Bonn, Sonntag den 19. Mai
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Bonner Dolks=Zeitung
Sonntag=A
Bonner Stadt=Anzeiger
210
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Druck=P. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn
Nr. 140— 1918
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Komm keiliger Geist!
Von C. Hauptmann.
Wir sind im Mai, da ertönt heiter:„Der Mai st gekommen“ und bei der akademischen Jugend das Gaudeamus igitur". Jetzt ist die erste Strophe icht mehr zeitgemäß, jetzt singt man nur:
„Vita nostra brevis ent breve finietur Venit more velociter, rapit nos atroeiter Nemini parcetur“.
„Kurz ist uns're Lebenszeit,
Nasch ist sie beendet, Grausam faßt der Tod uns an,
Reißt uns aus der Lebensbahn,
Keine Schonung kennt er.“
Das ist der Gesang der akademischen Jugend uropas, die ihr Leben zur Verteidigung der Vaterlandes hingibt.
Und auf wessen Befehl geschieht dieses? Auf den Befehl eines Clemenceau oder Lloyd George oder Wilson hin? Nicht im Geringsten, da diese doch ur die Weisungen ausführen, welche ihnen von den Abgeordneten ihrer Völker erteilt werden. Die Abgeordneten sind also die großen Schuldigen an dem größten Massenmord, den die Geschichte jemals esehen hat. Früher war ein Dschingiskhan oder in Atila der Verbrecher, auf dessen Befehl Hun#erttausende in den Tod gehen mußten. Jetzt sind es die Erwählten der Völker, die auf Grund der allgemeinen und gleichen Stimmrechtes gewählt worden sind, die über Leben und Tod von Millionen zzu entscheiden haben und die sich für den Tod derselben aussprechen. Und deshalb wird der Krieg weiter geführt. Nicht weil die Völker den Krieg peiterführen möchten. Die wollen alle den Frieden. Nicht weil die Soldaten aus reiner Freude an der Zerstörung und am Töten den Krieg verslängern wollen, sondern weil einige hundert Leute, deren Namen der Mitwelt fast unbekannt sind, beschlossen haben, daß der Krieg weitergeführt werden soll. Einen Grund dafür geben sie nicht an; denn die Gründe, welche sie angeben: Befreiung der kleinen Völker und ähnliche, sind nur Ausbeden. Der wirkliche Grund ist, daß, weil sie einal den Krieg erklärt haben, sie glauben, zeigen müssen, daß diese Erklärung des Ktieges etwas Vernünftiges war und deshalb zu einem guten Ende führen muß. An das gute Ende glauben sie llerdings selbst nicht, aber darüber machen sie sich weiter keine Sorge, da Niemand sie darüber zur Verantwortung ziehen kann, die Verantwortung Pragen einige Strohmänner: Clemenceau, Lloyd eorge, Wilson und andere.
Deshalb kennen sie keine Barmherzigkeit, ebensowenig für dige Söhne der eigenen Nation, wie Für die ihrer Gegner. Ruhig sehen sie der Zertörung von Europa zu, die reichsten und blühendten Städte Frankreichs werden schonungslos vernichtet, Kunstdenkmäler der eigenen Vergangenheit werden zu Trümmerhaufen. Ihre eigenen Mitbürger, welche diese alten französischen Städte bepohnen, leben in einem wahnsinnigen Elend zwischen Leben und Tod. Stück für Stück sehen sie wie ihre Habe, ihr ganzer Besitz zerstört wird, aber das rührt die drei= bis vierhundert Männer nicht, die von ihnen gewählt wurden, um ihre Interessen zu vertreten.
Man spricht in Betreff der römischen Kaiser von einem Cäsarenwahnsinn, ein gesteigerter Größenwahn. Er reicht nicht an den Abgeordnetenwahnsinn heran, der kaltherzig alles vernichtet, was ehrwürdig, groß, gut und menschenwürdig ist. An erster Stelle das eigene Vaterland, d. h. ihre Mitbürger, welche sie gewählt haben— auf Grund des gleichen und allgemeinen Stimmrechtes.
