47. Julirgang

Vonn, Sreitag den 13. September

Nr. 254 1918

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Orichetnt thel, nachmitla#ß.

Vreie mouailich.20 Mert frei in bas Haus. Poß: 13 Pig. Zustellgebüde. 218 Boten und Agenten in.88 Orten.

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Andreas Müllee für den Uetlame. und Anzeigenteil Lodannes Tianer. lämtlich in Bonn.

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klamen 72 um breit das um 40 Pfe Stellengesuche 15 Pig, das einsache Wort bei ömaliger Aufnahme. Zahldar lofort Be gerichtlichem Verfahren und drei­monatigem Zahlungsruckstaue saul be willigter Ravatt sort

Für unverlangt eingegangene Manuskripte

übernehmen wir keine Gewaor

Die Kürze.

Von C. Hauptmann.

Ein alter Satz des römischen Rechtes lautet: Legen brevem esse oportet, Gesetze sollen kuz sein. Bei uns scheint man das Gegenteil zu verlangen. Richt allein sind die Verordnungen und vor allem die Sieuergesetze von unendlicher Länge, sie er­halten überdies noch Ausführungsbestimmungen, deren Länge zuweilen mehr wie das zehnfache der eigentlichen Gesetzes daistellt.

In dieser Weise haben wir jetzt die Formulare der Weinbesteuerung erhalten, deren Bestimmungen zuweilen recht unklar sind und da die Ausführungs­bestimmungen noch dazu fehlen, so wird mancher später einsehen, daß er zu viel Steuer bezahlt hat, da die Ausführungsbestimmungen Ausnahmen ge­statten. Aber diese sind unseres Wissens bisher noch nicht vollstät dig zu erhalten, man wird also gut tun, zu warten, dis man sie erhalten kann.

Die neue Besteuerung des Weines stellt gußer ihrer Härte auch wieder eine gewaltige Quälerei des Bürgers dar. Ohne diese scheint es bei uns nun einmal nicht zu gehen. Wir meinen damit, daß die Weine von vor dem Jahre 1915 alle mit einer Steuer von 50 Pfg. pro Flasche belegt weiden wenn man die Rechnung darüber nicht vorlegen kann, welche böweist, daß sie weniger wie Mk..50 kostete. Nun weiß jeder, daß vor dem Kriege der Weinvorrat der meisten aus Weinen bestand, deren Preis weniger wie eine Mark betrug. Diese wer­den also mit mehr wie 50 v. H. besteuert. Was die Rechnungen darüber angeht, so wird wohl kaum jemand dieselben besitzen, da vor ungefähr 15 Jah­ren ein Gesetz erlassen wurde, nach welchem jede Schuldsorderung innerhalb 2 Jahren verjährt, so daß es, wenige Ausnahmen abgerechnet, keinen Zmeck hat, Rechnungen länger wie 2 Jahre zu ver­wahren.

Wahrscheinlich hat deohalb das Weinsteuergesetz angeordnet, daß die Rechnungen vorgelegt werden müssen, wenn nicht eine Steuer von 50 v. H. be­zahlt werden soll. Das ist sehr geschickt gemacht, da vor dem Kriege nur wenig Weine eingekellert wurden, die Mk..50 und mehr kosteten, aber der Bürger merkt doch diesen Scherz und ist darüber verärgert, was bei dem vielen Aerger, den der Krieg schon mit sich bringt, eigentlich nicht nötig wäre.

Das Zuwachestouergesetz leistet sich übrigens denselben Scherz. Auch bei ihm werden Verbesse­rungen des Hauses oder Grundbesitzes nicht aner­kannt, wenn die Rechnung durüber nicht vorgelegt werden kann, bei der man zuweilen sogar bis zum Jahre 1885 zurückgehen muß. Das Umsatzsteuergesetz ist mit demselben Fehler der Quälerei behaftet. Der Kaufmann muß eine ganz besondere Buch­führung für dasselbe einrichten, der Landwirt auch, der auch das als Umsatz verstouern muß, was er selbst verzehrt hat. ine ärgere Quälerei ist kaum denkbar für einen Menschen, der, wie der Bauer, am Tage schwere körperliche Arbeit ver­richten muß, um dann am Abendseine Aufgabe für den Herrn Stouerfiskus zu machen. Man spottet vielfach bei uns über die Fenster= und Kaminsteuer einiger Länder. Eine solche Steuer ist nicht wdeal, aber sie besitzt den Vorzug, daß sie einfach und klar ist und sofort angegeben und kontrolliert werden kann. Das ist aber bei uns kaum noch möglich. Dieser Ansicht ist auch ein Jurist, Dr. Elvers, der imTag darüber sagt:

