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Trmraangt Nr 18. Amtliches Kreisblatt für den Stadt= und Landtreis Mulheim a. v. Ruhr.

Organ für die amtlichen Veröffentlichungen des Kreisausschusses, des Amtsgerichts, der Stadtverwaltung und der Landbehörden.

iatct##. e he A Zeistung C. u. b. H.. Druck von Ernst Marie in Miltheln(Kahes. Haupigeschäftstelle: Spougsoserstaße 96.

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38. Jahrgang

Deutsches Reich.

Berliner Nachrichten.

In einer Unterredung mit dem Vertreter des Pariser Matin bezeichnete der Reichstanzler die tionale Lage als friedlich und ruhiger als noch vor kurzem, wobei er gleichzeitig den Sympathien Teutschlands für Frank­reich Ausbruck gab.,Der Kanzler hätte augesichts neuerer Vorgänge den Wunsch hinzufügen können, daß diese Sympa­thien jenseits der Vogesen erwidert werden möchten. Die alten Führer der sozialdemokratischen Partei ver­lassen krankheitshalber die politische Armec. Bebel seines Herzleidens wegen schon seit Jahr und Tag die größte Zurückhaltung. Jetzt hat auch Singer, der schon seit Mo­naten krank liegt, beim Reichstagsbureau auf unbestimmte Zeit Urlaub angemeldet, da er sich auf Anordnung seiner Aerzte längere Zeit seiner Tätigkeit enthalten muß. Der Ver­

trag über die Tiamantenausbeute in Deutsch­J###ta###a wird nicht eher zum Abschluß kommen, als Budactkommission des Reichstages die von zwei Kolonial=

1gliederung der Postverwaltung in den Schutzgebieten an die! Verwattung dieser Schutzgebiete. Ein Zentrumsabgeordneter hat neue Teiegramme aus Südwestafrika über die Tiamantenangelegenheit erhalten. Tarauf, gibt, der Staatsselretär Ternburg Auskunft über den neuen Ver­trag mit der Kolonialgesellschaft. Der Staatssekretär, macht vertrauliche Mitteilungen über den Vertrag, bestreitet

zugesagt zu hahen, diesen vor seinem Apschluß der Vongrztärte tsacht unter den größten Ge

vorzilegen. Die Wahlprufungskömmisttou erziner#oftmals darauf bingewiesen worden, aber nie hat man darauf

be Woy ,e, dest zürmgstepn, hoin. 9isr) Letzer, Lug, Kcagiert. Auch, das ist schon ein Moment, die Einheimischen

ständen. Wenn Tifferenzen vorhanden sind, wie die bei Arbei­ten am Gymnasium in Höhe von 7000 Mark, dann steht das Zuteresse der Stadt so hoch, daß wir die Arbeiten nicht an Einheimische vergeben können. Ich finde es wirklich nicht be­rechtigt, wenn immer wieder diese Angriffe gegen uns erhoben werden. Meiner Auffassung nach ist es nicht berechtigt, das

kommission gegenüber zu tun

macht werden. Meiner Auffassung nach ist

aber, der Baukommission, gegenüber zu tun. imission! Stadtv. Friedr. Schmiß: Am Oymmastrzm,;g, Fag,

südwestafrika wird nicht eher zum Abschluß kommen,

bis die Budgetlommission des Felchstages die Von. 3gei, Aoion gesellschaften entsandten Vertreter, die günstigere Bedingungen als die von der Teutschen Kolonialgesellschaft gestellten offerieren wollen, gehört hat. ZumFall Dammann, erhält dieNordd. Allg. Ztg. eine Zuschrift von der Frau Pastor Tam­mann in Eisenach, nach der diese die unrichtige Tarstellung der Tammann=Affäre in den Blättern bedauert und bestätigt, daß selbstverständlich die persische Entschädigungssumme längst gezahlt ist. Die Auskunftsstelle des Auswärtigen Amtes(Berlin, Wilhelmstraße 75) hat sich, wie dieNordd. Allg. Ztg. mitteilt, durchaus bewährt. Namentlich Auswande­rungslustige nahmen die Auskunstsstelle in Anspruch. Es steht zu erwarten, daß die Zahl der Auskunft suchenden Personen, die im Gründungsjahr 1908 bereits über 1000 betrug, in dem Maße wachsen wird, wie die Kenntnis vom Bestehen der Einrich­tung in weitere Kreise dringt. Die Absage der frau­zösischen Arademien auf die Einladung zur Teilnahme an der Säkularfeier der Berliner Universität, die nunmehr im Wortlaut vorliegt, ist in eine ehrende, keineswegs ver­letzende Form gekleidet und wird auch von der Berliner Uni­versität nicht als Unfreundlichkeit aufgefaßt. Es wird erkl daß die französischen Alademien grundsätzlich nur Feste von Akademien mit Vertretern beschicken.

