkt. Zu dem Stellen=Vermittelungs=Gesetz wurden lokale Ausführungsbestimmungen in größerer Anzahl von den verschiedenen deutschen Bundesstaaten erlassen. Alle diese Bestimmungen haben die Betroffenen in ihrem eigenen Interesse sorgfältig zu beachten. Das Gesetz tritt am 1. Oltober in Kraft. Anläßlich eines besonderen Falles hat das Kammergericht grundsätzlich entschieden, daß nach 2 Uhr Sonntags auch solche Waren nicht mehr ausgehändigt werden dürfen, die vor 2 Uhr gekauft sind. Der Gewerbebetkieb schließt um 2 Uhr und ein Aushändigen gehört zum Gewerbebetriebe. Unsere Ko­lonialbahnen, sowohl in Südwest= wie in Ostafrika, rentieren sich nach den letzten Betriebsberichten andauernd sehr gut, Der Güterverkehr hebt sich, ebenso der Per­sonenverkehr. Man sieht, daß zur Erschließung der an wirtschaftlichen Schätzen unendlich reichen Kolonien ein ausgebreitetes Eisenbahnnetz gehört.

Kaiserrede und Frauenrechtlerinnen.

Gegen die Königsberger Kaiserrede haben die deut­schen Frauenrechtlerinnen ins Horn gestoßen und sich den Anschein gegeben, als ob sie den englischen Suffra­getten noch über wären. Eine zu Berlin abgehaltene Versammlung des preußischen Landesvereins für Frauenstimmrecht nahm einstimmig folgende Resolution an:Die Versammlung protestiert gegen die in der Königsberger Kaiserrede zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung der Volksmeinung und des Volkswillens sowie gegen die Vorschriften, die der Kaiser der Frauen­bewegung machen zu müssen glaubt. Sie nimmt für das ganze Volk das Recht der Selbstbestimmung in Anspruch und wird dieses Recht durchsetzen. Sie spricht der Re­gierung, die diese Rede nicht zu verhindern wußte, ihre schärfste Mißbilligung aus und gelobt, daß bei den näch­sten Wahlen der Wille des Volkes in vollem Maße zum Ausdruck gelangen soll. Man würdigt diesen Sturm­ruf vielleicht am besten, wenn man ihm einfach die Worte des Kaisers gegenüberstellt. Der Kaiser sagte zur Frauen­frage:Unsere Frauen sollen von der Königin Luise lernen, daß die Haupt aufgabe der deutschen Frau nicht auf dem Gebiet des Versammlungs= und Vereinswesens liegt, nicht im Erreichen vermeintlicher Rechte, in denen sie es den Männern gleichtun können, sondern in der stillen Arbeit im Hause und in der Familie. Sie sollen die junge Generation erziehen vor allen Dingen zum Gehorsam und zum Respekt vor dem Alter! Sie sollen Kindern und Kindeskindern klar machen, daß es heute nicht darauf ankommt, sich auszutoben auf Kosten anderer, seine Ziele zu erreichen auf Kosten des Vaterlandes, son­dern einzig und allein alle Kräfte und Sinne für das Wohl des Vaterlandes einzusetzen.

Herr A. O. Weber=Schönebeck.

Unter dieser Ueberschrift bringt die Köln. Ztg. zu den Zumutungen einzelner Geschäftsleute, mit denen gerade die Redaktionen kleinerer Blätter zu kämpfen haben. im Falle Weber die folgenden Sätze, die wir pollinhaltlich unterschreiben:

Herr A. O. Weber, der Gatte der ehemaligen Frau v. Schönebeck, hat abermals die Aufmerksamkeit der öffent­lichen Meinung auf sich gelenkt. Er hat am 30. August vor dem Berliner Landgericht 3, vor dem er zur Rech­nungslegung über die Verwendung des Vermögens seiner Ehefrau angehalten wurde, u. a. einen Posten von 3000 Mark aufgeführt, derfür die Presse ausgegeben worden sei, um sie durchZuweisung von Anzeigen zube­ruhigen und zu bewegen, bereits gegen ihn geschriebene Schmähartikel" zuunterdrücken. Es gibt nicht viele Beziehungen, in denen man eine Gemeinsamkeit der durch parteipolitische, Weltanschauungs= und alle möglichen an­deren Gegensätze zerklüfteten deutschen Presse feststellen kann. Herr Weber jedoch hat mit dem Finger auf die­jenige Stelle gewiesen, die unserer ganzen ernsthaften Presse, ohne Unterschied der Partei, bisher als point

