47. Jahrgang

Sreitag den 31. Mai

Erscheint täal. nachmittags. Preis monatlich.20 Mart frei in das Haus. Post: 14 Pig. Zustellgebühr. 31d Boten und Agenten in 486 Orten.

Verantworti, für den redaktionellen Teit Andreas Müller, für den Reklame­und Anzeigenteil Johannes Tinner. sämtlich in Vonn.

Geschastsstelle: Bonn, Sürft Nr. 1

Postscheck=Konto Köln unter Nr. 1953 Verleger: C. Hauptmann. Vonn

Bonner Dolks=Jeitung Bonner Stadt=Anzeiger

Freitag=Ausgabe

Fernsprecher Nr. 58 u. Nr

Drahtadresse: Reichs=Zeitung Vonn Druck. P. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn

Nr. 150 1918

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93 breit, das mmn 15 Pfe., örtliche G. usts=Anzeigen 8 Pfg. das mm. Re­klamen 73 um breit das um 40 Pfg. Stellengesuche 15 Pfg. das einfache Wort bei ömaliger Aufnahme. Zahldar sofort. Bei gerichtlichem Verfahren und drei­monatigem Zahlungsrückstand fällt be­wlälgter Robett fert.

Zür unverlangt eingegengens Monaltriete übernehmen wir keine Gewähr.

Die Metallbeschlag­

nahmung.

Von C. Hauptmann. i der Beschlagnahmung von Kupfer, ess.,.., hatte derTag eingewandt, daß an zuerst alle anderen Quellen der Metallver­irgung hätte ausschöpfen sollen, ehe man zu den letzt angeordneten Maßregeln geschritten wäre. Ein ertreter der Regierung gab die Richtigkeit dieser nsicht zu, indem er jedoch hinzufügte, man könne sicht allen Ansichten und Wünschen gerecht werden. derTag qualifiziert diese Ansicht des Regie­ungsvertreters alsbanale Redensarten, da man ie wirtschaftlich Starken, insbesondere die Kriegs­ewinner schone, während die Schwächsten und Not­idenden herangeholt würden:

An den Starken soll der Kelch einstweilen noch sorbeigehen. Es ist nämlich ein schwerer Irrtum,

glaub n, daß es sich lediglich um Türklinken und fensterriegel handelt, die in erster Linie die Haus­esitzer angehen. Gerade der Mittelstand, die La­eninhäber und Handwerker werden gleichfalls aufs

hwerst: geschädigt. Alle Aushängeschilder und Pahrzeichen der Handwerker und Geschäfte, alle segenstände der Schaufensterdekoration und Ge­häftsausstattung, Gastwirtschaftseinrichtungen, sarderobenhaken, Kerzenleuchter, Reklamegegen­ände, Kannen aller Art usw. usw. fallen der Ent­gnung anheim, und zwar ohne Ersatzleistung in satura, sondern gegen eine geldliche Entschädigung, le in gar keinem Verhältnis zum ursprünglichen nschaffungswert, geschweige denn zu den Kosten es nötigen Ersatzes steht.

Patriotismus ist ja ein guter Stimulus, aber ur wo es sich um freiwillige Leistungen oder penden handelt. In dem Augenblick, wo neben em Appell an die Opferwilligkeit der Schutzmann Ind die Strafparagraphen gesetzt werden, darf man ich nicht mehr auf den Patriotismus verlassen, Indern muß als Korrelat andere Mittel finden, in die Opferwilligkeitanzureizen. Wenn der Produzent und Fabrikant das Recht uf Gewinn für seine dem Staat geleistete Arbeit gt, so sollte man doch nicht dem wirtschaftlich hwächsten Teil der Bevölkerung, dem Mittelstand, nen Teil seines Besitzes einfach gegen eine so ge­inge Entschädigung enteignen, daß er finanziell hwere Einbuße erleidet. Seitens der Regierung sird darauf hingewiesen, die Preise seien von den achverständigen der Kriegsmetall=Gesellschaft fest­esetzt worden. Die Gesellschaft sei eine gemein­sützige, die keine eigenen Geschäfte, daher auch keine bewinne mache. Das mag richtig sein, aber ebenso sichtig ist es, daß gerade unter den Mitgliedern der Kriegsmetall=Gesellschaften Vertreter jener Firmen itzen, die bei demMilliardensegen am meisten herdient haben, denen es trotz ihrem Reichtum nicht sing:fallen ist, umsonst oder gar mit Verkust zu rbeiten, was auch niemand von ihnen verlangen #arf. AberWas du nicht willst, daß man dir ... diese biblische Mahnung haben die preis­estimmenden Herren ganz außer acht gelassen.

