Fählgung.

Bonn, Dinstag den 22. Juni 1875.

Nr. 170.

U

Sbennement: Bierteljährlich pränum. für Bonn incl. Traglohn 4 KMark(1 Thlr. 10 Sgr.): bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark(1 Thlr. 10 Sgr.).

EGrgan für das katholische deutsche Volk. Arscke=ssareieäerise Beri, Sleslisei

* Berlin, 20. Juni. Beim Schlusse der Landtagssession waren folgende 12 Mandat: des Abgeordnetenhauses erledigt: im 1. und 2. Schleswigschen Wahlbezirk die Mandate der Herren Liyger und Ahlmann, welche schon vor längerer Zeit niedergelegt worden sind; im 7. Marienwerderschen Wahlbezirk die Mandate der Herren v. Oven(für erloschen erklärt den 20. Mai) und Wehr(niedergelegt 15. April); in Hohenzollern die Mandate ver­Herren v. Kleinsorgen und Schmidt(annullirt am 30. April)t in 9. Kasseler Wahlbezirk das Mandat des Herrn, Hassenkamp (annullirt 30. April); im 6. Königsberger Wahlbezuk has Man­dat des Herrn Muntan(annullirt 11. Mai); im 3. Frankfurter Wahlbezirk das Mandat des Herrn Schröder(niedergelegt 1. Juni) und im 6. Posener Wahlbezirk die Mandate der Herren v. Pot­porowéki, Dr. Respondek und Wojczewski(annullirt 5. Juni).

Wie man derKöln. Zig. aus Berlin meldet, wäre der auf den Zeugnißzwang für die Presse bezügliche Antrag Marquardsen gleichlautend mit dem bei der dritten Lesung des Reichspreßgesetzes abgelehnten Paragraphen, der, nachdem er in zweiter Lesung fast einstimmig angenommen worden war, dem Veto der Regierung zum Opfer fiel. Hiernach würde also meint dieFrankf. Ztg. vom Redacteur, Verleger und Drucker nur in der Einzahl die Rede sein und wenn wir auch gern glauben wollen, daß man im Reichs­tag jene Singulare collektiv gemeint habe, so können wir uns nach den Erfahrungen, die man jüngst gemacht hat, dabei nicht beruhigen.Ueder Motive stimmt man nicht ab, heißt es ja steis und kein Gericht ist an dieselben gebunden. Schutz und Sicherheit gegen die preußische Praxis ist allein in klarer un­zweideutiger Formulirung der Gesetze selbst zu finden, und man sollte glauben, nach den Vorgängen der letzten Zeit bedürste es kaum noch besonderer Mahnung, gerade da, wo es sich um die Presse handelt, scharf aufzupassen und stets die besondere Liebe vor Augen zu haben, mit welcher der preußische Staat seinen Be­zuf als Träger der Intelligenz dem gedruckten Wort und seiner Freiheit zugethan ist.

Der Cultusminister hat auf die Anfrage des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, ob auf Grund des§ 10 des Sperrgesetzes die Administrativ=Execution den kirchlichen Instituten in so fern zu versagen sei, als aus den Kirchencassen Gehälter an Geistliche ge­zahlt würden, entschieden, daß eine solche Execution Betreffs kirch­licher Umlagen allerdings auch dann zu versagen sei, wenn die Kirchensteuer nicht direct zur Aufbringung des Gehalts der Geist­lichen, sondern zur Deckung des Deficits bei einer Kirchencasse diene, aus welcher Geistliche Gehalt oder Emolumente bezögen; auch will der Minister über die von Geistlichen zur Wiedererlang­ung des gesperrten Gehalts gegebenen Erklärungen selbst entschei­den. Wie mit Belgien, hat die Reichs= Postverwaltung auch mit den Niederlanden auf Grund des allgemeinen Postvertrages eine Uebereinkunft geschlossen. Im Grenzbezirke kostet ein ein­sacher frankirter Brief 10 Pfennige oder 5 Cents, unfrankirt das Doppelte.

