Kölner

Geschältsstellen und Anzeigen-Annahmen: Marzelienstr. 37 und Preitestr. 85.

General-Anzeiger für die rheinische Hauptstadt. Kölner Freindenblatt.

Nr. 174. Jekuspr. Gescästshaus Preitesfgraße G5. Asgg. Köln, Samstag, 27. Juni 1914 28. Jahrgang. heute 20 Seiten.

60030000frze..

CPOOCCROOOROPOOOPORONRLDURDOROOLBOLS9

Das Neueste vom Tage

8093903..

*

0

*

0000000MM.

P6010M000

Die Abstimmung über das hessische Ordensgesetz.

Darmstadt, 26.Juni 1914.(Eig. Drahtber.) Die Zweite Kammer schritt heute zur Abstimmung über das Ordensgesetz. Der Antrag Bach, welcher die Bestimmungen über die weitere Lehrtätigkeit der Englischen Fräulein bis zur Revision des Volksschulgesetzes vertagt wissen will, wurde mit 33 gegen 18 Stimmen abgelehnt. Abgelehnt wurde der Antrag des Aus­schusses, welcher den Englischen Fräulein eine weitere unbe­schränkte Aufnahme neuer Ordensmitglieder im Falle des Be­dürfnisses gestatten will mit 27 gegen 24 Stimmen. Dagegen wurde der Antrag Korell angenommen, welcher den Personal­bestand der Englischen Fräulein vom 1. April 1914 anerkennt. Angenommen wurden ferner die Bestimmungen über Privat­anstalten der Schwestern von der göttlichen Vorsehung, worin deren weitere Lehrtätigkeit anerkannt wird. Ferner wurden angenommen die Bestimmungen, wonach der Kapuzinerorden neue Mitglieder annehmen darf, ebenso wie die Schwestern von der ewigen Anbetung und die Schwestern vom guten Hirten. Angenommen wurde ferner die Zulassung einer Niederlassung der Benediktiner in Mainz mit 32 gegen 19 Stimmen. Schließ­lich wurde das ganze Gesetz in namentlicher Abstimmung mit 33 gegen 17 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten ge­schlossen die Sozialdemokraten, ein Teil der Bauernbündler, des Freisinns und der Nationalliberalen. Geschlossen dafür stimmte das Zentrum, die Hälfte der Nationalliberalen, Freisinnigen und Bauernbündler. Angenommen wurde ferner eine Resolution, wonach die Regierung ersucht wird, stets bei Beginn des Land­tages eine Denkschrift über den Stand der Orden in Hessen vorzulegen.

Grosse Brandstittung.

n Tauberbischofsheim, 26.Juni1914.(Eig. Drahtber.) Im benachbarten Dittigheim sind heute vormittag 15 Häuser und 15 Scheunen niedergebrannt. Vermutlich liegt Brand­stiftung vor.

Die Lage auf dem Balkan.

Ein König zwischen zwei Parteien ein­geklemmt. Eine Meldung Reuters aus Belgrad brachte die Kunde davon, daß Könia Perer von Serbien aus Gesund­heitsrücksichten avgedankt habe. Dann wurde die Nachricht dahin berichtigt, daß es sich nur um eine Regentschaft während der Bäderkur des Königs in Wranja handle. Das Neue Wiener Tagbl. erhält jedoch eine Mitteilung über London, aus der man schließen kann, daß die Entschließung des Königs, auch wenn sie nur wie eine vorübergehende Uebertragung der Regierungsgewalt aussieht, in Wirklichkeit der Vorläufer einer regelrechten Abdankung ist. Die Gründe hierfür sind viel­seitig, besonders aber wirkte auf den leidenden König die Tat­sache, daß sich in Serbien wieder eine Offiziersherrschaft aufrichtete. Zumal in den neu eroberten Gebieten will diese Offiziersvereinigung, die einem Geheimbunde sehr ähnlich sieht, die Gewalt nicht aus der Hand geben. Die Siege über Türken und Bulgaren sind den Offizieren zu Kopfe gestiegen, und sie maßen sich in Neuserbien Rechte an, die über jene des Königs hinausgehen. Kürzlich kam es zu einer Ministerkrisis wegen dieses Konfliktes zwischen Militärgewalt und Zivilgewalt. Die Offiziere überreichten, wie aus St. Petersburg gemeldet wurde (wo man über serbische Dinge ja besonders gut Bescheid weiß) dem König ein Ultimatum! Es schien eine Zeitlang, als ob der König infolgedessen das Kabinett Pasitsch entlassen wolle. Dann besann er sich aber und bestätigte Pasitsch das Vertrauen. Der Regent, Kronprinz Alexander, steht auf der Seite der Militärpartei. Wie werden wohl die dieser feindlichen Elemente, die sich um Pasitsch gruppieren, mit ihm auskommen? Die innereu Schwierigkeiten Serbiens werden in der nächsten nicht gering sein, weil die bürgerlichen Parteien sich der Mi­litärherrschaft nicht fügen wollen.

