47. Jahrgang
Sreitag den 31. Mai
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Geschastsstelle: Bonn, Sürft Nr. 1
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Bonner Dolks=Jeitung— Bonner Stadt=Anzeiger
Freitag=Ausgabe
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Drahtadresse: Reichs=Zeitung Vonn Druck. P. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn
Nr. 150— 1918
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Die Metallbeschlag
nahmung.
Von C. Hauptmann. i der Beschlagnahmung von Kupfer, ess.,.., hatte der„Tag“ eingewandt, daß an zuerst alle anderen Quellen der Metallverirgung hätte ausschöpfen sollen, ehe man zu den letzt angeordneten Maßregeln geschritten wäre. Ein ertreter der Regierung gab die Richtigkeit dieser nsicht zu, indem er jedoch hinzufügte, man könne sicht allen Ansichten und Wünschen gerecht werden. der„Tag“ qualifiziert diese Ansicht des Regieungsvertreters als„banale Redensarten“, da man ie wirtschaftlich Starken, insbesondere die Kriegsewinner schone, während die Schwächsten und Notidenden herangeholt würden:
„An den Starken“ soll der Kelch einstweilen noch sorbeigehen. Es ist nämlich ein schwerer Irrtum,
glaub n, daß es sich lediglich um Türklinken und fensterriegel handelt, die in erster Linie die Hausesitzer angehen. Gerade der Mittelstand, die Laeninhäber und Handwerker werden gleichfalls aufs
hwerst: geschädigt. Alle Aushängeschilder und Pahrzeichen der Handwerker und Geschäfte, alle segenstände der Schaufensterdekoration und Gehäftsausstattung, Gastwirtschaftseinrichtungen, sarderobenhaken, Kerzenleuchter, Reklamegegenände, Kannen aller Art usw. usw. fallen der Entgnung anheim, und zwar ohne Ersatzleistung in satura, sondern gegen eine geldliche Entschädigung, le in gar keinem Verhältnis zum ursprünglichen nschaffungswert, geschweige denn zu den Kosten es nötigen Ersatzes steht.
Patriotismus ist ja ein guter Stimulus, aber ur wo es sich um freiwillige Leistungen oder penden handelt. In dem Augenblick, wo neben em Appell an die Opferwilligkeit der Schutzmann Ind die Strafparagraphen gesetzt werden, darf man ich nicht mehr auf den Patriotismus verlassen, Indern muß als Korrelat andere Mittel finden, in die Opferwilligkeit„anzureizen“. Wenn der Produzent und Fabrikant das Recht uf Gewinn für seine dem Staat geleistete Arbeit gt, so sollte man doch nicht dem wirtschaftlich hwächsten Teil der Bevölkerung, dem Mittelstand, nen Teil seines Besitzes einfach gegen eine so geinge Entschädigung enteignen, daß er finanziell hwere Einbuße erleidet. Seitens der Regierung sird darauf hingewiesen, die Preise seien von den achverständigen der Kriegsmetall=Gesellschaft festesetzt worden. Die Gesellschaft sei eine gemeinsützige, die keine eigenen Geschäfte, daher auch keine bewinne mache. Das mag richtig sein, aber ebenso sichtig ist es, daß gerade unter den Mitgliedern der Kriegsmetall=Gesellschaften Vertreter jener Firmen itzen, die bei dem„Milliardensegen“ am meisten herdient haben, denen es trotz ihrem Reichtum nicht sing:fallen ist, umsonst oder gar mit Verkust zu rbeiten, was auch niemand von ihnen verlangen #arf. Aber„Was du nicht willst, daß man dir “... diese biblische Mahnung haben die preisestimmenden Herren ganz außer acht gelassen.