Und da jetzt eigentlich jeder einsehen müßte, was das allgemeine und gleiche Stimmrecht bedeutet, wo man den Baum an seinen Früchten erkennt,— führen wir dasselbe in Preußen ein. In der Weiterentwicklung dieses Gedankens soll das Reich „parlamentarisiert“ werden, d. h. der Reichokanzler und die Minister, also die Regierung, sollen aus den Parteien, aus der herrschenden Partei, welche die Mehrzahl besitzt, genommen werden, so daß die rone keinen direkten Einfluß mehr auf die Revierung besitzt. Die Wirkung hiervon sehen wir in den parlamentarisierten Staaten, in England, in Italien, in Rumänien. Die Rolle, welche König Ferdinand dort gespielt hat, zeigt, daß die Chatatterlosigkeit das Haupterfordernis bildet. Es wird allerdings behauptet, daß König Karol zu einer solchen Charakterlosigkeit nicht fähig gewesen wäre, daß er Rumänien vor einem solchen Irrwege bewahrt hätte. Diese Ansicht kann nicht als richtig angesehen werden, wenn man bedenkt, daß König Karol seine Zustimmung zu der Kriegserklärung an Bulgarien gegeben hat, welche dieses
FLie Verhaftung des Herrn Dassel.
56 Berliner Roman von Friedrich Hey.
Nachdruck verboten.
„Lieber Gustav, ich danke dir zwar sehr, daß du mich in richtiger Erkenntnis meiner Anlagen einst vom Porkrät weg zur Landschaft gebracht hast, aber ur Marine bekehrst du mich nie. Schon darum nicht, weil ich dir dann eine fürchterliche Konkurrenz #machen würde. Lieber Gott, was bist du für ein schlechter Geschäftsmann!“
Baumeier lachte.
„Also schon aus Freundschaft zu dir bleibe ich auf dem Lande.— Sobald ich mit dem Ding hier fertig bin, gehe ich wieder ins Gebirge, um Studien zu machen. Und du brauchst auch nicht jedes Jahr auf dem Wasser zu gondeln. Komm lieber mal mit in die Dolomiten! Von da ist's gar nicht mehr weit nach Venedig hinunter.— Da bist du ja am eere und— glaube mir— das Mittelländische doch ein ganz andres als das Familienbade= rasser da oben!“:
Gustav schwieg. Jialien! Seit Jahren lag ihm als höchster, heißester Wunsch in der Seele. mehr er Fritzens Reiseschilderungen gelauscht, so leidenschaftlicher war in ihm die Sehnsucht nach den. Lande der Schönheit und der Kunst er
in
der Frucht seiner Siege beraubte, die ebenso
hinterlistig war, wie die spätere Kriegserklärung Rumäniens an Oesterreich.
Die Rolle, welche die Monarchen der parlamentarisierten Länder spielen, ist die eines Lakaien des Ministerpräsidenten, eine Anregung zu einem Friedensschluß kann also von ihnen nicht erwartet werden.
Die einzigen Friedensangebote sind bisher von den Monarchen der nicht parlamentarisierten Länder ergangen und der nicht parlamentarisierte Zar Nikolaus wurde gestürzt, weil er Frieden schließen wollte. An den Früchten erkennt man den Baum. Der Parlamentarismus bedeutet also den Krieg, eine Krone, die direkten Einfluß auf die Regierung besitzt, den Frieden. Und wir wollen das gleiche Stimmrecht in Preußen und die Parlamentarisierung in Deutschland einführen! Komm, heiliger Geist! 42=30
Die Tätigkeit der=Boote.
WTB. Berlin 17. Mai. Amtlich. Unsere Uboote haben im Aermelkanal und an der Ostküste Englands wiederum 13090 BRT. feindlichen Handelsschiffsraums versenkt. Zwei Dampfer wurden aus stark gesicherten Geleitzügen herausgeschossen.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Amtl. österreichisch=ungar. Bericht.
WIB. Wien 17. Mai. An der italienischen Front stellenweise lebhafter Artilleriekampf. In Albanien griffen Italiener und Franzosen unsere Gebirgsstellungen zwischen den Flüssen Osum und Dewoli an. Abgesehen von einem unbedeutenden Geländegewinn westlich von Korca wurde der Feind überall zurückgeschlagen.
Der Chef des Generalstabes.
Beschießung des Kohlenreviers von Bettune.
