6.

Jahrgang.

Bonn, Donnerstag den 13 December 1877.

Nr. 340

Adonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn inel. Traglohn 4 RMark; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark.

Organ für das

oir, X Kol.

Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentage Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebührer für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig.

Preisausschreiben.

Unterzeichnete Verlagshandlung ladet hiermit Deutschlands Schriftsteller zu einer Novellen-Concurrenz freundlichst ein und zwar um den Preis von

2100 Mark,

welcher dem Verfasser oder der Verfasserin der des Preises würdig anerkannten Arbeit sofort nach der Entscheidu g der Preierichter am 1. December 1878 ausgezahlt wird. Mit der Zahlung geht das Eigenthumsrecht auf die unterseichnete Verlagshandlung über. Die anderen nicht prämiirten Arbeiten werden, nachdem der Spruch der Preisrichter erfolgt ist, sofort zurückgesandt.

Der Umfang der Novelle ist auf 250 bis 300 Seiten à 30 Zeilen kl. Octav(Druck) bemessen.

Die Tendenz der nach Inhalt und Bearbeitung durch und durch neu sein müssenden Novelle darf weder gegen Anstand und guten Ton, noch gegen katholische Denkungsart und Grund­sätze verstoßen.

Das Manuscript muß ein Motto tragen, und ein dieses Motto tragendes Couvert, welches den Namen des Verfassere enthält, demselben beigefügt und bis zum 15. September 1878 franco an die unterzeichnete Verlagshandlung eingesandt werden.

Die Namen der Preisrichter werden in kürzester Frist bekannt gegeben.

Recht deutliche Handschrift, Quartformat und nur auf einer Seite des Papieres zu schreiben, wird dringend gewünscht.

Bonn, im December 1877.

P. Hauptmann'sche Verlagshandlung.

Deutschland.

: Berlin, 11. Dec. Man glaubt, daß das Entlassungs­gesuch des Präsidenten des Oberkirchenrathes vom Kaiser werde angenommen werden, ja man betrachtet den Präsidenten schon als eine gestürzte Größe und disputi t über die Frage, wer ihn denn eigentlich gestürzt habe. DieNat. Zig. sieht in ihrer liberalen Gespensterfurcht ein Bündniß zwischen Centrum und protestantischen Orthodoxen, welche auf einen preußischen 16. Mai speculiren, und diese Leute sollen es sein, die den Präsi­denten Herrmann gestürzt haben. Aber sicher nicht diese haben ihn gestürzt, und diekatholischen Orthodoxen gewiß nicht: was ihm den Sturz bereitet hat, das ist sein eigenes Kirchenverfas­sungswerk, das er der preußischen Landeskirche gezeben, die Be­stimmungen der Kirchenverfassung, die es möglich gemacht haben, daß Leute, die Anträge auf Abschaffung des Glaubensbekenut­nisses auf den Synoden stellen und Gleichberechtigung des Un­glaubens mit dem Glauben verlangen, zu kirchlichen Aemtern zugelassen werden. Nicht die Orthodoxen aben ihn gestürzt, sondern die Protestantenvereinler, denen er die Möglichkeit ge­geben hat, ihre Grundsätze innerhalb der Landesliich= zur Gel­tung zu bringen. Daß nun der Sturz des Präsidenien des Oberkirchenrathes den Sturz des Cultusministers Falk nach sich ziehen wird, ist wohl nicht wahrscheinlich: man will glauben, daß Falk die Kabinetsordre zur Entlassung des von ihm beru­fenen Präsidenten Herrmann ganz ruhig gegenzeichnen und selbst im Amte bleiben wird. Aber für Herrn Herrman wird ein Nachfolger zu berufen sein, und diese Aufgabe fällt dem Cul­lusminister zu. Gelingt es ihm, die Ernennung eines Mannes seitens des Königs zu erreichen, der dem Prediger Hoßbach die Bestätigung als Pfarrer von St. Jakobi gibt, so ist für ihn vorläufig die Gefahr beseitigt; aber sie ist auch nur für den gegenwärtigen Fall beseitigt; denn andere in gleichem Geade kritische Fälle oder noch stärkere werden kommen, und die Be­stätigung Hoßbachs ist nicht die letzte Forderung, die der Pro­testantenverein stellt: es wird also immerhin einmal der Augen­blick kommen, wo es heißt: es geht so nicht weiter, wo aber­mals der Präsident des Oberkirchenrathes in der Lage sein wird, seine Entlassung zu nehmen, und es dem Cultusminister Falk nicht mehr gelingen wird, für einen neuen Oberkirchenraths= Präsidenten von kirchlich=liberaler Gesinnung die königliche Bestätigung zu erhalten. Und wie, wenn schon jetzt gleich nach dem Rücktritte Herrmanns der Fall eintreten sollte, daß der König den von dem Minister in Vorschlag gebrachten Nachfol­ger Herrmanns zurückwiese? Da stände doch für Herrn Falk nur die eine Möglichkeit offen, den König um seine eigene Ent­lassung gehorsamst zu ersuchen. Daß sein Entgegenkommen gesen den Protestantenverein einmal dazu führen muß und führen wird, ist nicht zu bezweifeln. Oder wird Herr Falk selbst eine andere Richtung seiner Kirchenpolitik einschlagen? Sollte er das thun, dann möchte ich gern sehen, welches Spiel gegen ihn eröffnet werden wird, nicht von Seiten der nationalliberalen, wohl aber von Seiten der fortschrittlichen Culturkämpfer. Tritt Präsident Herrmann zurück, so lese ich eben in der Tribüne, und ist ein Nachfolger seiner Richtung nicht zu fin­den, sondern wird derselbe aus den Reihen seiner unermüdli­

