Beintr rchendlalt

für

Geilenkirchen, Heinsberg und die Umgegend.

Nr. 17.

den 19. November 1864.

29. Jahrgang.

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Bekanntmachung.

Am., 4. und 5. künftigen Monats findet die alle 3 Jahre vorzunehmende Voltszählung statt. Da die­selbe die Grundlage bildet, nach denen die Revenuen des Zollvereins zwischen den einzelnen Staaten ver­theilt werden, so liegt es in unserm Interesse, daß keine Personen bei der Zählung übergangen werden. Durch Verheimlichung eines Familienmitgliedes kann der Familie selbst durchaus keinerlei Vortheil entstehen, den Staatseinnahmen aber wird geschadet.

Eine Abweichung gegen das Verfahren bei den früdern Zählungen besteht darin, daß nicht mehr das Alter angegeben wird, sondern jetzt das Geburtsjahr. Sollten daher einzelne, besonders ältere Leute, das Jahr ihrer Geburi nicht mehr wissen, so werden sich diese zu dem Herrn Bürgermeister ihres Geburtsortes zu begeben haben um dort die nöthigen Aufschlusse zu erlangen. Auch empfiehlt es sich, daß Gutsbesitzer und alle diejenigen Personen, welche Dienstdoten 2c. hal­ten, vorher deren Vor= und Zunamen, sowie das Ge­burtsjahr verselben ermitteln und sich notiren, damit dem mit der Zäblung beauftragten Agenten die erfor­derlichen Angaben ohne Zeitverlust können gemacht werden.

Seilenkirchen, den 16. November 1864.

Der Landraty, Kammerherr, Zreiherr von Eynatten.

Vermischte Nachrichten.

Berlin. Die Zeidlersche Correspondenz schreibt: Se. Majestät der König überreichte gestern nach Vollziehung der Friedens=Ratification dem Minister­Präsidenten v. Bismärck die Jnsignien des Schwarzen Adler=Ordens und knüpfte hieran höchst schmeichel­hafte Anerkennungswocte. Der ratificirte Vertrag ist nach Wien abgegangen, wo auch die dänische Ratification schon eingetroffen sein wird. In Betreff der nach Wien abgegangenen Antwort auf die Propositionen, welche von dort aus wegen Ab­schluß eines Handels=Vertrages und einer zukünf­tigen Zolleinigung zwischen dem Zollverein und Oesterreich gestellt worden sind, schreibt dieN. Pr.., daß sie allem Vermuthen nach in den freundschaftlichsten und zuvorkommendsten Ausdrük­ken abgefaßt sei und alle Zugeständnisse gibt, die preußischer Seits irgend möglich sind.

Der Landtag soll erst bis Mitte Januar einberufen werden. Nach geschlossenem Frieden können jetzt wieder, auf Anweisung des Kriegs­Ministers und des Ministers des Innern, den ersatz= und resewepflichtigen Männern Auslands­pässe ertheilt werden.

Der Kriegs=Minister von Roon hat das Großkreuz zum Rothen Adler=Orden mit Eichen­laub und den Schwertern, der preußische Gesandte in Wien, Freiherr v. Werther, dasselbe ohne Ei­chenlaub und die Schwerter, und Herr v. Balan den Rothen Adler=Orden erster Classe erhalten.

12. Novbr. Heute Morgen kurz vor 7 Uhr erplodirte der Dampfkessel der Wasch'schen Cementfabrik dahier, zertrümmerte das aus starken Mauern bestehende Maschinenhaus und öffnete die anstoßende Seite des benachbarten Wohnhauses bis zum Giebel. Leider ist fast die gesammte Bedie­nungs=Mannschaft bei diesem erschütternden Er­eignisse zu Grunde gegangen. Vier Leichen, ent­setzlich verstümmelt; wurden sofort gefunden, eine davon über 200 Schritt fortgeschleudert: zwei an­am Nachmittage in einem benachbarten Gar­ten. Ein Schwerverwundeter erlag am Vormittage. Zwei Peisonen werden noch vermißt und sind viel­leicht noch unter dem Schutte begraben, da man sofort nach der Katastrophe wegzuräumen begann. Außerdem haben noch zwei Arbeiter bedentliche Verletzungen erhalten. Der Krach glich der Ent­labung eines scharf geladenen Riesengeschützes; die Lufterschütterung wurde im Umkreise von 20 Minuten gleich einem Erdbeben empfunden. Die Verunglückten hinterlassen meist Familien.