dhonneur gegolten hat: ihre Unbestechlichkeit und die Nichtkäuflichkeit. Diese Unbestechlichkeit besteht darin, daß sich im redaktionellen Teile keine versteckten Inserate, son­dern nichts als die mehr oder weniger richtige und auf­richtige, niemals aber bezahlte Meinung der Redaktion findet. Sie bildet einen Grundpfeiler des Vertrauens. das jede Zeitung mit ihrem Leserkreise verbindet, und eine Vorbedingung dafür, daß die Journalistik ein ehr­liches Handwerk bleibt und daß auch Leute, die etwas auf sich halten, ihr Wissen und Können der Presse zur Verfügung stellen können. Weil wir den Anfang vom Ende des Zeitungswesens darin sehen würden, wenn Herr Weber recht hätte, so fühlen wir uns berufen, von dem Ankläger haarscharfe Beweise für seine Anklage zu for­dern, deren Tragweite ihm selbst freilich nicht voll zum Bewußtsein gelangt zu sein scheint. Bis jetzt hat er nichts erwiesen. Kann er es, was wir einstweilen nicht glauben, so hat die anständige Presse ein Recht darauf, die Namen dieser Berufsgenossen zu erfahren, damit sie weiß, wen sie zu meiden hat.

Hansabund und Reichs=Finanzresorm.

An der Hand der amtlichen Nachweise stellt die Leitung des Hansabundes fest, daß die einseitig Handel, Industrie und Mittelstand belastenden Steuern der vorjährigen Reichs=Finanzreform soweit in ihren Erträgen hinter den Erwartungen zurückbleiben, daß neue Steuern nicht zu um­gehen sind. Immerhin befinden wir uns noch in der Uebergangszeit. Freilich erscheint nach den bisherigen Er­folgen, oder, wenn man will, Mißerfolgen, die Befürch­tung nur allzugerechtfertigt, daß wir auf dem steuerlichen Gebiete auch mit der jüngsten Finanzreform den Stein der Weisen noch nicht gefunden haben, und daß die Suche darnach über kurz oder lang aufs neue anheben wird. Wenn der Vorstand des Hansabundes Mitteilung von einer Rechnung macht, wonach ein Fabrikant zur Deckung seines Winterbedarfs 191,60 Mk. für Kohlenstifte und elettrische Bogenlampen zahlte und darauf eine Steuer von 155,52 Mk. zu entrichten hatte, so will das freilich kaum glaublich erscheinen.

Die Warenhäuser

führen ihre eigene Sache, wenn sie zu den Forderungen der Handwerkertage und Mittelstandver­einigungen nach gesetzgeberischen Maßnahmen gegen die Konkurrenz der Groß=Bazare erklären:Im deutschen Mittelstande bricht sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß eine auf Erdrosselung oder Schwächung der erfolgreicheren Konkurrenten(d. h. der Warenhäuser) hin­zielende Staatshilfe, wenn sie zu erreichen wäre, die er­hofften Erfolge niemals nach sich ziehen kann. Man sieht vielmehr immer klarer ein, daß es nur der Weg der energischen Selbsthilfe ist, durch den der Mittelstand die Erhöhung seiner eigenen Leistungsfähigkeit zu er­reichen vermag, um sich weiter entwickeln und den mo­dernen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Manch einer denkt dabei: zwei Pferde ziehen mehr als eins; man sollte das eine tun und das andere nicht lassen.

Ausland.

Oesterreich=Ungarn.

Blättermeldungen zufolge wird in nächster Zeit ein neues schweres Geschütz in der Armee ein­geführt werden, und zwar eine 80 Zentimeter=Haubitze. Das Geschütz ist zerlegbar und kann in Teilen transportiert werden.

Frankreich.

Frankreich, das auf den überwiegenden wirtschaft­lichen und politischen Einsluß Deutschlands in Bra­silien neidisch ist, will sich für die ihm widerfahrene Zurücksetzung an dem künftigen Präsidenten rächen. Das von der französischen Regierung geplante Festmahl zu Ehren des in Deutschland so gefeierten Marschalls Her­mes da Fonseca wurde abgesagt. Wegen angeblicher wirtschaftspolitischer Zurücksetzung fährt Frankreich fort, der Türkei bei der Unterbringung ihrer Anleihe Schwie­rigkeiten zu machen.