So sehen wir auf der einen Seite, daß bei lufträgen der Regierung ungezählte Millionen erdient und nach Abzug von reichlichen Abschrei­ungen, Verwaltungsratstantiemen usw. ins Unge­sessene gewachsene Dividenden verteilt werden, nd auf der anderen Seite wird dem Steuerzahler nfach gesagt, du hast das abzuliefern, bekommst afür soundsoviel und damit basta. Die Vor­hriften enthalten zwar einen Paragraphen, wo­ach Besitzer enteign ter Gegenstände, die mit dem ebernahmepreis nicht einverstanden sind, dies er­lären dürfen. Das klingt entgegenkommend, in Pirklichkeit wird sich aber damit nicht viel er­eichen lassen, denn man verlangt eine schriftliche beschreibung der Gegenstände, deren Uebernahme­keis beanstandet wird.Die Beschreibung muß em Reichsschiedsgericht für Kriegswirtschaft die Vertbestimmung jener Gegenstände ermöglichen. Per von den vielen Tausenden von Bürgern ist un wirklich in der Lage, eine solche schriftliche Be­hreibung enteigneter Gegenstände einzureichen? In hundert Fällen werden voraussichtlich 99 dahin ntschieden werden, daß die Beschreibung nicht aus. ereicht hat, um das Reichsschiedsgericht für Kriegs. sirtschaft zu einer Aenderung des Preises zu ver­mnlassen. Dazu kommt, daß durch die Inanspruch­ahme des Reichsschiedsgerichts die Enteignung in einer Weise beeinflußt wird. Nun wird ver­prochen, daß der Ersatz, wenn er von der Heeres­erwaltung geliefert wird, nicht mehr kosten soll,

Is für weggenommene Metallstücke bezahlt wurde. Uer vergütet aber dem Bürger die Kosten, die ihm achher durch die Wiederherstellung in den früheren stand verursacht werden? Und mehr noch. In in Ausführungsbestimmungen wird ausdrücklich

Die Verhaftung des Herrn Lassel.

64 Berliner Roman von Friedrich Hey.

Nachdruck verboten.

Reizend, wirklich reizend war die Unterhaltung. der junge Mann verstand es, ebenso charmant wie hteressant zu plaudern. Er war von ausgesuchter rtigkeit in der Form und dabei drollig und witzig. hatte einen vortrefflichen Humor, eine pikante­ronie und wußte die lustigsten Schnurren. Und sprachen sie fast eine Stunde lang zusammen, leich als wenn sie wer weiß wie lange schon die esten Freunde wären.

Melittachen hätte gar zu gerne gewußt, was er on Beruf aus wäre. Seinen höflichen und artigen Umgangsformen nach mußte er Beamter sein und a unter diesen die wohlerzogensten und nettesten ie Juristen sind, Jurist. Aber dagegen sprach ine gewisse leichte Beweglichkeit. Reserendare, samentlich preußische, sind förmlicher, steiser, tra­en nicht so flattrige Krawatten. Es war ein kischer, genialer Zug um ihn, der in Gerichts= oder Verwaltungsstuben unmöglich war.

Sie dachte, wenn si: ein bißchen unbefangen von sch erzählte, würde wohl auch er herausrücken. Des­begen und auch aus anderen Gründen offenbarte

gesagt, nur für Klinken und Fensterriegel wird Er­

satz geliefert. Für alles andere ist kurzerhand jed­weder Ersatz abgelehnt worden mit Ausnahne natürlich der lächerlich geringen Geldentschädigung.

