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Publikationsorgan für die Bürgernkeisterei Oberkassel

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Nr. 100

Samstag, den 16. August

1030

Hindenburgs Neutralität

Jalsche Gerüchte um Schiele

Berlin, 16. August.

Ein Berliner Mittagsblatt will wissen, daß der Kam merherr von Oldenburg=Januschau dem Reichs minister Schiele den Vorschlag gemacht habe, seine Land volkpartei aufzugeben und wieder zu Hugenberg zurückzr kehren. Angeblich soll diese Aktion auf den Reichsprä sidenten zurückgehen. Das Blatt fügt hinzu, daß si starke Aussichten habe, weil die finanzielle Lage der Land volkpartei ungünstig sei.

Hierzu erfahren wir von unterrichteter Seite, daß tat sächlich eine Besprechung zwischen Oldenburg=Januschau un Schiele stattgefunden hat, daß aber alle Folgerungen, di daran geknüpft werden, falsch sind. Es wird erklärt, da eine Rückkehr Schieles nicht zur Erörterung stehe und aus gar nicht in Frage komme. Herr von Oldenburg ist übri gens auch bei Hugenberg gewesen. Hieraus ist das Ge rücht über den Wiedereintritt Schieles in die Deutschnatie nale Volkspartei offenbar entstanden.

Von informierter Seite wird uns dazu noch mitgeteil daß die Version, die angeblichen Bemühungen de Herrn von Oldenburg=Januschau gingen unmittelbar auf de Reichspräsidenten zurück, schon deshalb falsch sei, weil be kannt ist, daß der Reichspräsident sich von diesen Dingen ab solut zurückhält und neutral bleibt. Auch ein Heranziehe. des Briefes des Reichspräsidenten im Falle des Prozesse gegen Dr. Goebbels ist in diesem Zusammenhang absolv abwegig.

Organisation der Osthilfe

Verständigung zwischen Reich und Preußen.

Berlin, 16. August.

Wie bereits mitgeteilt, ist vor einigen Tagen in der Verhandlungen über die Durchführung der Osthilfe zwischer der Reichsregierung und der preußischen Staatsregierung eine Verständigung erzielt worden. Sie beruht auf folgen der Grundlage:

Zur einheitlichen Durchführung der Osthilfe wird ein dem Reichskanzler unmittelbar unterstellte Oststelle geschaf sen. Der Reichspräsident hat den Vorschlägen entsprechen! ihre Leitung dem Reichsminister Treviranus und dem preu ßischen Staatsminister Dr. Hirtsiefer übertragen.

Zum Stellvertreter des Reichsministers Treviranus is der Ministerialdirektor im Reichsernährungsministerium Dr Wachsmann und zu dessen Vertreter der bisherige Staats kommissar in Ostpreußen, Landrat Rönneburg, bestellt wor den. Der Sitz der Oststelle ist in der Reichskanzlei in Berlin

Der besondere Aufgabenkreis der Oststelle ist die Durch führung der vorgesehenen Maßnahmen der landwirtschaft lichen Kredithilfe, sowie des Vollstreckungsprozesses. Dar über hinaus soll sie aber auch auf einer einheitlichen Politi der Reichsregierung und der preußischen Staatsregierung i. allen Oftfragen hinwirken.

Der Oststelle unterstellt sind die bereits in einer Durch führungsverordnung vom 8. August 1930 vorgesehener Landstellen, deren Leiter ebenfalls ernannt worden sind Der Zeitpunkt, zu dem die Landstelle ihre Geschäftstätig keit beginnen wird, wird besonders bekanntgegeben. Di­Oststelle bei der Reichskanzlei hat ihre Tätigkeit bereits auf genommen.

Kurze Notizen

Der Goldvorrat der Bank von Frankreich hat sich nat dem letzten Wochenausweis innerhalb einer Woche um run 600 Millionen Francs auf 46 656 473849 Franes erhöht

*

Die kanadische Regierung hat beschlossen, wegen de ernsten Arbeitslosigkeit in Kanada die Einwanderung 3 beschränken. Einwanderung vom europäischen Festland aus ist völlig verboten worden. Britische Einwandere müssen den Besitz genügender Geldmittel nachweisen, vor denen sie während einer angemessenen Frist leben könner *

Die chinesische Regierung kündigt die Auflegung eine 8prozentigen inneren Anleihe an, mit deren Hilfe sie di Währung zu stabilisieren gedenkt. Als Deckung für die 193 rückzahlbare Anleihe sind die Ueberschüsse aus den Zollen nahmen vorgesehen.