*<space> D a s<space> T e s t a m e n t<space> d e r<space> G u t s h e r r i n."<space>

Novelle von Mary Dobson.

(Fortsetzung.)

Ich werde Alles thun, mir Ihre Dankbarkeit zu erwerben, Fräu­lein Mansseldt, antwortete in geschäftlichem Ton der Anwalt,nur müssen Sie mir einige Wochen Zeit vergönnen!

Einige Wochen? fragte sichtlich enttäuscht das junge Mädchen. So lange müßte ich noch warten?

Ich muß in den nächsten Tagen eine Geschäftsreise unternehmen, die leicht mich zwei Wochen fern halten kann, dann aber bin ich zu Ihrem Dienst bereit, so gern ich dies auch früher gewesen wäre," antwortete der Anwalt, und fügte, offenbar in der Absicht dem Ge­spräch eine andere Wendung zu geben, hinzu:Wie gedenken Sie diesen Neujahrstag zu verleben, Fräulein Mansfeldt?

Gleich den übrigen Feiertagen allein, Herr Doctor, da nicht wie sonst Ihre Schwester gekommen ist, entgegnete ihm Daniela.

Das heißt Herr oder Frau Vollrath werden bei Ihnen sein, oder Sie im Inspektorhause?

Nein, denn Vollrath's sind seit gestern bei ihrer jüngsten Tochter, und kehren erst morgen Abend hierher zurück!

Das Gespräch wandte sich jetzt eine Weile gleichgültigen Dingen zu, bis endlich der Wagen des Rechtsauwalts vorfuhr, und dieser sich mit der ganzen Höflichkeit eines Weltmannes verabschiedete, an dem keine Spur der aufregenden Unterredung mehr haftete. In seinen Pelz gehüllt, überließ er in einer Ecke lehnend, unterwegs sich seinen Gedanken, und nur einmal sagte er halblaut:

Ein guter Einfall von ihr, der mir kaum gekommen wäre, den ich aber benutzen werde, und der, wenn richtig angewandt, aller Verlegen­heit ein Ende machen kann! Ja, zwischen den Papieren meines Vaters muß und wird sich eine Bestimmung finden, und mit dieser versehen werde ich mir schon die Dankvarkeit meiner Mündel sichern, von der ich jetzt wenigstens weiß, daß sie Adolf Weißbach nicht hei­rathen wird!

XVIII.

Am nächstfolgenden Morgen begab sich Daniela frühzeitig nach der Inspektorwohnung, denn nicht allein wollte sie so schnell wie möglich

chen Gegner entnommen, so ist der Conflict mit dem Cultus­minister gegeben. Die Beseitigung Herrmanns ist die Bresch:, durch welche auch der Posten des Cultusministers eingenommen werden soll.