Auch was denAusbau" betrifft, so sind aller­hand Bestimmungen erlassen worden, die in der Theorie sehr harmlos klingen, in der Praxis aber infolge Mangels an Arbeitskräften und der hohen Arbeitslöhne dem Besitzer der enteigneten Gegen­stände nur Kosten und Mühe verursachen. Verlangt man jetzt doch sogar, daß der Besitzer der zu ent­eignenden Gegenstände die nicht aus dem beschlag­nahmten Metall bestehenden Teile, Beschläge usw. vor der Ablieferung entfernt, damit sie nicht bei der Abnahme ins Gewicht fallen und mitbezahlt werden müssen. Geradezu naiv ist der§ 12 aber, der von der freiwilligen Ablieferung von Gegen­ständen spricht, die dann gleichfalls nach dem Me­tallgewicht bezahlt werden. Glaubt man wirklich, daß man Jardinieren, Lampen, Likörservice, Noten­ständer, Nippessachen, Pokale, daß man die frei­willig zum Metallgewicht hergeben wird, nachdem man noch vorher alle seine Nicht=Metallbestandteile sorgfältig losgelöst hat? Ist es nicht eine vollstän­dige Verkennung der Volkspsyche, so etwas zu er­warten? Dieselben Fehler sind ja auch bei der Kleiderenteignung und bei der freiwilligen Gold­ablieferung gemacht worden. Man hat viel zu niedrig bezahlt, und den opferwilligen Sinn viel zu hoch eingeschätzt, statt es umgekehrt zu machen. Dann wäre der Erfolg besser gewesen.

Wenn die Bevölkerung steht, daß man sie nicht übervorteilen will, so wird sie alles nur irgendwie Entbehrliche gern und schnell hergeben, um die Ausbeute an Gold, Kleidern oder Metallen so groß wie möglich zu machen. Nur darf es nicht den Anschein haben, als ob man die Ausbeute auf dem Wege der Ausbeutung erreichen will. In dieser Zeit der Herabsetzung der Mehl= und Fleisch­rationen, der Milcheinschränkung, der Kleiderabgabe und notwendiger, aber darum nicht minder drücken­der anderer Bestimmungen sollte man alles vermei­den, was der sozialen Gerechtigkeit zuwiderläuft. Andernfalls arbeitet man jenen Elementen in die Hände. in deren Bekämpfung Regierung und Volk zusammengehen sollten.

Nun hielt der Bund des Berliner Grundbesitzer­Vereins eine Mitglieder=Versammlung ab, in welcher der Vorsitzende erklärte, daß die Metall­beschlagnahmung in der von der Regierung in die Wege geleiteten Form nicht aufrechterhalten wer­den könne, weil dadurch durchschnittlich mindestens 1500 bis 2000 Mark Schaden auf jeder Haus der Großstadt entfallen würde, was der Redner an Hand einer eingehenden Berechnung nachwies. Die von der Regierung gebotene Entschädigung von 6 Mark pro Kilo reiche bei weitem nicht einmal zur Dek­kung der Gestehungskosten aus; es würden durch­schnittlich für je fünf Türdrücker, die einschließlich Montagekosten 20 bis 25 Mark kosteten, und die ein Gewicht von etwa ein Kilogramm haben, ein reiner Schaden von 14 bis 19 Mark entstehen. Des­halb sei eine mindestens dem Selbstkostenpreise entsprechende Entschädigung unbedingt notwendig. da andernfalls die Vereinigung die 18000 Mit glieder des Bundes veranlassen würde, geschlossen den gebotenen Preis abzulehnen, und in jedem Einzelfalle das Eingreisen des Reichs=Schieds­gerichts zu verlangen. Eine entsprechende Eingabe an den Bundesrat werde demnächst abgesandt werden.

Bei den harten Opfern, die unser Volk bringt, bei seiner Opferwilligkeit, die sich bei jeder Ge­legenheit auf das glänzendste zeigt, ist es geradezu unverständlich, daß es in einer Weise behandelt wird, die jede Opferfreudigkeit vernichten muß.

Ueberall sieht man die Plakate der Ludendorff­Spende, dieselbe dürfte wenig ergiebig ausfallen. wenn von anderer Seite Beschlagnahmungen ins Werk gesetzt werden, als ob Deutschland ein er­obertes Gebiet sei, auf dessen Gefühle man keine Rücksicht zu nehmen nötig hat.

Amtl. österreichisch=ungar. Bericht.

WTB. Wien 28. Mai. Amtlich wird verlautbart: Die Kampftätigkeit im Tonaleabschnitt slaute gestern ab. Versuche der Italiener, weiter vorzu­dringen. sind vereitelt. Ein Teil unseres am Pre­enagletscher eingebauten Materials fiel in Fein­deshand. Durch heftiges Artillerie= und Minenseuer unterstützte starke Erkundungsvorstöße südlich von Capo Sile brachten die Italiener in den Besitz eines unwesentlichen Teiles der vordersten Linien.