Köln, 15. Nov. Wie verlautet, soll an Stelle der jetzt aus Schleswig abziehenden Truppen von jedem der neun Armeccorps ein Regiment zur dortigen Besatzung beordert werden, und ist dem Vernehmen nach vom achten Armeecorps das vier

garnisonirende erste rhein. Inf.=Regt. Nro. 25 da­zu bestimmt worden. In gleicher Weise soll das zweite posen'sche Inf.=Regt. Nro. 19, das seit ei­nem halben Jahre hier und in Coblenz in Gar­nison liegt, so wie das in Deutz garnisonirende Cnirassier=Rgt. zur Besatzung Schleswigs auser­sehen sein. Ueber die Zeit des Abmarsches der Truppen und deren Ersatz weiß man noch nichts Bestimmtes, doch sollen sie der Bestimmung ge­mäß am 3. künft. Mts. an Ort und Stelle sein.

Die Speisung von 72 armen Greisen aus den kathotischen Pfarrbezirken Kölns, zur Erin­nerung an die Cardinals=Erhebung des verewig­ten Herrn Erzbischofs Johannes v. Geissel, hat am 12. d. in dem für diesen Zweck festlich ge­schmückten großen Saale des Getrudenhofes und in Gegenwart zahlreicher Honorationen Statt ge­funden.

Das vor einigen Tagen circulirende Gerücht, der wegen Mordes zum Tode verurtheilte A. The­lemann sei zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be­gnadigt worden, hat sich nicht bestätigt, indem sein Cassationsgesuch verworfen worden ist. Wie es heißt, beabsichtigt der Verurtheilte, ein Gnadengesuch an den König einzureichen.

Aachen, 17. Nov. Bei der heute stattgefun­denen Wahl eines Deputirten zum Hause der Ab­geordneten an Stelle des Hrn. Theiosen, Präsi­denten der Handelskammer zu Eupen, welcher sein Mandat niedergelegt, wurde der Kandidat der Li­beralen, Präsident des hiesigen Gewerbegerichts und Stadtverordneter Herr Arnold Deutz vor dem Wahlkommissar Hru.=Regiernngsrath-Etaeßen mie­382 Stimmen gewählt. Dessen Gegen=Kandidat Hr. Dr. Herm. Hüffer in Bonn erhielt 107 Stimmen.

Kreis Heinsberg. In dem Dorfe Schlei­den, das in den letzten Jahren so auffallend häufig von Brandunglücken heimgesucht worden ist, brach am 11. c. gegen Adend wieder Feuer aus, wo­durch die Fruchtvorräthe von 2 Eigenthümern, die Oekonomiegebäude bis auf die Ringmauern, die Häuser aber theilweise zerstört worden sind.

Eine Scheune war erst vor wenigen Jahren in Folge eines Brandes wieder aufgebaut worden.

Die Entstehung des Brandes ist noch unbekannt.

Am 14. Novbr. eröffnete der Kaiser von Oesterreich den Reichstag mit einer längeren Rede, worin besonders auf die finan­zielle Lage des Reiches und die Zollverhältnisse mit Deutschland hingewiesen wird; der auf das Bündniß mit Preußen bezügliche Passus lautet wie folgt:Die Einigkeit zwischen Mir und Mei­nem erhabenen Bundesgenossen, dem Könige von Preußen, hat ihren hohen Werth durch denkwür­dige Erfolge von Neuem erprobt. Das gesammte Deutschland aber, Ich zweifle nicht, wird Ange­sichts der ruhmvollen und glücklichen Lösung der Frage, von der es im Innersten bewegt wurde, jene Eintracht wiederfinden, welche für seine ei­gene Sicherheit und Wohlfahrt, wie für die Ruhe und das Gleichgewicht Europa's eine so mächtige Bürgschaft bildet.

Die Auswechselung der Ratificationen des Friedens=Vertrages hat am 16. Novbr. Mittags. im Ministerium des Auswärtigen stattgefunden.