So sehen wir auf der einen Seite, daß bei lufträgen der Regierung ungezählte Millionen erdient und nach Abzug von reichlichen Abschreiungen, Verwaltungsratstantiemen usw. ins Ungesessene gewachsene Dividenden verteilt werden, nd auf der anderen Seite wird dem Steuerzahler nfach gesagt, du hast das abzuliefern, bekommst afür soundsoviel und damit basta. Die Vorhriften enthalten zwar einen Paragraphen, woach Besitzer enteign ter Gegenstände, die mit dem ebernahmepreis nicht einverstanden sind, dies erlären dürfen. Das klingt entgegenkommend, in Pirklichkeit wird sich aber damit nicht viel ereichen lassen, denn man verlangt eine schriftliche beschreibung der Gegenstände, deren Uebernahmekeis beanstandet wird.„Die Beschreibung muß em Reichsschiedsgericht für Kriegswirtschaft die Vertbestimmung jener Gegenstände ermöglichen.“ Per von den vielen Tausenden von Bürgern ist un wirklich in der Lage, eine solche schriftliche Behreibung enteigneter Gegenstände einzureichen? In hundert Fällen werden voraussichtlich 99 dahin ntschieden werden, daß die Beschreibung nicht aus. ereicht hat, um das Reichsschiedsgericht für Kriegs. sirtschaft zu einer Aenderung des Preises zu vermnlassen. Dazu kommt, daß durch die Inanspruchahme des Reichsschiedsgerichts die Enteignung in einer Weise beeinflußt wird. Nun wird verprochen, daß der Ersatz, wenn er von der Heereserwaltung geliefert wird, nicht mehr kosten soll,
Is für weggenommene Metallstücke bezahlt wurde. Uer vergütet aber dem Bürger die Kosten, die ihm achher durch die Wiederherstellung in den früheren stand verursacht werden? Und mehr noch. In in Ausführungsbestimmungen wird ausdrücklich
Die Verhaftung des Herrn Lassel.
64 Berliner Roman von Friedrich Hey.
Nachdruck verboten.
Reizend, wirklich reizend war die Unterhaltung. der junge Mann verstand es, ebenso charmant wie hteressant zu plaudern. Er war von ausgesuchter rtigkeit in der Form und dabei drollig und witzig. hatte einen vortrefflichen Humor, eine pikanteronie und wußte die lustigsten Schnurren. Und sprachen sie fast eine Stunde lang zusammen, leich als wenn sie wer weiß wie lange schon die esten Freunde wären.
Melittachen hätte gar zu gerne gewußt, was er on Beruf aus wäre. Seinen höflichen und artigen Umgangsformen nach mußte er Beamter sein und a unter diesen die wohlerzogensten und nettesten ie Juristen sind, Jurist. Aber dagegen sprach ine gewisse leichte Beweglichkeit. Reserendare, samentlich preußische, sind förmlicher, steiser, traen nicht so flattrige Krawatten. Es war ein kischer, genialer Zug um ihn, der in Gerichts= oder Verwaltungsstuben unmöglich war.
Sie dachte, wenn si: ein bißchen unbefangen von sch erzählte, würde wohl auch er herausrücken. Desbegen und auch aus anderen Gründen offenbarte
gesagt, nur für Klinken und Fensterriegel wird Er
satz geliefert. Für alles andere ist kurzerhand jedweder Ersatz abgelehnt worden mit Ausnahne natürlich der lächerlich geringen Geldentschädigung.
Auch was den„Ausbau" betrifft, so sind allerhand Bestimmungen erlassen worden, die in der Theorie sehr harmlos klingen, in der Praxis aber infolge Mangels an Arbeitskräften und der hohen Arbeitslöhne dem Besitzer der enteigneten Gegenstände nur Kosten und Mühe verursachen. Verlangt man jetzt doch sogar, daß der Besitzer der zu enteignenden Gegenstände die nicht aus dem beschlagnahmten Metall bestehenden Teile, Beschläge usw. vor der Ablieferung entfernt, damit sie nicht bei der Abnahme ins Gewicht fallen und mitbezahlt werden müssen. Geradezu naiv ist der§ 12 aber, der von der freiwilligen Ablieferung von Gegenständen spricht, die dann gleichfalls nach dem Metallgewicht bezahlt werden. Glaubt man wirklich, daß man Jardinieren, Lampen, Likörservice, Notenständer, Nippessachen, Pokale, daß man die freiwillig zum Metallgewicht hergeben wird, nachdem man noch vorher alle seine Nicht=Metallbestandteile sorgfältig losgelöst hat? Ist es nicht eine vollständige Verkennung der Volkspsyche, so etwas zu erwarten? Dieselben Fehler sind ja auch bei der Kleiderenteignung und bei der freiwilligen Goldablieferung gemacht worden. Man hat viel zu niedrig bezahlt, und den opferwilligen Sinn viel zu hoch eingeschätzt, statt es umgekehrt zu machen. Dann wäre der Erfolg besser gewesen.
