47. Jahrgang

Bonn, Samstag den 11. Mai

Nr. 132 1918

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Müller, für den Reklame:

und Anzeigenteil Johannes Tinner, sämtlich in Vonn.

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Geschlohester Wonn, Gbnd Nr. 1

Postscheck=Konto Köln unter Nr. 1953 Verleger: C. Hauptmann. Vonn

Bonner Dolks=Jeitung Vonner Stadt=Anzeiger

Samstag=Ausgabe

Fernsprecher Nr. 59 u. Nr. 60

Drahtadresse: Reichs=Zeitung Vonn Druck: B. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn

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Für unverlangt eingegangene Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr.

Der Kriegssozialismus.

Von C. Hauptmann.

Die Handelskammern der rheinisch=westfälischen und südwestfälischen Industriebezirke haben eine Entschließung gefaßt, in der es heißt:

Betreffend den Kriegssozialismus. Das System des Kriegssozialismus, wie es sich aus kleinen An­fängen allmählich entwickelt hat, zeigt immer deut­licher seine verheerenden Wirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft. Es übt auf weiten Lebens. gebieten keinen mildernden, sondern einen ver­schärfenden Einfluß auf die volkswirtschaftlichen Schäden aus, die der Krieg mit sich bringt. Das kriegssozialistische System verringert durch seine ungünstigen Rückwirkungen auf die Erzeugung und Erhaltung der Güter die Summe der verfügbaren Lebensmittel und beeinträchtigt damit die Ernäh­rung der breiten Masse der Bevölkerung. Es be­raubt den Handel seiner hergebrachten Arbeit und Verdienstmöglichkeit und stellt die Behörden vor unlösbare Aufgaben, deren naturgemäß mangel­hafte Erfüllung ihr Ansehen und das Ansehen des Staates bei der Bevölkerung herabsetzt. Es ist notwendig, das falsche System so schnell wie mög­lich mit starker und fester Hand abzubauen. Da ein neues Erntejahr bevorsteht, ist diese Aufgabe auf dem Gebiete der Lebensmittelbewirtschaftung be­sonders dringend."

Allem Anscheine nach wird nun genau das Gegen­teil hiervon geschehen, denn die Handelskammer in Frankfurt a. M. hat eine Aufforderung der Z. E. G. bekommen, in Betracht kommende Kaufleute zu nennen, die sich an einem neu zu gründenden Syn­dikat zur Einfuhr von Vieh, Fleisch, Fleischwaren, Speck und Schmalz aus der Ukraine beteiligen können. Es wird die Bedingung gestellt, daß die betreffenden Firmen schon vor dem Kriege lausend größere Posten der betressenden Waren eingeführt haben.

Nun weiß jeder Landwirt, was die Z. E. G. nicht zu wissen scheint, daß vor dem Kriege die Einfuhr von Fleischwaren seit 1900 verboten, die Einfuhr von frischem Fleisch faktisch unmöglich und die Einfuhr von Vieh war nur in geringem Umfange aus Dänemark gestattet. Die holländische Grenze war stets von uns für Vieheinfuhr gesperrt, der Maul= und Klauenseuche wegen. Es geschah dieser im Interesse unserer Viehzucht.

Es dürfte also in Deutschland fast keine einzige Firma geben, die lausend größere Posten von Fleisch oder Vieh eingeführt hat mit den ver­schwindenden Ausnahmen an der dänischen Grenze und an der russischen, wo wöchentlich einige tausend Schweine in die oberschlesischen Industriebezirke eingeführt wurden. Die Handelskammer in Frank­furt a. M. machte in diesem Sinne Vorstellungen, eine Antwort erfolgte nicht. Sie erfuhr jedoch, daß statt eines Syndikates, nun zwei gegründet werden sollen, das eine für Vieh und Fleisch und das andere für zubereitete Fleischwaren.