Eln Telegramm des Kaisers.

WIB Berlin 23. Mai. Der Kaiser hat vom Schlachtfelde südlich von Laon folgender Telegralem an die Kaiserin gerichtet:

sie, daß sie mit ihren Eltern reise, und daß Papa Cy eimek Rat in einem Ministerium sei.

Ach, das habe ich mir gleich gedacht!

Wiefe?

Um Verzeihung, ich meinte meinte es etwas anders. Ich wollte sagen, daß ich sofort aus Ihrem Auftreten auf eine Dame aus der Gesellschaft

schloß.

Wie das wohltat! Sie sah ihn innig dankbar an.Aber mein Gott! In diesem schrecklichen An­zuge?Oh, ich hasse dieser Touristenkostüm es ist so unvorteilhaft so wenig persönlich... Aber natürlich, wenn man in die Berge reisen muß ist es notwendig ist es freilich das Praktischste.

eisen und?

Ja, muß! Mein Vater wollte auf einmal in die Alpen. Wir aber mochten so gerne alle an die See! Und denken Sie: Papa war schon oben ge­wesen, um Wohnung zu mieten.

Sie mußte ihrem Herzen Luft machen, es ging nicht anders.

Darf man indtskret fragen, warum es Ihrem Herrn Vater dort nicht gefallen hat?

Ja, wenn ich das wüßte!

Wohin gedachten Sie denn zu gehen?

Nach Bansin!"

Bansin? Sich do! So, so, Bansin! Zu Ihrer

Ihrer Majestät der Kaiserin. Neues Palais,

Wildpark. Wilhelm hat heute Engländer und Fran­zosen auf dem Chemin=des=Dames angegriffen. Die stark ausgebaute Höhenstellung ist nach gewaltigem Artilleriefeuer von unster herrlichen Insanterie er­stürmt worden. Wir haben die Aiene überschritten, und nähern uns der Vesle. Fritz mit der ersten Gardeinfanteriedivision hat als einer der ersten die Aisne erreicht. Auch die 28. Division hat sich wie­derum ausgezeichnet. Der Engländer wie der Fran­zose sind vollständig überrascht worden. Unsre Ver­luste sind gering. Morgen geht es weiter! Gott hat uns einen schönen Sieg beschert, er wird uns weiter helfen. Grüße. Wilhelm.

Die neue Schlacht im Westen.

Die am 27. Mai begonnene Schlacht hat in we­nigen Stunden zu gewaltigen Erfolgen geführt. Aufs neue haben die Franzosen und mit ihnen englische Divisionen bereits am ersten Sturmtage eine schwere Niederlage erlitten. Die feindliche Berichterstattung wird, wie bisher, auch hier ver­suchen, den großen deutschen Erfolg herabzumindern und bald die volle Bedeutungslosigkeit der wich. tigen verlorenen Höhenstellung feststellen. Welche außerordentliche Wichtigkeit jedoch die Franzosen im Jahre 1917 dieser Stellung beimaßen, beweisen die französischen Funksprüche, in denen die Fran­zosen ihren Erfolg aller Welt verkündeten. Der Eiffelturmbericht spricht am 24. Oktoder 1917 von einem äußerst glänzenden Siege und der Eroberung der gewaltigen deutschen Befestigungen. Er rühmt die Tiefe des Vorstoßes von Kilometer; dies­mal erreichte der deutsche Vorstoß am 27. Mai 1918 bereits bis zum Abend des ersten Tages eine Tiefe von weit über 12 Kilometer. Der Lyoner Funk­spruch spricht am 28. Oktober 1917 von einer ge­waltigen Niederlage, die die kaiferlichen Elite­truppen am Chemin=des=Dames erlitten hätten. Am 29. Oktober ergeht er sich in einer langen Schilderung der besetzten Stellung, die von größter Wichtigkeit sei, da der Chemin=des=Dames das sumpfige Ailettetal beherrsche und die Franzosen über die Straße Laon bis in das Gebirge von Laon blicken könnten. Damals schrieb die Westminster Gazette: Der französische Sieg bedeutet für die Deutschen eine Niederlage von allrgrößter Schwere Die deutsche Kraft ist zerschmettert worden. Von allen Seiten wurden Glückwunschtelegramme an den Präsidenten der französischen Republik gesandt und mehrere Generale zu Groß=Offizieren der Ehrenlegion ernannt. Man darf nunmehr mit Recht gespannt sein, mit welchen Mitteln die Fran­sosen das Schwere der neuen gewaltigen Nieder­lage verheimlichen und der Welt die völlige Be­deutungslosigkeit des deutschen Sieges beweisen werden.