WTB. Berlin 17. Mai. Das schwere deutsche Fernfeuer auf das Industrierevier von Bethune dauert an. Am 16. Mai wurden vor allem die Schächte bei Annezin und Noeux und das Stahlwerk von Jsbergues unter schweres Flachseuer genommen. Die fortgesetzte Beschießung des Kohlenreviers von Bethune bringt die Kohlenversorgung Frankreichs in schwere Gefahr. Im Jahre 1912 förderte das Departement Pas=de=Calais rund 21 Millionen Tonnen Kohlen; davon hatten die deutschen Truppen schon vor dem 21. März rund.4 Millionen Tonnen belegt; die restlichen 11,6 Mill. sind größtenteils gefährdet. In, den Gruben von Bethune(.3 Millionen Tonnen) und Noeux(.03 Millionen Tonnen) muß die Förderung stocken oder gänzlich aufgehört haben. Rechnet man die in deutschem Besitz befindlichen Gruben des Departements Nord hinzu. die 1912 rund 6,8 Millionen Tonnen förderten, so dürften von der gesamten französischen Friedensförderung von 408 Millionen Tonnen mindestens 25 Millionen Tonnen der französischen Volkswirtschaft entzogen sein. Dadurch wird Frankreich völlig abhängig von der englischen Kohlenzufuhr, die ihrerseits wieder unter der Wirkung des Abootkrieges steht.
Die Lage in der Schweiz.
WIB. Bern 17. Mai. Schweizerische Depeschenagentur. Am Donnerstag nachmittag fand unter dem Vorsitz des Bundespräsidenten Calonder eine Besprechung statt zwischen der Vertreterschaft des Bundesrates und Vertretern der Presse zur Unterrichtung der Presse über die deutsch=schweizerisechn Verhandlungen über das neue Wirfschattsabkommen und über die infolge der Nichtunterzeichnung des Abkonmens geschaffene Lage. Bundespräsident Calonder betonte am Schlusse der Konferenz, daß die der Schweiz von beiden kriegführenden Parteien bisher bewiesene freundschaftliche Gesinnung die Hoffnung berechtigt erscheinen lasse, auch die mal eine Lösung zu finden, die die Selbstständigkeit der Schweiz nicht verletze.
England gibt keine Lebensmittel für seine in Holland befindlichen Internierten.
Haag: Reuter meldet aus London: Mac Phersen erklärte gestern im Unterhaus auf einen Anfrage:
„Die holländische Regierung verpflichtete sich in dem Abkommen über den Austausch der Kriegsgefangenen, die in Holland befindlichen Kriegsgefangenen mit Nahrungsmittela zu versehen. Wegen der Lebensmittelnot in Holland war die holländische Regierung vor kurzem gezwungen, die Brot= und Fleischration der Internierten auf die Nation, welche die holländischen Bürger erhalten, herabzusetzen. Wahrscheinlich war diese Nation nicht hin
glüht. Ja, wie gerne wäre er dieses Jahr dahingepilgert! Wenn er das Bild verkauft hätte.„Die versinkende Bark“, die draußen nicht weit von der Landschaft Fritzens in der Ausstellung hing! Ja —— wenn!
„Sei kein Frosch, mein Gustav. Was die Moneten anbelangen sollte...“
„Ich muß nach dem Norden hinauf, unbedingt!" erwiderte Baumeier rasch.
„Nun, wie du willst.— Vielleicht können wir uns im September in Berlin treffen. Ich werde da meine Eltern besuchen, und du bist ratürlich unser Gast.“
Der Freund war aufgestanden und ging. während Fritz emsig weiterarbeitete, auf und ab.
„Fritz“, sagte er endlich etwas unsicher und gedrückt,„wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst——“
„Hm?“ brummte dieser, denn er hielt gerade einen Pinsel zwischen den Lippen.
„Ich habe keine Beziehungen zur Menschheit, gar keine. Aber dein alter Herr hat als Bankier gewiß viel Bekanntschaft unter den Nabobs. Für solche gäbe es doch keine schönere Zier in dem Salon als ein echter, prachtvoller„Bauermeier", sechs Meter zu vier, wie mein jüngstes Opus...“ „Gustav“, sagte Fritz und nahm feierlich den Pinsel aus dem Munde,„was du doch für ein
reichend. Jetzt wird daher die Frage geprüft ob man die Genehmigung der holländischen Regierung erbeten solle, um jene Nation durch Sendungen aus England zu erhöhen. Man hält es aber nicht für empfehlenswert, Waren oder Lebensmittel, welche für die Lebensmittelversorgung Englands wichtig sind, nach Holland zu senden. Man hofft jedoch in nächster Zeit, die jetzigen Schwierigkeiten vollständig zu überwinden, indem man aus England nach Holland Geld schickt.“
Die holländische Presse kommentiert entrüstet die Erklärungen von Mac Pherson. Die Blätter weisen darauf hin, daß England seinerzeit versprochen habe, ebenso wie Deutschland, seinen Internierten Getreide nach Holland zu liefern. Deutschland habe dieses Versprechen gehalten; aber auf das englische Getreide warte man immer noch vergebens. Davon habe aber Mac Phersen nichts erwähnt.
