6. Jahrgang.
Bonn, Mittwoch den 24. October 1877.
Nr. 291
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Deutschland.
:: Berlin, 23. October. Was ist doch nicht alles möglich bei dem, der erst einmal von dem Wege der Wahrheit abgeirrt is! Ein sich orthodox nennender Prediger der Provinz Sachsen hat an die„Magdeburger Zeitung“ eine lange Zuschrift gerichsei in welcher derselbe vom Standpunkte des orthodoxen Christenthums, wie er sagt, bedauern möchte, wenn der Oberkirchenrath das Urtheil des Brandenburger Consistoriums wegen des Predigers Hoßbach bestätigen sollte. Man müßte zufrieden sein, sagt dieser„orthodoxe“ Prediger, wenn Jemand den Heist der Bibel, der sie in allen ihren Büchern, wenn auch in verschiedenem Maße der Kraft und der Klarheit, durchweht, den Geist des Suchens nach dem lebendigen Gott und des Trachtens nach der Reinheit des Herzens und des Lebens, den Geist, der sich im höchsten Maße in der Person Jesu Christi kundgegeben hat, anerkennt und sich bereit erklärt, den Leuten die Bibel auszulegen und zu empfehlen als das Buch, in welchem Gottes Wort für jedermann, Gelehrte und Ungelehrte geboten wird. Das muß, so werden wir sagen, eine sonderbare Orthodoxie sein, die so schreiben kann! Aber der Mann scheint es in der That so zu glauden und will es tief bedauern, wenn ein Mann, wie Hoßbach, nicht mehr sollte predigen dürfen. Eine Vernichtung des Urtheils aber, daß das Consistorium gesprochen hat, möchte der „orthodoxe" Prediger deshalb wünschen, weil solche Nichtbestätigungen ein unvertilgbares Mißtrauen gegen die Prediger begründe und den Verdacht errege, als ob die Prediger nur unter dem Drucke eines orthodoxen Kirchenregiments um des Brodes willen so predigten, wie sie es thun, und im Herzen ganz anderer Meinung wären. Dem könne nur abgeholfen werden dadurch, daß es zweifellos klar werde, daß ein evangelischer Prediger hinsichtlich der freien Forschung ohne jegliche Belästigung von oben her sei. In Betreff des Mißtrauens in die Aufrichtigkeit der Prediger muß es in der Provinz Sachsen schlimm stehen: der„orthodoxe" Prediger glaubt versichern zu dürfen, daß in vielen Gegenden der Provinz nicht mehr das Amt die schwache Person des Predigers trage, sondern nur die vorzüglichsten persönlichen Eigenschaften im Stande seien, das Mißtrauen gegen das Amt im einzelnen Falle einigermaßen zu paralysiren. Inzwischen mehren sich bei den freisinnigen Protestanten die Besorgnisse wegen einer kirchlichen und sogar auch politischen Reaktion. Die Pläne der kirchlichen Reaktionspar= tei, sagt man, treten immer unverhohlener hervor, man will eine Umgestaltung der kirchlichen Verfassung, besonders Beseitigung der sogenannten Schlußbestimmungen, die dem Laienelemente zu einer stärkeren Vertretung verhelfen, und Ausschluß aller nicht gläubigen Persönlichkeiten aus den kirchlichen Organen. In hohem Grade ermuthigt fühlt sich die Partei durch die Worte, die der Kaiser zu den Predigern in Benrath gesprochen hat, daß die Verfassung verbesserungsbedürftig sei, daß unsichere Elemente in die Vertretungen gekommen seien, welche, ihnen vielleicht unbewußt, die Zerstörung der Religion herbeiführen müßten. Wenn der oberste Träger des Kirchenregiments, sagt die„Neue evangelische Kirchenzeitung“, die Verbefserung der Verfassung als eine Nothwendigkeit darstellt, wenn auf den kommenden Synoden die Majorität, wie zu erwarten ist, diese Verbesserung fordert, dann ist doch gegründete Aussicht vorhanden, daß die Kirche zu ihrem Rechte komme. Und die Majorität nach dieser Richtung hin glaubt das Blatt erwarten zu dürfen. Der„Reichsbote“ spricht sich noch ganz anders aus. Das Kirchenregiment, sagt er, muß entweder unter die confessionelle Fahne treten oder es muß seinen Platz anderen Männern räumen.— Nun noch eine Notiz zur Charakteristik der Social=Demokratie: Auf dem Titelblatte des socialdemokratischen Kalenders für 1878 zeigt ein Bild Arbeiter am Ambos, mit nervigen Händen den Hammer schwingend, Wissenschaft und Kunst zu beiden Seiten, Reichsadler, deutsche Fahne und Bibel von den Arbeitern in den Abgrund getreten.