Mit Recht sagt O. Sommer, Frankfurt a.., in derDeutschen Volkswirtschaftlichen Korrespondenz hierzu:

Es scheint, daß die überstürzte, regellose Srün­dung von Syndikaten aller Art schon eine ganz heillose Verwirrung hervorgebracht hat.

Daß die Verwirrung noch viel weiter gehen wird, ist absolut sicher. Wie soll dann ein ersprieß­liches Arbeiten erfolgen, wenn eine Ordnung ge­schaffen wird, die keine Ordnung ist, wenn, vor allem. syndiziert wird, wo nichts zu syndizieren ist. Man zäumt auch hier wieder des Pferd beim Schwanz auf und schafft einstweilen Sondikate ohne Waren.

Eine Flut von ausgeklügelten Verträgen, dem juristischen Verstand unserer Justizräte alle Ehre machend, überschwemmt jetzt das Land. Syndikate werden gegründet. Es entstehen Kosten, die in die Millionen gehen. Und alles das ohne greifbare Un­terlage. Warum schickt man unsere Kaufleute, die Rußland und das russische Geschäft kennen, die das Risiko auf sich nehmen wollen, nicht nach Rußland und läßt ihnen freie Hand?. Ist der ganze Son­dikatenrummel nicht heller, reiner Wahnsinn? Man wendet eine Arbeitsvergendung daran, um ein Chaos, ein unglaubliches Durcheinander, wie er nach allen Berichten in Rußland besicht, zu or­ganisieren.

Das sind Narrenspossen, aber keine praktische Arbeit!

Wer sich jetzt zum Einkauf von Waren nach Ruß­land wagt, der ist ein Mann der Tat, der jahr­zehntelange Beziehungen hat, der Land und Leute kennt. er weiß, wo er das holen kann, was er braucht; diesen Mann soll man mit allen Mitteln unterstützen, nie und nimmer aber mit Vorschriften

Die Verhaftung des Herrn Dassel.

49 Berliner Roman von Friedrich Hey.

Nachdruck verboten.

Der Anwalt lächelte sehr verbindlich:

Selbstverständlich, mein Herr Oberregierungs= rat! Verfahren Sie ganz nach Ihrem eigenen Er­messen! Es ist mir nicht im geringsten darum zu tun, Ihre Entschlüsse irgendwie beeinslussen zu wollen oder Ihnen irgendeinen Rat zu erteilen. Das wäre ja Sache Ihres Herrn Verteidigers, nicht aber die meine. Ich bin in diesem Falle doch aus­schließlich Anwalt Ihres Herrn Gegners. Aber ich will Ihnen, mein hochverehrter Herr Oberregie­rungsrat, sozusagen nur ganz persönlia und ver­traulich mitteilen: Ihre Erinnerung an die Vor­fälle stimmt mit den Tatsachen leider ganz und gar nicht überein. Mein Gott, das ist ja erklärlich, ganz natürlich! Geht jedem Menschen so! Als ob man sich immer genau merkte und dann wüßte, was man so im Lause des Gesprächs, beim Glase Bier alles bespricht! Aber ich erlaube mir, ganz privatim und dabei legte er, fast seier­lich und wie um die darinruhenden Geheimnisse zu deckcken, mit ausgestrecktem Arme in großem Bogen oben aus der Luft herunter die ausgespreizte Hand auf ein AktenbündelSie darauf aufmerk­sam zu machen, daß in dem Aktenmaterial völlig hinreichende Beweise vorhanden sind. Und ich muß ganz entschieden Verwahrung gegen die Auf­

hemmen. Kein seriöser Kaufmann, der ja weiß, was er riskiert, wird sich jetzt nach einem Gebiete begeben, das ihm fremd ist. Der Glücksritter aber, der die Korruption der Kriegowirtschaft benutte, um Millionen zu stehlen, der mag ruhig sein Glück probieren, er wird erfahren, daß das bei der Zwangswirtschaft mühelos gestohlene, nicht ver­diente Geld, ebenso leicht wieder verloren wird, und es ist nicht schade darum. Wer aber den er­probten Importeur in die Wirrnis mit papiernen, wunderlichen, prachtvoll ausgeklügelten Paragra­phen schickt, der macht sich lächerlich. Hat man denn immer noch nicht genug Vorschriften, die um­gangen werden?

