47. Jahrgang
Bonn, Mittwoch den 11. September
1918
Erichtint isal. nechmittens.
Preis momailich.20 Mart trei in das — Post: 14 Big. Zustellgebühr. 815 Boien und Agenten in 428 Orten.
Perantwortl. für den jedaktionellen Teil Andreas Müller, für den Reklame. An###genteil Uabannes Tinner, Amtlich in Vonn.
Geschäftsstelle: Vonn, Türst Nr. 1
Köln unter Nr. 1953
Verleger: C. Hauptmann. Bonn
Bonner Dolks=Zeitung— Bonner Stadt=Anzeiger
Seintte rert T Bur?
Herusprecher Nr. 59 u. Nr. 650
Drahtadresse: Reichs=Zeitung Vonn
sche Buchdruckerei, Vonn
Ni 252*
Anzeigen=Preis: mm dreit, das mun 15 Pig., ortliche Geschafts=Anzeigen 8 Big das mm Roklamen 72 mm breit das min 40 Pie Stellengesuche 15 Pig das einsache Wort bei hmaliger Aufnahme Zahlbar sofort. Bei gerichtlichem Verfahren und dreimonatigem Zahlungsrückhand sä#t bewilligter Radatt fort
Fur unvertangt eingegangene Mannikripte übernehmen wir keine Gewahr
Kriegswirtschaft.
Von C. Hauptmann.
Wir sino nun im fünften Kriegsjahre und es wurde schon an dieser Stelle am 1. September
darauf hingewiesen, daß wir wegen unserer Westfront kaum bewigt in müssen, denn diese Offensive beweist, daß Frankreich sich wenig von der amerikanischen Hülze verspricht, sonst würde es bis zum nächsten Jahre warten, wo Amerika eine größere Truppenmacht ihm zur Verfügung stellen kann. Daß man jetzt versucht, eine Entscheidung herb.i zuführ.a, zeigt deutlich, daß Frankreich nicht nünscht, sein Land noch mehr von Amerikanern überschwemmen zu lassen, daß es anscheinend lieber ein Ende mit Schrecken des Krieges wünscht, wie ein Schrecken ohne Ende, der sich deutlich durch die Vernichtung seiner Söhne und die Besitzergreifung des Landes durch Engländer und Amerikaner kennzeichnet. Wir können ferner uns über die Zuständ. an unserer Westfront beruhigen, da zwischen ihr noch ganz Belgien und verschiedene französische Departements liegen, deren Städte bei weiterem Vordringen des Verbandes das Schicksal von Noyon, St. Quentin und anderen französischen Städten teilen würden.
Anders ist es mit unserer Kriegswirtschaft, je länger sie dauert, disto unhaltbarer werden die Zustände. Nahrung ist genügend vorhanden, den man sieht zu seinem Erstaunen, trotz der fleischlosen Wochen, viel mehr gut aussehende Leute wie vorher. Sogar solche, die früher in Folge ihrer Beamteneigenschaft ein gutes Beispiel lobenswerter Abstinenz mit einer Hungerfalte um den Mund gaben. Sollten sie in Betreff der Beachtung der Gesetze auf andere Gedanken gekommen sein? Man erinnert sich der Fabel von dem treuen Hunde, der täglich einen Korb mit Lebensmitteln seinem Herrn zutrug. Eines Tages wird er von mehreren Kollegen gestellt. Er setzt den Kord nieder und verteidigt denselben mit heroischer Tapferkeit. Aber nun kommen noch andere Kollegen, er muß der Uebermacht weichen, der Korb wird umgeworfen
EE T üder den Inhalt her. Als nun der treue Hund eineht, daß an dem Schicksal des Korbes nichts mehr zu ändern ist,— fraß er ganz gewissenlos so viel von dem Inhalt mit, wie er eben erhalten konnte.
Das ist natürlich. Und deshalb steht man jetzt zuweilen Gendarmen, deren Antlitz gerundet wie das eines Posaunenengels ist und Polizisten, die einer langen glücklichen Friedenszeit anzugehören scheinen.