Das„Wolff'sche Telegraphenbureau“ colzortirte jüngst mit dem ihm in solchen Dingen eigenen Eifer die Nachricht, der Bürgermeister und der Pfarrer des Dorfes Yznatorate in Andalusien (Spanien) hätten das neugeborene Kind eines protestantischen Elternpaares, das englische Bibelcolportage trieb, gewaltsam an sich genommen und in der katholischen Kirche taufen lassen. Die liberalen Blätter zerfließen über solchen Religionsfanatismus
der spanischen Bürgermeister in Thränen und rufen die Inter
vention— wo möglich bewaffnete— gegen Spanien an.— Als die Russen die treukatholischen polnischen Bauern knuten und füsiliren ließen, da lamentirten die liberalen Blätter nicht, sondern sie riefen:„Ha, es ist eine wahre Lust, zu leben.“ Das riefen sie auch aus, als der Culturkampf in Preußen begann. Wir billigen den Schritt jenes spanischen Bürgermeisters, wenn die Erzählung wirklich wahr ist, nicht, meinen aber, die Libetalen hätten, wenn sie in„Entrüstung“ machen wollen, nicht nöthig, bis nach Spanien zu schweifen.„Sieh, das Gute liegt so gah!“
Aus Düren, 18. October, wird der Berliner„Volkszeitung“ geschrieben:
„Einen Fingerzeig im Culturkampfe gibt die strafrichterliche Verhandlung gegen den Dr. Konitzer und dessen Verurtheilung zu 3½ Monaten Gefängniß mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer eines Jahres; wahrlich ein Mene Tekel für das gehäffige Parteitreiben und ganz besouders für die hohen Gelehrten des deutschen Vereins, sammt ihrem Anhange und ihrem Patriotismus. Professor Dr. Riehl aus München schloß mit sehr beherzigenswerthen Mahnungen einen in Crefeld gehaltenen Vortrag:„Ein Gang durch die Culturgeschichte des 18. Jahrhunderts=, indem er sagte:„Deutschland war fortgezogen in den Wirbel des Krieges, es sank tiefer und tiefer, aber seine Erniedrigung wurde die Wiedergeburt seiner staatlichen Bedeutung. Es war eine Nemesis, welche das 18. Jahrhundert erreichte; Frankreich leidet unter ihren Folgen bis auf den heutigen Tag, seine äußeren Conflicte und die gänzliche Unstcherheit der Zustände sind die Folgen der Unterwühlung seines Bodens.— Das 18. Jahrhundert war in der That eine Vorhalle des 19. Deutschland zeigt es uns: die herrlichsten Blüthen treibend, bei äußerem Verfall; Frankreich bei äußerem Glanz, im Innern gebrochen und einer trostlosen Zukunft entgegen gehend. Sorgen wir, daß bei dem äußeren Glanz, der jetzt das geeinte deutsche Reich umgiebt, nicht auch ein innerer Verfall sich einstellt: Möchte dieser Mahnruf heute noch Gehör finden, sowohl in den hohen Regionen, wo die Fülle der Macht vorhanden, wie in den Kreisen, die sich nationalliberale neunen und eines Phantoms halber die wirklich nationalen Freiheiten untergraben und jede volksthümliche wie religiöse Selbstständigkeit zersetzen und unterdrücken. Wenn unsere höheren Regierungskreise von der gewaltigen Corruption, welche der mit allen möglichen Mitteln betriebene Culturkampf bereits hervorgebracht, und wovon der Prozeß Konitzer nur ein Streiflicht ist, nur in etwa nähere Kenntniß erlangten: sie würden schaudern vor dem Product dieser Civilisation. Männer von Talent und wissenschaftlicher Bildung, Akademiker vergessen ihre Würde so sehr, sind so ganz aller Moral bar, daß sie aus einem verächtlichen Streberthum sogar zu Verleumdern und Denuncianten herabsinken, und die Lehrer, die der reiferen Jugend als Vorbild in allen Mannestugenden dienen sollen, wühlen sich in dem Schmutz des erbärmlichsten Parteitreibens. Dürfen wir uns, wenn dies am grünen Holze sich ereignet, noch wundern über die Verkommenheit der Meuge? Und was wird aus unser r unteren Beamtenwelt werden? Vor allen sind die armen Bürgermeister zu bemitleiden, die sich zu Marionetten gestalten müssen. Das Gemeindeleben aber, welches entsetzlich darunter leidet, ist am meisten zu beklagen. Wir wollen Frieden haben unter einander!“
Zum Oberpräsidenten der Provinz Westpreußen, die am 1. April 1878 bekanntlich aus dem Verbande mit Ostpreußen scheidet, ist einer Mittheilung der„Weser=Ztg.“ zufolge der Geh. Oberfinanzrath Meinecke, Director der Abtheilung für Etatsund Cassenwesen im Finanzministerium. in Aussicht genommen. Der bisherige Regierungspräsident von Danzig, Geh. Rath Hoffmann, würde wieder in das Finanzministerium zurücktreten.