Dänemark.

Der Internationale Sozialisten=Kongreß in Kopenhagen beriet just am Sedantage den Haupt­punkt seiner Tagesordnung, die antimilitaristische Agi­tation. Der deutsche Reichstagsabgeordnete Ledebour

führte in der Verhandlung das große Wort. Man griff auf die Beschlüsse früherer Kongresse zurück und machte auch neue Vorschläge zur Verhinderung des Kriegsaus­bruches usw. Daß in der unter sozialdemokratischer Lei­tung stehenden dänischen Hauptstadt mehr Durst als Va­terlandsliebe vorhanden ist und auf dem Kongreß erst recht dieses Verhältnis herrscht, beweist schon der Umstand, daß gleich am Bahnhof eineWeltberühmtheit, ein mäch­tiges Tingeltangel die Fremden zum Besuche einlädt. Bebel, der gesundheitshalber fern bleiben mußte, sandte dem Kongreß einen schriftlichen Gruß.

England.

#. m.=Die,englische Flottenliga behält ihr Ziel,

die Verstärkung der maritimen Streitkräfte Englands, unentwegt im Auge. Für ihre dem Ministerpräsidenten zu unterbreitende Denkschrift wegen einer Anleihe von 2 Milliarden zu Verteidigungszwecken hat sie jetzt im ganzen 357 Unterschriften bekommen, meistens von hohen Offizieren, Generälen und Admirälen.

Von Nah und Fern.

Allerlei Berlinisches.

dem ersten September ist in den Berliner Theatern, Schaustätten und sonstigen Amüsements=Lokalen die Herbst­saison nun im rechten Glanze eröffnet. Neue Stücke und

e Programme winken überall. Was sind aber die größeren

Menschenkenner, die Leiter der Theater oder die der Waren­häuser? Die letzteren reftektieren zur Zeit noch wenig auf Ausgaben des Publikums für Luxus=Artikel; Lebensmittel zu ernorm biligen Preisen und Artikel für junge Ehepaare resp. die Brautpaare, die das werden wollen, stehen im Vordergrund. Und in der Regel haben die Warenhaus­Leute die feinere Nase sie greisen das auf, wonach das Pub­likum greift; und was og angeboten wird, schmeckt nicht nach Vergnügen und unnötigen Ausgaben. Und es stimmt auch, das Berliner Portemonnaie hat unter dem Herbstnebel, der sich schon bemerkbar macht, gelitten, es ist recht klamm geworden. Die Vermietungs=Angebote von Läden, selbst in der aller­besten Gegend, wo früher nie ein roter Zettel hing, nehmen zu, die Zahl der leerstehenden großen Wohnungen ist Legion. Den Ausfall bei diesen Aufwendungen müssen zur Stunde dieAußerugibschen tragen, die ja in diesen Wochen in ziem­licher Menge alle Stätten aufsuchen, wo etwas sos ist. Aller­dings auch die, wo es in Engros einzukaufen gibt. Berlin ist, dank den immer noch recht billigen weiblichen Arbeits­kräften, in der Konfektions=Industrie nun einmal die erste in ganz Deutschland, und was jetzt an weiblichen Herbst=Mode=Fabrikaten in die Welt hinausgeht, das ist ganz enorm. Es ist daraus auch erklärlich, daß unter den Ber­liner Millionären sich weit über hundertSchneider(Kon­fektionäre) befinden. Die Leute, die auf eine allerfunkel­nageneueste Model sehen, haben freilich schon des Oefteren in den Zeitungen behauptet, auch Berlin habe seine Schatten­seiten im Vergleich mit Paris. Wenn an der Spree eine neue Saison beginnt, dann ist alles Neue mit einem Male da, und damit fertig. Die Pariserinnen rühmen dagegen, daß das Neueste sich im Laufe der Saison immer wieder durch noch Neueres ergänzt so daß also nie ein Stillstand zu verzeichnen ist, sondern immer ein Fortschritt. Und daran soll es eben liegen, daß die Seinestadt immer ihre höhere Aktuellität und ihre höheren Einnahmen auf dem Mode=Ge­biet bewahrt. Natüriich ist ein Mode=Geschäft auch unsicher, noch mehr als ein Fohren auf der Berliner Bahn wo die Attacken frecher Bengel, namentlich auf weibliche Wesen, sich mehren. Das sollte nicht vorkommen, so sagt man wohl. Aber man muß beachren, daß der Berliner Bahnverkehr, der der Eisenbahn Direktion untersteht, täglich bis zu zweitausend und achthundert Zügen umfaßt. Die sollen alle genau kontrolliert werden!