Wenn die Bevölkerung steht, daß man sie nicht übervorteilen will, so wird sie alles nur irgendwie Entbehrliche gern und schnell hergeben, um die Ausbeute an Gold, Kleidern oder Metallen so groß wie möglich zu machen. Nur darf es nicht den Anschein haben, als ob man die Ausbeute auf dem Wege der Ausbeutung erreichen will. In dieser Zeit der Herabsetzung der Mehl= und Fleischrationen, der Milcheinschränkung, der Kleiderabgabe und notwendiger, aber darum nicht minder drückender anderer Bestimmungen sollte man alles vermeiden, was der sozialen Gerechtigkeit zuwiderläuft. Andernfalls arbeitet man jenen Elementen in die Hände. in deren Bekämpfung Regierung und Volk zusammengehen sollten.“
Nun hielt der Bund des Berliner GrundbesitzerVereins eine Mitglieder=Versammlung ab, in welcher der Vorsitzende erklärte, daß die Metallbeschlagnahmung in der von der Regierung in die Wege geleiteten Form nicht aufrechterhalten werden könne, weil dadurch durchschnittlich mindestens 1500 bis 2000 Mark Schaden auf jeder Haus der Großstadt entfallen würde, was der Redner an Hand einer eingehenden Berechnung nachwies. Die von der Regierung gebotene Entschädigung von 6 Mark pro Kilo reiche bei weitem nicht einmal zur Dekkung der Gestehungskosten aus; es würden durchschnittlich für je fünf Türdrücker, die einschließlich Montagekosten 20 bis 25 Mark kosteten, und die ein Gewicht von etwa ein Kilogramm haben, ein reiner Schaden von 14 bis 19 Mark entstehen. Deshalb sei eine mindestens dem Selbstkostenpreise entsprechende Entschädigung unbedingt notwendig. da andernfalls die Vereinigung die 18000 Mit glieder des Bundes veranlassen würde, geschlossen den gebotenen Preis abzulehnen, und in jedem Einzelfalle das Eingreisen des Reichs=Schiedsgerichts zu verlangen. Eine entsprechende Eingabe an den Bundesrat werde demnächst abgesandt werden.
Bei den harten Opfern, die unser Volk bringt, bei seiner Opferwilligkeit, die sich bei jeder Gelegenheit auf das glänzendste zeigt, ist es geradezu unverständlich, daß es in einer Weise behandelt wird, die jede Opferfreudigkeit vernichten muß.
Ueberall sieht man die Plakate der LudendorffSpende, dieselbe dürfte wenig ergiebig ausfallen. wenn von anderer Seite Beschlagnahmungen ins Werk gesetzt werden, als ob Deutschland ein erobertes Gebiet sei, auf dessen Gefühle man keine Rücksicht zu nehmen nötig hat.
Amtl. österreichisch=ungar. Bericht.
WTB. Wien 28. Mai. Amtlich wird verlautbart: Die Kampftätigkeit im Tonaleabschnitt slaute gestern ab. Versuche der Italiener, weiter vorzudringen. sind vereitelt. Ein Teil unseres am Preenagletscher eingebauten Materials fiel in Feindeshand. Durch heftiges Artillerie= und Minenseuer unterstützte starke Erkundungsvorstöße südlich von Capo Sile brachten die Italiener in den Besitz eines unwesentlichen Teiles der vordersten Linien.
Eln Telegramm des Kaisers.
WIB Berlin 23. Mai. Der Kaiser hat vom Schlachtfelde südlich von Laon folgender Telegralem an die Kaiserin gerichtet:
sie, daß sie mit ihren Eltern reise, und daß Papa Cy eimek Rat in einem Ministerium sei.
„Ach, das habe ich mir gleich gedacht!“
Wiefe?