Die preußische Wahlrechtsvorlage ist aus dem Provisorium hinaus, da die Beschlüsse der ersten Kommissionsberatung in der zweiten vollinhalt­lich bestätigt wurden. Freilich sind diese Aenderungen indirekte Wahl und geheime Stimmabgabe bei den ür­wahlen, nur mit schwacher Majorität beschlossen wor­den, mit den 15 Stimmen der Vertreter des Zentrums und der beiden konservativen Parteien gegen die 13 Stimmen aller übrigen Parteien, einschließlich der Na­tionalliberalen. Gleichwohl ist an dem Ergebnis der am 14. d. Mts. beginnenden zweiten Pleuarlesung kaum zu zweifeln. Die gefaßten Beschlüsse wären von der Kom­mission in zweiter Lesung auch schwerlich aufrechter­halten worden, wenn die Regierung die geheime Stimm­abgabe bei den Urwahlen für absolut unannehmbar er­klärt hätte. Aber ihr letztes Wort hat die Regierung noch nicht gesprochen, und auch das Votum des Herren­hauses bleibt noch abzuwarten. Möglicherweise geht die Vorlage noch einmal an die Kommission zurück, da eine Jassung gefunden werden soll, der auch die National­liberalen zustimmen können, ohne welche die Regierung das Gesetz doch nicht machen möchte, da die Agitation sonst doch nicht aufhören würde. Von den Berliner Wahlrechtskundgebungen vor dem Schloß hat der Kaiser nichts bemerkt, wie dieNordd. Allg. Zto gegenüber Londoner Falschmeldungen amtlich fest­siellt. Es ist auch falsch, daß in den Schloßhöfen für den Notfall Truppen, neben der Polizei bereitstanden. Verwendung von#stär war nicht vorgesehen. Endlich ist es falsch, daß der Kaiser der Potizei strengste Zurück­haltung bei Straßenkundgebungen befohlen hätte. Aus den Kommissionen. Die Budaetkommission des Reichstags besprach den neuen Vertrag des Kolonialamtes mit der Teutschfüdwestafeikanischen Kolonialgesell schaft, berührte nochmals den Reichs=Invalidenfonds und er­örierte einige Titel des Postetats. Der Reichsinvaliden­fonds war mit 561 Millionen in der Hoffnungoegcuze det worden, daß diese Summe ausreichen werde. Ter, gonds ist jedoch längst aufgezehrt und darüber hinaus sind schon beinahe 1500 Millionen verausgabt worden. Da aus dem Fonds auch Zahlungen geleistet wurden und werden, die nicht Kriegs­teilnehmern zugute kommen, werden sich noch sehr erhebliche weitere Ueberschreitungen des Jonds als notwendig egFeliz, Beim Postetat wurden die schlechten Beförderungsperzgzn.. eines großen Teils der Beamten getadelt. Nach Erledigung einiger mehr formaler Fragen stellte Staatssekretär Krätte in Abrede, daß wir zuviel Beamie hätten oder zu kostspielige Postgebände im Auslande errichteten. Angeregt

die Wahl des Abg. Spindler= Gexmersheim.(Itr,) mit nur ei#

Stimme Mehrheit für gültig. Diese Wahl wird daher im Ple­num noch einmal angefochten werden: die Wahl des Abgeord­neten Struve(freis. Vp.) wurde von der Kommission einstim­mig für gültig erklärt.