Die Unglücksfälle bei den bayrischen Manövern werden, so wird der K. V. aus München geschrieben, sicher in den weitesten Volkskreisen mit großem Unmut aufgenommen werden, weil sie nach den vorliegenden Meldungen auf Ver­säumnisse zurückgeführt werden. Bei dem Scharfschießen des 2. Feld=Artillerie=Regiments bei Scheßlitz wurde ein Soldat getötet, und zwei wurden verwundet, darunter einer schwer. Infolge Richtfehlers ist eine zur Absperrung beorderte Ab­teilung von einem der ersten Schüsse getroffen worden. In München sind eine ganze Anzahl Soldaten des zurzeit dort untergebrachten 15. Infanterieregiments von Neuburg an der Donau vom Hitzschlag getroffen worden. Der Einjährige Eggle ist gestorben, andere mußten ins Lazarett verbracht werden. Das Regiment, welches in der Türkenkaserne einquartiert ist, hat Regimentsererzieren auf der Frättminger Heide, wohin zwei Stunden Weges zurückzulegen sind. Da es am 29. August sehr heiß war und das Regiment bis über die Mittagsstunde

zweistündige Rückmarsch erfolgte, so saubens Zep= Praße Soldaten infolge Erschöpfung und Wund­zurt### Füße austreten. Der Einjährige Egale hielt aus bis zur Kaserne, wo er zusammenbrach. Bei ihm hatte sich gestarben.Iin Fem= und eingestelt. Er ist an Herschwäche

Wasser zur Erfriscudener Fall ik. unterlassen worden,

Tus zu. Eerrischung erschöpfter Soldaten bereitzuhalten. Daß hier Versäumnisse vorliegen, ist vorerst allgemeine Annahme.

Bei den Brigademanövern bei Essek in Slavonien stürzte der Korrmandeur der 14. Inf.=Brigade aus Semlin, Oberst von Schreiter. Sein Pferd wurde wild, bäumte sich und ver­

Oberst erbielt tödliche Versetungesn.

Gegen den sinnlosen Wechsel der Moden wendet sich die Berliner Schriftstellerin Hans von Kahlenberg imTag: Mit fünfundzwanzig Jahren müßte jede Frau und auch jeder Mann seinen und ihren Stil gefunden haben, die Kleidung und Haartracht, die seinem oder ihrem Jeuheren, den Meinungen und Empfindungen, mit einem

Wort der Eigenart entspricht. Die Frau ist bestimmt zur Er­haltung der Art und Rasse und soll konservativ sein. Sie ist schöner konservativ, im Ruhevollen lag ihr tiefster Reiz, der Sehnsucht nach Ausruhen weckte. Sie verschiebt ihren Schwer­punkt von der Mutter her, der ihr Sicherheit und Würde gab, auf das Gefallenwollen, begibt sich vom Tempel, aus dem Haus. auf die Bühne und in die Straße. Sie rühmt sich heute, eine Persönlichkeit zu sein, geschlossener, reifer und härter als früher sie, die nicht wagt, einen Hut, der ihr nicht steht, der teuer, auffällig und unpraktisch ist, abzulehnen, weil der ihre, den ihr Geschmack, ihr Kunstverständnis, ihre Vernunft auswählen könnte, vielleicht nicht modern, nicht wie der von Fräulein Meyer oder Frau Müller ist. Sie verunstaltet sich, gefährdet ihre Gesundheit, nicht einmal, weil sie denkt, daß sie gssälltz, sondern weil sie nicht wagt, zu glauben, daß ihre Gestalt, ihre Gesundheit etwas von der Natur Gewolltes, Edles und Göttliches sein könnte. So wenig Mut hat die ein­zeine, während sich die Bataillone bereits vorbereiten, die uralte Zitadelle der Sitte und des Gewohnheitsrechtes stürmen, die bestbefestigte der Welt!