Das deutsche Panzergeschwader geht am 26. ds. nach Swine­

mänd, und findet dort Ende des Monats die Besichtigung durch den Kronprinzen statt, welcher sich direct über Stettin dorthin begibt.

<space> D a s<space> a m e r i k a n i s c h e<space> G e s c h w a d e r<space> v e r l ä ß t<space> h e u t e<space> d i e<space> E l b e<space> u n d<space> t r i f f t<space> im Laufe der nächsten Woche in Kiel ein.

Wien, 19. Juni. Der russische Kaiser wird auf der Rückreise Westdöhmen berühren und dort wahrscheinlich in Komo­

t. vom Kaiser von Oesterreich begrüßt und einige Stationen be­steitet werden.

Brünn, 19. Juni. Das hiesige Comite der strikenden Ardeiter hat einen versöhnlichen Aufruf angeschlagen und an die

beiter vertheilt. In demselben werden die Arbeiter zur Ruhe

i0 Mäßigung aufgefordert und wird ihnen der Rath ertheilt, eon allen Versammlungen Abstand zu nehmen, bis das Comite seine Beschlüsse gefaßt haben werde.

Brünn, 20. Juni. Zwei Arbeiter, welche als Organisa­koren des Striles gelten, sind heute verhaftet und mehrere andere ausgewiesen worden. Man befürchtet den Ausbruch weiterer Strikes in Reichenberg, Jägerndorf und Bielitz.

Prag, 18. Juni. DieNeue Freie Presse meldet: Die

Kaye des Kaisers Ferdinand nach Reichstadt wurde gestern definitiv augegeben; die Hofbeamten erhielten Auftrag, die Vorberei­

Roman von Golo Raimund.

(Fortsetzung.)

Natzeid wußte das, ohne sich deshalb gedemüthigt zu fühlen;

Wuie haite keine Neue, das Vertrauen dieses guten, ehrlichen Her­eeus zerstört zu haben, sie hatte nur Angst, er könne eine andere 9ieg,en, denn seine Huldigungen schmeichelten ihr, seine ####r, ntte ihr noch werthvoll, auch wenn sie der Achtung ent­teine. sie kein wahres Bestehen hat. Noch hatte sie seine Perin, sie war dessen gewiß, denn sie überwachte Anas. ziz und alle seine Beziehungen mit einer eisersüchtigen viag se ost zu den verkehrtesten und verwerflichsten Mitteln

nog derin täuschte sie sich in der That nicht, er war immer

. lebhaftesten in ihrer Nähe; war es, um heraufsteigende #neckungen zu betäuben, war es eine wirkliche Herzensschwäche wohnbeit Bemühen sein, diese Unbefangenheit zur Ge­machen zur festsitehenden Umgangsform zwischen ihnen zu

dem Famistenggentlich die schöne Gowernante mit dem Kinde alsz schamz. beiwohnte, war er ein anderer. Es war dann, und in Grag dieses Tones, als sei er ertappt auf einer Lüge # die Adesbai eine ruhige, fast weiche Stimmung kam über ihn, veiheio niemals früher an ihm gekannt hatte.

junge gng is das fragte Wolfgang sich oft selbst, denn das nichts unn a von kindlichster reinster Fröhlichkeit, es war hervorrie ihr, was diese träumerische Stimmung bei ihm beachtete, wig ri e sich gestehen mußte, wie wenig sie ihn zürnte.. volig unberührt sie von seiner Gegenwart blieb, so gab. u. nanchnal sich selbst, daß er solchem Einflusse Raum eno doch kam er sich besser, wahrer, selbst zufriedener vor,

tungen einzustellen. Man fürchtet eine Verschlimmerung im Zu­stande des Kaisers in Folge der Reise, obgleich der Zustand des­selben normal ist. Die Ernennung des Domherren Hais zum Bischof von Königgrätz hat in den altczechischen Organen freudige Erregung hervorgerufen; man sucht daraus politisches Capital zu schlagen. DiePolitik' jubelt, die Ernennung des Bischofs vermehre die Zahl der Thatsachen, die sich ohne Zuthun, ja gegen den Willen der Regierung vollziehen und respectirt werden müssen.