Wir haben, so schreibt die„Frankf. Zig.“ der„Nordd. Allg. Ztg.“ doch Unrecht gethan, als wir annahmen, sie verzichte auf die strafgesetzliche Medicin, um Deutschland von der Misere seiner allzu freien Presse zu erlösen und wolle es bei einem „Examen" für Redacteure ohne Vermehrung der Prüfungen in Plötzensee, Ziegenhain, Klapperfeld und anderer Discontoplätzen unserer Preßfreiheit bewenden lassen. Sie holt das Versäumte nach und zwar gründlich. Sie beklagt die Mangelhaftigkeit der gesetzlichen Strafbestimmungen und bringt damit bei uns die famose Strafgesetz=Novelle wieder in Erinnerung, die danach wohl auch unter dem„Hochwild“ figuriren dürfte, zu dessen Jagen sich Fürst Bismarck rüsten und vorbereiten soll. Besonderen Schmerz macht es aber dem gouvernementalen Blatte, daß die Presse als„Gewerbe“ freier ist, als— die Schankwirthschaft, daß dieses Gewerbe„weder im richterlichen noch im administrativen Sinne entzogen werden kann". Hier wäre allerdings der Punkt, wo eine tüchtige Reaction den Hebel ansetzen könnte. Entziehung der Gewerbe=Concession setzt natürlich auch Concessions=Ertheilung voraus und Beides in die administrativen Wege geleitet, so wäre ja Alles gut, so gut, daß man Gerichte und Gefängnisse wirklich nicht mehr zu in
commodiren brauchte. Wir verstehen nur nicht recht, warum man nicht lieber gleich zu dem unfehlbaren Mittel der vormärzlichen Zeit, zur Wittib„Censur, geborene Streicher", wie Frie
drich Stoltze sagt, zurückkehrt, die so trefflich die Presse zu dem gemacht hat, was sie nach der„Nordd. Allg. Zig.“ wieder werden soll, zu einer Dienerin„der allgemeinen Vernunft, der Sitt
I lichkeit und der Wohlfahrt des Vaterlandes“, wie es bekanntlich die„Nordd. Allg. Zta.“ immerdar gewesen ist.
* Berlin, 22. Oct. Die Herzogin von Edinburg hatte Vormittags dem Kaiser einen Besuch abgestattet. Der Kaiser erschien ebenfalls am Bahnhofe und verabschiedete sich dort von der Herzogin. Prinz Wilhelm ist heute Vormittag nach Bonn abgereist. Der Botschafter Fürst Hohenlohe ist gestern hieher zurückgekehrt und heute um 1 Uhr vom Kaiser in längerer Audienz empfangen worden.