Zur Auflösung des Landkreises Mülheim a. d. s

Berlin, 4. März. Nach dem Bericht hat der Gemeinde ausschuß des Abgeordnetenhau­ses einstimmig beschlossen, zu beantragen:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: 1. Den Ge­setzentwurf betreffend die, Auflösung des Landkreises Mütheim a. d. Ruhr, die Erweiterung des Landtreises Essen, sowie der Stadttreise Mütheim a. d. Ruhr, Oberhausen und Essen und die Abgrenzung der Amtsgerichtsbezirke Mütheim a. d. Ruhr, Oberhausen und Essen, unverändert anzunehmen, die Petitionen hierzu durch den Beschluß zu 1 für er­ledigt zu erklären.

Ausland.

Italien.

In der Freitags=Kammersitzung kam es zu unerhörten Vorgängen. Die Abgeordneten Chiesa und Leal schleuderten grimmige Anklagen gegen die schöne Frau Eleonore Siemens, die Witwe des deutschen Millionärs, welche sie der Verführung italienischer Generäle, sowie der Spionage beschuldigten, Der Unterstaatssekretär General Prudente, welcher die Tame in Schutz nahm, wurde schwer beleidigt. Die Sitzung wurde darauf aufgehoben,Nunmehr wurde der AAhggordugcte Chiesa vom Abgeordneten Morando in den Wandelgängen der Kammer blutig geschlagen. Das Ende vom Liede waren zwei schwere Säbelforderungen vom General Prudente und dem Abgeordneten Morando an Chiesa.

Griechenland.

Von der Einberufung der National=Ver­

sammlung, die von der griechischen Kammer unter dem Truck der Mititärpartei beschlossen wurde, verspricht sich das Kabinett Tragumis, oder verspricht es doch seinen gläubigen Zuhörern, eine völlige Umwandlung und Genesung des zer­rütteten griechischen Staatswesens. Die Verfassungsänderungen, welche die National=Versammlung vornehmen wird, werden den Formelkram einer veralteten Konstitution beseitigen und Griechen­land freie Bahn schaffen. Taß mit der Verfassungsänderung. der letzte Rest einer Revolutions=Gefahr schwindet und die formelle Auflösung der Militärliga unmittelbar bevorsteht, hat nach den zu erwartenden großen Errungenschaften für die inner­politische Entwickelung des Landes eigentlich nur noch wenig zu sagen. Ob diesen großen Worten auch die großen Taten und die große Zukuuft des Landes folgen werden?

Sitzung der Stadtverordneten­Versammlung. des Haushaltsplaues für 1910.

Schluß des dritten Tages.

) Mülheim(Ruhr), 5. März.

Wir bringen hier noch zunächst den Schluß der Debatte, die sich gestern bei der Beratung des Etats der Bauver­waltung erzeben hat:

Das Verdiugungswesen. Stadtv. Sander: Ich möchte bitten, daß die Bauver­waltung doch jetzt einmal mit der Einrichtung einer Submis­sionsordnung voran macht. Es ist damals versprochen wor­den, aber bisher nicht geschehen. Man sollte möglichst darauf Bedacht nehmen, daß alle Arbeiten, die hier von städtischer Seite zur Ausführung kommen, einheimischen Unternehmern und Handwerkern übertragen werden. Es ist dies nicht in allen Fällen geschehen.

Der Oberbürgermeister: Den Vorwurf muß ich zu­rückweisen, auch den generellen Vorwurf, daß nicht in der rich­tigen Weise verfahren würde. Ich weiß ganz bestimmt aus den Verhandlungen der Baukommission, daß mit dem größten Wohlwollen dem einheimischen Handwerk gegenüber verfahren wird, und daß versucht wird, wenn nur irgend möglich, ihm die Arbeiten zu übertragen. Aber keine Stadtverwaltung kann, wenn sie nicht ihre Verantwortung auf das empfindlichste ver­letzen will, dazu übergehen, daß sie alle Arbeiten Einheimischen überträgt, denn eine gewisse Konkurrenz ist gut, sie ist am Platze und muß sein. Sonst kommen wir zu unhaltbaren Zu­

Feagiert. Auch das ist schon ein Moment, die Einheimischen mehr zu berktsichtigen. v. un gtar Li. Reit Einans gusrkeitet

Beig. Helbing: Es ist über die Zeit hinaus gearbeitet worden in Fälien, in denen Betonarbeiten angesangen waren und fertiggestellt werden mußten. Aber sobald ich dahinier kam, daß das in größeren Timensionen gemacht wurde, habe ich es untersagt und darauf gedrungen, man solle aufs strengste da­rauf fachten, daß so disponiert werde, daß nichts angesangen werde, was nicht bei heilem Tage fertiggestellt werden könne.