Es wäre Zeit, daß Vernunft einzieht in Deutsch­land.

Die Zeit der in den Wolken lebenden über­geistigen Idealisten sei vorbei. Unter deren Heer­schaft sind wir glücklich so weit gekommen, daß die knappe Brotration nicht bestimmt für die Dauer zugesagt werden kann, daß der hochmögende Präsident des Kriegsernährungsamtes hofft, schlimme Notstände vermeiden zu können. Ist es immer noch nicht klar, daß aus einem Anzug nicht zwei werden, aus einem Kilo Fett nicht zwei, aus einer Haut nicht zwei, einerlei ob ste im freien Verkehrbewirtschaftet" wird oder von einer Kriegsgesellschaft?

Die Losung heißtRohware erzeugen.

Dieser Aufgabe sind die Einrichtungen der Zwangswirtschaft nicht gerecht geworden. Sie sind wohl dazu nicht errichtet worden. Verordnen, daß der Verbrauch eingeschränkt werden soll, das ist leicht. Dazu braucht man weiter nichts als Voll­machten. Aber die Erzeugung so beeinflussen, daß immer genügend Ware vorhanden ist, sei sie auch teuer, das ist schwer. Zu machen ist es, aber nie und nimmer von der Zwangswirtschaft. Wer das heute noch nicht einsteht, der will es nicht, oder er kann es nicht.

Wie ein Alp liegt die Zwangswirtschaft auf dem Volksganzen!

Noch nie ist es derAllgemeinheit so schlecht ge­gangen wie jetzt, da Tausende dasInteresse der Allgemeinheit ständig im Munde führen.

Ich habe so viel Vertrauen zum gesunden Sinn des Volkes, daß es doch eines Tages die Hohlheit der Phrasen erkennt, mit denen es Schlösser vor­gezeigt bekommt, Schlösser, die im Monde liegen. Nur aufs äußerste angespannte Arbeit kann uns das schaffen, was wir brauchen. Da helfen keine schöngeistigen Reden, keine ausgeklügelten Verord­nungen. Wir müssen uns auf unsere Tatkraft be­sinnen, auf unsere Tüchtigkeit und Leistungsfähig­keit. Und wenn wir uns der Hypnose erwehrt haben, die uns jetzt befallen und gelähmt hat, so werden wir wieder in alter Regsamkeit der Ar­beit nachgehen, und wir werden wieder frei und stolz, offen und ehrlich, in schaffensfreudigem Wettbewerb auf den Erfolg blicken, der schaffen­den Händen entwächst.

Die Tätigkeit der=Boote.

WIB. Berlin 9. Mai. Amtlich. Das unter dem Kommando des Kapitänleutnants von Glasenapp stehende Uboot hat in der stark bewachten Irischen See und deren Zufahrtsstraßen mit bestem Erfolg gearbeitet und dem Transportverkehr unserer Feinde neuerdings empfindlichen Abbruch getan. Durch umsichtige, energische Führung und kühnem Einsatz des Bootes gelang es dem Kommandanten, 7 Dampfer zum Teil aus gesicherten Geleit­zügen heraus und drei Segelfahrzeuge mit zu­sammen über 26 009 BRT. zu versenken.

Wertvolles Kriegsmaterial des Feindes und für die Kriegführung wichtige Nohstoffe Kupfererz, Eisenerz. Kohlen, Kork etc. wurden mit den Ladungen der Schiffe vernichtet.

fassung einkegen, als ob Herr Dassel sein Vorgehen gegen Sie nur als einen Versuch unternommen habe, Aufklärung zu schaffen nicht im mindesten!