Aus einem Ressort, so schreibt die demokratische„Frankf. Ztg.“, weiß die Thronrede auch nicht das Geringste zu berichten, aus dem des Herrn Falk. Hiernach wird es sowohl mit dem Unterrichts=Gesetz als mit der Begräbnißfrage noch Zeit haben und man könnte auch den Culturkampf als auf Urlaub befindlich ansehen, wenn nicht das Centrum ohne Zweifel ent
schlossen wäre, auf diesem Gebiete keine Pause eintreten zu lassen. Die Frage des confessionellen Religionsunterrichts bietet dazu nächste Veranlassung; zahlreiche Petitionen aus allen Landestheilen erscheinen als Sturmvögel erregter Debatten, bei denen es Herrn Falk um so heißer werden dürfte, als auch die Linke nicht im Stande ist, ihm ganz und voll ihren Beistand zu leihen. Der Minister mag für seine Reskripte in Betreff des Religionsunterrichts— dieselben gehen bekanntlich dahin, daß die Lehrer denselben auch ohne die missio canonica ertheilen dürfen, und die Eltern gezwungen sind, ihre Kinder in diesen von der Kirche nicht gutgeheißenen Unterricht zu schicken,— das Obertribunal auf seiner Seite haben, auf die Verfassung aber wirder sich nicht berufen können, sondern es erleben, daß ihm das Centrum dieselbe entgegenhält. Müssen doch auch liberale Blätter zugeben, daß jener Zwang nicht nur ein verfassungsmäßiges Recht der Kirchen verletze, sondern auch ein Eingriff in die grundrechtliche Religionsfreiheit sei. Die zu erwartenden Debatten werden jedenfalls die Regierung wie die Parteien im Landtage zwingen, zu einer der wichtigsten Fragen, zu deren Lösung das Unterrichtsgesetz bestimmt ist, schon jetzt bestimmte Stellung zu nehmen und insofern kann man ihnen allseitig mit Interesse entgegensehen.
Die B..=Ztg.“ schreibt:
Die Abreise der kronprinzlichen Familie nach Wiesbaden ist auf morgen festgesetzt. Von informirter Seite werden die Gerüchte, daß in dem Befinden des Kronprinzen besorgnißerregende Symptome sich bemerkbar gemacht und die Reise nach Wiesbaden veranlaßt hätten, als unbegründet bezeichnet. Der Kronprinz erfreut sich der vortrefflichsten Gesundheit, wie auch bei der Feier seines Geburtstages allseitig constatirt wurde. Dagegen haben die Aerzte seiner Gemahlin, die nicht ganz wohl ist, eine Luftveränderung empfohlen.
„Der Schlesier" das freiconservative, in deutscher und polnischer Sprache erscheinende Organ der oberschlesischen Magnatenpartei, wird mit Neujahr aufhören zu erscheinen. Die bedeutenden Opfer, welche die Unterhaltung dieses Blattes erforderte. haben nicht das erwünschte Resultat erzielt: Oberschlesien ist ultramontan und will es bleiben; hierdurch ist es erklärlich, daß man sich nicht mehr in Unkosten stürzen will.
Der Reichskanzler hat unterm 16.., auf Grund der durch§ 3 Ziff. 2 des Gesetzes, betreffend die Feststellung des Haushaltsetats des Deutschen Reichs für das Etatsjahr 1877/78, vom 28. April d. J.(R. S. Bl. S. 425) ihm ertheilten Ermächtigung bestimmt, daß behufs der Beschaffung von Betriebsfonds zur Durchführung der Münzreformen unverzinsliche Schatzanweisungen im Gesammtbetrage von 10 Millionen Mark, und zwar in Abschnitten von je 1000, 10,000, 50.000 und 100.000 Mark(Serie XXII von 1877) ausgegeben werden. Die Reichsschuldenverwaltung ist wegen Ausfertigung der Schatzanweisungen mit näherer Anweisung versehen worden.
:: Berlin, 22. Ocibr. Das Abgeordnetenhaus hatte heute eine sehr kurze Sitzung. Es wurden auf den Vorschlag des Abgeordneten für Meppen die Präsidenten der früheren Session(v. Bennigsen, Klotz=Berlin, Graf Bethusy=Huc) durch Acclamation wiedergewählt. Dasselbe geschah in Betreff der Schriftführer(Delius, Sachse, Dr. Lutteroth, Beisers, Haucke, Frhr. v. d. Goltz, Grütering, Graf Schmising=Kerssenbrock(Beckum). Auf die Anfrage des Abg. Windthorst, ob dem Präsidium irgendwelche Mittheilungen seitens der Staatsregierung in Betreff angeblicher Beurlaubungen von Mitgliedern des Staatsministeriums zugegangen seien, gab der Präsident eine verneinende Antwort. Bei Mittheilung des Präsidenten vom Tode des Abg. Thissen stand die Versammlung auf. Die nächste Sitzung wird morgen sein um 11 Uhr zur Entgegennahne vor
* Das Testament der Gutsherrin.