Einer Reutermeldung aus Peiping zufolge, sollen in Südosten Chinas und in der südwestlichen Mandschurei be Ueberschwemmungen 3000 Personen umgekommen und 200 Ortschaften unter Wasser gesetzt worden sein.

*

Die amerikanischen Flieger Jackson und O'Brine befin den sich 577 Stunden in der Luft. Die Flieger wollen 100 Stunden fliegen, wenn bis dahin die Maschine durchhät

Lokale Nachrichten.

Oberkassel, den 16. August 1930.

Sonntagsgedanken.

#.. Am zehnten Sonntag nach Pfingsten bringt die Kirché das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner zur Verlesung

Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharie säer stellte sich hin, so daß er von den Leuten gesehen wurde. und betete bei selbst also:Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, wie die Räuber, Ungerechten Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zwei­mal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, war ich besitze. Das Bewußtsein, die Gebote Gottes jemals über­treten zu haben, war dem Pharisäer fremd. Die Worte Sünde und Schuld standen nicht in seinem Lexikon. Er war der Typus des sogenannten anständigen Menschen, der sich beileibe nicht als Atheist gebärdete, sondern an Gott glaubte. fastete und wohltat.

Wie viele Menschen gibt es auch noch heute! Sie sind fest davon überzeugt, daß der Mensch von Natur aus gut ist. Ihnen kann niemand etwas nachsagen; sie haben mit keinem Strafrichter Bekanntschaft gemacht. Sie glauben selbstverständlich an ein höheres Wesen und helfen, wo sie nur können. Von einer Erbschuld wollen sie allerdings nichts wissen. Sie behaupten vielmehr, der Mensch habe durch den Sündenfall nichts verloren. Die natürlichen Kräfte reichten aus, um als Mensch seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Deswegen brauche man die Gnade nicht gering zu schätzen. Mit ihrer Hilfe könne man sicherlich so manche Aufgabe leichter erfüllen und im Jenseits eine höhere Stufe der Herrlichkeit erlangen. Nur das können sie nicht zuge­ben, daß man nicht auch natürlich rechtschaffen, ja, voll­kommen zu leben vermöchte, wenn man die übernatürlichen Hilfsmittel beiseite lasse und lediglich mit natürlichen Mitteln das natürliche Ziel anstrebe.

Ganz anders der Zöllner. Er war sich der Niedrigkeit und Verderbnis der menschlichen Natur in tiefster Seele bewußt und fühlte, daß infolge der Erbsünde der Verstand verdunkelt und der Wille zum Guten geschwächt war. Ihn schmerzte es, daß er das Gesetz so oft übertreten hatte. Er erkannte aber auch, daß er aus eigener Kraft die Ohnmacht der menschlichen Natur nicht zu überwinden und die Schuld nicht zu fühnen vermochte. Deshalb schlug er reumütig an seine Brust und flehte:Gott sei mir Sünder gnädig! Dieses Gebet fand Erhörung. Dem Bußfertigen ließ Gott die Sünde um der Verdienste Jesu Christi willen nach und stärkte ihn durch seine Gnade. Darum ging der Zöllner ge­

rechtfertigt nach Hause. Der Pharisäer aben, der sich keiner Schuld bewußt war und deshalb weder an die verzeihend: Liede Gottes appellierte noch ihn um seine Bnade bat konnte auch nicht gerechtfertigt werden, da er sich ia sekbst für gerecht hielt.

An dieser Selbstgerechtigkeit jedech gehen wir zu Grunde. Solange wir die Schwachhett der menschlichen Na­zur und unsert Sünde nicht erkennen, vielmihr wähnen aus eigener Kraft unser zeitliches und ewiges Heil wirken zu konnen, solange werden wir vergebens an unserer per­zonlichen Ern##erung und dem Wiederaufbau der zeerütte­

tes Gesollschaft arbeiten. Nur durch aufrichtige Bute führt der Weg zu unierem übernatürlichen Endzlel, in dem mit auch das natärliche mit unsehlbarer Sicherheit erreichen, wel es in jeuem eindegrissen ist.

Oberkasseler Kirmes.