Man sieht also, daß man eigentlich ganz gut leben könnte, wenn die Kriegswirtschaft, die alles verteuert, nicht bestände. Schon jetzt sieht die Köln. Ztg.“ vom 10. 9. voraus, daß die Kartoffeln auch dieses Jahr wieder Vergnügungsreisen durch Deutschland machen werden. Sie schreibt nämlich:
„Was die Rolle der Transportverhältnisse bei der Kartofselversorgung angeht, so möge man auch endlich einen Weg finden, der ihre künstliche Erschwerung vermeidet, die durch unnütze Beförderung von einem Ende des Staates zum andern herbeigeführt wird. Durch einen natürlichern Ausgleich zwischen Lieferungs= und Bedarfsgebieten könnte die Beförderung erleichtert und die Beschaffenheit der Kartoffeln vielfach günstig beeinflußt werden. Ueber die Bestimmung der neuen Anordnungen, daß es hinsichtlich der Preise mit geringfügigen Aenderungen bei der Regelung des Vorjahres sein Bewenden behält, werden die Meinungen auseinandergehen, wie über unsere amtliche Preispolitik überhaupt.“
Nun frage man sich einmal, welchen Zweck dieses Kartoffelreisen hat? Es entspringt doch nur dem herrschenden Staatssozialismus, dessen löblichen Vorbilder die Bolschewiken in Rußland sind. Anderswo kennt man nämlich die Einrichtung des Kartoffelreisens nicht. Die Schweiz produziert
gewiß nicht viele Kartoffeln, und dennoch sind dieelven dort im freien Handel zu haben. Es gibt dort auch Höchstpreise, aber nicht solche wie bei uns, die niedriger wie die Herstellungskosten sind. Sonst würde man nicht in den„Basler Nachrichten“ vom 8. September folgende Anzeige lesen: Kartoffeln, prima Ware, liefert zum Höchstpreis von 60 Kg. an franko Keller. Kleinere Quantum werden täglich im Magazin Blumenrain 5 verkauft, woselbst man Bestellungen entgegennimmt, sowie am Telephon 65,84. Es empfiehlt sich Arnosti=Baier, Neuhausstraße 53.
Für andere Nahrungsmittel scheint es keine Höchstpreise zu geben, denn eine andere Anzeige autet: Zwiebeln in prima haltbarer Ware, nur Roßhofgasse 9, vormittags—11 Uhr, nachmittags —5 Uhr, 1 Kilo Fr.—.95, 10 Kilo Fr..—. Bei größerem Bezug billiger. Emil Fischer zum Wolf.
Die Schweiz produziert nicht viel Wein, es wird viel französischer dort getrunken, der jetzt noch zum Preise von.50 bis 2 Franken die Flasche zu erhalten ist. Es scheint nun Leute dort zu geben, die ihren inländischen Wein nicht los werden können, enst fände man in der genannten Zeitung nicht
Piatanekaltee Nr. 14
Roman von Dr. P. Meihner. 4 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten.
Der elegant ausgestattete Theatersaal des Negent=Theaters lag in düsterem roten Licht, das von zahlreichen tugel,örmigen Lämpchen ausging Es war gerade eine Pause eingetreten, das Programm ollte sich von neuem vor dem zahlreich erschienenen Publitum abrollen.
In eine Partettlog: trat soeben Helmstedt mit den Damen. Frau Schuster, Lilly und Mand nahmen de Vorderplätze ein, während Irma und Helmstedt im Hintergrund der wie ein kleines Zimmer ausgestatteten Loge blieben. Man sieht von hier hinten besser, meinte Irma, und die anderen lachten ver, ändnisvoll.
Das Programm war abwechilungsreich Zuerst die Wochenschau mit einer Reihe von Aufnahmen der letzten Tagesereignisse, dann eine Humoresle „Der vergeßliche Bräut gam“. Mand konnte es nicht lassen, bei dem Titel dem Doktor eine spöttische Bemerkung zuzurusen. Die beiden Glücklichen sahen von den Vorführungen blitzwenig, sie waren nur mit sich beschäft gt. Auch de nächste Nummer des Programms„Das Leben und Treiben der Seidenspinnerraupe" vermochte ihr Interesse nicht zu wecken. Desto eifriger verfolgt: Maud all die Vorgänge die sich da vor ihren Augen auf der Leinwand abspielten.
Es trat eine kleine Pause ein und der Saal erstrahlte wieder in rotem Lichte. Die beiden Verlobten zwangen sich zu einer lebhaften Unterhaltung mit den anderen, was umso komischer wirkte, als
folgendes Inserat: Offeriere meine diesjäheige Ernte Waadtl.=Wein, ca. 2000 Lit. Pully, 2000 Lit. Vevey, 500 Lit. Billeneuve. Gefl. Offerten mit Preisangabe an P. Schenk, Payerne. Es scheint auch Fische genug zu geden, sonst begegnete man in derselben Zeitung nicht zwei Konkurrenten mit verschiedenen Preisen: Gedr. Renand. la. Blaufelchen per Pfd..—, Ia. Egli, mittel, Pfd..50, große Pfd..25, Ia. Blaufelchen Pfd..—, Ia. Bondelles Pfd..25, la. Rheinhechte Pfd..—, Ia. Lachosorellen Pfd..—, Ia. Rheinsalm hiesig., Pfd..50, la. Barben Psd..50, Ia. Weißfische Pfd..30, lebende Bachforellen Pfd. .—, ledende Alet Pfd..25, lebende Kredse, frische Hähnli, Poulets, Tauben, neues Sauerkraut, frische Tomaten, feinste Treibhaustrauben.