Stadtv. Buschhoff: Ich bedaure, als Zeuge der ganzen Vorfälle ich bin nämlich am Gymnasiumsneubau beschäftigt widersprechen zu müssen. Na chmeinen prakischen Erfahrun­gen kann ich ruhig sagen, daß denn doch wohl nicht Rück­sicht darauf genommen worden ist, daß noch Arbeiten begonnen würden, die bis nicht allzulange vor Feierabend fertiggestellt werden könnten. Es ist vorgekommen, daß bis Sonntags mor­gens 4 Uhr durchgearbeitet worden ist. Meine Herren, wenn das bei einem einheimischen Unternehmer vorgekommen wäre, dann weiß ich ganz bestimmt, daß die einzelnen Be­rufsgruppen soviel Macht besessen hätten, um ihn dahin zu #ceinflussen, daß das nicht mehr passiert wäre. In diesem Falle war das bei der auswärtigen Firma unmöglich. Gewiß, die auswärtige Firma hat sich zu rechtfertigen versucht. Sie sagte, daß sie ungeheuer getrieben würde, und zwar durch die hiesige städtische Bauverwaltung; sie würde ihrerseits sehr gerne unsere Vorschläge berücksichtigen, wenn sie nicht zu sehr getrieben würde. Da wir wiederholt festgestellt haben, wieviel Zeit die Arbeiten in Auspruch nehmen, so kann ich rund­weg erklären, daß sie durchaus bei Tageslicht hätten ausgeführt werden lönnen...(, unser. Gg Go: miherin­

Beig. Helbing: Ich glaube, unsere Ansichten widerspre­chen sich garnicht. Ich habe ja gesagt: sobald wir gesehen hat­ten, daß dieses Ueberarbeiten zu große Timensionen angenom­men hatte, haben wir es inhibiert. Nur in solchem Falle, wo es nicht anders möglich war, sollte es noch geschehen. Taß wir sehr getrieben haben, stimmt, denn wir wollten und das war damals wohl auch der Wunsch der Stadtverordneten­versammlung so schnell wie möglich fertig werden, da ja die Zustände im alten Gymnasium kaum noch zu ertragen waren. n Li., Gachunna te.

Stadtv. Hoffmann: Wenn die neue Bauordnung kommt, so könnte man mit ihr die Submissionsordnung verbinden. Min­destfordernde müßten absolut ausgeschlossen werden. Ich glaube, daß wir dadurch einen besseren Handwerkerstand be­kümen. anus tes in richt richt,.6 bi.

Der Oberbürgermeister: Es ist nicht richtig, daß die Bankommission immer den Mindestfordernden genommen hat. Andererseits zu sagen, daß die Mindestfordernden ausgeschlossen sein sollen, ist auch wieder verkehrt. Die Grundsätze, nach denen die Bankommission verfahren ist, stehen ziemlich fest, Sie werden vielleicht auch in einer Geschäftsordnung schriftlich niedergelegt. Darüber schweben Verhandlungen. Die Bauord­nung ist eine Polizeiverordnung.

Stadtv. Buschhoff(zur Geschäftsordnung): Ich muß lei­der rügen, daß der Herr Oberbürgermeister zunächst einem an­deren Herrn das Wort erteilt hat, trotzdem er, wie ich beobach­let habe, meine Wortmeldung bemerkt hat. Wenn es auch unangenehm empfunden wird, daß ich hier meine Meinung sage und daß ich dabei gewesen bin, so bin ich doch einmal als Vertreter der Bürgerschaft hierhergestellt und verpflichter, zu sprechen.