*

Ein seltsames Denkmal. Japanische Frauen haben als Gedächtniszeichen für die im russisch=sapanischen Kriege Gefallenen ein Buddha-Bildnis aus ihren Haaren an­fertigen lassen. Der eigentliche Urheber der Idee ist ein Priester aus Osaka, der auch der Verfertiger des kunstvollen Bildes ist.Die ganze kaiserliche japanische Familie hat das

Bild in Tokio besichtigt, wohin es gebracht worden ist, bevor es die Reise durch das ganze Land antritt.

Das älteste Bismarckdokument ist ein Stammbuchvers, einem Schüler des Friedrich Wilhelm=Gymna­siums mit Namen Euchs gewidmet. Der Zwölfjährige schrieb:Freund! Welchen Wunsch soll ich denn Dir Ins Buch der Freundschaft geben? Sieh! In fünf Worten steht es hier: Freund! Glücklich sei Dein Leben. Bei Durch­lesung dieser Zeilen erinnere Dich Deines Freundes Otto von Bismarck. Berlin den 5. Februar 1827. Die Handschrift des Knaben zeigt bereits die charakteristischen energischen Linien, die man bei Bismarck sieht.

Berg, nahe dem Moltke'schen Geburtsort Parchim in Mecklen­burg, hat die Sammlung die Summe von 16 400 M. erbracht. Die Gesamtkosten des Denkmals sind vorläufig auf 60 bis 70000 Mark veranschlagt. Das Denkmal ist als ein gewaltiger Turmaufbau aus Felsenquadern mit der Moltkeschen Relief­büste gedacht.

Die Cholera in Apulien herrscht noch. Die Regierung ließ erklären, daß die Bekämpfung der Seuche ein Haupthindernis an der fortdauernden Verheimlichung der Erkrankungen findet. Der König spendete 100000 Lire für die Volksküchen in Apulien, wo im Kleingewerbe und beim Landvolk empfindliche Not herrscht.

Das Erpresser=Unwesen. Einer Erpresserband­ist die Polizei in Gnesen auf die Spur gekommen. Nach der B. Z. wurde in der Gaststube des Wirtshauses in Tallee bei Gnesen eine Brieftasche mit einer ganzen Anzahl von Er­presserbriefen gefunden; der eine war an den gelegentlich der Posener Einweihungsfeier geadelten Rittergutsbesitzer v. Wendorff gerichtet, trug die Unterschriftdie schwarze Hand von Gnesen und enthielt die Aufforderung, an bestimmter Stelle 1000 Mark niederzulegen, andernfalls der Adressat niedergeknallt würde.

Was ein Wünschelruten=Medium ver­dient. die Tochter eines Klempnermeisters in Endtkuhnen, die eine große Sicherheit im Auffinden von Wasserquellen

mittels der Wünschelrute besitzt, erhält für jeden Gang 75

in Fortfall kommen.

" Die Trustmagnaten Amerikas wenden die un­glaublichsten Mittel an, um dem Konkurrenten in die Karten zu schauen und dessen Pläne wo möglich zu vereiteln. Der Standard Oil Trust engagierte z. B. eine wunderschöne Blon­

Von Melvin L. Severy.

3. Fortsetzung.

Ich dächte, der Sergeant hätte was von Mord gesagt, als er nach ein paar Spezialisten telephonierte. Sie sollen, denk' ich, hierbei die Detektivarbeit tun. Hier kommt auch schon des Doktors Wagen.

Einen Augenblick später ertönte die Glocke, und Dok­tor Ferris trat ein. Er ging auf Fräulein Darrow zu, indem er seinem Bedauern über ihr Unglück Ausdruck gab. Dann streckte er mir seine Hand entgegen.Was haben wir hier?

Ehe ich antworten konnte, hatte er Maitland be­merkt; er trat auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.

Liegt die Sache wirklich so ernst, wie man mir gesagt hat? fragte er nach der Begrüßung,

Mir sieht es ganz so aus, versetzte Maitland lang­sam,als ständen wir vor dem dunkelsten Geheimnis, das mir je vorgekommen ist.

Hm, machte der Sachverständige.Hat man die Lage des Leichnams geändert oder sich sonst mit ihm zu schaffen gemacht?