E. Christen u. Cie. Rheinsalm aus eigener Fischerei per Psd..—, Silberselchen per Pfd..50, Seeforellen Pfd..50, Ombles chevalier Psd..—, Rheinhechte Pfd..90, Blauselchen Psd..80. Silberseichen Pfd..50, Bondelles Pfd..25, Egli, große Psd..—, kleine Pfd..75, Brachomen Pfd..25, lebende Bachsorellen Pfund.— Fr. Frischgekochte Hummer.
Und daß er auch Hühner genug gibt, zeigt nicht allein die Anzeige von Gebr. Renaud, sondern die danebenstehende, die hier folgt: Empfehle: Fette Hühner das Kilo Fr..—, Schweiz. Poulets Stück Fr..— bis 14.—, Hähnli, Stück Fr..— bis.—, neues feinstes Sauerkraut das Kilo Fr. 130, Delikateß=Speck das Kilo Fr. 14.—. Fleischkonserven in größter Auswahl. Sardinen in größter Auswahl. Täglich gebrat. Poulets. Echten Frühjahr=Bienen= honig das Kilo Fr..50. Oulevay Biscuits P. Obrist, Rümelinsplatz 7.
Und daß es überall ähnlich dort ist, zeigt folgendes: Langenthaler Marktbericht vom 3. Sept. 1913. Kartosseln Fr. 22.—. Aepfel saure p. Kg. Fr—.40 bis—.60, Aepfel süße Fr.—.3— bis—.40, Kabis u. Köhli Fr.—.30 bis—.50, Blumenkohl Fr.—30 bis—.80, Rhabarber Fr.—30 bis—.40, Zwiebeln Fr..—. Bohnen grüne Fr.—.80 bis.—, Rübli Fr.—.30 bis—.40, Emmenth. Käse Fr..20, Eler per Stück Fr.—.38, extra Kälder v. Kg. Fr..50, fette Kälber p. Kg. Fr..—, Saugkälber per Stück Fr 100.— bis 150.—, fette Schweine Fr..— bis .40, Ferkel per Paar Fr. 180.— bis 220.—., kl. Fasel per Paar Fr. 280.— bis 320.—, Ausmastschweine Fr. 450.— bis 580.60, Rindfleisch per Kg. Fr..— bis.20, Kuhfleisch per Kg. Fr..—, Schweinefleisch Fr..20, Speck grün per Kg. Fr. 10.—, Speck geräuchert per Kg. Fr. 11.— bis 12.—. Aufgeführt wurden 130 Kälber, 70 Schweine, 15 Schafe. Total 215 Stück. Die Bahn spedierte 76 Stück. Handel: Mittelgut. Wie würde es dort aussehen, wenn die Z. E. G. dort regierte, wie bei uns?
Die Schweiz ist nämlich ein kehr armes Land, welches hauptsächlich vom Freistbenverkehr lebte.
Jetzt ist sie überschwemmt von Internierten und anderen, die nicht so reich sino wie die früheren Gäste des Landes, so daß vielr Hotels zu Grunde gegangen sind. Sie hat ihre ganze Armee mobilisiert, was große Kosten verursacht. Sie hat nicht die Ukraine, Rumänien, Friaul, Polen, Serbien, Finnland zu ihrer Verfügung, von wo sie Lebensmittel erhalten kann. Dafür haben wir allerdings die großen Munitionslieferungen, die Fett. Zucker und Alkohol benötigen, zu leisten, aber als Gegengewicht besttzen wir Kohlen genug. Wäre es iun nicht tausendmal besser, daß wir hier gleichfalls den Kartoffelhändlern, wie in Basel dem Herrn ArnostiBaier, den Kartoffelhandel öberlossen? Auf keinen Fall würden dann so viele Kartoffeln zu Gruide gehen, wie es in den letzten Jahren stattgesunden hat. Ist man tatsächlich bei uns unbelehrbar, ebenso wie Lenin, der noch immer auf die große Weltrevolution wartend, ganz Rußland zu Grunde gerichtet hat?
Auch er ist Staatssozialist.