Italien.

0 Rom, 17. Juni. Gestern, am 30. Jahrestage der Wahl Pius IX. zum Papste, versammelte sich das heilige Collegium im Thronsaale des Vaticans, um dem hl. Vater seine Glückwünsche auszusprechen. Se. Eminenz, der Cardinal=Vicar Sr. Heiligkeit, ergriff als Decan des hl. Collegiums das Wort. Zärtlich und rührend waren seine Worte. Er sagte, daß in diesem Jahre für sie ein neuer Grund sei, an Gott die heißesten Gebete für das Wohl der Kirche und des hl. Vaters zu richten; dieser Tag er­innere an seine Wahl zum Papste und sei zugleich das zweite Centenarium, seitdem Jesus Christus die Geheimnisse seiner Liebe der seligen Maria Margaretha Alacoque offenbarte. Das Herz Jesu, der unerschöpfliche Schatz von allen Gnaden, müsse in diesem Jahre auf das Inständigste gebeten werden, daß es den Uebeln ein Ziel setzen möge, welche die Kirche und den heiligen Stuhl quälen. Er bat ferner Se. Heiligkeit, die Gefühle der lebendig­sten Verehrung und der unerschütterlichsten Treue entgegen zu nehmen, wovon das hl. Collegium gegen ihn erfüllt sei. Indem er diese Gefühle huldvollst entgegen nehme, welche aus dem Herzen Aller kommen, möge er ihnen seinen heiligen Segen geben. Der hl. Vater erhob sich dann von seinem Thronsessel und sprach mit gewohnter Energie und mit einer solchen Beredsamkeit, daß es un­möglich ist, seine Worte zu reproduciren. Seit 5 Jahren ist Rom eingenommen, nicht aber, um es zu befreien, sondern um es zu unterdrücken. Mutatus est color optimus. Hier sprach er von den Uebeln, wovon die Stadt überschwemmt ist, und was man schon gethan hat und noch thut, um das zu vernichten, was ihre erste Zierde war. Indessen wenn auch die Gottlosen die äußersten Anstrengungen machen, so vereinigen sich die Gläubigen innig für das Gute. Der schlechten Presse stellen sie die gute gegenüber; dem forcirten Schweigen des Lobes Gottes in den verlassenen Klöstern die Kirchen, welche von ungeheuren Massen Andächtiger angefüllt sind, welche sich um die Altäre sammeln und gierig das Wort Gottes trinken; den Drohungen der Secte die Cirkeln, Con­gregationen und alle frommen Vereine, welche glänzende Beweise ihrer heiligen Thätigkeit geben; dem Vernichtungswerke der Re­gierung einer irreligiösen Erziehung(es genügt, daß einer Apostat und Feind des Glaubens sei, dann erhält er augenblicklich eine Stelle im öffentlichen Unterrichte) befleißen sich die guten Christen, die besten Schulen und Vereine entgegen zu stellen, welche die Auf­gabe haben, den wahren Glauben zu erhalten. Er fuhr dann fort, daß er mit großer Freude die Wünsche entgegennehme, welche ihm die Cardinäle ausgesprochen und daß er ihrer Liebe und ihres Eisers für das Wohl der Kirche, für das sie mit ihm arbeiten, sicher sei. Die Verfolgung dauere lange und machte vielleicht manche schwache Seele muthlos; aber gerade im Kumpfe erkenne man die Beständigkeit und nur der Beständigkeit sei die Krone versprochen. Mit einem Feuer und einer Lebhaftigkeit des Herzens begei­sterte der heilige Vater Alle, auf dem guten Wege zu verharren und auf den Schutz Gottes zu rechnen, der nicht taub sei gegen die Gebete, welche heute in der ganzen katholischen Welt zu ihm emporsteigen, auf daß die Betrübnisse des heiligen Stuhles und der Kirche ein Ende haben und die Gesellschaft jenen Frieden wieder erlange, den man ihr genommen hat. Schon in wenigen Tagen hoffe ich Ihnen den wortgetreuen Inhalt dieser Rede senden zu können. Nachdem der heilige Vater dem heiligen Collegium den Apostolischen Segen ertheilt hatte, zog er sich in seine Ge­mächer zurück, da er sich etwas erschöpft fühlte, ohne, wie sonst, seinen gewöhnlichen Spaziergang zu machen. Die liberalen Blätter werden nicht ermangeln, daraus eine Krankheit des Papstes zu machen. Die große Hitze und die täglichen Audienzen machten den heilige Vater einfach etwas müde; aber sonst befindet er sich ganz wohl und von einer Krankheit ist, Gott sei gedankt, keine Spur vorhanden. Nach fast 14tägigem Kampfe im Parlamente