Es wäre denkbar, daß die Gesetze durchzusetzen wären, wenn überhaupt das Personal zur Ver­fügung stände, ihnen Geltung zu verschaffen. Nun erfordern schon die vielen Verwaltungsstellen, die unser Kriegswirtschaftssystem in Anspruch nimmt, eine ungeheure Zahl von Beamten. Die Juwider­handlungen werden von den ordentlichen Gerichten und den Staatsanwaltschaften mit Hilfe der Po­lzei und Gendarmerie erledigt. An diesem Per­sonal wird ständig gespart, ihre Arbeit gilt nicht als Kriegearbeit, und mit geminderten Mann­schaften müssen sie ein Tagewerk erledigen, das das der Friedenszeiten weit übersteigt. Es ist klar, daß die Erfolge in der Bekämpfung von Kriegs­vergehen in keinem Verhältnis zu dem stehen, was hier nötig wäre, wenn den Gesetzen Geltung ver­

Platanenallee Nr. 14

Roman von Dr. P. Meißner. 51 Nachdruck verboten. Alle Rechte vorbehalten. Viel bedeutungsvoller waren die Angaben des Arbeitsbuches. Um Uhr hatte Plüschte auf­zunehmen begonnen und zwar von bis.50 den Anmarsch des 1. Garderegiments zu Fuß. Von .15 bis.30 das 3. Garde=Feldartillerie=Regiment in Marschformation. Von.45 bis 10.05 die kunft des Kaisers vor der großen Tribüne. Danach war keine Aufnahme mehr gemacht worden. Herr Gärtner und Plöschke waren gleich darauf zurück­gefahren, um den Film schnell zu entwickeln, denn er solkte noch am selben Abend in der Eikowoche in verschiederen Kinos aufgeführt werden.

Diese Angaben waren von ungeheuter Bedeu­tung. Helmstedt triumphierte. Mit diesen Zeit­angaben war unabweislich bewiesen, daß Ralf in der Zeit von.45 bis 10.05 neben der großen Tri­büne auf dem Tempelhoser Felde gestanden hatte, also in dieser Zeit unmöglich den Mord in der Platanenallee hatte ausführen können. Dieser Mord war, das war ebenfalls erwiesen, in der Zeit von zehn Minuten vor zehn Uhr bis zehn Minuten nach zehn Uhr passiert. Das Alibi war alsc vollständig.: 5810

Darf ich mir diese Zeitangaben abschreiben. Herr Direktor?

Ich lasse Ihnen die ganze Seite kopieren. Hier Frävlein Weinmann, veraulassen Sie das.

Herr Gärtner, wäre es wohl möglich, den Op­rateur Plüschle für einen Augenblick zu sprechen?

Ich werde gleich sehen, ob er da ist und werde ihn sofort hereinschichen. Ich empfehle mich, Herr Doktor!

schafft werden sollte. Die Strafverfolgungs= und polizeilichen Organe sind damit schon so überlastet, daß es nicht wundernehmen kann, wenn sie ver­sagen, wo es sich darum handelt, der Ueberhand­nahme der gemeinen Verdrechen und Vergehen und der allgemeinen Zuchtlosigkeit entgegenzutreten.

Da ist wirklich die Frage am Platze, ob es in allen Fällen auch nötig war, mit gesetzgeberischem Einschreiten vorzugehen. Man hätte schon oft Be­denken tragen und überlegen können, ob sich nicht besser der Eigenentwicklung des Lebens vertrauen läßt, als Verordnungen zu erlassen, die in den Akten und Gesetzblättern ein unbeachtetes Dasein

gerießen. Aber die Druckpresse war stete so schnell bei der Hand, daß man an Onkel Bräsigs Wort erinnert wird:In die Fixigkeit war ich dir über. Ein Volk ist keine Kompagnie Soldaten, die auf Kommando rechtsum und linksum macht. Solch ein Gesetz muß sich erst hineinwachsen, auch in Kriegs­zeiten