„Um Verzeihung, ich meinte— meinte es etwas anders. Ich wollte sagen, daß ich sofort aus Ihrem Auftreten auf eine Dame aus der Gesellschaft
schloß.“
„Wie das wohltat!— Sie sah ihn innig dankbar an.„Aber mein Gott! In diesem schrecklichen Anzuge?„Oh, ich hasse dieser Touristenkostüm— es ist so unvorteilhaft— so wenig persönlich... Aber natürlich, wenn man in die Berge reisen muß— ist es notwendig— ist es freilich das Praktischste.“
eisen und?“
„Ja, muß! Mein Vater wollte auf einmal in die Alpen. Wir aber mochten so gerne alle an die See! Und denken Sie: Papa war schon oben gewesen, um Wohnung zu mieten.“
Sie mußte ihrem Herzen Luft machen, es ging nicht anders.
„Darf man indtskret fragen, warum es Ihrem Herrn Vater dort nicht gefallen hat?“
„Ja, wenn ich das wüßte!“
„Wohin gedachten Sie denn zu gehen?“
„Nach Bansin!"
„Bansin? Sich do!— So, so, Bansin! Zu Ihrer
Ihrer Majestät der Kaiserin. Neues Palais,
Wildpark. Wilhelm hat heute Engländer und Franzosen auf dem Chemin=des=Dames angegriffen. Die stark ausgebaute Höhenstellung ist nach gewaltigem Artilleriefeuer von unster herrlichen Insanterie erstürmt worden. Wir haben die Aiene überschritten, und nähern uns der Vesle. Fritz mit der ersten Gardeinfanteriedivision hat als einer der ersten die Aisne erreicht. Auch die 28. Division hat sich wiederum ausgezeichnet. Der Engländer wie der Franzose sind vollständig überrascht worden. Unsre Verluste sind gering. Morgen geht es weiter! Gott hat uns einen schönen Sieg beschert, er wird uns weiter helfen. Grüße. Wilhelm.
Die neue Schlacht im Westen.
Die am 27. Mai begonnene Schlacht hat in wenigen Stunden zu gewaltigen Erfolgen geführt. Aufs neue haben die Franzosen und mit ihnen englische Divisionen bereits am ersten Sturmtage eine schwere Niederlage erlitten. Die feindliche Berichterstattung wird, wie bisher, auch hier versuchen, den großen deutschen Erfolg herabzumindern und bald die volle Bedeutungslosigkeit der wich. tigen verlorenen Höhenstellung feststellen. Welche außerordentliche Wichtigkeit jedoch die Franzosen im Jahre 1917 dieser Stellung beimaßen, beweisen die französischen Funksprüche, in denen die Franzosen ihren Erfolg aller Welt verkündeten. Der Eiffelturmbericht spricht am 24. Oktoder 1917 von einem äußerst glänzenden Siege und der Eroberung der gewaltigen deutschen Befestigungen. Er rühmt die Tiefe des Vorstoßes von 3½ Kilometer; diesmal erreichte der deutsche Vorstoß am 27. Mai 1918 bereits bis zum Abend des ersten Tages eine Tiefe von weit über 12 Kilometer. Der Lyoner Funkspruch spricht am 28. Oktober 1917 von einer gewaltigen Niederlage, die die kaiferlichen Elitetruppen am Chemin=des=Dames erlitten hätten. Am 29. Oktober ergeht er sich in einer langen Schilderung der besetzten Stellung, die von größter Wichtigkeit sei, da der Chemin=des=Dames das sumpfige Ailettetal beherrsche und die Franzosen über die Straße Laon bis in das Gebirge von Laon blicken könnten. Damals schrieb die Westminster Gazette: Der französische Sieg bedeutet für die Deutschen eine Niederlage von allrgrößter Schwere Die deutsche Kraft ist zerschmettert worden. Von allen Seiten wurden Glückwunschtelegramme an den Präsidenten der französischen Republik gesandt und mehrere Generale zu Groß=Offizieren der Ehrenlegion ernannt. Man darf nunmehr mit Recht gespannt sein, mit welchen Mitteln die Fransosen das Schwere der neuen gewaltigen Niederlage verheimlichen und der Welt die völlige Bedeutungslosigkeit des deutschen Sieges beweisen werden.