Ueber die Kriselei bringt dieKreuz=Zeitung folgendes, ob Zutreffende oder Nichtzutreffende, wir wissen es nicht:

Die Krifis Bismarck und Herrmann stehen im Nordergrund der politischen Conversation. Nach unseren Jaformationen scheint der Minister Falk gegenwärtig bei dem Kaiser lebhaft dahin zu wirken, daß die Entlassung des Präsidenten Herrmann nicht angenommen werde, und ebenso bemüht er sich, den letzteren zum Verbleiben in seinem Amte zu bewegen. Bei diesen Bestrebungen scheint er der Zustimmung und eventuellen Unterstützung des Fürsten Bismarck gewiß zu sein. Inwie­weit aber die sogenannte neue Kanzler=Krisis mit der evangelischen Frage überhaupt zusammenhänge, sei sehr zweifelhaft, sie mag als Moment mit hinzugekommen sein, aber allein ausschlaggebend dürfte sie nicht sein. Fürst Bismarck werde sich von Minister Falk mit Rücksicht auf die Ver­hältnisse zur römisch=katholischen Kirche nicht leicht trennen wollen. Diese Verhältnisse werden für ihn maßgebend sein, es scheine gewiß, daß Fürst Bismarck seinen vollen Wiedereintritt von der Beieitigung angeb­licherkatholisiher Einflüsse am Hofe abhängig machen wolle. Dagegen sei die Behauptung, daß er eine Umbildung des Ministeriums durch Her­anziehung von nationalliberalen Elementen beabsichtige, höchst unwahr­scheinlich. Falk hat erklärt, daß, falls die Hosprediger=Partei ihre Agitationen zur Sprengung des jetzigen Kirchenregiments fortsetze und die Mittelparti verdränge, er seine Entlussung geben werde.

In Folge des Falles von Plewna wird in hiesigen diploma­tischen und militärischen Kreisen der Hierherkunft Bismarcks entgegen gesehen. Wir glauben jedoch nicht, daß Fürst Bis­marck wegen Plewnas sein Varzin verlassen wird. Freilich ist die europäische Diplomatie, seit die Capitulation Osman Pa­schas bekannt geworden, in fieberhafter Thätigkeit, aber Fürst Bis­marck ist bekanntlich gewohnt, auch von Varzin aus seine di­plomatischen Drahte eben so gut zu leiten, als säße er in der Wilhelmstraße in Beilin. Der Fall Plewnas dürft; den Reichs­kanzler übrigens kaum so sehr beschäftigen, als das Abschieds­gesuch des Dr. Herrmann.

Militärisch ist de: Fall von Plewna für die Russen von der größten Bedeutung. Es ist für Serbien das Signal zur Er­hebung. er stellt ein russisches Heer zur Belagerung von Rust­schuk, ein anderes zum Balkanübergang bereit.

Die Biemarckfrage steht wieder in erster Linie.So kann es nicht weiter gehen, wenn wir nicht in ein wahres Chaos ge­rathen sollen so jammern die Nationalliberalen. Einem Correspondenten derFrankf. Ztg. wird von der zuverlässigsten Seite versichert, daß der Reichskanzler zu einem seiner nächsten Freunde kürzlich geäußert habe, er werde überhaupt nur unter der Bedingung im Amte bleiben, daß er sich um die laufende Verwaltung gar nicht mehr zu kümmern habe, daß er dem Kaiser nur als nächster Rathaeber zur Site stehen wolle.

Gegenüber den Mittheilungen derNorod. Allgem. Ztg. über die Zeit der Hierherkunft des Reichskanzlers verlautet ander­weit, daß diese Nachricht sich, auf die Thatsache der Berufung des Geheimen Sanitätsraths Strunck nach Varzin zurückführe. Von anderer Seite wird dagegen behauptet, der Gesundheitszu­stand des Reichskanzlers ließe nichts zu wünschen übrig.

Die dem Abgeordnetenhause vorgelegte Novelle zur Städte­ordnung kann als bereits beseitigt angesehen werden. In der zur Vorberathung derselben eingesetzten Commission wird, wie verlautet, in der Generaldebatte auf die völlige Unzulänglich­keit der Vorlage hingewiesen werden, mit deren eventueller An­nahme man einer allgemeinen umfassenden Städteordnung für lange Zeit jede Aussicht nehmen würde. Es wird auch auf die unrichtige Regelung der Competenzen und Befugnisse der Be­hörden den communalen Körpern gegenüber hingewiesen wer­den. Die Commission wird es ablehnen, in die Specialdebatte einzutreten, weil die Abweisung der Vorlage entschieden ist.

Wie wir hören, waltet die Absicht ob, die Ferien des preu­ßischen Abgeordnetenhauses schon am 16. dieses Monats begin­nen zu lassen.