England und Irland.
WTB. Bern: Der Manchester Guardian veröfsentlicht eine lange Zuschrift des irischen Schriftstellers George Russell, der aufs eindringlichste vor den Gefahren warnt, welche die Durchführung der Polivik der Leute, die man am Staatsruder belasse, keineswegs nur über Irland, sondern auch über England und das britische Reich bringen weide.
Irland sei nur theoretisch ein Teil des Vereinigten Königsreichs, es habe tatsächlich die Union niemals akzeptiert, vielmehr schweigsam und grollend von einer Nebellion zur andern auf die Stunde gewartet, da Großbritannien wie die andern großen Reiche fallen werde. England habe die irische Seele gegen sich. Wenn es darauf besteht, den irischen Willen zu brechen, werde in jeder Gemeinde Blut fließen und ein unauslöschlicher Haß für Generationen entstehen, der sich über das ganze Britenreich sowie die so viele verbannte Irensöhne beherbergenden Vereinigten Staaten verbreiten und überall Aufruhr und Feindschaft gegen England erzeugen werde. Insbesondere würden gewaltsam gepreßte Soldaten, die ebenso bereitwillig ihre Waffen gegen die englischen Ossiziere wie gegen den Feind kehrten, für England keinen militärischen Weri hoben.„.. aufabst Bc.
Der Manchester Guardian empfiehlt diesen Brief allen, welche die von der Regierung Lloyd Georges geplante Vergewaltigung Irlands als eine unbedeutende und vorübergehende Sache ansähen. Wir glauben nicht, sagt die Zeitung, daß die Masse des englischen Volkes zu tadeln ist, sie versteht nicht, daß der Mord einer Nation im Gange ist. Was aber tun die liberalen Führer? Sicherlich ist es jetzt an der Zeit für sie, zu reden oder für immer zu schweigen.
Die=Bootflotte der Russen.
Aus einem Bericht Reuterg läßt sich zusammenstellen, welches Schicksal die zehn Tauchboote gehabt haben, die England Rußland zur Verfügung gestellt hatte und nicht rechtzeitig zurückziehen konnte. Es handelt sich um sechs E= und vier=Boote. Von den sechs=Booten kamen zwei im Oktober 1914, zwei im April 1915 und zwei im August 1915 in Ruß= land an, alle auf dem Weze durch das Skagerrak und den Sund. Zwei davon gingen 1915 verloren, die vier anderen wurden am 3. April 1918, als sich die Deutschen Hangö näherten, vor Helsingfors versenkt. Die vier=Boote wurden im August 1916 nach Archangel geschleppt, hier auf Leichter umgeladen und durch die Binnengewässer nach Kronstadt gebracht. Eines ging schon im Oktober 1917 im Golf von Riga verloren, die übrigen drei wurden zwischen dem 3. und 8. April 1918 unbrauchbar gemacht. Auch vier amerikanische=Boote wurden von den Russen in die Luft gesprengt.
Kämpfe im Osten.
WTB. Konstantinopel 17. Mai. Die Agentur Milli erfährt: Nach den letzten Nachrichten erhielten die Bolschewiki in der Gegend von Bakn Verstärkungen aus Turkestan und Astrachan, die auf russischen Kanonenbooten über das Kaspische Meer gekommen waren. Nach Eintreffen dieser Verstärkungen gingen die Bolschewiki=Banden zum Angeiff über, in dessen Verlaufe die Muselmanen trotz heldenmütigen Widerstandes wegen Mangels an Verteidigungsmitteln die Stadt Bakn verloren haben, die nicht gehalten werden konnte, wie wohl Muselmanen aus Dagestan und Georgien zur Hilfeleistung herbeigeeilt waren, weil den Verteidigern die Patronen ausgegangen waren und es ihnen überdies an Verteidigungsmitteln mangelte. Die Bolschewiki haben ihren Angriff in heftiger Weise fortgesetzt.