Der Jurist beklagt vor allem die Unübersichtlich­keit der Bestimn ingen, und diese erschwert auch die Durchführbarkeit. Letzten Endes haben Schutz­mann und Gendarm einzugreisen. Wer will aber von ihnen die Belesenheit verlangen, daß er heute noch Erlaubtes und Verbotenes unterscheidet? Und so kommen einerseits die vielen Mißgriffe, anderer­seits wird durch die Finger gesehen. Es wäre nicht schwer, Kodifizierungen vorzunehmen. Wir haben zwar eine Reichsgetreideordnung, aber damit ist dieses Gebiet noch nicht erschöpft. Eine Beklei­dungsordnung haben wir noch nicht, das Auslän­derrecht fristet sein Leben in allen möglichen Vor­schriften, die zahlreichen Beschlagnahmen stehen durch= und nebeneinander, und das Recht der Le­bensmittelkarten, das populärste Gebiet, ist zugleich der Bearbeitung das schwierigste. Der einfache Fall, daß eine Hausfrau sich von jeder Sorte eine Karte zu viel geben lößt, stellt sich im Strafbesehl als ein Rattenkönig von Vergehen gegen die ver­schiedensten Bestimmungen dar. Noch schlimmer ist es, wenn jemand auf einer Hamsterfahrt von einer Reihe von Lebensmitteln einen Teil nach Hause schleppt.

Roch schlimmer ist die örtliche Zersplitterung. Was ist aus dem deutschen Einheitsrecht geworden? Was in dem einen Bezirk gilt, wird in dem an­deren ganz anders gemacht. Die einheitlichen Gesetze selbst werden durch die Maßnahmen der unteren Instanzen in Verwirrung gebracht. In dem einen Kreise ist es strafbar, Brot ohne Karten zu kaufen, in dem anderen nicht. Dort kann man Butter ohne Karte kaufen, hier nicht. Zur Be­nutzung von Giammifahrrädern ist militärische Er­laubnis nötig; in einem Bezirk wird verordnet, daß man diese Erlaubnis bei sich zu tragen hat, und wer dorthin fährt, ist sein Rad los. Wie solche Unterschiedlichkeiten, die ja keine innere Berech­tigung haben, die Arbeit erschweren, davon könnten die Verfasser solcher Vorschriften' sich ein Bild machen, wenn sie einmal in der Praxis säßzen. Das Publikum aber wird unnötig verärgert, und man kann als sicher annehmen, daß ein großer Teil des Mißmutes und der Verzagtheit, die sich oft in Gerüchtespinnen und Miesmacherei ergeht, ihren eigentlichen Grund in der Gängelbandelei hat und die Lust und Liebe zur Sache verleidet.

Man erlasse den Gerichten die Arbeit, sich mit Verordnungen herumzuplagen, wie denen zur Ab­lieferung der Nohfette oder der Milch, der Fahr­räder und der Metalle, die in ihrer ganzen Struk­tur schon nicht in ein Gerichtsverfahren gehören. Wo sind unsere Zuständigkeitsgrenzen geblieben, wenn jeder kleine Feldfrevel, jeder geringfügige Korndiebstahl, das Umhertreiben Jugendlicher, das Entweichen polnischer Arbeiter, ein harmloser Umgang mit Kriegsgefangenen zu Vergehen ge­stempelt werden, die den Apparat eines staatsan­waltlichen Ermittlungsverfahrens in Bewegung setzen? Das ist gegen die gebotene Ockonomie der Kräfte. Und auch der gewissenhafteste Beante stumpft ab, wenn er seinen Dienst an Aufgaben verwenden muß, die unter seinem geistigen Niveau liegen.

Aber das Rad des Legislaturwerkes geht unde­krrt sein Tempo wetter. Wie wir noch nicht mit einer Reform unseres Wirtschaftssystems an Haupt und Gliedern rechnen können, so dürsen wir noch

Vielen Dank! Herr Direktor, wie lange Zeit brauchen Sie, um mir einen sechsunddreißig Meter langen Film kopieren zu lassen und vorführungs­fertig zu machen?

Wenn es sehr eilig ist....

Es ist sehr eilig.

Acht Stunden wenigstens, wenn alles glatt geht. Sicherer ist es, wenn Sie zehn Stunden rechnen.