Der Oberbürgermeister: Ich muß entschieden wider­sprechen, daß ich nicht genau nach der Rednerliste verfahren hätte Auch der Behauptung muß ich widersprechen, daß ich die Wortmeldung gesehen hätte. Vor allen Lingen muß ich die Verdächtigung zurückweisen, als ob ich hier nicht gerecht

Stadtv. Rarte: Ich kann wohl konstatieren, daß in letz­

J/63: guah, als früher die kiafigan Handwerker berücksich­

den hier Anträge zugelassen, dann brauchten wir diese lan­gen Tistuissionen nicht..949uen 6es Ll.

Stadtv. Buschhoff: Ich muß bestätigen, daß die aus­wärtige Firma am Gymnasium nicht etwa minderwertige Ar­beit geleistet hat, sondern daß die Arbeit durchaus gut ist. Eine auswärtige Firma beschäftigt auch auswärtige Arkeiter. Tagegen wollen wir in Hochkonjunkturen gewiß nichts sagen, aber bei wirtschaftlich schlechten Zeiten ist das eine Schädigung der einheimischen Arbeiter. Der Stadtverordnete verliest weiter die seiner Zeit in der Mülheimer Zeitung erschienene Aus­kunft des Beigeordneten Helbing über den Preisunterschied bei dem Angebot der Betonarbeit für das Gymnasium.

Der Oberbürgermeister: Ich muß doch feststellen, daß die Gesamtdifferenz nicht 2700, sondern 7000 Mark betrug (wie von uns auch in dem betr. Artikel geschrieben wurde. Red.) Tas sind bei dem Betrag 10 Prozent, also eine ganz gewal­tige Tifsereng.## ächte##m. Sicktinsrachuslen Gof:

Stadtv. Hofstadt möchte dem Stadtverordneten Hoff­mann darin beipflichten, daß zur Ausarbeitung einer neuen Baupolizeiverordnung Unternehmer mit herangezogen werden müßten, damit es nicht so gehe wie in Oberhausen.

Der Oberbürgermeister: Der Vorredner kämpft gegen Windmühlen. Wir haben niemals gesagt, daß wir es nicht kuu wollen. Eecamate 12. auch uich gb­

Stadtv. Hofstadt: Das behaupte ich auch nicht, aber wenn die Verordnung fertig ist, soll uns nicht wieder gesagt werden: Warum haben Sie leinen Antrag gestellt?

Der Oberbürgermeister: Aber wenn wir vorher sa­gen, daß wir es tun wollen, dann, glaube ich, bedarf es des Antrages nicht mehr.. 84

Siadtv. Friedr. Lindermann: Ich weiß ganz be­stimmt, daß Herr Buschhoff sich zuerst zum Worte gemeldet hatte. Ob der Herr Oberbürgermeister es gesehen hat, weiß Feht:

Stadtv. Barte:

ter Zeit mehr als früher die hiefigen Handwerker herücsich­tigt worden sind. Ich möchte die Verwaltung bitten, in diesem Sinne fortzufahren. Ueber den Neubau des Gymnasiums habe ich auch sehr Unangenehmes in einer Versammlung gehört. Auf die Schlußsumme in der Offerle komme es ja nicht immer so

Der Oberbürgermeister: Tiese letzte Andeutung ver­stehe er nicht. Er glaube nicht, daß behauptet werden könne, daß etwas nicht gut gemacht worden sei.

Stadtv. Sander: Wenn wir als Handwerker die Wünsche des Handwerks hier vorbringen, dann müssen Sie das für voll­ständig berechtigt finden. Es war nicht richtig, mir gewisserma­ßen einen Vorwurf zu machen. Wir haben ja gestern zehört, in der geheimen=Sitzung. Red.), daß gerade unsere Bauämter kolossal überlastet sind, und wenn nun die Baukommission eine große Tagesordnung hat, so sind das doch alles Sachen, die ein­gehend beraten werden müssen, und ich bezweifle das auch nickt. Aber ich möchte befürworten, daß die Baukommission auch mit mehr wirklichen Bausachvergandigen besetzt wird. Wür­

daß Herr Buschhoff sich zuerst zum Worte gemeldet hatte. Ob der Herr Oberbürgermeister es gesehen hat, weiß ich nicht. Wer.#gt kns suc bie and.