Der ukrainische Handels= und Industrietag.
WTB. Kijew 16. Mai. Der ukrainische Handelsund Industrietag wurde gestern eröffnet. Anwesend
harmloses Menschenkind bist! Ein Börsenmann hängt sich keine„Versinkende Bark“ an die Wand! Oje! Da könntest du ebensogut einen„Geier bei der Mahlzeit“ anbieten. Schiffbruch und Pleitegeier erregen abergläubisches Mißbehagen.“ Bauermeier mußte lachen.
„Aber wart“ mal, nächstes Jahr hat meine Schwester Hochzeit“, sagte Fritz weiter.„Wenn ich meiner alten Dame einen Wink gebe, bei der Ausstattung..
„Auf keinen Fall!“ rief Baumeier erregt.„Das wäre schließlich so viel, als wenn du selbst es mir abkauftest! Nein, man hat nur dany eine Freude an seinem Werk und kann stolz sein auf seine Arbeit, wenn es allein um seines Wertes willen erstanden worden ist, also von Fremden, die es mit andern vergleichen und somit freie Wahl haben. — Möchtest du, daß dein Bild aus bloßer Freundschaft und Liebe gekauft würde?“
„Nein, da hast du recht!“
Es schellte.„
„Bleib bei deiner Arbeit, ich will nachsehen", sagte Baumeier, da er nun einmal auf den Beinen war.„Doch wieder„Modell gefällig?““
„Es wird die Post sein!"
Und so war es auch. Baumeier kehrte mit einigen Zeitungen und einem Briefe zurück.
„Leg's auf das Tischchen dort!“
waren an 1000 Abgeordnete sämtlicher wirtschaftlichen Verbände, auch des Bauernbundes und der Grundbesitzervereinigung. Nach kurzer Begrüßung durch den Ministerpräsidenten Lysegub hielt Handelsminister Gutnik eine große Programmrede, die auch an den Stellen, an denen er von der notwendigen Einschränkung des freien Handels durch die Staatskontrolle sprach, mit großem Beifall aufgenommen wurde. Der einstimmig gewählte Vorsitzende der Tagung, Ditmar, der Präsident der Vereinigung der südrussischen Bergwerksindustriellen erklärte im Namen der Versammlung seine vollste Befriedigung durch die Ministerrede und seine aufrichtige Bereitschaft zur Mitarbeit bei dem Staatsaufbau der Ukraine. Kongreßteilnehmer berichten, daß im Donezgebiet noch große Arbeiterschwierigkeiten herrsche. Der Geist der Arbeitervertreter dort ist vielfach noch unversöhnlich.
Gegen Bratsann.
WTB. Bukarest. Steagul, das offiziöse Blatt der Regierung Marghilomans, eröffnet anläßlich des Beginns des Wahlkampfes einen scharfen Angriff auf Bratianu. Bratianu habe, obwohl er mit den Mittelmächten verbündet war, im September 1914 mit Rußland ein Uebereinkommen geschlossen, worin er Rußland militärische Hilfe anbot, um lediglich dessen politische Hilfe zu erhalten, und zwar ohne von Frankreich oder England irgendwelche Zusicherungen erhalten zu haben. Er habe das Land gleich von Anfang an blindlings in die Arme Rußlands getrieben.
Der Wirtschaftskrieg, den Bratianu gegen die Mittelmächte geführt habe, habe das Land zugrunde gerichtet und lediglich die liberalen politischen Parteigänger bereichert. Die schamlosesten und unsaubersten Geschäfte, an denen vor allem liberale Minister und deren Söhne und Enkel teilgenommen hätten, seien von Bratianu begünstigt worden. Bratianu habe die nationale Verteidigung vernachlässigt. Die Armee war ohne genügende Munition, Tutrakan war nicht befestigt, die Mannschaften wurden ohne militärische Ausbildung mit Gewehren des Modells 1879 in den Kampf geschickt. Der erbärmliche Feldzug, den er gegen jene Patrioten geführt hat, die das Land vor dem Zusammenbrechen retten wollten, und die damit verbundene Schreckensherrschaft sind unvergessen geblieben.