Es ist jetzt zehn Uhr. Demnach müßte es mög­lich sein, bis heute abend acht Uhr diesen Film, das heißt dieses Filmstück zu kopieren.

Ich glaube, das kann ich garantieren, allerdings könnte ich das Meter nicht unter drei Mark liefern.

Der Preis spielt keine Rolle. Wollen Sie gleich die nötigen Aufträge erteilen?

Der Direktor ließ sich den Vorstand der Kopier­abteilung kommen und gab ihm den genauen Auf­

trag.

Nun noch eins, Herr Direktor, können Sie mir für morgen einen Vorführungsapparat nebst Lein­wand und einen gewandten Operateur zur Ver­fügung stellen? Die Kosten spielen, wie gesagt gar keine Rolle.

Wo soll die Vorführung denn stattfinden?

Im großen Schwurgerichtssaal des Kriminal­gerichts.

Der Direktor horchte auf. Er begann zu ahnen,

daß diesmal der Film eine weit ernstere Rolle spielen sollte, als sonst.

Da wäre es also wichtig, daß der Operateur während der ganzen Sitzung zur Verfügung

stände?

Das wäre allerdings nötig.

Vogel unterhielt sich eine Zeitlang mit dem

weniger auf ein Nachlassen der Verordnungsepi­demie hoffen. Noch am 27. Juni d. J. ist für die Uebergangszeit eineReichsstelle für Textilwirt= schaft errichtet worden.Außerdem werden" wie es weiter in dem betreffenden Reichsgesetz heißtfolgende Reichswirtschaftsstellen gebildet: Reichswirtschaftstelle für Baumwolle, Reichswirt­schaftstelle für Wolle, Reichswirtschaftstelle für Seide, Reichswirtschaftstelle für Kunst pinnstoffe und Steffabfälle, Reichswirtschaftstelle für Flachs, Reichswirtschaftstelle für Hans. Reichswirtschaftstelle für Jute, Reichswirtschaftstelle für Hartfaser, Reichs­wirtschaftstelle für Ersatzspinnstoffe.

Das sind zehn! Wenn die erst alle ihre Ver­ordnung und Ausführungsverordnung und An­weilung zur Ausführung losgeworden sind!

Und ebenso bildet das neue Weinsteuergesetz, durch seine Kompliziertheit, eine neue Quelle der Arbeit und der Verängerung für den Steuerzahler sowohl, wie für den, der seine Auefse.: hr­

wachen muß.

Eine Kaiserrede.

Bei Besichtigung der Kruppschen Werke in Essen hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er u. a. ausführte: Es gilt heute, dem Kruppschen Direlto­rium, den Werksleitern und den Arbeitern und Arbeiterinnen meinen kaiserlichen Dank auszu­sprechen für die geradezu überwältigende Art und Weise, in der die Kruppschen Werke dem deutschen Heere und seinem Obersten Kriegsherrn zur Ver­fügung gestanden haben und weit über mensch­liches Ermessen und Hoffen hinaus das Material geliefert haben, das die Armee im Laufe der steigenden Anforderungen in diesem gewaltigsten aller Kriege von Ihnen hat verlangen müssen. Gewaltiges ist geleistet worden, vom Direktorium herab bis zum letzten Arbeiter und bis zur letzten Arbeiterin, und das unter steigenden Schwierig­keiten, Schwierigkeiten der Ernährung und Schwie­rigkeiten in der Bekleidung. Eine ganz ungeahnte Mobilmachung ist es gewesen, diese zweite indu­strielle Mobilmachung, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, eine Anforderung, wie sie noch nie an das deutsche Volk gestellt worden ist, und trotz­dem ist ihr willig und freudig entsprochen worden. Da möchte ich vor allen Dingen meinen warmen Dank als Landesvater aussprechen den Frauen sowohl als auch den Mädchen und den Männern, daß sie so opferwillig ihre Pflicht getan haben, trotz der erdrückenden Sorgen vor Rot und Elend, die uns alle getroffen haben. Es soll keiner in unserem Volke glauben, daß ich darüber nicht Bescheid weiß. Ich habe auf meinen Fahrten durch das Land mit mancher Witwe und mit manchem Bauer und im fernen Osten und Westen mit manchem Landwehr= und Landsturmmann gesprochen, der das Herz schwer hatte vor Sorgen, die aber überstrahlt wurden von dem Gedanken: erst die Pflicht, das andere kommt später. Ich habe Eure Sorge im tiessten Herzen empfunden. Was an landesväterlicher Anregung hat geschehen können, um die Last nach Möglichkeit zu wildern und die Sorgen unseres Volkes zu ver­teilen, das ist geschehen. Es hätte manches anders gemacht werden können, und daß darüber hier und da Mitzstimmung herrscht, ist kein Wunder aber wem verdanken wir dies letzten Endes? Wer hat davon schon bei Anfang des Krieges gesprochen, daß die deutsche Frau und das deutsche Kind ausge­hungert werden sollten? Wer ist es gewesen, der den furchtbaren Haß in diesen Krieg hineingebracht hat? Das waren die Feinde! Wir wollen uns darüber klar sein, wie die Dinge stehen. Ein jeder von Euch bis in die fernste Ecke unseres Vaterlan­des weiß, daß ich keinen Schritt unversucht gelassen habe, unserem Volke und unserer gesamten ge­sitteten europäischen Welt diesen Krieg möglichst abzukürzen. Der absolute Vernichtungswille un­serer Gegner steht uns gegenüber, und dem abso­luten Vernichtungswillen müssen wir den absoluten Willen, unsere Existenz zu wahren, entgegensetzen. Unser tapseres Heer draußen hat Euch diesen Willen durch die Tat gezeigt, sei es im Vorstürmen, sei es in der Rückwärtsbewegung, sei es im Stel­lungskampfe. Es kommt nur darauf an, daß der Gegner möglichst viel verliert. Das ist Erfolg,