Novelle von Mary Dobson.
(Fortsetzung.)
„Das sind ja schlimme Nachrichten, Daniela, und die Mama sollte sch schonen und mehr Ruhe gönnen,“ erwiderte ernst der Kaufmann, velcher unterdeß überlegt, ob es auch gerathen sein würde seiner Couine sein ihm besonders wichtiges Anliegen vorzutragen. Da aber dies nach seiner Ansicht keinen Aufschub litt, so beschwichtigte er sein Gewissen schnell und fügte hinzu:„Der Anfall wird hoffentlich keine Folgen haben, doch möchte ich ihr rathen einen Schreiber oder Unterinspector anzunehmen, dem der Verwalter eine Menge Arbeiten übertragen könnte, wodurch ihm die nöthige Zeit würde alle Bücher zuführen!“ „Das wird Mama nie khun!“ erwiderte lebhaft Daniela.„Sie hat
i Gegentheil mir versprochen, mich jetzt darin zu unterweisen——“
-Wirklich?— Nun, ich will einmal sehen, was ich über sie verantwortete sich erhebend Herr Weißbach.„Jedenfalls aber wil Jasis zu überreden suchen baldmöglichst ihre Reise anzutreten, zu der ####er Donnenberg so dringend gerathen. Wie ich höre, soll sie den Nachsommer im südlichen Deutschland zubringen, später aber weiter Italien reisen, um zur Winterzeit in St. Remo, Salerno oder eF zu sein. Eine schöne Aussicht für Dich, mein Kind, da Du sie doch begleiten wirst!"
und hatte die letzten Worte mit einem freundlichen Lächeln begleitet, niesa zutfernte sich dann um seine Cousine aufzusuchen, während Dagemg en Gedanken an die schöne und erste große Reise, welche sie unihrenn.c2.Ute; verfolgte. Das Arbeitszimmer betretend, wo sie vor ihres Geschigt s saß, erschrack er fast vor der ungewöhnlichen Blässe
hatten ihre Augen einen fieberhaften Glanz, und sichtbare Wogen ihrer Brust verrieth nur zu deutlich das krampfhafte Klopfen ihres Herzens.
ewag feiigt s. Dir, Cousine?“ fragte er, als er nach gegenseitiger Lanielg, daß Pegrüßung„neben ihr Platz genommen.„Ich höre von
Du teut, eit gestern Du Dich nicht wohl befunden—.—“
timmte Aurugei.. a. Uebel, Vetter,“ erwiderte sie eine beeeistern hatten. ka. unerwarteter Schrecken, den wir Nacht nicht hef?“ mich ungewöhnlich aufgeregt, dazu habe ich die nac sonders geschlafen, doch hoffe ich, werden meine Nerven
hobe
nach und
nach beruhigen. Wie steht es mit Euch
ich Niemanden von Euch gesehen!
11
Seit Wochen
Der Kaufmann wußte aus Erfahrung, daß die Gutsherrin nur ungern über ihr Befinden redete. Er kam auch nicht mehr darauf zurück, sondern entgegnete:
„Da hast Du in der That Recht, Cousine!— Ihr waret bei dem schönen Wetter so eifrig mit der Erndte beschäftigt, während wir den Besuch der alten Eltern meiner Frau hatten. Diese sind schließlich Beide erkrankt, sodaß sie sie, da sie durchaus nicht bei uns bleiben wollten, wieder nach B. bringen mußte. Erst in diesen Tagen ist sie daher zurückgekehrt!"
„Das bedaure ich zu hören,“ entgegnete Fräulein Weißbach, welcher ersichtlich das Reden schwer fiel.„Und Deine Kinder?"
„Louise und ihre Familie, wie auch die Jüngere befinden sich wohl, doch macht augenblicklich Adolf mir große Sorge!“ und in der That trug das Gesicht des Kaufmanns einen bekümmerten Ausdruck.
„Adolf?— Was ist ihm zugestoßen? Er war sehr lange nicht hier!“
„Er ist gottlob! gesund und munter, doch ist ihm zu Michaelis seine Stelle gekündigt. Herr Thurnau wird seinen Neffen als ersten, seinen Sohn aber als zweiten Inspektor und Schreiber nehmen, weshalb Abolf den Platz räumen muß, was ihm ganz besonders leid thut, da er ihm in mancher Beziehung sehr zusagt,“ und einen tiefen Seufzer ausstoßend, blickte er niedergeschlagen zur Erde.