Bratianu war es, der den Auszug der Kinder angeordnet hatte, bei dem mehr als die Hälfte'umgekommen seien. Kokotten und Weine habe er durch Sonderwagen auf der Eisenbahn befördert, während die Kranken und Verwundeten am Rande des Weges in den kotigen Straßengräben elend ums Leben kamen. Nachdem die jetzige Regierung politisch und militärisch keine andere Wahl gehabt hat, als die von der Regierung Averescu angenommenen Friedensbedingungen zu übernehmen, um das Land vor noch größerem Unglück, zu bewahren, wage Bratianu den dreisten Versuch, die Verantwortung von sich abzuwälzen.
Eine vernünftige Stimme aus Kanada.
WIB. Berlin: Nach einer Meldung der Times aus Ottawa vom 9. Mai führte der kanadische Senator Roche zur Begründung seines Widerspruchs gegen einen Gesetzentwurf zur Ausschließung der deutschen Handels nach dem Frieden aus, wenn der Krieg vorüber sei, werde Deutschland Ranadas bester Handelskunde werden. Das Ende des Krieges werde den Ausbruch eines fürchterlichen Handelskampfes sehen. Die Vereinigten Staaten würden keine kanadischen Waren brauchen. Aber auch England mache Kanada keine Aussicht mehr auf Vorzugsbehandlung, denn es werde nach dem Kriege immer mehr gezwungen sein, ausschließlich mit den Vereinigten Staaten Handel zu treiben. Deutschland sei eines der Länder, mit denen Kanada undedingt werde Handel treiben müssen.
Die Solgen des Krieges in Amerika.
WIB. Bezn 17. Mai Nach einer Meldung der Morning Post aus Washington hat die Ankündigung des Schatzsekretärs Mi Addo, daß die Regierung beim Kongreß eine Erhöhung der direkten Steuern beantragen werde, nach verschiedenen Angaben unter den republikanischen Kongreßmitgliedern und in der Geschäftswelt starke Entrüstung erregt.
Herr von Waldow in Kiew.
Wie die Nordd. Allg. Z1g. hört, hat sich der Staatssekretär des Kriegsernährungsamt von Waldow in Begleitung der Unterstaatssekretäre von
Er hielt ein zierliches Kuvert in Damenhandschrift, Poststempel
„Den auch?“ die Höhe.
„Zeig' her!!“ Berlin.
Palette und Pinsel flogen auf ein Taburett, Fritz Dassel riß die Hülle auf und las: Hochgeehrter Herr Doktor!
Die Uebersendung Ihres wissenschaftlichen Werkes hat mich herzlich ersteut. Weiß ich doch nun, daß Ihnen alles gelungen ist. Mit dem aufrichtigen Danke für Ihre Liebenswürdigkeit und die nachbbarlichen Grüße sende ich innige Glückwünsche. Mögen sich alle Ihre schönen Hoffnungen auch fernerhin verwirklichen! Mit lebhaftem Interesse habe ich in der Zeitung gelesen, daß Sie ein Bild in der großen Ausstellung haben,„Neuschnee in den Dolomiten“. Das ist gewiß das, von dem Sie zu Weihnachten so viel erzählten. Und gewiß ist es Ihnen auch gelungen, die herrliche Alpenwelt in ihrer Erhabenheit und Schönheit ganz zu fassen. Wie gern möchte auch ich Ihr Bild sehen und mich daran erfreuen, wie gern auch einmal die Natur jener Berge selbst kennenlernen. Aber leider hat sich unsre Hoffnung dieses Jahr nach München und ins Gebirge zu reisen, nicht erfüllt. Mein Vater muß in Rücksicht auf seine Gesundheit an die Ostsee reisen. Deshalb gehen wir nächste Woche nach Bansin.
Braun und von Grävonitz nach Kiew begeben, um an Ort und Stelle auf eine Beschleunigung der ukrainischen Einfuhr hinzuwirken.
Die wirtschaftlichen Bezienungen zwischen Deutschland u. Oesterreich.