Cerny, Courtecon und die Bovelle=Hochflächen. die berühmten Mittelglieder des gewaltigen natürlichen Festungswalles des Damenweges, wurden von unserer Insanterie in einem einzigen Anlauf rotz zäher Gegenwehr überrannt. Um diese Leistung voll zu würdigen, muß man sich der zahllosen. mmer wieder mit tagelanger überwältigender Artillerievorbereitung unternommenen erbitterten Massenangriffe erinnern, welche die Franzosen vom April 1917 bis in den Juni hinein unternahmen, ohne daß es ihnen gelang. den zähen Verteidiger vom Nordhang des Chemin=des=Dames=Rückens iinabzuwerfen. Sie trotzten jedem Ansturm, wiewohl es der Franzose vermochte, sich hier zeitweise auf dem Höhenkamm des Damenweges festzusetzen und sich damit die günstigsten Vorbedingungen zur Durchführung seines Angriffs zu sichern. Jetzt ist der Franzose auch hier in sorgfältig vorbereiteten örtlichen Gegenangriffen von der Höhenkammlinie wieder hinabgesegt. Höherem Befehl gehorsam. räumten Ende Oktober unbesiegt die Verteidiger von Cerny, Courtecon, der Bovelle=Hochfläche und von Ailles die berühmt gewordenen Kampfstätten. um welche der Franzose monatelang unter höchster Aufwendung von Zähigkeit und Menscheneinsatz rang. Sie wurden jetzt in wenigen Stunden wiedererobert und überschritten. Die Angreifer mußten den über einen Kilometer langen Anlauf über die Ailette überwinden, ihre sumpfige, teilweise nan undurchdringlichem, dichtem. stachelreichem Buschwerk gesperrte Niederung war zu durchaueren, ehe sie dann den jäh im steilsten Winkel aufsteigenden Norohang des Damenwegrückens erreichten Dieser mußte kletternd überwunden werden, erst dann konnte man dem wohlverschanzten Gegner ins Auge sehen. Dennoch gelang, dank der Ueberraschung und dem Schwung der Truppe, die Erstürmung im ersten Anlauf mit erstaunlich geringen Verlusten. Die in diesen Stellungen gefangen genommenen Franzosen und Bretonen, Angehörige
Beruhigung, mein gnädiges Fräulein, es ist ein schreckliches Nest.— Seien Sie froh—.—“
„Bansin schrecklich? Sie kennen es?"
„O sa. Ich war voriges Jahr— nein— vor zwei Jahren dort. Es ist langweilig, wie alle Seebäder.
„Oh— langweilig! Kennen Sie denn die See?“ „Einigermaßen. Ich bin lange darauf gewesen. lebe viel an der Wasserkante, aus Verufsrücksichten.“
Ach! dachte sie: Marineingenieur ist er „Glauben Sie mir, mein gnädiges Fräulein, das Gebirze ist schöner viel interessanter. viel wechselreicher. Und was Ihr Bergsteigekostülm anbelangt, so seien Sie ganz beruhigt! Es kommt darauf on wer es trägt und wie er gemacht ist. Es kann fabelhaft schick werden Uufre bayerischen Prinzessinnen tragen in Tegernsee das nämliche wie Ste.“
Unfre bayerischen Prinzessinnen?! Der junge Mann wurde immer interessanter.
„Enädiges Fräulein fahren gewiß das erstemal in die Alpen?“
„Wir waren schon dort.“ „Oh, dann haben Sie wohl nicht die rechten Orte besucht oder es mit dem Wetter schlecht getroffen. Darf man fragen, wohin die Herrschaften jetzt zu
der berühmten französischen Hauptdivision, zuckten,
als sie gefragt wurden, wieso sie in solcher Stellung so schnell und so restlos überwältigt werden konnten, nur resigniert die Achsel und ließen die Köpfe hängen, wiewohl sie sich tapfer geschlagen hatten.