Cerny, Courtecon und die Bovelle=Hochflächen. die berühmten Mittelglieder des gewaltigen natür­lichen Festungswalles des Damenweges, wurden von unserer Insanterie in einem einzigen Anlauf rotz zäher Gegenwehr überrannt. Um diese Lei­stung voll zu würdigen, muß man sich der zahllosen. mmer wieder mit tagelanger überwältigender Ar­tillerievorbereitung unternommenen erbitterten Massenangriffe erinnern, welche die Franzosen vom April 1917 bis in den Juni hinein unternahmen, ohne daß es ihnen gelang. den zähen Verteidiger vom Nordhang des Chemin=des=Dames=Rückens iinabzuwerfen. Sie trotzten jedem Ansturm, wie­wohl es der Franzose vermochte, sich hier zeitweise auf dem Höhenkamm des Damenweges festzusetzen und sich damit die günstigsten Vorbedingungen zur Durchführung seines Angriffs zu sichern. Jetzt ist der Franzose auch hier in sorgfältig vorbereiteten örtlichen Gegenangriffen von der Höhenkammlinie wieder hinabgesegt. Höherem Befehl gehorsam. räumten Ende Oktober unbesiegt die Verteidiger von Cerny, Courtecon, der Bovelle=Hochfläche und von Ailles die berühmt gewordenen Kampfstätten. um welche der Franzose monatelang unter höchster Aufwendung von Zähigkeit und Menscheneinsatz rang. Sie wurden jetzt in wenigen Stunden wie­dererobert und überschritten. Die Angreifer muß­ten den über einen Kilometer langen Anlauf über die Ailette überwinden, ihre sumpfige, teilweise nan undurchdringlichem, dichtem. stachelreichem Buschwerk gesperrte Niederung war zu durchaueren, ehe sie dann den jäh im steilsten Winkel aufsteigen­den Norohang des Damenwegrückens erreichten Dieser mußte kletternd überwunden werden, erst dann konnte man dem wohlverschanzten Gegner ins Auge sehen. Dennoch gelang, dank der Ueber­raschung und dem Schwung der Truppe, die Er­stürmung im ersten Anlauf mit erstaunlich gerin­gen Verlusten. Die in diesen Stellungen gefangen genommenen Franzosen und Bretonen, Angehörige

Beruhigung, mein gnädiges Fräulein, es ist ein schreckliches Nest. Seien Sie froh.

Bansin schrecklich? Sie kennen es?"

O sa. Ich war voriges Jahr nein vor zwei Jahren dort. Es ist langweilig, wie alle Seebäder.

Oh langweilig! Kennen Sie denn die See? Einigermaßen. Ich bin lange darauf gewesen. lebe viel an der Wasserkante, aus Verufsrück­sichten.

Ach! dachte sie: Marineingenieur ist er Glauben Sie mir, mein gnädiges Fräulein, das Gebirze ist schöner viel interessanter. viel wechsel­reicher. Und was Ihr Bergsteigekostülm anbelangt, so seien Sie ganz beruhigt! Es kommt darauf on wer es trägt und wie er gemacht ist. Es kann fabel­haft schick werden Uufre bayerischen Prinzessinnen tragen in Tegernsee das nämliche wie Ste.

Unfre bayerischen Prinzessinnen?! Der junge Mann wurde immer interessanter.

Enädiges Fräulein fahren gewiß das erstemal in die Alpen?

Wir waren schon dort. Oh, dann haben Sie wohl nicht die rechten Orte besucht oder es mit dem Wetter schlecht getroffen. Darf man fragen, wohin die Herrschaften jetzt zu

der berühmten französischen Hauptdivision, zuckten,

als sie gefragt wurden, wieso sie in solcher Stellung so schnell und so restlos überwältigt werden konn­ten, nur resigniert die Achsel und ließen die Köpfe hängen, wiewohl sie sich tapfer geschlagen hatten.