Stadtv. Buschhoff: Er sei überzeugt, daß auch die aus­wärtige Firma mit einer Nachtragsforderung kommen werde.

Unerfüllbare Wünsche,

das heißt zur Zeit unerfüllbare Wünsche wurden beim Stra­ßen= und Wegebau=Etat vorgebracht, für den insgesamt 340000 Mark angesetzt sind. Jeder Stadtteil, für den immer mehrere Stadtverordnete, oft wiederholt, das Wort nahmen, stellte seine Wünsche für dringlicher als die des anderen hin.

Stadtv. Kirchberg stellte den Antrag, die Verwaltung möge unverzüglich ein Bauprogramm ausarbeiten für die not­wendig auszubauenden Straßen im ganzen Stadtgebiet. Die Kosten möchten aus Anleihemitteln aufgebracht und durch die bisher für Ausbanzwecke jährlich erforderlichen Etatsmittel ver­zinst und getilgt werden. Die Anlieger der noch nicht ausge­bauten Straßen möchten ersucht werden, zu dem geplanten Straßenausban Stellung zu nehmen.. g4 ee bes­

Der Oberbürgermeister: Es sei die ungesundeste Fi­nanzpolitik einer Gemeinde, wenn sie sich mit Anleihen für Schul= und Wegebanten abgebe. Er habe sich seine Meinung gebildet auf Grund der Erfährungen, die hier und in anderen Städten gemacht worden seien. Eventuell würde er die Re­gierung auf das entschiedenste bitten, dem Antrage die Geneh­migung zu versagen, a2 Siuguur Susbrache.

Der Antrag gelangt nach längerer Besprechung nicht zur Abstimmung. 66694 855

Städtv. Heinr. Lindermann bittet, daß alle vorge­brackten Wünsche der Baukommission vorgetragen werden möch­ten, worauf der Oberbürgermeister später erwidert, daß die Anregungen aus den Sitzungen auf Grund der Notizen des Schriftführers stets in die Kommissionen gelangten.

Als eine grundsätzliche Aeußerung verdient eine Bemerkung des Beig. Linnemann hervorgehoben zu werden, die dahin­ging, daß die ausgebauten Straßen sorgfältig in Stand ge­halten werden müßten. Ein warnendes Beispiel biete die Hohen­zollernstraße in Heißen. 6i Mn ns

Stadtv. Dr. Wagner sagte u..: die Adjazentenstraßen seien in einem so miserablen Zustande, daß auch die übrige Menschheit darnnter leiden müsse. Die Stadt müsse im Inter­esse der Allgemeinheit Mittel und Wege zur Abhülfe finden.

So sehr verlor sich die Tebatte in die kleinsten Einzelheiten. daß Stadtv. Kannengießer schließlich beantragte, den Wegebauetat en bloc anzunehmen, wogegen aber die Stadtver­ordneten Barte und Allekotte Einspruch einlegten.

Auf eine Anfrage des Stadtv. Herm. Becker sagte der Oberbürgermeister, daß man heute noch nicht sagen könne, wie der Bahnhofsvorplatz in Styrum ausge­staltet werden solle.

Die Asphaltierung des Froschenteichs.

Der Oberbürgermeister: Vor dem Bahnhof Mül­heim belommen wir einen recht geräumigen Vorplatz. Die Eisen­bahn hofft, wie gesagt, schon am 1. April 1911 was mir alierdings wirklich erstaunlich erscheint den Bahnhof da­stehen zu haben. Da wird es Zeit, jetzt an diese Arbeit heran­zugehen und gleichzeitig mit der Verlegung der Gleise die Straße bis an den Bahnhof heran zu asphaltieren, sodaß wir hier ein schönes Entree bekommen.

Stadtv. Barte glaubt, daß dieser Umbau des Froschen­teichs wohl sehr zwackmäßig wi###vorausgesetzt, daß die Arbeit besser werde als vor der No####hule.

Stadtv. Kirchberg: Ist es tunlich, daß wir für die Asphaltpflasterung eine Straße herausgreifen? Wir sind hier garnicht auf Asphalt eingerichtet. Wir haben vielfach noch die

Historischer Roman von Gustav Lange.