Der Aufstand in Albanien.

* Heranbildung einer albanischen Armee.(Drahtb.) Wien, 26.Juni1914. Das Neue Wiener Tageblatt will von unterrichteter Seite erfahren haben, es sei angeregt worden, zur Ermöglichung der Heranbildung albanischer Truppen für den Fürsten die internationalen Abteilungen in Skutari zu be­auftragen, eventuell albanische Soldaten in Skutari auszubilden.

Die Verhandlungen darüber seien noch im Zuge. Für den Fall der Verwirklichung der Idee sei zu hoffen, daß die von den einzelnen Abteilungen gestellten Instruktionsoffiziere in der Lage wären, den Kern für die albanische Armee auszubilden, wodurch dem Fürsten eine wirkliche Stütze geboten würde.

* Die Lage in Durazzo und im übrigen Albanien.

Durazzo, 25.Juni.Vergangene Nacht und im Laufe des Tages ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Die Ausrodungen auf der Sumpffläche und die übrigen Befestigungsarbeiten werden eifrig fortgesetzt. Der Waffenstillstand ist bis zum Abend verlängert worden. Inzwischen laufen aus dem Süden fortwährend un­günstige, jedoch nicht genau kontrollierbare Nachrichten ein. So scheint sich der Fall von Berat noch nicht zu bestätigen. Jedenfalls sind aber diese Stadt und Fieri gefährdet. Walona ist noch nicht bedroht. Ismael Kemal soll in Walona und in den südlichen Gebieten, wo er Einfluß besitzt, eifrig bemüht sein, ein Freiwilligenkorps zu sammeln, um den vorrückenden Auf­ständischen entgegenzutreten. Mit den Aufständischen haben keine Verhandlungen stattgefunden. Die Lage ist allgemein un­geklärt. Heute ist der Bruder der Fürstin, Prinz Günther von Schönburg-Waldenburg hier eingetroffen. Für morgen früh wird ein allgemeiner Artillerieangriff(auf die Belagerer von Durazzo) geplant. Während die Stadtbatterien die feind­lichen Stellungen um Raschbul bombardieren sollen, soll die Her­zegowina die Stellung in der Richtung von Kavaja und bei Sasso Bianco beschießen.

&* Die Verhandlungen mit den Aufständischen enogunig abgebrochen?(Drahtber.) Wien, 26.Juni1914. Nach einer Meldung der Neuen Freien Presse aus Durazzo sollen die Verhandlungen mit den Aufständischen auf Betreiben der holländischen Offiziere endgültig abgebrochen worden sein.

* Prenk Bib Doda. der Helfer des Fürsten von Albanien, wird mit einer merkwürdigen Zähigkeit sowohl von der Agenzia Stefani, als auch in Privatmeldungen großer italienischer Tageszeitungen entweder als der Gefangene der Aufständischen oder als diesen gegenüber ehrenwörtlich zur Neutralität ver­pflichtet hingestellt. Das Wiener Korrespondenz=Bureau stellt demgegenüber in einer Mitteilung aus Durazzo fest: Die aus­wärts verbreitete Meldung, daß Prenk Bib Doda gefangen genommen und gegen Ehrenwort freigelassen worden sei, ist aus der Luft gegriffen.