Tätigkeit der=Boote.
WTB. Berlin 9. Sept. Amtlich Ansere Ubodte versenkten im Sperrgebiet des Mittelmeeres 17.000 BRT. Handelsschiffsraum, darunter den beladenen englischen Munitionstransportdampfer Marie Suzanne(3106 BRT.), im Aegäischen Meer den französischen Truppentransportdampfer Pampa(4471 BRT.) auf der Reise von Marseille nach dem Aegätschen Meer und den französischen Postdampfer Balkan(1709 BRT.) auf dem Wege von Frankreich nach Portugal. Mit diesem sind nach feindlichen Zeitungsmeldungen 500 Soldaten untergegangen. Ein deutsches Unterseeboot drang in den durch Sperren geschützten Hasen Stavros(ägäisch) ein und erzielte einen Torpedotreffer auf einen englischen Kreuzer der Junoklasse(5700 BRT.). Trotz heftigster Gegenwehr gelang es dem Uboot, unversehrt den Hafen wieder zu verlassen.
Der Ches des Admiralstabeo der Marine.
sie bis dahin auf keine Frage irgendwie eingegangen waren. Lange dauerte die Pause nicht, die Kapelle intonierte und die roten Lämpchen wurden dunkler und dunkler, bis der Saal wieder in tiefe Finsternis getaucht war.
„Der Kaiser im Film“ lautete die nächste Rummer des Programms. Helmstedt war zerade im Begriff, Irma zum so und sovielten Male zu erzählen, wie er schon damals, als sie das erste Mal bei ihm war, einen unauslöschlichen Einvruck von ihr erhalten hätte und wie er seit der Zeit stets an sie gedacht habe, da fuhren beide, von einem erstickten Schrei aus ihren verliebten Plaudereien geweckt, zusammen. Sie sahen, wie die kaum erkenndare Figur Lillos auf dem Stuhle schwankte. Mand war aufgesprungen, auch die anderen. „Was ist Ihnen, Fräulein Lilly?“
„Sescheint ohnmächtig zu sein", flüsterte Maud. Das Publikum in den Nachbarlogen wurde.5on au merksam, man trug Lilly vorsichtig ins Direktionszimmer.
Helmstedt bemühte sich um sie. Die Ohnmacht war nur leicht, bald schon rötzte sich das blasse Gesichtchen wieder und Lilly schlug die Augen auf.
„Wo—— bin—— ich?“
„Was war Ihnen denn, liebes Fräulein? En Lächeln lief über ihr Gesicht.
„Ach, lieber Doktor——!“
Dann wurden die Augen ganz groß, ängstlich und von den Wimpern lösten juh zwei Tränen.
„Ralf— haben'e Ralf aich: gesehen, auf dem Bild— o— so groß!“
„Was wer Rali?“
„Ja, Herr Doktor, ich habe meinen Bruder auf
Aus amerikanischen Blättern gehr laut„Voss. Ztg.“ hervor, daß die Küstenschiffahrt auf der atlantischen Seite Nordamerikas durch deutsche Aboote dauernd beunruhigt werde.
Amtl. österreichisch=ungar. Bericht.
WTB. Wien 9. Sept. Auf dem Monte Pertica wurden vorgestern abend und gestern früh italienische Angriffe durch Feuer abgeschlagen. Der Feind erlitt schwere Verluste.
Der Chef des Goneralstabs.
Die Lage im Westen.
Ein Schweizer Urteil.
Zürich 9. Sept. Der Zürcher Tagesanzeiger stellt fest, daß die Fortschritte der Alliierten, genau betrachtet, viel kleiner sein, als es den Anschein habe, und daß der Widerstand der deutschen Rück zugsbewegungen weit kräftiger und hartnäckiger ist, als es die alliierten Berichte zu erkennen geben. Seit dem 28. August, also seit Wiederaufnahme der englischen* Offensive, hat auf der ganzen Front durchschnittlich nur eine Vorwärtsbewegung bis höchstens 12 Kilometer Tiefe stattgefunden, was für den Tag einen durchschnittlichen Bodengewinn von 1½ Kilometer bedeutet. Im vorspringenden Winkel von Noyon betragen die Fortschritte überhaupt nur —5 Kllometer, da die Deutschen in diesem bewaldeten Hügellande den hartnäckigsten Widerstand leisten. Ebenso bemertenswert ist, daß die alliierten Truppen auf der ganzen etwa 30 Kilometer langen Somme=Linie zwischen Peronne und Ham nirgende über den Fluß zu kommen vermochten. Noch geringer sind seit einer Woche die Veränderungen längs der Oise und Ailette und von dieser zur Aisne, bei Soissons, trotz scharfer Kämpfe, die hier in den letzten Tagen geliefert wurden.