Herr Dassel hat durch einen Detektiv seine Leute vernehmen lassen. Es wird unbedingt der Nachweis geführt werden, daß seine Köchin am selben Abend zu der Schuhmachersfrau verehelichte Kleinschmidt gekommen ist und das im Hause Vor­gefallene erzählt hat. Die Frau hat eingestanden, ihrem Stubenmädchen, Minna Richter...

Od

Wir haben das Namensverzeichnis bei den Akten die Leute würden als Zeugen vernommen werden

Herr Rechtsanwalt, Sie sprachen eben selbst davon, wie leicht es einem Menschen passieren kann einem jeden hm hm ja in die be­

dauerlich Lage zu kommen für harmlose

Privatgespräche. hm hm Nun, ich bin

nicht der Mann, für solche Zufälligkeiten, die sich in seinem Hause durch Dienstboten ereignet haben haben haben hm nun ja nicht auch einzustehen.

Ganz meine Meinung, mein hochverehrter Herr Oberregierungsrat! Das setzte ich ja auch voraus! Jeder Ehrenmann ist bestrebt, einem andern Ehrenmann so rasch wie möglich Genug­tuung zu verschaffen vom rechtlichen Standpunkte ganz abgesehen, ich stelle den Ehrenpunkt, schon im Ansehen der Persönlichkeit meines Herrn Man­danten, ganz in den Vordergrund...

Im einzelnen wurden folgende namentliche Fest­stellunegn gemacht: Der bewaffnete englische Damp­ferLandonia(2504 BRT.), Ladung 3500 T. Eisenerz nach Glasgow der Geschützführer des Dampfers wurde gesangen eingebracht.Baron Herrios(1610 BRT.), Ladung 1600 T. Kupfer­erz und 2000 Ballen Kork nach Glasgow Zwei­ter Offizier des Dampfers gesangen eingebracht ferner der englische DampferLatuna(4641 BRT.), der englischo RaaschunerEthel mit Kohlenladung.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Amsterdam 9. Mai. Telegraphen=Union. An die englische Presse wird aus Rom der folgende amt­liche Bericht gemeldet: Am 29. April beschoß ein feindliches Uboot Carloforte auf der Insel San Pietro, westlich von Sardinien, wo eine Anzahl Schiffe auf der Reede lagen. Das Uboot torpedierte und beschoß zugleich ein englisches Dampfschiff. Während des Gefechtes zwichen den Küstenbatterien und dem Üboot fielen zwei Granaten in die Stadt, wo zwei ePrsonen getötet wurden.

Amtl. österreichisch=ungar. Bericht.

WTB. Wien 10. Mai. Amtlich wird verlaut­bart: Keine besonderen Ereignisse.

Der Chef des Generalstaber.

Neuer mißlungener Augriff auf Ostende.

WTB. Berlin 19. Mai. Amtlich. Englische Seestreitkräfte unternahmen am 19. Mai, morgens 3 Uhr, nach heftiger Beschießung erneut einen Sperrangriff gegen Ostende. Mehrere seindliche Schisse, die unter dem Schutze künstlichen Nebels in den Hasen eindringen wollten, wurden durch das vortrefflich geleitete Feuer unsrer Küstenbatterien abgewiesen. Ein alter Kreuzer liegt gänzlich zu­sammengeschossen außerhalb des Fahrwassers vor dem Hasen auf dem Grunde. Die Einfahrt ist völlig unbehindert. An Bord des gestrandeten Schifses wurden nur noch Tote vorgesunden. Zwei Ueberlebende waren über Bord gesprungen und sind gesangen. Nach den bioherigen Ermittlungen wur­den mehr als zwei seindliche Motorboote abge­schossen, ein Monitor schwer beschädigt. Der Sperr­versuch ist somit völlig gescheitert. Abermale hat der Gegner Menschenleben und Fahrzeuge umsonst geopfert.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Die Kämpfe im Westen.

WTB. Berlin 9. Mai. Die Kämpfe des gestrigen Tags spielten sich wiederum auf den Hauptkampf­plätzen in Flandern und an der Somme ab.