* Die Bildung eines regulären albanischen Heeres.(Drahtber.) Rom, 26.Juni 1914. Anknüpfend an eine Wiener Meldung über die Schaffung eines albanischen Armeestammes bemerkt die Tribuna, daß Italien diesen Ge­danken, dem die anderen Mächte im großen und ganzen nicht unsympathisch gegenüberständen, begrüße und unterstütze. Es sollen 3000 Mann Infanterie und Artillerie unter Oberst Philipp und anderen europäischen Offizieren in etwa acht Wochen aus­gebildet werden, doch sei vorauszusetzen, daß man nicht wieder in den alten Fehler verfalle, Christen und Mohammedaner gegeneinander auszuspielen, da sonst ein Erfolg nicht zu er­warten sei.

* Das bedrohte Walona.(Drahtb.) Wien, 26. Juni 1914. Die Albanische Korrespondenz meldet aus Walona: Ismael Kemal Bei hat sich entschlossen, wegen der Walona drohenden Gefahr mit den Aufständischen zu verhandeln. Wie die Neue Freie Presse meldet, wird die österreichische Re­gierung auf Ansuchen Albaniens ein Kriegsschiff zum Schutze des Lebens und Eigentums der fremden Staatsangehörigen nach Walona entsenden. Auch Italien werde ein Kriegsschiff nach Walona schicken.

Schweres Erdbeben auf Sumatra.

** Batavia, 26.Juni1914.(Drahtber.) Ein heftiges Erd­beben richtete auf Sumatra großen Schaden an. Alle Tele­graphenlinien wurden beschädigt. Ein Unterseekabel ist ge­brochen. Viele Häuser, darunter auch das Regierungsgebäude, sind eingestürzt. Zahlreiche Menschen sind der Katastrophe zum Opfer gefallen.

** Haag, 26. Juni1914.(Drahtber.) Nach den vorliegenden amtlichen Meldungen aus Sumatra fand das Erdbeben nachts statt. In der Stadt Bencoelen wurden bisher elf Tote und mehrere Verwundete geborgen. Die Europäer blieben unver­letzt, ihre Häuser sind zum größten Teil unbewohnbar.

Die Lage in Meziko.

hat der Bundesbefehlshaber, ehe er die Stadt räumte, das Haus eines Anwalts in die Luft sprengen lassen, wobei dieser mit Frau und Kindern umkam.

&*. Die vereinigten Großstaaten Südamerikas.

(Drahtb.) Sautiago de Chile, 27.Juli1914. Der Minister des Aeußeren, Villegas, erklärte, die chilenische Regierung sei von den Ergebnissen befriedigt, die die Vermittler der ABC­Staaten in Sachen Mexikos erzielt hätten. Es sei ihr erster großer diplomatischer Triumph. Man müsse eine unzerstör­bare Vereinigung im Interesse der Staaten aufrecht­erhalten. Die Zeitungen drücken ebenfalls ihre Befriedigung aus und erklären, die vereinigten Länder würden in Zukunft eine große moralische Macht bilden, die in der Meinung der Völker großes Gewicht haben würde.

Brand einer amerikanischen Stadt.

Salem,(Massachusetts), 26.Juni1914. Das Feuer wütet immer noch. Die halbe Stadt ist verwüstet worden. Doch glaubt man, seiner Herr zu sein. Der Schaden wird auf 20 Millionen Dollars geschätzt. 7000 Menschen sind obdachlos. In der Masonstraße explodierten die Oeltanks und zerstörten die Oelwerke und 13 Häuser. 50 Personen wurden ins Hospital ge­bracht. Das Waisenhaus und Hospital wurden zerstört. Die Insassen wurden in Sicherheit gebracht.

Kleine Telegramme.

** Neue Schandtat der Wahlweiber.(Drahtber.) London, 25.Juni1914. In Ballylesson bei Belfast versuchten Brandstifter eine Kirche niederzubrennen. Der angerichtete Schaden ist beträcht­ich. Am Tatort wurden Schriftstücke der Suffragetten gefunden.