30. Fortsetzung.

Matthys und Knipperdolling sahen das Mädchen, deisen Wangen sich gerötet hatten, während ihre Augen in seltsamem Feuer glühten, erstaunt und zweifelnd an. Sie war offenbar nicht mehr ganz klaren Geistes.

Du hast dich dem Tode geweiht, wenn du zur Aus­führung deines Vorhabens die Stadt verläßt, warnte sie Anipperdolling..74 Mann eckurch uns meine Gr.

Ich fürchte mich nicht, wenn dadurch nur meine Brü­der und Schwestern gerettet werden von sicherem Unter­gang und Verderben, entgegnete Hylia.

Gut, wir wollen dich nicht hindern in deinem Vorhaben, dich aber auch nicht dazu treiben, entschied Matthys in zweidentiger Weise.Gehe deine eigenen Wege und unseren Schutz werden wir dir angedeihen

Heute in drei Tagen, am Tage nach dem Oster­feste, werde ich das Werk vollbringen, fuhr das Mädchen bestimmt fort.Merkt es euch genau, und wenn ich bis dahin nicht zurückgekehrt bin, so waget mit allem Kriegsvolt einen Ausfall, denn der Feind wird seines Hauptes beraubt und dadurch entmutigt sein. Wir wer­den ihn in die Flucht schlagen und über ihn riumphieren.

Die beiden Männer schüttelten zu den verworrenen Reden den Kopf, sie war offenbar durch die aufrühreri­schen Lehren der Wiedertäufer auf den unseligen Gedanken gekommen, einen Anschlag auf das Leben des Fürst­bischofs zu mächen. Aber sie waren gewissenlos genug, durch ihre zweideutige Haltung sie in ihrem Vorhaben noch zu bestärken, in der geheimen Hoffnung, daß ihr die Tat doch gelingen könne.

Du wagst viel Hylia, sagte Matthys.Aber da­mit man dich im Lager des Feindes nicht für ein ge­wöhnliches Mädchen hält, will ich dich schmücken wie eine Edeldame.

Er schloß die Türe eines Wandschrankes auf und nahm eine schwvere goldene Halskette, mehrere Armbänder und Ohrgehänge heraus.

Hylia faltete überrascht die Hände.

Oh, wie herrlich, ich werde geschmückt sein wie ein Todesopfer, rief sie in wahnwitzigem Entzücken aus.

Als Hylia das Gemalh wieder verlassen hatte, war der voraufgegangene Streit zwischen Matthys und Knip­rerdolling vergessen.... amähchanen Eraste 8.

Was hältst du von diesem Mädchen? fragte Knix­

Sie ist eine Närrin; entgegnete Matthys zynisch. Aber, mag sie es immerhin versuchen. Wir müssen ohnehin, um die uns gefährlich werdenden Geister in der Stadt zu bannen, einen starken Ausfall wagen, Der Tag nach Östern ist sehr geeignet. Ich werde mich selbst an die Spitze stellen, bereite daher alles vor, Knipper­dolling, damit wir die Bischöflichen über den Haufen rennen, wenn Hylia ihr Werk vollbracht hat.

23. Karitel.. a

Stark und drohend breitete sich das Lager der Bischöf­lichen rings um Münster aus. Hinter den Schanzen zeigte sich eine große Zeltstadt, in deren Straßen große Feuer brannten. An der Straße nach Hamm lagen die schön eingerichteten Zelte der Heerführer. Das Zelt des Bischofs war leicht erkenntlich an seinen auf beiden Ecken jaufgexflanzten Fahnen eine rote mit breiter silber­ner Kante, mit dem bischöflichen Wappen in der Mitte und eine gelbseidene Fahne, in der Mitte mit dem Stern

von Waldeck.. 8 Scsiaut

Dem bischöflichen Zelte gegenüber stand dasjenige des Grafen von Bentheim, auf welchem eine schneeweiße Fahne mit dem Bilde eines Mohren wehte, der eine tartarische Mütze trug und dessen wertvolle Kleidung mit zehn goldenen Pfennigen verziert war. Der Detmolder hatte ebenfalls sein Banner aufgepflanzt und noch manche Standarten und Fähnlein ließen ihre Eigentümer als den besten Edelfamilien des Münsterlandes, Osnabrücks Paderborns und Mindens angehörend erkennen. Seitab eine besondere Lagerstatt einnehmend, befanden sich die

Zeltreihen der Johanniter, in der Front das Ordens­banner mit dem achtspitzigen Kreuz und eine Wache von zwei geharnischten Rittern mit deren beiden Servienten zeigend.