so lange er sie anschaute, so lange er ihre weiche, melodische Stimme hörte, und ihr silberhelles Lachen. Indessen, das war nicht oft; Adelheid wußte sie mit Geschicklichkeit fern zu halten, denn Wolfgang's verändertes Wesen, was ihrem beobachtenden Auge nicht verborgen bleiben konnte, schrieb sie, ähnlich wie bei sich selbst, der Mißstimmung zu, in dem jungen Mädchen eine lästige Zeugin zu haben.

An diesem Abend jedoch konnte man sie nicht ausschließen, sie mußte mit dem Kinde in der Familie sein und das war Wolf­gang's erster Gedanke, als er zu den erleuchteten Fenstern hinauf­blickte.

Der General machte seinen ziemlich zahlreichen Gästen die Hon­neurs, bis seine Frau das Zeichen zum Eintritt in den großen Saal geben würde, wo sie noch mit Anordnen beschäftigt war. Der alte Herr hieß Wolfgang willkommen, versicherte ihm, Adel­heid habe ein erstaunliches Talent für dergleichen Arrangements und sprach die Hoffnung auf einen recht frohen, gemüthlichen Abend aus.

Und nun thun Sie mir einen Gefallen, lieber Elkrath, sagte er.Sie sehen, ich kann hier nicht abkommen und meine Frau hat heute die Alleinherrschaft über alle dienstbaren Geister helfen Sie mir ein wenig. Gerade hier über uns wohnt, wie Sie wissen, Fräulein Graun mit Hedwig; gehen Sie doch zu ihr und fragen Sie, ob sie den Schmuck für meine Frau vom Juwe­lier erhalten hat. Heute Mittag sollte noch daran geputzt, oder, Gott weiß, was sonst gemacht werden, und Fräulein Graun ver­sprach mir vor einer Stunde, dafür zu sorgen, daß nochmals dar­nach geschickt werde. Thun Sie mir den Gefallen und fragen Sie nach, aber sehen Sie zu, daß Ihnen die Hedwig nicht durch die Thür echappirt.

Mit einem sonderbar gemischten Gefühle stieg Wolfgang die Treppe hinauf es war ihm, als würde mit dem Eintritt in

für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPf.(1 1 Sgr.).

hat, wie Sie bereits durch den Telegraphen erfahren haben wei den, das Ministerium gesiegt. Gestern wurden in zwei Sitzungen vier Gesetzesvorschläge angenommen und votirt. Die Linke glaubte, einen freien Schachzug zu machen, wenn sie nicht votire und ver­ließ deßhalb ihre Sitze. Was half es ihr? Von 508 Deputir­ten waren 255 in der Kammer, als votirt wurde, somit die ge­setzliche Anzahl um einen Einzigen in der Majorität. Für das Sicherheitsgesetz votirten von 255 Deputirten 209 und nur 32 dagegen; 14 enthielten sich des Votirens. Die drei anderen an­genommenen Gesetze waren: Garibaldi's Tiber=Regulirung; die von Lanza verlangte Untersuchung gegen Taiani und die Maß­regeln, welche wegen der Eisenbahnen zu nehmen sind. Gari­baldi's Plan ist zwar angenommen; allein am Gelde scheitert er doch. Die Untersuchung wird einer eigenen Commission übergeben, da sie die Kammer nicht zu führen berechtigt sei. Für die Eisen­bahnen wurden die verlangten Summen bewilligt. So endete gestern dieser erbitterte Kampf.