Seit meiner Ankunft nicht, erwiderte der Polizist Barker.

Und vorher? fragte Doktor Ferris, zu Maitland gewendet.

Alles ist völlig unverändert. Ich habe mir einiges notiert und ein paar Maße genommen, aber nichts ver­ändert, versetzte Maitlano.

Gut, sagte Doktor Ferris.Kann ich diese Auf­zeichnungen sehen, ehe ich wieder gehe? Sie hatten mit dem Parkerschen Falle zu tun und stehen, wie Sie wissen, in dem Rufe, den Sachen auf den Grund zu gehen. Vielleicht haben Sie etwas bemerkt, was mir entgangen wäre.

Die Notizen stehen Ihnen zur Verfügung, Herr Dok­tor, erwiderte George.

Doktor Ferris untersuchte den Körper aufs gründ­lichste, was bei seiner großen Erfahrung in der Leichenschau bald geschehen war. Aber trotz der Kürze der Zeit, welche

die Untersuchung in Anspruch nahm, litt Florence, wie man aus ihrem Benehmen sehen konnte, sehr darunter.

Darauf nahm der medizinische Sachverständige Mait­land beiseite, schaute sich seine Notizen an und führte mit ihm einige Minuten lang in leisem Ton ein eifriges Gespräch, dessen Inhalt mir unbekannt blieb. Als er kurz darauf fortging, begleitete ihn der Polizist.

Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich Florence an Maitland und fragte in einer sichtlichen Spannung, die mich in Erstaunen setzte:Hat er Ihnen seine Meinung gesagt?

Er gibt den Tod Ihres Vaters einer bisher unbe­kannten Ursache schuld, entgegnete Maitland.

Florence schien sich durch diese Antwort sehr erleich­tert zu fühlen, obwohl ich den Grund dafür nicht entdecken konnte.

Maitland trat nun noch näher zu ihr heran und sagte: Wollen Sie mir jetzt gestatten, mein scheinbar seltsames Verhalten gegen Herrn Brown zu erklären und zugleich diesen traurigen Todesfall ruhig und kühl zu erörtern?

Florence neigte zustimmend ihr Haupt, und er be­gann seine Auseinandersetzung:Herr Darrow ist unter ganz merkwürdigen Umständen gestorben. Es gibt eine dreifache Möglichkeit der Erklärung dafür. Entweder hat sein Tod natürliche Ursachen gehabt, und seine letzten Aeußerungen waren die Folge einer Hallucination, unter der er litt. Oder Herr Darrow hat Selbstmord verübt, vielleicht unter der Wirkung irgend einer Wahnvorstellung, die dann auch seine letzten Worte für uns erklären würde, falls diese nicht verzeihen Sie, daß ich es ausspreche, darauf berechnet waren, uns absichtlich zu täuschen. Oder endlich: Ihr Vater ist ermordet worden, und seine Worte haben den Vorgang mehr oder weniger genau erklärt, Ich meine, damit sind alle Möglichkeiten erschöpft.

Er schien eine Antwort zu erwarten, doch sprach nie­mand von uns. So fuhr er fort:Unser Freund, der Doktor, glaubt, Herrn Darrows Tod sei natürlichem Ur­sachen zuzuschreiben. Die Polizei wird sehr wahrscheinlich zuerst seiner Meinung sein: welcher Theorie sie am letzten Ende folgen wird, läßt sich freilich nicht voraussagen. Lassen sich genügende Beweggründe dafür finden, so wer­den sicher manche Selbstmord annehmen. Sie selbst haben die Ueberzeugung ausgedrückt, daß ein Mord vorliege.

Herr Brown und Herr Herne haben überhaupt keine An­sicht zur Sache geäußert

Mit brennendem Eifer oder war es nur eine Folge nervöser Ueberreiztheit? rief Florence:Und was ist Ihre eigene Meinung?Ich glaube, versetzte Maitland mit Nachdruck.der Tod Ihres Vaters ist die Folge von Blutvergiftung; das ist aber eine Frage, die sich leicht beantworten läßt, ich will also weiter keine Vermutung darüber aussprechen. Es gibt verschiedene Gifte, welche die von uns beobachteten Wirkungen hervorbringen können. Aller Wahrscheinlichkeit nach fand Ihr Vater, mag er nun selbst Hand an sich gelegt haben oder er­mordet worden sein, seinen Tod durch die fast unmerkliche Wunde unter seinem Kinn. Ohne Anwendung des Glases vermag ich über die Natur und die mögliche Ursache dieser Wunde keine bestimmte Vermutung auszusprechen. Na­türlich muß bei dieser Annahme der Tod durch ein äußerst starkes Gift verursacht worden sein. Der wesentliche Punkt ist nun: Wo ist das Instrument, mit dem die Verletzung beigebracht wurde?