DieNordd. Allgem. Ztg. hat den glücklicherweise seltenen Muth, bei ihrer Aufforderung an die gesetzgebenden Factoren, für den kleinen und großen polnischen Adel die Güterconfis­cation wieder einzuführen, zu beharren. Für das Unmora­lische dieses Vorschlages hat das Blatt des Herrn Pindter eben kein Verständniß.

Nach Anordnung des Generalpostmeisters Siephan sindFern­sprechämter einzurichten im Oberpostdirectionsbezirk Potsdam (3) in den Bezirken Halle(), Magdeburg(), Stettin(), Berlin(). Ein schuelleres Vorgehen ist wegen der langsamen Lieferung der bestellten Fernsprecher verzögert worden. Das bei dem Mechaniker Albert in Frankfurt a. M. aufgefundene Reis­sche Telephon ist gegenwärtig Eigenthum der Modellkammer des Generalpostamts.

Eine von Einwohnern des Kreises Wetzlar sehr besuchte Ver­sammlung sprach sich einstimmig für die baldigste Lostrennung

dem Anwalt ihr Wort lösen, sondern auch die Familie Weißbach Hoffnungen entreißen, zu deren Erfüllung keine Hoffnung vorhanden war, und dazu wollte sie vorher mit ihrem Vormund sprechen. Mit nicht geringem Erstaunen sahen Herr und Frau Vollrath sie ihr Zim­mer betreten, wo Ersterer schon sein zweites Frühstück einnahm, da sein Tagewerk bereits lange begonnen.

Was verschafft uns zu dieser Stunde die Ehre, Fräulein Da­niela? fragte ihr Vormund, nachdem sie sich gegenseitig begrüßt. Es ist doch während meiner Abwesenheit nichts Besonderes ge­schehen? Mir scheint Sie sehen etwas aufgeregt und verstimmt aus Es ist nichts weiter geschehen, Herr Vollrath, als daß ich am Neu­jahrstag den Besuch von Doctor Braun gehabt!

nd der hat doch ohne Zweifel nicht aufgeregt, meinte lächelnd die Inspektorin.

Gewissermaßen doch, Frau Vollrath, denn er hat mir eine Mit­theilung gemacht, die mir gänzlich unerwartet und überraschend kam!" Was aber könnte das gewesen sein? fragte der Inspektor.Dür­fen wir sie nicht ebenfalls erfahren?"

Ich bin hier um Ihnen Alles zu erzählen, und bitte Sie nur um einige Minuten Gehör," und Daniela berichtete eingehend was sie von dem Anwalt vernommen und fügte, als sie geendet, hinzu: Haben Sie auch von diesem Gerücht in der Stadt gehört?

Von welchem meinen Sie? fragte dem Anschein nach sehr wenig überrascht der Inspektor.Von Herrn Weißbach's Bestreben seinen Sohn als Herrn und Besitzer hier zu sehen, und die sichere Aussicht,

welche er dazu zu haben meint, oder

Natürlich nur dies! entgegnete Daniela.Denn meiner armen Johanna Geheimniß wird doch nicht schon alle Welt entdeckt haben?

Das glaube ich nicht, die Sache ist den Leuten nicht interessant genug. Mit mehr Aufmerksamkeit aber werden Sie beobachtet, und anfangs als Adolf Weißbach die Stelle hier antrat, haben sie es nicht an Bemerkungen fehlen lassen, die ihnen auch nicht zu verargen wa­ren. Eben so wenig aber ist es Herrn Weißbach zu verargen, wenn er die auf seinen Sohn gebauten Hoffnungen realisirt zu sehen wünscht! Um so mehr ist es meine Pflicht die Familie zu überzeugen, daß dies niemals geschehen wird! sagte Daniela in merklich erregtem Ton.

Adolf Weißbach hat also keine Erhörung von Ihnen zu hoffen? fragte Frau Vollrath.

von der Rheinprovinz und den Anschluß an die Provinz Hessen­Nassau aus.p. J. M.