Unser rheinisches Volk liebt das Leben trotz aller Not; trotz aller Stürme und der schweren wirtschaftlichen Nieder­schläge in den letzten Jahren hat es an den althergebrachten Traditionen der Voreltern festgehalten als einem kostbaren Vermächtnis, das dem rheinischen Volke immer wieder eine Quelle echter Freude gewesen ist. Uns allen ist das Sprich­wort wohl bekannt, daß sich der Mensch an allem gewöhnen kann, auch an veränderte verschlechterte Verhältnisse, wohl wissend, daß Kummer und Verdruß geboren werden aus dem Gestern und Morgen, solange noch gesunde Arbeitskraft dem drohenden Verhängnis entgegenzusteuern vormag. Wir Rhein­länder sind von jeher ein lebensfrohes Volk gewesen, das nimmer den Kopf hängen läßt, wenn die Zeiten schwer, die Verhältnisse drückend scheinen. Solange nicht körperliche Gebrechen uns heimsuchen und uns alle Lebenslust vor­enthalten, sind wir stets gerne bereit, uns zu freuen über die Schönheit des Tages, der uns ein einträchtiges Beisammen­sein mit liebwerten Freunden und Bekannten bringt. Hier sind es besonders= unsere alljährlich wiederkehrenden Volks­und Heimatfeste, denen wir mit froher Erwartung entgegen­sehen und denen wir uns freudigen Herzens widmen. Die schönen Stunden rheinischer Fröhlichkeit und Gemütlichkeit, die uns des Alltags Sorgen vergessen lassen, verbanken wir in erster Linie ganz besonders den Veranstaltern solcher Feste, unserer Heimatvereine. Trotz der schweren Nachkriegs­zeit und der wirtschaftlich außerordentlich schlechten Verhält­nisse der letzten Jahre haben sie alle festgehalten an ihrem Idealismus, ein jeder Verein in seiner besonderen Aufgabe, als Gesang=, Turn= oder Sportverein, als Weidmanns= und Schützenfreunde, die durch ihre Veranstaltungen oftmals Ge­

legenheit gegeben haben, alt und jung, arm und reich zu vereinen als Kinder der Heimat in dem Bewußtsein engster Zusammengehörigkeit. Dazu gehört besonders die Kirmes­festlichkeit mit ihren vielen Ereignissen und unsere Oberkasseler Kirmes, auf die wir uns alle schon gefreut und nach besten Kräften in Küche und Keller vor­bereitet haben, jetzt endlich ist sie da, steht vor der Türe! Die Junggesellen=Schützen haben sich schon seit einigen Wochen mit ihren-Uebungen auf die Kirmestage vorbereitet und sich schon seit langem auf die Kirmestage gefreut. Mit ihren historischen Veranstaltungen, dem Schützenzug, Fähndel­schwenken, Parade, Königstanz ist die Junggesellen=Schützen­bruderschaft in Wahrheit die Seele der schönen Kirmesfeier. Denn was sind und bringen uns die Kirmestage ohne die altvertrauten und immer mit neuer Begeisterung aufgenom­menen Veranstaltungen unserer Oberkasseler Schützenjungen! Wenn sie mit Sang und Klang im stattlichen Zuge in Reih und Glied durch unsere Straßen marschieren, springen wir da nicht alle gleich auf und schauen aus Fenster und Türen dem Schützenzug nach und freuen uns, freuen uns herzlich, daß es gerade unsere männliche Jugend ist, die im Vorüber­gehen so stolz uns grüßt, die beweist, daß sie festhält am guten Alten in Heimatliebe, als den besten Aufbaustein zu einer neuen Zukunft? In einem ganz anderen Ansehen und in einem viel stattlicheren Aufzug könnte besonders unser Ober­kasseler Schützenzug glänzen, wenn nicht soviele innerhalb unserer Gemeinde aus falschem Standesbewußtsein dieser Be­wegung so fremd und fern gegenüber stehen würden. Das 50jährige Königsjubiläum, daß der ehemalige Schützenkönig Herr H. Künzler am Kirmesdienstag feiern kann, wird für die Bruderschaft, sowohl als auch für die ganze Ge­meinde zu einem hohen Ehrentag, zu einem heimatlichen Volksfest sich gestalten, dieser Tag wird ein Mahnruf, ein Aufruf an die ältere Jugend sein, daß sie über alles was jahrzehntelang ihren Vätern eine bedeutende heilige Ehren­sache gewesen und heute noch ist, nicht achtlos hinweg­schreiten sollen, sondern wie diese es gehalten haben, in gleicher Weise und Treue dafür einzutreten, der Heimat zu Ehren und der ganzen Bürgerschaft zur großen Freude! Vom Kirchturm werden die Glocken heute abend belern und die Festtage einweihen. Jeder Glockenton soll in allen Herzen die rechte Kirmesstimmung wachrufen, soll allen Mißmut und Haber zum Schweigen bringen, auf daß alle sich freuen auf die kommenden Tage, die doch für alle ein rheinisches Volks= und Heimatfest sein sollen.