Der französische Bericht.
WTB. Französischer Bericht vom 8. 9. nachnittags. Rördlich der Oise bemächtigten sich die französischen Truppen des Dorfes Mennesis und sind an den St. Quentin=Kanal herangekommen. Südlich der Oise rückten sie, in Richtung Servais gegen Lassaux vor sowie nördlich Celles. An der Aisne hielten ste trotz mehrerer deutscher Gegenangriffe ihre Stellungen. Zwei Handstreiche in der Champagne brachten Gefangene ein.
Bericht vom 8. 9 abends. Im Laufe des Tages verwirklichten unsere Truppen ihren neuen Fortschritt nördlich der Somme. Wir nahmen Fluquieres und Happencourt. Oestlich dieses Dorses nahmen wir Le Hamel. Südlich der Somme wurde der Widerstand des Feindes besonders hartnäckig bei den nördlich und östlich St. Simon gelieferten Kämpfen. Avesnes, das von den Deutschen angegriffen und zum Teil von ihnen genommen wurde, ist nach erbittertem Kampf wiedererobert worden,
webei wie
(nordöstlich St. Simon) fiel in unsere Hände. Auf beiden Usern der Oise haben wir östlich Fargniers und westlich Servais Boden gewonnen.
Bericht vom 9. 9. nachmittags. Nördlich der Somme haben wir unseren Fortschritt östlich von Avesnes in Richtung auf Clasters erweitert und besonders die Feime Lamotte besetzt. Unsere Abteilungen überschritten den Crozat=Kanal gegenüber Liez Zwischen Oise und Aisne war die Nacht gekennzeichnet durch heftige Gegenwirkungen der seindlichen Artillerie und Insanterie. Zwei starke deutsche Gegenangrisse in der Gegend von Lafsaux wurden abgewiesen, wobei der Feind 80 Gefangene, die fünf verschiedenen Regimentern angehören, in unseren Händen ließ. In der Champagne führten die Franzosen in der Gegend des Mont=sons=nom einen Handstreich aus und machten Gefangene. Ein deutscher Handstreich östlich von Auberive mißlang.
Orientbericht vom 6. 9. Ziemlich bedeutender Artilleriekampf im besonderen auf beiden Ufern des Wardar und im Cernabogen. Oestlich des Doiran=Sees brachte ein englischer Handstreich verschiedene Gefangene ein, darunter einen Offizier. In Gegend des Presba=Sees wurden durch unser Feuer feindliche Erkundungsabteilungen zurückgewiesen.
Der englische Bericht.
Bericht vom 8. 9. abends. Auf dem südlichen Teile der Schlachtfront sind unsere Truppen jetzt in das Gebiet der Verteidigungsstellungen eingetreten, das früher von uns gegen die deutsche Märzoffensive errichtet wurde. Der Feind bietet vermehrten Widerstand in diesen vorbereiteten Verteidigungsstellungen. Heute fanden scharfe Kämpfe an ver schiedenen Puniten statt. Unsere Vortruppen drängen vorwärts und gewannen Boden in Richtung auf Vermand, Hesbescourt und Epehy Oertlich: feindliche Argriffe wurden am 8. 9. südwestlich von Plögsteert und östlich von Wulverghem zurückg. schlagen. Auf der übrigen englischen Front ist nichts von besonderem Interesse zu melden. Die Zahl der von englischen Truppen in Frankreich
dem letzten Bild auch deutlich erkannt er stand neben der Tribüne.
Helmstedt fuhr blitzartig ein Gedanke durch den Kopf.
„Wo ist der Direktor?“
Er fand den Gesuchten rn Joner „Verzeihen Sie“ Mein Nawe ist Doktor
siedt. Dürfte ich Sie in einer wichtigen Angeledenheit sprechen?“
„Krüger— Bitte, womit kann ich dienen?“ „Die Nummer Ihres Programms, die eben vor
geführt wurde——“
„Der Kaiser im Film“ ganz recht.“
„Jawohl, diese Aufnahme Könnte ich die noch
einmel prinatim vorgeführt bekommen?“
Schluß der Verstellung gewiß, doch ich mach: Sie darauf aufmerksam, daß ich das nur tun kann. wenn Sie die Kosten tragen.“
Des ist doch selbstverständlich, Herr Direktor! Wie boch ist der Betrag?“
„Fünfzia Mark“
Hier bitte. Wann werde ich den Film seh können?“
„Die Vorstellung ist in zwanzig Minuten zu
Ende, dann dauern die Vorbereitungen noch einig: Zeit, ich denke, um riertel auf ewölf Ure tönn wir beginnen. Mie gebt es der jungen Dame?“
„Danke sehr. schon hasser, Alo. Her
ich fiede mich hier mit einem Freund und ein#er Dam= punkt elf Uhr en“
Sehr wohl Herr Dastar ich rmarte Sie bie" Al= Helmstedt der Dirrtiorgtimme; wieder d
trat, hatte sich Lilly som:“ erbalt, deß sie 2ch
Hause fahren konnte Hemstedt lies er:
kommen und bat Frau Schuster und Irma mit Lilly
gemachten Gefangenen überschreitet in der ersten Septemberwoche 19 000.