Der deutsche Angriff ist in dauerndem Fort­schreiten. Am ersten Sturmtage war bereits 10 Uhr vormittags der Aisne=Kanal an zwei Stellen über­schritten, nachdem die gewaltigen Bergstellungen und Befestigungen der Franzosen in kürzester Zeit in glänzendstem Sturmlaufe genommen waren. Der Feind war in keiner Weise auf den Angriff vorbe­reitet. Die erst kürzlich hier eingesetzten englischen Divisionen waren völlig überrascht. Die Franzosen hatten nur örtliche Angriffe erwartet. Bereits sind von sechs Divisionen Gefangene eingebracht, dar­unter zahlreiche Engländer der 50. und 6. englischen Division. Nachdem die Stelle am Winterberg schon um 4 Uhr 13 Min. in deutsche Hand gefallen war, wurde der Chemin=des=Dames vom Westen her flankiert. Um 11 Uhr 20 Min. vormittags waren deutsche Sturmtruppen bereits im Besitze der Linie BauxaillonHameretserme, Höhe 151 nördlich SoupierNordrand, MoussyPaissoBassogne Eraonelle. Um 11 Uhr 20 Min. vormittags waren der Kugelberg und der Villerberg erstürmt. Wie­derum wurde mit erstaunlicher Schnelligkeit Ar­tillerie nachgezogen und sofort in Stellung gebracht. Bei Cerny war die Straße durch Erdrutsch gesperrt. jedoch nach einer Stunde wieder freigemacht. Die von den Divisionen gemeldeten Gefangenenzahlen wachsen beständig. Schon sind in großer Zahl er­beutete Geschütze gemeldet. Die eigenen Verluste sind gering. Die feindliche Artillerie antwortete stellenweise nach dem deutschen Wirkungsschießen nicht mehr. Das Wetter an der Kampffront ist im Gegensatz zu den Vortagen sonnig und schön.

***

Aus den bis jetzt vorliegenden neutralen Ur­teilen ist bemerkenowert, was Oberst Egli in den Basler Nachrichten unter anderem sagt:

Für einen Angriff schien der von den Deutschen gewählte Abschnitt sehr ungünstig zu sein. Sie standen in einem ziemlich engen, von Westen her flankierten Tale, 70 bis 80 Meter über dem Mee­resspiegel und hatten vor sich Steilhänge, die den Talboden um mehr als 100 Meter überhöhten. Die Franzosen hatten die im Herbst 1917 gewonnenen Höhen sicher gut befestigt. Dahinter lagen die Stellungen, um die seit dem Jahre 1914 so oft ge­kämpft worden war. Trotzdem gelang es den Deut­schen im ersten Anlauf, nicht nur die Höhen zu ge­winnen, sondern auch noch die rückwärtigen Linien zu überrennen. Selbst wenn man einen guten Tei! des Erfolges der Ueberraschung zuschreibt, so darf darin doch nicht der Hauptgrund des neuen deut­schen Sieges gesucht werden. Denn die Pariser Depesche vom 27. Mai, 11 Uhr abende, gesteht aus­drücklich zu, daß die französischen und englischen Truppen nach der Tiefe gestaffelt seien. Das Ein­greifen ihrer Reserven war demnach nicht im­stande, den Schwung des deutschen Angriffs zu bre­chen, bevor er die Höhen des Chemin=des=Dames überwunden, auf breiter Front das Nordufer der Wiene erreicht und sogar die Aisne überschritten hatte.

Die Annexionspolitik Poincares.

Der aus Frankreich ausgewiesene Berichterstatter des Manchester Guardian versieht sein Blatt jetzt daheim mit allerlei interessanten Aufklärungen, die er von Paris aus nicht hätte geben dürfen. Der Temps hat, bemerkt der Berichterstatter, zu­gegeben, daß Präsident Poincare in seiner Ant­wort an den Kaiser Karl tatsächlich die Greuze von 1814 und Bürgschaften für das linke Rheiuufer verlangte, und Balfour hat dies, wenn man seine Worte genau liest, auch gar nicht bestritten. Frank­reich hat seit Januar 1913 tatsächlich zwei Minister für die äußere Politik: den amtlichen Minister und den Präsidenten Poincare. Die Annexions­politik, die Balfour zurückgewiesen hat, ist immer die festgelegte Politik Poincares gewesen. Er war es, der durch Doumergue den Vertrag mit Rußland abschloß, in den sich Briand leider fügte; er war es, der bei der ersten Gelegenheit auf den Be­dingungen jenes eBrtrages bestand. Er hält auch jetzt noch in seiner Presse die Frage offen, um sie bei günstiger Gelezenheit sofort wieder hervorholen zu können.