eingetretenen Plüscke und fagte dann zu Helmstedt:

Plüschke teilt mir eben mit, daß er eigentlich morgen dienstfrei, aber gegen eine angemessene Vergütung gern bereit sei, Ihnen morgen zur Ver­fügung zu stehen. Die Apparatmiete beträgt mit allem Zubehör, ich setze voraus, daß elektrisches Kabel vorhanden ist, neunzig Mark. Einverstanden, lieber Herr Direktor, und mit Ihnen, verehrter Herr Plüschke, werde ich auch einig werden. Bringen Sie aber morgen Ihr Arbeitsbuch vom Mai mit! Würde es Ihnen mög­lich sein, mit mir um drei Uhr heute nach dem Krimminalgericht zu gehen, damit wir die Auf­stellung des Apparates, den Anschluß und alles andere an Ort und Stelle besprechen und vorde­reiten können?"

Gewiß, Herr Doktor.

Da möchte ich, wenn Sie gestatten, doch gern selbst mitkommen, damit auch alles klappt.

Ich bin Ihnen ungemein dankbar, Herr Direk­tor, wenn Sie sich der Mühe unterziehen wollen. Die Herren verabredeten, sich um drei Uhr vor dem Haupteingang des Kriminalgerichts zu treffen.

In gehobener Stimmung verließ Helmstedt die Eiko=Film=G. m. b. H. So hatte er kurz vor Tcres­schluß doch noch erreicht, was er so lange vergeb­lich gesucht hatte. Das Alibi war zweisels rei, wenn man so sagen sollte, dokumentarisch festgelegt. Jetzt mußle er schnell zum Justizrat, ihm das Re­sultat seiner Nachforschungen mitteilen und alles für die Verteidigung verabreden. Jetzt gestaltete sich die Sache ja ganz anders. Oh! Würde das eine Enttäuschung für die Staatsanwaltschaft werden! Und der siegesgewisse Untersochungsrichter, mie würde der dreinschauen!

und das geschieht nech weiter. Unsere todesmutige Marine hat es Cuch bewieen. Gegen starke Ue­berlegenheit hat sie den Feind am Skagerrak ge­schlagen. Unsere=Boote nagen wie der ver­zehrende Wurm am Lebensmark der Gegner, mehr, als unsere Feinde zugeben wollen, wenn es auch manchem unter Euch zu lange dauert. Diesen un­vergleichlichen Heldentaten unseres Heeres und unserer Flotte muß ein Rückhalt geschaffen werden, nicht bloß in der Arbeit, sondern auch in Sinn und Gedanken unseres Volkes. Es handelt sich nicht nur darum, unserem tapferen Heere und unserer braven Marine Material und Ersatz nachzuschieben, sondern es handelt sich darum, daß ein jeder Deutsche und eine jede Deutsche weiß, daß wir um unsere Existenz kämpfen und ringen, daß wir das äußerste aufbieten müssen, um uns siegreich zu wehren.