Bericht vom 9. 9. nachmittags. Ein feindlicher Vorstoß nördlich von Arleuxen=Gohelle wurde in der letzten Nacht erfolgreich abgewiesen. Auzer beiderseitiger Atillerietätigkeit ian verschiedenen Orten, besonders in der Nähe der Straße ArrasCambrai und in den Abschnitten La Bassee=Kanal Ypern ist weiter nichts zu berichten.
Eine Kriegszielerklärung Frankreichs in Sicht? Gens 9. Sept. Mehrere französische Blätter mel den, es sei sicher, daß die französische Regierung auf Drängen der Linken im Verlause der jetzgen Kammersession eine Rriegszielerklärung abgeven werde.
Cadorna und Diaz.
WTB, Rom. Agenzia Stefani. Das Militär Bulletin meldet die Versetzung des Generals Ca dorna aus Altersrücksichten zum Hilfsdienst. General Diaz weilte einige Tage in Frankreich. Er hatte Besprechungen mit Poincare, Clemenceau, Pichon und Marschall Foch. Diaz besuchte die Oberbefehlshaber der französischen, britischen und amerikanischen Armeen und besichtigte die italienischen Truppenteile.
Beitische Arbeiter gegen die Regierung.
WTB. Bern: Die gereizte Stimmung der bri tischen Arbeiterschaft über die verschiedentliche Weigerung der englischen Regierung. den Arbeiterdelegierten für Friedensbesprechungen Auslandspässe zu gewähren, wodurch noch unlängst das Zusammen trefen Troelstras mit Henderson, Ogden und Bowerman verhindert wurde, kommt in der solgenden Entschließung zum Ausdruck, die vom Gewerk schaftskongreß in Deroy am 4. September ohne Debatte angenommen wurde. Dieser Kongreß, der die beständige Weigerung, den ordnungsmäßg erwählten Vertretern der organisierten Arbeiterschaft Paßerleichterungen zu gewähren, beobachtet hat, verurteilt diese Politik der Regeirung und erklärt, daß ein Beharren bei derselben dazu führen muß, daß die organisierte Arbeiterbewegung die Herausforderung der Regierung annimmt. Dieser Kongreß weist die Regierung warnend darauf hin, daß die Geduld der organisierten Arbeiter argesichts des fortgesetzten Affronts gegenüver dem organssierten Arbeitertum schnell zu Ende gehl.
Das neue holländische Kabniett WI B. Haag 9. Sept. Das neue Kabinett wurde her: zebildet und jetzt sin wie folgt zusammen: Vorsitz und Ministerium des Innern: Ruys de Beegendrouck. Ministerium des Aeußern der Bürgermeister von Haag, von Karnebeck; Finanzministerium: der Stadtverordnetc von Amsterdam, de Vrias, Kriegsministrium uro vorläufiges Marine. ministerium: der Generaldirektor des Post= und
Telegraphenwesens, Alling von Geusau; Direktor des Reichswasserbauamts: Oberingenieur König; Arbeiten, Landbau, Handel und Industrie: van Osselstein: Justiz: Heemskerk; Kolonien: Iderburg.
Die Geiseln der Sowsets.
WTI. Peteroburg 7. Sept. Wiener Korr.=Bür. Amtlich. Bisher wurden als Vergeltung für die Ermordung Uritzkis 612 sogenannte Gegenrevolutionäre, darunter zehn rechte Sozialrevolutionäre, erschossen. Die Namen der Erschossenen wurden bisher nicht veröffentlicht. Die erste Liste der im Falle eines neuen Attentates zu erschießenden Geiseln wurde veröffentlicht und umfaßt 121 Namen, meist vormalige Offiziere, darunter die Großfürsten Dimitri Konstantinowitsch, Paul Alexandrowitsch, Nikolai Michailowitsch, Georg Michailowitsch und Gabriel Konstantinowitsch, ferner Werschowski, Kriegsminister unter Kerenski, Paltschinski, Minister unter Kerenski, Fürst Schachowskai, einige bedeutende Bankiers, einige serbische Offiziece,## rechte Sozialtevolutionäre, der ehemalig Oesterreicher Popper. Herausgeber der Börsenzeitung, Kavalleriekon mandant Bau Nachitschschewsenksi, Kommandant des 16. Artilleriekorps. General ranzew. Kommandant des ersten Gardekorps, Graf g Potlik, Graf Sabello, Generalleutnant Komarow und die Generale Wintulow und Toll.