Die Beschleßung von Paris.

Dem Berliner Tageblatt wird berichtet, das Ge­schütz, aus dem die Fernbeschießung von Paris er­folge, sei jetzt näher an die französische Hauptstadt gerück

Es stellen Matin und andere Blätter Treffer an den Unterrichtsanstalten der Sorbonne fest.

gehen gedenken? Aber natürlich doch zuerst nach München? Natürlich

Nein. Papa will sich dort gar nicht aushalten.

So? Sehr gut, sogleich in die köstliche Alpen­luft! Ist auch das einzig Richtige. Natürlich gleich nach Innsbruck

Rein. Kuffstein.

Kuffstein? Und dann gewiß die Siselebahn hinab bis Innsbruck?

Ich weiß es nicht, ich habe mir die Orte nicht gemert!

Ach, das bedauere ich sehr. Vielleicht besinnen sich gnädiges Fräulein. Ich kenne mich sehr gut aus da unten. Ich wohne in München. Und wenn ich Ihnen besonders schöne Partien empfehlen darf gern!

Ab Halle beginnt das Diner, wünschen die Herrschaften teilzunehmen? rief der Speisewagen­kellner. Hartigs wachten auf.

Kommen Sie mit Ihren Eltern zum Mittag­esen?

Ich weiß nicht, sagte Melitta etwas kleinlaut.

Nun, ich hoffe, auf Wiedersehen! Und mit einer artigen Verbeugung verabschiedete sich der junge Mann und trat seinen Rückzug durch die Wagengänge an.

Unruhen in Rußland.

Paariser Blätetr melden aus Steckholm: Aus Ni­kolajew werden schwere Unruhen gemeldet. Die Volkskommissare der Republik des Don und der Republik vom Taurus sind angeblich erschossen wor­den.

Das Exchange=Bureau berichtet aus Moskan: In verschiedenen Städten der Provinz kam es am Don­nerstag zu ernsten Unruhen infolge der Nahrungs­mittelnot. In Rischni=Nowgorod faßten 10.000 Ar­beiter eine Entschließung die sich gegen die Sow­jetregierung richtet. Sie fordern eine sofortige Ein­berufung der Konstituante und drohen mit Streik.

Die Deutschenketze in Amerika.

Bisher ist es weder der Hetze Roosevelts noch der Predigt Wilsons gelungen, diesen Krieg in Amerika zum Volkskrieg zu machen. An wüsten Erschei­nungen fehlt es trotzdem nicht.

Wir haben früher berichtet, bemerkt die Frftr. Ztg., wie die angesehensten Führer der amerika­nischen Nation, ehemalige Minister, Häupter der Universitäten, Expräsident Taft, zu systematischer Spionenriecherei und Deutschenhetze sich organisiert haben. Herr Noosevelt hat kürzlich imKansas City Star erklärt, daß in den Vereinigten Staa­ten keine Leute geduldet werden dürften, die halb deutsch und halb amerikanisch seien. Man müsse verlangen, daß jeder amerikanische Bürger 100 Pro­zent Amerikaner sei. Nur eine Sprache dürfe ge­sprochen werden, nämlich die englische, die die Sprache des nordamerikanischen Volkes sei. Zei­tungen in anderen Sprachen müßten verboten wer­den. Jeder Einwanderer, der innerhalb fünf Jah­ren nicht die englische Sprache beherrsche, solle aus­gewiesen werden usw. Welche Wirkung solche Worte des Expräsidenten, die ja nur ein Beispiel aus der Fülle ähnlicher Artikel sind, auf den ungebildeten nordamerikanischen Mob ausüben müssen, liegt auf der Hand.