Im vergangenen Jahre in Flandern, wo unser Heer monatelang einer fünffachen Uebermacht Stand bot, habe ich gesagt: Kinder, seid Euch eins klar, das ist kein Krieg wie früher, das ist ein Kampf um unsere Existenz, die man uns streitig machen will. Bei einem solchen Kampf geht es Zoll um Zoll. Wir wissen nicht, wann das Ringen beendigt sein wird, aber das eine wissen wir, daß wir den Kampf bestehen müssen. Und nun, meine Freunde, laßt Euch noch auf etwas hinweisen: Ihr habt gelesen, was kürzlich in Moskau passiert ist: die gewaltigen Verschwörungen gegen die jetzige Regierung. Das parlamentarisch regierte und de­mokratische Volk der Engländer hat die ultrademo­kratische Regierung, die sich das russische Volk jetzt zu formulieren begonnen hat, zu stürzen versucht, weil diese Regierung in Wahrnehmung der In­teressen ihres Vaterlandes dem Volke den Frieden, nach dem es schreit, erhalten, der Angelsachse aber noch keinen Frieden haben will.

So sieht es also aus. Es ist ein Beweis des Ge­fühls der Unterlegenheit, daß er zu solchen ver­brecherischen Mitteln greift. Jetzt lonmt es auf die letzten Anstrengungen an: Es geht ums Ganze. Und weil unsere Feinde es wissen, weil sie vor dem deutschen Heere den größten Respekt haben, weil sie einsehen, daß sie unser Heer und unsere Marine nicht niederzwingen können, deshalb versuchen sie es mit der Zersetzung im Innern, uns mürbe zu machen durch falsche Gerüchte und Flaumacherei. Das kommt nicht aus den Kreisen des deutschen Volkes, das sind künstliche Machwerke. Aber ein jeder, der auf solches Gerücht hört, ein jeder, der unverbürgte Nachrichten in Eisenbahn, Werkstatt oder anderswo weitergibt, versündigt sich am Va­terland, der ist ein Verräter und herber Strafe verfallen, ganz gleich, ob er Graf sei oder Arbeitei. Ich weiß sehr wohl, daß ein jeder von Euch mir darin recht gibt. Glaubt mir wohl, es ist für mich nicht leicht, jeden Tag die Sorge der Verantwor­tung für ein Volk von 70 Millionen zu tragen, und dazu mehr als vier Jahre alle die Schwierigkeiten und die zunehmende Not des Volkes zu sehen. Wir haben ein schönes Wort, das uns die heilige Schrift zuruft, das heißt:Alle Eure Socge werfet auf ihn, er sorget für uns. Dazu das andere Wort: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird Euch solches alles zufallen. Das soll heißen, daß wir die irdischen Sorgen von uns werfen, damit wir frei sind für unsere Aufgaben. Wie können wir Gott gefallen, und sein Herz erweichen? Di­durch, daß wir unsere Pflicht tun. Worin besteht unsere Pflicht? Unser Vaterland freizumachen. Infolgedessen haben wir auch die Verpflichtung, mit allen unseren Kräften auszuhalten im Kampfe gegen seine Feinde. Und nun frage ich Euch ganz einfach und ehrlich: Haben wir denn eigentlich Grund zum Zweisel? Seht doch die vier Jahre Krieg an, was wir für gewaltige Leistungen hinter uns haben. Einc halbe Welt stank gegen uns und unsere treuen Verbündeten, und jetzt haben wir Frieden mit Rußland, Frieden mit Rumänien; Serbien und Montenegro sind erledigt. Nur im Westen kämpfen wir noch, und da sollte uns der liebe Gott im letzten Augenblick noch verlassen? Wir sollten uns schämen über unseren Kleinmut. Der kommt aber dann, wenn man Gerüchten Glau­ben schenkt. Aus den Tatsachen, die Ihr selber er­lebt hat, da schmiedet Euch den festen Glauben an die Zukunft Eures Vaterlandes! Meine Bitte und

Ralf und Schusters mußten auch noch benachrich­tigt werden. Bei Ralf machte das am besten der Justizrat, zu Schusters wollte er selbst fahren.