Wie die Italiener die Kriegsgefangenen bekandeln.
WI Z. Wien 8. Sept. Aus dem Kriegspressequartier.ro folgendes altenmäßig deleg.es Beispiel über.e Behandlung österreichisch ingarischer Kriegsgefang ner durch de Italienei gemel
det:
Im Ottober 1916 wurde der Linienschifssleut= nant von Lopa mit zwei jüngeren Kameraden in Südalbanien von den Italienern gejangen„ekom. men und gefesselt nach mühseligen und schmer#zhaft ten Strapazen in das Offiziersge angenenlager Conv. ssano bei Bari gebracht, das zur menschiichen Unterkunft gänzlich ungeeignet war und die er mitivsten Einrchtungsgegenstände entbehrte. Die sangenen wurden unter großen Versprechung zum Verrat und zum Uebertritt in die fendiche Armee aufgefordert und ihre energische Jurünw.isung mit andauernd schlechter Behandlung ergolten. Der Schiffsleutant von Lopa, der sich über eine Reihe schwerer Völterrechtsworigleiten beschwerte, mußte deshalb die größten Geha si.,kiten seitens des Lagerkommandanten erleiden. Er erh#ell grundlos Zimmerartest und wurde schl.eßlich von dem visitterenden General in Mannschu tsa##rest überwiesen, noo er sich eine schwere Lungen.rant.e zuzog. Ohne Grund zu einem Jahre Artest verurteilt, wurde er nach dem Mil tärgesängnis Nlapel gebracht, wo er feststellen konnte, daß die Behandlung der verur.eilten.l tärverbrecher,.t denen er zusammenkam weit besser sei, als jene der internierten triegsgefangenen Of iziere. Trotz sener lebensgefährlichen Krankheit verbo: das italten sche Kriegsministerium seine Spitaldehandlung Wie krank er war, geht daraus hervor, daß er anjangs dieses Jahres von der Austausch ommission als nicht resefähig zurückb halten wurde.
Die Deutschen in Amerkr
WTB. Newyork 8. Sept. Der frühere Prasident der Transatlantic Trust=Kompany, Julios Per nitzer, ist im Juli als gefährlicher seindlicher Ausländer verhaftet worden und seine Intern erung für die Dauer des Krieges angeordnet
Die deutschen Sch ff. u Chile.
WIB. Amsterdam: Nach einer Reutermeldung aus Sanliago hat der deutsch: Gesandte v. Eck#ard eine Note veröffentlicht, in der er sich dafüc verbürgt, daß keine neuen Zerstorungen von Maschineu oder Versenkungen von Schisfen vortommen werden, u. daß eine Anorcnuig getro sen wolden sei, daß die chilenischen Behörden jederzeit an Bord der deutschen Schiffe in den chilenischen Häet wür. den kommen können. Wi: Re###r: der chtet marhte
die Rote in Chile keinen günstigen Endruck.— Das Wolffbureau bemerkt dazu: Hier ist noch teine Meldung über die Angelegenheit eingelauen. Es ist anzunehmen, daß die Zirsierungen von Masch:nen auf deutschen Schissen in Chil: seitene der Schiffsbesatzungen in Ver'runung der politischen Lage vorgenommen worde;, sind. Tatsächlich sind die Beziehungen zwischen Teutschland und Chl: nach wie vor durchaus freundschaftlich.
Vollständige Ausrottung der fremden Sprachen in Amecika.