Der deutsche Angriff ist in dauerndem Fortschreiten. Am ersten Sturmtage war bereits 10 Uhr vormittags der Aisne=Kanal an zwei Stellen überschritten, nachdem die gewaltigen Bergstellungen und Befestigungen der Franzosen in kürzester Zeit in glänzendstem Sturmlaufe genommen waren. Der Feind war in keiner Weise auf den Angriff vorbereitet. Die erst kürzlich hier eingesetzten englischen Divisionen waren völlig überrascht. Die Franzosen hatten nur örtliche Angriffe erwartet. Bereits sind von sechs Divisionen Gefangene eingebracht, darunter zahlreiche Engländer der 50. und 6. englischen Division. Nachdem die Stelle am Winterberg schon um 4 Uhr 13 Min. in deutsche Hand gefallen war, wurde der Chemin=des=Dames vom Westen her flankiert. Um 11 Uhr 20 Min. vormittags waren deutsche Sturmtruppen bereits im Besitze der Linie Bauxaillon—Hameretserme, Höhe 151 nördlich Soupier—Nordrand, Moussy—Paisso—Bassogne— Eraonelle. Um 11 Uhr 20 Min. vormittags waren der Kugelberg und der Villerberg erstürmt. Wiederum wurde mit erstaunlicher Schnelligkeit Artillerie nachgezogen und sofort in Stellung gebracht. Bei Cerny war die Straße durch Erdrutsch gesperrt. jedoch nach einer Stunde wieder freigemacht. Die von den Divisionen gemeldeten Gefangenenzahlen wachsen beständig. Schon sind in großer Zahl erbeutete Geschütze gemeldet. Die eigenen Verluste sind gering. Die feindliche Artillerie antwortete stellenweise nach dem deutschen Wirkungsschießen nicht mehr. Das Wetter an der Kampffront ist im Gegensatz zu den Vortagen sonnig und schön.
***
Aus den bis jetzt vorliegenden neutralen Urteilen ist bemerkenowert, was Oberst Egli in den Basler Nachrichten unter anderem sagt:
Für einen Angriff schien der von den Deutschen gewählte Abschnitt sehr ungünstig zu sein. Sie standen in einem ziemlich engen, von Westen her flankierten Tale, 70 bis 80 Meter über dem Meeresspiegel und hatten vor sich Steilhänge, die den Talboden um mehr als 100 Meter überhöhten. Die Franzosen hatten die im Herbst 1917 gewonnenen Höhen sicher gut befestigt. Dahinter lagen die Stellungen, um die seit dem Jahre 1914 so oft gekämpft worden war. Trotzdem gelang es den Deutschen im ersten Anlauf, nicht nur die Höhen zu gewinnen, sondern auch noch die rückwärtigen Linien zu überrennen. Selbst wenn man einen guten Tei! des Erfolges der Ueberraschung zuschreibt, so darf darin doch nicht der Hauptgrund des neuen deutschen Sieges gesucht werden. Denn die Pariser Depesche vom 27. Mai, 11 Uhr abende, gesteht ausdrücklich zu, daß die französischen und englischen Truppen nach der Tiefe gestaffelt seien. Das Eingreifen ihrer Reserven war demnach nicht imstande, den Schwung des deutschen Angriffs zu brechen, bevor er die Höhen des Chemin=des=Dames überwunden, auf breiter Front das Nordufer der Wiene erreicht und sogar die Aisne überschritten hatte.
Die Annexionspolitik Poincares.
Der aus Frankreich ausgewiesene Berichterstatter des Manchester Guardian versieht sein Blatt jetzt daheim mit allerlei interessanten Aufklärungen, die er von Paris aus nicht hätte geben dürfen. Der Temps hat, bemerkt der Berichterstatter, zugegeben, daß Präsident Poincare in seiner Antwort an den Kaiser Karl tatsächlich die Greuze von 1814 und Bürgschaften für das linke Rheiuufer verlangte, und Balfour hat dies, wenn man seine Worte genau liest, auch gar nicht bestritten. Frankreich hat seit Januar 1913 tatsächlich zwei Minister für die äußere Politik: den amtlichen Minister und den Präsidenten Poincare. Die Annexionspolitik, die Balfour zurückgewiesen hat, ist immer die festgelegte Politik Poincares gewesen. Er war es, der durch Doumergue den Vertrag mit Rußland abschloß, in den sich Briand leider fügte; er war es, der bei der ersten Gelegenheit auf den Bedingungen jenes eBrtrages bestand. Er hält auch jetzt noch in seiner Presse die Frage offen, um sie bei günstiger Gelezenheit sofort wieder hervorholen zu können.
Die Beschleßung von Paris.