Das nächste Autc brachte ihn schon zu dem be­rühmten Verteidiger.

***

Der Justizrat hatte Ralf in der zuverlässigsten Stimmung zurückgelassen. Wie anders sah jetzt alles aus, wie hatte sich mit einem Schlage die ganze Lage geändert. Ralf hatte zwar niemals den Mut verloren, denn sein reines Gewissen sagte ihm, die Wahrheit müßte doch ans Licht kommen, aber hier und da tauchten in ihm die Erinnerun­gen an Justizirrtümer auf, von denen er geiesen, und dann konnte er sich einer gewissen Besorznis nicht erwehren.

Es war absurd, daß er, Ralf Cooper, fern von der Heimat im Gefängnis saß, des Mordes angeklagt. Wie oft war ihm alles, wenn er morgens erwachte, wie ein böser Traum erschienen, bis ihn das.treten des Wärters an die rauhe Wirklichkeit mahnte.

Sein Leben in der Haft hatte sich im Laufe der Wochen erträglicher gestaltet. Der Justizrat hatte ihn reichlich mit Geld versorgt, sodaß er sich auf eigene Kosten hatte verpilegen können. Das war immerhin eine Erleichterung. Im übrigen hatte ihm sein liebenswürdiges Wesen, seine Zuversicht und Ruhe das Wohlwollen des Gefängnisdirektors und gelegentliche Freigebigkeiten die Zuneigung seines Wärters erworben.

Am schlimmsten waren die Verhöre. Jedesmal, wenn er eine solche peinliche Vernehmung hinter sich hatte, fühlte er sich ganz matt und elend. Was diese Leute alles wissen wollten! Wie da in seinem Vorleben herumgesucht und geleuchtet wurde! Er

meine Aufforderung an Euch und durch Euch an die gesamte Arbeiterschaft, die sich so ausgezeichnet und tüchtig bewährt hat, und durch Euch an das ge­samte deutsch Volk geht dahin: Für mich und mein Verhältnis zu meinem Volk sind maßgebend meine Worte vom 4. August 1914:Ich kenne keine Par­teien, ich keune nur Deutsche. Unsere Parteien haben es nicht verstanden und sind im Kriege nicht auf der Höhe. Es ist jetzt keine Zeit für Partei­ungen. Wir müsser uns jetzt alle zusammenschließen zu einem Block, und hier ist wohl an erste das Wort am Platze:Werdet stark wir Stahl, und der deutsche Volksblock, zu Stahl zusammenge­schweißt, der soll dem Feinde seine Kraft zeigen. Wer also unter Euch entschlossen ist, dieser meinee Aufforderung nachzukommen, wer das Herz auf dem rechten Fleck hat, wer die Treue halten will. der stehe jetzt auf und verspreche mir an Stelle der gesamten deutschen Arbeiterschaft: Wir wollen kämpfen und durchhalten bis zum letzte:: Dazu helfe uns Gott. Und wer oa vill, dei antworte mit Ja!(Die Versammelten antworten mit lautem Ja.) Ich danke Euch. Mit diesem Ir gehe ich jetzt zum Feldmarschall. Es gilt iun für jeden von uns, die gelobte Pflicht auch zu erfüllen und an Geistes= und Körperkraft das äußerste einzusetzen für das Vaterland. Jedei Zweifel maß aus Herz und Sinn gebannt werden. Jetzt heißt es: Deutsche, die Schwerter hoch, die Herzen stork und die Mus­keln gestrafft zum Kampfe gegen alles, was gegen uns steht, und wenn es noch so lange dauert. Dazu helse uns Gott. Amen. Und nun lebet wohl, Leute!

Tätigkeit der 9

WIB. Berlin 11. Sept. Amtlich. Um England herum versenkten unsere Uboote 10000 BNT. Der Ches des Admiralstabes der Marine. Amll. österreichisch=ungar. Bericht.

'T B. Wien 11. Sept. Amtlich wird verlautbart Italienischer Kriegsschauplatz: Auf der Hochsläche von Asiazo scheiterten zwei seindliche Erkundungs

versuche.