Und im Mittelpunkt der drei Kirmestage wird, wie allfährlich, die schönste Tradition unserer Heimat stehen; die historischen Veranstaltungen der Junggesellen­Schützenbruderschaft, die am Sonntag morgen wieder lebendig werden. Sonntag morgen ½8 Uhr ist Antreten der Schützen, mit Trommeln und Pfeifen geht es dann zunächst zum Abholen der Chargierten und des Ehrenvorsitzenden, des hochwürdigen Herrn Pfarrers Averdung, Hieran anschließend ist Kirchgang und Beteiligung an der Prozession. Nach der Prozession ist Fahnenschwenken für die hochwürdige Geist­lichkeit auf dem Schulhof und für die Bürgerschaft auf dem Marktplatz. Am Nachmittag ist Parade und Festzug durch den Ort, Königstanz und Königsball im katholischen Ver­einshaus. Damit sind die Veranstaltungen für den Sonntag beendet. Der Haupttag für die Junggesellenschützen ist der Kirmesmontag, der ihnen den neuen Schützenkönig bringt. Voller Erwartung finden sich dann die Schützenbrüder am Sammelpunkt ein. Ab 9 Uhr morgens findet im Steinbruch des Herrn Peter Uhrmacher ein. Preisvogelschießen statt, an dem sich alle Bürger beteiligen können und herzlichst ein­geladen sind. Um 11 Uhr begeben sich die Junggesellen­Schützen in geschlossenem Zuge zum Schießstand im Stein­bruch, wo wie alljährlich, sich immer eine große Menschen­menge ansammelt, die mit Interesse den Vorgängen zusieht und mit einstimmt in den Jubelruf, der dem neuen König gilt. Nach Beendigung des Königsschießens ist Ruhepause bis 2 Uhr nachmittags. Dann versammeln sich die Junggesellen­Schützen, um in festlichem Zuge den neuen König und die neue Königin abzuholen, die Königskrönung findet auf dem Marktplatz statt. Noch einmal so hell und freudig stimmen die Trompeten den schmetternden Festmarsch an, wenn es zum Festzug, an dem auch die alten Schützenkönige teilnehmen, durch den Ort geht. Nach der Parade beginnt der historische Königstanz im Festsaal des kath. Vereinshauses.

In diesem Jahre steht der Kirmesdienstag im Zeichen besonderer Feierlichkeit, im goldenen Glanze eines 50jährt­gen Königsjubiläums, daß der Schützenkönig, Herr Johann Künzler sen. an diesem Tage feiern kann. Aus diesem An­laß hat die Junggesellen=Schützenbruderschaft beschlossen, diesen denkwürdigen Tag eines ihrer Träger der alten Heimat­tradition nicht sang= und klanglos vorübergehen zu lassen, sondern durch eine Festfeier und Festzug dem Jubel­tag ein feierliches und würdiges Gepräge zu geben. Außer dem 50jährigen Königsjubiläum des Herrn Johann Künzler sen. hat die Bruderschaft die seltene Freude, noch zwei weitere Jubilare beglückwünschen zu können, Frau Gemein Hoster­bach, 61jährige Schützenkönigin und Herr Heinrich Mükler, der an diesem Tage sein silbernes, 25jähriges Königssubtläum feiert. So steht also der Rirmesdienstag im Zeichen besonders froher Ereignisse. Am Kirmesdienstag morgens 8 Uhr versammeln sich die älteren und füngeren Zugteilnehmer. Anschließend in geschlossenem Zuge Abholen des Jubilars, der ehem. Könige und Königinnen und des hochwürdigen Herrn Ehrenpräsidenten. Um 9 Uhr feierliches Hochamt in der Kirche. Nach Beendigung desselben findet eine Fest­feier im kath. Vereinshause statt, zu der die gesamte Bürger­schaft recht herzlichst eingeladen ist. Nachmittags um 2 Uhr