* Kom, 13. Juni. Die Angriffe des Ex=General=Procurators Tajani in den letzten beiden Sitzungen der Deputirten=Kammer richteten sich im Wesentlichen gegen das frühere Ministerium Lanza=Sella, wie sie denn auch die energischsten Proteste von Lanza selbst und seinerseits einen Antrag auf gerichtliche Untersuchung der vorgebrachten Beschuldigungen hervorriefen, dem sich dann auch Visconti=Venosta und Ricotti als Glieder des früheren Ministeriums angeschlossen haben. Der Haupt Vorwurf, welchen nun Tajani der Regierung machte, ist der, daß sie nach dem Beispiel der Bourbonen die unteren Grade ihrer Sicherheits=Beamten, insbesondere ihrer Feldhüter, statt aus ehrlichen Leuten, vielmehr aus der Reihe der Maffio­sen selbst recrutirt habe. Mit solchem Personal sei allerdings unmöglich, die Sicherheit wieder herzustellen. Redner führt dann eine Reihe von Fällen an, in denen die Behörden sich charakterloser Willkür und Feigheit schuldig gemacht hätten, immer unter Hinweisung auf die Schriftstücke, welche er in der Hand hält. Lanza, der nur mit Mühe an sich gehalten hat, unterbricht ihn endlich.Ich kann hier nicht untersuchen sagt er in höchster Erregung ob diese Angaben begründet sind oder nicht; aber sie sind von der gravirendsten Art und bilden eben so viele Anklagen gegen die Sicherheits=Behörden. Die Sache darf nicht auf sich beruhen blei­ben. Und so hat denn auch Lanza, in Verbindung mit Sella, Raeli, Correnti, und Castagnola sofort beim Beginn der gestrigen Sitzung einen Antrag eingebracht, nach welchem die Kammer eine Commission von neun Mitgliedern ernennen soll, um die Anklage Tajani's zu erörtern und even­tuell eine gerichtliche Untersuchung einzuleiten. Bei der Begründung dieses Antrages, der von allen Seiten des Hauses günstig aufgenommen wurde, ereignete sich der seltene Zwischenfall, daß eine der Damen auf der reser­virten Tribüne das omulier taceate vergaß und sich an den Verhand­lungen zu betheiligen versuchte. Als Lanza mit Nachdruck ausrief:Die Guten brauchen sich nicht zu fürchten, aber für die Uebelthäter ist der Zwangs=Aufenthalt da! ertönte eine helle Stimme:War ich denn auch eine Uebelthäterin, als man mich dazu verurtheilte? Der Präsident ließ die Vorlaute es war eine Gräfin Chiocei durch den Tribünen­Diener höflichst auffordern, den Ort zu verlassen, ohne daß ihr auf jene Frage eine Antwort zu Theil geworden wäre. Die Ruhe und überzeugende Kraft, mit der Tajani redete, der so seltene Fall, daß er sich ganz bei der Sache hielt und keine Sylbe zu viel sagte, verliehen seinen Worten dop­pelten Eindruck.