Italien. Die unerquickliche Discussion über den September=Vertrag dauert in der Kammer der Abgeordneten fort. Unterdessen besteht kein Zweifel mehr darüber, daß die Convention ge­nehmigt und die Verlegung der Residenz nach Florenz gutgeheißen werden wird. Einen schwie­rigeren Standpunkt wird das Ministcrium in der finanziellen Frage haben. Der Plan des Finanz­Ministers, einen Theil der Grundsteuer zum Vor­aus zu erheben, begegnet ernsthaftem Widerstand; und es ist sehr wahrscheinlich, daß die Kammer dieses Mittel, das Defizit zum Theil zu decken, nicht annehmen werde. Man will lieber theure Zinsen für Vorschüsse von Seiten der Banquiers zahlen, als die Steuerpflichtigen in so harter Weise

belasten. König Victor Emanuel hat den Millionen, die er zu Gunsten des Staatsschatzes von seiner Civilliste abtrat, eine neue patriotische Gabe folgen lassen, indem er dem Schatze fünf seiner Schlösser zum Geschenke machte.

Aus Venedig schreibt man, daß im Laufe der vorigen Woche in der Provinz Padua und Verona mehrere geheime Waffendepots aufgeho­ben worden sind. Unter Anderm soll auch eine reiche Sammlung von Orsini=Bomben in die Hände der Polizei gefallen sein.

Nach einer Bekanntmachung des Militär­Gouvernements im venetianischen Amtsblatt ist in 18 Districten der Provinzen Friaul und Tre­viso das Standrecht proclamirt, und unter An­derem anbefohlen worden, daß Schildwachen und Patrouillen sofort nach der ersten Aufforderung Feuer geben sollen. Eine der Insurgentenbanden hat sich in die Gebirge von Tprol geworfen.

Petersburg, 7. Nov. Das Wetter ist plötz­lich hier streng kalt geworden, wir haben heute Morgen 12 Grad unter Null, die Newa ist mit starken Eisschollen bedeckt, welche vorgestern Abend die Palaisbrücke wegrissen und bis in der Nähe die Nicolaibrücke hinabtrieben.

Großbritannien. Wie derGlobe wissen will, hat der Staatssecretair des Innern nach einer Berathung mit den Richtern sich nicht be­wogen gefunden, den gegen Franz Müller gefäll­ten Urtheilsspruch zu suspendiren. Die Hin­richtung desselben hat demnach am 14. November Morgens gleich nach 8 Uhr unter dem Zudrang gewattiger Vottsmassen stattgefunden

Amerika. Newyorker Berichte vom 2. Nov. bestätigen, daß die Bundestruppen vor Richmond eine starke Schlappe erlitten und sich auf ihre früheren Stellungen zurückziehen mußten. Die Schuld der Union betrug Ende Oktober 2017 Millionen Dollars. Die Wiederwahl des Prä­sidenten Lincoln's ist wahrscheinlich.

Ruhr=Steinkohlen!

Nachdem es in den ersten Tagen dieses Monats et­was kälter geworden war, als es sonst in dieser Jahres­zeit zu sein pflegt, ist auf einmal eine Preiserhöhung der Wurm=Steinkohlen von mehr als 25%(11 Sgr. pro Scheffel) eingetreten!

Da dieser unerwartete enorme Aufschlag am meisten die ärmere Klasse trifft, indem die mehr Bemittelten größtentheils schon im Besitze ihres Winierbedarfs sind: so ist es lobend anzuerkennen, daß die Herren Pring­mann§p; Borgs sich es zur Aufgabe stellen, billigeres Brennmaterial für den hiesigen Ort und die Umgegend zu beschaffen.

Wir hoffen, daß die übrigen Besitzer hiesiger Lager­plätze diesem schönen Beispiele folgen. X.

(Aus dem Kreise Geilenkirchen.)

Anzeigen.

Bekanntmachung.

Da mit dem 3. künftigen Monats die vorge­schriebene 3jährige Aufnahme der Bevölkerung be­ginnt, so ersuche ich die sämmtlichen Hausbewoh­ner und Familien=Väter meines Verwaltungs=Be­zirks vorab, zur Beschleunigung des Geschäfts, die Vor= und Familiennamen, so wie das Geburts­Jahr, sowohl von sich selbst als jedem ihrer Fa­milien=Glieder und Dienstboten aufzuschreiben, und dieses Verzeichniß dem mit der Aufnahme Beauf­tragten sofort bei seiner Ankunft vorlegen zu wollen.

Geilenkirchen, den 18. November 1864.

Der Bürgermeister,

J. Pet. Esser.

Bäume=Verkauf.

Am Montag den 28. Novbr. cr., Morgens 10 Uhr werde ich für Rechnung der Gemeinde Bra­chelen circa 150 Nummern Canadaweiden auf dem sog. Communicationswege zwischen hier und Cörrenzig stehend, an Ort und Stelle auf Credit gegen Bürgschaft an den Meistbietenten verkaufen.