Größeren Umfang nahmen sie in Flandern in der Gegend südwestlich Voormezele östlich des Vyver=Baches an. Hier brachte uns ein Vorstoß zur Verbesserung unserer Stellungen einen vollen Er­folg. Außer 670 Gefangenen wurden ein Feldge­schütz, große Bestände an Artilleriemunition sowie zahlreiche Maschinengewehre erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich ein englischer und ein französischer Bataillonsführer. Die blutigen Ver­luste des Feindes waren äußerst schwer.

Gegen die neugewonnenen deutschen Stellungen steigerte sich das feindliche Artilleriefener im Laufe des Nachmittags zu immer größerer Stärke. Nach heftigstem Tommelfeuer setzte der Feind um 8 und um 11 Uhr abends zwei Gegenangriffe an, die trotz rücksichtslosen Einsatzes starker Kräfte teils in unserem Abwehrfeuer, teils im Nahkampfe und Gegenstoß blutig scheiterten.

Während hier der deutsche Vorstoß voll gelang, hatte der Feind nach ausgiebiger Feuervorbereitung abermals einen großangelegten Angriff gegen das Kemmelgelände angesetzt. Dieser französische An­griff, der anscheinend durch unseren Vorstoß auf den Raum beiderseits der Straße Reninghalst=Kem­mel beschränkt wurde, scheiterte, soweit er nicht bereits in unserem Vernichtungsfeuer zusammen­

Der Oberregierungsrat atmete auf:

Ich bin also gern bereit, mit dem Ausdrucke aufrichtigen Bedauerns vor Ihnen zu erklären, selbst ein Opser falschen Gerüchts geworden zu sein und daß ich die Unhaltbarkeit derselben voll­ständig anerkenne...

Er war aufgestanden und griff nach seinem Hute.

Und daß ich, sofern meine zufälligen Aeuße­rungen darüber zur Verbreitung jenes Gerüchts beigetragen haben sollten, ich diese selbstver­ständlich ebenfalls mit aufrichtigem Bedauern zurücknehme. Wollen Sie die Güte haben, Herr Doktor, Ihrem Auftraggeber diese Erklärung zu Übermitteln?

Aber, bitte bitte, warum behalten Sie nicht Platz, Herr Oberregierungsrat? Ich danke Ihnen sehr für Ihr Angebot. Ich denke ja auch, daß wir zu einem solchen Schriftsatze kommen werden, den ich Herrn Dassel gern empfehlend unterbreiten werde. Ob er ihm genehm sein wird, dafür kann ich natürlich keine Garantie übernehmen. Nicht wahr? Aber daß Herr Dassel sich mit einer solchen bloßen Erklärung begnügen würde, glaube ich auf keinen Fall. Ich würde ihm nach bestem Wissen und Gewissen nicht dazu raten können.

Die Nase des Herrn Hartig erhielt plötzlich eine schneeweiße Spitze.

Ich bitte Sie, doch zu bedenken, wie schwer die gefallene Beleidigung ist. Einem Mann wie Herrn Dassel, einem hochgebildeten Kaufmann und Ehren­mann dem Inhaber eines der solidesten und be­

brach, restlos im Nachkampf. Auch hier waren die Verluste des Feindes außerordentlich schwer. Zahl­reiche Gesangene, die an dieser Stelle ebenfalls in deutsche Hand fielen, gehörten u. a. zwei neu in Flandern eingesetzten französischen Divisionen an. Der immer weiteren Umfang annehmende franzö­sische Einsatz und die vergeblichen opferreichen Gegenangriffe tragen nur dazu bei, in immer höhrem Maße die feindlichen Reserven zu schwächen.

Am Luce=Bach und auf dem Westufer der Aore hielt ebenfalls die starke Feuertätigkeit an. Ein seindlicher Vorstoß an der Straße Bray=Corbie blieb wiederum erfolglos, bei der Abwehr eines australischen Angriffes beiderseits dieser Straßen nahmen wir in der Nacht vom 7. zum 8. Mai vier Offiziere und 33 Mann gefangen und brachten meh­rere Maschinengewhere ein. In wiederholten An­griffen mußten hier vor allem die Australier schwer bluten.