Aus einem Bericht derWestf. Ztg. über eine in Werven a. d. Ruhr abgehaltene Sitzung desDeutschen Vereins" ersieht man, daß diese edle Schöpfung des Abgeordneten v. Sybel ihr Schnüffelsystem bereits bis in den hohen Norden ausgedehnt hat. EinAgent desDeutschen Vereins" hat nämlich die Stimmung in dem Wahlkreise des Abgeordneten Windthorst (Meppen) erkundet und entdeckt, daß man doit unzufrieden sei mit der Art und Weise, wie Herr Windthorst jüngst die Stel­lung der übrigen Minister zu dem Fürsten Bismarck characte­risirt habe, weil dadurch die Aufhebung des Pferde=Aus­fuhr=Verbotes erschwert werde. Ein wahrhaft pyramidaler Ge­danke, bemerkt dazu dieKöln. Volksztg.. 6

DieNordd. Allg. Ztg. beklagt sich über die unanstanvigkeit des Berliner Publikums. Mitglieder der chinesischen Gesandt­schaft, die in ihrer Landestracht durch die Straßen gingen, wurden von ganzen Menschenmassen verfolgt und verhöhnt. Die Nordd. Allg. Ztg. nennt ein solches Benehmen ungezogen. Das ist es auch. Aber hat auch dieNordd. Allg. Ztg. ein Wort des Tadels gehabt, als katholische Geistliche und Ordenspersonen wegen ihrer geistlichen Kleidung vom Berliner Janhagel ver­spottet wurden?

*<space> K a r l s r u h e,<space> 1 0.<space> D e e b r.<space> D i e<space> h e u t e<space> i n<space> B e a n t w o r t u n g<space> d e r<space> I n t e r ­<space> pellation Kopfer durch Staatsminister Turbau verlesene Erklärung der Regierung lautet im Wesentlichen wie folgt: Von den gegenwärtig im wirthschaftlichen Leben herrschenden Zuständen sind nahezu alle Zweige der Erwerbsthätigkeit in Deutschland wie in vielen andern Staaten­gebieten ergriffen. Sie sind die Folge eines Zusammenflusses von Ur­sachen, welche zu einem großen Theile auß rhalb jedes staatlichen Ein­flusses liegen. Die großherzogliche Regierung geht von der Urberzeugung aus, daß die s. Z. vom Zollverein befolgte und vom deutschen Reich übernommene Zoll- und Handelspolitik im Ganzen ebenso die Wohlfahrt der gesammten Bevölkerung wie das Gedeihen von Industrie und Hand l gefördert hat. Es würde deshalb nicht richtig sein, die Ursachen dir Stockung in Handel und Gewerbe wesentlich aus der bisher beobachteten Handelspolit k zu erklären. Wie aber das Bestreben, durch sortschreitente Vereinachung des Zolltarifs und ein System von Handelsverträgen den Erzeugnissen deutscher Arbeiter weite Absatzgebiete zu eröffnen, die Handels­thätigk it der Nation zu beleben und ihr die Vortheile eines möglichst freien Austausches von Erzeugnissen unter allen Völkern in wachsendem Umfange zuzuwinden, bei gleichzeitiger Gewährung des nöthigen Schutzes an wahrh.ft schutzbedürftige Industriezweige von unbestreitbarem Erfolge begleitet gewisen ist, so hat jene Handelspolitik doch ihre Voraussetzung und Begrenzung darin zu finden, daß die mit Deutschland im Verkehr stehenden Staaten auch ihrerseits die Bedingungen eines möglichst um­fänglichen und unbehinderten Austausches der gegenseitigen Erzeugnisse nicht versagen. In diesem Sinne hat die Regierung bei den bie jetzt im Bundesrath an sie herangetretenen Fragen der Zoll= und Handelspolitik Stellung genommen und gedenkt sie, in Uebereinstimmung mit den übrigen verbündeten Regierungen, auch bei der neuen Regelung der internationalen Verkehrsbeziehungen Stellung nehmen zu können. Die Regierung be­dauert, sich außer Stand zu sehen, über schwebende Verhandlungen oder über Maßregeln, welche nach dem Abbruch von Verhandlungen im Ein­zelnen in Aussicht zu nehmen wären, irgend welche Mittheilung zu machen. Die Führung dieser Verhandlungen steht verfassungsmäßig den Reich=behörden zu, welche bemüht sein werden, alles das vorzukehren, was die betheiligten Kreise vor Nachtheilen zu bewahren geeignet sein wird.

* Stuttgart, 11. December. Die Kammer hat heute mit großer Majorität den Antrag angenommen, wodurch die Ge­meinderäthe ermächtigt werden, Strafverfügungen wegen Fäl­schung von Lebensmitteln zu veröffentlichen.