Dem Berliner Tageblatt wird berichtet, das Geschütz, aus dem die Fernbeschießung von Paris erfolge, sei jetzt näher an die französische Hauptstadt gerück
Es stellen Matin und andere Blätter Treffer an den Unterrichtsanstalten der Sorbonne fest.
gehen gedenken? Aber natürlich doch zuerst nach München? Natürlich——“
„Nein. Papa will sich dort gar nicht aushalten.“
„So? Sehr gut, sogleich in die köstliche Alpenluft! Ist auch das einzig Richtige. Natürlich gleich nach Innsbruck——“
„Rein. Kuffstein.“
„Kuffstein? Und dann gewiß die Siselebahn hinab bis Innsbruck?“
„Ich weiß es nicht, ich habe mir die Orte nicht gemert!
„Ach, das bedauere ich sehr. Vielleicht besinnen sich gnädiges Fräulein. Ich kenne mich sehr gut aus da unten. Ich wohne in München. Und wenn ich Ihnen besonders schöne Partien empfehlen darf — gern!“
„Ab Halle beginnt das Diner, wünschen die Herrschaften teilzunehmen?“ rief der Speisewagenkellner. Hartigs wachten auf.
„Kommen Sie mit Ihren Eltern zum Mittagesen?“
„Ich weiß nicht, sagte Melitta etwas kleinlaut.
„Nun, ich hoffe, auf Wiedersehen!“ Und mit einer artigen Verbeugung verabschiedete sich der junge Mann und trat seinen Rückzug durch die Wagengänge an.
Unruhen in Rußland.
Paariser Blätetr melden aus Steckholm: Aus Nikolajew werden schwere Unruhen gemeldet. Die Volkskommissare der Republik des Don und der Republik vom Taurus sind angeblich erschossen worden.
Das Exchange=Bureau berichtet aus Moskan: In verschiedenen Städten der Provinz kam es am Donnerstag zu ernsten Unruhen infolge der Nahrungsmittelnot. In Rischni=Nowgorod faßten 10.000 Arbeiter eine Entschließung die sich gegen die Sowjetregierung richtet. Sie fordern eine sofortige Einberufung der Konstituante und drohen mit Streik.
Die Deutschenketze in Amerika.
Bisher ist es weder der Hetze Roosevelts noch der Predigt Wilsons gelungen, diesen Krieg in Amerika zum Volkskrieg zu machen. An wüsten Erscheinungen fehlt es trotzdem nicht.
Wir haben früher berichtet, bemerkt die Frftr. Ztg., wie die angesehensten Führer der amerikanischen Nation, ehemalige Minister, Häupter der Universitäten, Expräsident Taft, zu systematischer Spionenriecherei und Deutschenhetze sich organisiert haben. Herr Noosevelt hat kürzlich im„Kansas City Star“ erklärt, daß in den Vereinigten Staaten keine Leute geduldet werden dürften, die halb deutsch und halb amerikanisch seien. Man müsse verlangen, daß jeder amerikanische Bürger 100 Prozent Amerikaner sei. Nur eine Sprache dürfe gesprochen werden, nämlich die englische, die die Sprache des nordamerikanischen Volkes sei. Zeitungen in anderen Sprachen müßten verboten werden. Jeder Einwanderer, der innerhalb fünf Jahren nicht die englische Sprache beherrsche, solle ausgewiesen werden usw. Welche Wirkung solche Worte des Expräsidenten, die ja nur ein Beispiel aus der Fülle ähnlicher Artikel sind, auf den ungebildeten nordamerikanischen Mob ausüben müssen, liegt auf der Hand.