Die Räumung Dperus bevorstehend?

WTB. Geuf: Die heutige Havasnote kündet die bevorstende Räumung Yperns an. Die Note be­fürchtet, daß die Linie Clytte= Voormezeele durch­brochen werden könnte. Die Note erklärt, daß man in diesem Fall Ypern nicht mehr räumen könnte, was jetzt ohne Schwierigkeiten geschehen könnte. Der Feind sei bis jetzt nur, in einigen Punkten eingedrungen.

Englisch.

WTB. Berlin: Bei ihrem Vordringen im Ypern­bogen fanden die deutschen Truppen noch jetzt zahl­keiche unbegrabene Engländerleichen aus den Kämpfen des vorigen Jahres. Bis weit hinter die

bisherigen englischen Stellungen lagen zahllose Tote, oft noch in voller Ausrüstung, wie siegefallen waren. Namentlich Poelkapelle und seine Umge­bung bieten durch die vielen unbestatteten eng­lischen Leichen aus dem Jahre 1917 ein grauenhaf­tes Bild.

Schwere Anklagen gegen die englische Regierung.

Generalmajor Sir Frederic Maurice, der bis vor wenigen Wochon Leiter der militärischen Opera­tionen beim britischen Generalstab war, und daher über eine genaue Kenntnis der englischen Heeres­verhältnisse verfügt, veröffentlicht in den englischen Blättern einen Aufsehen erregenden Brief, in dem den Ministern Lloyd George und Bonar Law kein anderer Vorwurf gemacht wird, als daß sie bei ver­schiedenen Gelegenheiten die Unwahrheit gesagt haben. Der erste Fall, in dem Bonar Law die Un­wahrheit gesagt haben soll, bezieht sich auf seine Erklärungen, daß in dem Kriegsrat zu Versailles die Frage der Erweiterung der britischen Front in Frankreich nicht behandelt worden sei. Demgegen­über stellt General Maurice fest, daß er selbst an den Sitzungen im Versailler Kriegsrat teilgenom­men habe, in denen gerade über diese Frage eine Entscheidung getroffen worden sei. Der zweite Punkt betrifft eine Anfrage, die am 9. April an Lloyd George im Unterhaus ergangen ist. Da­mals hatte Lloyd George erklärt, daß trotz der schweren Verluste im Jahre 1917 das englische Heer in Frankreich am 1. Januar 1918 bedeutend stärker gewesen sei als am 1. Januar 1917. Sir Maurice stellt fest, daß man hieraus den Schluß ziehen müsse, daß die Stärke des britischen Heeres am Tage vor dem 21. März, dem Beginn der Offen­sive, nicht geringer gewesen sei als vorher.Das ist unrichtig, sagte Sir Maurice. Der dritte Punkt bezieht sich auf Erklärungen Lloyd Georges über die Stärke der englischen Truppen in Mesopota­mien, Palästina und Aegypten. Lloyd George hatte im Unterhause mitgeteilt, daß in Mesopota­mien nur eine, in Aegypten und Palästina nur drei englische Divisionen ständen, der Rest sei in­

dische und gemischte Truppen. Auch hier habe Lloyd George nicht die Wahrheit gesagt. General Mau­rice erklärt in dem Briese, daß er einen schweren Schritt unternehme. Aber ein großer Teil der Soldaten wisse, daß die Erklärungen der Regie­rung unrichtig seien und daß dadurch Mißtrauen gegen die Regierung unter den Truppen hervor­gerufen und auf diese Weise die glänzende Moral der Truppen, die bieher bestanden habe, erschüttert werde.