* Rom, 14. Juni. Heute setzte in der Deputirten=Kammer der Herzog Cesaro di Colonna(zu Aragona in Sicilien begütert) die Mittheilungen Tajani's über die Maffia fort. Die Enthüllungen Cesaro's waren so ern­ster Natur, daß der Minister Contelli nach der heftigsten Erwiderung ver­langte, der Redner solle von derselben Commission vernommen werden, welche auf Antrag Lanza's für die Aussagen Tajani's bestimmt wurde. Cesaro sitzt auf den Bänken der gemäßigten Linken und gehört erst seit der vorigen Legislatur zum Parlament, in dem er sich trotz der kurzen Zeit seiner Wirk­samkeit eine angesehene Stellung errunzen hat. Selbst großer Grundbesitzer und Feudalherr in Sicilien, sollte man bei ihm die Befürwortung der Ausnahme=Gesetze voraussetzen, wenn die aus eigener Anschauung gesammel­ten Erfahrungen ihn nicht zum Gegentheil veranlaßten. Er schreibt die heillosen Zustände Siciliens dem Einverständnisse der Polizei mit der Masfia zu. Auch seien die ergriffenen Maßregeln sehr häufig durch und durch ver­fehlt. Was nütze es, wenn man ganzen Dörfern das Wasser abschneide, um die Auslieferung versteckter Verbrecher zu erzwingen, was erreiche man durch Massenverhaftung, was dadurch, daß man den Bruder mit Gewalt zwinge, den Bruder zu verrathen, den Vater, Spions=Dienste gegen den Sohn zu leisten, und was habe es geholfen, ganze Dörfer den Flammen preiszugeben? Oder glaube man etwa das Volk dadurch zu erziehen, daß man die Leichname der gefallenen Räuber durch die Straßen der Dörfer schleife, wie man es mit dem Briganten Baldo gethan habe, um seine Familie abzuschrecken? Man klage über die in Sicilien übliche Weigerung, Zeugniß abzulegen; das sei allerdings wahr, aber wozu suche man die Dinge schlimmer hinzustellen, als sie sind, warum erfand der Minister Castagnola das Märchen von 140 erdolchten Zeugen, während es nur vier oder fünf waren? Wenn Redner seine Güter in Cesaro besuchen wolle, so müsse er selbst für seine Sicherheit sorgen, die Escorte koste ihm jedes Mal 1500 Lire. Gewiß seien die Präferten persönlich und auch wissentlich nicht in Verbindung mit den Briganten, aber in jeder Präfectur gebe es Beamte, welche den Räubern jedes Amts=Geheimniß sofort verrathen. Ein Bassallo habe dem General Medici, als er Präfekt war in Palermo, Mittheilung gemacht unter vier Augen über einen Anschlag auf die Ortschaft Piana die

des jungen Mädchens Stübchen ihm ein Stück ihres innern Lebens aufgedeckt, als solle er erst jetzt ihr eigenstes Wesen schauen.

Fast zögernd klopfte er an die Thür, Hedwig's helle Kinder­stimme rief herein. Die Gouvernante stand mitten im Zimmer, der Schein der Lampe fiel auf ihr junges, schönes Gesicht, und er sah es erglühen, als sie ihn erblickte, erglühen in Ueberraschung, aber in keiner unangenehmen.

Da stand er in dem traulichen Gemach, das Licht und Wärme ausstrahlte, und mit seinen weißen Vorhängen, seiner einfachen Zierlichkeit so ganz den Charakter eines Mädchenstübchens trug, wie er es sich gedacht hatte. Er entledigte sich seines Auftrages und nahm von ihr den Bescheid entgegen, daß der Schmuck schon in ihren Händen sei, und damit wäre der Vorwand seines Besuchs erschöpft gewesen, wenn Hedwig nicht ihm erwünschte Gelegenheit zum Bleiben gegeben hätte.

Nein, Du kannst nicht fort, sagte sie dringend, und zog ihn zu dem Tische vor dem Sopha, auf welchem eine Theemaschine summte;Du sollst erst Thee mit uns trinken, wie Großpapa auch, wenn er heraufkommt. Bitte Elisabeth, bitte! sagte sie, als sie eine Abweisung in dem Gesichte ihrer jugendlichen Erzieherin las, sonst will ich auch keinen Thee trinken und mit den großen Leuten hernach zu Tisch gehen."

Hedwig, Du wirst doch nicht eigensinnig sein", mahnte das junge Mädchen, der Herr Graf muß zurück in die Gesellschaft, Du siehst ihn hernach wieder, wenn der Baum brennt."

Ich will aber lieber, daß er bei uns bleibt, sagte das Kind, ger kann ja mit uns hinabgehen. Mußt Du wieder in die Ge­sellschaft, sag' es mir, Onkel Wolfgang.

Ich muß nicht gerade", erwiederte er mit einem fragenden Blick auf das junge Mädchen,denn der Großpapa hat mich hergeschickt. Wenn Frärlein Graun es erlaubt, so trinke ich eine Tasse Thee mit Dir."(Forts. folgt.)