„Diese Nachricht hatte ich in der That nicht erwartet," versetzte die Guteherrin,„doch ist das meiner Ansicht nach so schlimm für ihn nicht. Er ist auf dem Wege ein tüchtiger Landwirth zu werden, hat Lust und Eifer zur Sache, und wird daher auch leicht einen andern Platz finden!“
„Dennoch ist er bis jetzt nicht so glücklich gewesen, obgleich wir uns die größte Mühe gegeben,“ antwortete achselzuckend Herr Weißbach, und fügte, wie plötzlich Muth fassend hinzu:„Wie wäre es, Cousine, wenn Du Dich seiner annehmest, und ihn einstweilen unter Herrn Vollrath arbeiten ließest?“ und mit einem raschen Seitenblick beobachtete er die Wirkung seiner Worte.
Diese aber war nicht seinen Wünschen gemäß, denn die bleiche Stirn der Gutsherrin zog sich in düstere Falten, um ihren Mund trat ein strenger Zug hervor, und mit merklich betonter Stimme antwortete sie:
„Nein, Vetter, das kann und werde ich nicht, und Du weißt auch meine desfallsigen Gründe, sonst wäre Adolf schon früher hierher gekommen!“
Deine Gründe sind allerdings mir wohlbekannt,“ entgegnete mit aufsteigendem Zorn der Kaufmann.„Du hältst es nicht für gut
wenn Verwandte so zu sagen in gebietender und untergebener Stellung einander gegenüber stehen!“
„Und habe ich nicht Recht, Georg? Ist nicht dadurch in vielen Familien die größte Zwietracht und Feindschaft entstanden?“
„Du hast in der Beziehung unsererseits nichts zu befürchten, Wilhelmine,“ fuhr gelassen der Kaufmann fort,„und Adolf hat bisher eine strenge Schule durch zemacht. Auch würde er bereitwillig und gewissenhaft unter Deiner und Herrn Vollrath's Botmäßigkeit einen noch schweren Dienst auf Stromberg zu verrichten, wo ihm——. freilich ich bin nicht befugt seine Geheimnisse zu verrathen!“
„Was meinst Du?“ fragte ihn forschend anblickend die Gutsherrin. „Nun, einmal würdest Du es doch, und vielleicht von anderer Seite erfahren, und deshalb ist's eben so gut, ich selbst theile es Dir mit.
Adolf liebt Deine Daniela—.—“
„Liebt Daniela?“ fragte sichtlich unangenehm überrascht die Gutsherrin.„Und sie?" und ihre dunklen Augen schienen ihren Vetter durchbohren zu wollen.
„Sie ahnt natürlich diese Liebe nicht, die Adolf wie sein theuerstes Geheimniß hütet, meinem Scharfblick aber nicht hat verbergen können!" „Bist Du dessen gewiß?"
„Verlaß Dich auf mein Wort!— Er würde es ohne Zweifel nicht einmal billigen, daß ich zu seinen Gunsten hier bin, da der angedentete Plan nur von mir ausgeht!“
„Das ist mir eine große Beruhigung!“
„Hat Daniela schon gewählt, oder Du vielleicht für sie?“ fragte Herr Weißbach mit mehr als gewöhnlichem Interesse.
„Das würde ich nie thun, sondern sie wenn sie einmal heirathet ihrem Herzen folgen, und selbst wählen lassen. Ich glaube kaum, daß sie dies schon gethan, am allerwenigsten aber hat sie ihre Neigung Deinem Sohn zugewandt, von dem sie stets mit der größten Unbefangenheit und Gleichgültigkeit spricht!“
„So laß ihn hier sein Glück versuchen——“
„Nicht mit meiner Bewilligung. Georg,“ lautete die entschiedene Antwort.„Auch möchte ich nicht, daß Daniela einen meiner Ver
wandten heirathet——“
„Weshalb aber nicht?“
„Diese Frage, welche nach meiner Ansicht Dir nicht zusteht, lasse ich unbeantwortet!“ rief, sich höher aufrichtend, die Gutsherrin.„Ich habe Niemandem meine desfallsigen Gründe zu erklären, und von meiner Handlungsweise keine Rechenschaft abzulegen!“
(Fortsetzung folgt.)