Im Unterhause richtete Asqnith die Frage an die Regierung, welche Schritte sie zu tun beabsich­tige, um es dem Hause möglich zu machen, die Er­klärungen des Generals Maurice zu untersuchen. Bonar Law erwiderte, der Brief habe zwei ver­schiedene Fragen brennend gemacht, erstens die der militärischen Disziplin, die durch ein derartiges Schreiben in Gefahr gebracht werde, und zweiten# die Frage über die Wahrhaftigkeit ministerieller Erklärungen. Die erste Frage werde aus dem ge­wöhnlichen Wege vom Heeresrat behandelt werden. Für die zweite Frage schlage er(Bonar Law) vor, zwei Richter zu ernennen, die als eine Art Ehren­rat fungieren und eine Untersuchung einleiten sollen. Bonar Law erklärte weiter, er werde die­sen Ehrenrat nicht ernennen, bevor nicht das Haus sich geäußer: habe. Asquith dagegen schlug eine parlamentarische Untersuchungskommission anstelle der beiden Richter vor.

Die Erörterung hierüber fand am Donnerstag statt. Lloyd George führte u. a. aus:

Diese Zwistigkeiten verbröckeln unsre Kraft und lähmen sie; sie bedrohen die nationale Einheit und sind eine Gejahr für das Heer. Wir stellen Rekorde auf im Gebrauch von Worten, und das in diesem Augenblick. Ich bin eben aus Frankreich zurück­gekommen, wo ich einige Generale aufgesucht habe. Sie berichteten mir, wie die Deutschen jetzt in der Stille eine Schlacht vorbereiteten, die vielleicht die größte dieses Krieges werden würde. Sie baten mich um Hilfe in bestimmten Punkten. Ich habe­denn auch eine Liste mitgebracht von Dingen, die sie nötig haben. Mein Wunsch ist. ihnen diese Hilfe bringen zu können. Ich bitte Sie im Inter­esse unsers Landes, dessen Schicksal in den kom­menden Wochen auf dem Spiele steht, machen Sie den verderblichen Redezwistigkeiten ein Ende. Asquiths Antrag wurde schließlich mit 293 gegen 106 Stimmen verworfen.

Die Stimmungsmache unserer Leinde.

WTB. Malmö 7. Mai. Sydnenska Dagbladet schreibt im Leitartikel vom:: Mai. Der Kampf um die Seelen:

Die beiden in der Telegrammburcau=Angelegen­heit veröffentlichten Aktenstücke geben eine gute Illustration zu den bewährten Methoden der Ver­bandsmächte. Was sich hinter ihrer ganzen poli­tischen Offensive verbirgt, ist offenbar: man be­greift in London und Paris außerordentlich schwer, daß Schweden nicht gleich zu Beginn des Weltkrie­ges die Sache des Verbandes zu seiner eigenen ge­macht hat. Da man eine Erklärung dafür finden mußte, ging man begreiflicherweise von seinen eignen Weltkenntnis aus und suchte die Erklärung in einer starken und erfolgreichen deutschen Werbe­arbeit. Es macht nichts aus, daß wir hier im Lande keinerlei Kenntnis von einer solchen haben; der Verband glaubt, daß eine solche hier wirkt, und das ist das Entscheidende. Möglicherweise enthüllen wir ein Geheimnis, jedoch ist es nicht ganz unbe­kannt, daß man eine unster größten Stockholme: Zeitungen zu kaufen gesucht und einen sehr hohen Preis geboten hat. Wenn es in Rumänien ging. warum sollte es nicht in Schweden gelingen?

WTB. Berlin: Die Morning Post vom 26. April meldet, daß der deutsche Besehlshaber von See­brügge in das Große Hauptquartier zur Meldung befohlen sei.Man nimmt an, daß er nicht wieder auf seinen Posten zurückkehrt. In gleichem Sinne schreibt das Echo de Paris vom 27. April, daß Admiral v. Schröder, der Chef des Marinekorp: in Flandern, ins Große Hauptquartier zerufen jei man glaube, er werde abgesetzt.