Auch durch falsche und sensationelle Berichte ist das Volk in vielen Gegenden in eine hochgradige Nervosität versetzt worden, die sich im Ausüben der Lynchjustiz Luft zu machen sucht. Das Lynchen, wenn es auch nicht immer zur Ermordung des Opfers führt, scheint zu einer Epidemie auszuarten. Die New York Times vom 14. April gibt hinter­einander elf Tagesmeldungen aus den Weststaaten aus, in denen mitgeteilt wird, daß Ameritaner oft aus lächerlich geringfügigen Ursachen in den Ruf der Deutschfreundlichkeit geraten waren und gelyucht wurden. Priester, Lehrer, Arbeiter und Frauen sielen dem finnlosen Haß der Bevölkerung zum Opfer und wurden mit Teer oder gelber Farbe be­strichen. Jede Aeußerung eines Wunsches nach Frieden wird alsdeutsche Propaganda verfolgt. Ganz objektive Urteile wie z. B. eine Aeußerung, daß die deutschen Soldaten doch ganz tüchtig seien, bewirken, daß der, der sie sagt, alsdeutscher Agent und alsHelfer des Kaisers" verschrien und ver­folgt wird. Zu besonders zahlreichen Ausschrei­tungen scheint es in Illinois gekommen zu sein, von wo kürzlich der Lynchmord an dem Bergmann Prager gemeldet wurde. Es hieß dann, der Gou­verneur des Staates habe das gesamte Militär aufgeboten. Unsere im Anschluß an diese Nachricht ausgesprochene Vermutung, daß dieses Staatsauf­gebot wohl nicht bloß zur Niederhaltung, sondern auch zur Unterstützung des Mob in der Verfolgung von Pazifisten und anderen Gegnern der offiziellen Politik bestimmt sei, findet sich in den neu einge­troffenen amerikanischen Blättern leider bestätigt.

Die Einwirkung der Verfolgungen, denen die DeutschAmerikaner durch die Behörden und den Mob ausgesetzt sind, machen sich leider auch bemerk­bar. Die Zeitungen wimmeln von Briefen, in denen amerikanische Bürger deutschen Namens ihre Loyalität beteuern. Besonders scheinen sich Leute in angesehenen Stellungen zu einem solchen Schritt genötigt zu sehen. Die Associated Preß meldet einen solchen Fall aus Boston, Massachusetts, vom 27. April. Achtzehn in Deutschland geborene Uni­versitätsprofessoren erließen an diesem Tage einen Aufruf, in dem sie sich an alle amerikanischen Bür­ger deutscher Abstammung wendeten. Folgende Sätze sind dem Aufruf entnommen:

Wir sehen mit Abscheu und verurteilen ohne Zu­rückhaltung die Rolle, welche die Kaiserlich demsche Regierung auf sich genommen hat, indem De den gegenwärtigen Weltkonflikt provozierte oder er­laubte. Wir verwerfen und verleugnen die Doktrin, welche die internationale Sicherheit und den zu­künftigen Frieden zerstört, daß internationale Ver­träge beiseite gestellt werden, sobald es im Interesse irgend einer Nation liegt, dies zu tun. Und wir verurteilen uneingeschränkt als unwert der deutschen Nation. die verschiedenen Akte der Gewalt in Ver­nachlässigung solcher Verträge!

Papachen", flüsterte Melitta,wir könnten doch mal im Speisewagen essen.

Wo denkst du hin! Bei dieser Hitze, in solchem Sedränge! Auf der Rückfahrt, liebes Kind! Uebrigens sind wir ja hinreichend versehen.

Und er hob den Rucksack herunter und packto aus. Das Aus=der=Tüte=Futtern war Melitta noch nie so schrecklich vorgekommen wie heute.

Hinten im Speisewagen aber saß der reizende junge Mann beim Diner und tuschelte mit seinem Gegenüber. Und beide spannen weiter an einem ruchlosen Plane.

Jena kam, Sang und Klang und fröhlicher Spektakel auf dem Bahnhof. Studenten in bunten Mützen mit Biergläsern in der Hand sangen ein Hoch! Hoch! Hoch! Sie gaben abreisenden Kom­militonen das Geleite. Melitta schaute zum Fensten hinaus und erhielt eine Menge Kußhändchen. Das war nett. Die drei Skatbrüder waren ausgestiegen. Auf ihre Plätze ließen sich die angesungenen Kommilitonen nieder. Auch nett, nicht? Aber nein, denn sie waren in bedenklichem Zustande. Als der Zug wieder ins Sausen und Schwanken kam, sah Vater Hartig mit sorgenvoller Miene die An­zeichen von Seekrankheit aufsteigen. Einer ver­schwand baldigst und kam nicht wieder zum Vor­schein. In Saalfeld verließen sie den Zug.

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