Im Lager herrschte fröhliches Leben; der Fürstbischof war von Minden aus, dessen Bistum er inne hatte, mit zehntausend Goldgulden versehen worden und dazu hatte der Komthur der Johanniter ihm den Schatz zur Ver­rfändung übergeben, sodaß reichlich Mittel vorhanden waren ein Umstand, welcher wie durch einen Zauber­schlag die frühere melancholische Physiognomie des Lagers verändert hätte.

Es war früh morgens, am Tage vor Östern, da er­staunten die der Stadt zunächstehenden Wachtposten nicht wenig, als sie von Münster her ein Frauenzimmer auf das Lager zukommen sahen. Die Erscheinung dieses Frauenzimmers war eine ganz ungewöhnliche. Sie trug eine große Harfe und war in einen weiten, weißseidenen Rock und ein Nieder von rotem Samt gekleidet. Die Aermel waren zufgeschlitzt und ließen die Arme nackt. Ein roter Samthut mit weißer Feder deckte das reiche Haar der Unbekannten.

Um den Hals hing der Harfnerin eine lange, goldene Kette, in ihren Ohren blitzten Diamanten und an den Armen trug sie schwere goldene Spangen.

Halt! Wer da! rief der erste Posten die Näher­kommende an. 41, Tarfe uar 6145,

Das Mädchen stellte die Harfe vor sich auf die Erde und begann mit kunstfertigen Fingern zu spielen.

Ein Offizier kam nun hinzu und fragte:

Wer seid Ihr und woher kommt Ihr?

Das Mädchen begann mit schmelzender Stimme zu singen:

Jenseit jener finstern Mauern War ich mondelang gefangen,

Weinte in den Kerrernachten Auf der Bank von harten Steinen.

Eine Mörderbande raubte

Mich in fernem Lande und schleppte

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Hierher mich zum heilgen Münster,

Wo die freche Rotte hauset.

Gleich den Wölfen und Hyänen Teufelspriester sind erstanden Aus den mordgewohnten Räubern.

Und ihr Hauptmann nennt sich frevelnd Den Messias der Erwählten In dem neuen Zionsreiche.

Neben diesem Mordpropheten War der Thron für mich geschmückt:

Eine Königin sollt ich werden Dort in Mimigardevord.

Die Soldaten schienen durch den wehmütigen Gesang und das meisterhafte Spiel der Unbekannten hingerissen.

Edles Fräulein, sagte der Offizier jetzt in sehr ehrerbietiger Weise,obwohl Ihr die münsterischen Far­ben in sehr auffälliger Weise zur Schau tragt, so bin ich dennoch bereit, Euch jeden Zienst zu erweisen, der nicht gegen meine Pflicht verstöst.## Eurs.

Führt mich zu seiner Eminenz, dem Herrn Fürst­bischof! bat die Farfenspielerin.Ich habe ihm wich­tige Nachrichten zu überbringen.

Der Fürstbischof befindet sich jetzt in Drensteinfurt, um dort das Osterfest zu feiern; ich weiß nicht, ob ich Euch zu ihm bringen lassen darf."

Ich will aber zu ihm und er mag mich selbst ab­weisen, wenn er mein Begehr vernommen hat! beharrte die Harfenspielerin auf ihrem Verlangen.

Nun meinetwegen, entgegnete der Offizier und winkte einem Reiter.Hier Paderborner., Dieses Fräu­lein will zum Fürstbischof; macht Euch mit ihr auf den Weg und bringt sie nach Drensteinfurt. Ich hoffe, der Marsch wird ihr nicht zu lange werden.

Wrr