WTZ. Stockholm. Laut.tonbladet verossentlicht die amerikanisch schwedische Zeitung Allsvensk Samling eine Proklamaton des Gouver= neurs Harding in Jowas in der mitgeteilt wicd. daß die Verordnung gegen die Anwendung einer anderen Sprache als der englischen nicht zuruckgenommen werde. In der Pcollamation zeht es: Die vollständige„Ausrottung aller kenden Sprachen in unserem Staat kann nicht auf.nal durchgeführt werden, sondern muß schrittweise 3 schehen. Hierzu bemerkt Allsvenst Samling, tein Gouverneur von Jowa habe es bisher so zynisch ausgesprochen, daß die Ausrottung anderer Sprachen als der engtischen das Endziel sei. Niemand habe es bisher gewagt, die Abhaltung des schwedischen Gottesdienstes in der Muttersprache zu verbieten. Aber das Wehklagen der schwedischn Gemeinden über diese Proklamation dringe wohl zu den Ohren der Regierung.— Aitonbladet weist im Anschluß hieran darauf hin, daß man iin sogenannten freien Amerik# darauf ausgehe, die schwedische Sprache auszurotten
Die Verbandstruppen im russischen Karelien.
WTR. Stockholm. Dem Svenska Dagblad wird aus Helsingfors gedrahtet: Die finnische Zeitung Uusi Päivä berichtet, daß Verbandstruppen im südlichen russischen Karelten sich auf dem Marsch nach der finnischen Grenze befinden. Am 27. August hatten sie das Kirchdorf Jyskyjäroi angefallen und die dortige Wachtmannschaft vertrieben. Ein Wachtmann fiel und etwa 30 wurden von den Eng ländern gefangen genommen. Jyskyjäroi liegt über 100 Km. von der Murmanbahn entfernt und 100 Km von der finnischen Grenze.
nach Hause zu fahren. Seiner Braut flüsterte er zu, daß die Beobachtung Lillys wahrscheinlich von ungeheurer Bedeutung sei. An das Essen war natür lich nicht mehr zu denken. Irma übernahm es, an
Hiller zu telephonieren.
„Grädiges Fräulein, Sie müssen noch hier blei den, Sie müssen mir heifen.“
Mand war natürlich sofort bereit und setzte sich in einen der Klubsessel des Foyers. Helmstedt eilte zum Telephon und ließ sich mit Justizrat Seebald verbinden. Zum Glück war dieser zu Hause. Er
war sehr verwundert, was er zu nachtschlafender Zeit in dem Regent=Theater sollte, aber er versprach zu kommen.
Es wor zwanzig Rinuten nach elf Uhr, da saßen Mavd. Seebald und Helmstedt mit dem Direktor Krüger wieder in der Parlettloge. Der Apparat totterte, und der Kaiser erschien bei der Rekrutenvereidigung in Kiel, bei einer Denkmalew ihe in Düsseldorf, bei einem Spazierritt im Tiergartin zu Berlin, bei der Frühjohrsparade am ersten Moi. Das war das wichtige Bild Zueest zeigte sich der Aufmarsch der Truppen, dan; die Menge des Publikums, die graße Tribüne vell be' tzt und neben dieser ganz im Vordergrund eir jugendliche Gestal! in hellem Salko=Anzug mit weichen Pangwahrt. Sie drehte zunächst dem Becha uer den Rücken zu
Aber jetzt kommt Bewegung in die Massen. Da mendet sch die Gestalt um, offenbar dem ankommenPenorchen zu
geeß unnerkennbar: Ralf Cooper!
Helt! Hen Direktor, bitte bestl“
„Heir Dekter, das kann ich nicht machen, forst verbrennt mir der Film, aber ich werde das Licht
Der Kaiser bei Krupp.
WIB. Essen 9. Sept. S. M. der Kaiser ist heute nachmittag um 2 Uhr 45 Rinuten mit Gefolge zum Besuch auf dem Hügel eingetrofsen, wo er von Herrn und Frau Krupp von Bohlen und Halbach empfangen wurde. Im Gefolge des Kaisers besanden sich auch Kriegsminister General der Artillerie v. Stein, General der Infanterie v Gayl, Stellvertretender kommandierender General des 7. Armrekorps und Oderpräsident v. Groote. S. M. der Kai ser juhr in Begleitung von Herrn und Frau Krupp von Bohlen und Haldach zur Bescht gung der Gußstohljabrik. Hier wurden in. Haupt=Verwaltungs= gebäude an der Hand von Karten und Plänen zu
abstellen lassen und wir können uns dann die Stelle des Films anschauen.“
Er gab die nötigen Anweisungen.
„Nun. Herr Justizrat, er war doch auf der Frühjahrsparade, das ist das Alibi!“ „Ja, lieber Doktor, wenn es mit der Zeit stimmt!“
„Das werden wir sehen. Richt wahr, Ztäulein, Mand, das war doch Ihr Herr Bruder?"
„Ohne jeden Zweifel, sogar eine sehr gute Aufnahme, ach, ich freue mich so!“
„Nicht zu früh freuen! Lassen Sie uns erst einmal den Film an'ehest.“