Auch durch falsche und sensationelle Berichte ist das Volk in vielen Gegenden in eine hochgradige Nervosität versetzt worden, die sich im Ausüben der Lynchjustiz Luft zu machen sucht. Das Lynchen, wenn es auch nicht immer zur Ermordung des Opfers führt, scheint zu einer Epidemie auszuarten. Die New York Times“ vom 14. April gibt hintereinander elf Tagesmeldungen aus den Weststaaten aus, in denen mitgeteilt wird, daß Ameritaner oft aus lächerlich geringfügigen Ursachen in den Ruf der „Deutschfreundlichkeit“ geraten waren und gelyucht wurden. Priester, Lehrer, Arbeiter und Frauen sielen dem finnlosen Haß der Bevölkerung zum Opfer und wurden mit Teer oder gelber Farbe bestrichen. Jede Aeußerung eines Wunsches nach Frieden wird als„deutsche Propaganda“ verfolgt. Ganz objektive Urteile wie z. B. eine Aeußerung, daß die deutschen Soldaten doch ganz tüchtig seien, bewirken, daß der, der sie sagt, als„deutscher Agent“ und als„Helfer des Kaisers" verschrien und verfolgt wird. Zu besonders zahlreichen Ausschreitungen scheint es in Illinois gekommen zu sein, von wo kürzlich der Lynchmord an dem Bergmann Prager gemeldet wurde. Es hieß dann, der Gouverneur des Staates habe das gesamte Militär aufgeboten. Unsere im Anschluß an diese Nachricht ausgesprochene Vermutung, daß dieses Staatsaufgebot wohl nicht bloß zur Niederhaltung, sondern auch zur Unterstützung des Mob in der Verfolgung von Pazifisten und anderen Gegnern der offiziellen Politik bestimmt sei, findet sich in den neu eingetroffenen amerikanischen Blättern leider bestätigt.
Die Einwirkung der Verfolgungen, denen die DeutschAmerikaner durch die Behörden und den Mob ausgesetzt sind, machen sich leider auch bemerkbar. Die Zeitungen wimmeln von Briefen, in denen amerikanische Bürger deutschen Namens ihre Loyalität beteuern. Besonders scheinen sich Leute in angesehenen Stellungen zu einem solchen Schritt genötigt zu sehen. Die Associated Preß meldet einen solchen Fall aus Boston, Massachusetts, vom 27. April. Achtzehn in Deutschland geborene Universitätsprofessoren erließen an diesem Tage einen Aufruf, in dem sie sich an alle amerikanischen Bürger deutscher Abstammung wendeten. Folgende Sätze sind dem Aufruf entnommen:
Wir sehen mit Abscheu und verurteilen ohne Zurückhaltung die Rolle, welche die Kaiserlich demsche Regierung auf sich genommen hat, indem De den gegenwärtigen Weltkonflikt provozierte oder erlaubte. Wir verwerfen und verleugnen die Doktrin, welche die internationale Sicherheit und den zukünftigen Frieden zerstört, daß internationale Verträge beiseite gestellt werden, sobald es im Interesse irgend einer Nation liegt, dies zu tun. Und wir verurteilen uneingeschränkt als unwert der deutschen Nation. die verschiedenen Akte der Gewalt in Vernachlässigung solcher Verträge!
„Papachen", flüsterte Melitta,„wir könnten doch mal im Speisewagen essen.“
„Wo denkst du hin! Bei dieser Hitze, in solchem Sedränge! Auf der Rückfahrt, liebes Kind!— Uebrigens sind wir ja hinreichend versehen.
Und er hob den Rucksack herunter und packto aus. Das Aus=der=Tüte=Futtern war Melitta noch nie so schrecklich vorgekommen wie heute.
Hinten im Speisewagen aber saß der reizende junge Mann beim Diner und tuschelte mit seinem Gegenüber. Und beide spannen weiter an einem ruchlosen Plane.
Jena kam, Sang und Klang und fröhlicher Spektakel auf dem Bahnhof. Studenten in bunten Mützen mit Biergläsern in der Hand sangen ein Hoch! Hoch! Hoch! Sie gaben abreisenden Kommilitonen das Geleite. Melitta schaute zum Fensten hinaus und erhielt eine Menge Kußhändchen. Das war nett. Die drei Skatbrüder waren ausgestiegen. Auf ihre Plätze ließen sich die angesungenen Kommilitonen nieder. Auch nett, nicht?— Aber nein, denn sie waren in bedenklichem Zustande. Als der Zug wieder ins Sausen und Schwanken kam, sah Vater Hartig mit sorgenvoller Miene die Anzeichen von Seekrankheit aufsteigen. Einer verschwand baldigst und kam nicht wieder zum Vorschein. In Saalfeld verließen sie den Zug.
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Filiales Hohenzollern-Ring 36. Separate Untersuchungs-Häume.
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