Wien 16. Mai. Bezüglich des wirtschaftlichen Zusammengehens zwischen Deutschland und Oesterreich= Ungarn verlautet nach der Nordd. Allg. Ztg.: Die Pläne für den Zusammenschluß gehen dahin, daß nach außen ein gemeinsames Auftreten der beiden Reiche stattfindet, während nach innen ein so weitgehender freier Verkehr besteht, als es nach den wirtschaftlichen Verhältnissen möglich ist. Die Mittelmächte denken nicht an Schutzzölle, woraus sich schon ergibt, daß das Wirtschaftsabkommen keinen aggressiven Charakter trägt. Der Zusammenschluß soll auch die gemeinsamen Richtlinien in den Eisenbahn= und Schiffahrtsfragen, ebenso hinsichtlich der Gewerbe= und Sozialpolitik pflegen.
Zur Besörderung von Kriegsgesangenen.
WTB. Berlin: Wie wir hören, wird den aus der Kriegsgefangenschaft oder Internierung zurückkehrenden Heeresangehörigen, sofern sie ohne eigenes Verschulden in Gefangenschaft geraten waren, bei der Beförderung zu höheren Dienstgraden die Zeit der Kriegsgesangenschaft oder Internierung auf ihr Dienstalter angerechnet werden.
Der konservative Steuerantrag.
Zur Besteuerung des Besitzes ist von den konservativen Mitgliedern des Reichshaushaltsausschusses, den Abgeordneten v. Brockhausen, Dietrich und Graf v. Westarp, im Ausschuß für den Reichshaushaltsetat folgender Antrag gestellt worden:
I. Schon jetzt einen Gesetzentwurf vorzulegen, der Bestimmungen über eine Besteuerung der Kriegsgewinne der natürlichen Personen enthält, und dabei folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen: 1. Die in mäßigem Umfange bleibnden Ersparnisse und das für den Wiederaufbau der Wirtschaften erforderliche Betriebskapital sind nach Möglichkeit zu schonen, Abschreibungen für diesen Zweck also zuzulassen. 2. Der außerordentliche Kriegsgewinn ist scharf zu erfassen. 33. Sofern solche Erfassung durch eine Begriffsbestimmung nicht möglich sein sollte, ist eine Besteuerung des Mehreinkommens unter Zugrundelegung der einzelstaatlichen Veranlagung und unter Freilassung eines bestimmten Mindesthetrages neben oder anstatt der Besteuerung des Vermögenszuwachses in Aussicht zu nehmen.
II. Die anteilige Deckung eines weiteren Bedarfs an Zinsen und laufenden Ausgaben für die Kriegsjahre durch erhöhte Leistungen der Einzelstaaten in Erwägung zu ziehen.
Schlechte Wäschebehandlung ist strafbar.
Gegen das Waschen mit schädigenden Substanzen will die Reichsbekleidungsstelle in nächster Zeit vorgehen. Oberregierungsrat Dr. Haaselau, der das Wäschedezernat der Reichsbekleidungsstelle leitet, machte einer Anzahl Besitzer von größeren Waschanstalten bereits darüber Mitteilungen, daß Strafbestimmungen gegen Wäschereien erlassen werden, die durch Verwendung von schädigenden Substanzen und nicht sorgfältige Behandlung der zurzeit so kostbaren Wäsche deren Verderb herbeiführen. Der Deutsche Zentralverband der Wäscherei= und Plättereibesitzer will demnächst in einer großen öffentlichen Versammlung zu den neuen Maßnahmen der Reichsbekleidungsstelle Stellung nehmen.
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Er sann eine Weile vor sich hin. Dann las er das Schreiben zum zweiten, zum dritten Male.
Plötzlich raffte er sein Malzeug wieder auf und tupfte...
„Himmeldonnerwetter!“. Er hatte sich versehen. statt ins Karmin war der Pinsel ins Schwefelgelb
geraten.
„Was für ne Sorte Blumen kommen denn jetzt dran?“ rief Baumeier gemütlich.
Hastig fing Fritz an, abzuwischen.
„Der Teufel soll's holen!“ brummte er.„Ach was, der Kram mag erst trocknen. Komm, wir gehen in die Ausstellung. Ich habe jetzt keine Stimmung mehr. Und dann wollen wir einen Schoppen Ungar trinken. Du hast doch heute sowiese wieder mal das Faulfieber!"
„Stimmt, stimmt auffällig!“ meinte Baumeien melancholisch und schob mit ab in die Ausstellung, wo lauter minderwertiges Zeug hing mit Ausnahme zweier Bilder:„Versinkende Bark im Wintersturm“ von G. Baumeier und„Neuschnee in den Dolomiten“ von Fritz Dassel.
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