Diese Meldungen sind wieder einmal ein Bei­spiel dafür, mit welchen Mitteln die seindliche Presse arbeitet, um im neutralen Auslande und im eigenen Volke den Glauben zu erwecken, daß der englische Blockadeversuch geglückt sei. Daß die Nachricht den Stempel der Unwahrheit trägt, dürfte schon daraus hervorgehen, daß der Kaiser am 3. Mai dem Admiral v. Schröder, Kommandierendes Admiral des Marinekorps, die Schwerter zum Roten Adlerorden erster Klasse mit Eichenlaut verliehen und aus demselben Anlaß eine Reih: Offiziere und Mannschaften ausgezeichnet hat.

liebtesten Bankgeschäfte in ganz Berlin die ich weiß keinen andern Ausdruck die denkbar schwersten Verbrechen sind, die sich ein Kaufmann zuschulden lassen kommen kann, die Gott sei Dank, sonst nur die seltensten Ausnahmfälle sind: Depot­unterschlagungen betrügerischer Bankerott das Schlimmste, was in dem Sinne des§ 186 zur Verächtlichmachung oder Herabsetzung in der öffent­lichen Meinung nur erdacht werden kann. Wollen Sie, mein hochverehrter Herr Oberregie­rungsrat, doch bitte mal den umgekehrten Fall setzen: Herr Dassel hätte über Sie, einen hochangesehenen Herrn, einen hochgestellten Beamten von gleich un­tadeligem Rufe, ähnlich schwerwiegende Aeuße­rungen getan Sie hätten, mein hochverehrter Herr Oberregierungsrat, nur ganz theoretisch ge­nommen, Unterschlagungen im Amte begangen und wären daraufhin verhaftet worden, was würden Sie alsdann tun?

Unsereiner zitiert nicht vor das Schöffengericht! Ich hätte Herrn Dassel entweder völlig ignoriert oder hätte ihm meine Zeugen geschickt mit einer Pistolenforderung. Und wenn Herr Dassel sich zu einer Ehrenerklärung bereit gefunden hätte, so wäre einer Ehrenerklärung bereit gefunden hätte, so wäre für mich ein solcher Fall unbedingt erledigt.

Hochaufgerichtet stand er da, die Nüstern blähten sich, es war wieder Blut in die lange, magere Nase gekommen, ein alter Studentenschmiß trat auf der Wange sichtbar zutage.

Natürlich! Selbstverständlich! Unter akade­

misch gebicdeten Leutenl Aber Her Dassel gehört einem andern Berufskreise an. In Ihrem Falle wäre aber auch keine berufliche, keine Vermögens­schädigung erfolgt. Herr Dassel hat mir seinen Verlust mit 10.000 Mark sehr minimal angegeben. Er könnte leicht nachweisen...

Das sind Phantasien! Den Nachweis zu bringen vermag er nicht! schrie jetzt zitternd vor Aufregung der unglückliche Beamte.

Mein hochverehrter Herr Oberregierungsrat, es täte mir unendlich leid, wenn Sie sich persönlich

erregten Die Beweise sind klipp und klar zu

führen: Der Prokurist Herr Pötzsch sagt zu Proto­koll eine Kundenliste von 34 Namen habe ich

hier alle werden unter ihrem Eide aus­

sagen... Ganz privatim und selbstverständlich vertraulich: Es hat eine große Mühe und An­strengung gekostet, den aufs höchste empörten Herrn Dassel und seine Entrüstung ist doch nur zu be­greiflich überhaupt zu bewegen, dem Gedanken eines Vergleiches durch Ehrenerklärung und ange messene Buße und Entschädigung näherzu­treten! Aber, ich wiederhole: Ich bin lediglich der Vertreter des Herrn Dassel ich meinte nur privatim und mit größtem und persönlichem Be­dauern gegen Sie, mein hochverehrter Herr Ober­regierunggrat es würde auch Ihnen, in Rück­sicht auf Ihre beiderseitige soziale Stellung Jedoch ganz, wie Sie wünschen. Wenn Sie die ge richtliche Entscheidung vorziehen..

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