Könnte es nicht im Fleisch stecken? fragte Florence.

Möglicherweise. Da ich es aber nicht entdecken konnte, halte ich das nicht für sehr wahrscheinlich; vielleicht bringt es aber eine genauere Nachsorschung noch zum Vorschein, entgegnete Maitland.Der rechte Mittelfinger Ihres Vaters weist einen kleinen Blutflecken auf, die Wunde kann aber ihrer Beschaffenheit nach nicht von einem vor­her vergifteten Fingernagel herrühren. Da wir wissen, daß er sich die Hand gegen die Kehle drückte, so will dieser Blutflecken ebensowenig etwas für die Selbstmordtheorie wie für die Annahme eines Mordes besagen.

Er schwieg. einen Augenblick überlegend, dann fuhr er fort:Welchen Standpunkt nimmt nun die Polizei bei der Annahme eines Mordes ein? Kein Mörder, wird sie sagen, konnte unbemerkt das Zimmer betreten oder verlassen. Wenn daher ein Mensch hereinkam und unsern Freund tötete, so müssen wir sämtlich mit ihm unter einer Decke stecken. Diese Bemerkung rief allerseits einen lauten Protest hervor. Nur Brown schwieg zuerst und sagte dann mit schlecht verhehlter Gereiztheit:Ja, das ist wahrscheinlich die wirkliche Lösung des Rätsels.

Diese Worte, und besonders der höhnische Ton, in dem sie gesprochen wurden, wären unter allen Umständen zum

mindesten unhöflich gewesen, in der peinlichen Lage jedoch, in der wir uns alle befanden, schienen sie unerträg­lich roh.

Maitland aber fuhr ruhig fort, anscheinend ohne Browns Bemertung gehört zu haben:Sie sehen, diese Ansicht, deren bloße Erwähnung Sie alle schaudern macht und das um so mehr, als die Tochter des Toten in unserer Mitte ist kann keinen Augenblick aufrechterhalten werden und ist von mir nur angeführt worden, um zu zeigen, daß die Polizei logischerweise zu der Ueberzeugung gedrängt wird, daß der Mörder nicht ins Zimmer ge­drungen und dann entwichen sein kann. Was bleibt also bei dieser Theorie übrig? Zwei Möglichkeiten: Erstens kann der Mörder die Tat ausgeführt haben, ohne das Zimmer zu betreten. Ist dem so, dann muß er offenbar das teilweise geöffnete Fenster benutzt haben. Dies liegt so nahe, daß die Untersuchenden sich mit Gier darauf stürzen werden. Zuerst werden sie sagen, der Mörder habe durch das Fenster hereingelangt und das davorsitzende Opser getroffen. Da jedoch die Entfernung dafür viel zu groß war, ich habe mit Absicht im Teppich die heutige Stellung des Sessels genau bezeichnet, so wird diese Annahme sich als hinsällig erweisen, um bei der Polizei einer neuen Theorie Platz zu machen. Wenn das Opfer so weit vom Fenster saß, werden sie uns belehren, dann muß das Mordinstrument vom Täter geworfen oder abgeschossen worden sein. 1444

In der Tat fiel Herr Herne ein,ich habe zwar an diese Theorie nicht gedacht, sie erscheint mir aber jetzt, da Sie davon sprechen, so annehmbar, daß ich meine, die Polizei wird nur Scharfsinn zeigen, wenn sie dieser Theorie folgt. Es scheint mir, die Annahme hat viel für sich, daß irgend ein Geschoß durch das teilweise offene Fenster ge­flogen kam und so die Tat von uns unbemerkt blieb.

(Fortsetzung folgt.)

Friedr. Rehmann, Kurzestr. 11(Beke Löhberg)

Spezial-Kaufhaus für Herren- und Knaben-Kleidung.

Knaben- und##i## ar Jed##