* München, 11. December. Wie dieSüdd. Post meldet, soll Bischof Weckert von Passau zum Erzbischof von München­Freising ausersehen sein. Wir glauben noch nicht an die Rich­tigkeit dieser Nachricht. Bischof Weckert steht bekanntlich in liberalem Rufe.

* München, 11. December. Der Minister v. Pfretzschner brachte in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer einen Gesetzentwurf, be­treffend die Erweiterung des Eisenbahnnetzes nebst Motiven ein und stellte den Antrag, den Entwurf einem Ausschusse zu überweisen. Abgeordneter Schels beantragt, die Aerarialrente der Nürnberger Bank nicht in das Budget aufzunehmen, sondern zur Deckung des Verlustes bei der Bam­berger Filiale zu verwenden. Der Antrag wurde aber abgelehnt; dage­gen die Ausschußanträge mit Ausnahme des letzten, die Verwaltungsko­sten der Bank dem Landtag zur Prüfung vorzulegen, angenommen.

* München, 11. Dec. An der Spitze des heutigenVolksfreundes finden wir folgende Erklärung:Der oberste Gerichtshof hat durch Er­kenntniß vom 7. d. die von mir gegen das schwurgerichtliche Urtheil vom 24. October eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde für unbegründet erklärt, und ich werde demnach, um dem Gesetze zu genügen, in den nächsten Tagen eine viermonatliche Festungshaft antreten. Damit ist mir die letzte Mög­lichkeit genommen, denVolksfreund auch im kommenden Jahre fortzu­führen, und er wird darum am 30. December zum letzten Male erscheinen. Die Zahl der Freunde dieses Blattes ist gering. Mein redliches Be­streben, die ewig wahren Grundsätze der katholischen Wahrheit stets mehr und mehr zu verbreiten, hat wenig Unterstützung und wenig Verständniß gefunden. Meine schwache Kraft ist nun für die nächste Zeit behindert, die Mittel sind erschöpft; aber die Wahrheiten, welche unser unfehlbarer

Nein, und so bald wie möglich will ich ihm das selbst sagen. Wo mag er sein?

Er wird bald kommen, antwortete der Inspektor.Wir holen heute Holz aus der Waldung, und dabei hat er den Leuten nur Anweisungen zu geben. Uebrigens, Fräulein Daniela, setzte er mit einem forschenden Blick auf Diese hinzu,gibt es in der Stadt noch ein zweites Gerücht, das Ihnen gewiß Doctor Braun ver­schwiegen

Ohne Zweifel sagt es, daß auch er nach meiner Hand strebt, er­widerte Daniela, den Blick ruhig zurückgebend.

Sie haben es getroffen

Und hat er mehr Aussicht auf Ihren Besitz als Ihr Vetter? fragte die Inspektorin.

Nein, Frau Vollrath, weder er noch Adolf wird je mein Gatte werden, und es sollte mir sehr leid thun, wenn auch er sich ohne Grund Täuschungen hingibt, antwortete Daniela mit einem Ernst und einer Eutschiedenheit, welche keinen Zweifel übrig ließ.

Auf die Eroberung eines reichen jungen Mädchens macht sich leicht ein Jeder Hoffnung der in dessen Bereich kommt," bemerkte der Inspektor.Es ging mit Ihrer seligen Mama gerade so, und doch hat sie Keinen von ihnen genommen, weil ihr der Rechte versagt wurde!"

Ich weiß ich weiß, rief hastig die junge Gutsherrin, und fügte aus dem Fenster blickend hinzu:Adolf muß einen Seitenweg gekommen sein, denn da bringt der Knecht sein Pferd in den Stall. Ich will ebenfalls gehen, damit ich ihn nicht verfehle, und die Sache sogleich erledigen kann!

Sie begab sich eilig in das Herrnhaus zurück, wo der von der Waldung Heimgekehrte sie auch bald in ihrem Zimmer aufsuchte, da er ihr Bestellungen von seinen Eltern auszurichten hatte. Als dies geschehen war und sie sich nach dem Ergehen der Seinigen erkundigt, fügte sie ernster hinzu:

Adolf, hast Du einige Augenblicke Zeit, ich möchte mit Dir sprechen

Mit mir? fragte der junge Mann, betroffen von dem so plötzlich veränderten Gesichtsausdruck seiner Cousine.

Ja, und ich will ohne weitere Einleitung gleich die Sache selbst