** Erdbeben in Leipzig.(Drahtber.) Leipzig, 27.Juni1914. Kurz vor 3 Uhr früh wurde heute ein heftiger Erdstoß, der von starkem unterirdischem Donner begleitet war, wahrgenommen. Die Fenster klirrten, Möbel wurden von der Stelle gerückt, und die Bewohner aus dem Schlafe aufgeweckt. Nach Auskunft der Erdbebenwarte handelte es sich um ein Nahbeben. Auch in Zeitz wurden zwei kurze wahrnehmbare Erdstöße, die von unterirdischem Rollen begleitet waren, verspürt.

** Eine Schenkung Kaiser Wilhelms an eine eng

gesellschaft.(Drahtbericht.) London, 27.Juni1914. Der kaiserlich deutsche Botschafter, Fürst Lichnowsky, hat vor seiner Abreise nach

er­

Kiel der British and Foreign Sailors Society, die ihr hundert jähriges Bestehen feiert, eine Schenkung Kaiser Wilhelms im Be trage von 1000 M. überwiesen.

*. Die Abänderung der Homerule. London,

24.Juni1914. Die von der Regierung im Oberhause eingebrachte Amending Bill zur Homerule für Irland enthält eine Be­stimmung, der offenbar die Absicht zugrunde liegt, die Natio­nalisten zu beruhigen und die Parität zu wahren. Es wäre auch in der Tat nicht sachgemäß, alle Grafschaften Ulsters von der Autonomie auf sechs Jahre fest und weitere vier Jahre, wenn das Unterhaus dies fordern sollte, auszuschließen, es ist vielmehr gerecht, was die Abänderungsvorlage will, daß jede Grafschaft Ulsters erklären soll, ob sie in die Wirkungen der Homerule einbezogen werden will oder nicht. Durch Volks­abstimmung sollen die Grafschaften diese ihre Erklärung abgeben. Es ist jetzt schon sicher, daß die Hälfte aller Counties sich für die Homerule aussprechen werden, weil sie eine katholische Mehrheit haben, die sonst vergewaltigt würde; ausgeschlossen ist außerdem auch nicht, daß die eine oder audere Grafschaft mit schwacher protestantischer Mehrheit in gleichem Sinne abstimmt, weil protestantisch und orangistisch noch nicht das gleiche ist. Es gibt Protestanten genug, die zur Nationalistenpartei gehören, die ja in der Unterhausfraktion mehrere protestantische Mitglieder besitzt.

Bandwerk und Gewerbe:

* Die Schlacht bei Zacatecas.(Drahtber.) NewTork, 26.Juni1914. Nach einer Meldung aus Zacatecas vom 24. Juni

Ce) Der Verein der Saal- und Konzertlokalinhaber hielt im Drei Kaiser=Saal in Ehrenfeld eine Versammlung ab. Der Vorsitzende Franz Runge berichtete zunächst über die Tätigkeit des Vorstandes seit der letzten Generalversammlung. Der Verein, der ursprünglich für Köln und Umgegend gegründet sei, ziehe immer weitere Kreise. Nach und nach hätten sich Mitglieder aus allen Teilen der Rheinprovinz und darüber hinaus zum Beitritt gemeldet. Der Vorsitzende gedachte in ehrenden Worten des verstorbenen Mit­begründers des Bundes, Hrn. Thomas; man beschloß, einen nam­haften Betrag aus der Vereinskasse zu stiften für einen für den Verstorbenen zu errichtenden Grabstein. Nachdem wieder eine An­zahl neue Mitglieder ausgenommen, entspann sich eine eifrige Aus­sprache über die Tonsetzerfrage; auf dem diesjährigen Bundestag in Danzig soll der Antrag gestellt werden, ein Verzeichnis der tan­tiemefreien Stücke herauszugegeben. Hr. Runge berichtete, daß im nächsten Jahr in Köln der Bund der Saal= und Konzertlokalinhaber Deutschlands seine zehnte Tagung abhalten werde. Es sei beab­sichtigt, mit diesem Bundestag eine hervorragende Ausstellung zu verbinden. Die Versammlung wählte schon jetzt eine Kommission, die sich mit den Vorbereitungen befassen soll. Es wurden gewählt die Herren Runge, Dederichs, Abelen und Brock. C