Im Asoloneabschnitt, wo es den Italienern unter Einsatz starker Artillerie gelang, in unsere Linien einzudringen, stellte ein Gegenstoß des Insanterie Regiments Nr. 99 die Situation wieder ber An der Piavefront erhöhte Artilleriekämpfe.

Der Chei des Generalstabes.

Die Kämpfe im Westen.

Bern 11. Seppt Französisch Blätter verzeichner übereinstimmend die Vermehrun der deutschen###­dernisse in der Nähe der alter Siegiriedstenlung Große Gebiete seier besondert westlich vor Camv#a# unter Wasser gesetzt. Nach den Temps wurder oi: Schleusen des Nordkanals gespertt Sen: und Scarpe verschüttet, so daß nördlich des Haoricourt Waldes eine unzugänglich: Zone zeschaffen sei Der Frontberichterstatter des Pet:# Parisi.; beio: de die Ueberschwemmung: die Verwendung. der Ta.is ausschalte. Alle Frontberichterstattererkläten a die neuen deutschen Stellunger außerordentlich star. befestigt seien und ein Hindernir biideten sesse Ueberwindung schwerste Kämpe kosten verde; da­her sei in der Kampfhandlunge ein Stillstan zu erwarten. Das Journal der Debats reini, de. deutsche Rückzug sei beende. Im Excelsio wirft Senator Touron eine wutschnaubende Schil. derung über das Wiedersehen der an der Westsiont befreiten, Gemeinden Der Anblick dieser Wüste sei geradezu trostlos, denn di. reiste: Ortschaften bestünden nur noch aus ihrer geogravhischen Be­zeichnung. Selten sei noch eine Spur von Hausern. übrig. Vor der Stadt Soissons sind na nu 10c die stark mitgenommenen Vorstädt

Der französische Bericht.

Bericht vom 10. Sept. abends Zwischen Somme und Oise erweiterten unser: Truppen trotz lebhaf­ten seindlichen Widerstandes ihre Zortschritte, rück­ten über Finacourt hinaus vor und wiese einen Gegenangriff aus Essigny=le=Grand heraus ab. Längs der Straße La Fere=Si. Quenti= eilnickel­ten sich Kämpfe. Wir besetzten das Dorf Trav cy. Südlich der Oise warsen wir mehrere Gezenan­griffe zurück. In Gegend Laffaux und in den Vo­gesen scheiterten zwei deutsche Handstreich

konnte sich nicht klar machen, daß man ihm garnicht glaubte, daß man ihn eben für den Mörder hielt und daß seine, so oft wiederholte Versicherung, er sei unschuldig, gar keinen Eindruck machte.

Der eindringliche Ratschlag Helmstedts, nie die Ruhe zu verlieren, nie hestig zu werden, hatte gro­ßen Eindruck auf ihn gemacht und er hatte sich da­nach gerichtet. Zur Verzweiflung des Unter­suchungsrichters, der gar zu gern diesen verstockten Sünder in die Enge getrieben hätte und von seinem Temperament immer noch ein plötzliches Geständ­nis oder wenigstens eine schwache Stelle erhoffte, in die er einhaken könnte. Aber es war vergebens, mit diesem verdammt liebenswürdigen, jeelen­ruhigen Angeklagten war nichts anzufangen.

Nur der Indizienbeweis war lückenles, aber es war immer nur ein Indizienbeweis, und auch der Staatsanwalt verhehlte sich die Schwächen eines solchen nicht Es kam da unendlich viel auf die Zu­sammensetzung der Geschworenenbank an. Waren das einfache Leute, dann mußten die Indizien wi:: ken. Waren es kritische Leute, so hatte es die An­klagedehörde nicht leicht, zumal bei einer einiger. maßen geschickten Verteidigung, ihr Ziel zu er­reichen.

Daß die Verteidigung in den besten Händen lag, daran war nicht zu zweifeln. Justizrat Seebald genoß nicht umsonst seinen großen Ruf, und wenn irgend etwas dem Staatsanwalt Zweisel an der Festigkeit seines Indizienbeweises aufkommen ließ. dann war es die Tatsache, daß Stebald die Ver­teidigung übernommen hatte, denn soviel wußte man von diesem hervorragenden Juristen, die Verteidigung eines Schuldigen übernahm er nur höchst selten und ungern. Glaubte Seebald also an die Unschuld des Angeklagten, dann gab es morgen einen heißen und erbitterten Kampf.

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